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Erwachet! 1981
g81 8. 2. S. 20-23

Ein kleiner „Flüchtling“ entkommt unerwünschter Therapie

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kanada

ALS bei der zweijährigen Amy das Fieber nicht nachließ, beschlossen ihre besorgten Eltern, sie vom Hausarzt untersuchen zu lassen. Was auf diese Weise als eine Routineuntersuchung begann, artete schließlich in eine seltsame Episode aus, in deren Verlauf die kleine Amy zum Flüchtling und zum Objekt einer verzweifelten internationalen Suchaktion wurde.

Ihr Fieber wurde augenscheinlich durch Sphärozytose (Kugelzellenanämie) hervorgerufen — eine anormale Erscheinung des Blutes, die je nach Schweregrad das Wachstum oder die Körperfunktionen behindern kann.

Amy erholte sich bereits wieder von ihrem Fieber, als ihre Eltern, Robert und Sherry Bryant, den Termin am 25. Januar 1980 wahrnahmen. Ihr Hausarzt in Owen Sound (Ontario, Kanada) zog einen Kinderarzt zu Rate.

Das war jedoch nicht das erste Mal, daß Amy von diesem Kinderarzt behandelt wurde. Als sie erst drei Tage alt war, hatte er durchgesetzt, daß bei Amy ein Blutaustausch vorgenommen wurde. Er hatte sich eine gerichtliche Verfügung im Rahmen des Child Welfare Act von Ontario besorgt, um die Gelbsucht der Neugeborenen mit Bluttransfusionen zu behandeln, obwohl es für die Krankheit, die sie hatte, auch andere Therapien gibt.

Ihre Eltern, die Zeugen Jehovas sind, waren damit nicht einverstanden gewesen, da Bluttransfusionen eine Verletzung des Gebotes Gottes sind, sich des Blutes zu enthalten (Apg. 15:20). Der Kinderarzt hatte sich über den Einspruch der Eltern hinweggesetzt.

Robert und Sherry Bryant wollten nicht, daß ihrer Tochter noch einmal eine zwangsweise Transfusion verabreicht wurde.

Doch sofort begann dieser Kinderarzt, wieder von einer Transfusion zu sprechen, und sagte, daß er, falls sich ihr Zustand nicht bessern sollte, bald eine gerichtliche Verfügung erwirken würde, um sein Ziel zu erreichen. Amys Vater konnte bewirken, daß der Arzt noch etwas wartete, damit sie sich in der Kinderklinik in Toronto um eine andere Therapie bemühen könnten. Der Arzt erwiderte, daß er die Klinik in Toronto benachrichtigen würde. Doch ließ er die Eltern wissen, daß auch dort eine Bluttransfusion angeordnet werden könnte.

Amys Zustand besserte sich weiterhin. Ihre Eltern kamen überein, daß die Fahrt zur Klinik in Toronto gar nicht notwendig sei — eine Entscheidung, die sie als Eltern, die die Verantwortung trugen, mit gutem Recht trafen.

Als der Kinderarzt jedoch erfuhr, daß Amy in der Klinik in Toronto nicht erschienen war, bewog er die Children’s Aid Society von Ontario, das kleine Mädchen den Eltern wegzunehmen und eine gerichtliche Verfügung für eine zwangsweise Bluttransfusion zu erwirken.

Flucht vor unerwünschter Therapie

Die Eltern begaben sich in Ausübung ihrer elterlichen Rechte mit Amy auf die Flucht, so daß keine unerwünschte Therapie erzwungen werden konnte. Allerdings war ihnen jetzt aufgrund des anmaßenden Eingreifens des Arztes das Recht versagt, sich auf normalem Wege nach einer anderen Behandlungsmöglichkeit umzusehen. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit zeigen würden, würde man Amy ihrer Obhut entreißen und eine Bluttransfusion erzwingen.

Ohne die Eltern vorher anzuhören, wurde der Polizei und der Children’s Aid Society Vollmacht für Amys Ergreifung erteilt. Am 30. Januar verkündeten Schlagzeilen: „Verschollene Zweijährige braucht Bluttransfusion — könnte sonst sterben“. In den Artikeln war die unheilkündende Voraussage des Kinderarztes zu lesen, Amy könnte innerhalb von drei bis fünf Tagen sterben, wenn sie keine Bluttransfusion erhalte.

Die Vollmacht für Amys Ergreifung wurde in ganz Kanada und in gewissen Bereichen der USA bekanntgemacht. In den Zeitungen hieß es, die Polizei des Staates New York habe sich in die „verzweifelte Suche nach dem versteckten Mädchen“ eingeschaltet.

Während die Polizei, die Beamten der Children’s Aid Society und die Reporter mit ihrer intensiven Suchaktion beschäftigt waren, erfuhr Amys Familienleben eine drastische Veränderung. Ihr Vater verließ, um Amy zu beschützen, seinen Arbeitsplatz, ohne die Zusicherung zu haben, daß nach Beendigung des ganzen Dramas die Stelle für ihn noch frei sein würde. Amy und ihre Eltern mußten ihr Zuhause verlassen und jeden Kontakt mit ihren Verwandten und engsten Freunden meiden. Während der ganzen Zeit sorgten ihre Eltern für ärztlichen Beistand und gaben Amy die nötige Liebe und Ruhe und eine gesunde Kost.

Amy dachte zeitweise, sie sei im Urlaub. Doch für ihre Eltern war es kein Urlaub.

Unehrliche Verfahrensweise?

Nach 10 Tagen berichtete die Polizei, Hausdurchsuchungen bei den Freunden der Bryants hätten keine Spuren ergeben. Die Reporter verfolgten das Geschehen wie Bluthunde die Spur eines Verbrechers.

Doch dann nahm das Geschehen eine unerwartete Wende. Ein paar Tage nach der Erteilung der Vollmacht räumten die Ärzte und Beamten, die auf Amys Ergreifung drangen, ein, daß es „eine alternative Therapie gibt“ — etwas, was sie nicht geoffenbart hatten, bevor die Familie floh, um das Kind vor der Zwangsmaßnahme zu schützen.

Nun kamen die Widersprüche. Könnte Amy möglicherweise ohne Bluttransfusion leben?

Am 5. Februar zitierte der Toronto Star Dr. Peter McClure, den Chefhämatologen der Kinderklinik, der sagte, er hoffe, Amy würde sich ohne Bluttransfusion „von selbst erholen“. Am 6. Februar behauptete die gleiche Zeitung, Dr. McClure habe gesagt, die meisten Patienten mit Sphärozytose könnten sich ohne Bluttransfusion von selbst erholen.

Waren in Amys Fall gewisse Ärzte und Beamte etwa nicht ehrlich gewesen?

Nun widersprachen die Ärzte einander öffentlich in der Presse. Sicher war es an der Zeit, die Jagd einzustellen, damit sich Amys Eltern nach einer alternativen Therapie umsehen konnten, sofern Amy eine ärztliche Behandlung überhaupt noch benötigte.

Der Rechtsanwalt der Familie versicherte jedem, Amy gehe es „sehr gut“ und es sei eine „ausgezeichnete Besserung“ sichtbar. Aber nichts dergleichen konnte die Beamten von der Children’s Aid Society zufriedenstellen, die sich weigerten, ihre Jagd einzustellen.

Doch jetzt waren Amys Eltern des Versteckspiels und der unnötigen Belästigungen überdrüssig. Deshalb gab ihr Rechtsanwalt am 8. Februar Fotos frei, die eine strahlende, gesunde Amy zeigten, die gut in Winterkleidung verpackt war und lächelte.

Diesmal lautete die Schlagzeile im Toronto Star: „Anwalt sagt, daß es Amy sehr gut geht“.

Die Beamten gaben ihre Jagd immer noch nicht auf. Sie hatten die Vollmacht für Amys Ergreifung. Ihre Eltern wußten daher, daß sie ihr Versteck nicht einmal verlassen durften, um Amys guten Gesundheitszustand von einem Arzt öffentlich bestätigen zu lassen, da Amy sonst Gefahr lief, von der Polizei oder der Children’s Aid Society gefaßt zu werden.

Am 12. Februar ließen Amys Eltern Reporter und Fotografen von zwei Torontoer Zeitungen in ein Haus kommen, in das sie Amy „kurz aus ihrem Versteck brachten, um zu beweisen, daß es ihr gutgeht“.

Die Schlagzeilen verkündeten im ganzen Land: „Amy aus ihrem Versteck, um zu beweisen, daß sie ohne Bluttransfusion leben kann“. In mehreren Zeitungen erschien Amys Bild — ein hübsches kleines Mädchen mit einem kecken Gesichtsausdruck. Sie und ihre Geschichte erschienen oft auf den Titelseiten.

Im Toronto Star hieß es, Amy sei in der Wohnung „herumgetapst“, während ihre Eltern einen Reporter und einen Fotografen zu Besuch hatten, die ihre prächtige Verfassung bewundern konnten. Ihre Körpertemperatur, ihr Aussehen und ihre Vitalität waren wieder normal.

„An dem Tag, an dem sie sterben sollte (vor etwa zwei Wochen), war sie gesünder als all die Wochen zuvor“, sagte ihr Vater.

Der Toronto Star berichtete am nächsten Tag: „Die kleine Amy Bryant ist immer noch ein Flüchtling.“ Da Amy nun schon die dritte Woche im Versteck war, befand sich die Children’s Aid Society in der peinlichen Lage, hartnäckig an einer Vollmacht festzuhalten, die auf der falschen Behauptung beruhte, daß Amy ohne Bluttransfusion sterben würde.

Die „Jagd nach dem versteckten Kind“ wurde zu einer Hexenjagd. Es verhielt sich so, wie der Rechtsanwalt in der Presse erklärte: „Das ist eine religiöse Verfolgung unter dem Vorwand der Sorge um das Kind. [Die Beamten] ... taten das [die Vollmacht zu erteilen] nur, weil sie [die Eltern] Zeugen Jehovas sind.“

Schließlich waren die Polizei und die Beamten der Children’s Aid Society dann doch zum Waffenstillstand bereit. Weiterhin unter großem Aufwand nach einem Kind zu suchen, das in der Öffentlichkeit als gesund galt, ließ die Suchenden etwas lächerlich erscheinen.

Ein Kinderarzt in Toronto untersuchte Amy und gab an, er könne „keine anormalen Erscheinungen“ feststellen. „Sie befindet sich in keiner Gefahr und in keiner Krise.“ Der ärztliche Befund wurde veröffentlicht und die Vollmacht für Amys Ergreifung wurde zurückgezogen.

In ganz Kanada erschienen Schlagzeilen wie: „Die kleine Amy kommt aus der Kälte heraus“. „Amy ,in keiner Gefahr‘ — Suche beendet“.

Man schrieb den 14. Februar. Nach fast drei Wochen kam Amy wieder nach Hause. Während die Bryants zu ihrem geregelten Leben zurückkehrten, wurde von seiten der Nachrichtenmedien und von anderer Seite das schreckliche Unrecht diskutiert, das ein verantwortungsbewußtes, liebevolles Elternpaar und sein unschuldiges kleines Töchterchen ertragen mußten.

Warum geschah es?

Am 25. Februar erhielten die Nachrichtenmedien in Kanada eine Presseerklärung und ein Bild von einer Amy mit leuchtenden Augen, die ihre glücklichen Eltern umarmt. Der Kitchener-Waterloo Record gab dem Bericht die Schlagzeile: „Ärzte ziehen Transfusion in Frage, nachdem Kind überlebte“.

Der Bericht beruhte auf einem Artikel, der einen Tag zuvor im Toronto Star erschienen war. Er hatte die Schlagzeile: „Operationen ohne Blut: ein Trend gegen Transfusionen“. In dem Artikel des Toronto Star wurde die Frage aufgeworfen: „Riskieren Zeugen Jehovas durch ihre Ablehnung von Bluttransfusionen wirklich ihr Leben und das ihrer Kinder? Es gibt immer mehr Beweise dafür, daß sie kein solch großes Risiko eingehen, wie die Allgemeinheit und die Ärzte es annehmen.“ Um diesen Punkt zu beweisen, wurden dann Ärzte aus Toronto, New York, Chicago, Michigan und Kalifornien zitiert.

Der Bericht bestätigte das, was Amys Vater schon immer gesagt hatte: „Was uns betrifft, ist Blut eine schlechte Medizin. ... Es entspricht nicht dem Rat des Schöpfers, und auch viele Ärzte ziehen seine Verwendung in Frage.“

Wenn die Ärzte, die Children’s Aid Society und das Ontario Child Welfare Act — wie gut die Absichten auch gewesen sein mögen — den sachlich begründeten Standpunkt der Bryants von Anfang an respektiert hätten, wäre die bedauerliche dreiwöchige Jagd gar nicht in Gang gekommen. Statt dessen setzten sich Ärzte und Beamte rücksichtslos über die elterliche Autorität hinweg und beriefen sich auf ein Provinzgesetz, das die Rechte von Eltern beschneidet, die mit einer populären medizinischen Auffassung nicht einverstanden sind. Da die Ärzte mit einem Arzt — ein bezahlter ärztlicher Berater — nicht einverstanden waren, wurde ihre Tochter von einem Richter, der ohne ihre Anhörung eine Vollmacht erteilte, für „schutzbedürftig“ erklärt.

Glücklicherweise überstand Amy alles unbeschadet, wodurch bewiesen wird, daß medizinische Ansichten — wie aufrichtig sie auch vertreten werden mögen — nicht einem panischen Vorgehen zugrunde gelegt werden sollten, durch das man die elterliche Autorität über ein zweijähriges Mädchen an sich reißen will.

Amys Rechtsanwalt erhob den Vorwurf: „Wenn Ärzte das Gesetz vertreten und Richter die Medizin vertreten, kann nichts Gutes dabei herauskommen.“ Die ganze unglückliche Episode hätte vermieden werden können, wenn die Beteiligten den ausgeglichenen Rat von Dr. A. D. Kelly, dem verstorbenen Sekretär der kanadischen Ärztevereinigung, beachtet hätten:

„Patienten und Eltern haben durchaus das Recht, eine vorgeschlagene Therapie anzunehmen oder abzulehnen. Kein Arzt kann mit Sicherheit sagen, jemand werde sterben, wenn er nicht eine Bluttransfusion erhalte, oder er werde weiterleben, wenn er eine erhalte. ... Dieser Grundsatz ist nicht unbedeutend für die Freiheit der Bürger. Das gleiche trifft auch auf irgendeine andere medizinische Therapie zu, und die Leute — ob nun im Recht oder im Unrecht — haben das Recht, selbst zu entscheiden.“

Sie haben das „Recht, selbst zu entscheiden“. Wie wahr das doch ist, vor allem wenn die elterliche Ausübung dieses Rechts auf Gottes vollkommenem Gesetz beruht (Apg. 15:28, 29; Ps. 19:7, 9).

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