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  • Dilemma für manche Ärzte
    Erwachet! 1971 | 8. Juli
    • Dilemma für manche Ärzte

      DER Entscheid, den der Oberste Gerichtshof des Staates Illinois (USA) Ende des Jahres 1970 fällte, war für die Krankenhausverwaltungen und die Ärzteschaft ein Schlag. Ihre Bestürzung fand in den Ärztekreisen des ganzen Landes ein starkes Echo.

      Wie lautete das Urteil, das eine solche Bestürzung hervorrief? Der Oberste Gerichtshof des Staates Illinois hatte entschieden, daß die Krankenhäuser verpflichtet sind, Schadenersatz zu leisten, wenn einem Patienten durch Bluttransfusionen eine Hepatitis übertragen wird.

      Viele Ärzte waren durch dieses Urteil schockiert. Aber eigentlich hätten sie damit rechnen müssen. Warum? Weil sich im Laufe der Jahre ein Berg von Beweismaterial angehäuft hat, aus dem hervorgeht, daß Bluttransfusionen schädliche Folgen haben und sogar zum Tod führen können.

      Die Ärzte, die mit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Medizin vertraut sind, wissen, daß dem so ist. Winfield Miller, Mitherausgeber der Fachschrift Medical Economics, schrieb: „Es gibt kein biologisches Erzeugnis, das in der ärztlichen Praxis verwendet wird und das so viele Möglichkeiten für verhängnisvolle Irrtümer bietet wie das Blut. Manch ein Arzt hat zu seinem Leidwesen die Erfahrung gemacht, daß jede Blutkonserve in der Blutbank so gefährlich ist wie eine Flasche voll Nitroglyzerin.“

      In ärztlichen Fachschriften wird zugegeben, daß allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr etwa 3 000 Personen an den Folgen einer Hepatitis sterben, die ihnen bei einer Bluttransfusion übertragen wurde. Ferner beträgt die Zahl der Patienten, die zufolge von Transfusionen an einer schweren Hepatitis erkranken, jährlich etwa 30 000, während die Zahl der leichteren Hepatitisfälle diese um ein Mehrfaches übersteigt. Außerdem führen andere Transfusionskomplikationen bei manchen Patienten zum Tod oder ziehen eine Krankheit nach sich.

      Wegen solcher Komplikationen sind in den vergangenen Jahren viele Prozesse gegen Ärzte und Krankenhäuser angestrengt worden. Dr. Lester Unger, ein in Amerika weit und breit bekannter Hämatologe, sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, daß je so viele Prozesse wegen Bluttransfusionen angestrengt worden sind wie jetzt.“

      Ein höchst bedeutsamer Prozeß wurde vor dem Obersten Gerichtshof des Staates Illinois geführt. Er war von einer gewissen Mrs. Frances Cunningham angestrengt worden. Sie war 1960 im MacNeal-Memorial-Krankenhaus in Berwyn (Illinois) wegen Anämie behandelt worden. Eines der Mittel, die damals angewandt wurden, waren Blutübertragungen. Aber da das Blut infiziert war, erkrankte sie an einer schweren Serumhepatitis. Sie verklagte das Krankenhaus und forderte 50 000 Dollar Schadenersatz.

      Das erstinstanzliche Gericht wies die Klage ab. Aber Mrs. Cunningham legte Berufung ein. Ihre Anwälte wiesen darauf hin, daß in anderen Fällen Personen für schuldig befunden wurden, weil sie Waren verkauft hatten, die gesundheitsschädigend gewesen waren. Die Anwälte argumentierten, Blut sei ein Erzeugnis und die Krankenhäuser sollten zur Verantwortung gezogen werden, wenn es nicht einwandfrei sei.

      Der Oberste Gerichtshof des Staates Illinois teilte diese Ansicht. Er entschied, daß der Verkäufer eines Erzeugnisses „für den Schaden verantwortlich gemacht werden sollte, der durch ein solches Erzeugnis entsteht, so daß nicht der Verbraucher, der völlig schuldlos ist, den Schaden zu tragen hat“. Der Amerikanische Anwaltsverein war gleicher Meinung wie das Gericht. Die Anwälte erklärten, die Kirchen, Schulen, Heime des CVJM und die Waisenhäuser würden nicht als immun gelten, daher sollten auch die Krankenhäuser nicht als immun gelten, das heißt vor behördlicher Verfolgung geschützt sein.

      Richter John Culbertson vom Obersten Gerichtshof wies das Argument des Verteidigers zurück, nach dem Blut eine „Dienstleistung“ und kein „Produkt“ sei und daß die Krankenhäuser vor behördlicher Verfolgung geschützt sein sollten. Er entschied, daß Blut ein Erzeugnis sei wie ein anderer Artikel, der „in unverändertem Zustand an die Verbraucher abgegeben wird“. Er wies darauf hin, daß jemand, der giftige Pilze verkauft, nach dem Gesetz des Staates Illinois für den Schaden haftbar gemacht werden kann, der dadurch entsteht, obschon die Pilze weder „gekocht noch in Dosen oder in Schachteln verpackt, noch anderswie behandelt“ wurden.

      Die Ärzte befürchten nun, daß man wegen dieses Gerichtsentscheides unzählige Prozesse gegen sie anstrengen wird. Aber schuld daran sind sie selbst. Seit Jahren propagieren sie die Transfusionsbehandlung und beharren darauf, daß Blutübertragungen absolut erforderlich seien, obschon der Beweis erbracht ist, daß es auch ohne geht. Viele Blutersatzmittel haben sich gut bewährt.

      Das Herzspezialistenteam vom Texas-Heart-Institut in Houston, zu dem auch Dr. Denton Cooley gehört, schrieb in der Fachschrift Journal of the American Medical Association, Ausgabe vom 10. August 1970: „Wir sind bestrebt, Bluttransfusionen bei allen Operationen möglichst zu vermeiden. ... Wir haben festgestellt, daß es bei der Gefäßchirurgie auch ohne Blut geht, ja daß Bluttransfusionen sogar gewisse Nachteile haben wie die Gefahr der Hepatitisüber­tragung. ... Patienten, die Blutübertragungen ablehnen, können sich meist ohne Risiko einer schweren Operation unterziehen. Den Eingriff ohne Blut vorzunehmen wirkt sich sogar günstig auf ihre Genesung aus.“

      Solche Erfahrungen zeigen, daß die Ärzte, wenn sie einen Patienten vor sich haben, der eine Bluttransfusion ablehnt, den Wunsch des Patienten respektieren sollten, auch wenn sie der Meinung sind, eine Transfusion wäre erforderlich. Und die amerikanischen Gerichte haben im großen und ganzen ebenfalls entschieden, daß ein Patient das Recht hat, eine Behandlungsmethode abzulehnen, die ihm nicht zusagt.

      Die Ärzte erfüllen eine wichtige Aufgabe. Es ist anerkennenswert, daß sie zum Wohle der Kranken so viel leisten. Aber wenn ein Arzt die Wünsche seines Patienten mißachtet, ist er ihm keine Hilfe mehr. Ein solcher Arzt sollte sich fragen, was ihm wichtiger ist: sein Patient oder sein Beruf und sein Name?

      Es ist sogar vorgekommen, daß Ärzte nicht bereit waren, Patienten zu behandeln, die aus Gewissensgründen die mit großen Gefahren verbundene Bluttransfusion abgelehnt haben. In einigen Fällen haben solche Patienten kostbare Zeit verloren, weil sie ein anderes Krankenhaus suchen mußten, dessen Ärzte ihren Willen respektierten. Außerdem hat es Ärzte gegeben, die sich bemüht haben, eine gerichtliche Verfügung zu erhalten — und in einigen Fällen auch bekommen haben —, um Erwachsenen gegen ihren Willen oder Säuglingen gegen den Willen ihrer Eltern Blut zu übertragen in dem Bestreben, „Leben zu retten“. Aber solche Ärzte finden nichts dabei, wenn Leben getötet wird, indem Schwangerschaftsunterbrechungen aus jeglichen Gründen ausgeführt werden, sei es, daß sie es selbst tun, sei es, daß sie solche Eingriffe befürworten. Eine solche Handlungsweise ist, gelinde gesagt, inkonsequent.

      Warum handeln einige Ärzte so? Dr. Ervin Nichols von Palo Alto gestand: „Unsere Reaktion hängt zum Teil mit unserem Ego zusammen; wir reagieren so, weil ... der Patient das, was wir ihm verordnen, nicht annimmt.“ So denkt auch Dr. John Morton von Los Angeles. Er schrieb: „Leider veranlaßt unser Ego uns oft, zu denken, der Patient, der unsere Empfehlungen nicht annimmt, könne sich ja anderswo behandeln lassen.“

      Ärzte, die nicht zugeben wollen, daß Bluttransfusionen mit Gefahren verbunden sind, befinden sich jetzt in einem schweren Dilemma. Sie müssen mit teuren Prozessen rechnen.

      Ein ehrlicher Arzt, dem das Wohl des Patienten wirklich am Herzen liegt, weiß, daß er nicht der Herr des Patienten ist, sondern daß er in seinem Dienst steht. Ein solcher Arzt weiß, daß er Behandlungsmethoden empfehlen kann, aber daß auch der Patient das Recht hat, sie anzunehmen oder abzulehnen. Und wenn eine Behandlungsmethode aus triftigen Gründen abgelehnt wird, schlägt ein solcher Arzt die beste andere Möglichkeit vor, die er kennt. Er hilft dem Patienten, so gut er kann. Für die Dienste eines solchen Arztes, der auf die Einstellung seines Patienten Rücksicht nimmt, können Kranke wirklich dankbar sein.

  • Das Tier, das „verkehrt herum“ lebt
    Erwachet! 1971 | 8. Juli
    • Das Tier, das „verkehrt herum“ lebt

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Bolivien

      DAS Tier, das „verkehrt herum“ lebt, ist in Lateinamerika zu Hause: die spanisch sprechenden Einwohner nennen es „Perezoso“. Wer die Stadt Santa Cruz in Bolivien besucht, mag ihm auf dem Hauptplatz im Stadtzentrum begegnen. Es mag sich dem Besucher ganz langsam nähern, indem es sich durch Bewegungen dahinschleppt, die den Trockenübungen angehender Schwimmer gleichen. Man braucht jedoch nicht zu erschrecken, denn das Faultier, das Tier, das „verkehrt herum“ lebt, ist ganz und gar ein Gentleman.

      Langsame Bewegungen sind das auffallendste Merkmal dieses Tieres. Es ist daher auch zum Sinnbild großer Trägheit geworden, und in der Umgangssprache wird ein fauler Mensch als „Faultier“ bezeichnet. Wenn man dieses Tier beobachtet, hat man das Gefühl, einen Film zu sehen, der mit einem Zeitdehner (Zeitlupe) aufgenommen worden ist.

      Das Faultier verbringt fast sein ganzes Leben hoch oben in den Bäumen. Für dieses Leben ist es vorzüglich ausgestattet!

      Jedes der vier Gliedmaßen ist mit drei kräftigen Krallen, auch Haken- oder Sichelkrallen genannt, bewehrt, mit denen sich das Faultier an den Baumästen festhalten kann. Es hängt mit dem Rücken nach unten, und in dieser hängenden Körperhaltung hangelt es sich langsam in tarzanähnlicher Weise von Ast zu Ast.

      Die Faultiere verbringen fast das ganze Leben „verkehrt herum“. Sie schlafen sogar mit dem Rücken nach unten hängend und sich mit den Sichelkrallen am Zweig festhaltend. In dieser abwärtshängenden Körperhaltung paaren sie sich und bringen die Jungen zur Welt. Sogar wenn das Faultier tot ist, bleibt es noch eine Zeitlang mit seinen Sichelkrallen an seinem Ast hängen!

      Vielleicht denkst du, das Faultier sei seinen Verfolgern schutzlos ausgeliefert, weil es so langsam ist. Aber dem ist nicht so; als Verteidigungswaffe dienen ihm die Krallen, obschon es diese Waffe nur anwendet, wenn es gereizt wird. Es kann, an einem Bein hängend, sich um fast 360 Grad drehen. Das ermöglicht es ihm, sich gegen Feinde zu verteidigen, indem es mit beiden Armen zuschlägt. Aber im allgemeinen ist es ein sanftes Tier. Ein guter Schutz vor eventuellen Feinden ist sein Äußeres.

      Recht sympathisch ist vor allem sein Gesichtsausdruck: Er erinnert an einen Mongoliden, der breit lächelt. Wenn das Faultier sich von Ast zu Ast hangelt, dreht es ständig den Kopf wie eine Tür in der Angel, wobei es die zu ihm aufblickenden Beobachter freundlich über die Schulter anlächelt. Mit diesem naiven „Mir-tut-doch-niemand-etwas-zuleide“-Ausdruck dürfte es jedem, der ihm nachstellt, den Schneid abkaufen.

      Aber das Faultier ist auch gut getarnt, und das ist für dieses langsame Tier ein großer Schutz. Sein Körper ist mit zottigen grauen Haaren bedeckt, die aussehen wie Borsten, doch wenn man sie berührt, merkt man, daß sie ganz weich sind. Stellenweise ist es auch heller grau, und auf dem Rücken hat es einen schwarzen Streifen, auch über das Gesicht ziehen sich von den Augen aus kleine schwarze Streifen. Sein Fell ist auf den grauen Baumstämmen und Zweigen fast unsichtbar. Und da das Faultier sich langsam bewegt, fällt es kaum auf.

      So erzählte ein Beobachter:

      „Ich stand unter einem völlig entlaubten Baum. Ich schaute mehrere Minuten zu der Krone auf, um ein Faultier ausfindig zu machen. Ich wollte schon wieder weggehen, als ich plötzlich eines sah. Dann bemerkte ich ein weiteres und dann noch eines. Schließlich zählte ich fünf Faultiere ... Es war ein kalter Tag, die Tiere hatten sich deshalb zu einer Kugel zusammengerollt, hingen an einem Arm am Baumast und schliefen fest. Ich hatte sie für Auswüchse am Baum gehalten.“

      Es ist interessant, zu sehen, wie das Faultierweibchen sein Junges hoch oben in den Baumkronen spazierenführt. Es trägt das Junge huckepack, aber „verkehrt herum“, denn das Junge sitzt der Mutter auf dem Bauch und klammert sich am Fell fest, während sie sich mit den kräftigen Armen von Ast zu Ast hangelt. Der Kleine hat keine Angst, sondern genießt den Spaziergang. Das kann man daran sehen, wie er unter den Armen der Mutter hervorschaut und auf die sich amüsierenden Beobachter, die zu ihm aufschauen, herablächelt.

      In Santa Cruz führen viele Eltern ihre Kinder zum Hauptplatz, um das Tier zu sehen, das „verkehrt herum“ lebt. Jung und alt bereitet es Vergnügen, diese faszinierende Schöpfung Gottes zu beobachten.

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