Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w77 1. 7. S. 400-403
  • Die Errichtung eines Stützpunktes der Wahrheit auf Okinawa

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Die Errichtung eines Stützpunktes der Wahrheit auf Okinawa
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1977
  • Zwischentitel
  • DIE GUTE BOTSCHAFT BREITET SICH AUS
  • UNTER EINEM GASTFREUNDLICHEN VOLK
  • AHNENVEREHRUNG UND „YUTA“
  • EINE GROSSE ERNTE EINGEBRACHT
Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1977
w77 1. 7. S. 400-403

Die Errichtung eines Stützpunktes der Wahrheit auf Okinawa

OKINAWA — der Name ruft Erinnerungen an eine der blutigsten Schlachten des Krieges im Pazifik wach. Der erbitterte Kampf, der am 1. April 1945 begann, endete am 22. Juni mit dem Selbstmord der Generäle und überlebender Soldaten der japanischen kaiserlichen Armee. Auf amerikanischer und japanischer Seite starben insgesamt mehr als 70 000 Soldaten, und die Gesamtverluste bei der Zivilbevölkerung erreichten die erschreckende Zahl von 132 894 Personen. Als die Überlebenden auf der Insel aus ihren Unterschlüpfen und Verstecken in den Familiengräbern hervorkrochen, stellten sie fest, daß praktisch alles dem Erdboden gleichgemacht worden war. Sie schienen ohne jede Hoffnung in der Welt zu sein. Doch bald lernten einige von ihnen eine wunderbare Aussicht für die Zukunft kennen.

Unter den Überlebenden befand sich Yoshiko Higa, die während des Krieges Witwe geworden war, mit ihrem kleinen Sohn. Ihr „Luftschutzkeller“ war ein riesiges Familiengrab aus Zement gewesen, das in Form eines Schildkrötenpanzers gebaut war und darstellen sollte, in welcher Stellung eine Frau ein Kind gebiert; diese Bauform hängt mit der orientalischen Vorstellung zusammen, daß beim Tode alles „zum Ursprung zurückkehrt“. Während der langen Stunden, die sie bei den Gebeinen und der Asche ihrer Vorfahren zubrachte, überzeugte sich Yoshiko, daß die Toten nicht mehr sind, als was man von ihnen sieht — nichtexistent, lebloser Staub. Später kam sie mit einigen Zeugen Jehovas in Berührung, Filipinos, die nach Okinawa gekommen waren, um hier zu arbeiten. Zu ihrem Erstaunen zeigten diese Zeugen ihr in der Bibel genau das, was sie in dem Grab beobachtet hatte: daß die Toten ohne Bewußtsein sind und nicht existieren. Und sie zeigten ihr auch aus der Bibel, daß Gott durch seinen Sohn Jesus Christus eine wunderbare Vorkehrung getroffen hat, die Toten unter seiner Königreichsherrschaft wieder ins Leben zurückzurufen (Joh. 5:28, 29; 1. Kor. 15:22-24).

Aber Yoshiko verstand nur Japanisch, für die Filipinos eine Fremdsprache. Wie konnten sie denn mit ihr die Bibel studieren? Anhand ihrer englischen Bibeln konnten sie in der japanischen Bibel die Bibelbücher, Kapitel und Verse aufschlagen. Ihre Studienmethode bestand also darin, daß sie Yoshiko eine Reihe zu einem bestimmten Thema gehörende Bibeltexte aufschlagen ließen — ob es sich dabei um den Zustand der Toten, um den Namen und die Eigenschaften Gottes, die Gegenwart Christi, das Königreich oder ein anderes Thema handelte. Yoshiko merkte bald, daß ‘das Wort Gottes lebendig ist und Macht ausübt und schärfer als jedes zweischneidige Schwert ist’ (Hebr. 4:12). Sie fing an, anderen die kostbare biblische Botschaft zu verkündigen, die sie kennenlernte.

DIE GUTE BOTSCHAFT BREITET SICH AUS

Unter den ersten, die Yoshiko in ihrer eifrigen Zeugnistätigkeit Gehör schenkten, waren Mitglieder der protestantischen Kirche von Shuri, der alten Hauptstadt Okinawas. Zu ihnen gehörte eine ältere Dame namens Matsu Ikehara, die auch andere ältere Kirchgänger von der reinen biblischen Lehre überzeugte. Mit noch weiteren traten diese bald aus der Kirche aus und wurden tätige Zeugen, die dem Beispiel Jesu Christi folgten und die gute Botschaft von Tür zu Tür verkündigten. Vom Jahre 1953 an besuchten der Zweigaufseher und andere Vertreter des japanischen Zweiges der Watch Tower Society die Insel Okinawa regelmäßig. Im Jahre 1955 fand in Naha, der Hauptstadt, der erste Kreiskongreß statt, der von weniger als zwanzig Personen besucht wurde, die sich in einem Hotelzimmer auf tatami-Matten niederließen. Alle Anwesenden waren für das gesamte Programm, das von zwei Besuchern aus Japan bestritten wurde, sehr dankbar, und die meisten von ihnen nahmen sofort den Vollzeitpionierdienst der Zeugen Jehovas auf. Es war ein unscheinbarer Anfang. Doch zwanzig Jahre später, im Jahre 1975, wurden auf einem Bezirkskongreß der Zeugen Jehovas auf Okinawa mehr als 1 400 Personen gezählt.

Zu jenen ersten Vollzeitdienern gehörte Matsue Tanaka, die die Königreichsbotschaft in Shuri treu als Pionier verkündigte, bis sie einige Jahre später starb. Ihr Mann schenkte der Botschaft erst Aufmerksamkeit, als er der biblischen Ansprache anläßlich der Beerdigung seiner Frau beigewohnt hatte, obwohl im Hause Tanaka oft die Zusammenkünfte der Gruppe Shuri stattgefunden hatten. Tief beeindruckt von dem, was er an jenem Tage hörte, nahm er die Bibel, in der seine Frau bereits viele Verse unterstrichen hatte, zur Hand und fing selbst an, sie zu studieren. Heute steht er als Dreiundsiebzigjähriger bereits vierzehn Jahre im Pionierdienst und ist ein Ältester, der das Vertrauen der Christenversammlung genießt.

Ein weiterer jener ersten „Pioniere“ in Shuri war Mitsuko Tomoyori, ebenfalls eine Witwe. Während sie ihre Tochter Masako aufzog, wurde sie „Sonderpionier“, und im Laufe von neunzehn Jahren hat sie in diesem Dienst zwanzig Personen zur Hingabe und Taufe verholfen. Heute begleitet ihre Tochter sie in diesem Dienst. Der Sohn von Yoshiko Higa nahm, nachdem er herangewachsen war, auch den Pionierdienst auf, und heute ist er einer der zwei reisenden Aufseher, die die einundzwanzig Versammlungen der Zeugen Jehovas besuchen, die über die sechs Riukiuinseln verstreut sind, davon sechzehn allein auf Okinawa.

UNTER EINEM GASTFREUNDLICHEN VOLK

Was heißt es, auf diesen Inseln zu leben und zu dienen? Zwischen 24 und 29 Grad nördlicher Breite gelegen, haben diese subtropischen Inseln einen erfreulich milden Winter. Der Sommer ist allerdings lang, heiß und schwül, und viele weibliche Zeugen tragen einen Hut oder haben einen Sonnenschirm bei sich. Dennoch können sie sich durch die Sonnenstrahlen, die von dem mit Korallenstaub bedeckten Boden reflektiert werden, im Gesicht einen Sonnenbrand zuziehen.

Während der Monate Mai bis November toben in diesem Gebiet Taifune oder streifen es zumindest. Die Fenster der Holzhäuser sind deshalb mit Brettern verschlagen, damit sie dem Sturm und dem salzigen Regen besser standhalten. Im Jahre 1964 zog ein Taifun die Vorbereitungsarbeiten für einen Kreiskongreß der Zeugen Jehovas in Mitleidenschaft. In den Geschäften gab es keine anderen Lebensmittel als — Kürbisse. Da es auf diesem Kongreß in der Cafeteria ständig dasselbe Essen gab, nannten einige Zeugen ihn scherzhaft den „Kürbiskongreß“.

Die Bewohner Okinawas und der Schwesterninseln sind freundliche, unbekümmerte und gastfreundliche Menschen. Wenn ein Zeuge von Haus zu Haus geht, breiten Wohnungsinhaber oft eine Strohmatte aus, auf der sich der Besucher niederlassen kann, und hören dann zu, ohne ihn zu unterbrechen, bis er sein biblisches Zeugnis gegeben hat. Es sind stille Menschen, und sie nehmen gern Literatur und Zeitschriften entgegen, die von Gottes Königreich handeln. Man spricht zwar überall Japanisch, doch viele der älteren Leute sprechen lieber die verschiedenen Inseldialekte. Im Jahre 1972 wurde Okinawa wieder Japan eingegliedert und ist nun die südlichste Provinz des Landes.

AHNENVEREHRUNG UND „YUTA“

Seit Jahrhunderten pflegen diese Inselbewohner die Ahnenverehrung, aber ihre Religion unterscheidet sich vom Buddhismus Japans. Man sieht wenig Tempel und Schreine. Allerdings gibt es zahlreiche religiöse Bräuche und Zeremonien. Das Leben ist eng mit der Familie und ihren Vorfahren verwoben. Fragt man einen Einheimischen: „Glauben Sie an Gott?“, so antwortet er wahrscheinlich: „Ich glaube nur an meine Vorfahren und vertraue auf sie.“ Man findet praktisch in jeder Familie den buddhistischen Hausaltar oder butsudan. In einem Rahmen im Altar befinden sich die Gedenktäfelchen oder ihai für die Toten. Zu festgesetzten Zeiten werden Gebete gesungen und Weihrauch und Speiseopfer vor dem butsudan dargebracht.

Wenn in einer Familie ein Problem entsteht oder jemand krank wird, ist es Brauch, ein Geistermedium oder yuta aufzusuchen, um die Ursache herauszufinden. Solche Besuche werden gewöhnlich von den Frauen gemacht, die im religiösen Leben der Inseln die Hauptrolle spielen und die dann das von dem yuta vorgeschriebene Ritual ausführen. Sie halten sich peinlich genau an die Vorschrift, was für die Familie oft große Ausgaben mit sich bringt. Falls jemand die Anweisungen dieser Wahrsager nicht einhält, wird er vor den schweren Folgen gewarnt, die sich für ein Glied seiner Familie ergeben können. Wie man sich vorstellen kann, müssen diejenigen, die die biblische Wahrheit annehmen, viele abergläubische Ansichten und religiöse Riten aufgeben.

Eine bestimmte Frau sah man über dreißig Jahre lang als die Göttin ihres Dorfes an. Die Dämonen zeigten ihr, was im Nachbardorf vor sich ging, und ihr Einfluß blieb selbst dann bestehen, wenn sie bettlägerig war. Schließlich lernte sie die biblischen Lehren kennen, wurde von allem dämonischen Einfluß frei und dient heute freudig Jehova.

In einer Familie war es der junge Sohn, der als erster mit Jehovas Zeugen Kontakt hatte. Die Eltern arbeiteten und waren selten zu Hause, doch mit diesem Jungen wurde regelmäßig studiert. Er wußte, daß seine Mutter für die Besuche eines yuta bezahlte und daß sie Visionen und Träume hatte, die sie für göttliche Inspirationen hielt. Doch durch sein Bibelstudium erkannte der Sohn, daß das yuta nicht von Gott, sondern vom Teufel stammte. Respektvoll erklärte er seiner Mutter, daß das Geistermedium ein Diener Satans war. Die Mutter war darüber sehr beunruhigt. Sie und ihr Mann baten daher sogleich um ein Bibelstudium. Heute ist die ganze Familie von allem dämonischen Einfluß frei und gehört zu den freudigen Anbetern Jehovas. Die Mutter sagt, daß sie die Bedeutung der Worte Jesu aus Johannes 8:32 wirklich an sich selbst verspürt und erlebt hat: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“

Viele weitere Jugendliche im schulpflichtigen Alter freuen sich, die gute Botschaft der Bibel zu kennen, und sie beweisen ihren Glauben durch Werke. In der Schule wird häufig großer Druck auf sie ausgeübt, um sie zu veranlassen, beim Judo oder Kendo (Fechten) mitzumachen, doch sie lehnen in Übereinstimmung mit biblischen Grundsätzen wie Jesaja 2:4 alle Aktivitäten ab, die sich mit ihrem biblisch geschulten Gewissen nicht vereinbaren lassen.

EINE GROSSE ERNTE EINGEBRACHT

Im Jahre 1965 wurde in Naha (Okinawa) ein Zweigbüro der Watch Tower Society eröffnet. Ein langjähriger hawaiischer Missionar, Shinichi Tohara, zog mit seiner Frau und seiner Tochter vom winterlichen Hokkaido (Japan) nach dem subtropischen Okinawa, um sich dort des neuen Zweiges anzunehmen. Seitdem ist die Zahl der Königreichsverkündiger auf Okinawa von 217 auf nahezu 900 angestiegen, von denen jeder fünfte erst während der vergangenen drei Jahre die Bibel kennengelernt hat.

Während des Krieges in Indochina wurde Okinawa erneut zu einem Hauptstützpunkt für die amerikanischen Streitkräfte. Tausende von Amerikanern lebten mit ihren Familien auf der Insel. Als Karl und Evalyn Emerson, die in Korea früher als Missionare gedient hatten, erfuhren, daß unter der englischsprachigen Bevölkerung auf Okinawa Hilfe not tat, zogen sie im Jahre 1968 zusammen mit ihrem kleinen Sohn auf die Insel. Noch im selben Jahr wurde eine englische Versammlung gegründet, die sonntags ungefähr dreißig Anwesende zählte. Die Zahl derer, die sich mit ihr verbanden, stieg schnell auf mehr als hundert an. Doch plötzlich verzog innerhalb von ein bis zwei Monaten die Hälfte davon in andere Länder. Als dies zum erstenmal geschah, schien sich die Versammlung nicht erholen zu können, aber sehr bald stieg die Zahl der Anwesenden wieder. Seit Gründung dieser Versammlung waren schätzungsweise über 1 000 Personen mit ihr verbunden, die die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchten. Davon haben über 250 Personen die biblischen Lehren angenommen. Sie wurden dadurch veranlaßt, Jehova zu dienen, indem sie sich am Dienst von Haus zu Haus beteiligten. Die meisten von ihnen haben diesen Dienst nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten fortgesetzt, und viele dienen nun in ihrer Versammlung als Älteste und Dienstamtgehilfen. Seit 1972 helfen zwei Missionare bei dem ausgezeichneten Dienst mit, der von der englischen Versammlung geleistet wird, doch das Feld, dessen Ernte reif ist, wartet auf weitere Zeugen Jehovas, die „Pioniergeist“ haben und gern in dieses subtropische „Paradies“ ziehen möchten.

Im Jahre 1974 wurde während eines Besuchs von N. H. Knorr, dem Präsidenten der Watch Tower Society, ein schönes dreistöckiges Zweiggebäude eingeweiht. Es steht an einer malerischen Felsküste zwischen Zuckerrohrfeldern und ist zentral gelegen, so daß es sich der Versammlungen auf Okinawa und den anderen Riukiuinseln gut annehmen kann.

Auf diesen Inseln wird Jesu Gebot, ‘diese gute Botschaft vom Königreich zu predigen’, wirklich befolgt. Aufrichtige Personen nehmen die Botschaft an. Okinawa ist zwar immer noch eine Festung im militärischen Sinne, doch ist es auch zu einer Festung für die biblische Wahrheit geworden, von der aus Jehovas Königreich bekanntgemacht wird. Die Worte aus Psalm 97:1 treffen wirklich zu: „Jehova selbst ist König geworden! Es frohlocke die Erde. Mögen die vielen Inseln sich freuen.“

[Karten auf Seite 401]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

OKINAWA

Shuri

Naha

[Karte]

RIUKIUINSELN

AMAMI OSCHIMA

Ostchinesisches Meer

MIJAKO

JAIJAMA

TAIWAN

JAPAN

KIUSCHU

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen