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Ist die Feuerbestattung Christen erlaubt?Erwachet! 1976 | 22. November
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Was sagt die Bibel?
Ist die Feuerbestattung Christen erlaubt?
WELCHE Empfindungen hast du bei dem Gedanken an die Möglichkeit, den Leichnam eines verstorbenen Angehörigen einäschern zu lassen? Hältst du die Feuerbestattung für eine ebenso passende Möglichkeit der Leichenbeseitigung wie die Erdbestattung? Oder sträuben sich deine Gefühle gegen eine Feuerbestattung? Ist sie in deinen Augen unpassend oder sogar unbiblisch?
Deine Auffassung mag von der Ansicht geprägt sein, die an deinem Wohnort vorherrscht. In einigen Ländern ist die Feuerbestattung etwas ganz Alltägliches. In England und Dänemark zum Beispiel werden mehr als die Hälfte der Verstorbenen eingeäschert und in Japan fast alle. Aber in den Vereinigten Staaten werden lediglich ungefähr acht Prozent der Verstorbenen eingeäschert, und in anderen Ländern ist es noch unüblicher. Wieso bestehen solche Unterschiede?
Zweifellos haben die örtlichen Umstände Einfluß auf die Bräuche, die mit der Leichenbeseitigung verbunden sind. Zum Beispiel ist in einigen Gebieten der Boden während eines großen Teiles des Jahres gefroren, und es steht wenig Brennholz zur Verfügung Daher ist es üblich, daß die Verstorbenen dem Verzehr durch Vögel oder andere Tiere ausgesetzt werden. In solchen Ländern werden nur Personen der Mittel- und Oberschicht beerdigt oder eingeäschert. In bestimmten Ländern, in denen wenig Grund und Boden zur Verfügung steht, wird die Feuerbestattung bevorzugt, da sie billiger ist als eine Erdbestattung.
Bei der Feuerbestattung spielen aber auch religiöse Anschauungen eine Rolle. Da die alten Griechen und Römer die Auffassung vertraten, der Mensch habe eine unsterbliche Seele, meinten einige von ihnen, die Feuerbestattung sei eine hervorragende Möglichkeit für die Seele, sich des toten Körpers schnell zu entledigen.
Im Gegensatz dazu wird in der Encyclopædia Judaica berichtet: „Die Beseitigung des toten Körpers durch Verbrennen ist kein jüdischer Brauch, und traditionsgebundene Juden betrachten die Erdbestattung als obligatorisch.“ Auch die römisch-katholische Kirche hat jahrhundertelang die Feuerbestattung heftig bekämpft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts legte das kanonische Recht 1240 fest, den Katholiken, die anordnen, später ihre Leiche einzuäschern, sei die kirchliche Beisetzung zu verweigern, es sei denn, sie bereuen vor ihrem Tod. Ein päpstlicher Beschluß vom Jahre 1963 revidierte diesen Standpunkt ein wenig, bestand aber immer noch darauf, eine Feuerbestattung zu vermeiden, wenn sie nicht unbedingt erforderlich ist.
Was ist daher gemäß der Bibel die richtige Ansicht über die Feuerbestattung? Ist die Feuerbestattung einem Christen erlaubt?
In biblischen Zeiten
In biblischen Zeiten legten die Diener Gottes den Körper eines Verstorbenen gewöhnlich in eine Höhle, eine Gruft oder ein Grab. Ein Beispiel ist Abraham. Nach dem Tod seiner geliebten Frau Sara kaufte er eine Höhle als Familiengrabstätte (1. Mose 23:2-20; 49:29-32). Abrahams Nachkommen, die Hebräer, maßen dem passenden Begräbnis einer Person beträchtliche Bedeutung bei. Es war ein großes Unglück, wenn jemand kein Begräbnis erhielt (Jer. 14:16). Deshalb kam Jehovas Verwerfung des Königs Jojakim in der Prophezeiung zum Ausdruck, die besagte, daß der König das „Begräbnis eines Eselhengstes“ erhalten werde, das heißt, daß sein Leichnam aus der Stadt geschleppt und unbegraben liegenbleiben werde (Jer. 22:18, 19; vergleiche Jeremia 25:32, 33; Jesaja 14:19, 20).
Da die Juden solchen Wert auf eine passende Beerdigung legten, wäre es entehrend gewesen, jemandem die Beerdigung zu verweigern und seine Leiche einfach wie Abfall zu verbrennen. Das Gesetz verlangte in Verbindung mit bestimmten Verbrechen, daß der Verbrecher getötet und seine Leiche verbrannt wurde (3. Mose 20:14; 21:9; Josua 7:15, 25). So war zum Beispiel zur Zeit Jesu das Tal Hinnom südlich der Mauer von Jerusalem ein Müllabladeplatz, an dem ständig ein Feuer unterhalten wurde, um Abfälle zu vernichten. Dorthin warf man die Leichen gewisser Verbrecher, die eines ordentlichen Begräbnisses nicht für würdig erachtet wurden. Jesus verwendete das als Symbol für vollständige Vernichtung ohne Hoffnung auf eine Auferstehung (Mark. 9:47, 48; Matth. 5:22).
Deuten diese Fälle von Leichenverbrennung jedoch an, daß es unpassend wäre, eine Leiche einäschern zu lassen?
Erstens verhält es sich nicht so, daß das Gesetz beides, Verbrecher und Leichenverbrennung, immer miteinander verband. Die Juden verwenden den Text in 5. Mose 21:23 als Beweis zugunsten der Erdbestattung. Darin wird gesagt, daß der Körper eines Mannes, der hingerichtet und an den Stamm gehängt worden ist, nicht über Nacht hängenbleiben sollte, sondern „du solltest ihn auf alle Fälle an jenem Tag begraben“. Also war die Verbrennung lediglich eine Methode, die Leiche eines Verbrechers zu beseitigen.
Und man kann erkennen, daß zwischen beiden Sachverhalten ein gewaltiger Unterschied besteht, nämlich zwischen dem Brauch im Altertum, die Leichen von Verbrechern zusammen mit Abfall zu verbrennen, und neuzeitlichen Bestattungsmethoden, die die Feuerbestattung einschließen. Während ersteres Verwerfung und Schande zum Ausdruck bringen sollte, bildet letzteres eine würdige Alternative zu dem Vorgang, bei dem der Körper zum Staub zurückkehrt, indem er auf natürlichem Wege im Boden zerfällt.
In Wirklichkeit ist die heute übliche Feuerbestattung zu einem gewissen Grad mit dem vergleichbar, was die Männer von Jabesch-Gilead taten, nachdem sie die Leichname des Königs Saul und seiner Söhne von den Philistern zurückgeholt hatten. Sie nahmen die Leichen mit „nach Jabesch und verbrannten sie dort. Dann nahmen sie ihre Gebeine und begruben sie“ (1. Sam. 31:12, 13). Der treue David betrachtete die Verbrennung der Leichen nicht als Schande. Es handelte sich dabei um einen Teil einer ehrerbietigen Beseitigung der Verstorbenen (2. Sam. 2:4-7).
Die ersten Christen setzten den jüdischen Brauch, die Toten in der Erde und in Grüften beizusetzen, fort. Abgesehen von dem jüdischen Hintergrund des Christentums, scheint eine Ursache dafür darin begründet zu liegen, daß zu jener Zeit die Feuerbestattung mit dem Heidentum verbunden war, wie zum Beispiel mit der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. In den darauffolgenden Jahrhunderten erließ die römisch-katholische Kirche Bestimmungen gegen die Feuerbestattung. Dadurch verbot sie durch das Kirchengesetz etwas, was durch die Bibel nicht verboten war.
Wie betrifft dies heute lebende Christen? Tatsache ist, daß in der Bibel weder die Erdbestattung noch die Feuerbestattung geboten oder verboten wird. Auch trägt eine anstelle einer Feuerbestattung durchgeführte Beerdigung gewöhnlich nicht dazu bei, wahre Christen von Befürwortern der heidnischen Idee von der Unsterblichkeit der Seele zu unterscheiden; heute findet man einige der Hauptvertreter dieser unbiblischen Lehre unter Kirchgängern, die normalerweise ihre Toten beerdigen.
Außerdem zeigt die Bibel deutlich, daß es gleichgültig ist, ob eine Leiche zum Staub zurückkehrt, indem sie auf schnellem Wege durch Feuer oder allmählich durch Zerfall vernichtet wird. In beiden Fällen bewahrheiten sich Gottes Worte: „Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren“ (1. Mose 3:19). Es ist bestimmt nicht so, daß eine Person mumifiziert werden müßte, damit Gott sie auferwecken kann. Der Apostel Paulus lehrte, daß eine zu himmlischem Leben auferweckte Person einen neuen Körper erhalten wird, so daß sie „verwandelt“ wird und nicht mehr den Körper aus Fleisch hat, der zerfallen ist. Er zeigte, daß ‘Gott jedem einen Körper gibt, so, wie es ihm gefällt’ (1. Kor. 15:35-49). Ähnlich wird es sich mit denen verhalten, die in der neuen Ordnung zu einem Leben auf der Erde auferweckt werden. Gott wird in der Lage sein, sie mit einem geeigneten menschlichen Körper zu versehen, ganz gleich, auf welche Weise ihr früherer Körper zerfiel, auf schnellem Wege durch Feuer oder langsam auf natürlichem Wege im Erdboden.
Gottes Wort befürwortet entschieden, daß der Körper eines verstorbenen Angehörigen auf würdige, respektvolle Weise behandelt werden sollte. Aber es ist eine persönliche Angelegenheit, ob eine Familie aus emotionellen, wirtschaftlichen oder anderen Gründen einen verstorbenen Angehörigen einäschern läßt oder nicht.
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Wir beobachten die WeltErwachet! 1976 | 22. November
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Wir beobachten die Welt
Schätze im Meer
◆ Der Wettlauf um die Hebung der Rohstoffschätze der Meere hat begonnen. Die hochindustrialisierten Länder versuchen, durch die Entwicklung neuer Technologien diese Schätze zu heben, während die Entwicklungsländer, die ihre auf dem Festland geförderten Rohstoffe so gut wie möglich verkaufen wollen, den Zugang zu großen Teilen des Meeres blockieren möchten. Die Bundesrepublik wird in den nächsten vier Jahren etwa 450 Millionen Mark vornehmlich zur Förderung der Meerestechnik ausgeben. Rund 20 Prozent des Erdöls werden gegenwärtig schon „offshore“, also außerhalb des Festlandes, gewonnen. Nach einem Bericht in der Fellbacher Zeitung schlummern im Meer unter anderem rund 10 Milliarden Tonnen Gold und 20 Milliarden Tonnen Uran, ferner Kupfer, Nickel, Kobalt und Mangan. Das Forschungsschiff „Valdivia“ hat inzwischen auf einer Strecke von 37 000 Seemeilen nach solchen Vorkommen gesucht, und 1980 könnte mit der Förderung begonnen werden. Einen wichtigen Platz in der Meerestechnik nimmt auch die Meerwasserentsalzung ein, da es immer dringender wird, wirtschaftliche Verfahren für die Gewinnung von Trinkwasser aus dem Meer zu entwickeln.
Trümmerbeseitigung nach Wiener Art
◆ Demnächst wird in den Sammlerstuben wahrscheinlich ein neues Objekt auftauchen, nämlich Nieten oder Trümmer von der eingestürzten Reichsbrücke in Wien. Geschäftstüchtige Wiener haben bereits damit begonnen, die Überreste eines Unglücks zu vermarkten, das sehr leicht eine Katastrophe hätte werden können. Da werden Touristen an die Einsturzstelle gebracht, und es gibt Nieten und Trümmer, kleine und große Brocken, gegen entsprechende Bezahlung zu kaufen. Eigentlich eine sehr ertragreiche Art der Trümmerbeseitigung. Man denke nur, welche Geschäfte man nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland hätte machen können. Damit scheint die Mentalität der Wiener eine erneute Bestätigung erfahren zu haben, die von Kennern manchmal mit folgenden Worten charakterisiert wird: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
Welche Christen haben Niederlagen erlitten?
◆ In einem Leitartikel der Nürnberger Nachrichten war zu lesen, die Christen hätten zeit ihres Bestehens Niederlagen erlitten. Leopold von Ranke, der Historiker, der wissen wollte, wie es „denn eigentlich gewesen“ sei, hat in seiner Papstgeschichte festgestellt: „Bei dem Anblick von Jerusalem stiegen die Kreuzfahrer von den Pferden und entblößten ihre Füße, um als wahre Pilger an den heiligen Mauern anzulangen; in dem heißesten Kampfe meinten sie, die Hilfe der Heiligen und Engel sichtbar zu erfahren. Kaum aber hatten sie die Mauern überstiegen, so stürzten sie fort zu Raub und Blut: auf der Stelle des Salomonischen Tempels erwürgten sie viele tausend Sarazenen; die Juden verbrannten sie in ihrer Synagoge; die heiligen Schwellen ... befleckten sie mit Blut.“ In der obengenannten Zeitung heißt es dann weiter: „Dabei hat Ranke nur einen vergleichsweise kleinen Abschnitt aus der Geschichte der Christenheit herausgegriffen, die, wie jeder einsichtige Theologe oder Historiker inzwischen zugibt, von Blut und Schuld begleitet ist, die — gemessen an ihrem Anspruch auf eine Botschaft der Liebe — viele Niederlagen und wenige Siege aufzuweisen hat.“ Es wird auf das Morden im Libanon und in Nordirland hingewiesen und gesagt: „In keinem dieser Fälle, denen sich viele zugesellen ließen, ist auch nur andeutungsweise die Erinnerung an das Doppelgebot zu spüren, das Jesus von Nazareth seiner Lehre voranstellte:
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