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Unaufhaltsamer Anstieg der KriminalitätErwachet! 1980 | 22. Januar
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Unaufhaltsamer Anstieg der Kriminalität
IN Italien fuhr ein Mann mit dem Auto von der Arbeit nach Hause. Unterwegs stieg er kurz aus, um in einem Laden etwas abzuholen. Unvorsichtigerweise ließ er den Zündschlüssel stecken. Als er wenige Minuten später das Geschäft verließ, war das Auto weg.
Er verbrachte eine schlaflose Nacht, doch am Morgen erlebte er eine freudige Überraschung: Sein Auto stand vor dem Haus auf dem Platz, auf dem er es sonst immer stehen hatte. Unter dem Scheibenwischer steckte ein Zettel mit der Notiz: „Es tut mir leid, Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet zu haben, aber es war ein Notfall. Ich möchte mich herzlich bedanken und hoffe, daß Sie auf meine Kosten einen vergnügten Abend haben werden.“ An dem Zettel hingen zwei Theaterkarten — die besten Plätze im ganzen Haus — für die Vorstellung an jenem Abend. Sein Vertrauen zu den Menschen war wiederhergestellt.
Nach einem genußreichen Theaterabend kehrte er mit seiner Frau nach Hause zurück, suchte nach seinem Hausschlüssel, öffnete die Tür und betrat — eine vollkommen leere Wohnung! Alles, aber auch alles, hatten die Einbrecher mitgehen lassen. Erneut verlor er sein Vertrauen zu den Menschen, das er erst kurz zuvor wiedererlangt hatte.
Das ist zwar ein ganz besonders krasser Fall, doch könnten noch viele weitere Fälle angeführt werden als Beweis dafür, mit welcher Unverschämtheit heute Verbrechen begangen werden. Das Ausräumen einer Wohnung ist im Vergleich zu anderen Straftaten verhältnismäßig harmlos, zu Straftaten, die von einer solchen Brutalität und Bestialität zeugen, daß man ungläubig den Kopf schüttelt. Man braucht sich daher nicht zu wundern, daß viele Leute das Vertrauen zu ihren Mitmenschen verloren haben und ständig in Furcht leben.
Jeder einzelne hat irgendwie unter der Kriminalität zu leiden. Es kommt vor, daß die ganze Bevölkerung eines Landes von der Verbrecherwelt geschröpft wird. So schätzen Chicagoer Experten, daß der Durchschnittsamerikaner wegen der erpresserischen Machenschaften der Mafia sowie der Kosten, die die Diebstahlversicherungen und der größere Personalaufwand zur Sicherung von Gebäuden vor Einbrechern verursachen, für jeden Dollar, den er ausgibt, zwei Cent zusätzlich zahlt.
Firmendiebstähle und Ladendiebstähle zwingen die Geschäftsleute, höhere Preise zu verlangen, um die Verluste wettzumachen. Der Kunde zahlt für die Unehrlichkeit anderer. Zum Beispiel wird der jährliche Verlust, der auf diese Weise der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland zugefügt wird, auf über eine Milliarde Mark geschätzt. Die Kriminalität ist kostspielig; sie kann es für den Täter sein, auf jeden Fall ist sie es für das Opfer, denn das Opfer zahlt immer.
Beunruhigende neue Trends
Die Kriminalität ist nichts Neues. Aber in jüngster Zeit zeigt sie ganz neue Dimensionen. Ihr unaufhaltsamer Anstieg — eine Erscheinung, die sich keineswegs auf ein bestimmtes Land oder ein bestimmtes Gebiet beschränkt — hat Polizei- und Justizbehörden sowie Leute, die nicht vom Fach sind, veranlaßt, der Kriminalität größere Aufmerksamkeit zu schenken und sich Gedanken darüber zu machen, wie sie erfolgreich zu bekämpfen ist.
Immer häufiger werden „sinnlose“ Straftaten, d. h. Straftaten ohne Motiv, verübt. Zum Beispiel werden öffentliche Gebäude beschmiert, und aus Telefonbüchern in Fernsprechzellen werden Seiten herausgerissen.
Oft handelt es sich jedoch um schwere Delikte, um Delikte, die eine unerhörte Brutalität verraten. Am Rande einer deutschen Großstadt zum Beispiel fielen zwei 17jährige Burschen über einen 33jährigen Passanten her und stachen abwechselnd auf ihn ein. Im Polizeibericht hieß es dann, der Tote habe mehr als 80 Messerstiche aufgewiesen. Nach dem Motiv befragt, antworteten die beiden Täter: „Wir wollten eben nur mal einen alle machen.“ In Cherbourg (Frankreich) schlugen junge Leute (19 bis 20 Jahre alt) einen Notar derart zusammen, daß er drei Tage im Koma lag und dann an seinen Verletzungen starb. Warum hatten sie das getan? „Aus Spaß.“
Ein weiterer beunruhigender Trend ist der Anstieg des weiblichen Anteils an der Kriminalität. Typisch dafür ist die deutsche Terroristenszene: Ein großer Teil der bekannten Mitglieder dieser Szene sind Frauen. Bei 13 der 18 im November 1979 dringend gesuchten Terroristen handelte es sich um Frauen.
Was Gerichte und Politiker jedoch am meisten beunruhigt, ist die stark ansteigende Kinder- und Jugendkriminalität. Über die Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika konnte man in der Zeitschrift Time lesen: „Es hat schon immer geheißen: ,Kindern läßt man sogar einen Mord durchgehen.‘ Das ist jetzt buchstäblich so. Die Verbrechensszene im ganzen Land ist erschütternd, ja erschreckend. Viele Jugendliche rauben, vergewaltigen, verstümmeln und morden mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie ins Kino oder auf den Fußballplatz gehen.“
Dieser Trend unter den jungen Leuten läßt für die Zukunft nichts Gutes ahnen. Im Hamburger Abendblatt hieß es über die Lage in Deutschland: „Nach der neuen Kriminalstatistik ist die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren seit 1975 um 25,1 Prozent gestiegen. Bei Kindern bis zu 14 Jahren erhöhte sich diese Rate sogar um 30,8 Prozent ... Gleichzeitig weisen sie [die Experten der Bonner Parteien] darauf hin, daß ein Ende des Trends noch nicht abzusehen sei. Es müsse damit gerechnet werden, daß die Zahl straffälliger Jugendlicher und Kinder weiter zunimmt.“
Zweifelsohne ist die Kriminalität ein Problem, das wir sehr ernst nehmen sollten. Die französische Regierung hielt es für ratsam, eine Elferkommission mit der Untersuchung der Kriminalität zu beauftragen. Nach 16monatiger Tätigkeit unterbreitete das Expertengremium einen 700seitigen Bericht mit 103 Empfehlungen für die Lösung des Problems.
Die Vereinten Nationen maßen dem Kriminalitätsproblem ebenfalls eine so große Bedeutung bei, daß sie eine aus 15 Mitgliedern bestehende Expertenkommission für Verbrechensverhütung und -kontrolle bildeten, die alle fünf Jahre einen Weltkongreß veranstaltet, auf dem Methoden zur weltweiten Bekämpfung der Kriminalität besprochen werden. Das Hauptthema des Kongresses von 1975 lautete: „Verbrechensverhütung und -bekämpfung — die Herausforderung des letzten Viertels unseres Jahrhunderts“. Der sechste dieser Kongresse findet 1980 in Sydney (Australien) statt.
Was bedeutet der unaufhaltsame Anstieg der Kriminalität? Verschlimmert sich die Situation in einem solchen Maße, daß man mit einer Besserung nicht mehr rechnen kann? Oder wird das Problem übertrieben? Ist es wirklich so gravierend? Was ist deine Meinung?
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Ist die Kriminalität wirklich so gravierend?Erwachet! 1980 | 22. Januar
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Ist die Kriminalität wirklich so gravierend?
MANCHE Menschen sind von Natur aus solche Optimisten, daß sie selbst dann noch ein Lächeln zustande bringen, wenn die Lage aussichtslos zu sein scheint, und beschwichtigend sagen: „Es könnte ja noch viel schlimmer sein.“ Zugunsten des Optimismus gäbe es vieles zu sagen, aber er darf uns nicht daran hindern, die Tatsachen klar und deutlich zu sehen und realistisch zu beurteilen. Probleme werden nicht gelöst, indem man sie ignoriert. Vielmehr entsteht dadurch die Gefahr, daß man selbst zu Schaden kommt.
Ist die Kriminalität wirklich so gravierend?
Die Leute, die das bestreiten, beeilen sich zu erklären, die Kriminalität sei nichts Neues. Sogar in der Bibel, dem ältesten Geschichtsbuch der Welt, werde berichtet, daß es in der ersten menschlichen Familie zu einem Gewaltverbrechen, einer der gefährlichsten Formen des Verbrechens, gekommen sei: „So geschah es ..., daß Kain dann über Abel, seinen Bruder, herfiel und ihn tötete.“ Und heißt es nicht über die Verhältnisse, die zur Zeit Noahs vor über 4 000 Jahren herrschten: „Die Erde wurde mit Gewalttat erfüllt.“ (1. Mose 4:8; 6:11)?
„Das Ausmaß der Kriminalität ist größer, als die Statistik ausweist.“
Zugegeben, die Kriminalität ist nichts Neues. Die Kriminalstatistik läßt jedoch einen erheblichen Anstieg erkennen. Die Statistik? Jemand mag einwerfen, daß Oscar Wilde, der bekannte irische Dichter der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einmal sagte: „Es gibt dreierlei Lügen: gewöhnliche Lügen, Notlügen und die Statistiken.“ Damit wollte er sagen, daß die Statistik irreführend sein kann. Sie läßt sich verschieden interpretieren, manchmal sogar widersprüchlich. Ihr häufiger Mißbrauch rechtfertigt ihre gänzliche Ablehnung jedoch nicht.
Nun wollen wir uns kurz mit einigen Einwänden von Personen befassen, die behaupten, die Kriminalität sei kein so gravierendes Problem. Dann können wir uns selbst ein Urteil bilden.
„Der Bevölkerungszuwachs ist für den Kriminalitätsanstieg verantwortlich.“
Kaum einer wird bestreiten, daß die vergangenen Jahrzehnte eine Bevölkerungsexplosion gebracht haben. Die Menschheit hat 4 200 Jahre — von der Sintflut bis zum Jahre 1830 — gebraucht, um es auf eine Milliarde zu bringen, aber schon hundert Jahre später (1930) war die zweite Milliarde voll. Die dritte Milliarde wurde in weiteren dreißig Jahren (1960) erreicht und die vierte in fünfzehn Jahren (1975). 1985 soll die Zahl der Erdbevölkerung fünf Milliarden betragen und im Jahr 2000 über sechs Milliarden.
Das Bevölkerungswachstum trägt zweifellos zum Anstieg der Kriminalität bei, aber es ist nicht die hauptsächliche oder die einzige Ursache. Wenn dem so wäre, würde jeder Bevölkerungszuwachs bzw. jede Bevölkerungsabnahme bedeuten, daß die Kriminalität zunimmt bzw. abnimmt. Doch das ist nicht immer so.
Als Beispiel sei die Bundesrepublik Deutschland erwähnt. Sie zählt zu den wenigen Ländern, die in jüngster Zeit einen Bevölkerungsrückgang aufweisen. In der Zeit von 1975 bis 1977 ist die Bevölkerungszahl um über 600 000 gesunken. Somit müßte jetzt ein entsprechender Rückgang der Kriminalität zu verzeichnen sein. Laut dem Bericht des Innenministeriums wurden 1975 2 919 390 Straftaten registriert, 1977 dagegen 3 287 642 — ein Anstieg von über 12 %. Das zeigt, daß die Kriminalität selbst in Ländern zunimmt, in denen die Bevölkerung abgenommen hat.
Und diejenigen, die behaupten, der Kriminalitätsanstieg sei eine natürliche Folge der Bevölkerungsexplosion, haben allen Grund, besorgt in die Zukunft zu blicken. Wie sie ja selbst sagen, wird die Kriminalität entsprechend dem Wachstum der Weltbevölkerung weiter zunehmen. Wie schlimm muß die Situation werden, bis zugegeben wird, daß sie „wirklich so gravierend“ ist?
„Die heutigen Kriminalstatistiken sind genauer.“
Sicherlich trifft es zu, daß man heute genauere Kriminalstatistiken führt als vor hundert Jahren. Deshalb kann man keinen zutreffenden Vergleich zwischen der Zahl der Verbrechen, die damals begangen wurden, und der Zahl der Verbrechen, die jetzt verübt werden, anstellen. Wird aber dieses Argument nicht unhaltbar, wenn man die Kriminalstatistik des Jahres 1977 mit der des Jahres 1975 oder auch mit der des Jahres 1970 vergleicht? Und wenn, wie behauptet wird, die Kriminalstatistik jetzt genauer ist, sollten wir uns dann nicht fragen: „Warum?“? Zeigt nicht die Notwendigkeit für eine genauere Kriminalstatistik bzw. für eine Aufhellung der Dunkelziffern bei den Straftaten, daß sich die Situation verschlimmert hat?
Wie kommen die Polizeistatistiken zustande? Die meisten Straftaten werden nicht von der Polizei ermittelt und angezeigt. Eine von der Forschungsgruppe Kriminologie am Max-Planck-Institut durchgeführte Untersuchung ergab, daß bis zu 90 % aller Anzeigen von Opfern oder von Zeugen krimineller Handlungen erstattet werden. Die Führung genauer Kriminalstatistiken hängt somit weniger von der Polizei ab als von der Bereitschaft der Bevölkerung, Anzeige zu erstatten.
Nimmt es die Bevölkerung heute mit der Anzeigenerstattung genauer als früher? Ist man heute darin gewissenhafter? Die Ergebnisse der Befragung zeigen, daß dem nicht so ist: Es wurde festgestellt, daß nur 46 % aller selbst erlittenen Straftaten, von denen die Opfer in dieser Untersuchung berichteten, der Polizei gemeldet wurden. Mehr als die Hälfte wurde nicht gemeldet, entweder weil das Opfer den Schaden für zu geringfügig hielt oder weil es annahm, daß eine Anzeige doch keinen Erfolg habe, oder aus anderen, persönlichen Gründen.
Diese Zahlen, die vergleichbaren Daten aus der Schweiz, den USA, Kanada, Australien und Finnland entsprechen, lassen erkennen, daß die Kriminalität noch gravierender ist, als die Statistik zeigt. Das geht auch aus einem Bericht der Zeitschrift Der Spiegel hervor, in dem es hieß: „Fast zwei Millionen Diebstähle weist die jüngste Kriminalstatistik für die Bundesrepublik (1974) aus, aber in Wahrheit ist die Ziffer zehn- oder zwölfmal so groß.“ In diesem Bericht wird Werner Hamacher, Chef des Landeskriminalamtes von Nordrhein-Westfalen, zitiert. Er erklärte, daß die registrierten Verbrechen („Hellfeld“) für die Gesamtkriminalität kaum mehr als ein „knapper Bikini“ seien.
Zu welchem Schluß kommen wir deshalb? Daß die Kriminalstatistiken immer noch außerordentlich unvollständig sind und im besten Fall nur gewisse Trends erkennen lassen. Es ist keine Übertreibung der Tatsachen, wenn gesagt wird, daß die Statistiken nur ein unvollständiges Bild der Gesamtkriminalität vermitteln. Was meinst du? Ist das Problem wirklich so gravierend?
„Mancherorts mag die Kriminalität gravierend sein, nicht aber da, wo ich wohne.“
Wenn das der Fall ist, solltest du dankbar sein. In Landgebieten ist die Kriminalitätsrate vielfach niedriger als in Großstädten, und in den Städten ist sie in bestimmten Vierteln höher als in anderen. Bekannterweise gibt es auch Länder, in denen die Kriminalitätsrate niedriger ist als in anderen. Aber natürlich geht es nicht darum, ob die Kriminalitätsrate da, wo du wohnst, ebenso hoch ist wie anderswo, sondern ob ihre Tendenz steigend ist.
Was hast du an deinem eigenen Wohnort erlebt? Was sagen ältere Leute, Leute, die die Entwicklung im Laufe vieler Jahre beobachten konnten? Werden jetzt mehr Straftaten verübt als vor fünf oder vor zehn Jahren? Verraten die Straftaten zunehmende Brutalität?
Da das Kriminalitätsproblem sehr ernst ist, muß man sich fragen: Wie kann ich mich und meine Angehörigen schützen? Wie kann ich vorbauen?
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Weise Ratschläge zu unserem NutzenErwachet! 1980 | 22. Januar
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Weise Ratschläge zu unserem Nutzen
ÜBER das Thema, wie man sich vor Verbrechen schützen kann, sind schon unzählige Bücher und Artikel verfaßt worden. Viele der darin enthaltenen Ratschläge sind sehr wertvoll. Doch das heißt nicht, daß es heute absolut zuverlässige Methoden dafür gibt. Dennoch dürfen wir nicht die Hände in den Schoß legen. Jeder kann etwas tun, und bei dem heutigen unaufhaltsamen Anstieg der Kriminalität sollte er auch etwas tun.
Wir wollen uns nun den außerordentlich praktischen Ratschlägen eines Mannes zuwenden, der von Gott mit „Weisheit und Verstand in sehr großem Maß“ gesegnet wurde, so daß er zu seiner Zeit „weiser als irgendein anderer Mensch“ war und „dreitausend Sprüche reden“ konnte (1. Kö. 4:29, 31, 32). Vielleicht hast du es schon erraten: Es ist König Salomo.
Der bedeutende spanische Dichter Cervantes sagte einmal treffend von Sprüchen, es seien „kurze Sätze, geschöpft aus langjähriger Erfahrung“. Niemand hat mehr Erfahrung mit dem Menschen und seinen Problemen als der Schöpfer. Und dieser stattete Salomo mit der Weisheit aus, die er benötigte, um die „kurzen Sätze“ zu formulieren, die wir in den Bibelbüchern „Sprüche“ und „Prediger“ finden. Salomos Ratschläge sind die besten, die es gibt, weil sie eigentlich von Gott stammen. Wir wollen sehen, wie wir sie zu unserem Nutzen anwenden können.
GEFAHREN VORAUSSEHEN
„Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und darangeht, sich zu verbergen, die Unerfahrenen aber sind weitergegangen und müssen die Strafe erleiden“ (Spr. 22:3).
Der in diesen Worten zum Ausdruck kommende Grundsatz lautet, man sollte eine Gefahr voraussehen und versuchen, ihr zu entgehen. Anders ausgedrückt: Man sollte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Das ist der beste Schutz. Was kann man beispielsweise tun?
Man sollte die Türen abschließen und die Fenster sichern, wenn man von zu Hause weggeht. In gewissen Gegenden wäre es sogar zu empfehlen, das auch zu tun, wenn man zu Hause ist. Wer in einem Haus mit Garage wohnt, sollte die Tür, die von der Garage ins Haus führt, nicht vergessen. Manchmal hat es der Hausherr eilig, wenn er zur Arbeit fährt, und läßt dann die Garagentür weit offen, so daß Fremde ohne weiteres durch die Garage ins Haus gelangen können.
Vor Autodieben kann man sich in ähnlicher Weise schützen. Vor allem darf man nicht vergessen, den Wagen immer abzuschließen. Es gibt Länder, in denen der Besitzer eines abgestellten Fahrzeuges, das nicht abgeschlossen ist, bestraft wird, und das mit Recht. Manchmal ist es sogar empfehlenswert, die Türen auch während der Fahrt verriegelt zu halten, weil es sonst passieren kann, daß ein unerwünschter Fahrgast „zusteigt“, wenn man an einer Verkehrsampel warten muß. Ist man gezwungen, den Wagen nachts auf der Straße stehenzulassen, sollte man sich einen möglichst hellen Parkplatz aussuchen.
Einbrecher arbeiten gern ungestört und ungesehen. Deshalb suchen sie gewöhnlich deine Wohnung auf, wenn du nicht zu Hause bist. Eine Alarmanlage in der Wohnung (oder auch im Auto) oder ein bellender Hund mag deutlich machen, daß die „Arbeitsbedingungen“ ungünstig sind. Verreist man für längere Zeit, sollte man das andere nicht durch einen überquellenden Briefkasten wissen lassen. Man sollte die Zeitungen für diese Zeit abbestellen oder Bekannte bitten, regelmäßig den Briefkasten zu leeren.
Außerdem kann man eine schwache Lampe brennen lassen, um den Eindruck zu erwecken, daß jemand zu Hause ist. Läßt man sie jedoch tagelang Tag und Nacht brennen, erkennt der potentielle Einbrecher ebensogut, daß niemand da ist. Ist man für längere Zeit abwesend, könnte es sich lohnen, eine Schaltuhr anzuschließen, so daß das Licht zu bestimmten Zeiten ein- und ausgeschaltet wird; auch das Radio oder der Fernseher kann an eine solche Uhr angeschlossen werden.
Wertsachen sollte man an einem sicheren Ort verwahren, an einem Ort, an den der Einbrecher nicht denken mag. Noch besser ist es, Wertgegenstände an verschiedenen Orten aufzubewahren, so daß der Einbrecher, wenn er dennoch auf einige stößt, nicht alles findet. Es lohnt sich, die Gefahren vorauszusehen.
NICHT ZU VERTRAUENSSELIG SEIN
„Irgendein Unerfahrener glaubt jedem Wort, aber der Kluge achtet auf seine Schritte“ (Spr. 14:15).
Es wäre schön, wenn wir jedem, dem wir begegnen, vertrauen könnten. In gewissen Gebieten der Welt ist das noch möglich. Aber anderswo, zum Beispiel in vielen Großstädten, ist die Schlechtigkeit groß. Es gilt daher, realistisch zu sein. So ist es erforderlich, daß man sich an solchen Orten fragwürdigen Personen gegenüber sowie in bedenklichen Situationen vorsichtig verhält.
Beispielsweise ist es unklug, Fremde in die Wohnung zu lassen, selbst wenn sie angeblich einen berechtigten Grund dafür haben, es sei denn, sie können sich ausweisen. In gewissen Vierteln mag es sogar gefährlich sein, auch nur die Wohnungstür zu öffnen. In einem solchen Fall wäre es empfehlenswert, einen Türspion oder eine Türkette anzubringen.
Auch sollte man den Wohnungsschlüssel niemals unter die Fußmatte legen oder an einen anderen ähnlichen Platz, an dem der Schlüssel allgemein vermutet wird. Demjenigen, für den du den Schlüssel hinlegst, kannst du vertrauen. Aber kannst du dem vertrauen, der ihn finden mag? Unweise ist es auch, den Schlüsselbund mit der Adresse zu versehen, in der Hoffnung, daß man ihn wiederbekommt, sollte man ihn einmal verlieren.
Vorsicht ist geboten, wenn man auf der Straße angesprochen wird, besonders wenn das nachts geschieht. Es mag den Anschein haben, der Betreffende sei ehrlich, aber er tut es vielleicht nur, um sich dir so nähern zu können, daß er dir etwas antun kann. Es ist besser, vorsichtig zu sein, als überfallen zu werden. Soweit es möglich ist, sollte man auch nicht allein ausgehen. Die Gefahr, angegriffen zu werden, ist geringer, wenn man zu zweit ist, als wenn man allein ist. In Prediger 4:12 heißt es: „Wenn jemand einen allein überwältigen könnte, könnten zwei zusammen gegen ihn standhalten.“
Wichtig ist auch, wie man sich kleidet, wenn man außer Haus geht. Ein „Hauch von Nerz“ könnte z. B. andere zu unliebsamen Handlungen provozieren.
Wenn man öffentliche Veranstaltungen besucht, sollte man ebenfalls vorsichtig sein. Es ist unklug, Wertgegenstände auf dem Platz liegenzulassen, wenn man zur Toilette oder zum Essen geht. Unter den Anwesenden mögen alle bis auf einen Außenstehenden ehrlich sein, aber wegen dieses einen Unehrlichen wirst du deine Sorglosigkeit vielleicht bitter bereuen.
Auch sollte man niemals den Reichen „markieren“. Der Mann, der eine prallgefüllte Brieftasche sehen läßt, und die mit Schmuck beladene Frau bringen sich selbst in Gefahr. In einem Artikel der Zeitschrift Time wurde berichtet, daß man in Italien „hauptsächlich wegen der Entführungen oder wegen anderer Gewalttaten, durch die man reiche Italiener treffen will, sozusagen aufgehört hat, mit seinem Besitz zu protzen“. Ein reicher Italiener soll gesagt haben: „In Italien möchte man jetzt reich sein aber wie ein Armer aussehen.“
ACHTE AUF DEINEN UMGANG
„Ein Mann der Gewalttat wird seinen Mitmenschen verführen und veranlaßt ihn gewißlich, einen Weg zu gehen, der nicht gut ist“ (Spr. 16:29).
Die Gewalttätigkeit gleicht einer Infektionskrankheit — sie ist ansteckend. Wenn man sich nicht vorsieht, kann ein harmloser Wortwechsel mit Arbeitskollegen, Freunden oder Verwandten schnell Gewalttaten zur Folge haben. In den Vereinigten Staaten sollen beispielsweise über ein Viertel der Morde Familienangelegenheiten sein, vielfach ausgelöst durch einen Ehekrach. Nimmt man an einer Veranstaltung teil, wo viel Alkohol getrunken wird, oder schließt man sich einer Protestbewegung oder einem Protestmarsch an, wo die Gefühle aufgepeitscht werden, ist die Gefahr, in Gewalttaten verwickelt zu werden, um ein Vielfaches größer. Wie weise ist es daher, gewalttätige Personen sowie Situationen, in denen es zu Gewalttätigkeiten kommen könnte, zu meiden!
Über das eigene Verhalten sollte man natürlich sehr sorgfältig wachen, aber das Fehlverhalten anderer sollte einen nicht so ohne weiteres aus dem Gleichgewicht bringen. Sieht man, daß sich jemand schlecht benimmt, ist es besser, sich zu beherrschen und, solange kein Leben in Gefahr ist, kein Wort darüber zu verlieren. Sprüche 26:17 lautet: „Wie einer, der die Ohren eines Hundes packt, ist irgendein Vorbeigehender, der sich erzürnt über den Zank, der nicht sein ist.“ Man kann andere leicht durch eine unpassende Bemerkung oder einen „abfälligen“ Blick zu einer Gewalttat herausfordern.
Was sollte man tun, wenn man in einen Streit verwickelt wird, den man nicht selbst heraufbeschworen hat?
ZIEH DICH, WENN MÖGLICH, ZURÜCK
„Ehe ... der Zank ausgebrochen ist, zieh dich zurück“ (Spr. 17:14).
Vermeide es, durch Widerreden Öl ins Feuer zu gießen. Sprüche 26:20 lautet: „Wo es kein Holz gibt, geht das Feuer aus.“ Einer allein kann nicht streiten. Es ist kein Zeichen von Feigheit, wenn man sich zurückzieht, um Gewalttätigkeiten zu entgehen, sondern ein Beweis von Weisheit. Das Verhalten Jesu Christi und des Apostels Paulus beweist das. (Siehe Lukas 4:28-30; Apostelgeschichte 9:23-25; 14:5, 6.)
Doch was tun, wenn der Gegner einen mit Gewalt am Weggehen hindert? Dann sollte man ruhig mit ihm sprechen. Man sollte an den Text denken: „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Spr. 15:1). Das erfordert Selbstbeherrschung, doch sie macht sich schließlich bezahlt. Einige Frauen, die überfallen wurden, haben dadurch, daß sie ruhig mit dem Mann sprachen und ihm erklärten, wie sie zufolge ihrer Bibelgläubigkeit zur Sittlichkeit eingestellt sind, erreicht, daß er von seinem Vorhaben abließ.
Natürlich kann es vorkommen, daß man weder eine Gelegenheit hat, sich zurückzuziehen, noch beim Angreifer Gehör findet. Was sollte man dann tun? Es kommt darauf an, worauf der Angreifer es abgesehen hat. Ist er auf dein Eigentum aus, vielleicht auf dein Geld? Wenn ja, gib es ihm. Materielle Dinge können ersetzt werden, die Gesundheit und das Leben jedoch nicht. Man sollte seine Gesundheit oder sein Leben nie wegen materieller Güter gefährden. Die Weisheit und die Einsicht zu besitzen, die erforderlich sind, um zu erkennen, wie unwichtig materielle Güter im Vergleich zum Leben sind, ist, wie es in Sprüche 3:14 heißt, „besser, als Gewinn an Silber zu haben“.
Anders ist es jedoch, wenn der Angreifer es auf deine Tugend oder dein Leben abgesehen hat. Die Bibel gibt dir das Recht, dich mit allem, was dir zur Verfügung steht, zu verteidigen. In einem in einer norddeutschen Zeitung erschienenen Artikel wurde erklärt, wie das geschehen kann. Unter anderem hieß es darin, wenn eine Frau oder ein Mädchen einem Sittlichkeitstäter in die Arme laufe, sei „kühler Kopf zu bewahren“, die Frau oder das Mädchen solle „Widerstand leisten und gleichzeitig um Hilfe schreien“. (Vergleiche 5. Mose 22:23, 24.) Frauen oder Mädchen, die dem Angreifer unterlegen seien, sollten versuchen, ihn zu überlisten oder ihn „durch ein lautes Gebet abzulenken“. Dieser Rat ist weise, denn er stammt aus der Bibel. Das bringt uns zu einem weiteren Rat des weisen Königs.
VERTRAUE AUF JEHOVA
„Sprich nicht: ,Ich will Übles zurück zahlen!‘ Hoffe auf Jehova, und er wird dich retten“ (Spr. 20:22).
Diese Worte bedeuten nicht, daß es verboten ist, sich zu wehren, vielmehr zeigen sie, daß dabei Unterscheidungsvermögen und Ausgeglichenheit erforderlich sind.
Die Straftaten zerfallen im großen und ganzen in zwei Kategorien: in Straftaten gegen das Vermögen, wie Diebstahl oder Unterschlagung, und in Straftaten gegen die Person, wie tätlicher Angriff, Vergewaltigung oder Mord. Da das Leben von weit größerem Wert ist als das Eigentum, dürfen wir uns, wenn es um unsere Person geht, mit Recht ganz anders zur Wehr setzen, als wenn es um unser Eigentum geht.
„Der Trend, sich eher auf die eigene Verteidigung als auf den Schutz der Polizei zu verlassen, breitet sich in Frankreich immer mehr aus“, konnte man in einer deutschen Zeitung lesen. In dem Artikel wurde berichtet, daß ein Versammlungsredner einer Bürgerorganisation, die sich „Berechtigte Notwehr“ nennt, forderte: „Bewaffnet euch und schießt zuerst!“ Auch in anderen Ländern ist ein solcher Trend zu beobachten. In einem Nachrichtenmagazin hieß es: „2,5 Millionen Revolver und Pistolen, Flinten und Gewehre haben die Westdeutschen angemeldet, aber illegal halten sie sich womöglich das Zehnfache.“ Ferner hieß es in dem Bericht, es sei immer leichter geworden, an Waffen heranzukommen, und sie würden auch immer leichter und brutaler eingesetzt — von Kriminellen ebenso wie von braven Bürgern.
Der eine oder andere mag denken, es könne nicht schaden, eine Waffe im Hause zu haben, so für alle Fälle. Im stillen aber hofft er, sie nie gebrauchen zu müssen. Um wirklich sicherzugehen, daß man keine Waffe gebraucht, sollte man sich keine anschaffen. Wie oft ist es vorgekommen, daß jemand aus Furcht oder Übernervosität auf einen vermeintlichen Einbrecher schoß, seine Tat aber dann bitter bereuen mußte! Ein Tankstellenbesitzer in einer französischen Gemeinde südlich von Paris hörte eines Nachts ein verdächtiges Geräusch. Als er die Treppe hinunterstieg, sah er einen Schatten, und da er glaubte, einen Einbrecher vor sich zu haben, schoß er. Tief erschüttert mußte er dann aber feststellen, daß er seinen Sohn getroffen hatte, der aufgestanden war, um sich ein Glas Wasser zu holen.
Menschenblut zu vergießen, selbst wenn es unabsichtlich geschieht, ist eine ernste Sache. Natürlich gibt es auch andere Waffen — zum Beispiel Gaspistolen —, mit denen man einen Angreifer abwehren kann, ohne ihn zu verletzen oder zu töten. Andererseits aber könnte man ihn durch eine solche Waffe zu gewalttätigem Handeln reizen. Deshalb sollte die Frage, ob man eine solche Waffe verwenden soll oder nicht, sorgfältig erwogen werden.
Neuerdings erlernen immer mehr Leute Judo, Karate oder einen anderen Kampfsport, um sich verteidigen zu können. Bei diesen Sportarten lernt man, mit seinen Händen und seinem ganzen Körper den Gegner zu verletzen oder zu töten. Das bedeutet, daß beides in Wirklichkeit als Waffe benutzt wird. Der heidnische Hintergrund und der militärische Einsatz dieser Kampfsportarten lassen außerdem die Frage aufsteigen, ob es für einen Christen richtig ist, einen solchen Kampfsport zu erlernen. Kannst du dir vorstellen, daß sich der Apostel Johannes mit Karateschlägen verteidigt oder daß Jesus Christus einen Gegner mit Kung-Fu-Methoden abgewehrt hätte? (Eine eingehendere Besprechung dieses Themas findet der Leser in der Erwachet!-Ausgabe vom 8. Februar 1976, Seite 27.)
Wie weit man bei der Verteidigung gehen und welche Methoden man anwenden möchte, muß jeder selbst aufgrund eines gutgeschulten Gewissens entscheiden. Wenn man sich jedoch ein paar Fragen stellt, ist man besser in der Lage, zu entscheiden, wie man handeln sollte: Wehre ich mich gegen einen Angriff auf mein Leben oder auf mein Vermögen? Wehre ich mich, um mich und meine Angehörigen zu schützen oder um mich an dem Straftäter zu rächen? Habe ich daran gedacht, wie sich mein Handeln auf andere — auch auf den Straftäter — auswirken könnte? Habe ich die Absicht, ihn ernstlich zu verletzen oder ihn gar zu töten? Bin ich mir darüber im klaren, daß er vielleicht das Opfer gewisser Umstände ist, so daß er eher bemitleidet als verurteilt werden sollte? Wäre er vielleicht bereit, sich zu bemühen, die in ihm schlummernden guten Eigenschaften zu entwickeln und die schlechten zu bereuen, wenn man ihn richtig unterweisen und ihm die nötige Aufmerksamkeit und Liebe schenken würde? Wäre ich willens, ihm dabei zu helfen, wenn ich die Gelegenheit erhielte?
Zusammenfassend sei gesagt: Christen lehnen die Selbstverteidigung nicht kategorisch ab, sollten aber darauf bedacht sein, Situationen zu meiden, die eine solche Verteidigung erforderlich machen könnten. Sie sehen ein, daß es weise ist, Vernunft walten zu lassen, die Gefahr vorauszusehen, notwendige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, auf den Umgang zu achten, Selbstbeherrschung zu üben, nicht vertrauensselig zu sein und auf Jehova zu vertrauen. Diese Form der Selbstverteidigung ist besser, als sich auf Waffen oder Kampfsportarten zu verlassen.
RESÜMIEREND SAGT DER PREDIGER GEMÄSS KAPITEL 9:18:
„Weisheit ist besser als Kampfgeräte.“
Jehova Gott, die höchste Persönlichkeit im Universum, der auch das kleinste Vergehen zur Kenntnis nimmt, vermag eine absolut richtige Kriminalstatistik zu erstellen und Delinquenten aufgrund dieser Statistik zu richten. Wird er das tun? Wird die Kriminalität weiterhin unaufhaltsam ansteigen, oder wird Gott Abhilfe schaffen? Die Antwort auf diese Fragen findet der Leser in dem Artikel „Wird das Problem der Kriminalität je gelöst werden?“ auf den Seiten 27 bis 29.
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