Wir beobachten die Welt
Zeugen gelobt
● „Ich bin kein Zeuge Jehovas“, schrieb eine Leserin an die Zeitung Plain Dealer in Cleveland (USA), „aber ich fühle mich gedrängt, etwas zu dem neuen Königreichssaal in Lyndhurst zu sagen. Am Freitag, dem 20. Mai, kam ich an dem fast leeren Grundstück an der Ecke Ridgeburyboulevard/Richmondstraße vorbei.
Am Sonntag, dem 22. Mai, habe ich mich extra aufgemacht, um festzustellen, was es mit dem groß angekündigten Bauwunder auf sich hatte. Was ich sah, rührte mich zu Tränen. An diesem frühen Morgen — es war trübe, und ab und zu regnete es — waren Hunderte von Leuten eifrig damit beschäftigt, dem neuen Haus der Anbetung den letzten Schliff zu geben. Eine große Anzahl dieser Leute hatte viele, viele Meilen zurückgelegt, und sie mögen nie wieder hierher zurückkommen.
Das vollendete Werk war nicht einfach nur ein neuer Königreichssaal, sondern eine Stätte der Anbetung, die wirklich aus Liebe und Brüderlichkeit gebaut wurde. Diese Menschen muß man loben. Ist das nicht etwas, was die Religion bewirken sollte?“
Das 15 mal 22 Meter große Gebäude, das von ungefähr 500 freiwilligen Helfern der Zeugen Jehovas, die aus fünf Bundesstaaten stammten, innerhalb von 36 Stunden fix und fertig — einschließlich Garten und Rasen — errichtet wurde, wird von zwei Ortsversammlungen der Zeugen benutzt. Ihre erste Zusammenkunft in diesem neuerbauten Königreichssaal konnten sie an jenem Sonntagnachmittag abhalten.
Kein Geld für Kirchen?
● Weil ihre Nutzung angeblich zu teuer ist, sollen, wie man in den Heidelberger Nachrichten lesen kann, in Berlin „immer mehr Kirchen in dicht besiedelten Wohngebieten verkauft werden“. Einer der Vorsitzenden der Evangelischen Sammlung Berlin, Professor Dr. Klaus Motschmann, nannte das „einen einmaligen Skandal in der Berliner Kirchengeschichte“ und schlug vor, man solle „lieber die Millionenbeträge für die Finanzierung heftig umstrittener polit-theologischer Aktivitäten der Evangelischen Studentengemeinden, des Kirchlichen Bildungswerkes und der Pressearbeit so weit zusammenstreichen, bis die Fehlbeträge zur Erhaltung der Kirchen aufgebracht sind“. Offensichtlich geben die untreuen „Hirten“ der Christenheit allem möglichen den Vorrang, nur nicht ihrer unmittelbaren Hirtentätigkeit (vgl. Jeremia 23:2).
Einfluß von „Gottesdiensten“ und Videospielen
● Welchen „moralischen“ Einfluß man „Gottesdiensten“ und Videospielen im Falle eines Krieges beimißt, geht unter anderem aus einer Studie der amerikanischen Armee für neue militärische Planungen hervor. „In jedem Konflikt lasse sich Spitzentechnologie nicht nur für die Waffentechnik, sondern auch zur Kräftigung der Moral der Truppen einsetzen — etwa durch Gottesdienste über Videos“, heißt es gemäß der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 16. August 1983, Seite 3. „In Kampfpausen könnten Soldaten aufkommende Langeweile mit Videospielen aus tragbaren Geräten mit eigener Energieversorgung überbrücken. Viele kommerzielle Videospiele haben militärische Themen, bei denen die Spieler sich bewegende Ziele zerstören sollen.“ Man fragt sich unwillkürlich, ob den Benutzern von kriegerischen Videospielen schon in Friedenszeiten bewußt ist, welchem Einfluß sie sich aussetzen.
Verschwindet Perus Wüste?
● Nach monatelangen Regenfällen und Überschwemmungen hat sich in der ausgedehnten Wüste im Norden Perus ein riesiges Grundwasserreservoir gebildet. Außerdem sind in dem Gebiet zwischen den Städten Tumbes und Piura Millionen junge Büsche und Bäume gewachsen. „Die Experten sprechen von einer ‚Jahrhundertchance‘“, berichtet die österreichische Zeitung Die Presse, „die weitgehend durch den Menschen verursachten Wüstengebiete wieder in Wälder zu verwandeln.“ Allerdings müßte das unkontrollierte Abweiden der jungen Vegetation durch Ziegen und Rinder verhindert werden, und die jungen Bäume müßten eventuell bewässert werden. Es wird sich zeigen, ob man den Jungwald erhalten kann, der solche katastrophalen Überschwemmungen, wie sie im letzten Jahr auftraten, zukünftig verhindern könnte.
Heilende Wirkung
● Die Heilung von Wunden wird unter anderem durch besondere Wachstumsfaktoren gesteuert. In den Vereinigten Staaten ist es jetzt gelungen, aus dem Speichel und den Nieren von Rindern große Mengen eines solchen Wirkstoffes zu isolieren, so daß er nun näher erforscht werden kann. Bei Ratten förderte er bereits — in geringsten Mengen lokal injiziert — die Wundheilung.
Alarmierende Analyse
● Nach den Unfällen liegt der Selbstmord als Todesursache bei Jugendlichen zwischen dem 15. und dem 20. Lebensjahr an zweiter Stelle. Dies teilte Professor G. Nissen, Direktor der Würzburger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit. Untersuchungen depressiver Kinder hätten gezeigt, daß sich jedes vierte Kind bereits mit Selbstmordgedanken befaßt habe, die Hälfte davon sogar schon Suizidversuche hinter sich habe. Jedes Selbstmordgerede bei Kindern und Jugendlichen müsse ernst genommen werden. Professor Nissen nannte den Selbstmord „Symptom einer sozialen Krankheit ..., an deren Entstehung die Gesellschaft mit beteiligt und damit mit verantwortlich ist“.
Selbstmordphantasien bei Kindern würden schon im Alter von sechs bis acht Jahren entstehen, oft als Reaktion auf ein drohendes Verlassenwerden von geliebten Erwachsenen. Auch Umwelteinflüsse wie zerrüttete Familien wirkten in Verbindung mit anderen Faktoren auslösend, meist wenn die Persönlichkeitsstruktur des Kindes geschädigt sei. Die beste „Vorbeugung“ gegen den Selbstmord liege „in einer beständigen Fürsorge und Liebe der Bezugsperson zum Kind“.
Fahrradfahren — nicht ungefährlich
● Die Organisation „Das sichere Haus“ warnte kürzlich jugendliche Radfahrer vor allem vor langen Schals und Röcken und auch vor weiten Hosen und losen Schuhbändern, die sich in den Speichen ihres Fahrrads verfangen könnten. Im Jahre 1982 sind in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 20 000 Kinder mit dem Fahrrad verunglückt — 225 davon überlebten den Unfall nicht.
Die Krawatte gehört zum ordentlichen Aussehen
● „Gehört die Krawatte zum Erziehungsauftrag des Lehrers?“ fragt ein Kommentator der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (18. August 1983, S. 8). Viele deutsche Kultusminister würden zu der Auffassung neigen, daß das „ordentliche Aussehen des Lehrers mit einem ordentlichen Unterricht“ übereinstimme. „In der Oberpfalz haben die Lehrer jetzt sogar eine Dienstanweisung erhalten, sie möchten im Anzug mit Schlips und Kragen in die Schule kommen.“ Einige Kultusminister sagen dagegen, die Lehrer sollten selbst entscheiden, welche Kleidung sie für angemessen hielten.
Die Zeitung stellt fest, daß heute das Äußere bei Lehrern und in anderen Berufen ungezwungener wirke als vor zwanzig Jahren, und bemerkt dann: „Aber schizophren wie manche Fernsehansager — oben zum Anschauen korrekt, unten nonchalant — sollten sich Lehrer nicht kleiden, schon weil sie nicht ständig hinterm Pult sitzen dürfen. Ob durch und durch salopp oder von oben bis unten gebügelt: den guten Lehrer macht das nicht aus. Doch jene Lehrer, die glauben, sie müßten so aussehen wie Schüler, und daher Jeans wie eine Duz-Mode tragen, irren.“
Betrügereien rund ums Auto
● „Jeder dritte Autofahrer betrügt die Versicherung.“ Das gab der Verband der Autoversicherer (HUK) gemäß einem Bericht des Münchner Merkurs in West-Berlin bekannt. Über 250 Millionen DM wurden 1982 für Schäden ausgegeben, die in Wirklichkeit nur auf dem Papier standen. Auch wurden allein im vorletzten Jahr 135 000 Autos als gestohlen gemeldet — doch jeder zehnte Autodiebstahl war fingiert.
Neun Prozent der gestohlenen Fahrzeuge würden im Ausland verschwinden. Während bisher Luxusmodelle auf der Liste der „Autoknacker“ ganz oben gestanden hätten, gäbe es jetzt eine besondere „Spezialität“. Der Chef der Schadenkommission des HUK-Verbandes erklärte: „Weil in Italien VW-Ersatzteile besonders teuer sind, werden die Autos in Deutschland geklaut und, noch bevor es der Besitzer merkt, buchstäblich über Nacht nach Italien gebracht, dort zerlegt und als Ersatzteile verkauft.“
Fleißige Ameisen
● Untersuchungen der „Kleinen Roten Waldameise“ haben erstaunliche Resultate gezeitigt. Zum ersten Mal wurde mit einiger Sicherheit die Einwohnerzahl eines Ameisennestes festgestellt: Sie kann weit über eine Million Tiere betragen. Wie Die Welt berichtet, hat ein Durchschnittsnest 1 070 Königinnen und rund 840 000 Arbeiterinnen, von denen 43 Prozent im „Außendienst“ sind, d. h., sie schaffen die Nahrung heran. Jede Sekunde verlassen zehn Außendienstameisen ihren Haufen. Ihre Arbeitszeit liegt zwischen 8 und 10 Stunden am Tag. Diese Ameisen liefern ihrem Nest im Jahr durchschnittlich 6 Millionen Beutetiere und fast 160 Liter Honigtau aus den Blattlauskolonien. Die Innendienstarbeiterinnen betreuen im Nest die Königinnen und die Nachkommenschaft. Im Nest sind die Tiere keineswegs regellos verteilt, sondern halten sich vorwiegend in bestimmten „Wohnvierteln“ auf. Außerdem gibt es im Ameisenhaufen Bereiche mit ganz verschiedenen Temperaturen, die zur optimalen Nachwuchsaufzucht aufrechterhalten werden.
Zu schnell
● Zu schnelles Fahren ist Unfallursache Nummer eins in Bayern. Darauf wies gemäß der Süddeutschen Zeitung Innenminister Karl Hillermeier auf einer Pressekonferenz hin. 1982 war bei 19 107 Verkehrsunfällen mit 1 392 Toten und 27 553 Verletzten überhöhte Geschwindigkeit für den Unfall ursächlich. Zu schnell wird häufig vor allem in Wohnstraßen, in der Nähe von Schulen oder Bushaltestellen, an Kurven und Kuppen, bei Nebel, Nässe oder an Baustellen gefahren.
Daß täglich sieben Menschen auf den bayerischen Straßen getötet und 247 weitere verletzt werden, „ist erschreckend und kann nicht hingenommen werden“, sagte er. Eine Aufklärungsaktion im letzten Sommer wies vor allem auf die Gefahr des Alkohols für Kraftfahrer hin. „Alkohol ist bei 12,7 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden eine der Unfallursachen.“
„Totes“ Hündchen erwachte
● Als Percy, das winzige Chihuahua-Hündchen, von einem Auto angefahren wurde, blieb sein Herz stehen. Der Vater des traurigen Besitzers begrub das Hündchen in einem Sack in seinem Garten in Barnsley (England). Doch der Terrier Micky, der dem Vater gehörte, blieb winselnd am Grab sitzen. Sieben Stunden später, so erzählte Percys Besitzer, kam Micky „angerannt und bellte meine Eltern so lange an, bis sie ihm nach draußen folgten. Sie fanden Percy — sein Herz hatte wieder zu schlagen begonnen.“ Offensichtlich hatte der Terrier, instinktiv Leben spürend, den Sack ausgegraben und ihn zum Haus gezerrt. „Das Unglaubliche an der Sache ist“, erklärte verwundert Percys Besitzer, „daß sich die beiden Hunde gewöhnlich gleich an die Gurgel gingen.“
Kälte bei Verbrennungen
● Verbrennungen bei Kindern werden von den Eltern meist falsch behandelt. Der Direktor der Städtischen Klinik in Krefeld, Professor W. Kosenow, empfiehlt gemäß einer dpa-Meldung als die wichtigste Erste Hilfe vor dem Eintreffen des Arztes in jedem Fall eine Abkühlung durch kaltes Wasser. Nach der ersten Abkühlung sollten dann Kleidungsstücke vorsichtig entfernt und die Wunden wieder mit Wasser gekühlt werden. Auf die verbrannte oder verbrühte Hautfläche dürfe kein Druck ausgeübt werden — Salben, Sprays, antiseptische Lösungen, Mehl, Puder oder gar Zahnpasta sowie Brandsalben sollten nicht aufgetragen werden. (Vergleiche Erwachet!, 22. Juli 1980, S. 16.)
Foto ohne Chemie
● Die elektronische Fotografie wird schon Ende dieses Jahrzehnts möglich sein. Zu diesem Ergebnis ist gemäß den Bremer Nachrichten eine vom deutschen Bundesforschungsministerium (BMFT) in Auftrag gegebene Untersuchung gekommen. Bei der elektronischen Einzelbildaufnahme wird das Bild auf einem Halbleiterchip oder einem Magnetband gespeichert. Der Bildspeicher ist löschbar und kann wieder verwandt werden. Vorteilhaft ist auch, daß das Bild bei Tageslicht auf dem Fernsehschirm betrachtet, eventuell verändert, ausgedruckt oder elektronisch abgespeichert werden kann. Der einzige Nachteil der elektronischen Bildtechnik ist das geringere Auflösungsvermögen.
Teilzeitarbeit
● Ein Teilzeitarbeitsplatz lockt Mütter und Ehefrauen, die Beruf und Familie miteinander in Einklang bringen wollen oder dazu gezwungen sind. In Schweden gehen von je 100 erwerbstätigen Frauen 46 einer Teilzeitbeschäftigung nach (Männer: 7). In Italien dagegen gibt es für Frauen in der Regel nur eine Vollzeitarbeit oder gar keine Arbeit. Die Italienerinnen bleiben daher häufiger im Haus als die Frauen in den meisten anderen westlichen Industrieländern. Nur 6 % der erwerbstätigen Italienerinnen sind Teilzeitkräfte (Männer: 1 %). In Großbritannien sind es 38 % (Männer: 1 %), in der Bundesrepublik Deutschland 24 % (Männer: 1 %), in den Niederlanden 23 % (Männer: 2 %), in den USA 22 % (Männer: 7 %), in Japan 19 % (Männer: 5 %) und in Frankreich 15 % (Männer: 2 %). Diese Statistik wurde in der Publikation Der deutsche Schreiner veröffentlicht.
Geplante Schwangerschaft und Alkohol
● „Anscheinend sind größere Alkoholmengen gerade zum Zeitpunkt der Konzeption und in der Frühschwangerschaft gefährlich“, meldet die Ärztliche Praxis (42/83). „Die Konsequenz: Schon vor einer geplanten Schwangerschaft weitgehend auf alkoholische Getränke verzichten!“ Neuere Untersuchungen, wie z. B. eine Studie, die im Charing Cross Hospital in London durchgeführt wurde, bestätigten, daß zwischen Alkoholkonsum und niedrigem Geburtsgewicht ein Zusammenhang besteht.