Wir beobachten die Welt
Das Werk eines Architekten
● Die Großforaminiferen (einzellige Meerestiere) werden als „lebende Gewächshäuser der Meere“ bezeichnet, da sie lebende Pflanzenzellen beherbergen. Sie „sind nicht nur die größten, sondern auch die am höchsten entwickelten einzelligen Tiere“, stellt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Nr. 255, S. 33) fest. Haben sich diese Tiere durch Zufall entwickelt“? Die Großforaminiferen — festgeheftet am Meeresboden oder auf größeren Pflanzen — besitzen ein kompliziertes Kalkgehäuse, das sie während ihres (oft jahrelangen) Lebens durch Anbau neuer Kammern vergrößern. In den winzigen Kammern leben die Pflanzenzellen. Die Gehäusewände sind von dünnen Kanälen durchzogen, die von jedem Kämmerchen direkt, ohne Umweg über die Hauptmündung, nach außen führen. Erst in den letzten Jahren ist die Bedeutung dieses Kanalsystems an der Universität Kiel untersucht worden.
„Diese hochentwickelten Protoplasmaklümpchen haben — das ist das Fazit der Kieler Forschungen — offenbar einen Weg gefunden, in ihren Gewächshäusern hinter einem geschlossenen Kalkpanzer geschützt und trotzdem in Verbindung mit der Umwelt zu leben“, berichtet die Zeitung. „Für die Kommunikation dienen die Kanäle, die in den Kalkwänden ohne die Lebensprozesse im Innern der Kammern zu stören, verlaufen. Ein Architekt, der die Räume eines Hauses mit Wasser Gas, Elektrizität, Frischluft und Entsorgungsleitungen versorgt, plant genauso und führt alle Zu- und Ableitungen möglichst direkt zu den einzelnen Zimmern. Vergleichbare ,Intelligenzleistungen‘ haben die Großforaminiferen schon vor 60 Millionen Jahren vollzogen.“ Wenn diese „Gewächshäuser der Meere“ den Bauwerken eines Architekten gleichen, können sie sich dann vor Jahrmillionen durch Zufall entwickelt haben? Sollte man nicht vielmehr zu dem Schluß kommen, der in Hebräer 3:4 erwähnt wird: „Natürlich wird jedes Haus von jemandem errichtet, doch der, der alle Dinge errichtet hat, ist Gott.“?
Wer wird exkommuniziert?
● Der katholischen Wochenschrift Christ in der Gegenwart (43/83) ist zu entnehmen, daß die katholische Kirche in Chile mit der „Exkommunikation von Folterern“ begonnen hat. „Nach Angaben der Weihbischöfe Alejandro Goic und Jorge Hourton von Santiago sollten bald auch die Namen von Teilnehmern an Folteraktionen veröffentlicht werden“, heißt es. Durch die Exkommunikation wird ein Mitglied aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen. Gemäß 1. Korinther, Kapitel 5 sollten reuelose Übeltäter tatsächlich ausgeschlossen werden, doch zählen dazu auch Ehebrecher, Homosexuelle, Diebe und Trunkenbolde (vgl. 6:9, 10). Im allgemeinen erlaubt die Kirche solchen Personen, Mitglied zu bleiben.
Ärzte nehmen Stellung zum Boxen
● Eine Resolution, die von den 351 führenden Mitgliedern der American Medical Association angenommen wurde, empfiehlt, „das Boxen aus dem Schulsport sowie aus den Sportprogrammen der Regierung und aus den Colleges zu verbannen“. Es wurde dringend geraten. den professionellen Boxsport wie „eine öffentliche Schaustellung“ rechtlich einzuschränken. Die Resolution unterstrich, daß „die Häufigkeit langsam fortschreitender und permanenter neurologischer Defekte sowie Todesfälle — wie zahlreiche Studien ergeben haben — auf die Teilnahme am Boxen zurückzuführen sind“. Die Delegierten stimmten auch der Ansicht zu, daß „die berufliche Verantwortung von Ringärzten“ darin liegt, „die Gesundheit und die Sicherheit der Wettkämpfer zu schützen“, und nicht darin, „die Wünsche der Zuschauer, der Veranstalter oder sogar der verletzten Sportler“ zu befriedigen.
Täter mit weißem Kragen
● Wirtschaftskriminalität habe „auf Dauer verheerende Folgen für die gesamte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“, erklärte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Siegfried Fröhlich, auf einer Fachtagung des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden. Gemäß dem Wiesbadener Kurier beklagte Fröhlich insbesondere den Mangel an Spezialisten bei der Polizei auf diesem Gebiet. Erforderlich seien qualifizierte Wirtschaftssachbearbeiter und -referenten, die Bilanzen lesen und sich mit hochqualifizierten Wirtschaftsanwälten auseinandersetzen könnten. Er erinnerte an Schätzungen, wonach der Schaden durch Wirtschaftsverbrechen 1981 bis zu 154 Milliarden DM betragen habe und damit zehn Prozent des Bruttosozialproduktes (gesamtwirtschaftliche Leistung) ausmache. Steuersenkungen um fast ein Drittel sollten möglich sein, wenn „alle Steuern ehrlich gezahlt“ würden. Allein 1981 habe der Gesamtschaden bei abgeschlossenen Ermittlungsverfahren 3,6 Milliarden DM betragen; je Ermittlungsverfahren liege der Schaden bei 1,2 Millionen DM.
Die Hauptopfer von AIDS
● „Hierzulande bemühen sich manche Medien noch um den Nachweis, das Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS) sei eine Seuche, die letztlich alle bedroht und die nur zufällig an Homosexuellen entdeckt wurde“, bemerkt die medizinische Zeitschrift selecta (34/83). „In Amerika, wo vor vier Jahren die ersten Fälle auftauchten, wurde solche liberale Lesart inzwischen aufgegeben.“ Es ist nun allgemein bekannt, daß „in der Hauptsache jüngere homosexuelle Männer, die zu starker Promiskuität neigen“, die Opfer dieser Krankheit sind. „Wie immer es mit der AIDS genannten Epidemie weitergehen mag“, schreibt selecta, „eines scheint sicher zu sein: Die Welt der schrankenlosen sexuellen Freiheit, die sich die Homophilen aufgebaut haben, wird morgen anders aussehen.“
In dem Bericht wird darauf aufmerksam gemacht, daß noch weitere Risikogruppen ausfindig gemacht wurden: Rauschgiftsüchtige, Bluter und Haitianer. „Die Süchtigen hatten sich offenbar beim Fixen mit nichtsterilen Nadeln infiziert. Die Bluter bekamen ihre Krankheit über das Faktor-VIII-Konzentrat, das aus einem riesigen Pool von Spenderblut gewonnen wird. Warum die Haitianer (anscheinend überwiegend keine Homosexuellen) erkranken, bleibt vorerst offen. Man vermutet einen Zusammenhang mit dem Voodoo-Kult.“
Fernseh-Prediger erregen Anstoß
● Die Fernsehzeitschrift Gong (20/83) berichtet darüber, „wie Fernseh-Prediger Zuschauern Geld aus der Tasche ziehen“. Gemäß kanadischen Presseberichten gab es 1981 in den USA 30 religiöse Fernsehstationen und vier solche Fernsehnetze; 1000 Radioprogramme sind über ein weitverzweigtes Kabelnetz angeschlossen. „Die Aufforderung zur Zahlung für Bibelsprüche und geweihtes Öl wird den Gläubigen zum Ende der meist halbstündigen Programme aufs geschickteste eingehämmert“, klagt Gong. Kanadische Kritiker haben herausgefunden, daß das Spenden „aufgrund der raffinierten Werbemethoden zum psychologischen Zwang für die um ihr Seelenheil besorgten Evangelisten-Zuschauer“ werden kann, die nicht selten größere Beträge „zusammenkratzen“, die über ihre finanziellen Verhältnisse gehen.
Erwachet! hat in einer früheren Ausgabe die zweifelhaften Methoden der elektronischen Kirche Amerikas behandelt und gezeigt, wie wenig sie mit dem wahren Christentum zu tun haben (vgl. Ausgabe vom 22. September 1981).
Noch genauerer Standard
● Auf der 17. Generalkonferenz für Maß und Gewicht am 20. Oktober 1983 ist die Längeneinheit „Meter“ neu definiert worden. Demnach ist ein Meter, so ist den Physikalischen Blättern (9/83) zu entnehmen, „die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während des Intervalls von 1/299 792 458 Sekunden durchläuft“. Die neue Regelung beruht auf der Festlegung des Wertes für die Lichtgeschwindigkeit (299 792 458 Meter pro Sekunde). Die Generalkonferenz ist das oberste Gremium der Meterkonvention. Bisher wurde das Meter nach der Wellenlänge der Atome des Kryptons definiert. Seit 1875 die Meterkonvention in Paris unterzeichnet worden ist, „hat sich die Forschung intensiv darum bemüht, Standards mit hoher Genauigkeit festzulegen“ (FAZ).
Lektion für Lehrer
● „Die Mehrzahl der Lehrer redet während eines durchschnittlich langen Schultages dreimal soviel wie alle Schüler zusammengenommen.“ Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die 27 000 Schüler, Eltern und Lehrer einschloß und sich über acht Jahre erstreckte. Wie die amerikanische Zeitung Rocky Mountain News meldet, wurde die Studie von John Goodlad, Vorstand der Pädagogischen Fakultät der Universität von Kalifornien in Los Angeles, durchgeführt. Solange Lehrer ihren Unterricht nicht einfallsreicher gestalten würden, fügte er hinzu, so lange würden die vielen Reformbestrebungen das amerikanische Erziehungswesen nicht verbessern. Er empfahl Lehrern, Methoden zu wählen, bei denen die Schüler mehr einbezogen würden und sich mehr am Unterricht beteiligen könnten.
Gegen die staatliche Kirchensteuer
● „Es ist an der Zeit, mit der staatlichen Einziehung der Kirchensteuer aufzuhören“, schreibt Johannes Gross in Capital (9/83). Es könne „nicht Sache einer Republik sein, die keine Staatskirche kennt, die großen Kirchen zu privilegieren, indem sie die Kirchensteuern einbehält, während Glaubensgemeinschaften, denen der Status der öffentlich-rechtlichen Körperschaften nicht verliehen wird, selber dafür sorgen müssen, wie sie zu ihren Subsistenzmitteln kommen — nämlich so, wie es die Christenheit meist getan hat und heute noch außerhalb Deutschlands fast überall tut, nämlich durch die Schärfung der Gewissen der Gläubigen.“
Er nennt fünf Gründe dafür, warum der Staat aufhören sollte, die Steuer für die Kirchen einzubehalten. Gegen die staatliche Kirchensteuer würde vor allem ein zunehmend gewichtiger werdendes Argument sprechen: „Wenn die Kirchen sich immer hemmungsloser politisieren (dies gilt für die Geistlichkeit einiger protestantischer Landeskirchen offenkundig sehr viel mehr als für die römisch-katholische Kirche), wird es für den Staat zur ernsthaften Frage, ob er mit Hilfe seiner Bürokratie den Kirchenbürgern Gelder abpressen darf, die von den Kirchen ungeniert als Personal- wie als Sachausgaben zu politischen Zwecken eingesetzt werden, die keineswegs mit den Intentionen des Kirchenvolks übereinstimmen müssen.“
Überall Verfall der Ehe
● Wie fast überall, ist auch in der DDR ein Anstieg der Ehescheidungen zu beobachten. Im Jahre 1964 wurden dort 27 486 Ehen geschieden (Eheschließungen: 135 855). Seitdem ist die Zahl ständig weiter angestiegen. Im Jahre 1981 wurde die höchste Zahl seit 1955 erreicht, nämlich 48 567. (Gleichzeitig wurde die niedrigste Zahl der Eheschließungen seit 1970 festgestellt: 18 174.) Dies entspricht der Ehescheidungsrate in vielen westlichen Ländern. Aus der Statistik geht hervor, daß der Bezirk Halle/Saale mit 5 463 Ehescheidungen noch vor dem östlichen Teil Berlins (5 000) und dem Bezirk Karl-Marx-Stadt (4 707) steht. Diese Angaben sind im statistischen Jahrbuch der DDR 1982 zu finden.
„Lesen im Park“
● „Die Zeiten, wo Kinder mit der Taschenlampe unter der Decke heimlich ihren Karl May lasen, sind vorbei“, meint die österreichische Zeitung Die Presse. Das Zeitalter des Fernsehens und der Video- und Computerspiele scheint das „altmodische“ Lesen ziemlich verdrängt zu haben. Doch daß das Lesen für die Kinder wichtig ist, darüber ist man sich im allgemeinen einig. In Wien ist kürzlich eine Aktion durchgeführt worden, die den Kindern das Lesen näherbringen sollte. „Lesen im Park“ hieß das Motto, unter dem im Wiener Kurpark Oberlaa „den Kindern die Schwellenangst genommen werden“ sollte. Ziel des Projekts war es, „den Kindern die Bücher dort nahezubringen, wo sie selbst gerne sind. Kaum ein Kind geht von selbst in eine Buchhandlung oder Bücherei.“ Es wurde auch Gastarbeiterkindern die Möglichkeit geboten, Bücher in ihrer Muttersprache kostenlos auszuleihen. Die Aktion, die sich großer Beliebtheit erfreute, soll in diesem Jahr auf den Donaupark ausgeweitet werden.