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Benötigen wir Hilfe zum Verständnis der Bibel?Der Wachtturm 1981 | 15. Mai
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Wie steht es mit den Missionsreisen des Paulus? Handelte er unabhängig von dem ihm von Gott gegebenen Auftrag, ein Apostel für eine bestimmte Personengruppe zu sein? Nein, er nahm seinen Auftrag gehorsam an. Später wurde dies auch von „Säulen“ der leitenden Körperschaft in Jerusalem anerkannt, denn in Galater 2:9 heißt es: „Als sie die unverdiente Güte kennenlernten, die mir verliehen worden war, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, diejenigen, die Säulen zu sein schienen, mir und Barnabas die rechte Hand der Mitteilhaberschaft, damit wir zu den Nationen gehen sollten, sie aber zu den Beschnittenen“ (Apg. 9:15; 13:1-4; 22:17 bis 21).
Später, als Paulus das letzte Mal nach Jerusalem kam, hatten die Juden dort irreführende Gerüchte über ihn gehört. Deshalb gaben die „älteren Männer“ von Jerusalem ihm Ratschläge, was er tun sollte, um diese Gerüchte zum Schweigen zu bringen. Paulus befolgte ihre Anweisungen bereitwillig (Apg. 21:17-36).
Um uns in den heutigen „letzten Tagen“ zu einem Verständnis des Wortes Gottes zu verhelfen, hat Jehova Gott in seiner Liebe eine sichtbare Organisation beschafft, die unter der Leitung Christi steht: den „treuen und verständigen Sklaven“. Die Art und Weise, wie Jehova die Tätigkeit unter ihrer Leitung gesegnet hat, läßt im Sinn Gott hingegebener Christen keinen Zweifel aufkommen, daß sie die Anerkennung Jehovas genießt (Matth. 24:45-47).
EINE EDLE GESINNUNG
Wie sollten wir die geistige Speise, mit der uns dieser „treue und verständige Sklave“ versorgt, ansehen? Sollten wir sie kritisch betrachten und die Einstellung haben: „Na ja, es mag schon stimmen, aber vielleicht auch nicht; deshalb müssen wir alles sorgfältig und sehr kritisch prüfen.“? Offensichtlich haben einige so gedacht. Um ihre Ansicht zu unterstützen, haben sie Apostelgeschichte 17:11 zitiert, wo über Neuinteressierte aus Beröa gesagt wird: „Diese nun waren edler gesinnt als die in Thessalonich, denn sie nahmen das Wort mit der größten Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich in den Schriften sorgfältig forschten, ob sich diese Dinge so verhielten.“
Bedeutet das aber, daß die Beröer in der Botschaft nach Fehlern suchten oder daß sie zweifelten? Sind sie für uns ein Beispiel dafür, daß wir die Publikationen des „treuen und verständigen Sklaven“ kritisch betrachten und darin nach Fehlern suchen sollten? Ganz und gar nicht!
Wir möchten zuerst einmal sehen, unter welchen Umständen die Äußerung über die edelgesinnten Beröer gemacht wurde. Paulus, der von Silas begleitet wurde, befand sich auf seiner zweiten Missionsreise. Aufgrund der aufkommenden Verfolgung wurden sie von den Brüdern in Thessalonich nach Beröa geschickt. Dort trafen sie mit aufrichtigen Juden zusammen, die fest an das Wort Gottes glaubten. Doch sie waren noch keine Christen, sondern einfach interessierte Personen, die sich davon überzeugen wollten, daß sich das, was Paulus ihnen sagte, auf die Hebräischen Schriften stützte.
Es mag sein, daß diese eifrigen Juden bis zu jener Zeit noch nichts von Jesus Christus gehört hatten. Das, was Paulus ihnen sagte, war für sie völlig neu. Deshalb forschten diese edelgesinnten Juden in Beröa täglich in den Schriften, um sich zu vergewissern, ob das, worauf sich Paulus bezog, wirklich aus dem Worte Gottes stammte. Und was für eine geistige Einstellung hatten sie bei ihrem Studium? Waren sie skeptisch, und versuchten sie zu beweisen, daß Paulus im Unrecht war? Nein, sie waren ganz anders als diejenigen, die Paulus auf dem Marshügel kritisierten, denn im Bericht heißt es, daß sie sich das Zeugnis des Paulus „mit der größten Bereitwilligkeit“ anhörten (Apg. 17:11, 32).
Die Beröer hörten Paulus zu und waren bereit zu glauben, ja sie zeigten sogar ‘größte Bereitwilligkeit’. Sie waren der „guten Botschaft“ gegenüber nicht nur aufgeschlossen, sondern sie wollen auch, daß diese sich als wahr erweisen würde. Ja, wer Glauben erlangen möchte, muß auch glauben wollen. Wenn er entschlossen ist, nicht zu glauben, dann wird er durch keine Beweise — und seien es noch so viele — zu überzeugen sein; denn wer nach Entschuldigungen oder einleuchtenden Gründen sucht, um der Verantwortung auszuweichen, die der Glaube mit sich bringt, wird immer welche finden. Der Apostel Paulus sagte diesbezüglich: „Der Glaube ist nicht ein Besitz aller Menschen“ (2. Thess. 3:2). Die Beröer aber wollten glauben. Sie dachten über das, was sie hörten, mit einem aufnahmebereiten Sinn nach. Folglich „wurden viele von ihnen gläubig, ebenso nicht wenige von den angesehenen griechischen Frauen und Männern“ (Apg. 17:12).
Die Jünger Jesu schrieben viele Briefe an die Christenversammlungen, also an Personen, die schon auf dem „Wege der Wahrheit“ wandelten (2. Petr. 2:2). Doch nirgendwo ist zu lesen, daß die Brüder mit einer skeptischen Einstellung zuerst in der Heiligen Schrift forschten, um sich zu vergewissern, ob diese Briefe mit der Bibel übereinstimmten und ob die Schreiber das richtige Verständnis hatten.
UNSERE ANSICHT ÜBER DEN „SKLAVEN“
Wir können aus dieser Betrachtung Nutzen ziehen. Haben wir einmal festgestellt, welches Instrument Gott als seinen „Sklaven“ gebraucht, um sein Volk mit geistiger Speise zu versorgen, dann ist es Jehova bestimmt nicht wohlgefällig, wenn wir diese Speise so annehmen, als enthielte sie etwas Schädliches. Wir sollten dem von Gott gebrauchten Kanal vertrauen. Im Hauptbüro in Brooklyn, dem Ausgangspunkt der biblischen Literatur der Zeugen Jehovas, befinden sich mehr reife christliche Älteste — bestehend aus Gliedern des „Überrests“ und der „anderen Schafe“ — als an irgendeinem anderen Ort der Erde.
Es stimmt, daß die Brüder, die diese Publikationen schreiben, nicht unfehlbar sind. Ihre Schriften sind nicht inspiriert wie diejenigen des Paulus und der anderen Bibelschreiber (2. Tim. 3:16). Wenn das Verständnis klarer wurde, war es deshalb hin und wieder notwendig, einige Ansichten zu korrigieren (Spr. 4:18). Das hatte aber zur Folge, daß die biblisch begründete Lehre der Zeugen Jehovas ständig geläutert wurde. Da im Laufe der Jahre Berichtigungen vorgenommen wurden, hat man sie in diesen „letzten Tagen“ in seinem Leben immer besser anwenden können. Die Bibelkommentatoren der Christenheit sind ebenfalls nicht inspiriert. Trotz ihrer Behauptung, eine gute Erkenntnis zu besitzen, konnten sie den Menschen noch nicht einmal grundlegende Wahrheiten, wie zum Beispiel die zukünftige paradiesische Erde, die Wichtigkeit des Namens Gottes und den Zustand der Toten, vor Augen führen.
Aber das, was die Organisation des „treuen und verständigen Sklaven“ in den letzten 100 Jahren getan hat, zwingt uns, dasselbe zu sagen wie Petrus. Als Jesus seine Apostel fragte, ob auch sie ihn verlassen wollten, erwiderte er: „Zu wem sollen wir gehen?“ (Joh. 6:66-69). Es besteht kein Zweifel, daß wir alle zum Verständnis der Bibel Hilfe brauchen. Wir können die notwendige biblische Anleitung nicht außerhalb der Organisation des „treuen und verständigen Sklaven“ finden.
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Der SkytheDer Wachtturm 1981 | 15. Mai
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Der Skythe
ALS der Apostel Paulus hervorheben wollte, daß die Stellung eines Christen als Glied des Leibes Christi nicht durch fleischliche Unterschiede beeinflußt wird, schrieb er folgendes: „[Da ist] weder Grieche noch Jude ..., weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Ausländer, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles in allen“ (Kol. 3:11). Es ist bemerkenswert, daß die Skythen erwähnt werden, denn diese grimmigen Nomaden betrachtete man als die schlimmsten der Barbaren. Doch durch die Macht des heiligen Geistes Gottes konnten sogar sie trotz ihrer ehemaligen Gewohnheiten eine christusähnliche Persönlichkeit anziehen (Kol. 3:9, 10). Welch große Macht der Geist Gottes doch ausübt!
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