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Warum „fehlt es ihnen an Geistlichen“?Der Wachtturm 1958 | 15. August
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„In meinem Herzen bin ich nie ein guter Katholik gewesen, obwohl ich versuchte, ein guter Christ zu sein. Ich fand es jedoch viel leichter, andere Indianer zu Katholiken zu machen als zu Christen. Damit meine ich, daß sie viel eher bereit waren, die Förmlichkeiten des Christentums statt dessen Gesetze zu beobachten, und daß sie durch meine Predigten nicht besser wurden. Ich wurde entmutigt und befürchtete, daß meine Predigten Betrug seien, ja daß ich ein Betrüger sei.“ — Historical Collections of Ohio, Band 1, Frank H. Howe.
Haben sie vielleicht Schwierigkeiten, die Entwicklungslehre mit den eindeutigen Worten Moses, Jesu und seiner Apostel in Übereinstimmung zu bringen? Oder fällt es ihnen schwer, den Wortlaut ihres Glaubensbekenntnisses mit den Lehren der Bibel in Einklang zu bringen? Ist es vielleicht das Dilemma, in das ein Geistlicher gerät, wenn er sieht, wie seine Schäfchen die hohen Grundsätze der Bibel verletzen, und er wählen muß, ob er ihnen lieber die Wahrheit sagt oder einen vollen Kollektenbeutel sieht. Oder ist es die Predigttätigkeit der christlichen Zeugen Jehovas, die wie ein Hagelsturm „die Zuflucht der Lügen“, die die angeblichen christlichen Geistlichen lehren, hinwegschwemmt? — Jes. 28:17, RS.
Eigentlich liegt die Ursache darin, daß der Stand oder der Beruf des „christlichen“ Geistlichen an sich nicht biblisch begründet oder nachweisbar ist. Der Unterschied zwischen Geistlichen und Laien war unter den Christen des ersten Jahrhunderts völlig unbekannt. Sie beachteten die Anweisung Jesu: „Ihr aber, laßt euch nicht ‚Rabbi‘ nennen, denn e i n e r ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. Ferner: Nennt nicht jemanden auf der Erde euren Vater, denn e i n e r ist euer Vater, der himmlische. Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus.“ — Matth. 23:8-10, NW.
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Die Kriegskunst erlernenDer Wachtturm 1958 | 15. August
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Die Kriegskunst erlernen
HOMER W. Smith berichtet in dem Werk Man and His Gods kurz folgendes über die Schrecken der Kreuzzüge: „In der Meinung, daß das Heilige Land und auch die großen Städte von Kleinasien für die Kirche zurückerobert werden könnten, forderte Urban II. im Jahre 1095 zu einer ausgedehnten Büßer- und Pilgerfahrt auf, die zugleich ein Krieg gegen die Ungläubigen werden sollte. Er versprach allen, die daran teilnahmen, Schulden- und Sündenerlaß sowie selige Unsterblichkeit.
Beim ersten Kreuzzug zogen die Kreuzfahrer, rücksichtslos mordend, folternd und plündernd, quer durch Europa nach Süden. Zwei Heerhaufen, die in Ungarn grauenhaft gehaust hatten, wurden völlig aufgerieben. Eine dritte Gruppe, die am Rhein Tausende von Juden hinmetzelte, wurde nachher im Süden vernichtet. Von zwei weiteren Haufen ging ein großer Teil unterwegs zugrunde, und von den Übriggebliebenen kamen nur noch jämmerlich wenige in Konstantinopel an, nachdem sie die Griechen, die ihnen zu Hilfe gekommen waren, geplündert hatten … Etwa 7000 von den schätzungsweise 150 000 bis 300 000 Kreuzfahrern überquerten schließlich den Bosporus und wurden von den Türken völlig aufgerieben. Ein Haufen gebleichter Knochen war alles, was übrigblieb und den nachfolgenden Kreuzfahrern Zeugnis vom Ausgang dieses sogenannten ‚Volkskreuzzuges‘ gab.
Zwei Jahre später gelang es einem besser organisierten Heere unter Gottfried Bouillon, Jerusalem einzunehmen und das lateinische Königreich von Palästina zu errichten … Die Stadt mußte einen ganzen Monat lang belagert werden, ehe sie eingenommen werden konnte, und noch nie war ein heidnisches Heer so grausam vorgegangen wie die Christen … Jerusalem hielt der Belagerung einen Monat lang stand. Bei seiner Eroberung wurden die Juden in die Synagogen getrieben und bei lebendigem Leibe verbrannt, und die Chronisten berichten darüber stolz, daß die Pferde der Kreuzfahrer beim Einzug in den Tempel knietief durch das Blut der Ungläubigen wateten … Am folgenden Tag metzelten die Kreuzfahrer im Namen Jesu, der angeblich in der Gruft begraben sein sollte, als feierliches Opfer eine unzählige Menge Menschen jeden Alters, betagte Männer und Frauen, Jungfrauen und Kinder sowie Mütter mit Säuglingen nieder.
Im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte flackerte die Feindschaft zwischen dem Christentum und dem Islam im Osten noch achtmal auf. Wenn das Papsttum eine Gelegenheit sah, einen Kaiser zu schwächen, um sich zu bereichern, oder wenn es darum ging, die Völker der europäischen Länder von einem Krieg unter sich abzulenken, dann forderte es wieder zu einem Kreuzzug auf. Das Kreuzfahrertum wurde zu einer christlichen Beschäftigung, und nachdem die Christen das Prinzip der organisierten, grausamen Kriegführung kennengelernt und es im Kampf gegen die Ungläubigen praktisch angewandt hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis sie die Kriegskunst unter sich selbst anwandten.“
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