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Bezirksversammlungen 1949 in vielen LändernDer Wachtturm 1950 | 15. April
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Und nun, beim Abschluss der Berichte über die Bezirksversammlungen 1949 blicken Jehovas Zeugen erwartungsvoll dem grossartigen internationalen Kongress entgegen, der für die Tage vom 30. Juli bis und mit 6. August für New York-Stadt geplant ist.
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Belsazar, der ruchlose FestgeberDer Wachtturm 1950 | 15. April
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Belsazar, der ruchlose Festgeber
DAS mächtige Babylon, uneinnehmbar hinter seinen massiven und hochragenden Mauern, zog sich an beiden Ufern des Euphrat dahin. Ja, die äussere Mauer war 26 Meter breit und 105 Meter hoch, und ihrem Fusse entlang zog sich ein Wassergraben von entsprechender Weite, dem der Lehm für die Mauersteine entnommen worden war. Das obere Ende der Mauer war breit genug für eine Reihe von Wohnungen, die sich auf jeder Seite einander gegenüber hinzogen, und zwischen ihnen blieb eine Strasse, die breit genug war, vierspännige Wagen durchfahren zu lassen. Die Mauer war im Geviert angelegt, wovon jede Seite über 22 Kilometer mass. Dann gab es eine innere Mauer, die gegen 10 Meter breit und gegen 23 Meter hoch war. So geräumig war diese Stadt von mehr als fünfhundert Quadratkilometern, dass ihre Bewohner all ihre Nahrung innerhalb der Mauern pflanzen konnten, und der Euphrat, der die Stadt durchfloss und sie in zwei Hälften teilte, lieferte das Wasser. Beiden Seiten des Flusses entlang liefen die Kais mit Mauern, welche die Stadt selbst von den durchgehenden Kais abtrennten. Wie unbezwinglich musste sie doch ihren Einwohnern erscheinen, die sich hinter der Grenze des Wassergrabens und der Doppelmauer verkrochen.
Ausserdem verliehen die Heiligtümer und Bildnisse ihrer vielen Götter den Bewohnern Babylons ein Gefühl der Sicherheit. Was machte es aus, wenn Jesaja, jener hebräische Prophet, etwa zweihundert Jahre zuvor gesagt hatte, die Meder und Perser unter Kores würden Babylon stürzen? Und weshalb sich beunruhigen durch die Voraussagen eines Jeremia, jenes andern hebräischen Propheten, gemäss denen Babylon zu ewigen Wüsteneien werden sollte? (Jes. 13; Jer. 25) Babyloniens Herrscher waren den Göttern ergeben. Der König Nabonid war von der Stadt Babylon gewöhnlich abwesend, doch hatte er seinen Sohn Belsazar zum Mitregenten gemacht und ihn Aufenthalt in der Hauptstadt nehmen lassen. Belsazar war sehr religiös und steuerte viel an die verschiedenen babylonischen Heiligtümer bei. („Belsazar“ bedeutet „des Herrn Führer; Bels Fürst“.) Sollte also etwas so Unmögliches geschehen, wie ein Versagen der sichtbaren Befestigungen dies war, so waren doch die Götter mit der Stadt.
Gerade in diesem Augenblick, im Jahre 539 v. Chr., wurde den Göttern Babylons vom König Belsazar Ehre dargebracht. Während achtundsechzig Jahren hatte man die Juden nun gefangengehalten, und gewiss schien es, als ob das mächtige Babylon niemals fallen würde. Wohl hatte Jeremia gesagt, die Einwohner Jerusalems würden nach einer siebzigjährigen Verödung dorthin zurückkehren, aber der Zusammenbruch Babylons, der so notwendig war, um sie von ihrer Gefangenschaft plötzlich zu befreien, erschien unmöglich. Man betrachte nur einmal jenes Nachtgelage, das der König Belsazar für seine tausend Gewaltigen veranstaltet hat. Der angetrunkene König hat Befehl gegeben, die Gefässe aus Gold und Silber, die sein Grossvater Nebukadnezar aus dem Tempel Jehovas aus Jerusalem entwendet hat, herbeizubringen. Und nun stossen der König und seine Grossen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen auf Babylons Götter von Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein an. Beweist nicht eben der Umstand, dass sie diese Gefässe, welche der Verehrung des Gottes der Hebräer geweiht waren, bei Trinksprüchen auf Babylons Götter verwenden, die Oberhoheit dieser letzteren? Den Hebräern war von Jehova geboten worden, Bilder aus Metall, Holz und Stein zu meiden, doch wer war jetzt der Höchste? Die Aufzeichnung über dieses ruchlose Fest lautet:
„Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen (Grossen, Menge) ein grosses Mahl, und er trank Wein vor den Tausend. Belsazar befahl, als der Wein ihm schmeckte (als er trunken war, Henne), dass man die goldenen und die silbernen Gefässe herbeibrächte, welche sein Vater [Grossvater] Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, auf dass der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Kebsweiber daraus tränken. Dann brachte man die goldenen [und silbernen] Gefässe, welche man aus dem Tempel des Hauses Gottes zu Jerusalem weggenommen hatte; und der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Kebsweiber (Nebenfrauen, Henne) tranken daraus. Sie tranken Wein und rühmten die Götter von Gold und Silber, von Erz, Eisen, Holz und Stein.“ — Dan. 5:1-4.
Diese weltliche Verwendung der heiligen Tempelgefässe war der Gipfel der Ruchlosigkeit des ausgelassenen Festgelages Belsazars. In seinem betrunkenen Zustand empfand der König Schadenfreude darüber, dass die Oberherrschaft seiner Dämonengötter über Jehova festgestellt worden war. Doch siehe — ernüchternd plötzlich kritzeln unheimliche Finger, losgelöst von einem Menschenleib, eine fremdartige Handschrift auf die Wand. Nein, es ist nicht bloss die Phantasie eines von Alkohol berauschten Gehirns! Die wilde Gesellschaft wird darob plötzlich stumm, wie wenn ein nasses Tuch Feuer dämpft. Belsazars gerötetes Gesicht erbleicht. Angst packt ihn, seine Beine werden schwach und seine Knie schlottern. Nach dem ersten furchtbaren Schock findet der König seine Stimme wieder und schreit nach seinen Wahrsagern, Beschwörern und Astrologen. Deutet die Handschrift! Doch als sie es nicht können, wird das Antlitz des Königs noch blasser, seine Angst nimmt zu und seine Grossen sind am Ende ihres Wissens angelangt.
„In demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand hervor und schrieben, dem Leuchter gegenüber, auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der König sah die Hand, welche schrieb. Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken ängstigten ihn; und die Bänder seiner Hüften lösten sich, und seine Knie schlugen aneinander. Der König rief mit Macht, dass man die Beschwörer, die Chaldäer und die Wahrsager (die Beschwörer, Wahrsager und Astrologen, Moffatt) hereinbringe; . . . aber sie vermochten nicht (aber keiner der Weisen des Königs vermochte, Moffatt) die Schrift zu lesen, noch die Deutung derselben dem König kundzutun. Da geriet der König Belsazar in grosse Angst, und seine Gesichtsfarbe veränderte sich an ihm; und seine Gewaltigen wurden bestürzt (waren am Ende ihres Wissens, Moffatt).“ — Dan. 5:5-9.
Das aufgeregte und erschreckte Geschrei lockt die Königinmutter in den Wirrwarr. Mit beruhigenden Worten bringt sie die aufgewühlte Gesellschaft etwas zur Vernunft. „Lass deine Gedanken dich nicht ängstigen und deine Gesichtsfarbe sich nicht verändern! Es ist ein Mann in deinem Königreich, in welchem der Geist der heiligen Götter ist.“ Sie fährt fort, den zitternden Belsazar auf die Fähigkeiten Daniels, des Propheten Jehovas, aufmerksam zu machen und schliesst mit den Worten: „So werde nun Daniel gerufen, und er wird die Deutung anzeigen.“ Nachdem Daniel hereingebracht worden war, und man ihm Belohnungen angeboten hatte, wenn es ihm gelänge, die Handschrift zu deuten, erwiderte er (rev. Z. B.): „Behalte deine Gaben für dich und gib deine Geschenke einem andern; doch die Schrift will ich dem König lesen und ihm kundtun, was sie bedeutet.“ — Dan. 5:10-17.
Ehe jedoch Daniel mit dem Lesen und Deuten der Handschrift beginnt, erinnert er Belsazar daran, dass Jehova Gott Nebukadnezar in seine Stellung der Herrschaft über weltliche Nationen manövriert hatte, dass danach aber Nebukadnezar stolz, hochmütig und herausfordernd geworden war und demzufolge zur Vernunftlosigkeit erniedrigt und aus seinem tierischen Zustande nicht wiederhergestellt wurde, bis er lernte, dass Jehova Gott der wirkliche Herrscher über alle war. Dann fährt Daniel fort: „Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du dieses alles gewusst hast. Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die Gefässe seines Hauses vor dich gebracht und du und deine Gewaltigen, deine Frauen und deine Kebsweiber [Nebenfrauen], ihr habt Wein daraus getrunken. Und du hast die Götter von Silber und Gold, von Erz, Eisen, Holz und Stein gerühmt, die nicht sehen und nicht hören und nicht wahrnehmen; aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist, und bei dem alle deine Wege sind (dein ganzes Geschick ist, Moffatt), hast du nicht geehrt. Da wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift gezeichnet.“ — Dan. 5:18-24.
Nachdem so gebührend mitgeteilt worden war, warum die Untergangs-Handschrift zum Auseinandersprengen der Gesellschaft erschienen sei, liest Daniel die Worte, führt den Sinn jedes Wortes an und legt es seiner Bedeutung gemäss aus: „Dies ist die Inschrift: Menê, Tekêl, Perês. Der Sinn ist folgender: Menê (gezählt), Gott hat die Tage deines Königtums gezählt und sie beendet. Tekêl (gewogen), du bist auf der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Perês (zerteilt), dein Königreich wird zerteilt und den Medern und den ‚Persern‘ gegeben.“ — Dan. 5:25-28, Moffatt.
Während diese Warnung an der Wand gelesen und innerhalb des Palastes gedeutet wurde, ging sie draussen in Erfüllung. Darius der Meder und Kores der Perser leiteten die Wasser des Euphrat ab, indem sie sie aus ihrem gewohnten Bett in einen Kanal strömen liessen, der in eine Grube von etwa hundert Quadratkilometern mündete. Die Babylonier hatten dies vorher schon getan, doch zu dem Zwecke, das Flussbett, das die Stadt durchzog, zu leeren, während eine Brücke und anderes im Bau begriffen war. Nun aber taten es die Meder und Perser aus einem andern Grunde. Da, wo die Wasser einst durch die Stadt fluteten, strömten nun die Truppen des Darius und Kores über das trockengelegte Flussbett herein. Und so wie Jesaja es vorausgesagt hatte, fanden die einfallenden Streitkräfte, dass die schwelgenden Babylonier sorglos die Tore in den Mauern, welche die Kais von der Stadt trennten, offengelassen hatten. In dieser selben Nacht des Festgelages Belsazars wurde die Stadt eingenommen, und er selbst wurde getötet. (Dan. 5:30; 6:1; Jes. 45:1-4) Zwei Jahre später, im Jahre 537 v. Chr., erliess Kores die Verordnung, welche die Juden befreite, und erlaubte ihnen, nach Jerusalem zurückzukehren und dort die Anbetung Jehovas wiederherzustellen, was gemäss einem prophetischen Zeitplan, nach der siebzigjährigen Verödung, geschah. — Jer. 25:11, 12.
Babylon war nicht uneinnehmbar, sondern fiel zu Gottes bestimmter Zeit. Das grössere Babylon dieser Weltorganisation betrachtet sich als uneinnehmbar, doch durch die Augen der Prophezeiung sieht Gottes Volk heute seinen baldigen Sturz voraus sowie die Befreiung des Volkes Gottes von den Grausamkeiten Babylons. (Off. 18:2, 21) Geradeso wie der dämonenanbetende König Belsazar mit seiner Stadt umkam, so werden die heutigen Weltherrscher, die ihre falschen Religionen über Jehovas wahre Anbetung zu erhöhen suchen, zusammen mit dem neuzeitlichen Babylon in Harmagedon fallen.
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BriefeDer Wachtturm 1950 | 15. April
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Briefe
„DIE MENSCHENSEELE STERBLICH“
17. Oktober 1949
Lieber Bruder!
Wir beziehen uns auf Dein Schreiben vom 10. dieses Monats über „tote Seelen“:
Man mag folgern wie man will, so bleibt doch die buchstäbliche Erklärung im Original-Hebräischen dieselbe, und nicht nur das, sondern die griechische Septuaginta hat das Hebräische in 4. Mose 6:6 buchstäblich ins Griechische übertragen mit dem Ausdruck tote psyche (psychei teteleutekuiai). Wohl stimmt es, dass der hebräische Ausdruck GRAMMATISCH mit „Seele des Toten“ übersetzt werden könnte, wie Rotherham dies in seiner Randbemerkung zeigt, doch dann stehen wir dem Lehrirrtum gegenüber, wonach die Seele eines Menschen nach seinem Tode weiterlebe. Die Stelle in der LXX jedoch kann grammatisch nicht mit „Seele des Toten“ wiedergegeben werden, sondern bedeutet buchstäblich „tote psyche“. Ebenso gebraucht die Heilige Schrift in allen andern Stellen, wo sie davon redet, dass man sich durch das Berühren eines Toten verunreinige, das hebräische Wort (nephesch) für „Seele“ als das Berührte, und ebenso übersetzt die griechische LXX es mit „psyche“. Wer sich dadurch verunreinigt, dass er eine „psyche“ anrührt, was für eine psyche oder was für eine Art nephesch ist dies dann? Der Begleittext zeigt, dass Tod eine solche psyche oder nephesch umgibt. Die, welche aus dem Hebräischen und der griechischen LXX übersetzen, umgehen die Schwierigkeit und verhehlen die Wahrheit, indem sie in solchen Fällen nephesch und psyche mit dem Ausdruck „toter Leib“ (engl. B.) oder mit „Leiche“ wiedergeben. (4. Mose 9:6, 7, 10; 19:11, 13; Hag. 2:13) Doch hier kommen wir in Schwierigkeiten hinein, wenn wir auf die Stelle in Jesaja 10:18 [deutsch: rev. Zürcher B.] stossen, wo von einem Vertilgen von „Seele wie Leib“ die Rede ist, ferner in Matthäus 10:28, welcher Text vom Verderben oder Töten von Seele und Leib spricht. Folglich übertreiben
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