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  • 1. Teil: Frühe Stimmen (1870-1878)

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w55 15. 2. S. 100-104

Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas

1. Teil: Frühe Stimmen (1870-1878)

„DA WIR denn eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, laßt uns ebenfalls alles Beschwerende und die uns leicht umstrickende Sünde ablegen, und laßt uns mit Ausharren den vor uns liegenden Wettlauf laufen, indem wir unverwandt auf Jesus, den Führer und Vervollkommner unseres Glaubens, schauen.“ (Heb. 12:1, 2, NW) Der Schreiber dieses Rats bezog sich nicht auf Augenzeugen seines eigenen Wettlaufs als Christ, sondern auf Zeugen, die er in seinem vorangegangenen Kapitel verschiedentlich mit Namen beschreibt, auf Männer und Frauen bis zurück auf Abel, die lebten, bevor Jesus seinen Dienst auf Erden beendete, und die „durch ihren Glauben Zeugnis erlangten“, daß sie Jehova Gott wohlgefielen. (Heb. 11:1-40, NW) Sie waren Zeugen Jehovas, gleichwie Jesus dies auf Erden war. (Off. 1:5; 3:14) Die Bibel enthält die authentische Geschichte dieser Zeugen in alter Zeit, die von einigen aus ihren Reihen selbst aufgeschrieben wurde, und alle diese Schreiber erwähnen Gottes Namen Jehova mindestens 6823mal.

Die Christlichen Griechischen Schriften enthalten von Matthäus bis zur Offenbarung eine Geschichte der christlichen Zeugen Jehovas aus den Tagen Jesu und seiner Apostel, die von seinen inspirierten Jüngern geschrieben worden ist. Seither sind über 1800 Jahre verflossen, und in jüngsten Jahren sind Jehovas christliche Zeugen wieder hervorgetreten und sind zu einem Gegenstand großer Nachforschung und vieler Diskussionen geworden. Viele haben sich gefragt, wie Jehovas Zeugen denn entstanden seien. Nicht wenige sind zu Anklägern und Angreifern gegangen in der Meinung, dort unvoreingenommenen, unverfälschten Aufschluß über die heutigen Zeugen Gottes, des Höchsten, zu erlangen. Damit richtiger Aufschluß zur allgemeinen Aufklärung und Berichtigung der Ansicht vieler, die durch feindlicheingestellte, mutmaßliche Aufschlußgeber irregeführt worden sind, allen zugänglich werde, beginnen wir hier eine Reihe Artikel über die „Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas“.

FRÜHE GESCHEHNISSE (1870-1878)

Nach und nach ‚aus der Finsternis in Gottes wunderbares Licht gerufen‘! Dies beschreibt kurz die neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas, als sie von der Finsternis babylonisch-religiösen Denkens der zunehmenden Wiederherstellung der Bibelwahrheiten entgegengingen. (1. Pet. 2:9, NW) Die lange Nacht der geistigen Finsternis, aus der diese christlichen Zeugen kamen, hatte von Anfang des 2. Jahrhunderts nach dem Tode der Apostel Christi an bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestanden. Das Urchristentum mit seinem Glanz der rechten Lehre und seiner Reinheit der theokratischen Organisation wurde nach dem Jahre 100 durch eine sich einschleichende geistige Finsternis babylonischer Religionslehren, griechischer und römisch-heidnischer Philosophien und direkten Abfalls verdunkelt. Immer geschäftig, die wahre Anbetung Jehova Gottes zu unterdrücken, hatte Satan, der Teufel, abtrünnige, falsche Hirten, „Wölfe in Schafskleidern“, hervorgebracht, um schließlich die einst geistig blühende Christenversammlung zu verwüsten. Trotz der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert, die keine wirkliche Wiederherstellung der wahren Anbetung brachte, hüllte weiterhin Finsternis den Sinn irregeführter Christen ein, bis die Zeit kam, da Jehova seinen Befreier, Jesus Christus, den größeren Kores, sandte, um die wahren christlichen Zeugen aus ihrer babylonischen Knechtschaft zu befreien.

Wenn auch ihre vollständige Befreiung von babylonischer Gefangenschaft erst mit dem Jahre 1919 einsetzte, wurden die Zeugen doch während einer Zeit von nahezu fünfzig Jahren allmählich dazu aufgeweckt, sich auf ihre Stunde der Befreiung als Volk der neuen Welt zu rüsten. Dies erwies sich ähnlich wie seinerzeit bei den natürlichen Juden, die in der Gefangenschaft des alten Babylons waren. Dort waren Daniel und viele andere der treuen Zeugen Jehovas Jahre zuvor zur Wachsamkeit aufgeweckt worden, um für die Wiederherstellung der wahren Anbetung in Jerusalem, die schließlich im Jahre 537 v. Chr. kam, bereit zu sein. Ebenso verhielt es sich mit Jehovas Zeugen in der Neuzeit. Eine Bewegung zu geistiger Wachsamkeit trat von den 1870er Jahren an in Erscheinung.

Als Hintergrund und Rahmen, wie die alte Welt ihn für die Wiedereinführung der Zeugen Jehovas auf der Weltbühne bot, erwiesen sich die Jahre von 1870-1900 als eine schicksalbestimmende Zeit für das „Atomzeitalter“ des 20. Jahrhunderts. Politische, religiöse und kommerzielle Mächte wurden allmählich in gewisse Stellungen hineinmanövriert, um die nahende neue, wissenschaftliche Ära zu beherrschen. Menschen und Organisationen waren voller Vorahnungen von den schicksalhaften, schnell verfließenden Tagen der Zukunft, die einige richtigerweise als eine umwälzende Zeit voraussahen. Im Vatikan-Konzil der Jahre 1869-70 suchte die römisch-katholische Kultgemeinschaft ihre Organisation für die unmittelbare Zukunft zu stärken, indem sie ihr autokratisches Haupt, den Papst, als unfehlbar erklärte. Die führenden protestantischen Religionsorganisationen kamen in ihrem Lauf zu einem geistigen Stillstand. Ihre Geistlichkeit suchte ihre Macht über die Laienschaft zu festigen. Diese Annahme größerer Autorität über die Herden durch die Geistlichen bedeutete für die Massen der Namenchristen einen Schritt rückwärts von der Freiheit christlichen Denkens und christlicher Anbetung. Unglaube, Textkritik, die Evolutionslehre, Spiritismus, Atheismus und Kommunismus begannen einzudringen und die großen Religionsorganisationen der Welt an Mitgliederzahl zu schwächen. Viele der evangelischen Kirchen fingen an, ihre falschen Religionslehren zu „modernisieren“, nicht etwa nach den wiederhergestellten Bibelwahrheiten, sondern nach den Theorien höherer Textkritik und der Evolutionslehre. Eine von Heidentum durchsetzte, modernisierte Form der Theologie überflutete die Kirchen.

Auch politisch kamen große Kräfte in Bewegung. Die Vereinigten Staaten von Amerika erholten sich gerade von ihrem Bürgerkrieg (1861-1865), um rasch ihre Stärke wiederzugewinnen und eine große Weltmacht mit außergewöhnlicher Ausdehnungsfähigkeit zu werden. Deutschland hatte den deutsch-französischen Krieg vom Jahre 1870 gewonnen und entwickelte sich weiter zu einem mächtigen europäischen Koloß. England erlebte die goldenen Jahre seiner Viktorianischen Ära und machte weitere Ansprüche auf Weltherrschaft geltend. Was die Industrie betrifft, machten die Vereinigten Staaten, England, Frankreich und große Teile Europas als Folge der Erfindung der Dampflokomotive eine Umwälzung durch. Diese industrielle Umwälzung nahm mit den fortschreitenden Jahren zufolge der Nutzbarmachung der Elektrizität, der Erfindung des Telefons, des Automobils und der Dutzende anderer „Wunder“ dieser neuen, dem Atomzeitalter zustrebenden Zivilisation noch größere Formen an. Auch das Handelswesen erhob sich als Folge der Industrialisierung der führenden Nationen und der Bildung neuer „Goldminen“-Geschäftsunternehmen zu neuen Höhen. Auch traten Arbeitervereinigungen in Erscheinung, um den vorrückenden Kapitalismus zu bekämpfen. All dies bedeutete eine Welle des Materialismus, der Geldmacherei und Vergnügungssucht. Die unsichtbaren dämonischen Mächte dieser alten Welt legten schillernde Schlingen neuer Verlockungen, um die Völker blind zu machen gegenüber den höheren, vorzüglicheren Werten der wiederhergestellten christlichen Wahrheiten.

Inmitten dieses Getöses industrieller, kommerzieller, sozialer und religiöser Veränderungen ertönten die Stimmen kleiner religiöser Gruppen, die sich bemühten, die Zeichen der Zeiten zu lesen und das bevorstehende zweite Kommen Jesu, des Christus Jehovas, vorauszusagen. Verschiedene Adventistengruppen waren in den Vereinigten Staaten und in Europa emsig dabei, für die Jahre 1873 oder 1874 eine sichtbare Wiederkunft Christi anzusagen, wenn auch der amerikanische Gründer ihrer Bewegung, William Miller, seinen Irrtum und seine Enttäuschung über die früher angesetzten Daten von 1843 und 1844 anerkannt hatte. Noch früher hatte der deutsche lutherische Theologe Bengel (1687-1751) das Jahr 1836 als das bestimmte Jahr für den Beginn des in Offenbarung 20:6 erwähnten Millenniums angesagt. In Schottland und England erhoben andere, allgemein als „Irvingianer“ bekannt, ihre Stimmen, um die Jahre 1835, 1838, 1864 und schließlich 1866 für die Wiederkunft Christi anzukündigen. Christliche Schreiber wie Elliott und Cumming erwarteten das Ende im Jahre 1866, Brewer und Decker sagten es für 1867 voraus, und Seiss gab dem Jahre 1870 den Vorzug. In Rußland setzten Claas Epp, ein Führer der Mennoniten (Brüdergemeinde), und seine Mitverbundenen ein großes kosmisches Geschehnis auf das Jahr 1889 fest.a Aber alle diese weit und breit verkündigten Voraussagen führten zu völliger Enttäuschung, weil sie sich nicht auf genaue biblische Erkenntnis der Prophezeiungen Jehovas stützten. Christi Wiederkunft sollte nicht eine äußerliche Kundgebung sein, wie man angenommen hatte, sondern statt dessen, wie die Schrift nun klar zeigt, eine unsichtbare Gegenwart der Herrlichkeit und Macht, und sie sollte die größte Krise heraufbeschwören, die der Mensch je auf Erden erlebt hat.

Noch andere Stimmen wurden vernommen; aber diese begannen eine bevorstehende unsichtbare Wiederkunft des Messias zu verkündigen. Eine dieser Gruppen stand unter der Leitung von George Storrs von Brooklyn, New York. Er und seine Genossen veröffentlichten nach dem Jahre 1870 eine Zeitschrift, betitelt The Bible Examiner, in der sie ihre Ansichten darlegten, daß Christi Wiederkunft unsichtbar sein werde. Eine andere Gruppe veröffentlichte unter der Leitung von H. B. Rice von Oakland, Kalifornien, eine Zeitschrift, betitelt The Last Trump [Die letzte Posaune], in der eine unsichtbare Wiederkunft für die 1870er Jahre ausgerufen wurde. Auf die dritte Gruppe werden wir aufmerksam, diesmal auf jene der enttäuschten „Second Adventists“ [Adventisten], die diese Bewegung aufgaben, weil der Herr im Jahre 1873 nicht wiedergekommen war, wie die Adventisten ferner vorausgesagt hatten. Diese Gruppe stand unter der Führung von N. H. Barbour. Ihre Tätigkeit ging von Rochester, New York, aus, und es wurde ein Predigtdienst durchgeführt, indem man Redner zu all den Kirchen sandte, die ihnen ihre Tür öffneten. Auch veröffentlichten sie eine Monatsschrift, betitelt The Herald of the Morning [Der Morgenherold]. Eine dieser Gruppen gelangte in den Besitz der Diaglott-Übersetzung des „Neuen Testaments“ von B. Wilson und ersah daraus, daß in Matthäus 24:27, 37, 39 das Wort, das in der King-James-Bibel mit Kommen [in der Luther-Bibel mit Zukunft] wiedergegeben ist, dort mit Gegenwart übersetzt wurde. Dies lieferte dieser Gruppe den Schlüssel, für eine unsichtbare Gegenwart Christi einzutreten, und sie behauptete, daß diese Zeit im Herbst des Jahres 1874 ihren Anfang genommen habe.b

Doch noch eine vierte Stimme der Verkündiger einer unsichtbaren Gegenwart Christi tritt in Erscheinung: eine Gruppe aufrichtiger Erforscher der Bibel in Pittsburgh, Pennsylvanien, USA, mit ihrem Vorsitzenden C. T. Russell. Charles Taze Russell wurde in Old Allegheny (nun ein Teil von Pittsburgh) am 16. Februar 1852 geboren. Er war eines der drei Kinder Joseph L. und Eliza Birney Russells.c Vater und Mutter waren Presbyterianer von schottisch-irischer Abstammung. Russells Vater betrieb ein Kleidergeschäft. Seine Mutter starb, als er erst neun Jahre alt war. Schon als Junge pflegte er Bibeltexte mit Kreide auf den Bürgersteig zu schreiben, und obwohl er als Presbyterianer erzogen worden war, schloß er sich der nahen Kongregationalkirche an, weil sie liberaler war. Im Alter von fünfzehn Jahren war Russell mit seinem Vater Teilhaber an einer zunehmenden Kette von Herrenkleidergeschäften. Doch wenn auch im Geschäft die Dinge für den jungen Russell gut standen, war er doch in seinem Sinn beunruhigt. Die Lehren der Vorherbestimmung (Prädestination) und der ewigen Strafe bereiteten ihm besonders Schwierigkeiten, und als er siebzehn Jahre zählte, war er ein verschworener Zweifler geworden und schob die Bibel und die Glaubensbekenntnisse der Kirchen beiseite.

Während der nächsten wenigen Monate dachte Russell weiter über Religionsdinge nach, konnte sie nicht annehmen und ließ sie doch nur ungern fahren. Schließlich trat er eines Tages im Jahre 1870 in den staubigen, schwärzlichen, kleinen Saal eines Kellergeschosses nahe bei seinem Laden an der Federal Street ein —

„um zu sehen, ob die Handvoll Leute, die dort zusammenkamen, etwas Vernünftigeres zu bieten hätten als die Glaubensbekenntnisse der großen Kirchen. Dort hörte ich zum erstenmal etwas von den Ansichten der „Second Adventists“ [Anhänger des Zweiten Advents], deren Prediger Mr. Jones Wendell war … Wenn auch seine Darlegung der Schrift nicht ganz klar und weit entfernt war von dem, was wir jetzt haben, genügte sie doch, unter Gott meinen schwankenden Glauben an die göttliche Inspiration der Bibel wiederherzustellen und zu zeigen, daß die Berichte der Apostel und Propheten untrennbar miteinander verknüpft sind.“d

Kurz danach begann sich dieser Russell mit etwa fünf weiteren Personen in den Jahren 1870 bis 1875 regelmäßig zu treffen, um die Bibel systematisch zu studieren. Man beachte die folgende Beschreibung der Umwandlung im Denken, die die Frucht dieses fünfjährigen gemeinsamen Bibelstudiums war.

„[Wir] begannen bald zu sehen, daß wir nahe am Ende des Evangeliumszeitalters lebten und nahe der Zeit, von der der Herr gesagt hatte, daß dann die Weisen, Wachsamen seiner Kinder zu einer klaren Erkenntnis seines Planes gelangen sollten … Wir erkannten etwas von der Liebe Gottes, wie sie für die ganze Menschheit Vorsorge getroffen hatte, wie alle aus der Gruft auferweckt werden müssen, damit ihnen Gottes liebender Plan bezeugt werde, und wie alle, die Glauben an das Erlösungswerk Christi üben und im Einklang mit der Erkenntnis des Willens Gottes, die sie dann empfangen, Gehorsam darbringen, dann (durch das Verdienst Christi) zu voller Harmonie mit Gott zurückgebracht werden könnten und ewiges Leben erhielten … Wir gelangten zur Erkenntnis des Unterschiedes zwischen unserem Herrn als ‚dem Menschen, der sich selbst dahingab‘, und als dem Herrn, der als Geistwesen wiederkommt. Wir sahen, daß Geistwesen anwesend und doch für Menschen unsichtbar sein können … Wir fühlten uns tief betrübt über den Irrtum der ‚Second Adventists‘, die das zweite Kommen Christi im Fleische erwartet hatten und lehrten, daß die Welt und alles darin, mit Ausnahme dieser Adventisten, im Jahre 1873 oder 1874 verbrannt werde. Ihre Festsetzung von Zeiten und ihre Enttäuschungen und plumpen Ideen, die sie im allgemeinen über den Zweck und die Art seines Kommens hatten, brachten mehr oder weniger Schmach auf uns und auf alle, die sich nach seinem kommenden Königreich sehnten und es verkündigten. Diese falschen Ansichten, die so allgemein über den Zweck und die Art der Wiederkunft des Herrn gehegt wurden, führten mich dazu, ein Flugblatt zu schreiben — The Object and Manner of Our Lord’s Return [Zweck und Art der Wiederkunft unseres Herrn] —, von dem etwa 50 000 Exemplare veröffentlicht wurden.“e

Im Januar 1876 erhielt Charles Russell das erstemal ein Exemplar der Monatsschrift The Herald of the Morning, wie sie von der Rochester-Gruppe unter der Leitung von Nelson H. Barbour veröffentlicht wurde. Bald wurde eine Zusammenkunft zwischen Russell und Barbour verabredet, da sie entdeckten, daß ihre Ansichten, daß Christi zweites Kommen unsichtbar sei, dieselben seien. Als Ergebnis beschloß die Bibelgruppe in Pittsburgh, die nahezu dreißig Personen umfaßte, sich mit der Rochester-Gruppe, die einige Mitglieder mehr zählte, zu verbinden. Russell wurde zusammen mit Barbour Redakteur der Zeitschrift The Herald of the Morning. Die Gruppe von Pittsburgh war auf Russells Initiative hin einverstanden, eine kleine Druckerei in Rochester für das gemeinsame Druckunternehmen zu finanzieren. Auch wurde beschlossen, ein gebundenes Buch zu veröffentlichen, das ihre gemeinsamen Ansichten enthalten sollte, und das Werk wurde bis zum Jahre 1877 vollendet. Die 194seitige Publikation trug den Titel „Three Worlds or Plan of Redemption“ [Drei Welten oder Plan der Erlösung] von Barbour und Russell als gemeinsamen Autoren. Während dieser Zeit begann Russell im Alter von 25 Jahren seine Geschäftsanteile zu verkaufen und begab sich in den Vollzeitpredigtdienst. Er ging von Stadt zu Stadt, um anläßlich verschiedener Versammlungen in der Öffentlichkeit, auf den Straßen und an Sonntagen in protestantischen Kirchen zu sprechen, wo er dies mit den Geistlichen verabreden konnte.

Dieses Buch legte ihre Glaubensansicht dar, daß die zweite Gegenwart Christi im Herbst des Jahres 1874 unsichtbar begonnen habe und eine vierzigjährige Erntezeit einleitete. Dann wiesen sie auffallend genau auf das Jahr 1914 als das Ende der Zeiten der „Heiden“ hin. — Luk. 21:24.

„Folglich geschah es im Jahre 606 v. Chr., daß Gottes Königtum endete, der Kopfbund wurde beseitigt und die ganze Erde den Heiden überlassen. 2520 Jahre, vom Jahre 606 v. Chr. an gerechnet, enden im Jahre 1914 n. Chr., d. h. vierzig Jahre nach 1874, und diese Zeit von vierzig Jahren, in die wir nun eingetreten sind, ist ‚eine Zeit der Drangsal, wie es dergleichen nie zuvor gegeben hat, seitdem eine Nation besteht‘. Und während dieser vierzig Jahre soll das Königreich Gottes aufgerichtet werden (doch nicht im Fleische — ‚zuerst das natürliche, danach das geistige‘), die Juden sollen wiederhergestellt, die Heiden-Königreiche ‚wie ein Töpfergefäß‘ zerschmettert werden, und die Königreiche dieser Welt werden die Königreiche unseres Herrn und seines Christus werden, und das Zeitalter des Gerichts wird eingeführt.“ — Three Worlds or Plan of Redemption, S. 83, 189.f

Nach zwei Jahren der Verbindung kam eine Prüfung, die dazu führte, daß sich ihre Wege trennten. Im Jahre 1878 begann Barbour der höheren Textkritik zum Opfer zu fallen. Er veröffentlichte einen Artikel im Herald —

„der verneinte, daß der Tod Christi der Loskaufspreis sei … indem darin gesagt wurde, Christi Tod sei ebensowenig die Tilgung der Strafe für die Sünden des Menschen, wie das Durchstechen des Leibes einer Fliege mit einer Nadel und die Tatsache, daß diese leidet und stirbt, von irdischen Eltern als eine gerechte Strafe für die schlechte Aufführung ihres Kindes angesehen würde.“g

Diese deutliche Verleugnung der grundlegenden Bibellehre überraschte die Pittsburgher Gruppe und Russell sehr. Während mancher Monate folgten Auseinandersetzungen, indem im Herald Artikel für und gegen das Lösegeld erschienen. Schließlich entzog die Pittsburgher Bibelgruppe ihre Gemeinschaft der Barbour-Gruppe, um ein besonderes Werk der Veröffentlichung der Bibel zu unternehmen. Viele von der Rochester-Gruppe schlossen sich Russell und seinen Genossen in der Frage des Lösegeldes an, und auch sie traten zur Pittsburgher Gemeinschaft über. Diese Trennung erwies sich für die Rochester-Gruppe als verhängnisvoll, denn binnen weniger Jahre stellte der Herald sein Erscheinen ein, und es ist nichts mehr gehört worden von dieser frühen Stimme, die den Ruf „zweites Kommen“ hatte erschallen lassen. In unserem nächsten Artikel werden wir sehen, wer von diesen frühen Stimmen schließlich das Signal von Jehova erhielt, vorwärtszugehen und ihn als seine Zeugen im weiteren Evangeliumswerk zu vertreten.

[Fußnoten]

a The Small Sects in America [Die kleinen Sekten in Amerika] (revidierte Ausgabe 1949) von E. T. Clark, S. 33, 34. Catholic Encyclopedia (1910, New York), „Irvingites“ [Irvingianer]. Cyclopaedia (McClintock & Strong, 1882, New York), „Millennium“; „Bengel, John Albert“.

b Zion’s Watch Tower, Extraausgabe, 25. April 1894, S. 97-99 („Harvest Siftings“ [Erntesichtungen]); W (engl.) Oktober/November 1881, S. 3.

c J. L. Russell starb im Jahre 1897 im Alter von 84 Jahren, nachdem er ein enger Mitverbundener seines Sohnes in der Tätigkeit der Gesellschaft gewesen war. W (engl.) 1. Januar 1898, S. 4.

d Harvest Siftings [Erntesichtungen], 1894, veröffentlicht von der Watch Tower Society, S. 93-95.

e Dieselbe Veröffentlichung, S. 95-97.

f Neuyorker Sonntagsblatt World Magazine vom 30. August 1914, „Ende aller Königreiche im Jahre 1914“; Pittsburgher Press, Sonntagsblatt, 23. August 1953, „Pastor Russell“; Pittsburgher Sun-Telegraph, 4. September 1954, „Jehovas Zeugen wachsen fortgesetzt in Stärke und Glauben“.

g Harvest Siftings [Erntesichtungen], S. 104.

[Bild auf Seite 101]

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