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9. Teil: Wiederbelebung der Zeugen nach dem KriegeDer Wachtturm 1955 | 1. Juli
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Vom Jahre 1919 an begann sich all dies zu ändern und es begann einer glänzenden von Gott gesegneten Epoche Platz zu machen. Die gesalbten Zeugen kamen nach dem fast tödlichen Schlag, den ihnen die Regierungen der Heiden-Nationen in den Jahren 1914 bis 1918 versetzt hatten, als lose zusammengeschlossene Gemeinschaft wieder zum Leben. Die bezüglichen Tatsachen sind in unserem früheren Teil (8) dieser Geschichte gründlich betrachtet worden. Als wiederhergestellte christliche Gemeinschaft bekannten sie unverzüglich ihre Sünden des Schließens von Kompromissen und zudem ihre Befleckung durch falsche Religion. Sie bereuten ihren früheren Lauf, drückten das Verlangen aus, ihre Wege zu ändern, und beteten um Jehovas Vergebung. Als Organisation erinnerten sie sich ihrer Sünden, da sie aus Kompromißgründen die Seiten 247—253 aus The Finished Mystery, ihrem siebenten Band der Schriftstudien, herausgeschnitten hatten, um angeblichen Zensoren zu gefallenc, und im Watch Tower dessen Leser ermuntert hatten, den 30. Mai 1918 als einen Tag des Gebets und Flehens festzulegen, wie dies vom amerikanischen Kongreß am 2. April geboten und vom Präsidenten Wilson am 11. Mai proklamiert worden ward. Auch hatten sie Regierungen dieser Welt Komplimente gemachte und sich mit nichtreligiösen Unternehmen befaßtf. Als Körperschaft bekannten sie ihre Sünde: „Wir haben gesündigt samt unseren Vätern, haben Unrecht getan, haben gesetzlos gehandelt.“ „Wer hat Jakob der Plünderung hingegeben und Israel den Räubern? Nicht Jehova, gegen den wir gesündigt haben? Und sie wollten nicht auf seinen Wegen wandeln und hörten nicht auf sein Gesetzg.“ (Ps. 106:6; Jes. 42:24) Die aufrüttelnden Artikel im Watch Tower vom 1. und 15. August 1919 (Wachtturm vom Oktober/November), betitelt „Glückselig sind die Furchtlosen“, verscheuchten den Bann der „Menschenfurcht“, der den treuen Überrest hemmte, und sie begannen vorwärtszugehen als ein Volk, dem vergeben worden war, als eine gereinigte Organisation, eine neue Nation, die von der Organisation der alten Welt des Teufels befreit worden war. Sie freuten sich, daß nun der kurze Zwischenakt des Mißfallens Jehovas geendet hatte, daß sich sein Zorn von ihnen abwendete und ihm ihr Dienst in Zukunft angenehm sein sollte. — Jes. 12:1.
Was sagt die Prophezeiung der Schrift über diese Zeit der Wiederherstellung voraus? Schon früher haben wir studiert, wie Zion, Jehovas Universalorganisation, ohne Schmerzen der Organisation, ohne Gewalt oder Schwierigkeiten das männliche Kind, das Königreich des Himmels, gebar, d. h. im Jahre 1914 erfolgreich hervorbrachte, nämlich eine neue in Christus Jesus verkörperte Herrschaft. (Dan. 7:14; Jes. 66:7; Off. 12:5) Nach diesem Ereignis jedoch, so sagen es die Prophezeiungen, kamen Zion „Wehen“ in Form von Verfolgungen, Nöten und der Zerstreuung seiner gesalbten Zeugen auf Erden (1914—1918), und damit im Zusammenhang sollten ein „Land“ und eine „Nation“ hervorgebracht werden. (Jes. 66:8) Das an dem „einen Tage“ Jehovas hervorgebrachte „Land“ bezieht sich auf die Wiederherstellung der freien Stellung der Anbeter Jehovas auf Erden, wodurch eine theokratische Neue-Welt-Gesellschaft entsteht, die so im Jahre 1919 gegründet wurdeh. (Jes. 51:16) Ein „Land“ (d. h. ein irdischer Zustand) muß Einwohner haben, und die ersten, die sich in dieser neuen irdischen Situation, im „Beulah“-Land befanden, waren die Überrestglieder der Gesalbten des „geistlichen Israel“, das die heilige „Nation“ ausmacht, die im Jahre 1919 zur wahren Anbetung wiederhergestellt wurdei. (Jes. 62:4) Später sollten Fremdlinge, Glieder der „anderen Schafe“, in dieses neue theokratische „Land“ oder in diese Lage hineingebracht werden. So wird eine offenkundige Bevölkerung der „neuen Erde“ inmitten einer sterbenden, korrupten alten Welt allmählich entwickelt. — Jes. 66:20-22.
Nach diesen im Jahre 1919 erfolgten bemerkenswerten Geburten der neuen Nachkommen Zions, der „Nation“ im „Lande“, räumte der große „Adler“, Jehova, eine Zeitspanne von 1260 buchstäblichen Tagen für die sichere Entwicklung, die geistige Ernährung und Stärkung dieser neuen Kinder ein. (Off. 12:6, 14, NW; 5. Mose 32:11, 12; 2. Mose 19:4) So gab Jehova während dreieinhalb Jahre bis 1922 seiner Organisation im neuen theokratischen „Lande“ seinen besonderen Schutz wie durch einen Adler. Dies setzte die Zuerstgekommenen, den Überrest des geistlichen Israel, instand, sich im neuen theokratischen Lande anzusiedeln, geistig genährt und auferbaut und zu den lieblichen Zuständen der damit verbundenen göttlichen Gunst akklimatisiert zu werden.
In alter Zeit lag der buchstäblichen Wiederherstellung des Überrests treuer Juden im Jahre 537 v. Chr. ein prophetischer Sinn zugrunde, als diese aus dem buchstäblichen Babylon herausgeführt und als gerechte Bewohner in das „verheißene Land“ Israels gebracht wurden, in dem sie, bildlich gesprochen, von neuem Jehovas „heilige Nation“ unter einem theokratischen System der Dinge wurden, indem sie den Tempel der reinen Anbetung Jehovas wiederaufbautenj. So fand sich auch seit dem Jahre 1919 n. Chr. der christliche gesalbte Überrest im „Beulah“-Land vor und begann das Werk der Wiederherstellung der wahren Anbetung Jehovas.
Was Jehovas Volk, dem Vergebung zuteil geworden war, erfahren sollte, war ähnlich den Erlebnissen der einstigen Israeliten zur Zeit, da das theokratische Königreich, vorerst dasjenige Sauls und dann dasjenige Davids, über sie errichtet wurde. Nicht länger ‚pflegte jeder zu tun, was recht war in seinen Augen‘, wie sie es in den Tagen taten, bevor es einen regierenden theokratischen König gab. (Richt. 21:25, NW) Jetzt, da seit dem Jahre 1914 Christus Jesus als theokratischer König des neugeborenen himmlischen Königreiches geherrscht hat, bedeutet es nicht mehr eine lose Gemeinschaft von Zeugen hier auf Erden. Statt dessen mußte eine neue organisatorische Einrichtung in Bewegung gesetzt werden, die gänzlich theokratisch wäre, indem sie im König selbst zentralisiert und sowohl im Aufbau wie im Dienst eng mit ihm verbunden ist. Somit war die Wiederherstellung der Zeugen Jehovas im Jahre 1919 nicht eine solche zu den Zuständen, deren sie sich vierzig Jahre lang vor ihrer Krise der Jahre 1917—1919 erfreut hatten, sondern es war eine Wiederherstellung zu der theokratischen Organisation, wie diese in der Zeit der ersten Versammlung bestand.
(Fortsetzung folgt)
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Den Geist Kains bekundetDer Wachtturm 1955 | 1. Juli
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Den Geist Kains bekundet
DIE Geistlichkeit der Tage Jesu bekundete denselben Geist wie Kain. Offenkundig verehrte sie gleich ihm Jehova Gott, ließ sich aber durch Neid überwältigen. Glieder dieser Klasse wurden zu Mördern gleichwie ihr Vorbild Kain, indem sie sich mit den heidnischen Römern, die gegen Gott waren, zusammentaten, um Jesus aus dem Wege zu räumen.
In Ostdeutschland gibt es heute Geistliche, die denselben Geist wie Kain bekunden. Da diese sehen, wie Gottes Segen auf der Tätigkeit der Zeugen Jehovas ruht, bekämpfen solche Geistliche Jehovas Zeugen und zeigen sie bei den russischen Oberherren an, statt sich zu bemühen, festzustellen, warum dem so ist, und dann ihre eigene Anbetung entsprechend in Einklang zu bringen. Bestimmt sind sie hierin ohne Entschuldigung, denn sie wissen ganz gut, wie die Kommunisten gegen Gott eingestellt und wie ergeben Jehovas Zeugen dem Worte Gottes sind.
So besuchte eine junge christliche Frau, die kürzlich den Vollzeitdienst für Jehova aufgenommen hatte, die Leute in Ostdeutschland in einem Dorf nach dem anderen und hatte dabei nichts als ihre Bibel in der Hand. Der lutherische Geistliche der Gemeinde Lohm, Westhavelland, zeigte sie beim kommunistischen Staatssicherheitsdienst (SSD) an. Demzufolge wurde sie verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Sie fährt indes fort, ihre Lauterkeit zu bewahren, indem sie hinter den Gefängnismauern predigt.
In einer anderen Gemeinde der Sowjetzone wurde ein Zeuge Jehovas gebeten, bei der Bestattung eines Zeugen Jehovas am Grabe einige Worte zu sprechen. Der evangelische Geistliche griff ein und erklärte, die kommunistische Polizei habe telefoniert, daß kein Zeuge Jehovas bei der Beerdigung sprechen dürfe. Als man sich bei der Polizei jenes Bezirks erkundigte, stellte es sich heraus, daß nicht sie, sondern der Geistliche telefoniert und die Zeugen angezeigt und von den Kommunisten ihr Verbot einer Beerdigung durch Zeugen Jehovas erwirkt hatte. Indes wurde trotz kommunistischer Androhung die Begräbnisansprache am Grabe gehalten, und sie brachte den Anwesenden Licht. In fast sechstausend Jahren haben sich heuchlerische Anbeter nicht geändert, und stets verrät ihr Neid ihre Heuchelei.
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