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Der größte SturzDer Wachtturm 1976 | 1. November
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Der größte Sturz
„STOLZ geht einem Sturz voraus“, so lautet ein alter biblischer Spruch (Spr. 16:18). Nicht einmal Engel konnten den Auswirkungen dieser Wahrheit entgehen. Ja, einige Geistgeschöpfe, die einst eine Stellung des Vertrauens und der Gunst in Gottes Gegenwart innehatten, sind heute erniedrigte und bösartige Wesen. Von allen vernunftbegabten Geschöpfen, die erniedrigt worden sind, sind sie besonders tief gestürzt.
Daß Stolz beim Sturz des Anführers dieser Dämonenhorde eine Rolle spielte, geht aus der Begründung der biblischen Anordnung hervor, keine Neulinge als Aufseher in der Christenversammlung zu ernennen. Diese Begründung lautet wie folgt: „Damit er [der Neubekehrte] nicht vor Stolz aufgeblasen werde und dem Urteil verfalle, das über den Teufel gefällt ist“ (1. Tim. 3:6). Satan war natürlich kein Neuling. Wieviel größer ist daher die Gefahr, den Stolz eines Neubekehrten zu nähren, indem man ihn mit großer Verantwortung betraut!
Das Geistwesen, das sich zu einem Widersacher (Satan) und zu einem Verleumder (Teufel) Gottes machte, hatte vor seinem Sturz das Vorrecht, in der Gegenwart seines Lebengebers zu leben. Es hatte die Gelegenheit, seinen Schöpfer aus nächster Nähe kennenzulernen und seine Liebe zu ihm zu vertiefen. Es hatte allen Grund dazu, denn alles, was es hatte, hatte es von seinem liebevollen Schöpfer empfangen.
Aber Satan ließ zu, daß Stolz die beherrschende Kraft in seinem Leben wurde. In mancher Hinsicht handelte er ähnlich wie der „König von Tyrus“. Dieser „König“ oder die Königsdynastie von Tyrus hatte eine Zeitlang sehr freundschaftliche Beziehungen zum Königreich Israel. Das war in den Tagen Davids und seines Sohnes Salomo. Aber später erwiesen sich die Herrscher von Tyrus als Verräter. In einem Klagelied, das im Buch Hesekiel aufgezeichnet ist, wird dies wie folgt beschrieben: „Du besiegelst ein Muster, voll Weisheit und vollkommen an Schönheit. . . . Du warst untadelig in deinen Wegen von dem Tage deiner Erschaffung an, bis Ungerechtigkeit an dir gefunden wurde. . . . Dein Herz wurde hochmütig wegen deiner Schönheit“ (Hes. 28:12-17).
Wie der verräterische „König von Tyrus“ fing Satan an, zu hoch von sich zu denken. Anscheinend malte er sich aus, wie es wäre, Herr über die ersten Menschen und schließlich über das ganze Menschengeschlecht zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, gab er seine Stellung als ein reiner, vollkommener Sohn Gottes auf und wurde ein Lügner und Verleumder.
Der Widersacher verbarg sein selbstsüchtiges, ehrgeiziges Ziel, die Herrschaft über das Menschengeschlecht zu erlangen, indem er sich vor Eva als Wohltäter aufspielte. Mit Hilfe einer Schlange stellte er den Ungehorsam gegenüber Gott als ein Mittel zum Gewinn dar. Statt erst einmal demütig mit ihrem Mann darüber zu sprechen, maßte sich Eva stolz Unabhängigkeit an und übertrat Gottes Gesetz. Später überredete sie Adam, sich ihr in der Rebellion gegen Jehova anzuschließen (1. Mose 3:1-6). So kam es, daß sowohl Adam als auch Eva zum Tode verurteilt wurden, und daraufhin breitete sich der Tod auf alle ihre Nachkommen aus. Nachdem Adam einmal sein Anrecht auf Leben als vollkommener Mensch verwirkt hatte, konnte er es nicht mehr an seine Nachkommen weitergeben (Röm. 5:12).
Da Satan diese verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang gesetzt hatte, war er auch ein Mörder. Jesus Christus, der diese Ereignisse in seiner vormenschlichen Existenz beobachtet hatte, konnte daher über den Teufel sagen: „Jener war ein Totschläger, als er begann“ (Joh. 8:44).
Obwohl die Folgen für Adam und Eva und daher auch für die ganze Menschheitsfamilie verheerend waren, gab Satan sein gemeines Intrigenspiel nicht auf. Von krankhaftem Stolz getrieben, übte er sogar auf die Engelsöhne Gottes Einfluß aus. Wie Satan gaben einige von ihnen einem unnatürlichen Verlangen und ihrem Stolz nach und überschritten vorsätzlich die Grenzen, die ihnen der Schöpfer gesetzt hatte. Sie verließen ihre Stellung im Himmel, nahmen Menschengestalt an und gingen mit Frauen auf der Erde Ehen ein. Die Flut der Tage Noahs machte diesen Ehen ein gewaltsames Ende und zwang die ungehorsamen Engel, ihre Menschengestalt wieder aufzugeben (1. Mose 6:1-7).
Der christliche Jünger Judas beschreibt, was danach geschah: „Die Engel, die ihre ursprüngliche Stellung nicht bewahrten, sondern ihre eigene rechte Wohnstätte verließen, hat er [Gott] mit ewigwährenden Fesseln unter dichter Finsternis für das Gericht des großen Tages aufbehalten“ (Jud. 6). Sie wurden zusammen mit Satan, dem Teufel, aus Gottes Familie treuer Söhne verstoßen und verloren ihre Vertrauensstellung im Himmel. Als Ausgestoßene befinden sie sich nun in einem Zustand der Erniedrigung und Finsternis, abgeschnitten von jeder göttlichen Erleuchtung. Sie erwarten die sichere Vollstreckung des Strafgerichts Gottes, und sie „schaudern“ bei der Aussicht auf ihre bevorstehende Vernichtung (Jak. 2:19).
Der Apostel Petrus bezeichnete diese ungehorsamen Engel als „Geister im Gefängnis“ und deutete damit an, daß ihnen gewisse Einschränkungen auferlegt worden sind (1. Petr. 3:19). Da es weder in der Bibel noch anderswo Berichte darüber gibt, daß sie nochmals als Menschen auf der Erde lebten, machten es ihnen die Einschränkungen, die ihnen auferlegt wurden, offensichtlich unmöglich, wieder Menschengestalt anzunehmen und als Männer mit Frauen zusammen zu leben.
In ihrem erniedrigten Zustand sind die Dämonen nicht weniger bösartig. Statt dessen haben sie sich selbst weiter erniedrigt, indem sie ständig Grausamkeiten an Menschen begehen.
Ein deutliches Beispiel dafür sind einige von Dämonen besessene Personen, die in den Tagen des irdischen Dienstes Jesu lebten. Da gab es beispielsweise einen Mann, den die Dämonen zum Wahnsinn getrieben hatten. Er hauste inmitten der Gedächtnisgrüfte und lief nackt umher, schrie Tag und Nacht und zerschlug sich mit Steinen. Dieser von Dämonen Besessene und sein Gefährte waren so brutal, daß sich niemand in ihre Nähe traute. Bemühungen, sie mit Ketten und Fußfesseln zu binden, erwiesen sich als erfolglos. Offensichtlich weideten sich die Dämonen an den Leiden dieses Mannes (Matth. 8:28; Mark. 5:2-5; Luk. 8:27).
Als Jesus den Dämonen dann gebot, die beiden Männer freizulassen, baten sie um Erlaubnis, von einer Herde Schweine Besitz zu ergreifen. Vermutlich hatten sie die Absicht, sich dadurch ein unnatürliches, sadistisches Vergnügen zu verschaffen. Die Dämonen fuhren in die Herde von etwa 2 000 Schweinen und trieben sie in das Galiläische Meer, wo sie starben (Matth. 8:30-32; Mark. 5:11-13).
Das Beispiel Satans und der Dämonen zeigt deutlich, daß jemand, der dem Stolz nachgibt, einen schrecklichen Sturz erleben kann. Es ist kaum zu glauben, daß diese bösartigen, lügnerischen Geistgeschöpfe einst zu den vollkommenen Söhnen Gottes zählten. Das sollte uns unvollkommene Menschen von der Notwendigkeit überzeugen, gegen Stolz anzukämpfen, damit nicht auch wir zu unserem ewigen Schaden einen schrecklichen Sturz erleben.
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Ist ein Ausweg in Sicht?Der Wachtturm 1976 | 1. November
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Ist ein Ausweg in Sicht?
WENN man durch einen Tunnel fährt oder in einem dichten Wald durch ein gefährliches Gebiet kommt, fühlt man sich sehr erleichtert, vor sich das Tageslicht zu sehen und ins Freie zu kommen. Man möchte am liebsten einen Freudenschrei ausstoßen.
Noch willkommener jedoch ist die Erleichterung, die Gott der Menschheit bereiten wird. Und diejenigen, die aufrichtig für sich und ihre Mitmenschen Frieden, Recht und gerechte Zustände herbeiwünschen, können sie schon voraussehen. Gegenwärtig bewegt sich die Menschheit durch ein gefährliches Gebiet, und wenn sie einen Ausweg sähe, wäre sie sehr erleichtert. Es erfordert Glauben, erkennen zu können, daß ein Ausweg in Sicht ist. Aber es ist nicht schwer, diesen Glauben zu erlangen, wenn man sich mit dem befaßt, was Gott gesagt und getan hat.
Um unseren Glauben zu stärken und uns zu trösten, ließ Gott in seinem Wort aufzeichnen, was er für die Nation tat, die einst gemäß seinem besonderen Gesetz regiert wurde (Röm. 15:4). Tatsächlich ist die Art und Weise, wie Gott mit dieser Nation verfuhr, ein Muster und zeigt, was für ein Gott er ist und wie er die Erde unter seinem messianischen Königreich verwalten wird (1. Kor. 10:11). Dieses Gesetz hatte „einen Schatten der künftigen guten Dinge“ (Hebr. 10:1). „Aber die Wirklichkeit [dessen, was diese Schatten darstellten] gehört dem Christus.“ Das heißt, daß diese Dinge unter Christi Herrschaft bleibende Realitäten für die Erdbewohner sein werden (Kol. 2:17).
DAS JUBELJAHR
Gott gab der alten Nation Israel einen guten Anfang, als er sie im Verheißenen Land ansiedelte. Sie hatte alles, was sie brauchte, um wohlhabend und wirtschaftlich stabil zu sein. Aber durch Selbstsucht und andere menschliche Schwächen geriet sie in Schwierigkeiten. Die Nation neigte dazu, in einen Zustand zu geraten, den wir auch heute oft beobachten können: Der Reichtum ist in den Händen einiger weniger, und die große Mehrheit ist arm. Wie es auch heute oft geschieht, so hat sich das Volk damals selbst in eine schlechte Lage gebracht.
Wie gebot Gott diesem Trend zum nationalen Verfall Einhalt? Wie half er den Menschen damals, und wieso schuf er dadurch ein Muster für uns heute? Zwang er die Reichen, ihren Reichtum den Armen zu geben? Nein. Das wäre nicht gerecht gewesen. Er schuf die Einrichtung des Jubeljahres.
Das Jubeljahr wird in der deutschen Sprache auch als Halljahr bezeichnet. Das entsprechende hebräische Wort hat einen ähnlichen Sinn. Buchstäblich bedeutet es „ein langhin gezogener Schall“. Der Beginn des Jubeljahres wurde durch das Blasen von Widderhörnern mit lautem Schall angekündigt. Mit dem Jubeljahr war somit auch ein Freudenschrei verbunden, denn das Jubeljahr war ein Jahr der Freiheit (3. Mose 25:9, 10).
Was geschah im Jubeljahr, daß es ein solch freudiges Ereignis war? Nun, aufgrund finanzieller Rückschläge mag ein Mann gezwungen gewesen sein, sein ererbtes Land zu verkaufen,
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