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Warum leiden Millionen unter Depressionen?Erwachet! 1977 | 22. März
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Warum leiden Millionen unter Depressionen?
ANFANGS mögen die Symptome nicht sonderlich ernst erscheinen. Man fühlt sich vielleicht müde, abgeschlagen und leidet an Magenkrämpfen oder Druckgefühl im Brustbereich. Mitunter wacht man ohne besonderen Grund in aller Frühe auf, oder man hat Einschlafschwierigkeiten. Außerdem mag Appetitmangel zu Gewichtsverlust oder gesteigerter Appetit zu starker Gewichtszunahme geführt haben.
Wer von uns hat nicht schon einmal einige dieser Symptome an sich selbst festgestellt? Das können Anzeichen einer alltäglichen körperlichen Krankheit sein. Wenn sich der Zustand aber nicht ändert und eine ärztliche Untersuchung zeigt, daß organisch alles in Ordnung ist — hat man sich dann diese Störungen nur eingebildet? Nicht unbedingt.
Müdigkeit, schmerzhafte Mißempfindungen sowie Appetit- und Nachtschlafstörungen können, wie die Ärzte sich ausdrücken, die „somatische Maskierung einer Depression“ sein. Was bedeutet der Ausdruck „Depression“? Wieso werden Menschen depressiv?
Einige typische Depressionssymptome
Jedermann ist ab und zu einmal niedergeschlagen. Das ist jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung; denn diesen Zustand meinen die Ärzte nicht, wenn sie von Depression sprechen. Ein namhafter amerikanischer Psychiater, Dr. Bertram S. Brown, erklärte in einem Interview gegenüber der Zeitschrift U.S. News & World Report die Bedeutung dieses Ausdrucks wie folgt: „Wenn wir als Nervenärzte von Depression sprechen, meinen wir stets ein wesentlich ernsteres Krankheitsbild. Die Patienten sind dabei zunächst einmal antriebsgemindert und haben keinen rechten Lebensmut mehr. Dieser Zustand hält gewöhnlich einige Tage bis ein paar Wochen an und beeinträchtigt ihre gesamten Lebensfunktionen.“
Depressiven Kranken macht es z. B. Schwierigkeiten, selbst die einfachsten alltäglichen Dinge zu tun, wie sich anzuziehen, die Zähne zu putzen, das Frühstück zu bereiten und routinemäßige Entscheidungen zu fällen. „Das dritte Stadium, in dem kein Zweifel mehr besteht, daß es sich um eine Depression handelt“, erklärte Dr. Brown weiter, „zeigt sich darin, daß der Patient buchstäblich nahezu regungslos in einer Ecke sitzt und ins Leere starrt.“
Im Rahmen einer Depression gibt es jedoch noch andere charakteristische Symptome. So berichtet z. B. das New York Times Magazine in einem Artikel über die Forschungsergebnisse von Dr. Aaron Beck folgendes:
„Wie Beck in seinem Buch ,Depression: Ursachen und Behandlung‘ schreibt, haben depressive Patienten oftmals Nacht für Nacht Träume, in denen es um Minderwertigkeitsgefühle geht, z. B. um die Idee, äußerlich unansehnlich zu wirken, ferner um Verarmungsgedanken und das Gefühl, nichts zu leisten ... Beck bemerkt, daß diese schwermütigen Trauminhalte bei Nacht ihr Gegenstück in ebenso negativen Gedankeninhalten bei Tag finden. Als z. B. der Freund einer an Depressionen leidenden jungen Dame etwas zu spät zum Rendezvous kam, war sie fest davon überzeugt, daß sie ihm gleichgültig geworden sei, daß niemand sie gern möge, ja daß sie auch tatsächlich gar nicht liebenswert sein könne.
Beck postuliert, daß sozusagen sämtliche Gedankeninhalte depressiver Patienten von der von ihm so bezeichneten ,kognitiven Triade der Depression‘ beherrscht werden: einer negativen Auffassung über die Welt, über sich selbst und über die Zukunft. Er stellt weiter fest, daß zu Depressionen neigende Menschen schon in geringfügigen Belastungen unüberwindliche Hindernisse sehen, sich selbst für dumm oder hoffnungslos unfähig halten und davon überzeugt sind, daß sie in Zukunft nur noch weitere kummervolle Fehlschläge erleiden werden.“
Die Ärzte sprechen von „reaktiver“ oder von „endogener“ Depression. Die reaktive Depression wird gewöhnlich durch irgendeine äußere Ursache ausgelöst, zum Beispiel durch den Tod eines nahestehenden Menschen (oder auch Haustieres), eine Ehescheidung oder einen sonstigen schweren Verlust. Je nach dem Schweregrad der Ursache kann eine reaktive Depression einige Wochen bis Monate hindurch andauern; doch dann klingt sie im allgemeinen wieder ab. Bei Patienten mit endogener Depression können dagegen die quälenden depressiven Krankheitszeichen über einen langen Zeitraum hin anhalten.
Dann gibt es auch Menschen, die man als „manisch-depressiv“ bezeichnet. Die Stimmungslage dieser Kranken schwankt immer wieder zwischen einer übersteigerten, in krankhaftem Sinne „gehobenen“ Grundstimmung (manisch, von dem griechischen Wort manikos = heiter, erregt, tobsüchtig) und tiefer Traurigkeit (Depression). Während der manischen Phase (mit krankhaft gehobener Grundstimmung bis zornig-gereiztem Verhalten) wird der Patient überaktiv, impulsiv, und seine Art zu sprechen sowie sein Denkablauf sind dabei oft ungeordnet. Dann folgt mitunter eine unauffällig erscheinende Periode und daran anschließend eine depressive Verstimmung des Kranken. Einige Patienten verharren die meiste Zeit in der krankhaft gehobenen Stimmungslage und haben nur kurze depressive Phasen aufzuweisen. Bei anderen ist es gerade umgekehrt: Sie sind die meiste Zeit hindurch schwermütig. Es gibt aber auch Patienten, die über lange Zeiträume hin stimmungsmäßig ausgeglichen sind und deren Stimmungslage nur jeweils für kurze Zeit zwischen manischen und depressiven Phasen schwankt.
„Der Schnupfen unter den psychischen Störungen“
Wie viele Menschen leiden wohl an schweren Depressionen? Dr. Nathan S. Kline vom Department für Psychohygiene des Staates New York sagte einmal, „schätzungsweise 15 Prozent der Amerikaner im Erwachsenenalter seien so stark depressiv, daß sie einer ärztlichen Behandlung bedürften. Umgerechnet ergibt das etwa 20 Millionen Menschen. Das bedeutet, daß die Depression nicht nur die am häufigsten vorkommende psychische Störung ist, sondern darüber hinaus auch eine der am weitesten verbreiteten ernsten Erkrankungen innerhalb der gesamten Medizin.“ Depressionen sind so weit verbreitet, daß man sie als den „Schnupfen unter den psychischen Störungen“ bezeichnet hat.
Entsprechende Untersuchungen lassen erkennen, daß doppelt so viele Frauen an Depressionen leiden wie Männer. Allerdings wird behauptet, Frauen seien eher bereit, über ihre Depressionssymptome offen zu sprechen. Man findet depressive Erkrankungen bei Menschen aller Rassen und Gesellschaftsschichten. Die Krankheit tritt zwar am häufigsten zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr auf, doch werden grundsätzlich alle Altersstufen davon betroffen, und zahlenmäßig angestiegen ist sie besonders bei den 20- bis 30jährigen.
Die menschliche Gesellschaft — ein mitbedingender Faktor
Es ist viel geforscht worden, um die eigentlichen Ursachen von Depressionen zu ergründen. Eine der Hauptursachen des Problems sind die ungünstigen Verhältnisse innerhalb der menschlichen Gesellschaft.
Dr. John Schwab von der Medizinischen Fakultät der Universität von Florida veranschaulichte diesen Aspekt wie folgt: „Gegenwärtig leben wir in einer Zeit des Wandels. Frühere Werte wie z. B. die alte Arbeitsethik werden abgelehnt, und die Menschen fühlen sich plötzlich in ein ideologisches Vakuum versetzt. Die jungen Menschen erkennen, daß die Früchte eines vier Jahrhunderte langen wissenschaftlichen Fortschritts eher bitter als süß sein können — aber sie sind sich im unklaren darüber, wie man das ändern könnte, und die Folge davon ist das Gefühl völliger Sinnlosigkeit (des Daseins).“ Manch einer der enttäuschten Jugendlichen versucht deshalb, durch Drogengebrauch oder auf andere Weise der Wirklichkeit zu entfliehen. Wie Dr. Schwab schreibt, „nehmen die Jugendlichen oft nur deswegen Rauschgift, um ,high‘ zu werden, weil sie ihrer gedrückten Stimmung entrinnen möchten“.
Ein weiterer Faktor, der zum vermehrten Auftreten von Depressionen beiträgt, ist die „soziale Unrast“. Manche Familien wechseln immer wieder ihren Wohnsitz, indem sie von einem Haus in ein anderes und von einer Stadt zur anderen umziehen, und niemals bleiben sie lange genug an einem Ort, um dort mit anderen Menschen echte Freundschaft schließen zu können. Ein Psychiater des Instituts für Psychohygiene in Massachusetts schrieb hierzu: „Seit einiger Zeit wissen die Nervenärzte in Boston, daß es ein ,Bundesstraße-128-Syndrom‘ oder in Florida das ,Cape-Kennedy-Syndrom‘ gibt. Diese beiden Syndrome sind gewöhnlich bei jungen Ehepaaren mit Kindern zu finden, die allzu häufig umgezogen sind; ihre Hauptmerkmale bestehen aus einem Mann, der zu sehr auf seine Karriere erpicht ist, einer depressiven Ehefrau und gestörten Kindern.“
Manchmal treten Depressionen auf, wenn ein Mensch in seinem Leben nach jahrelanger unermüdlicher Arbeit ein gewisses „Plateau“ erreicht hat. So gelangt z. B. ein ehrgeiziger Manager eines Tages in eine Spitzenposition innerhalb seiner Firma, doch dann stellt er fest, daß er nun eigentlich gar kein Lebensziel mehr hat. Hausfrauen in den mittleren Jahren leiden oftmals an einem „Leeren-Nest-Syndrom“, wie die Psychiater diesen Zustand nennen. Gewöhnlich sind die Kinder dann bereits erwachsen, und der Mann ist fast den ganzen Tag zur Arbeit außer Haus, während die Frau viele Stunden einsam in der menschenleeren Wohnung zubringen muß.
Wie steht es nun mit den Minderwertigkeitsgefühlen, die häufig als Begleiterscheinung von Depressionen auftreten? Auch daran kann mitunter die menschliche Gesellschaft schuld sein. Wieso? Weil es öfter vorkommt, daß einem noch ziemlich kleinen Kind das Gefühl vermittelt wird, es sei unerwünscht. Seine Spielkameraden mögen es vielleicht auslachen, weil es nicht alles mitmachen kann. Ist z. B. ein Kind unbeholfen und linkisch, können Schulkameraden und Spielgefährten es (durch Hänseleien) so negativ beeinflussen, daß es schließlich meint, es „mache alles falsch“. Die Verallgemeinerung für den Gedanken: „Ich bin für viele Dinge ungeeignet“ verbinden solche Kinder häufig mit dem Werturteil: „Ungeeignet zu sein ist etwas sehr Schlimmes.“ Solche Kinder laufen dann mitunter Gefahr, traurig verstimmt zu werden.
Biochemische Faktoren
In den letzten Jahren haben intensive Forschungen zu dem Ergebnis geführt, daß Depressionen in vielen Fällen eine Folge von Störungen des Gehirnstoffwechsels sein können. In allen Hirnregionen kommen die sogenannten „biogenen Amine“ vor. Diese chemischen Verbindungen sind in besonders hoher Konzentration im limbischen System vorhanden — einer Hirnregion, die beim Zustandekommen von Emotionen eine wesentliche Rolle spielt. Wissenschaftler haben drei von diesen Aminen — Dopamin, Norepinephrin und Serotonin — mit der Übertragung von Impulsen von einer Hirnzelle zur anderen in Verbindung gebracht.
Sowohl Tierexperimente als auch Untersuchungen am Menschen haben gezeigt, daß Depressionen auftreten, wenn Medikamente verabreicht werden, die den Aminspiegel senken. Andererseits hat man an Versuchstieren beobachtet, daß diese bei erhöhtem Aminspiegel deutlich lebhafter wurden. Im New York Times Magazine konnte man folgendes lesen:
„Im Jahre 1968 erbrachte ein internationales Forscherteam, bestehend aus englischen und amerikanischen Wissenschaftlern, einen neuen Indizienbeweis zugunsten der Amin-Theorie: Sie stellten im Gehirn von Patienten, die Selbstmord begangen hatten, Anzeichen eines verminderten Aminspiegels fest. Eine kürzlich an manisch-depressiven Kranken durchgeführte Studie erbrachte einen weiteren Beweis: Im Urin von manisch-depressiven Patienten wurde während der manischen Phase eine erhöhte Norepinephrinausscheidung nachgewiesen. Genau das Gegenteil war der Fall, wenn diese Kranken in den Normalzustand zurückgekehrt oder in eine depressive Phase hineingekommen waren.“
Stellst du womöglich an dir selbst Anzeichen einer Depression fest? Was kannst du tun, um gegen Schwermut anzukämpfen? Diese Fragen werden im nächsten Artikel behandelt.
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Wie kann Menschen mit Depressionen geholfen werden?Erwachet! 1977 | 22. März
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Wie kann Menschen mit Depressionen geholfen werden?
FÜR Millionen Menschen sind Gemütsdepressionen heutzutage ein schwerwiegendes Problem. Neigst du womöglich auch zu Depressionen, oder ist einer deiner Angehörigen oder Freunde depressiv? Was kann man in einem solchen Falle tun, um sich oder seinen Mitmenschen in diesem qualvollen Zustand Erleichterung zu verschaffen?
Sicherlich ist es schon wohltuend, mit jemandem, der einem nahesteht, über diese kummervolle Situation zu sprechen. Eine schwere seelische Belastung mit den Augen eines anderen zu sehen kann einem mitunter zu einer realistischeren Sicht der Dinge verhelfen. Schon das kann einem bedrückten Menschen eine gewisse Linderung bringen.
Bei manch einem führt die Frustration durch die täglichen Verrichtungen, die ihm zufolge ihrer Eintönigkeit langweilig erscheinen, zum Deprimiertsein. Ergeht es dir vielleicht auch so? Wenn ja, dann wäre es durchaus angebracht, einige einfache Veränderungen in deinem Tagesablauf vorzunehmen. So könntest du zum Beispiel alle Arbeiten, die du ungern tust, am Anfang deines Arbeitstages erledigen und solche, die dir mehr Freude bereiten, später. Auch könntest du dir von Zeit zu Zeit etwas Abwechslung verschaffen. Ein Spaziergang, etwas Gymnastik, ein kleiner „Tapetenwechsel“ durch einen Wochenendausflug oder Urlaub können viel dazu beitragen, eine gedrückte Stimmung zu vertreiben.
Jemand, der sich (aufgrund äußerer Ursachen) deprimiert fühlt, sollte keinesfalls der Versuchung nachgeben, sich abzukapseln und voller Verzweiflung „dahinzuvegetieren“. Für einen Menschen, der mit irgendeiner schweren seelischen Belastung innerlich nicht fertig wird, wäre es nützlich, sich einer Tätigkeit zu widmen, durch die er anderen dient, ein Hobby zu betreiben oder sich auf andere Weise (sinnvoll) zu beschäftigen, damit er von dem dauernden Grübeln über die ihn quälende psychische Belastungssituation abgelenkt wird.
Gefühl der Wertlosigkeit und (überwertige) Schuldgefühle
Hast du das Empfinden, unfähig oder in deinem Selbstwertgefühl beeinträchtigt zu sein, und leidest du an (überwertigen) Schuldgefühlen? Solche Empfindungen treten im Zusammenhang mit Depressionen häufig auf. Haben dich vielleicht die in der Welt gültigen Normen für „Erfolg“ zu der Ansicht verleitet, du seiest anderen nicht ebenbürtig? Es lohnt sich zu beachten, was diesbezüglich in der Bibel gesagt wird. Zum Beispiel lesen wir darin, daß das, was in der Welt populär ist, was als „knallig“ gilt und Anklang findet, ‘nicht vom Vater [Gott], sondern von der Welt stammt’ (1. Joh. 2:15, 16). Außerdem zeigt die Bibel deutlich, daß jeder Mensch positive Eigenschaften besitzt, durch die er anderen von Nutzen sein kann. Über die richtige Einstellung, die ein Christ haben sollte, schreibt der Apostel Paulus:
„Denn der Leib besteht ja nicht aus e i n e m Glied, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagen sollte. ,Weil ich nicht Hand bin, bin ich kein Teil des Leibes‘, so ist er nicht deshalb kein Teil des Leibes. Und wenn das Ohr sagen sollte: ,Weil ich nicht Auge bin, bin ich kein Teil des Leibes‘, so ist es nicht deshalb kein Teil des Leibes. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo wäre der Geruchssinn? Nun aber hat Gott die Glieder am Leibe gesetzt, jedes von ihnen so, wie es ihm gefallen hat. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: ,Ich benötige dich nicht‘ oder wiederum das Haupt nicht zu den Füßen: ,Ich benötige euch nicht.‘ Vielmehr aber sind die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, notwendig“ (1. Kor. 12:14-18, 21, 22).
Und was das Fehlermachen betrifft, nun, die Bibel stellt alle Menschen auf dieselbe Stufe. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm. 3:23). Der biblische Ausdruck „Sünde“ bedeutet „das Ziel verfehlen“, das heißt, der Mensch spiegelt nicht in vollkommenem Maße die Eigenschaften der Persönlichkeit Gottes wider. Alle Nachkommen Adams und Evas, des ersten Menschenpaares, haben diese Neigung (Röm. 5:12). Wenn jemand beim Schießen das Ziel verfehlt, spielt es keine Rolle, ob er zu hoch, zu niedrig oder zu weit nach rechts oder nach links geschossen hat. Entscheidend ist, daß er das Ziel verfehlt hat. Ähnlich ist es auch bei dir. Du stehst in Gottes Augen nicht unter deinen Mitmenschen, ganz gleich, welche Schwächen du ererbt hast.
Ein Beispiel dafür, wie man dadurch Trost erlangen kann, daß man einem vertrauten Freund sein Herz ausschüttet, gab uns König David, der sich häufig in Bedrängnis befand und der über den Schöpfer sagte: „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Ps. 34:18). Sich im Gebet an Gott zu wenden, wenn man in Not ist, kann einem große Erleichterung verschaffen. Betest du regelmäßig? (1. Thess. 5:17).
Was können Angehörige und Freunde tun, um einem an Depressionen leidenden Mitmenschen zu helfen? Wer einem solchen Kranken beistehen möchte, darf nicht mit der Bemerkung herausplatzen: „Reiß dich doch gefälligst ein bißchen zusammen!“ Viel besser ist es, den biblischen Rat zu beherzigen: „Redet bekümmerten Seelen tröstend zu“ (1. Thess. 5:14). Das kann man tun, indem man sie für etwas, was sie gut gemacht haben, lobt. Wenn jemand das Selbstvertrauen völlig verloren hat, kann man ihm vielleicht helfen, indem man ihm anfänglich einfache Aufgaben überträgt, die er ganz sicher erfüllen kann. Als nächstes könnte man ihm schwierigere Dinge auftragen. So baut man sein Selbstvertrauen ganz allmählich wieder auf. Kannst du vielleicht jemandem auf diese Weise helfen?
Was läßt sich jedoch tun, wenn ein traurig verstimmter Mensch auf solche Dinge nicht anspricht?
Behandlungsmethoden
Wie bereits im vorangegangenen Artikel erwähnt, gibt es einmal Depressionen infolge schwerer seelischer Belastungen, die von außen auf jemanden zugekommen sind. Das sind die sogenannten reaktiven Depressionen. Weiter können Depressionen im Zusammenhang mit jahrelang andauernden, dem Patienten oftmals unbewußten seelischen Konfliktsituationen auftreten. Diese betreffen zumeist irgendwelche zwischenmenschliche Beziehungen. Es handelt sich dabei um „neurotische“ Depressionen, gegen die man im allgemeinen die Psychotherapie anwendet. Alle zuvorerwähnten Möglichkeiten im Sinne von warmherzigem Zuspruch oder verständnisvollem Zuhören bis zur Ablenkung durch sinnvolle Beschäftigung und auch der angeführte biblische Rat können bei diesen beiden Depressionsformen die ärztliche Behandlung wirksam unterstützen.
Es gibt eine große Vielfalt von Depressionsformen, die in dem vorangegangenen Artikel nur angedeutet werden konnten. So wurden dort z. B. endogene Depressionen und manisch-depressives Kranksein erwähnt und etwas näher erläutert. Auf diese Depressionsformen, die zumeist einen weitaus quälenderen Charakter haben als das Deprimiertsein über äußere Belastungen oder im Zusammenhang mit inneren Konflikten, trifft am ehesten die bereits angedeutete Schilderung der neueren Forschungsergebnisse über die biogenen Amine zu.
Depressionen dieser Art werden daher im allgemeinen gleich von vornherein ganz anders behandelt, nämlich mit gezielt wirksamen Medikamenten. In solchen Fällen wird auch — früher noch öfter als heutzutage — die Elektroheilkrampftherapie (nur in der Klinik) angewandt. Im Gegensatz zu Menschen, die unter einer schweren äußeren seelischen Belastung stehen, sind endogen-depressive bzw. manisch-depressive Patienten anfangs oftmals kaum irgendwelchem noch so gut gemeintem Zuspruch zugänglich.
Die Depressionsforschung hat, von dem Gedanken ausgehend, daß eine biochemische Fehlsteuerung des Hirnstoffwechsels vorliegen könnte, zur Behandlung von Depressionen sogenannte „Antidepressiva“ entwickelt. Das sind keine Beruhigungsmittel, die eine Abhängigkeit hervorrufen können. Mit ganz seltenen Ausnahmen können Patienten ohne Suchtgefährdung mit der Antidepressiva-Medikation aufhören oder wieder beginnen.
Wie wirken diese Medikamente? Die Wissenschaftler haben festgestellt, daß chemische Substanzen, „biogene Amine“ genannt, in der Hirnregion hoch konzentriert vorhanden sind, die die Emotionen steuert. Wie Dr. Nathan Kline schreibt, gilt es heute praktisch als erwiesen, „daß bei depressiven Kranken gewisse ,biogene Amine‘ entweder nicht in genügender Menge gebildet oder zu schnell zerstört werden“. Man hat die sogenannten „Monoaminooxidasehemmer“ (MAO-Hemmer) entwickelt, um den Abbau der Amine zu verzögern, die offenbar erforderlich sind, um in ausgeglichener Stimmung zu bleiben. Die Lithiumsalze haben sich als recht wirksam erwiesen, um die abwechselnd krankhaft gehobenen und schwermütigen Phasen von Verstimmungen bei Manisch-Depressiven abzuschwächen. (Allerdings haben sie viele schwere Nebenwirkungen.)
Über die Vorzüge der Antidepressiva schreibt Dr. Kline: „Wenn es einer umfassenden Psychotherapie nicht gelingt, die Symptome zu beseitigen, ist ein Versuch mit Antidepressiva angezeigt. Die Zahl der Ärzte, die empfehlen, die Behandlung mit Medikamenten zu beginnen, wird immer größer. Viele Patienten brauchen nichts anderes. Nicht selten werden Erfolge erzielt, indem beides angewandt wird, Medikamente und Psychotherapie. Ein endogen-depressiver Patient ist für eine intensive Psychotherapie nicht besonders gut geeignet.“
Doch gibt es andererseits viele Patienten — etwa 40 Prozent der an Depressionen leidenden Kranken —, die auf diese Medikamente nicht ansprechen. Außerdem haben diese oftmals unerwünschte Nebenwirkungen und bergen Gefahren in sich, wenn der Patient dabei von seinem Arzt nicht sorgfältig überwacht wird.
Eine vernünftige Maßnahme, um zu erreichen, daß das Gehirn richtig funktioniert, wäre, darauf zu achten, daß der Körper richtig ernährt wird. In seinem Buch Nutrition Against Disease (Ernährung kontra Krankheit) schreibt der Biochemiker Roger J. Williams, es sei erwiesen, daß es auch als Folge eines Mangels an Vitaminen und Nährstoffen zu Depressionen kommen könne, und fügt hinzu: „Es gilt als höchstwahrscheinlich, daß die Gehirnzellen jeden essentiellen Nährstoff benötigen und daß eine ungenügende Versorgung damit Schaden stiftet.“ Das bedeutet natürlich nicht, daß man sich nun einfach mit irgendwelchen Vitaminpillen vollstopfen sollte. Nicht alle Menschen benötigen dasselbe für eine optimale Ernährung. Daher sollte man sich untersuchen lassen, um zu ermitteln, ob ein solcher Mangel vorliegt und, wenn ja, was für einer. Diese Methode, die Depression zu behandeln, wird häufig übersehen, kann jedoch erfolgreich sein.
Dauerheilung für Menschen mit Gemütsdepressionen
Wenn du an Depressionen leidest, kannst du dir vielleicht Erleichterung verschaffen, indem du eine oder mehrere der erwähnten Anregungen befolgst. Doch jetzt besteht die Aussicht, daß bald jeder, der an Depressionen leidet, für immer geheilt wird. Wie ist das möglich?
Wie bereits erwähnt, funktioniert der menschliche Körper nicht einwandfrei und ist für Krankheiten anfällig, auch für Depressionen, weil der Mensch die Sünde ererbt hat. Wie die Bibel zeigt, wird die Beseitigung der Erbsünde durch das Loskaufsopfer Jesu Christi in kurzem zur Folge haben, daß es die Krankheiten, unter denen die Menschheit jetzt leidet, nicht mehr geben wird (Jes. 33:24; Kol. 1:14; Offb. 21:1-5).
Die Bibel gibt uns auch die Gewißheit, daß alle negativen Aspekte der menschlichen Gesellschaft verschwinden werden, wenn Gottes himmlisches Königreich die politischen Regierungen der Menschen beseitigen und sich seine Herrschaft über die ganze Erde erstrecken wird (Dan. 2:34, 44). Die Prophezeiungen der Bibel lassen erkennen, daß dieser Wechsel noch zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation vor sich gehen wird (Matth. 24:3-8, 14, 32-34).
Aber noch bevor diese zuverlässigen Verheißungen in Erfüllung gehen, kann die Bibel Menschen, die an Depressionen leiden, helfen. Wie? Personen, die gemäß biblischen Grundsätzen leben, verfügen über etwas, was für eine günstige Beeinflussung so mancher geistigen Störung von größter Bedeutung ist.
Wie die Heilige Schrift zeigt, beherzigen Personen, die das wahre Christentum praktizieren, folgenden Rat: „Kleidet euch ... mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Freundlichkeit, Demut, Milde und Langmut ... Außer allen diesen Dingen aber kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kol. 3:12-14). Gewiß werden zu Depressionen neigende Menschen aus dem Umgang mit Personen, die nach diesen Grundsätzen leben, Nutzen ziehen. Ein Vorsitzender des Fonds zur Psychohygiene-Forschung in London sagte einmal: „Die weitaus wichtigste Entdeckung der Psychiatrie ist die Entdeckung, daß die Liebe die geistige Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen vermag.“
Jehovas Zeugen haben schon öfter die Erfahrung gemacht, daß ein Verständnis der Bibel und die Anwendung ihrer Grundsätze dazu beigetragen haben, Menschen mit schweren seelischen Belastungen oder Konfliktsituationen aus ihren Depressionen herauszuheben. So schreibt eine Frau aus dem Westen der Vereinigten Staaten: „Ich war völlig entmutigt, deprimiert, und dachte daran, mir das Leben zu nehmen. Dann wandte ich mich Jehovas Zeugen zu und begann, ernsthaft die Bibel zu studieren. Es war, als würde Gott mein Gebet erhören. Meine Depressionen und das Gefühl der Einsamkeit verschwanden, und in mir entwickelte sich eine neue Hoffnung, nämlich Jehova zu dienen. Heute bin ich ein glücklicher Zeuge Jehovas und weiß, daß das Leben Sinn und Zweck hat und daß meine Kinder die Aussicht auf ein besseres Leben haben. Ich danke Jehova für seine liebende Güte.“
Möchtest du mehr darüber wissen, wie Gott bald das gegenwärtige deprimierende System der Dinge durch ein neues System, in dem Frieden und Glück herrschen werden, ersetzen wird? Dieser Aufschluß sowie vernünftige Grundsätze für das tägliche Leben sind in der Bibel zu finden. Möchtest du das Wort Gottes besser kennenlernen? Jehovas Zeugen sind gern bereit, dir dabei zu helfen. (Diese beiden Artikel sind eine Übersetzung eines amerikanischen Originaltextes, und die darin wiedergegebenen Ansichten und Erfahrungen beruhen zur Hauptsache auf amerikanischen Quellen.)
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