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  • Ist es eine reine Gemütssache?
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Redaktionsmitglied der Zeitschrift Awake! „Wenn man eine gute Mahlzeit genießt, sich am Mondschein oder an etwas anderem Angenehmen erfreut, tritt Erleichterung ein. Bei der endogenen Depression gibt es keine Erleichterung. Man könnte viel Geld gewinnen oder zum Präsidenten gewählt werden — es würde keine besondere Freude auslösen. Die Zukunft sieht hoffnungslos aus.“

      Was sind die Symptome der manisch-depressiven Psychose? Dr. Ronald Fieve, Professor für klinische Psychiatrie an der Columbia-Universität, sagte zu Awake!: „Der Überschwang ergibt sich irgendwie aus dem Tief. Der Leidende befindet sich in einem anormalen Zustand des Optimismus, in dem er überaus aktiv und redselig ist, weniger schläft und über enorme Energiereserven verfügt, die er vorher nie hatte. Dieser plötzlich eingetretene Zustand kann von zwei Wochen bis zu ein oder zwei Monaten andauern. Dann verfällt der Betreffende wieder in eine schwere Depression.“

      Heute halten es viele Wissenschaftler für möglich, daß einige Formen schwerer Depression von chemischen Veränderungen im Gehirn begleitet, vielleicht sogar dadurch verursacht werden (wie obigen Zeichnungen zu entnehmen ist). Über diesen komplexen Prozeß sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Wodurch können Störungen der chemischen Funktionen hervorgerufen werden? Durch viele Faktoren.

      Die Verbindung Krankheit/Depression

      „Depressionen können durch eindeutige — oder genauer ausgedrückt, eindeutig definierte — organische Störungen hervorgerufen werden“, schrieb der Fachjournalist Lawrence Galton. „Das schließt Infektionskrankheiten wie Hepatitis, Mononukleose und Grippe ein; hormonale (glanduläre) Störungen, wie zum Beispiel der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen und der Nebennieren; bösartige Tumoren, Mangelerscheinungen, Anämie und andere Blutkrankheiten“ (You May Not Need a Psychiatrist, 1979).

      Zum Beispiel war eine Frau 15 Jahre lang wegen schwerer, zeitweise selbstmörderischer Depressionen behandelt worden. Man verabreichte ihr Antidepressiva und behandelte sie sogar mit Elektroschocks, aber nichts verschaffte ihr bleibende Erleichterung. Schließlich entdeckte man, daß eine kranke Nebenschilddrüse die Ursache war. Als man das erfolgreich behandelt hatte, besserte sich ihr Zustand. Das Grundproblem war also körperlicher Natur gewesen.

      Streß

      Nervliche Überbelastung, hervorgerufen durch Streß, kann ebenso Depressionen bewirken. Experten führen folgende Streßsituationen als Beispiel an: eine schlechte Ehe, ungeordnete Wohnverhältnisse, ein unfreundlicher Vorgesetzter, ständige Auseinandersetzungen und der Versuch, ein Tagespensum zu bewältigen, „das die geistigen und körperlichen Reserven bei weitem übersteigt“. Eine Umgebung ohne Liebe, in der man sich einsam, niedergeschlagen und hoffnungslos fühlt, kann auch Depressionen bewirken. Viele Personen befinden sich in solchen Situationen.

      Eine besondere Belastung, wie zum Beispiel ein Todesfall oder eine Ehescheidung, können eine endogene Depression hervorrufen. Doch in einer Studie wurde festgestellt, daß von 185 Patienten mit klinischer Depression nur ein Viertel ein solch erkennbares Erlebnis hatte, das der Depression vorausging. Gemäß Dr. Fieve sind solche Erlebnisse „nur die Spitze des Eisberges“.

      Dr. Kline vergleicht einen Depressiven mit einem Auto, das an einer steilen Steigung mit einem Motorschaden liegenbleibt: „Nun, einerseits war es darauf zurückzuführen, daß du bergauf gefahren bist. Andererseits hättest du, wenn der Motor in einem guten Zustand gewesen wäre, keine Schwierigkeiten dabei gehabt. Der äußere Streß mag also dem Zusammenbruch vorausgehen, aber damit er eintritt, muß eine biologische Störung — ein Motordefekt — bestehen.“

      Ist es jedoch möglich, daß das Gemüt allein diese Störung des chemischen Gleichgewichts hervorrufen kann, ohne daß vorher ein körperlicher Defekt bestand?

      Die Rolle des Gemüts

      Es gibt einleuchtende Beweise dafür, daß viele Personen sogar von endogener Depression befreit werden können, wenn ihre Denkweise durch geschulte Berater berichtigt wird. Das würde andeuten, daß bei manchen Arten endogener Depression nicht ein körperlicher Defekt, sondern die Denkweise des Leidenden oder das, womit er seinen Sinn füllt, die Hauptrolle spielt.

      Neuere Forschungen haben gezeigt, daß die chemischen Funktionen unseres Gehirns durch unsere Denkweise beeinflußt werden können. Zum Beispiel wurde bei einer Studie im Jahre 1979 einigen Patienten, denen man Weisheitszähne gezogen hatte, eine Salzlösung, also ein Placebo, injiziert, und ihnen wurde gesagt, das werde die Schmerzen lindern. Trotz der Tatsache, daß die Injektion keine schmerzstillende Wirkung hatte, stellte ein Drittel der Patienten bald fest, „daß ihre Schmerzen merklich nachließen“. Man folgerte, daß durch die Gedanken des Patienten im Gehirn auf natürlichem Wege „schmerzstillende“ Chemikalien eingesetzt wurden. Das wurde bestätigt, als man danach ein anderes Medikament verabreichte, das die Wirkung der natürlichen „schmerzstillenden“ Mittel des Gehirns verhindert. Der Schmerz kehrte wieder.

      Die Fähigkeit des Gemüts, auf Liebe zu reagieren, hat man schon in zahlreichen Fällen beobachtet. Andererseits werden durch Zorn, Haß, Eifersucht und andere negative Gefühlsregungen nachweislich ebenfalls biochemische Änderungen im Körper hervorgerufen.

      Die Bibel erkennt die Bedeutung der Einstellung und der Gefühle eines Menschen an. Sie sagt: „Der Geist [die Gefühle und Gedanken] eines Mannes kann seine langwierige Krankheit ertragen; was aber einen niedergeschlagenen Geist betrifft, wer kann ihn tragen?“ (Spr. 18:14). Wenn der „Geist eines Mannes“ zufolge einer fehlerhaften Denkweise (wie auf den Seiten 8 bis 10 beschrieben) „niedergeschlagen“ und durch Eifersucht, Groll oder ein schlechtes Gewissen getrübt ist, dann wird die schlechte Situation unerträglich. Eine endogene Depression kann die Folge sein.

      Wenn jemand seinen Geist mit deprimierenden Gedanken nährt — vielleicht durch das Fernsehen, durch Kinofilme oder pornographische Schriften —, kann sein Gemüt beeinträchtigt und eine Depression ausgelöst werden. Vor allem wenn jemand regelmäßig viel Zeit vor dem Fernsehgerät verbringt, kann seine Denkweise nachteilig beeinflußt werden. Aber bei vielen mag die Ursache des Problems eine andere sein.

      Andere mögliche Ursachen

      „Viel empfindlicher als andere Organe reagiert das Gehirn auf Änderungen in der [Blut]-plasmakonzentration, bedingt durch gewisse Nährstoffe“, sagten zwei Forscher vom Massachusetts Institute of Technology. Diese Ärzte, Wortman und Wortman, veröffentlichten in ihrem Buch Nutrition and the Brain (Die Ernährung und das Gehirn) Beweismaterial, das zeigt, wie sich das, was wir essen, auf unser Gemüt auswirkt und daß gewisse Arten der Fehlernährung das chemische Gleichgewicht des Gehirns stören und Depressionen bewirken können.

      Selbst wenn man regelmäßig ausgewogene Mahlzeiten und möglichst wenig minderwertige Nahrung zu sich nimmt, kann man unter einem Nährstoffmangel leiden, der zu Depressionen führt. Manche Medikamente, orale Verhütungsmittel, körperliche Belastungen wie Schwangerschaft, Umweltverschmutzung und außergewöhnlicher Streß können Nährstoffmangel verursachen.

      Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel oder chemische Dämpfe, aber auch die hormonalen Veränderungen bei Frauen haben schon zu Depressionen geführt. Bei einer Studie an 1 100 Patienten, die wegen Hypoglykämie (zuwenig Blutzucker) behandelt wurden, klagten 77 Prozent über Depressionen.

      Außer einer verkehrten Einstellung gibt es also noch viele andere Ursachen für Depressionen. Ein Depressiver mag von irgendeiner Kombination dieser Faktoren betroffen sein. Vererbung und Kindheitserlebnisse spielen ebenfalls eine Rolle. All das kann Einfluß darauf haben, wie man auf eine Belastung oder auf seine Umgebung reagiert.

      Obwohl es hilfreich ist, die möglichen Ursachen von Depressionen zu verstehen, sind Depressive wahrscheinlich eher an der Frage interessiert: Wie kann ich sie überwinden?

  • Wie man gegen Depressionen ankämpfen kann
    Erwachet! 1981 | 8. Dezember
    • Wie man gegen Depressionen ankämpfen kann

      „WENN man alle Leute, die depressiv sind, veranlassen könnte, sich körperlich zu betätigen“, sagte Armand DiMele vom DiMele-Institut für Psychotherapie, „wären drei Viertel von ihnen hinterher in besserer Stimmung.“ Andere geben ihm recht, vorausgesetzt, er meinte Personen, die nicht an schweren Depressionena leiden, sondern nur leicht depressiv sind. Wichtig wäre auch, sich genügend Schlaf zu gönnen.

      Manch einer, der nur leicht depressiv ist, findet Erleichterung, wenn er sich etwas Zeit für eine Beschäftigung nimmt, die ihm besondere Freude macht. Eine Frau, die gern schneidert, sagte: „Für Depressionen ist kaum Raum, wenn man sich kreativ betätigt.“ Manchmal braucht man lediglich eine Abwechslung — vielleicht, daß man an einem Abend in ein Restaurant essen geht oder daß man einen Kurzurlaub einschiebt.

      Es tut auch gut, wenn man einem vertrauten Freund sein Herz ausschütten kann. Aber man muß sich vorsehen, mit wem man Umgang hat — sei es persönlicher Umgang oder durch das Fernsehen bzw. durch Filme. Und pessimistische Nörgler sowie Programme, die die Moral untergraben oder das Gewissen beflecken könnten, sollte man meiden wie die Pest (Spr. 17:17; 1. Kor. 15:33).

      Was aber, wenn die depressive Stimmung anhält?

      Ist die Ernährung schuld?

      Nimm einmal deine Kost etwas unter die Lupe. Barbara Reed, leitende Bewährungshelferin in Cuyahoga Falls (Ohio, USA), sagte zu einem Mitglied der Awake!-Redaktion, daß manche der Straffälligen, mit denen sie zu tun habe, über Depressionen klagen würden. Wenn sie sich nach ihrer Kost erkundige, zeige es sich, daß viele sich mit „minderwertiger Nahrung“ begnügen würden und sich angewöhnt hätten, nicht zu frühstücken. Einige würden wochenlang nichts Grünes essen. Eine bessere Kost — regelmäßige, abwechslungsreiche Mahlzeiten — und körperliche Betätigung hätten bei manchen eine bessere Stimmung bewirkt. Frau Reed erzählte: „Ein depressiver Zwanzigjähriger, der absolut kein Selbstwertgefühl besaß und wegen Sachbeschädigung verhaftet worden war, hatte bis dahin nur von wertloser Nahrung gelebt.“ Als er dann vernünftig ernährt und gut beraten wurde, verschwanden seine Depressionen allmählich, und sein Verhalten besserte sich.

      Die Fachleute sind sich nicht einig in der Frage, ob eine bestimmte Ernährungsweise Depressionen hervorruft oder nicht. Selbst Personen, die sich sehr gut ernähren, können depressiv werden. Auch gelingt es nicht immer, Depressiven durch eine bessere Ernährung zu helfen. Jeder Mensch ist anders; der eine reagiert auf Stoffe wie Zucker und Koffein stärker als der andere. Doch in vielen Fällen wirkt es sich auf depressive Personen günstig aus, wenn sie für eine abwechslungsreiche Kost sorgen, wenig Gebäck und Süßigkeiten essen und Getränke wie Limonaden möglichst meiden.

      Da schwere Depressionen auch ein Symptom einer körperlichen Erkrankung sein können, sollte sich ein Depressiver vom Arzt gründlich untersuchen lassen.

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