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  • Professionelle Behandlungsmethoden bei schwerer Depression
  • Erwachet! 1982
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Erwachet! 1982
g82 22. 1. S. 23-27

Professionelle Behandlungsmethoden bei schwerer Depression

„Erwachet!“ unterstützt oder fördert keine der populären Behandlungsmethoden. Wir berichten lediglich über einige anerkannte professionelle Verfahren. Es geht um eine psychische Störung, die weit nachhaltiger ist als die „Tiefs“, die wir alle gelegentlich durchmachen.

DIE Depression hatte eine lähmende Wirkung auf den Patienten. Er konnte nicht arbeiten und wurde immer wieder in psychiatrische Kliniken eingeliefert. Da alle anderen Behandlungsmethoden versagt hatten, nahm der Neurochirurg Keith Langford eine Operation vor, indem er den Kopf des Mannes öffnete und in sein Gehirn einen batteriebetriebenen „Schrittmacher“ einpflanzte. Dieser „Schrittmacher“ ruft, wie verlautete, keine Schäden im Gehirn und keine Änderungen im Denkprozeß hervor, sondern strahlt rhythmische elektrische Impulse ab, die die Depression lindern.

Es funktionierte. Der Patient erlangte seine positive Lebenseinstellung zurück und konnte wieder arbeiten. „Sie haben mir das Leben gerettet“, sagte er zu seinem Arzt. „Jetzt kann ich wieder ein normales Leben führen.“

Dieser Mann hatte nicht lediglich unter den üblichen Tiefs gelitten. Er gehörte zu den acht Millionen Amerikanern, die jährlich bei Fachleuten Hilfe suchen wegen schwerer Depression — eine Störung, die starke Gefühle der Schuld, der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit hervorruft. Gewöhnlich sind Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, ständige Müdigkeit, Schreikrämpfe und mangelnde Lebensfreude die Folge.

Nur sehr wenig Fälle erfordern die Einpflanzung eines „Schrittmachers“. Doch im allgemeinen ist bei schwerer Depression professionelle Hilfe empfehlenswert. Studien deuten an, daß in manchen Ländern jede vierte Frau und jeder zehnte Mann irgendwann einmal an einer solchen Depression leidet.

Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden. Einige haben nichts miteinander gemein; andere überschneiden sich. Wie kommt das?

Manche Forscher meinen, daß schwere Depressionen durch eine physische Störung im Körper (selbst wenn eine Streßsituation vorausgegangen ist) hervorgerufen werden — durch ein biochemisches Ungleichgewicht im Gehirn — und daß zur Wiederherstellung des Gleichgewichts Medikamente unerläßlich sind. Andere argumentieren, die Störung entstehe durch eine fehlerhafte Denkweise, und da der Sinn das Ungleichgewicht hervorrufe, könne er es auch korrigieren. Sie glauben, daß der Sinn durch eine „Sprechtherapie“, eine Psychotherapie, korrigiert werden muß. Jede Methode hat etwas für sich, doch keine ist die vollständige Lösung.

Sinn oder Körper?

Diese Streitfrage ist schwer zu lösen. Das liegt an dem engen Zusammenspiel zwischen Sinn und Körper.

Psychische Störungen sind sehr komplex, und jeder Patient ist anders. Daher kann nur ein Arzt, der mit dem Patienten vertraut ist, entscheiden, welches Verfahren am besten ist. Wenn das keine Heilung bringt, kann der Arzt ihm helfen, andere Spezialisten zu finden. Die folgenden Hinweise mögen sowohl dem Patienten als auch dem Arzt erkennen helfen, daß es mehrere Behandlungsmethoden gibt. Kein Verfahren kann alle Fälle schwerer Depression heilen. Zudem gibt es in jedem Bereich eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Zum Beispiel wird in der Psychotherapie von 130 verschiedenen Methoden berichtet. Unter denjenigen, die das Problem von der Ernährung her anpacken, findet man die verschiedensten Leute — von „Wochenendexperten“, die ein zweitägiges Seminar besucht haben, bis zu angesehenen Forschern mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Sprich dich aus

Eine der Behandlungsmöglichkeiten ist die Psychotherapie — eine Art „Sprechtherapie“. Da ein Depressiver gewöhnlich sehr wirre Ideen hat, ist vielen schon da durch geholfen worden, daß sie mit einem Therapeuten sprechen konnten. Zu solchen Experten gehören Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter und andere Fachleute. Für andere war es eine Hilfe, sich bei einem verständnisvollen Prediger auszusprechen.a

Armand DiMele, Direktor eines amerikanischen Psychotherapieinstituts, beobachtete: „Der Depressive schützt sich selbst, indem er seinen Sinn und Körper verschließt und sich gegen jegliche Anregung wehrt. Wenn zum Beispiel jemand einen Angehörigen durch den Tod verliert, verfällt er eher in eine Depression, als daß er sich dem Verlust stellt.“ Es ist die Aufgabe des Beraters, dem Leidenden zu helfen, sich den Gefühlen und der Angst zu stellen, die durch einen solchen Verlust entstehen. DiMele fuhr fort: „Wenn der Therapeut ihn innerlich wirklich erreichen und ihm sagen kann, welche körperlichen Empfindungen er zu erwarten hat, dann wird der Patient allmählich erkennen, daß er die Emotion bewältigen kann, und die Depression vergeht.“

Unterdrückte Gefühle wie Zorn, Groll und Schuldbewußtsein rufen oft Depressionen hervor. Zum Beispiel behandelte einmal ein beim New York State Mental Health Department angestellter Psychologe eine 58jährige Frau, die an schwerer Depression litt. Sie dachte, Gott habe sie verlassen und alle würden über sie reden. Als dieser Experte mit 20 Jahren Erfahrung sich jede Woche freundlich mit ihr unterhielt, bemerkte er, daß sie in ihren Gesprächen über die Familie niemals ihre Mutter erwähnte, mit der sie damals zusammenlebte. Er forschte nach. Nach einiger Zeit offenbarte sie, daß sie den Tod ihres geliebten Vaters der Nachlässigkeit ihrer Mutter zuschrieb. Der Berater half ihr allmählich, diesen Groll zu überwinden, und ihre Depression schwand.

Da Schuldgefühle oft das Hauptsymptom einer Depression sind, bemühen sich Psychologen, sie zusammen mit dem Gefühl der Unwürdigkeit zu vertreiben. Eine Frau wurde sehr depressiv, als ihre Tochter rebellisch wurde. „Ich bin nie eine richtige Mutter gewesen, oder?“ sagte sie weinend zum Psychiater. „Deswegen ist sie mißraten.“ Der Berater half ihr, all das Gute zu sehen, was sie für ihr Kind getan hatte. Dann schwand das Schuldgefühl und ebenso ihre Depression.

Aber gemäß Dr. Ronald Fieve ist diese Behandlungsmethode in den meisten Fällen erfolglos. Er berichtete, daß nicht selten nach wochen-, monate- und jahrelangen Bemühungen, einem mäßig oder schwer Depressiven zu helfen, „kaum etwas geschah“.

Außerdem besteht für Personen, die bemüht sind, nach hohen Sittenmaßstäben zu leben, eine Gefahr. Einige Therapeuten gehen zu weit, indem sie Ansichten rechtfertigen, die die Bibel mißbilligt. Sie tun das, um die Schuldgefühle zu lindern. Zugegeben, man sollte sich nicht von Schuldgefühlen überwältigen lassen oder denken, man werde „von Gott verurteilt“, wenn sich unrechte Gedanken einschleichen. Statt jedoch solche unrechten Gedanken zu rechtfertigen, bevorzugen es diejenigen, die den Rat der Bibel schätzen, derartige Vorstellungen zu korrigieren oder zu vertreiben. Sie müssen also selbst (oder mit Hilfe anderer) den Rat des Therapeuten ernsthaft abwägen. Man kann auch Problemen vorbeugen, indem der Patient oder ein Begleiter dem Therapeuten erklärt, wie wichtig die religiösen Ansichten des Patienten sind (Gal. 5:16, 19-21; Jak. 1:14, 15).

Die Experten sind unterschiedlicher Meinung über den Erfolg intensiver Psychotherapie. Ein Grund besteht darin, daß viele Ärzte meinen, das chemische Ungleichgewicht bei schweren Gemütskrankheiten könne nicht immer durch Psychotherapie korrigiert werden. Sie befürworten den ...

Gebrauch von Antidepressiva

„Früher glaubte ich, man könne jedes Tief überwinden, wenn man sich nur genügend anstrenge, aber jetzt glaube ich das nicht mehr“, bekannte eine Hausfrau, die einmal in eine schwere Depression verfiel. „Manchmal fiel ich zu Boden und fing an zu schluchzen ohne richtigen Grund.“ Schließlich suchte sie einen Arzt auf, der ihr helfen konnte.

Nachdem sie dem Arzt die Symptome ihrer schweren Depression geschildert hatte, sagte er: „Zuerst muß ich Ihnen einmal sagen, daß Sie eine physische Krankheit haben. Ich habe eine Medizin, von der ich annehme, daß sie hilft.“ Er verschrieb ein tricyclisches Antidepressivum. Er glaubte, dadurch werde das chemische Ungleichgewicht, das er in ihrem Gehirn vermutete, beseitigt und die Depression würde gelindert werden. „Eine geraume Weile besserte sich gar nichts“, sagte sie, „aber nach sechs Monaten war ich wie ein neuer Mensch und mußte die Medizin nicht mehr nehmen.“

Es gibt über 20 Antidepressiva und außerdem noch Lithium. Es handelt sich dabei nicht um Aufputschmittel (Amphetamine) oder Beruhigungsmittel, die sofort das Nervensystem entweder stimulieren oder beruhigen und zur Abhängigkeit führen können. Statt bestimmte Impulse, die Sorgen hervorrufen, zu behindern, wie das bei Beruhigungsmitteln der Fall ist, wird durch diese Antidepressiva (Tricyclica und Monoaminoxydasehemmer, kurz: MAOH) der Anteil bestimmter Überträgerstoffe im „Freudenzentrum“ des Gehirns verändert, und man glaubt, daß dadurch freudige Impulse leichter von einer Nervenzelle zur anderen übertragen werden können. Folglich wirken diese Medikamente wahrscheinlich auf das chemische Ungleichgewicht im Gehirn ein.b

Gemäß Dr. Ronald Fieve, Direktor der New Yorker Fieve Lithium Clinic, „behandelt Lithium die manische Phase bipolarer manisch-depressiver Psychose und dient als gutes Vorbeugungsmittel gegen diese Störung, und manchmal hilft es auch bei wiederholter schwerer Depression“. Er berichtete, daß in einer Zeit von 20 Jahren in einem Dutzend Ländern über 6 000 Patienten, denen man Lithium verabreicht hatte, sorgfältig untersucht wurden. Von den Manisch-Depressiven wurden 70 bis 80 Prozent erfolgreich behandelt.

Natürlich können alle diese Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen haben. Oft werden mehrere ausprobiert, bis man „das richtige“ gefunden hat. Die MAOH können eine tödliche Wirkung hervorrufen, wenn sie mit bestimmten Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel ausgereiftem Käse, Bier, Wein und Hühnerleber, kombiniert werden. Die Medikamente müssen alle unter sorgfältiger Aufsicht eines gut informierten Arztes eingesetzt werden.

„Die [medikamentöse Behandlung] ist jedoch keine Patentlösung aller Probleme eines Patienten“, schrieb Dr. Nathan Kline. Dieser Pionier in der Anwendung von Antidepressiva fuhr fort: „Dadurch wird nur eine bestimmte Art von Funktionsstörungen korrigiert, so daß der Patient die Probleme mit den wiederbelebten Reserven angehen kann.“

Die Ernährung

Daß durch Fehlernährung Gemütsstörungen, einschließlich schwerer Depressionen, hervorgerufen werden können, wurde bereits vor mehr als 65 Jahren bewiesen. Damals wütete in vielen Ländern eine tödliche Krankheit, Pellagra, und raffte jährlich 10 000 Amerikaner dahin. Die ersten Anzeichen dieser Krankheit waren gewöhnlich Gemütsstörungen — hauptsächlich Depressionen.

Um das Problem an der Wurzel zu packen, setzte Dr. Joseph Goldberger gesunden Personen die gleichen Nahrungsmittel vor, von denen sich einige Gemütskranke ernährten — Mahlzeiten, die hauptsächlich aus Maisgrütze, Maismehl und anderen Maisprodukten und einer winzigen Menge Gemüse bestanden. Er wartete. Bei sieben von den elf Beteiligten traten Depressionen auf und stellte sich Pellagra ein. Der Arzt ergänzte dann ihre Ernährung durch Bierhefe, mageres Fleisch und Milch. Alle erholten sich schnell. Die Fehlernährung war die Ursache ihrer Depression gewesen.

Im Mais, der Hauptnahrung der ärmeren Bevölkerung jenes Gebietes, fehlt eine lebenswichtige Aminosäure — Tryptophan — fast gänzlich. Das führte zu einer Verknappung einiger Vitamine des Vitamin-B-Komplexes.

Wissenschaftler haben festgestellt, daß durch andere Ernährungsfehlerc Symptome wie Depressionen, Reizbarkeit, Müdigkeit und Persönlichkeitsveränderungen auftreten können. Bei vielen Forschungen hat man eine Verbindung erkannt zwischen Vitaminen, vor allem denen des B-Komplexes, und der Umwandlung von Aminosäuren (zum Beispiel Tryptophan) in Überträgerstoffe, die unsere Gedankenimpulse zwischen den Nervenzellen übertragen. Eine Verknappung bestimmter Überträgerstoffe wurde mit bestimmten Arten der Depression in Verbindung gebracht.

„Den Patienten in das optimale Ernährungsgleichgewicht zu bringen ist der erste notwendige Schritt“, erklärt Dr. David Hawkins, Gründer der Academy of Orthomolecular Psychiatry. Doch selbst wenn eine Fehlernährung entdeckt wird, kann die Depression nicht immer durch korrigierende Nahrungsergänzungen gelindert werden.

Zum Beispiel las eine schwer depressive Patientin ein Buch über Vitaminbehandlung und nahm dann große Dosen verschiedener Vitamine ein, ohne eine merkliche Wirkung zu verspüren. Ein Arzt, der sich der Ernährungstherapie bediente, untersuchte ihre Ernährungsgewohnheiten. Er stellte fest, daß ihre einzige Mahlzeit am Tag aus einer Frikadelle und Pommes frites zusammen mit etwas Salat und einer Tomate bestand. Sie trank täglich 25 bis 30 Tassen Kaffee. Als sie jedoch dazu überging, sich von einer Vielfalt an Gemüse und Salat, Früchten und Nüssen zu ernähren und ihren Kaffeekonsum einzuschränken, war sie nach einigen Monaten völlig geheilt.

Einige Ärzte, die die Ernährungstherapie anwenden, machen auch von Medikamenten und von der Elektroschocktherapie Gebrauch, weil eine Umstellung in der Ernährung nur langsamen Erfolg bringt und mancher Patient, vor allem wenn er Selbstmordabsichten hegt, sofortige Erleichterung braucht.

Bei der Ernährungstherapie bedienen sich die Ärzte hauptsächlich der Substanzen, die normalerweise im Körper vorhanden sind, und vermeiden daher die gefährlichen Nebenwirkungen psychotroper Medikamente. Im American Journal of Psychiatry (Mai 1980) wurde darüber berichtet, daß die natürlich vorkommende Aminosäure Tyrosin einer 30jährigen Frau verabreicht wurde, die jahrelang unter schwerer Depression gelitten und auf Antidepressiva ungünstig reagiert hatte. „Nach zweiwöchiger Tyrosintherapie besserte sich ihr Zustand merklich.“ Um herauszufinden, ob die Besserung nicht etwa eine psychologische Ursache hatte, gab man ihr ein ähnlich aussehendes Placebo. Nach einer Woche kehrte die Depression zurück. Als man ihr dann wieder die Aminosäure verabreichte, wurde die Depression „erneut gelindert“.

Forschungen haben ergeben, daß die Aminosäure Tryptophan ebenso wirksam ist wie einige Antidepressiva und keine Nebenwirkungen hervorruft. Obwohl nicht alle Tests erfolgreich waren, sagte Dr. J. H. Growden zusammenfassend: „Es ist wahrscheinlich, daß es eine Gruppe von Patienten gibt, deren Gemütsverfassung besser wird, wenn Tryptophan eingesetzt wird, allein oder in Verbindung mit herkömmlichen Therapien.“

Aber Dr. Allen Cott, ein Pionier in der Ernährungsforschung, sagte warnend: „Um genau die richtige Dosis zu verschreiben, muß ein Arzt dasein. Man kann nicht haufenweise Vitamine schlucken. Wenn jemand zuviel B6 nimmt, erschöpft er den Magnesiumvorrat seines Körpers. ... Nur ein erfahrener Arzt kann gewährleisten, daß das Ausgleichen eines Vitaminmangels nicht einen anderen hervorruft.“ Deswegen empfehlen Ernährungsexperten mehrere Ergänzungsstoffe, einschließlich Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Enzymen und Aminosäuren. Man berücksichtigt auch, daß sich massive Dosen an Ergänzungsstoffen wie Drogen auswirken.

Der Psychiater H. M. Ross, der täglich die Vitamin- und Ernährungstherapie anwendet und schon Hunderte von schwer Depressiven geheilt hat, sagte: „Bei vielen psychiatrischen Problemen sind Vitamine nicht die alleinige Lösung.“ Bestätigt wird diese ausgeglichene Meinung von Dr. Carlton Fredericks, einem populären Befürworter dieser Therapie: „So, wie sich der Psychiater und der Psychologe vor der Vorstellung hüten müssen, daß Gemütskrankheiten nur im Gemüt wurzeln, muß der Vertreter der orthomolekularen Methode der Versuchung widerstehen, ein einziges biochemisches Verfahren für Emotions- und Gemütsstörungen überzubetonen.

Eine sorgfältige Selbstprüfung

Obwohl eine professionelle Behandlung oft hilfreich ist, bringt sie gewöhnlich keine Sofortheilung. Es ist unumgänglich für einen Depressiven, sich einer ehrlichen Selbstprüfung zu unterziehen. Eine 35jährige Depressive stellte fest, daß sie nicht nur ihre Ernährungsgewohnheiten, sondern noch mehrere andere Dinge ändern mußte, um bleibende Erleichterung zu finden. Sie erklärte: „Antidepressiva lösen nicht alle diese Probleme. Man muß seine Ängste und Sorgen erkennen und sich ihnen stellen und seine Denkweise ändern.“

Ja, jede Behandlungsmethode hat ihre Grenzen. Eine einzelne kann aus dir keinen neuen Menschen machen. Medikamente und Vitamine können dein Gemüt, aber nicht dein Familienleben in Ordnung bringen. „Wenn man ständig Spitzenleistungen am Arbeitsplatz erzielen, vollkommene Freunde und zahlreiche teure materielle Güter haben will“, warnte DiMele, „steuert man auf eine lebenslange periodische Depression zu.“

Es gibt also bei schwerer Depression eine Vielfalt professioneller Behandlungsmethoden, aber vergiß nie, daß sie mit den eigenen Anstrengungen des Depressiven gepaart sein müssen. Nur so läßt sich schwere Depression besiegen.

„Erleidet jemand unter euch Ungemach? Er beharre im Gebet. Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank? Er rufe die älteren Männer der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn im Namen Jehovas mit Öl einreiben. Und das Gebet des Glaubens wird dem sich nicht wohl Fühlenden zum Heil sein, und Jehova wird ihn aufrichten“ (Jak. 5:13-15).

[Fußnoten]

a Der Artikel „Wie man gegen Depressionen ankämpfen kann“ in Erwachet! vom 8. Dezember 1981 zeigt, daß schon vielen durch die Anwendung biblischer Grundsätze geholfen wurde, Depressionen zu überwinden.

b Siehe „Ist es eine reine Gemütssache?“ in Erwachet! vom 8. Dezember 1981.

c Eine Arbeitsgemeinschaft von Wissenschaftlern führt in dem Buch Nutrition and the Brain (herausgegeben 1979 von Wortman und Wortman vom Massachusetts Institute of Technology) die Vitamine B1, B3 (Nikotinsäure), B6, B12, C, Pantothensäure, Biotin und Folsäure auf.

[Kasten/Bild auf Seite 23]

Zwischen dem Sinn und dem Körper besteht ein enges Zusammenspiel. Unsere Gedanken können den Körper beeinträchtigen und im Gehirn ein chemisches Ungleichgewicht hervorrufen, das zu Depressionen führt. Umgekehrt kann der Körper durch Mangelerscheinungen, Krankheiten oder physische Schäden unseren Sinn beeinträchtigen und Depressionen fördern.

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