Wir beobachten die Welt
Verfolgung in der Türkei
● Am 16. Juni 1984 wurden zwei Zeugen Jehovas in Ankara (Türkei) verhaftet, während sie mit anderen über ihren christlichen Glauben sprachen. Weitere Verhaftungen folgten. Am 12. Dezember wurden schließlich 31 Zeugen verurteilt und erhielten Haftstrafen zwischen sechs und acht Jahren. Ihnen war vorgeworfen worden, „Propaganda gemacht zu haben ... mit dem Ziel, das politische, soziale und wirtschaftliche System des Staates gemäß religiösen Gesetzen zu verändern“. Dieser Vorwurf ist unhaltbar, da das Oberste Berufungsgericht der Türkei schon am 24. März 1980 festgestellt hat, daß Jehovas Zeugen nicht verurteilt werden können, weil ihre Religion kein Gesetz des Staates verletzt. (Siehe Erwachet! vom 8. September 1981, Seite 25 bis 27.)
Angesichts der Tatsache, daß die Entscheidung des Obersten Berufungsgerichts endgültig und für alle Gerichte bindend ist, entstehen durch die neuen Verhaftungen Fragen bezüglich der verfassungsmäßigen Rechte in der Türkei. Die Verhaftungen fanden statt, nachdem einige Zeitungen eine Verleumdungsaktion gegen Jehovas Zeugen gestartet hatten. Der „Hohe Rat für Religion im Amt für religiöse Angelegenheiten“ erklärte in bezug auf Jehovas Zeugen: „Diese Bewegung, die in keinem Land als eine Religion anerkannt wird, ... ist ein christlicher Orden unter jüdischem Einfluß.“ Die Tatsachen zeigen jedoch, daß Jehovas Zeugen eine anerkannte christliche Religionsorganisation sind, die weltweit in mehr als 200 Ländern und Inselgebieten aktiv für ihre Gottesanbetung eintritt. Trotz dieser Tatsache müssen Jehovas Zeugen Leiden erdulden und werden ungerechterweise wie gewöhnliche Verbrecher behandelt.
Warum wurde Mun verurteilt?
● Gemäß einem Bericht in der Detroit Free Press wurde der Religionsführer und Gründer der Vereinigungskirche, San Myung Mun, „der im Jahre 1982 überführt worden war, eine falsche Einkommensteuererklärung abgegeben zu haben, zu 18 Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 25 000 Dollar verurteilt“. Obwohl Mun seinen Fall bis vor das Oberste Bundesgericht der USA bringen wollte, lehnte dieses hohe Gericht eine Anhörung des Falles ab. Da ein Bankkonto auf seinen Namen geführt wird, handelt es sich nach Ansicht der Regierung auch um sein Geld. Er ist somit besteuerbar. Mun trat seine Gefängnisstrafe am 20. Juli 1984 an.
„Afrikanische“ Fossilien in der DDR
● In grauer Vorzeit „haben in der Werra Flußpferde und Elefanten gebadet“. Wie Der Tagesspiegel meldet, sind im Bezirk Suhl (DDR) „bereits an die 5 000 Knochenreste gefunden worden, darunter Skelettreste von Bisons, Hirschen, Nashörnern, Flußpferden, Elefanten, Hyänen sowie Kleinsäugern, Fischen, Vögeln und Reptilien“. (Vergleiche Erwachet! vom 22. Januar 1981, Seite 29.) „Einige der damaligen Säuger waren wesentlich größer als ihre heute noch in Afrika lebenden Artgenossen“, heißt es. Die seltenen fossilen Tierfunde, so hoffen die Wissenschaftler, werden „neue Aufschlüsse über die ökologische und klimatische Entwicklung der Landschaft im Pleistozän“ vermitteln. Offensichtlich hat einst in Mitteleuropa ein warmes Klima geherrscht.
„Armageddon“ — Nur ein Wort?
● Der Begriff „Armageddon“ ist — besonders nach der Fernsehdiskussion zwischen dem amerikanischen Präsidenten und seinem Herausforderer Walter Mondale — in der letzten Zeit des öfteren in den deutschen Medien gebraucht worden. Während die Politiker das biblische Wort (eigentlich Har-Magedon, griech. Αρ Μαγεδών) als eine Bezeichnung für den nuklearen Holocaust verwenden, bezieht die Bibel den Namen auf den bevorstehenden „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in dem er die „Könige der Erde und ihre Heere“ vernichten wird (Offenbarung 16:14, 16; 19:19). Trotz dieses Sinnunterschiedes ist es von Interesse, daß der Begriff im deutschsprachigen Raum bekanntzuwerden beginnt. Hier folgen einige Beispiele dafür.
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schrieb in der ihm eigenen Art: „Kein Wunder also, daß Ronald Reagan beim TV-Streit in Kansas City den größten aller rhetorischen Hämmer hervorholte und den biblischen Endkampf beschwor, das apokalyptische Armageddon: Der Präsident, der sein Amt mit dem Hinweis auf die Offenbarung ausübt, wollte nicht mit dem möglichen Weltuntergang erschrecken, sondern nur eines — er wollte den Gegner mit der Bibel erschlagen, ein frommer Kreuzritter im Atomzeitalter“ (44/84, S. 145).
Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der Mexikaner Octavio Paz, erklärte am 7. Oktober 1984 in der Frankfurter Paulskirche: „Der Schrecken hat uns bisher vor der großen Katastrophe bewahrt. Aber wir sind Armageddon entgangen, nicht dem Krieg: Seit 1945 ist nicht ein Tag vergangen ohne Kämpfe in Asien oder Afrika, in Lateinamerika oder im Nahen und Mittleren Osten“ (Börsenblatt, 81/84, S. 2426).
In der Süddeutschen Zeitung hieß es unter der Überschrift „Armageddon ist nicht übermorgen“: „Muß die Welt also auf ein Wunder oder auf die Katastrophe warten? Offensichtlich fasziniert von Mythen, redet Reagan von beidem: vom Wunder, das sich ereignen würde, wenn es gelänge, durch neue Defensivwaffen, also mit technischen Mitteln, ein im wesentlichen ethisches und politisches Problem zu lösen, nämlich die Befreiung der Welt von der Gefahr der atomaren Vernichtung, und von der Katastrophe, dem Armageddon, eben dem nuklearen Untergang, wenn die Strategie der Abschreckung versagen sollte. ... Niemand wisse, meint Reagan, wann die biblische Prophezeiung in Erfüllung gehe, ob Armageddon erst in tausend Jahren komme oder übermorgen“ (27./28. 10. 84, S. 4).
Der Evangelische Pressedienst (epd) verbreitete folgende Meldung: „US-Präsident Reagan hat in den vergangenen Jahren bei mindestens neun verschiedenen Anlässen die Vermutung geäußert, daß die jetzt lebende Generation das biblische Armageddon — den Endkampf der guten und bösen Mächte — erleben werde“ (Kreiszeitung/Böblinger Bote, 11. 10. 84).
Sinnvolle Konstruktionen
● Flugzeugkonstrukteure könnten vor Neid erblassen, wenn eine Libelle im Nu auf eine Geschwindigkeit von 15 Metern pro Sekunde beschleunige, heißt es in einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers. Die Flügel, „Meisterwerke der Leichtbaukonstruktion“, schlagen dabei etwa 40mal in der Sekunde. Andere Insekten schlagen sogar noch viel schneller. Die Hausfliege bringt es auf 200, manche Mücke sogar auf 1 000 Schläge pro Sekunde! „Der Insektenflug ist physikalisch höchst sinnvoll“, bemerkt das Blatt. „Hinter die Geheimnisse dieser Erfindung zu kommen ist seit Jahren Ziel der Forscher.“ Fliegen, Schmetterlinge, Bienen und Heuschrecken werden im Windkanal zu „Testpiloten“. Und der Nutzen für die Luftfahrt? Professor Nachtigall vom Zoologischen Institut der Universität Saarbrücken antwortet: „Was wir von der Natur übernehmen können, sind allenfalls Anregungen und Ideen. Die Natur liefert keine Blaupausen für den Techniker.“ Es bleibt ein Staunen über die „raffinierten Antriebshilfen“ der Insekten, die „die moderne Flugtechnik durch mühselige Entwicklungsarbeit wiederentdecken mußte“.
Das „Tote“ Meer
● Das Tote Meer ist biologisch keineswegs völlig „tot“. Natürlich können normale Meeresorganismen (gewöhnlich hat das Meerwasser einen Salzgehalt von etwa 35 Gramm je Kilogramm) im Toten Meer nicht überleben. In diesem tiefstgelegenen Binnengewässer der Erde ist der Salzgehalt mit 280 Gramm je Kilogramm achtmal so hoch wie im Meer. Dennoch leben hier salzresistente Bakterien (Halobakterien). „Sie haben sich nicht nur dem extrem hohen Salzgehalt bestens angepaßt, sondern sind geradezu darauf angewiesen: Unterhalb einer Konzentration von 15 Prozent wachsen sie überhaupt nicht“, meint die Zeitschrift Kosmos (8/84). Selbst pflanzliches Leben findet sich im Toten Meer: die einzellige Grünalge der Gattung Dunaliella. „Ein physiologischer Trick hilft ihr“, so heißt es, „die hohen Salzkonzentrationen zu ertragen: Sie speichert im Zellinneren größere Mengen Glycerin und verhindert damit, daß die konzentrierte Lake den Zellen das freie Wasser entzieht.“ Gebührt die Ehre dafür nicht einem intelligenten Konstrukteur, nämlich Gott?
Schliemann im Zwielicht
● Ohne Zweifel hat Heinrich Schliemann als Archäologe Pionierleistungen auf dem Gebiet der Grabungstechnik und der Funddatierung vollbracht. Es wirkt paradox, daß derselbe Mann auf der anderen Seite „log und täuschte, Dokumente veränderte und fälschte, damit sie als Wahrheit erschienen, Objekte kaufte und erklärte, er habe sie ausgegraben; daß er eine Vergangenheit fabrizierte, die es nie gegeben hat, ... um zu seinem Ziel zu kommen“, wie der amerikanische Philologe W. M. Calder behauptet. „Erster Markstein auf dem Weg zur ‚Entmythologisierung‘ Schliemanns“, so berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, „war 1983 ein Symposium der Universität Colorado in Boulder mit dem bezeichnenden Titel ‚Schliemann — Mythos oder Skandal?‘“ Eine Analyse von Tagebüchern und Briefen Schliemanns soll ganze Serien von belastendem Material geliefert haben. Selbst Schliemanns berühmtester Grabungsfund, der „Goldschatz des Priamos“ aus dem Trojahügel, soll lediglich eine Anhäufung von Einzelfunden unbekannter Herkunft sein, wie die renommierte englische Zeitschrift Antiquity kürzlich darlegte.
Nichts für Kinder im Vorschulalter?
● „Nimmt das Fernsehen unseren Kindern die Kindheit?“ Belege für die „besorgniserregende These“ unterbreitete Professor G. Priesemann, Vizepräsident der Kieler Universität, in den Kieler Nachrichten. Der Unterschied zwischen Unmündigkeit und Mündigkeit, der nur durch lange und oft mühevolle Lernprozesse überwunden werden könne, sei durch Fernsehkonsum aufgehoben worden. Die kulturelle Trennung zwischen der Kinder- und der Erwachsenenwelt gehe verloren, weil das Fernsehen Kindern jeden Alters alles und jedes auf Erden zugänglich mache. Kinder dürften erst dann fernsehen, „wenn sie Sprachkraft und Denkkraft genug besitzen, um so komplizierte Ereignisse wie Geschehnisse auf dem Bildschirm analytisch verarbeiten zu können“. Kinder im Vorschulalter sollten nach Ansicht Professor Priesemanns nicht fernsehen.
Laser in der Verbrechensbekämpfung
● Bisher nicht feststellbare Fingerabdrücke will die japanische Polizei künftig mit einem Lasergerät aufspüren. Das neue Gerät wurde von einem polizeitechnischen Institut in der Nähe von Tokio entwickelt. In Sekundenschnelle zeichnet der Laser mit Hilfe eines Computers exakt die „unsichtbaren“ Fingerabdrücke und fertigt Kopien davon an (hobby, 7/84). Ob die japanische Polizei jetzt Einbrechern und Dieben besser auf die Schliche kommt?
Nur Geduld!
● Der Engländer David Carvon aus Torquay glaubt, den Weltrekord im Warten auf eine Operation zu halten. Es dauerte 31 Jahre, bis seine Hasenscharte operiert wurde. Wie das Luxemburger Tageblatt meldet, kam er im Alter von drei Monaten zum erstenmal „unters Messer“, und seinen Eltern wurde versprochen, daß die zweite Operation drei Monate später folgen werde. „Jedesmal, wenn meine Eltern beim Frenchay-Krankenhaus in Bristol anriefen, sagte man ihnen, daß ich auf der Liste der nicht dringenden Fälle stünde“, erklärte der Mann. Seine Mutter starb 1979, ohne erfahren zu haben, ob die Operation jemals stattfinden werde.
Osterinsel: Ein Rätsel bleibt
● Mit Hilfe von Pollenanalysen konnte jetzt nachgewiesen werden, daß die Osterinsel früher mit Wäldern bedeckt war. Diese Entdeckung könnte den Transport der berühmten Felsbilder über das ganze Eiland sowie das plötzliche Ende dieser „Megalithkultur“ erklären. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, verschwand der letzte Wald etwa gleichzeitig mit dem Ende der Statuenproduktion. Zahlreiche Felsbilder liegen unvollendet umher. Die Steinmetzen müssen die Steinbrüche verlassen haben, als es nicht mehr genügend große Bäume gab, um die teilweise gigantischen Steinbüsten kilometerweit zu bewegen. „Ob dem schon schwindenden Wald die Jagd nach Baumstämmen für die Statuentransporte oder der Kampf um Neuland für das Überleben der Menschen ein Ende setzte, bleibt ein Rätsel“, schreibt die Zeitung.
Über 42 Millionen Blinde
● Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte, gibt es mehr als 42 Millionen Blinde in der Welt. Dazu gehören 28 Millionen Menschen mit stark eingeschränktem Sehvermögen — sie sehen so schlecht, daß sie nicht einmal aus einer Entfernung von drei Metern Finger an einer Hand zählen können. Bis zum Jahr 2000 wird sich die Zahl schätzungsweise verdoppelt haben. Nach Ansicht der WHO könnten 75 Prozent der Fälle von Blindheit „bei ausreichender Gesundheitsfürsorge durch die staatlichen Stellen“ vermieden werden. Die brasilianische Zeitung O Estado de S. Paulo stellte fest, daß „von tausend blinden Personen 36 Brasilianer sind“.