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  • Ein Einfrieren der Atomwaffen — Kann es Frieden und Sicherheit bringen?
    Erwachet! 1983 | 8. April
    • Ein Einfrieren der Atomwaffen — Kann es Frieden und Sicherheit bringen?

      Wie eine Meereswoge, die anschwillt und an Wucht gewinnt, hat die Friedensbewegung an Ausmaß und Schwungkraft zugenommen und zieht Millionen an. Sie fegt über Europa, Japan und die Vereinigten Staaten hinweg, hat bereits die Politik beeinflußt und sogar nationale Ansichten über den Krieg gewandelt. Diese Bewegung ist in vielfacher Hinsicht ungewöhnlich.

      Aufrichtige Erforscher der Bibel mögen sich fragen, ob sie irgendeine Rolle spielen wird bei der Erfüllung des prophetischen Bibelwortes von „Friede und Sicherheit!“ Oder wird sie wie eine Modeerscheinung verebben? (1. Thessalonicher 5:3).

      Was versteht man darunter?

      Die Befürworter des Einfrierens von Atomwaffen wollen erreichen, daß die Herstellung, die Erprobung und die Weiterentwicklung jeglicher Atomwaffen gestoppt oder eingefroren wird. Sie fordern ein Einfrieren aller Atomwaffenarsenale auf dem gegenwärtigen Stand. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Protestbewegung. Ein prominenter Befürworter der Bewegung sagte, daß ihr erstes Ziel darin besteht, „die Waffen einzufrieren, damit sie nicht die Menschen verbrennen können“.

      Erste Wellen schlug diese Bewegung 1979 in Westeuropa. Einige besorgte niederländische Bürger forderten nachdrücklich von ihrer Regierung, die Stationierung atomarer Flugkörper in ihrem Land zu verhindern. Dann kam Unterstützung von Norwegen und Dänemark, wo der Gedanke, atomare Flugkörper im Land zu stationieren, nicht einmal erwogen wurde. Im Frühjahr 1980 schlug die Bewegung in Großbritannien Wellen, als die Auseinandersetzungen um atomare Flugkörper erneut im Brennpunkt standen. Im Herbst kamen auf dem Trafalgar Square 80 000 Demonstranten zusammen.

      Die Bewegung wurde unter der Bezeichnung Friedensbewegung oder END (European Nuclear Disarmament) bekannt und ist inzwischen zu einer großen Welle angeschwollen mit bedeutenden Gruppen in Frankreich, in der Bundesrepublik Deutschland, in Griechenland, Finnland und Portugal; in den meisten anderen europäischen Ländern gibt es aktive kleinere Bewegungen. END fordert eine atomwaffenfreie Zone — keinerlei Atomwaffen von Polen bis Portugal. Die Welle rollte in Form von geheimen Gruppendiskussionen bis nach Osteuropa. Im Jahre 1981 erreichte die Unterstützung von END-Demonstrationen in Westeuropa folgende Ausmaße:

      ● Bundesrepublik Deutschland — 100 000 in Hamburg, Juni 1981

      ● Sizilien — 30 000 in Comiso, Oktober 1981

      ● Frankreich — 40 000 in Paris, Oktober 1981

      ● England — 175 000 in London, Oktober 1981

      ● Italien — 200 000 in Rom, Oktober 1981

      ● Bundesrepublik Deutschland — 300 000 in Bonn, Oktober 1981

      ● Niederlande — 400 000 in Amsterdam, November 1981

      ● Spanien — 400 000 in Madrid, November 1981

      In den Vereinigten Staaten ist die Bewegung als „nuclear freeze movement“ bekannt. Der Same der Freeze-Bewegung wurde im Jahre 1979 gesät und sproßte in Form von Bürgerinitiativen, die schon 1980 die Amerikaner veranlaßten, über die Gefahr und den Schrecken eines Atomkrieges nachzudenken. Die Welle schwoll weiter an und griff auf andere Länder über. Das hatte auch dort Demonstrationen zur Folge:

      ● USA — 100 000 auf dem Gelände von 150 Universitäten, November 1981

      ● Deutsche Demokratische Republik — 6 000 in Dresden, Februar 1982

      ● Japan — 200 000 bei drei Kundgebungen in Tokio, Mai 1982

      ● USA — 700 000 in der Stadt New York, Juni 1982

      Am 12. Juni — während in New York die zweite UN-Sondersitzung über Abrüstung tagte — veranstalteten 700 000 Atomwaffengegner eine Kundgebung vor dem UN-Hauptquartier, die den Höhepunkt einer Woche der Demonstrationen bildete. In derselben Woche demonstrierten in Europa fast eine Million Menschen in Amsterdam, Antwerpen, Berlin, Bonn, Kopenhagen, Dublin, London, Madrid und Paris.

      Wer steht dahinter?

      Die rapide Ausdehnung der Friedensbewegung und die Mobilisierung von Befürwortern in einem großen Teil des Erdballs kennzeichnen die Bewegung als ungewöhnlich. Aber wer sind ihre Befürworter?

      Breite Kreise der Bevölkerung — nicht nur die Jugend — unterstützen diese Bewegung. Die Befürworter kommen aus allen Lebensbereichen: Hausfrauen, Fabrikarbeiter, Rechtsanwälte, Lehrer, Geschäftsleute, Schauspieler, Ärzte, Geistliche, Wissenschaftler und Militärangehörige jeden Ranges.

      Die bedeutendste Unterstützung dieser vielgestaltigen Bewegung entstammt drei Gesellschaftsbereichen, die normalerweise als konservativ und stabil gelten: Naturwissenschaft, Medizin und vor allem Religion. Im U.S. News & World Report hieß es: „Die Haupttriebkraft des amerikanischen Kreuzzuges der Kriegsgegner geht von Führern der meisten Kirchen unseres Landes aus.“ Dasselbe wird von Europa gesagt.

      Ostblockstaaten unterstützen die Bewegung nicht nur im eigenen Land, sondern auch in anderen. Eine solch offene Beteiligung ist ungewöhnlich. Einige europäische Demonstrationen wurden von kommunistischen Gruppen gefördert, und einer der Unterstützer der New Yorker Kundgebung am 12. Juni 1982 war die Kommunistische Partei der USA.

      Die Beteiligung von Menschen solch unterschiedlicher Herkunft, Berufe und politischer Ansichten ist ein weiteres Merkmal, das diesen Feldzug zu etwas Ungewöhnlichem macht. Warum haben sich Millionen so schnell zusammengeschlossen?

      Warum so populär?

      Die Leute haben Angst — Angst vor einem Atomkrieg. Es ist, als sei ihnen urplötzlich die Realität und das möglicherweise totale Ausmaß einer atomaren Zerstörung zum Bewußtsein gekommen.

      Gesteigert wurde die Angst durch Ereignisse der jüngsten Vergangenheit. Die internationalen Grundregeln, die in den vergangenen 25 Jahren für ein stabiles Verhältnis unter den Atommächten gesorgt haben, sind jetzt in Frage gestellt. Bisher wurde die Gefahr eines Atomkrieges durch ein „Gleichgewicht des Schreckens“ in Schranken gehalten. Jede Nation wußte, daß ein Angriff einen Vergeltungsschlag nach sich ziehen würde, so daß mit der vollständigen Zerstörung beider Nationen, wenn nicht gar aller Nationen, zu rechnen wäre.

      Dieser Standpunkt hat sich geändert. Die Menschen sind durch folgende Entwicklungen alarmiert worden:

      ● Beginnend mit dem Sommer 1980, gaben führende Politiker ihre Zustimmung zu langfristigen Plänen für einen begrenzten Atomkrieg. Seither kann man Vertreter der Supermächte über das Ausfechten, Überleben und sogar das Gewinnen eines begrenzten Atomkrieges sprechen hören.

      ● Der technische Fortschritt hat es ermöglicht, daß atomare Flugkörper eine nahezu unfehlbare Treffsicherheit haben. Aufgrund dieser Treffsicherheit können sie fast alle an Land stationierten Flugkörper des Feindes zerstören, ehe diese zu einem Gegenangriff gestartet werden können. Dadurch gewinnt die Rede vom Ausfechten und Gewinnen eines begrenzten Atomkrieges an Glaubwürdigkeit.

      ● Die für 1979 geplante Ratifizierung von SALT II (Abkommen über die Begrenzung strategischer Waffen) kam nicht zustande.

      ● Die Rüstungsausgaben sind bedeutend erhöht worden, obwohl in vielen Ländern eine große Wirtschaftsflaute herrscht.

      ● Wissenschaftler, Ärzte und Geistliche sind eifrig dabei, das öffentliche Bewußtsein immer mehr auf die Verwüstung zu lenken, die ein Atomangriff für die Menschen, die Umwelt und für künftige Generationen mit sich bringen würde.

      Welches Ziel wird die Friedensbewegung verfolgen, sobald sie die Aufmerksamkeit der Leute auf die tödlichen Folgen eines Atomkrieges gelenkt haben wird?

      Was soll erreicht werden?

      Die Friedensbewegung hofft nicht nur, die Mehrheit der Menschen zu ihren Gunsten zu beeinflussen, sondern auch die gegenwärtige nukleare Rüstungspolitik zu ändern. Die New York Times gab folgenden Kommentar über die Zielsetzung der Unterstützer dieser Bewegung: „Sie glauben, daß die Schlüsselfrage darin besteht, ob sie die rapide zunehmende öffentliche Besorgnis über das nukleare Wettrüsten in Stimmen im Kongreß umsetzen können.“

      Ist ihnen das gelungen? Der politische Druck von seiten der Friedensbewegung hat europäische Regierungen bewogen, ihre Atomrüstungspolitik genau zu überdenken. Der ehemalige Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Helmut Schmidt, warnte davor, die Bewegung zu übergehen, indem er sagte, daß ihre Unterstützer „den politischen Führern deutliche Signale geben“.

      In den Vereinigten Staaten bekommen die Abgeordneten den Druck zu spüren. Zum Beispiel wurde im vergangenen August dem Repräsentantenhaus eine Entschließung vorgelegt, die ein sofortiges Einfrieren der amerikanischen und der sowjetischen Atomwaffenarsenale fordert. Sie erlitt eine knappe Niederlage von 204 gegen 202 Stimmen. Nichtsdestoweniger zeichnet das ein lebendiges Bild von der Vorrangstellung, die diese Streitfrage innerhalb kurzer Zeit erreicht hat.

      Auch die UdSSR erkennt die Schwungkraft dieser Bewegung. Zum erstenmal gestattete die UdSSR Außenstehenden einen Friedensmarsch in ihrem Land. Eine Gruppe von 300 Demonstranten aus Skandinavien veranstaltete im vergangenen Juli in der Innenstadt Moskaus einen langen Marsch, genannt „Friedensmarsch 82“, unter der Parole „Nein zu Atomwaffen in der ganzen Welt“.

      Will diese Bewegung die Regierungen zwingen, Schritte zu unternehmen, um eine Art Weltfrieden zu sichern? Oder wird nur die Bevölkerung den Ruf erschallen lassen? Werden die Regierungen ihre Macht geltend machen, um den Ruf zu unterdrücken, indem sie einen der Hauptinitiatoren der Friedensbewegung — die Geistlichkeit — zum Schweigen bringen? Im vergangenen August sprach der amerikanische Präsident Ronald Reagan zu einer internationalen Gruppe hochgestellter Vertreter der katholischen Hierarchie beim Jahrhundertkongreß der Kolumbusritter und brachte diesen Punkt zur Sprache. Er appellierte an die Katholiken, das Einfrieren von Atomwaffen abzulehnen.

      In Verbindung mit den Bemühungen, Weltfrieden herzustellen, schrieb der Apostel Paulus in 1. Thessalonicher 5:2, 3: „Wann immer sie sagen: ,Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen.“ Wenn Jehova Gott selbst sein Urteil an korrupten Regierungen vollstrecken wird, wird er rasch und entschlossen handeln. Wird jedoch die Friedensbewegung ein Meilenstein auf dem Weg zu dem weltweiten Ruf „Friede und Sicherheit!“ sein? Wir werden sehen.

      Eines allerdings spricht für sich: Die vorherrschende Stimmung in der Friedensbewegung ist Angst. Wieso herrscht heute weltweit eine solche Angst?

  • Weltweite Angst — Was beweist sie?
    Erwachet! 1983 | 8. April
    • Weltweite Angst — Was beweist sie?

      ANGST ist ein Teil des „Zeichens“ der Epoche, die die Bibel als die „Zeit des Endes“, den „Abschluß des Systems der Dinge“ oder die „letzten Tage“ bezeichnet (Daniel 12:4; Matthäus 24:3; 2. Timotheus 3:1). Jesus sagte, die Menschen würden „ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“ würden. Er machte uns jedoch Hoffnung, indem er sagte, diese weltweite Angst sei ein Beweis dafür, daß unsere „Befreiung“ nahen würde (Lukas 21:7, 25-28).

      Ist die Angst, die eine unmittelbar bevorstehende Befreiung anzeigen sollte, heute wirklich zu sehen? Viele Leute glauben das. Du auch?

      Betrachte die Tatsachen

      „Die Welt ist voller Angst wie nie zuvor“, hieß es in der Zeitung Die Welt. Sie bezeichnete unser Jahrhundert als das „Jahrhundert der Angst“. Angesichts der hervorragenden Fortschritte, die in diesem Jahrhundert in der Naturwissenschaft und der Technik, der Medizin und der Psychotherapie gemacht worden sind, erscheint diese Entwicklung paradox. Es hätte möglich sein müssen, die Angst zu vermindern; statt dessen ist das Gegenteil eingetreten.

      Man liest Bemerkungen wie „Ein Gespenst geht um — die Angst“ oder: „Sie grassiert wie eine Seuche: die Angst.“ Die Zeitschrift Hörzu stellte fest: „Noch niemals hatte die Menschheit soviel Angst wie heutzutage.“ Als Ursachen wurden genannt: „Brutalität und Terror, Egoismus und Gleichgültigkeit, soziale Ungerechtigkeit, Krieg, Überfremdung, Drogenmißbrauch, Neid, Atomkraft, Jugendkriminalität, Versagen im Beruf — die Angst unserer Zeit hat tausend Namen.“

      Immer mehr Menschen stimmen darin überein, daß das keine Übertreibung ist. Wie steht es mit dir? Sind das einige der Erscheinungen, vor denen auch du Angst hast?

      Internationales Ausmaß

      Die Angst ist nicht auf die Einwohner eines einzelnen Landes beschränkt. Beachte, wie das Nachrichtenmagazin Time die Situation in den Vereinigten Staaten beschreibt:

      „Eine unfaßbar große Angst liegt in der Luft.“ Es ist die Angst vor einem Atomkrieg.

      Auch die Jugend bleibt nicht von dieser Angst vor einer thermonuklearen Katastrophe verschont. Gemäß einer neuen Studie von der American Psychiatric Association hat der Atomkrieg sogar auf Kinder eine psychologische Wirkung. Dr. R. J. Lifton, Professor für Psychiatrie an der Yale University Medical School, machte gemäß der New York Times folgende Beobachtung bei Kindern, die unter der Bedrohung eines Atomkrieges aufwachsen:

      „Sie leben in einer anderen Gedankenwelt, in der jede Möglichkeit besteht, sogar die Möglichkeit, daß sie selbst, ihre Eltern und jeder, den sie kennengelernt haben oder mit dem sie in Berührung gekommen sind, plötzlich vernichtet wird.“

      Eine 12jährige drückte es wie folgt aus: „Ich habe sehr viel Angst davor, daß die Welt in die Luft gehen könnte.“

      Die Angst vor einem Atomkrieg hat sogar Länder erfaßt, die kein Hauptziel für atomare Flugkörper sind. Weshalb? Wegen des weltweiten radioaktiven Niederschlags. Die tödlichen radioaktiven Teilchen, die nach einem Atomkrieg in die Stratosphäre gelangen würden, könnten überall auf der Erde niederregnen und alles verseuchen, womit sie in Berührung kämen.

      Verschlimmert wird das Problem noch durch andere Ängste. Die Angst vor Terroristenüberfällen. Die Angst vor einer Umweltkatastrophe. Die Angst vor Verbrechen.

      Wo immer du auch lebst, wir fragen dich: Hast du schon ähnliche Kommentare in Zeitungen und Zeitschriften gelesen? Fallen dir Wörter auf wie „Angst“, „Furcht“, „Bedrohung“ oder „Unsicherheit“, die sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich in Gesprächen und in Diskussionen mit alarmierender Regelmäßigkeit auftauchen? Wenn ja, hast du dich dann je gefragt, was das bedeutet?

      Ist Angst etwas Neues?

      Viele weisen korrekterweise darauf hin, daß die Angst so alt ist wie der Mensch selbst. In einem Leitartikel der Süddeutschen Zeitung wird das wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Die Angst vor dem Tod, vor Schmerz und Krankheit, vor materiellen und immateriellen Verlusten gehört seit je zur Ausstattung des Menschen.“ Im weiteren wird jedoch ausgeführt, daß die Angst in unserer Generation eine neue Dimension angenommen hat: „Neu sind dagegen die Art und die Ausdehnung des von Menschen geschaffenen Gefahrenpotentials, und neu wäre gewiß das Ausmaß der Folgen, wenn denkbare Katastrophen wirklich einträten.“

      Damit die Angst einen glaubwürdigen Teil des Zeichens des von Jesus vorausgesagten „Abschlusses des Systems der Dinge“ bilden kann, müßten 1. eine merkliche Zunahme in der Zahl der Erscheinungen, die Angst hervorrufen, und 2. eine Zunahme der Intensität der Angst aufgrund der möglichen Folgen zu verzeichnen sein (Matthäus 24:3; Lukas 21:10, 11, 26). Genau diese Punkte werden in den bereits angeführten Zitaten hervorgehoben. Hinzu kommt die einzigartige Angst vor einer atomaren Zerstörung. Nie zuvor, zumindest nicht vor unserem 20. Jahrhundert, ist der Mensch in der Lage gewesen, die ungeheuren Kräfte des Atoms freizusetzen. Zum erstenmal fürchtet man die vollständige Ausrottung der menschlichen Rasse, ja die Vernichtung allen Lebens auf der Erde.

      Aber bedenke, daß du, wenn du die heutigen Anzeichen zunehmender Furcht siehst, in Wirklichkeit viel mehr siehst. Du siehst, daß die „Befreiung naht“, so wie Jesus es verheißen hat (Lukas 21:28).

      Wird eine solche „Befreiung“ durch die Friedensbewegung herbeigeführt werden? Viele Leute glauben das. Aber wie sieht eine Friedenskundgebung aus? Bietet sie Hoffnung auf „Befreiung“?

      Eine Friedenskundgebung — Wie sieht sie aus?

      One, Two, Three, Four

      We don’t want a nuclear war

      Five, Six, Seven, Eight

      We don’t want to radiate

      An dein Ohr dringen Sprechchöre, Rockmusik, Parolen, Hymnen und ein Gewirr von tausend Stimmen. Deinen Augen bietet sich ein Kaleidoskop von Bildern: Transparente mit Parolen in grellen Farben — viele Klischees; auch originelle Einfälle vom Humor oder vom Horror her; Demonstranten in bizarrer Aufmachung mit schrecklichen Masken; Bildnisse aus Papiermaché; Männer im Straßenanzug; Prediger in Amtskleidung, Mönche der Christenheit in braunen Roben, buddhistische Mönche in safrangelben Roben, Jugendliche, Betagte, Mütter mit Säuglingen und ein Hund mit einem Schild am Hals — darauf ein einziges Wort: Peace (Frieden).

      Siebenhunderttausend auf den Straßen der Stadt New York, alle mit einem Ziel — zu verhindern, daß je ein Atomkrieg ausbricht.

      Das war die größte Abrüstungskundgebung, die es in den Vereinigten Staaten bisher gegeben hat. Die Organisatoren der Kundgebung hatten den 12. Juni gewählt, weil am selben Tag die zweite UN-Sondersitzung über Abrüstung tagte und sich dadurch eine gute Gelegenheit bot, der UNO die Atomwaffenfrage zu verdeutlichen.

      Jener Tag war von einer karnevalartigen Atmosphäre beherrscht. Doch immer wieder nahm das Auge und das Ohr das Leichentuch einer atomaren Verwüstung wahr. Es war eine friedliche Demonstration. Obwohl weitaus die meisten Demonstranten Amerikaner waren, sah man auch eine Anzahl aus anderen Ländern. Ein internationales Gepräge erhielt die Kundgebung zum Beispiel durch eine Delegation von jungen und alten Japanern, die allen, denen sie begegneten, Kränze aus bunten Papierfriedenstauben um den Hals legten und bunte Karten mit persönlichen Friedensbotschaften in japanischer Schrift überreichten.

      „Warum sind die Damen hier anwesend?“ Darauf erwidert eine Sechzigerin: „Wir möchten eine sichere Welt für unsere Enkel.“ Eine andere antwortet: „Wir möchten, daß die Welt auch noch für unsere Enkel da ist.“

      Ein Atomwissenschaftler vom Argonne National Laboratory, das für das U.S. Department of Energy tätig ist, erklärt, warum er zur Kundgebung kam: „Aus demselben Grund wie jeder andere — wegen des Wettrüstens. Ich glaube, es besteht wirklich die Gefahr, daß durch Zufall ein Atomkrieg ausbrechen und ich getötet werden könnte. Ich kann Menschen nicht sterben sehen, seien es Russen oder Amerikaner.“

      Hier ist der Leiter der Abteilung Nuklearmedizin an einem großen New Yorker Krankenhaus. Warum demonstriert er? Er sagt es mit einem Wort: „Angst!“ Er möchte, daß Atomenergie für friedliche Zwecke — in der Medizin — eingesetzt wird, nicht für den Krieg.

      Der Seelsorger eines College in Kentucky marschiert mit, weil er glaubt, daß solche Demonstrationen „die Regierungsvertreter zwingen, Frieden herbeizuführen“.

      Der normale Bürger marschiert — überraschenderweise — zusammen mit organisierten Angehörigen von Berufsgruppen und Gewerkschaften. Auffallend sind überall die Geistlichen. Der lange Zug von Demonstranten ist „gesprenkelt“ mit religiösen Gruppen. Beim ersten Hinsehen meint man, es mit einer geeinten Menschenmenge zu tun zu haben, doch eine nähere Untersuchung bringt eine uneinheitliche Anhängerschaft zutage. Vergleicht man die Parolen auf den Transparenten und sieht man sich die verschiedenen Ideologien an, bemerkt man Unterschiede in der Meinung darüber, wie die Atomwaffenarsenale letztlich eingefroren werden sollten. Eine beträchtliche Zahl von Demonstranten macht dem persönlichen Groll Luft oder vertritt politische Standpunkte auf dem Umweg der Atomwaffenfrage.

      Die riesigen weißen Straßenkehrfahrzeuge warten, bis die Demonstranten den Marsch beenden. Während sie das Feld räumen, rücken ganze Geschwader dieser motorisierten Ungeheuer nach, verschlingen die verstreuten Schriften und fegen die Straßen sauber. Ob die Friedensbewegung im Sand verlaufen und aus dem Sinn der Politiker verbannt werden wird oder ob solche Demonstrationen irgendeine Wirkung haben werden, zum Beispiel in Form eines zunehmenden Drucks auf Regierungen, Frieden zu proklamieren, bleibt abzuwarten.

      Wenn wir jedoch auf menschliche Bewegungen wie die Friedensbewegung nicht mit Zuversicht blicken können, wohin können wir uns dann wenden in der Hoffnung auf bleibenden Frieden und Sicherheit?

      [Herausgestellter Text auf Seite 9]

      „Eine unfaßbar große Angst liegt in der Luft.“

      [Bild auf Seite 8]

      Angst umschlingt die Welt

  • Wahrer Frieden und Sicherheit — Durch Einfrieren der Atomwaffen oder durch Gottes Königreich?
    Erwachet! 1983 | 8. April
    • Wahrer Frieden und Sicherheit — Durch Einfrieren der Atomwaffen oder durch Gottes Königreich?

      DIE Atomwaffenarsenale auf dem gegenwärtigen Stand einzufrieren wäre ein ähnliches Unterfangen wie, die Temperatur eines von Fieber befallenen Patienten auf 40 °C zu halten. Das wäre nicht ausreichend! Waffen und Fieber sind lediglich Symptome eines tiefer liegenden Übels. Eine Heilung kann man nur erreichen, indem man die Ursache des Problems beseitigt. Zum Beispiel haben die heutigen weltweiten Atomwaffenbestände eine Sprengkraft, die weit mehr als drei Tonnen TNT für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf der Erde entspricht — insgesamt 13 000 000 000 Tonnen! Fühlst du dich angesichts einer solchen Bedrohung sicher?

      Da ein Einfrieren der Atomwaffen nicht ausreicht, wie wäre es dann mit einer Beseitigung sämtlicher Atomwaffen? Eine weltweite Abrüstung ist keine neue Idee. Schon der berühmte Physiker Albert Einstein trat dafür ein. Und seit 1945 hat sich ein ganzes Heer bekannter Persönlichkeiten für eine weltweite atomare Abrüstung ausgesprochen. Doch in den vergangenen 10 Jahren ist die Zahl der Atomsprengköpfe der USA und der Sowjetunion insgesamt mehr als verdoppelt worden. Glaubst du wirklich, daß wir der atomaren Abrüstung jetzt näher sind als vor 38 Jahren?

      Die Erde von Atomwaffen zu säubern würde den Kriegen kein Ende bereiten. Seit dem letzten Einsatz der Atombombe vor über drei Jahrzehnten sind mehr als 130 Kriege geführt worden. Gäbe es jedoch wahren Frieden und Sicherheit, wenn alle Kriegswaffen verschwinden würden?

      Sämtliche Kriegsinstrumente zu beseitigen wäre ein Riesenschritt in Richtung Frieden und Sicherheit, aber es wäre nicht ausreichend. Das Herz der Menschen muß erreicht, geformt und geändert werden. Das kann keine menschliche Bewegung. Gott dagegen kann es. Der allmächtige Gott, Jehova, kann Herzen lesen und heilen (Jeremia 17:10; Psalm 51:10). Doch er wird mehr als das tun. Gottes Königreich, die himmlische Regierung, um die so lange gebetet worden ist, wird auf der Erde Frieden und Sicherheit herbeiführen (Matthäus 6:10). Hältst du diese Lösung für realistisch?

      Das Buch The Fate of the Earth, das sich gegen einen Atomkrieg ausspricht, sieht eine Weltregierung als das einzige sichere Mittel, einen atomaren Holocaust zu vermeiden, und erklärt zudem: „Insgesamt gesehen, stellt sich keine geringere Aufgabe, als die Politik neu zu erfinden, die Welt neu zu erfinden.“ Genau das hat Jehova vor. Kann man aber allen Ernstes glauben, daß die Nationen ihre Souveränität freiwillig aufgeben werden?

      Gott wird gegen alle, die nicht für seine gerechte Herrschaft sind, auf kontrollierte Weise seine Königreichsmacht einsetzen und alle Nationen vernichten, die sich seiner Friedensbewegung widersetzen (Daniel 2:44). Außerdem wird durch das Bildungssystem des Königreiches Gottes jeder, der aufrichtig den Frieden liebt, in den richtigen Methoden der Abrüstung unterwiesen werden, so daß die „Schwerter zu Pflugscharen“ geschmiedet werden (Jesaja 2:4; Psalm 46:8, 9).

      Laß dich daher nicht zu dem Gedanken verleiten, menschliche Bewegungen könnten Rettung bringen, denn die Bibel sagt warnend: „Wann immer sie sagen: ,Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung sie überfallen wie die Geburtswehe eine Schwangere; und sie werden keinesfalls entrinnen“ (1. Thessalonicher 5:3). Aber für alle Aufrichtiggesinnten gibt es eine sichere Hoffnung. Sie haben die Zuversicht — auch du kannst sie haben —, daß Gott bald wahren, ewigwährenden Frieden und Sicherheit bringen wird (Psalm 72:7, 8; Jesaja 9:6, 7).

      [Übersicht/Bild auf Seite 12]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      Vorausgesagte Zunahme der weltweiten Atomwaffenarsenale

      75 000 SPRENGKÖPFE IM JAHRE 1990

      50 000 SPRENGKÖPFE IM JAHRE 1972

      [Bild auf Seite 12]

      LASST UNS UNSERE SCHWERTER [RAKETEN] ZU PFLUGSCHAREN SCHMIEDEN

  • Abrüstung oder Täuschung?
    Erwachet! 1983 | 8. April
    • Abrüstung oder Täuschung?

      „Die drohende Gefahr eines Weltkrieges — eines Atomkrieges — zu beseitigen ist die brennendste und dringendste Aufgabe der Gegenwart. Die Menschheit steht vor der Wahl: Wir müssen dem Wettrüsten Einhalt gebieten und zur Abrüstung übergehen oder uns mit der Vernichtung abfinden“ (Schlußbericht der ersten UN-Sondersitzung über Abrüstung im Jahre 1978).

      Hat man seither Fortschritte darin gemacht, die Gefahr eines Atomkrieges zu beseitigen? Um diese Frage zu beantworten und einen Schritt in Richtung weltweite Abrüstung zu unternehmen, tagte vom 7. Juni bis 9. Juli 1982 die zweite UN-Sondersitzung über Abrüstung. Beachte die Kommentare, die bei dieser zweiten Sondersitzung von Regierungschefs und anderen politischen Führern gegeben wurden:

      ● Der japanische Ministerpräsident Senko Susuki: „In diesen vier Jahren hat das Wettrüsten die Bedrohung des Friedens verschlimmert, die Angst der Völker vergrößert und die auf jeder Nation lastenden Bürden auf Kosten der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung erschwert.“

      ● Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli übermittelte die päpstliche Botschaft: „Anscheinend gibt es nur eine geringe Verbesserung. Manche glauben sogar, daß eine Verschlechterung eingetreten ist, zumindest insofern, als man Hoffnungen, die bisher geweckt worden sind, jetzt als bloße Illusionen bezeichnen könnte.“

      ● Der finnische Ministerpräsident Kalevi Sorsa: „Staatsmänner voller Hingabe und Aufrichtigkeit, von denen viele in diesem Saal sind, haben ihr Äußerstes getan, um diese Entwicklung aufzuhalten. Doch das Wettrüsten geht weiter. Es ist, als sei das Wettrüsten einer rationalen menschlichen Kontrolle entglitten.“

      ● Der ugandische Ministerpräsident M. Otema Alimadi: „Das Bild ist wahrhaft schrecklich. ... In den vergangenen vier Jahren wurden die Hoffnungen, die einst aufkamen, ... fast bis zum Punkt der Verzweiflung zerstört.“

      ● Der amerikanische Präsident Ronald Reagan: „Die Vereinten Nationen haben sich dem Weltfrieden verpflichtet, und in ihrer Charta ist die Anwendung von Gewalt zwischen den Nationen eindeutig untersagt. Dennoch steigt die Flut der Auseinandersetzungen weiter. Der Einfluß der Charta ist in den letzten vier Jahren seit der ersten Sondersitzung über Abrüstung sogar schwächer geworden.“

      ● Der kanadische Ministerpräsident Pierre Elliot Trudeau: „Ich glaube, daß wir die Tatsache akzeptieren müssen, daß in der heutigen Welt totale Sicherheit ein für alle Länder unerreichbares Ziel geworden ist.“

      ● Die Premierministerin von Großbritannien, Margaret Thatcher: „Wir müssen nach einem System zur Verhinderung von Kriegen Ausschau halten, das besser ist als die nukleare Abschreckung. Doch zu behaupten, es gäbe ein gegenwärtig erreichbares derartiges System zwischen Ost und West, wäre eine gefährliche Täuschung.“

      War die zweite Sondersitzung erfolgreicher als die erste? Der Präsident der UN-Vollversammlung, Ismat Kittani, antwortet: „Trotz aller unserer Vorbereitungen und Anstrengungen ist diese Sitzung kein Erfolg gewesen. Unser Hoffen und Trachten zusammen mit dem von Millionen anderen ist weit von einer Erfüllung entfernt.“

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