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Ein Unheil trifft PeruErwachet! 1970 | 22. November
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wurde die Brücke schließlich für den Verkehr freigegeben. So konnten wir die restliche Strecke von vier Stunden nach Lima zurücklegen.“
Hilfsaktion organisiert
Sogleich wurden alle Zeugen Jehovas in Lima, die ein Telephon hatten, angerufen. Sie erhielten Weisung, Lebensmittel und Kleidung, Decken und Medikamente zu sammeln und die Nachricht an andere weiterzugeben, dasselbe zu tun. Die liebevolle Erwiderung folgte sofort. An jenem Abend begann sich der Vorraum des Büros der Watch Tower Society in Lima mit Säcken voller Kleidung und Kisten mit Lebensmitteln zu füllen. Es gingen Geldspenden in großen und kleinen Beträgen ein.
Die Reaktion war so gut, daß am Dienstag um Mitternacht, gerade sechsunddreißig Stunden nachdem man die Nachricht erhalten hatte, eine Wagenkolonne von fünf Fahrzeugen, einschließlich eines Neuntonners, Lima in Richtung Casma und Chimbote mit Hilfsvorräten verließ. Sie transportierten Decken, Kleidung, Lebensmittel und 1 040 Liter Trinkwasser sowie Küchen- und Cafeteriaausrüstung und Segeltuch für Zelte. Die Wagenkolonne der Watch Tower Society gehörte zu den ersten, die diese heimgesuchten Gebiete mit Hilfslieferungen erreichten.
Ein Lastwagen voll Vorräte wurde in Casma gelassen. Alle dort wohnenden Zeugen Jehovas hatten sich auf dem Grundstück eines Zeugen am Rande der Stadt versammelt, wo keine Schäden zu verzeichnen waren.
In Chimbote fand man die Zeugen trotz des großen Verlustes in guter Verfassung vor. In den zwei Tagen nach dem Erdbeben hatten sie den Schutt aus dem Königreichssaal entfernt und rundherum Wände aus geflochtenen Matten gezogen. So hatten sie einen sicheren Ort, um dort die Vorräte zu lassen, bis sie verteilt werden konnten.
Die beiden anderen Versammlungen in Chimbote hatten auf einem Berg, von dem aus man die Stadt überblicken konnte, ein Lager errichtet. Als Angehörige der Expedition ankamen, fanden sie eine winzige Stadt vor, die dort errichtet worden war. Sie war sauber und ordentlich, und alles arbeitete harmonisch. Man hatte Aufgaben zugeteilt. Morgens beseitigten die Zeugen Jehovas den Schutt um ihre eingestürzten Häuser. Und nachmittags besuchten sie die betroffenen Menschen in ihren Wohnungen und spendeten Trost aus der Bibel. Um die Kinder beschäftigt zu halten, hatte man eine Schule eingerichtet.
Bald konnten die Zeugen ihre erste warme Mahlzeit seit drei Tagen einnehmen. In jener Nacht konnten sie unter den Decken und in der dicken Kleidung, die besorgt worden war, schlafen, ohne zu frieren. Die Versammlung hatte das Gelände des Königreichssaales aufgeräumt und hielt weiter ohne Unterbrechung ihre Zusammenkünfte ab. Zuerst hatten sich die Zeugen um ihren Königreichssaal gekümmert und ihre eigenen Wohnungen für später gelassen!
Das Tal von Huaylas
Aber es schwebte immer noch ein großes Fragezeichen der Vorahnung über der Stadt Huaraz. Von der dortigen Versammlung hatte man keine Mitteilung erhalten. Auch aus Caraz, weiter nördlich von Huaraz, wo es eine alleinstehende Gruppe von Zeugen Jehovas gibt, war keine Nachricht gekommen. Selbst nach acht Tagen hatte man noch nichts von den Zeugen im Tal von Huaylas gehört. Als immer mehr Berichte über die Schwere des Unglücks eintrafen, fürchteten wir wirklich um die Lage unserer dortigen Mitzeugen.
Die windungsreichen Straßen nach Huaraz und Caraz, die ins Hochland der Anden hinaufführen, waren auch in ihrem besten Zustand noch nie gut gewesen. Nun waren sie praktisch nicht mehr da. Eine gewaltige Aufgabe kam auf die Pioniertruppen der Armee zu, die sie so schnell wie möglich frei machen sollten.
Zwar waren von Flugzeugen aus Vorräte abgeworfen worden. Aber wegen ihrer beschränkten Nutzlast sowie der Lebensgefahr und der großen Kosten war es unbedingt nötig, daß eine Straßenverbindung in das Gebiet hergestellt wurde. Es waren schon vier Hubschrauber und ein Flugzeug abgestürzt, wobei acht Personen ums Leben gekommen waren. Hunderte von Tonnen Hilfsgüter warteten darauf, die Betroffenen zu erreichen, sobald die Straße freigegeben werden konnte.
Die Straßenbautrupps arbeiteten ununterbrochen in einem nahezu übermenschlichen Wettlauf mit der Zeit. Eine von Jehovas Zeugen auf den Weg geschickte Kolonne wurde durch die noch verstopfte Fahrbahn aufgehalten, und die Vorräte wurden weiter nach Casma und Chimbote transportiert. Schließlich, am Montag, dem 8. Juni, kam offiziell die Nachricht, daß die Straße endlich freigegeben würde. Es wurde eine neue Wagenkolonne organisiert, und sie war unter den ersten fünfzehn Fahrzeugen, die etwa einen halben Kilometer hinter den Straßenbautrupps warteten und immer ein Stück weiterfuhren, sowie eine neue Strecke freigegeben wurde.
Ein Angehöriger der Gruppe bemerkte: „Als wir ruhelos versuchten, ein wenig in der bitteren Kälte zu schlafen, während wir darauf warteten, daß die Straße freigegeben würde, dachten wir an unsere Mitzeugen und ihre kleinen Kinder, die ebenfalls versuchten zu schlafen. Aber sie hatten kein Dach über dem Kopf, und sie hatten nur wenige Decken und wenig Kleidung, um sich vor den eisigen Temperaturen zu schützen.
Endlich war der Weg frei, und die Wagenkolonne setzte ihre staubige Fahrt fort, auf der es hinauf in die eisige, dünne Atmosphäre der hohen Berge ging!
Die Suche
Unter den wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne schlängelte sich die Autokolonne endlich hinab in das Tal, wo einst Huaraz gestanden hatte. Die völlige Zerstörung von Dörfern, durch die man unterwegs gekommen war, löste im Sinn der Reisenden düstere Gedanken aus. Bestimmt mußten durch eine so vollständige Zerstörung auch einige, wenn nicht alle, Zeugen Jehovas umgekommen sein.
Die Autokolonne trennte sich von den anderen Lastwagen, und man machte sich auf die Suche nach den Zeugen. Die Stadt lag in Trümmern. Überall im Umkreis waren Flüchtlingslager entstanden. Man folgte Gerüchten und Anhaltspunkten, und am Ende der Spuren gab es jedesmal eine Enttäuschung.
Unter Verwendung von Sprechfunkgeräten um miteinander in Berührung zu bleiben schlängelten sich zwei Angehörige der Kolonne zwischen den Lagern hindurch und erkundigten sich in Zelten, Hütten und Schuppen. Bei Sonnenuntergang trafen sie auf zwei verschiedenen Spuren fast gleichzeitig auf den Lagerplatz der Zeugen Jehovas. Freudentränen rollten die Wangen hinunter, als man einander umarmte. Alle Zeugen Jehovas und ihre unmittelbaren Familienangehörigen, insgesamt etwa sechzig Personen, waren am Leben und unversehrt!
Nach und nach entfaltete sich der Bericht darüber, wie sie überlebt hatten. Einige hatten offenes Gelände erreichen können, während andere in ihrem Türeingang — dem Teil eines Gebäudes, der meistens stehen bleibt — Zuflucht gesucht hatten. In mehreren Fällen gab es ein knappes Entkommen.
Ein Zeuge Jehovas grub wie wild seinen Sohn frei, den zwei schwere Lehmziegelmauern unter sich begraben hatten. Der Junge, der kämpfte, um nicht unter dem Staub und Schmutz zu ersticken, war geistesgegenwärtig genug, möglichst wenig zu atmen, bis sein Vater den Schutt um sein Gesicht und um seinen Kopf beseitigen konnte. Er kam mit einem gespaltenen Kieferknochen davon.
Die elfjährige Tochter eines Zeugen Jehovas war mit ihrem Fahrrad unterwegs, um Brot für das Abendessen zu kaufen. Die Mutter, die sich im zweiten Geschoß ihrer Wohnung mitten in der am meisten verwüsteten Gegend befand, überstand das Erdbeben unter einem Türeingang, während der Rest des Hauses um sie herum zusammenfiel. Man ging auf die Suche nach dem kleinen Mädchen. Zwei Stunden nach dem Beben stieß der Onkel des Mädchens auf mehrere Stücke Brot, die zwischen dem Steinschutt der Straße lagen. Dann fand er ein demoliertes Fahrradteil, und gleich daneben lag unter großen Lehmziegelsteinen und Dachziegeln das vermißte Kind. Es erholt sich jetzt in einem Krankenhaus in Lima von mehrfachen Arm-, Bein- und Beckenbrüchen.
Schlimmste Verwüstungen
Zehntausende anderer kamen nicht so gut davon. Denn offiziell nahm man an, daß noch viele Menschen in den engen Straßen von Huaraz unter Tonnen von Schutt begraben waren.
Als die ersten Erschütterungen wahrgenommen wurden, jagten Tausende nach den freien Stellen, um Sicherheit zu finden. Es ist ihnen nicht gelungen. Ihre eigenen Häuser stürzten auf sie herab.
Der Steinschutt in den Straßen reicht jetzt so hoch, wie sonst das zweite Geschoß der Häuser war, so daß schwer zu sagen ist, wo die Straßen gelegen haben.
Berichte aus tiefer gelegenen Teilen des Tales zeigten, daß die Zerstörung dort noch größer und vollständiger war. Anscheinend fiel von der Nordseite des Berges Huascarán ein riesiges Stück in den Yanganuco-See, so daß dessen Wasser in die Schluchten strömte, die hinunter ins Tal von Huaylas führen. Daraufhin strömten Wasser, Schlamm, Steine und Eis bis nach Yungay und seine Nachbarstadt Ranrahirca, begruben die beiden Städte und forderten über 20 000 Todesopfer! Alles, was von der Stadt Yungay noch zu sehen ist, sind die Wipfel der vier hohen Palmen, die einst die in der Stadtmitte gelegene „Plaza de Armas“ kennzeichneten. Personen, die das schreckliche Erdbeben überlebt haben mögen, kamen schon zehn Minuten später durch die Überschwemmung um.
Die Stadt Caraz blieb von der völligen Zerstörung durch diese schreckliche Lawine verschont, als diese kurz vor dem Rand der Stadt zum Stillstand kam. Obwohl die Straße dorthin noch nicht frei war, kam schließlich eine Nachricht von den Zeugen Jehovas aus Caraz. Sie waren alle in Sicherheit!
Überall aus dem 56 000 Quadratkilometer großen Gebiet, das von dem Unheil erschüttert worden war, kamen Nachrichten von schrecklichen Verheerungen. Zweihundertfünfzig Städte, Ortschaften, Dörfer und Flecken lagen in Schutt, so daß 800 000 bis 1 000 000 Menschen obdachlos wurden. Jehovas Zeugen sind wirklich glücklich, daß sie nur drei Todesfälle und sehr wenige Verletzte unter den ungefähr 400 Zeugen zu verzeichnen haben, die in den am schwersten betroffenen Gebieten wohnen und arbeiten.
Behebung der Schäden
Jetzt muß die Mammutaufgabe bewältigt werden, die Verletzten zu versorgen, die Toten zu begraben, Wohnungen für die Hunderte von Waisen zu finden, die durch das Erdbeben zurückgeblieben sind, und die Städte wieder aufzubauen, die verwüstet daliegen. Aber man ist zuversichtlich, daß diese Aufgabe bewältigt werden wird. Denn der Peruaner hat dadurch, daß er immer mit Erdbeben und Lawinen rechnen muß, gelernt, beweglich zu sein.
Allein in diesem Jahrhundert haben Peru zwölf größere Beben erschüttert, und viele andere Gegenden der Erde sind von 1914 an ebenfalls von zahlreichen größeren Beben heimgesucht worden, und die Zahl der Toten bei all diesen Katastrophen lag zwischen Hunderten und nahezu zweihunderttausend. Jehovas Zeugen sehen in diesen Katastrophen einen weiteren Beweis dafür, daß wir in den letzten Tagen dieses Systems der Dinge leben. Jesus Christus sagte nämlich ausdrücklich, daß „Erdbeben an einem Ort nach dem anderen“ den ‘Abschluß des Systems der Dinge’ kennzeichnen würden. — Matth. 24:3, 7.
Aus aller Welt ist Unterstützung gekommen, um den Opfern des Erdbebens zu helfen, über dieses Unglück hinwegzukommen. In der Stadt New York spendeten Jehovas Zeugen weit über neun Tonnen Kleidung, sortierten sie, damit sie leicht zu verteilen war, packten sie in über tausend Kartons und sandten sie Anfang Juni nach Peru. Diese Bemühungen haben dazu beigetragen, daß die Peruaner über die schlimmste Naturkatastrophe der westlichen Halbkugel hinwegkommen, von der die Geschichte berichtet.
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Eine ausgeglichene Ansicht über das VergnügenErwachet! 1970 | 22. November
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Eine ausgeglichene Ansicht über das Vergnügen
Ist es verkehrt, sich zu vergnügen? Kann einem das Vergnügen wahre Befriedigung bringen?
ÜBERALL auf der Welt sind die Menschen für Spaß und Vergnügen zu haben. Wie berichtet wird, geben die Amerikaner nahezu 150 000 000 000 Dollar jährlich für das Vergnügen aus. Man hat jedoch mit Überzeugung vorhergesagt, daß sich diese Zahl bis 1975 auf 250 000 000 000 Dollar erhöhen wird und dann alle übrigen Ausgabenarten überschreitet.
Allein für alkoholische Getränke gaben die Amerikaner in einem der letzten Jahre 14 500 000 000 Dollar aus. Ferner verbrauchten etwa 3 500 000 Schifahrer 1 100 000 000 Dollar in Verbindung mit dem Schisport. Weitere Millionen von Menschen, die Vergnügen suchten, kauften sich für 1 000 000 000 Dollar Kinokarten. Und eine gewaltige Zahl von Amerikanern gaben etwa 3 000 000 000 Dollar aus, um am Ruder- oder Segelsport teilzunehmen. Auch in anderen Ländern erlebt man einen Ausbruch der Vergnügungssucht.
Hast du Freude an gewissen Formen der Erholung? Gehst du zum Beispiel gern Schi fahren, rudern oder segeln? Hast du Freude am Schwimmen, am Tennisspiel oder an anderen Sportarten? Oder siehst du dir vielleicht gern einen guten Film an? Sind solche Vergnügen etwas Verkehrtes?
Manche religiöse Menschen sagen, dies sei der Fall. Sie lehren, es sei etwas Verdienstvolles, sich nicht an Vergnügen zu beteiligen, und einige religiöse Führer runzeln die Stirn über das Vergnügen und verurteilen es sogar.
Verurteilt die Bibel das Vergnügen?
Manche religiöse Menschen erwecken den Eindruck, die Bibel mißbillige das Vergnügen. Aber solche Menschen haben die Bibel und ihren Autor, Jehova Gott, falsch dargestellt. Dies ist daraus ersichtlich, daß der Schöpfer schon die für das Weiterleben nötigen Funktionen, einschließlich des Essens und des Trinkens, zu etwas Angenehmem gemacht hat. Zweifellos hast du Freude an einer guten Mahlzeit, und vielleicht magst du gern ein Getränk dazu. Daß diese Dinge den Geschöpfen Gottes zur Freude gereichen sollten, wird in der Bibel deutlich gezeigt.
Die Bibel fordert uns zum Beispiel auf: „Geh, iß dein Brot mit Freude und trinke deinen
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