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Wertschätzung für UnterscheidungsvermögenDer Wachtturm 1961 | 1. Juli
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Wertschätzung für Unterscheidungsvermögen
„Die feste Speise ist für Gereifte, für jene, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.“ — Heb. 5:14, NW.
1, 2. Weshalb hat Jesus niemals einen Fehler gemacht?
JESUS machte niemals einen Fehler. Als ihn die Religionsführer während der Zeit seines Dienstes auf Erden einmal herausforderten, sagte er: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ (Joh. 8:46, NW) War dies so, weil er vollkommen war? Nicht nur deswegen. Auch Adam und Eva waren vollkommen, doch machten sie einen der schwersten Fehler, die je begangen wurden. Sie waren Jehova Gott ungehorsam. Das war der Unterschied! Adam und Eva lehnten es ab, ihr Wahrnehmungsvermögen zu betätigen.
2 Jesus war von Gott belehrt worden. Zahllose Jahrtausende war er an Jehovas Seite gewesen und hatte tief aus dem Quell der Weisheit getrunken. Er hatte eine umfassende Erkenntnis der Wege Jehovas und verstand die Grundsätze, die in Betracht kamen, während er den Willen Gottes, der ihn betraf, erfüllte, genau. Ferner war Jesus stets gehorsam, folgte dem vollkommenen Beispiel seines himmlischen Vaters und verließ sich bei der Erfüllung irgendeines Auftrages, mit dem er betraut wurde, völlig auf Gottes wirksame Kraft oder auf seinen Geist. Das Ergebnis war, daß Jesus nicht nur den Ausgang jedes Weges, den er einschlug, wenn er sich ihm öffnete, voraussehen konnte, sondern auch imstande war, deutlich zu erkennen, welche Handlungsweise dem Namen seines Vaters zum größten Lob und ihm selbst zum ewigen Wohl gereichen würde. Weil er seinen himmlischen Vater über alles liebte, zögerte er nie, den rechten Weg einzuschlagen. Daher tat er immer das, was recht war. — Joh. 8:38; Heb. 10:7.
3. Was veranlaßte Eva, einen Weg einzuschlagen, der sie zum Verlust ihres Lebens führte, und wie trug ihr Verfehlen, ihr Wahrnehmungsvermögen zu betätigen, zu diesem Verlust bei?
3 Adam und Eva dagegen verfehlten, das Rechte zu tun, weil sie diese Liebe zu Gott nicht hatten. Eva war durch Adam, ihr Haupt, von Gottes Willen richtig in Kenntnis gesetzt worden; es war ihr gesagt worden, was die Folge wäre, wenn sie verfehlen sollte, dementsprechend zu handeln. Eine Zeitlang bewahrte sie ihre ungetrübte Lauterkeit, war also eine vollkommene Frau. Dann wurde ihr plötzlich ein anderer Weg gezeigt, als es derjenige war, den zu gehen ihr Jehova geboten hatte. Nun hatte sie eine Gelegenheit, ihre Liebe zu Gott zu beweisen, ihr Wahrnehmungsvermögen zu betätigen und ihre Erkenntnis dessen, was recht und unrecht war, zu stärken, indem sie in der Lauterkeit und Reife zur Vollständigkeit voranschreiten konnte. Das Interesse am eigenen Ich trübte aber ihr Wahrnehmungsvermögen. Sie wandte sich weder an Adam noch an Jehova, um sich von ihnen leiten zu lassen, sondern folgte dem Beispiel und Rat jemandes, der nicht dazu ermächtigt war, als Gottes Mitteilungskanal zu dienen, und ließ sich so betrügen. In Erwartung persönlicher Vorteile, die ihr nicht zustanden, gab sie ihren Glauben an Gottes Wort auf; das Unrecht erschien ihr als Recht, und willentlich übertrat sie Gottes Gebot. Durch ihren Akt des Ungehorsams zerstörte sie ihren Ruf der Lauterkeit und verlor ihren vollkommenen Zustand. Ihr Fehler, ihr Ungehorsam, kostete sie das Leben.
4. Welche Geisteshaltung veranlaßte Adam seinerseits, sich Eva in der Rebellion anzuschließen?
4 Und was ist von Adam zu sagen? Auch Adam erkannte völlig, was Gottes Wille für ihn war, doch wurde er — anders als Eva — in bezug auf das, was ihm, wenn er ungehorsam wäre, widerfahren würde, nicht betrogen. (1. Tim. 2:14) Dennoch vertrieb, gleichwie bei Eva, sein Interesse am eigenen Ich seine Liebe zu Gott aus dem Herzen, und er schloß sich Eva in der willentlichen Verletzung des göttlichen Gebotes an und unterstützte Eva, als sie sich selbst einen Maßstab dessen aufstellte, was gut und böse war. Adams vollständige Mißachtung dessen, was Jehova wohlgefiel, und der Folgen, die der von ihm eingeschlagene Weg für den Namen und die Lobpreisung Jehovas haben würde, stürzte ihn kopfüber in Ungehorsam und Tod, ohne ihm eine Hoffnung auf Erlösung zu lassen. Das Wahrnehmungsvermögen, das Gott ihm verliehen hatte, das ihn befähigte, zu reden, zu schreiben, Gott anzubeten und „zur Tageszeit der Brise“ seine Gegenwart aufzusuchen, um mit ihm Umgang zu haben — dieses scharfe Wahrnehmungsvermögen gab der vollkommene Mensch zugunsten der Befriedigung des eigenen Ichs auf. In welchem Gegensatz stand dies doch zu dem Weg, den Jesus später einschlug, indem er sich selbst demütigte und stets Gottes Willen zu tun suchte! — Phil. 2:5-8; Joh. 5:30.
5. (a) Wie können wir den verhängnisvollen Fehler, den unsere Ureltern machten, vermeiden? (b) Wie hat dieser Fehler, die neuzeitlichen Maßstäbe dessen, was gut und böse ist, beeinträchtigt, und was anzunehmen ist daher töricht?
5 Als unvollkommene Kinder Adams und Evas können wir nicht hoffen, das gleiche Wahrnehmungsvermögen zu haben, das Jesus hatte, noch können wir uns heute vollständig fehlerfrei benehmen. (Röm. 3:12) Aber wir können den verhängnisvollen Fehler vermeiden, den unsere ersten menschlichen Eltern begingen. Um das zu tun, müssen wir unser Unterscheidungsvermögen entwickeln und betätigen. Kinder wissen bei der Geburt noch nicht, was recht und unrecht ist. Während sie heranwachsen, entwickelt sich ihr Verständnis für das, was gut und böse ist, gewöhnlich zufolge der Erziehung durch die Eltern und auch durch die Erfahrungen, die sie in der Umgebung, in der sie aufwachsen, machen. Wären Adam und Eva treu geblieben, so wären wir, als ihre Kinder, gemäß Gottes Wort richtig unterwiesen und in einer Atmosphäre der Gerechtigkeit aufgezogen worden. Aber da unsere ersten Eltern willentlich Gottes Maßstab aufgaben und einen eigenen dafür aufstellten, den sie ihrer Nachwelt überlieferten, haben wir die Grundzüge des Ungehorsams und eine Neigung zum Unrechttun ererbt. (Hiob 14:4) Überdies haben sich während der Jahrhunderte die Glaubensansichten und Bräuche von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende voneinander völlig verschieden entwickelt. Wie töricht und kurzsichtig ist es daher angesichts solcher Unterschiede, wenn irgend jemand behauptet, sein Maßstab sei der richtige und zuverlässige, nur weil er nach diesem erzogen worden ist und weil es der einzige ist, den er je gekannt hat.
6. Wodurch ist es für uns möglich geworden, Gottes vollkommenen Maßstab kennenzulernen, und welches ist der erste Schritt im Gebrauch unseres Wahrnehmungsvermögens?
6 Obwohl wir nach dem Fleische Nachkommen Adams und Evas sind, können wir dankbar sein, daß Jehova Gott immer noch der Schöpfer des Menschengeschlechtes ist, wiewohl wir für ihn unvollkommene Geschöpfe sind und ihm durch das, was wir von Adam ererbt haben, vorübergehend entfremdet sind. Dankbar können wir auch dafür sein, daß Jehova als Schöpfer nicht vergessen hat, uns zu leiten, noch uns einem Laufe unrechten Handelns preisgegeben hat, ohne uns einen Ausweg zu zeigen. Heute wäre es für irgend jemanden unmöglich, zu einer genauen Erkenntnis des vollkommenen Maßstabes Gottes zu kommen, wenn Jehova selbst uns diesen nicht deutlich umrissen hätte. Das hat er in der Heiligen Schrift getan, in dem Buche, das seine Vorschriften enthält, ja, er hat sogar seinen eigenen vollkommenen Sohn gesandt, damit dieser uns das rechte Beispiel gebe. (2. Tim. 3:16, 17; Joh. 13:15) Wie wichtig ist es also, die gleiche Gesinnung zu erlangen, die Jesus Christus hatte, statt zäh an einem falschen Standpunkt festzuhalten, den wir von unseren ersten Eltern übernommen haben und der durch die anerkannten Maßstäbe des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge noch verderblicher geworden ist. Wer Jesu Beispiel folgt, geht tatsächlich den Weg der Weisheit. Das ist der erste Schritt, durch den jemand dem von Adam und Eva gemachten Fehler aus dem Wege geht. (2. Kor. 11:3) Es ist der erste Schritt, den wir tun können, um unser Wahrnehmungsvermögen im Gebrauch zu üben, indem wir das Unterscheidungsvermögen betätigen, um die verwirrenden und verderbten moralischen Maßstäbe der entzweiten alten Welt als das, was sie sind, zu erkennen und unseren Sinn neu zu gestalten, damit er dem vollkommenen und vollständigen Willen Gottes entspreche. — Phil. 2:5; Röm. 12:2.
7. Welchen Lohn trägt es uns ein, wenn wir Wahrnehmungsvermögen erwerben, und wovon ist dies ein Beweis?
7 Ein feinfühliges und folgsames Kind merkt es, wenn ein Vater oder eine Mutter unzufrieden ist, und es wird sich bemühen, sie zufriedenzustellen und ihren Wünschen zu entsprechen. Sollten wir denn in unserem Verhältnis zu unserem himmlischen Vater ein geringeres Unterscheidungsvermögen an den Tag legen? Wieso können wir sagen, wir stünden mit ihm in Beziehungen, wenn wir für seine Leitung kein Empfinden haben oder die vielen Beweise dafür, daß er uns führt, beständig außer acht lassen? Einzusehen, daß wir Gott entfremdet sind, und daher eine Versöhnung anzustreben ist nur der Anfang im Gebrauch unseres Wahrnehmungsvermögens. Wenn wir den Willen des gegenwärtigen Systems der Dinge mit seinen sich widersprechenden Verschiedenheiten außer acht lassen und uns Jehova hingeben, um seinen Willen zu tun — wie dürften wir uns dann einfach so mittreiben lassen, während wir nur das Elementarste der Lehren der Bibel und der Anforderungen, die Gott an uns als Christen stellt, kennen? Danach zu trachten, an Erkenntnis Gottes zuzunehmen, ist nicht nur ein Beweis unserer Liebe zu Jehova, sondern auch ein Zeichen wahrer Reife und der Wertschätzung für die Vorkehrung, die Gott getroffen hat, um uns zu unterweisen, damit wir zwischen Recht und Unrecht genau unterscheiden lernen. Wer sich ein solches Wahrnehmungsvermögen aneignet, empfängt hohen Lohn. Es bedeutet nicht nur vermehrte Pflichten, sondern auch Fortschritte in der theokratischen Ausbildung, die schließlich mit ewigem Leben gekrönt wird. Daß dies für die Reife unbedingt erforderlich ist, geht aus den Worten des Apostels Paulus klar hervor: „Die feste Speise … ist für Gereifte, für jene, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.“ — Heb. 5:14, NW.
8. Weshalb bedurften einige der ersten Christen aus den Juden besonders der Ermahnung, die Paulus in Hebräer 5:14 gab, und was erlangten sie durch die feste Speise?
8 Es zeigte sich, daß die Glieder der ersten Christenversammlung, die gemäß der Religion der Juden aufgezogen worden waren, diese Ermahnung besonders benötigten. Paulus schrieb ihnen diese Worte, weil viele Christen aus den Juden im Verständnis so zurückgeblieben waren, daß sie — wie er wohl wußte — die tieferen Dinge, die er zu ihrer geistigen Bewahrung und Förderung als wesentlich ansah, nicht erfassen konnten. In der Tat, Petrus sagte von den Schriften des Paulus: „Darin sind jedoch einige Dinge schwer zu verstehen, deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2. Pet. 3:16, NW) Wenn diese ersten Christen in der Wahrheit bleiben sollten, durften sie nicht „ungelehrt“ und „unbefestigt“ bleiben. Sie benötigten feste Speise, eine starke Grundlage, auf der sie aufbauen konnten, eine feste Überzeugung hinsichtlich der Grundelemente der Wahrheit und auch hinsichtlich dessen, was Jehova selbst als gut und böse betrachtet. Gleicherweise müssen auch wir zu unserem Schutz in unserem Verständnis der christlichen Lehre voranschreiten.
DAS WAHRNEHMUNGSVERMÖGEN SCHÄRFEN
9. Wie zeigten Jesu Jünger, daß sie eifrig darauf bedacht waren, ihr Wahrnehmungsvermögen zu schärfen, und welcher Gegensatz geht aus Jesu Schilderung anderer hervor, die seinem Gleichnis vom Sämann zuhörten?
9 Die Apostel und andere Jünger, die Jesus während seiner Dienstzeit folgten, waren bei allen Gelegenheiten darauf bedacht, ihr Wahrnehmungsvermögen zu schärfen und auf der Grundlage der Erkenntnis, die sie schon gewonnen hatten, weiterzubauen. Ein Beispiel davon findet sich im Bericht des Matthäus. Jesus predigte von einem Schiffe aus, weil sich am Ufer viel Volk um ihn geschart hatte, und erzählte den versammelten Mengen das Gleichnis von einem Sämann, der Samen aussäte, der auf Boden von verschiedener Art fiel. Ein Teil des Samens brachte nichts hervor, anderer wuchs zur Reife heran und trug volle Frucht. Ohne den Sinn dieses Bildes zu erklären, schloß er seinen Bericht mit den Worten ab: „Wer Ohren hat, der höre.“ Es scheint, daß von allen denen, die seine Worte hörten, nur Jesu Jünger das scharfe Unterscheidungsvermögen besaßen, das sie befähigte zu „hören“, denn in dem Bericht des Matthäus lesen wir weiter: „Und die Jünger traten herzu und sagten zu ihm: ‚Warum redest du in Bildern zu ihnen?‘ Er erwiderte: ‚Euch ist es gewährt, die heiligen Geheimnisse vom Königreich der Himmel zu verstehen, jenen aber ist es nicht gewährt. Denn wer hat, dem wird mehr gegeben werden, und er wird es in Überfluß erhalten; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Deshalb rede ich in Bildern zu ihnen, weil sie schauend vergeblich schauen und hörend vergeblich hören und auch den Sinn davon nicht erfassen; und an ihnen erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas, welche lautet: „Hörend werdet ihr hören, doch den Sinn keineswegs erfassen; und schauend werdet ihr schauen, doch keineswegs sehen. Denn das Herz dieses Volkes ist stumpf geworden, und mit ihren Ohren haben sie gehört und es als Belästigung empfunden, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen den Sinn davon erfassen und umkehren und ich sie heile.“ Glücklich aber eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte wünschten die Dinge zu sehen, die ihr seht, und sahen sie nicht, und die Dinge zu hören, die ihr hört, und hörten sie nicht.‘“ — Matth. 13:9-17, NW.
10. Welcher Mangel wird auf seiten einiger der vielen Anwesenden bei Jesu Unterredung mit seinen Jüngern offenbar, und was ist nach Jesu Worten nötig, um richtiges Unterscheidungsvermögen zu haben?
10 Vielleicht dachten einige der vielen Anwesenden, die Jesu Gleichnis hörten, sie verständen dessen Sinn ohne Jesu Erklärung, aber Jesu Unterredung mit seinen Jüngern zeigt, daß die Tatsache ihres Mangels, etwas tiefer in das einzudringen, was er gesagt hatte, weit ernstere Folgen hatte, als nur Selbstgefälligkeit oder Mangel an Neugierde bewirkt hätte. Ihr Mangel war in Wirklichkeit ein Mangel an geistigem Unterscheidungsvermögen, und dieser Mangel in ihrem Herzen hielt sie von der Wahrheit fern, so daß sie nicht den vollen Sinn der Worte Jesu erfassen und dafür verantwortlich werden konnten. Als richtige Kinder Adams und Evas zogen sie es vor, dem eigenen Rat und dem ihrer Führer, die sie sich selbst gewählt hatten, zu folgen, statt mit ganzem Herzen auf das zu hören, was ihnen durch den Mitteilungskanal zukam, den Jehova in ihrer Mitte eingerichtet hatte. Dagegen erkannten Jesu Jünger, daß sie, nachdem sie ihr Herz Gott zugewandt und die ersten Elemente der heiligen Aussprüche Gottes angenommen hatten, zur Reife vorandrängen mußten. So wandten sie sich denn Jesus zu, um eine Erklärung der Bildersprache seines Gleichnisses zu erhalten. In seiner Erwiderung sagte Jesus zu ihnen: „Höret denn die bildliche Rede vom Menschen, der säte. Wo irgend jemand das Wort vom Königreich hört, dessen Sinn aber nicht erfaßt, kommt der Böse und schnappt weg, was in sein Herz gesät worden ist; dieser ist der den Weg entlang Gesäte … Der auf Boden von rechter Art Gesäte ist dieser, der das Wort hört und den Sinn davon erfaßt und wirklich Frucht trägt und hervorbringt, dieser hundert-, jener sechzig-, der andere dreißigfältig.“ — Matth. 13:18-23, NW.
11. Wovon ist ein Unterscheidungsvermögen abhängig, und wie tritt die Notwendigkeit, unser Wahrnehmungsvermögen zu schulen, an den Tag?
11 Ein solch geistliches Unterscheidungsvermögen verlangt Schulung. Wer es besitzt, hat studiert. Er ist wach gewesen, um seine Gelegenheiten auszunutzen, und hat sein Wahrnehmungsvermögen betätigt und es geschult, um Wahrheit von Irrtum, Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Der geistige Same, der auf solch guten Boden gesät worden ist, ist tief in gute Herzen eingedrungen und hat feste Wurzeln geschlagen. Wir können uns auch nicht mit den Worten entschuldigen: „Ach, das Studieren liegt mir nicht!“ Jesu Jünger hatten nicht studiert, und doch nutzten sie ihre natürlichen Fähigkeiten in vollstem Ausmaße und wurden für ihre Anstrengungen reich belohnt. (Matth. 11:25) Wohl verlangt ein biblisches Studium die Betätigung des Verstandes, aber wirkliches Unterscheidungsvermögen ist noch mehr davon abhängig, daß man dem Geiste Gottes Raum gibt. (1. Kor. 2:11-13) Den Sinn einer Anweisung wirklich zu erfassen bedeutet, die damit verbundenen Grundsätze zu erkennen und anzunehmen und diese Erkenntnis dann zum Fällen richtiger Entscheidungen zu benutzen. Das wird eher eine Sache des rechten Urteils als des Verstandes sein, und da unsere Laufbahn im Predigtdienste von unserem richtigen Urteilsvermögen abhängt und ein ausgeglichenes Urteilsvermögen von der Schärfe unseres Wahrnehmungsvermögens abhängig ist, liegt es auf der Hand, daß wir diese Kräfte schulen müssen. Ist es nicht klar, daß, wenn wir den Sinn dessen nicht erfassen, was wir aus Gottes Wort hören und studieren, wir auch keine Grundlage haben, um zwischen Recht und Unrecht unterscheiden zu können, und daher Satans Angriff zur Beute werden? Ein solches Versagen oder eine solche Nachlässigkeit bringt uns in eine gefährliche Lage, weil unser nicht bis zur Reife entwickeltes Unterscheidungsvermögen uns nicht zu einem ausgeglichenen Urteil zu führen vermag, und wir mögen überwältigt werden. Wenn wir indes wegen persönlicher Unzulänglichkeiten entmutigt werden, müssen wir daran denken, daß Adam, obwohl seine Geisteskräfte vollkommen waren, das richtige Urteilsvermögen zu betätigen verfehlte und starb, während wir, obwohl an Leib und Sinn unvollkommen, die Weisheit Jesu Christi anwenden und am Leben bleiben können. — 1. Kor. 1:26, 27.
12. Aus welchem Grundsatz, der in der Bibel in Matthäus 25:21 aufgezeichnet ist, können wir schließen, daß anscheinend unwichtige Entscheidungen unsere wichtigeren Entscheidungen beeinflussen?
12 Um zu den tieferen Dingen des Wortes Gottes voranschreiten zu können, müssen wir lernen, auch die kleineren Dinge zu verstehen und zu schätzen, die man manchmal für unwichtig hält und übersieht. Ohne eine zuverlässige Grundlage, die sich auf eine genaue Erkenntnis stützt, wird ein Gebäude unsicher, schwankend. Desgleichen stützen sich unsere größeren Entscheidungen auf geringere Entscheidungen, die wir, eine nach der anderen, getroffen haben, und unser Urteil in solchen Dingen ist die Voraussetzung dafür, daß wir in Jehovas Dienst brauchbar sind und Fortschritte machen. — Matth. 25:21.
13. Welche schriftgemäße Ermahnung weist warnend auf die weitere Notwendigkeit hin, in genauer Erkenntnis voranzuschreiten?
13 Dies weist uns auf eine andere Notwendigkeit hin, in genauer Erkenntnis voranzuschreiten. Paulus schrieb an die Korinther: „Mit ihm zusammenarbeitend, ermahnen wir euch auch, die unverdiente Güte Gottes nicht anzunehmen und dabei deren Zweck zu verfehlen.“ (2. Kor. 6:1, NW) Da wir aus der Finsternis dieser Welt in das wunderbare Licht des Vorhabens Gottes berufen und in Gottes Gunst zurückgelangt und durch Gottes unverdiente Güte auf den Pfad der Gerechtigkeit geführt worden sind, warnt Paulus uns davor, dies selbstgefällig als eine Gnade zu betrachten, die Gott uns nur zur eigenen Rettung und zum eigenen Schutze gewährt. Wir müssen dadurch nach Gottes Anweisung handeln, daß wir Täter seines Willens werden. Jakobus fügt folgendes bestätigende Wort bei: „Werdet aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, wobei ihr euch selbst durch falsche Vernunftschlüsse täuscht.“ — Jak. 1:22, NW.
ES IST AN DER ZEIT, LEHRER ZU WERDEN
14. Welche Worte, die Paulus zu den Christen aus den Juden sprach, enthüllen den Zweck, den Gott verfolgt, wenn er uns lehrt?
14 Wenn wir Jehovas Ziel, uns durch sein Wort Unterweisung zu vermitteln, übersehen, werden wir durch falsche Schlußfolgerungen betrogen. Betätigen wir etwa dadurch unser Wahrnehmungsvermögen? Warum wenden wir uns denn so schnell wieder ab, nachdem uns unser Unterscheidungsvermögen auf den Weg der Wahrheit geführt hat? Um zu zeigen, wie einige Christen aus den Juden ihrer Verantwortung damals nicht nachgekommen waren, fand Paulus es nötig, ihnen in seinem Brief an die Hebräer folgendes zu sagen: „Denn in der Tat, obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, benötigt ihr wieder jemanden, der euch die ersten Grundbegriffe der heiligen Aussprüche Gottes von Anfang an lehrt, und ihr seid solche geworden, die der Milch bedürfen, nicht fester Speise. Denn jeder, der Milch genießt, ist unbewandert im Worte der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind.“ Dann sagte er ihnen, die feste Speise gehöre denen, „die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben“. — Heb. 5:12-14, NW.
15. Warum war es für jene Christen aus den Juden wichtig, sich die kraftvollen Argumente, die Paulus in seinem Briefe an die Hebräer niederschrieb, zu eigen zu machen?
15 Paulus erkannte, daß viele der ersten Christen ihre Verantwortung, die sie als Lehrer hatten, nur langsam erkannten und sich immer noch damit begnügten, gänzlich im ersten Stadium der christlichen Entwicklung zu sein, also einfach Lernende zu bleiben. Sein Brief an die Hebräer bezweckte, gläubigen Juden ein kraftvolles Argument zu liefern als Stütze dafür, daß Jesus der verheißene Messias sei, ferner Belehrung zu ihrer eigenen Errettung und auch zum ewigen Wohl derer, denen sie predigten. Reife Christen aus den Juden waren somit eifrig darauf bedacht, diese von Gott kommende Fürsorge anzunehmen, um ihre Stellung zu stärken, und sie suchten sich schnell diese überzeugenden Argumente zur Verteidigung des wahren Glaubens zu eigen zu machen. Wie aber konnten jene, die nur langsam lernten, die Weisheit wohl erfassen, die in den inspirierten Worten des Apostels Paulus enthalten war? Wie konnten sie überhaupt wissen, ob sich diese Dinge wirklich so verhielten, da ihr Wahrnehmungsvermögen durch Mangel an Gebrauch nicht geübt war, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden? Wer konnte sagen, ob diese tieferen Dinge nicht zu denen gehören mochten, die sie „zu ihrem eigenen Verderben“ verdrehten? Wenn sie jedenfalls selbst nicht genügend vorangeschritten waren, um sich diese Wahrheiten zu eigen zu machen, wie konnten sie dann den Zweck erfüllen, zu dem sie unterwiesen worden waren, um nämlich andere zu lehren? Die „Grundlehre über den Christus“, von der Paulus sagte, daß man diese zuerst lernen solle, ist nicht zu schwierig zu erfassen: „Reue über tote Werke und Glauben an Gott, die Lehre über Taufen und das Händeauflegen, die Auferstehung von den Toten und das ewige Gericht“. (Heb. 6:1, 2, NW) Doch nachdem man diese ersten „Grundsätze der heiligen Aussprüche Gottes“ kennengelernt hat, muß man sich die Fähigkeit aneignen, ihre Genauigkeit festzustellen und zu beweisen. Nur auf einer solchen Grundlage kann sich eine umfassende christliche Reife entwickeln.
16. Wie zeigte Jesus seinen Jüngern den wichtigsten Grund, weshalb wir den Wert des Unterscheidungsvermögens richtig einschätzen sollten?
16 Ungeachtet, welch gutes, natürliches Unterscheidungsvermögen wir besitzen mögen, brauchen wir doch Gottes Führung, um Ergebnisse zu erzielen. Jesus zeigte dies seinen Jüngern, von denen einige erfahrene Fischer waren. Er hatte von dem Schiffe aus, das Simon Petrus gehörte, die Volksmengen gelehrt. „Als er aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe und lasset eure Netze zu einem Fange hinab. Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich das Netz hinablassen. Und als sie dies getan hatten, umschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz riß. Und sie winkten ihren Genossen in dem anderen Schiffe, daß sie kämen und ihnen hülfen; und sie kamen, und sie füllten beide Schiffe, so daß sie sanken [zu sinken begannen, NW]. Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knieen Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr. Denn Entsetzen [Staunen, NW] hatte ihn erfaßt und alle, die bei ihm waren, über den Fang der Fische … Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an wirst du Menschen fangen. Und als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verließen sie alles und folgten ihm nach.“ (Luk. 5:4-11) Können wir angesichts der Einladung Jesu heute diesen wichtigeren Grund, weshalb man das Wahrnehmungsvermögen wertschätzen und erwarten sollte, daß dieses durch Gottes Wort geschult werde, damit man zur Reife voranschreite, denn außer acht lassen?
17. Welches ist also eines der ersten Erfordernisse, denen entsprochen werden muß, damit wir als Prediger unseren Auftrag erfüllen können, und weshalb ist das so?
17 Wahre Christen von heute müssen ebenfalls Menschenfischer sein. Der Predigtdienst ist allen, die den Weg des Lebens betreten, deutlich als eine Berufung vorgeschrieben, und zwar ist er eine Vollzeit-Berufung, ob der Christ nun den ganzen Tag oder nur einen Teil des Tages damit verbringe, von Tür zu Tür zu predigen. Der Dienst verlangt, daß jemand alle Kräfte und Fähigkeiten einsetzt, um den Dienst zu einem Erfolg zu machen. Unser Wahrnehmungsvermögen zu üben verlangt ebenfalls Vollzeitdienst und ist eine der ersten Anforderungen, damit wir als Prediger unserem Auftrag nachkommen können. Wenn wir diese Tatsache verstehen, werden wir das Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch so fleißig üben, als ob unser Leben davon abhängig wäre, denn es ist tatsächlich davon abhängig.
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Schule dein Wahrnehmungsvermögen!Der Wachtturm 1961 | 1. Juli
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Schule dein Wahrnehmungsvermögen!
1. Womit wurde der Beruf des christlichen Predigers in der Prophezeiung verglichen, und wie machte Jesus deren Sinn klar?
JENE, die heute den Beruf eines wahren christlichen Predigers ausüben, wurden in der Prophezeiung mit Fischern und Jägern verglichen. Eine Zeit voraussagend, in der Gott ein Werk der Versöhnung durchführen würde, schrieb Jeremia: „Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht Jehova, daß sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, daß sie sie jagen von jedem Berge und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“ (Jer. 16:16) Der Sinn dieser Prophezeiung wurde klar, als Jesus seinen Jüngern sagte: „Folgt mir, und ich will euch zu Menschenfischern machen!“ — Matth. 4:19, NW.
2. Weshalb ist die Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens für den Predigtdienst so wichtig, und wie wird dies veranschaulicht?
2 Wenn wir uns als kundige Jäger und Menschenfischer erweisen sollen, müssen wir Christus Jesus nachfolgen und ihn nachahmen. Vor allem müssen wir uns — wie Jesus es tat — eine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes aneignen, müssen dessen vollen Sinn erfassen, damit wir fähig sind, den Ausgang unserer Handlungsweise klar zu erkennen. Dies bedeutet, daß wir uns ernstlich der Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens zu dessen Gebrauch im Predigtdienste widmen müssen. Da wir aus der Welt herauskommen, sind wir in dieser Kunst Neulinge. Irgend jemand kann ein Gewehr in den Wald mitnehmen, doch macht ihn das noch nicht zu einem Jäger. Der geschickte Jäger ist auf sein Ziel bedacht, er hält Augen und Ohren offen und merkt sich jedes Anzeichen eines Wildes. Er weiß, daß er sonst vielleicht hungern müßte oder, was noch schlimmer wäre, in eine Löwengrube fallen oder auf eine giftige Natter treten könnte. Der erfolgreiche Jäger lernt jedes Anzeichen des Wildes erkennen; er lernt es, die Zeichen in ihrer Umgebung zu deuten, und lernt, die Anzeichen so zu deuten, daß sie ihn zum Wilde hinführen. Ähnlich wie die Geschicklichkeit eines Jägers durch tatsächliche Erfahrungen vervollkommnet wird — so wie Jesus den Gehorsam durch Leiden lernte —, bedeutet auch das Schulen unseres Unterscheidungsvermögens im christlichen Predigtdienst nicht nur das rein theoretische Erfassen gewisser Gedanken. (Heb. 5:8) Wir müssen die auserlesene Weisheit, die wir aus der Höhe empfangen, im Felddienste anwenden, wenn sie für uns von praktischem Werte sein und uns zum vollen Erfolg führen soll. Nur auf diese Weise kann sie uns selbst und auch denen, die wir heraussuchen, zur Rettung gereichen. — 1. Tim. 4:16.
3. Warum sind Zucht und eine genaue Zeiteinteilung zum Schulen unseres Wahrnehmungsvermögens von Wichtigkeit?
3 Eine solche Handlungsweise erfordert beträchtliche Anstrengungen. „Allerdings scheint keine Zucht für die Gegenwart erfreulich zu sein, sondern betrüblich, nachher aber bringt sie für jene, die durch sie geschult worden sind, eine friedsame Frucht hervor, nämlich Gerechtigkeit.“ (Heb. 12:11, NW) Gerechtigkeit verlangt, daß wir einem rechten Laufe folgen, und wenn wir das unablässig tun wollen, müssen wir unser Wahrnehmungsvermögen durch die richtige Disziplinierung schulen. Dies bedeutet, daß wir unsere Zeit genau einteilen, um zu vermeiden, daß wir lässige Gewohnheiten entwickeln oder in den Strom der Gleichgültigkeit hineintreiben. Wer nach den verborgenen Schätzen des Wortes Gottes suchen und die Erkenntnis im Felde auf die wirkungsvollste Weise gebrauchen möchte, benötigt einen wachsam beobachtenden Sinn. Was meint ihr, welchen Erfolg der Jäger erzielen würde, wenn er, sein Gewehr an einen Baum gelehnt, im Schatten träumen wollte?
4. Auf welche zwei Arten kann unser Unterscheidungsvermögen besonders geschult werden?
4 Ein Spruch sagt: „Ein Weiser wird hören und mehr Belehrung in sich aufnehmen, und ein Verständiger ist der, der sich Geschicklichkeit im Lenken aneignet.“ (Spr. 1:5, NW) Da eine der ersten Anforderungen darin besteht, eine genaue Erkenntnis in sich aufzunehmen und deren Sinn zu erfassen, um unser Unterscheidungsvermögen zu schulen, müssen wir uns dieser Kunst ernstlich widmen. Betrachten wir einmal zwei Arten, wie dies geschehen kann: durch Studium und durch Beobachtung. Der erfahrene Jäger erkennt, daß er für seinen Beruf in erster Linie wissen muß, wonach er auszublicken hat. Daher hat er gelernt, die verschiedenen Spuren der Tiere zu erkennen und voneinander zu unterscheiden. Er lernt die Weidegewohnheiten des Wildes von verschiedener Art kennen, die Bedeutung all der verschiedenen Laute, die er hört, und lernt unterscheiden, ob sie seine unverzügliche Aufmerksamkeit verlangen, damit er seine Jagdbeute findet. So gewappnet, ist er imstande, seiner Beute nachzugehen und sich an sie heranzupirschen. Nur ein Neuling, ein Anfänger, wandert ziellos umher, bis das Wild direkt vor ihm fortspringt.
5. Weshalb können wir uns nicht damit zufriedengeben, das, was wir in der Bibel studieren, nur oberflächlich zu betrachten?
5 Nach dem gleichen Muster müssen wir unser Studium der Bibel betreiben. Da wir selbst eine genaue Erkenntnis benötigen, wenn wir bei unserem Auftrag, als Menschenfischer und Jäger zu amten, erfolgreich sein sollen, müssen wir auf der Suche nach den verborgenen Wahrheiten des Wortes Gottes vor allem die gleichen Methoden des Fischens und Jagens anwenden. Deshalb müssen wir es lernen, für das, was wir studieren, ein tiefes Interesse zu entwickeln, um zu erkennen, wie es mit unserem Predigtauftrag zusammenhängt. Wir werden uns nicht bloß mit einer oberflächlichen Betrachtung der Dinge begnügen, sondern werden aufpassen, um den Stoff, den wir betrachten, in seinem vielseitigen Sinn zu erfassen.
6. Was kann außer dem bloßen Anzeichnen der Antworten, die auf die gedruckten Fragen zu geben sind, noch getan werden, wenn wir uns auf das Wachtturm-Studium vorbereiten, und weshalb ist es so wichtig, daß wir mehr tun als nur diese Antworten suchen?
6 Begnügst du dich damit, die Antworten auf die am Fuße der Seiten erscheinenden Fragen zu suchen und anzuzeichnen, oder tust du noch etwas mehr, wenn du dich auf das Versammlungsstudium des Wachtturms vorbereitest? Denke an das Beispiel des Jägers, der seiner Beute nachgeht und sich an sie heranpirscht. Wer nur gerade einen Abschnitt mit seiner Frage und Antwort für sich betrachtet, ist wie ein Jäger, der auf einmal nur e i n e Spur sieht, ohne zu erkennen, was sie in Verbindung mit der Fährte, die sein Wild hinterlassen hat, zu bedeuten hat. Ein solcher Jäger kann die Spur bald vollständig verlieren und deshalb ohne Jagdbeute ins Lager zurückkehren. Wiewohl wir zweifellos einen Nutzen haben, wenn wir einige Antworten auf einige Fragen in unserem Studium kennenlernen, dürfen wir doch den Rat des Apostels Paulus, eines weisen Jägers, nicht vergessen, der sagte: „Deshalb ist es für uns notwendig, daß wir den Dingen, von denen wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir nie weggetrieben werden.“ (Heb. 2:1, NW) Wieviel segensreicher und dauerhafter sind doch die Ergebnisse unseres Studiums, wenn wir den Sinn eines Artikels im gesamten erfassen, jeden wesentlichen Punkt im Laufe des Studiums erkennen und anwenden und dabei die Beziehung aller angeführten, aber nicht ausgeschriebenen Bibeltexte zum behandelten Thema feststellen, im Geiste die Hauptargumente und Schriftbeweise verfolgen, die in einer deutlichen Fährte zu den wichtigen Folgerungen hinführen, auf die jeder im Wachtturm erscheinende Studienartikel abzielt.
7. Welches vertiefte Wahrnehmungsvermögen über neugelernte und schwierige Punkte erwächst uns aus Gesprächen mit unseren Brüdern?
7 Ein persönliches Studium wird vertieft, wenn wir darauf bedacht sind, neugelernte oder schwierige Punkte mit unseren Brüdern zu besprechen. Wir können dadurch nicht nur diese Punkte besser verstehen, sondern es ist auch sicherer, daß sie in unserem Vorratshaus der Erkenntnis zu brauchbaren Mitteln werden, die wir als Grundblöcke verwenden, auf denen weitere, neue, fortgeschrittene Wahrheiten aufgebaut werden können. Dieses beständige „Umsetzen“ erworbener Aufschlüsse wird uns vor einer Flaute bewahren, und wichtige Grundsätze, die wir vor vielen Jahren kennenlernten, werden uns, wenn wir sie brauchen, um Entscheidungen zu treffen, frisch im Gedächtnis sein. Wenn wir uns vor und nach Zusammenkünften, auf dem Hinweg ins Gebiet oder auf dem Rückweg sowie bei der Vorbereitung auf die schriftlichen Wiederholungen der theokratischen Predigtdienstschule mit den Brüdern unterhalten, wird unsere eigene Fernsicht das Interesse anderer anregen, und wir werden sowohl für uns selbst wie für die Brüder Gutes bewirken. „Pläne mißlingen, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt, doch durch die Menge der Ratgeber kommen sie zustande.“ — Spr. 15:22, NW.
NOTWENDIGKEIT DES GRUPPENSTUDIUMS
8. Warum sind Gruppenstudien für ein vollständiges und genaues Unterscheidungsvermögen in bezug auf Gottes Wort so unerläßlich?
8 Wie hilfreich aber auch ein persönliches Studium und private Gespräche mit anderen sein mögen, müssen wir doch die Gruppenzusammenkünfte in unserer nächsten Umgebung besuchen, wenn wir unser Wahrnehmungsvermögen beim Studium vollends entwickeln wollen. Gleichwie wir durch Gottes Mitteilungskanal Belehrung über sein Wort erwarten, sollten wir auch nach einer organisierten Besprechung dieser Belehrung Ausschau halten, um sie völlig zu verstehen. Wenn wir gruppenweise mit anderen reifen Brüdern studieren, bewahren wir uns davor, auf Grund einer privaten Auslegung irgendeiner Einzelheit eines gegebenen Rates unweise Folgerungen zu ziehen. Wir können die Antworten unserer Brüder mit den eigenen Antworten, auf die wir uns vorbereitet haben, vergleichen. Benutzt du wachsam diese Gelegenheit und Vorkehrung? Prüfst du deine Erkenntnis und dein Verständnis anhand dessen, was besprochen wird? Du magst in voller Übereinstimmung sein mit dem, was gesagt wird. Dennoch wirst du neue Wege kennenlernen, wie derselbe Gedanke zum Ausdruck gebracht werden kann, und wirst dir bestimmt bei jeder Zusammenkunft neue Gedanken zu eigen machen. Hörst du aber, wie ein Punkt näher erklärt wird, den du nicht völlig verstehst oder den du anders verstanden hast, dann wirst du ihn dir auf jeden Fall merken, um dich später darüber zu unterrichten, damit du auf der Jagd nach der Wahrheit nicht durch verschwommene oder falsche Folgerungen abgelenkt werdest. Ein weiser, erfahrener Jäger wird sich nie von der Fährte ablenken lassen, wenn er ihrer noch nicht ganz sicher ist. Er wird seinen Lauf verlangsamen und auskundschaften, ob die eingeschlagene Richtung die rechte ist, und wird dann auf der Suche nach seiner Beute allen Ernstes wieder vorwärtsgehen.
9. (a) Welche geistige Einstellung wird uns bei öffentlichen Vorträgen, in Dienstversammlungen und in der theokratischen Predigtdienstschule am meisten nützen? (b) Warum sollten wir jede Gelegenheit, unser Unterscheidungsvermögen zu betätigen, willkommen heißen?
9 Gleicherweise sollten wir wachsam und munter sein, wenn wir den belehrenden Ansprachen lauschen, die bei öffentlichen Vorträgen, in Dienstversammlungen und in der theokratischen Predigtdienstschule, die im Königreichssaal durchgeführt wird, gehalten werden. Bisweilen mögen wir geneigt sein, nur dazusitzen und die Ansprachen einfach nur so über uns ergehen zu lassen, wobei wir nur die Punkte erfassen, die bei uns gerade einschlagen. In diesem Fall handeln wir wie ein Jäger, der, obwohl optimistisch, doch passiv einfach darauf wartet, daß ihm die Beute in den Schoß falle. Ein wirklicher Erforscher des Wortes Gottes wird es lernen, so zuzuhören, wie Jesu Jünger zuhörten, indem er gespannt ist, um mehr als nur die Hauptpunkte zu erfassen. (Mark. 4:10) Wenn wir beim Anhören einer Ansprache wirklich wach sind, werden wir nicht nur die gesprochenen Worte hören, sondern uns dabei Gedanken machen, werden es lernen, dem Redeplan des Redners zu folgen, die Gedanken des Redners richtig zu bewerten, die neuen Punkte mit den schon behandelten zu verbinden, Beweise, die zur Stütze der Argumente vorgebracht werden, abzuwägen und die Vollständigkeit der angeführten Beweise oder der Antworten, die auf entstandene Fragen gegeben werden, in Betracht zu ziehen. Um später unser Wahrnehmungsvermögen zu prüfen und unserer weiteren Verantwortung, guten Gebrauch von dem Gelernten zu machen, nachzukommen, können wir versuchen, eine Ansprache jemandem, der nicht anwesend sein konnte, kurz zusammengefaßt wiederzugeben. Erwähne dabei die behandelten Punkte, die Beweise und die zur Beweisführung benutzten Bibeltexte. Eine solch überlegte, sorgfältige Aufmerksamkeit gegenüber dem, was gesagt wird, erfordert Übung und ein scharfes Unterscheidungsvermögen; doch mancher Anfänger ist schon ein geschickter Jäger geworden, nachdem er sich der Jagdkunst fleißig gewidmet hatte. Welche andere Haltung sollten wir übrigens einnehmen, wenn Gottes Wort in unserer Gegenwart erklärt wird? Schon allein die Wertschätzung für die dargelegten Wahrheiten und der einfache Wunsch zu lernen sollten genügen, uns zu veranlassen, dem Dargebotenen „mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit“ zu schenken, doch wenn wir erkennen, wie wichtig die Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens für den geistigen Fortschritt und die Reife ist, werden wir jede Gelegenheit willkommen heißen, bei der wir unser Unterscheidungsvermögen betätigen können.
10. Welche Beobachtung empfiehlt Paulus zum Aufbau des Glaubens, und was erfordert dies?
10 Eine andere wichtige Methode, uns Erkenntnis und Aufschluß zu erwerben, ist jene der Beobachtung. Der Apostel Paulus ermahnt uns wie folgt: „Gedenkt derer, die euch leiten [das heißt innerhalb der Organisation Gottes], die das Wort Gottes zu euch geredet haben; und den Ausgang ihres Wandels betrachtend, ahmt ihren Glauben nach.“ (Heb. 13:7, NW) Beachte, daß der Apostel uns hier nicht sagt, wir sollten einfach die Taten jener Menschen „kopieren“. Er sagt, wir sollten uns den gleichen Glauben aneignen, der sie zu ihren vorbildlichen Taten antrieb. Das erfordert Unterscheidungsvermögen, ein scharfes Wahrnehmungsvermögen. Der praktische Rat, den Paulus hier gab, bedeutet, daß wir darauf achten müssen, wie Jehova uns durch seine Organisation führt, das heißt durch Personen, die als Aufseher in der Versammlung Gottes Organisation vertreten. Mit besonderem Nutzen können wir die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ beobachten, die er über alle seine Königreichsinteressen gesetzt hat. „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird es sich als fest gegründet erweisen. Und durch Erkenntnis werden die inneren Räume mit allen kostbaren und angenehmen, wertvollen Dingen erfüllt. Ein Weiser ist an Kraft ein tauglicher Mann, und ein Mann mit Erkenntnis befestigt seine Macht. Denn durch geschickte Führung (Lenkung) wirst du deinen Krieg führen, und bei der Menge der Ratgeber ist Rettung.“ — Spr. 24:3-6, NW.
11. Welche Gefahren und welche schlechten Ergebnisse vermeiden wir, wenn wir persönlich dem Wege folgen, den zu gehen Gott seiner Organisation gewiesen hat?
11 Jehova lenkt den Lauf seiner Organisation durch seinen heiligen Geist, seine wirksame Kraft. Achtzig Jahre haben wir in der Neuzeit die Zuverlässigkeit dieses Laufes beobachten können. Können wir nicht schließen, daß die gleichen Segnungen, mit denen Jehova die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ überschüttet hat, auch Einzelpersonen zuteil werden, die diesem Beispiel folgen und ihren Lauf demjenigen anpassen, den seine Organisation einschlägt? Weshalb sollten wir denn darauf bestehen, selbst einen Weg zu wählen, indem wir eigene Maßstäbe aufstellen oder unser eigenes Urteil über das des erprobten, treuen „Sklaven“ zu setzen suchen? Das wäre so ergebnislos wie der Lauf eines Jägers, der sich auf falscher Fährte befindet. Wie sehr sich jemand auch einreden mag, er befinde sich auf der rechten Spur, findet er in Wirklichkeit seine Beute doch nicht am Ende einer solchen. Warum sollten wir uns durch falsche Hoffnungen oder persönliche Ideen selbst betrügen? Ungeachtet, wie überzeugt wir sein mögen oder welch harte Anstrengungen wir auch machen, ist der Preis des Lebens doch nicht dadurch zu finden, daß wir „künstlich ersonnenen Fabeln“ folgen. (2. Pet. 1:16, NW) „Der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen, aber der Weise hört auf Rat.“ — Spr. 12:15, NW.
12. Welche Schlinge müssen wir aber diesbezüglich erkennen, und welche Ermahnung zur Vorsicht ist in den Worten des Apostels Paulus enthalten?
12 Indes dürfen wir uns nicht in der Schlinge der blinden Nachfolge einer menschlichen Organisation verfangen. Beachte die Ermahnung des Apostels Paulus, „den Ausgang ihres Wandels“ zu betrachten. (Heb. 13:7, NW) Die Ergebnisse ihrer Tätigkeit, ob sie gut oder schlecht seien, müssen also genau beobachtet werden. Das ist in völliger Übereinstimmung mit den weiteren Worten des Paulus: „So laßt uns denn, so viele von uns reif sind, diese geistige Einstellung haben … laßt uns in dem Maße, in dem wir Fortschritte erzielt haben, gemäß demselben geregelten Wandel vorwärtsgehen. Werdet miteinander meine Nachahmer, Brüder, und haltet euer Auge auf die gerichtet, die auf eine Weise wandeln, welche mit dem Beispiel übereinstimmt, das ihr an uns habt.“ — Phil. 3:15-17, NW.
13. (a) Weshalb ist ein richtiges Unterscheidungsvermögen unerläßlich, wenn wir denen folgen, die die Führung innehaben? (b) Welchen tieferen Sinn hat die „Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht“, und wie müssen wir eine Sache einschätzen lernen?
13 Bisweilen schlägt ein Aufseher oder jemand, der in Gottes Organisation prominent ist, einen falschen Weg ein, und die schlechten Ergebnisse werden erst nach einer gewissen Zeit offenbar. Deshalb ist das Unterscheidungsvermögen so wichtig, um dem Beispiel derer zu folgen, die die Führung innehaben. Würden wir Menschen nachahmen, so würden wir leicht irregeführt werden können, aber wenn wir dem Rat des Apostels Paulus folgen und den Glauben dieser Menschen nachzuahmen suchen, dann werden wir von Gottes Wort und seinem Geist geleitet und geführt werden. Durch die Betätigung unseres Wahrnehmungsvermögens werden wir dazu geschult, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Einen solchen Unterschied zwischen Recht und Unrecht zu machen bedeutet nicht nur, Gegensätze oder Kontraste zu erkennen und festzustellen. Ein Unrecht muß als das, was es ist, nämlich als eine Verletzung des Gesetzes Gottes, erkannt und gehaßt werden. (Amos 5:15; 1. Joh. 3:4) Wenn wir das tun, werden wir es nicht stillschweigend geschehen lassen, weil jemand es tut, den wir lieben oder achten mögen. (5. Mose 13:6-9) Adam beging diesen Fehler in der Beurteilung der Sachlage. Er kannte den Unterschied zwischen Recht und Unrecht und wußte, daß Eva einen falschen Weg eingeschlagen hatte, doch empfand er dem Unrecht gegenüber nicht Haß genug, um der Liebe, die er nach seinem Empfinden zu Eva hegte, die richtigen Schranken zu setzen. Hätte er Eva wahrhaft geliebt, so wäre er um ihr Wohl besorgt gewesen und hätte einen Lauf eingeschlagen, der mit seiner Erkenntnis, daß Jehova unrechte Taten nicht segnen kann und nicht segnen wird, übereingestimmt hätte. Die Verletzung eines Grundsatzes ist ein Unrecht, ungeachtet, wer der schuldige Teil ist. Wenn wir ein richtiges Unterscheidungsvermögen entwickeln möchten, müssen wir es lernen, eine Sache im Licht des Wortes Gottes und durch dasselbe, also nicht nach den Personen, die darin verwickelt sein mögen, richtig einzuschätzen. — Spr. 3:5, 6; 10:23.
DEN SINN EINES RATSCHLAGES ERFASSEN
14. Welches ist ein weiterer Faktor, durch Beobachtung zu lernen, und was ist sonst noch zu beachten, um möglichst viel dadurch zu gewinnen?
14 Ein weiterer Faktor zu einer hilfreichen Beobachtung ist das Erfassen des Sinns eines Ratschlages, wenn er erteilt wird. Durch eine richtig angewandte Zurechtweisung wird jemand geschult, ob sie nun einer Einzelperson oder der Gesamtheit erteilt werde. „Wer einen Menschen zurechtweist, wird hernach mehr Gunst finden, als wer mit der Zunge schmeichelt.“ (Spr. 28:23, Fußnote) Da wir erkennen, daß Ratschläge uns zum Guten gereichen, lieben wir sie, so wie wir unseren himmlischen Vater lieben, weil er uns solche im Interesse unserer Errettung liebreich zukommen läßt. Um aber den Sinn eines Ratschlages zu erfassen, ist gebetsvolle Überlegung notwendig. So wie wir nicht erwarten können, Erkenntnis in uns aufzunehmen und sie zu behalten, ohne daß wir sie völlig „verdauen“, so können wir auch den vollen Sinn einer Zurechtweisung und Schulung nicht erfassen und diese weise anwenden, wenn wir nicht aufrichtig darüber nachsinnen und die Tatsachen im Licht der angeführten Schrifttexte betrachten, so wie der geschickte Jäger immer weitere Anzeichen der Gegenwart des Wildes sucht, damit sie ihn mit Sicherheit auf die rechte Fährte bringen.
15, 16. Wie sollte stets unsere Einstellung zu einem erteilten Rat sein, ob er uns nun direkt angehe oder nicht?
15 Was für ein Ratschlag auch immer gegeben wird oder an wen er gerichtet sein mag, können wir doch — wenn wir wachsam sind — fast immer irgendwie finden, daß er auch uns selbst gilt. „Weise jene, die sündigen, im Beisein aller zurecht, damit auch die übrigen Furcht bekommen“, sagte Paulus. (1. Tim. 5:20, NW) Jesus gab denen, die seiner Bergpredigt lauschten, keinen Grund, sich selbst zu rechtfertigen, als er sie wie folgt warnte: „Ihr habt gehört, daß zu denen der alten Zeiten gesagt wurde: ‚Du sollst nicht morden; wer immer einen Mord begeht, wird dem Gerichtshof Rechenschaft geben müssen.‘ Indes sage ich euch, daß jeder, der in seinem Zorn über seinen Bruder verharrt, dem Gerichtshof Rechenschaft wird geben müssen.“ Hätte irgendeiner seiner Zuhörer sagen können, daß er noch nie Bitterkeit gegen einen seiner Brüder gehegt hätte? Jesus warnte seine Zuhörer ferner wie folgt: „Ihr hörtet, daß gesagt wurde: ‚Du sollst nicht Ehebruch begehen.‘ Aber ich sage euch, daß jeder, der andauernd ein Weib anblickt, so daß er in Leidenschaft zu ihr entbrennt, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat.“ (Matth. 5:21, 22, 27, 28, NW) Wer konnte sich beim Klang der Stimme Jesu ganz ohne Gewissensbisse fühlen? In diesen Tagen der fortgeschrittenen Bosheit müssen auch wir wachsam sein, um den Sinn aller Ratschläge, die wir aus Gottes Wort durch seine Organisation erhalten, zu erfassen.
16 Wie berührt es uns, wenn man zum Beispiel der Versammlung ein Schreiben vorliest, in welchem ihr von einem Gemeinschaftsentzug Kenntnis gegeben wird? Empfinden wir nicht Kummer darüber, daß ein Bruder oder eine Schwester es an Unterscheidungsvermögen mangeln ließ oder es ablehnte, dieses zu betätigen, um den Glauben des „treuen und verständigen Sklaven“ nachzuahmen? Das sollte uns betrüben. Denkst du aber auch daran, daß es notwendig ist, unter dem Schutz der Vorkehrung Gottes, die er für rechtes Handeln getroffen hat, deine eigene Stellung zu stärken? Ziehst du ernstlich jene Taten des Wandels in Betracht, die Schritt für Schritt zu den Folgen der Handlungsweise deines Bruders geführt haben? Blickst du ehrlich auf deinen eigenen Wandel, um irgendeine Möglichkeit auszuschließen, den betreffenden Fehler selbst zu begehen, oder beschönigst du kleinere Vergehen mit dem Gedanken, sie seien ja nicht von Belang, nicht groß genug, dir deswegen Sorgen zu machen? Der reife Christ weiß, daß er nie etwas für selbstverständlich erachten darf, ungeachtet, wie weit zurückreichend die schließlichen Folgen einer Unzulänglichkeit erscheinen mögen. — 1. Kor. 10:12.
17. (a) Was kann geschehen, wenn wir Ratschläge und Schulung, die wir durch Gottes Organisation erhalten, nicht auf uns beziehen? (b) Was müssen wir persönlich tun, um zur Reife voranzuschreiten?
17 Wenn wir die Ratschläge und die Schulung, die wir durch Gottes Organisation regelmäßig empfangen, nicht auf uns selbst anwenden, sind wir gleich dem Jäger, der zwar Anzeichen des Wildes sieht, sie aber außer acht läßt und in einer anderen Richtung weitergeht. So verfehlen wir, den ersten Schritt zu tun, nämlich eine weise Entscheidung zu treffen, und werden dadurch völlig ungeeignet, den Hauptzweck zu erfüllen, zu dem wir Erkenntnis und Unterweisung empfangen, nämlich „Täter des Wortes“ zu werden, es zum Predigen und Lehren „dieser guten Botschaft vom Königreich“ zu gebrauchen. Jehovas Zeugen besitzen eine Organisation, die die Wahrheit verkündigt. Sie ist dadurch aufgebaut worden, daß die Zeugen treulich Schritt für Schritt der Führung Jehovas gefolgt sind und sich nicht durch falsche Fährten, die kreuz und quer über ihren Weg gingen, von der rechten Spur abbringen ließen. Wenn wir als einzelne zur Reife voranschreiten sollen, müssen wir die Wahrheit, die diese Organisation vertritt, hochhalten. Wir müssen uns eine genaue Erkenntnis aneignen, indem wir unser Wahrnehmungsvermögen gebrauchen, den Sinn der Belehrungen erfassen und uns strikte daran halten, indem wir uns nicht auf eine falsche Fährte locken lassen. (1. Tim. 1:3, 4) Wir finden dadurch Schutz, daß wir Gottes Wort sorgfältig und beständig studieren, Rüge annehmen und beständig von der Organisation Ratschläge zu erhalten suchen.
18, 19. Welche Segnungen erhalten wir, wenn wir unsere Denkfähigkeit mehren und unser Wahrnehmungsvermögen schulen?
18 Die Gegenwart ist nicht die Zeit stillzustehen. Da wir uns von dem gegenwärtigen System der Dinge trennten, indem wir unsere Denkweise änderten und uns mit Gottes Einrichtung verbanden, haben wir einen Schritt nach vorn getan. Wenn wir unsere Denkfähigkeit nicht mehren, werden wir unseren Platz in der Neuen-Welt-Gesellschaft verlieren. Höre auf folgendes Wort Jehovas: „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis deiner Seele angenehm wird, wird Denkvermögen über dich wachen, Unterscheidungsvermögen wird dich behüten.“ „Der Friede Gottes, der alles Denken übertrifft, wird eure Herzen und eure Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten … In den Dingen, die ihr lerntet und auch annahmt und hörtet und in Verbindung mit mir saht: in diesen übt euch; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ — Spr. 2:10, 11; Phil. 4:7-9, NW.
19 Schule dein Wahrnehmungsvermögen! Wenn du das tust, wirst du nicht nur feste geistige Speise aufnehmen können, mit der Jehova seine reife Organisation versieht, sondern durch deine richtigen Entscheidungen wirst du auch unter allen prüfungsvollen Verhältnissen vertrauensvoll in den Reihen derer feststehen können, die erfahrene Jäger und Menschenfischer sind, Lehrer des Wortes in Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft.
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Tempeltürme im heidnischen AltertumDer Wachtturm 1961 | 1. Juli
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Tempeltürme im heidnischen Altertum
IN VIELEN Städten steht an auffallendster Stelle ein religiöses Bauwerk. Dieses mag in der betreffenden Gemeinde das höchste Bauwerk sein. Der Brauch, der Religion einen so hervorragenden Platz einzuräumen, kann bis auf Nimrod, den Jäger, zurück verfolgt werden, der gar nicht lange nach der Sintflut (nur wenige Generationen später) lebte.
Anscheinend gelang es diesem Nimrod durch Gewalt- und Einschüchterungsmethoden, eine große Zahl von Familien der Nachkommen Noahs zu vereinen und zwangsmäßig zu organisieren. Auf ihrem Zuge nach Osten in dem Gebiet, das heute als der Fruchtbare Halbmond bekannt ist, siedelten sie sich in einem Teil von Mesopotamien an, der Sinear genannt wurde. Dort bauten sie die alten Städte Babel, Erek, Akkad und Kalne. Von diesen Anfängen an dehnte sich das erste babylonische Reich rasch aus und schloß Städte im Norden, wie Ninive, ein. Nimrod war es, der zum Bau eines Tempelturms anspornte. Er wurde ein falscher Gott; doch bis auf diesen Tag ehren ihn unzählige Millionen Menschen, ob sie dies nun wissen oder nicht.
Mit diesem König und diesen Städten verbunden waren massive Türme oder Stufentempel. Der Grund für die Erbauung der Stadt Babel und ihres Turmes wird im biblischen Bericht wie folgt angegeben: „Nun sprachen sie: ‚Kommt! Laßt uns eine Stadt bauen und auch einen Turm, dessen Spitze in die Himmel hineinreiche; und machen wir uns einen berühmten Namen, damit wir nicht über die Erdoberfläche zerstreut werden.‘“ Wenn wir diesen Bericht genau prüfen, erfahren wir, daß die Erbauung der Städte und ihrer Türme drei Hauptzwecken dienen sollte: 1. um die Menschen im Trotz gegen den wahren König und Gott, Jehova, unter einem sichtbaren Herrscher oder König zu vereinen, 2. um einen Ort der Zuflucht zu schaffen, weil man nicht an Gottes Verheißung glaubte, daß er böse Menschen nie wieder durch eine Flut vernichten würde, und 3. um eine Stätte zu schaffen, an der ihr Gott oder ihre Götter wohnen könnten. — 1. Mose 11:4, NW.
VERWIRRUNG
Ihr Weltherrschaftsprojekt wurde jedoch durch die Sprachverwirrung vereitelt. Die Zusammenarbeit wurde verunmöglicht, als sie nicht mehr miteinander verkehren konnten. „Und Jehova fuhr hernieder, die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschenkinder bauten. Und Jehova sprach: Siehe, sie sind e i n Volk, und haben alle e i n e Sprache, und dies haben sie angefangen zu tun; und nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß sie einer des
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