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Seid erfüllt mit geistigem UnterscheidungsvermögenDer Wachtturm 1959 | 1. Oktober
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Seid erfüllt mit geistigem Unterscheidungsvermögen
„Werdet mit aller Weisheit und mit geistigem Unterscheidungsvermögen mit der genauen Erkenntnis seines Willens erfüllt, damit ihr Jehovas würdig wandelt, um ihm völlig zu gefallen.“ — Kol. 1:9, 10, NW.
1. Was für Entscheidungen soll der Christ treffen, und was ist erforderlich, um zu richtigen Entscheidungen zu kommen?
JEDEN Tag muß der Gott hingegebene Christ Entscheidungen treffen. Das Leben in dieser Welt bietet viele Probleme, und wenn strittige Fragen auftauchen, ist es erforderlich, zu Entscheidungen zu kommen. Der Christ muß Entscheidungen treffen, die sein Heim und seine Familie berühren; oder im Geschäftsleben gibt es Fragen, die seine Beziehungen mit Personen berühren, die nicht in der Wahrheit sind. Auch muß er Dinge erledigen, die sein Verhältnis mit seinen Brüdern und Schwestern in der Neuen-Welt-Gesellschaft oder sein Verhältnis zu Jehova und seiner Organisation und den Königreichsdienst betreffen. Die Frage, wie er richtige Entscheidungen fällen, wie er stets dem rechten Wege folgen kann — das ist das Problem. Dies erfordert geistiges Unterscheidungsvermögen.
2, 3. Wie sollten wir die Dinge betrachten, um richtige Entscheidungen treffen zu können, und was bewirkt dies?
2 Die Dinge voneinander in geistiger Hinsicht zu unterscheiden bedeutet, sie so zu betrachten, wie Jehova sie ansieht. Durch die Wirksamkeit seines Geistes hat Jehova seine Anschauung der Dinge in seinem inspirierten Worte bekanntgegeben. Er sagt uns, wie er die Dinge bewertet, was er als wertvoll und lohnenswert betrachtet und was er als nichtig und wertlos ansieht, welche Werke und Gedanken gut und tugendhaft und welche übel und böse sind. Da wir im gefallenen Fleische leben, neigen wir dazu, die Dinge vom Standpunkt des Fleisches aus anzusehen. Doch wenn sich jemand, wenn Streitfragen entstehen, durch Neigungen des Fleisches, wie Selbstsucht, Furcht, Stolz oder Eifersucht, beeinflussen läßt, dann wird er bestimmt Fehlentscheidungen treffen.
3 Um richtige Entscheidungen zu treffen, muß der Christ mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt sein. Er muß Recht und Unrecht klar voneinander unterscheiden können. Er muß so weit kommen, daß er das, was recht ist, liebt und das, was unrecht ist, haßt. So drückte sich Paulus in Römer 12:9 (NW) aus, wenn er sagte: „Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest.“ Wer durch richtige Entscheidungen kundtut, daß er geistiges Unterscheidungsvermögen besitzt, gefällt Jehova und wird würdig vor ihm wandeln. Derselbe Apostel schrieb an die Kolosser (1:9, 10, NW): „Wir … haben nicht aufgehört, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr in aller Weisheit und mit geistigem Unterscheidungsvermögen mit der genauen Erkenntnis seines Willens erfüllt werden möget, damit ihr Jehovas würdig wandelt, um ihm völlig zu gefallen, während ihr fortfahrt, in jedem guten Werke Frucht zu tragen, und damit ihr zunehmt an der genauen Erkenntnis Gottes.“
4. Was ist unter dem Wort „unterscheiden“ zu verstehen, und welche Rolle spielt die Erkenntnis im geistigen Unterscheidungsvermögen?
4 Wie können wir mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt werden? In jenen Worten an die Versammlung in Kolossä weist Paulus auf das erste grundlegende Erfordernis hin, nämlich den Besitz einer genauen Erkenntnis des Willens Gottes, ja das Erfülltsein mit dieser genauen Erkenntnis. Zu „unterscheiden“ bedeutet, buchstäblich „wahrzunehmen“ oder „mit dem geistigen Auge Unterschiede zu erkennen“, das heißt, etwas von anderen Dingen zu unterscheiden und zu erkennen, ob es recht oder unrecht, wichtig oder unwichtig, wertvoll oder wertlos ist. Für das Auge des Unterscheidungsvermögens ist Erkenntnis dasselbe wie für das natürliche Auge das Licht. Sie erleuchtet und bewirkt, daß die Dinge in ihrem richtigen Verhältnis zueinander klar und scharf hervortreten. So wie man ein Licht braucht, wenn man über rauhes, trügerisches Gelände den besten Weg gehen will, so braucht man auch genaue Erkenntnis, um den rechten, sicheren Weg durch die trügerischen, gefährlichen Verhältnisse dieses alten Systems der Dinge zu finden. Eine genaue Erkenntnis des Willens Gottes zusammen mit Liebe zu Gott, die diese Erkenntnis mit sich bringt, wird somit zu einer starken Kraft zugunsten der Gerechtigkeit in jemandes Leben und ist unbedingt erforderlich, damit jemand rechte Entscheidungen treffen und Jehova gefallen kann. — Eph. 4:23, 24.
5, 6. (a) Wie muß man studieren? (b) Auf welche Weise können wir uns über die Dinge, die wir studieren, ‚vergewissern‘?
5 Um die genaue Erkenntnis des göttlichen Willens dem Sinn fest einzuprägen, ist Studium notwendig. Das ist so wichtig, daß man seinen Wert nicht zu sehr betonen kann. Dabei soll man so studieren, daß bestimmte Gedanken im Sinn fest verankert werden; das erfordert Anstrengung und Konzentration. Wir müssen ‚hart arbeiten und uns anstrengen‘, wenn wir die Bibel studieren. Jawohl, Studium bedeutet gerade das, nämlich studieren! Es bedeutet Nachsinnen. Speise muß gut gekaut werden, wenn sie richtig verdaut werden soll. Wenn wir die Speise kauen, kosten wir sie und gelangen auf deren vollen Geschmack. Ebenso verhält es sich bei geistiger Nahrung; sie muß „gekaut“ werden, indem man sich die Dinge im Sinn hin und her überlegt; dann erst gelangen wir auf ihren vollen Geschmack. Als Hilfe bei diesem „Kauen“ geistiger Speise könnten wir uns beim Lesen (zum Beispiel, wenn wir diese Zeitschrift studieren) Fragen stellen, wie: Warum das? Wieso verhält sich dies so? Das tun wir nicht, um das Gelesene zu kritisieren, sondern um unsere eigenen Ideen zu überprüfen und zu sehen, ob wir die vorgebrachten Gedanken auch wirklich verstehen. Gleicherweise rät uns der Apostel: „Vergewissert euch über alle Dinge; haltet an dem fest, was recht ist“, das heißt: sucht das Gelesene zu verstehen und prägt euch die verschiedenen Punkte fest ein. — 1. Tim. 4:10; 1. Thess. 5:21, NW.
6 Geistiges Unterscheidungsvermögen erlangt man nicht einfach dadurch, daß man eine Menge Tatsachen kennenlernt. Viele Menschen besitzen viele Kenntnisse; sie wissen über manches Bescheid, und doch fehlt es ihnen an geistigem Unterscheidungsvermögen. Geistiges Unterscheidungsvermögen zu besitzen bedeutet für uns, daß wir gewisse Tatsachen verstehen und sie sozusagen „verdaut“ haben, indem wir sie im Lichte der Erkenntnis anderer schon gelernter Dinge prüften und die neuen Kenntnisse in ihrem richtigen Verhältnis zu dem uns schon Bekannten sehen. Das gestattet uns, unser Verständnis von Dingen, auf die neues Licht fällt, zu erweitern, zu korrigieren und zu ergänzen. Auf diese Weise können wir uns ‚von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes‘ überzeugen. — Röm. 12:2, NW.
7. Weshalb ist Jehovas Geist unbedingt erforderlich, damit man mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt werde? Was also sollte man jedesmal, wenn man persönlich studiert, tun?
7 Ferner ist es notwendig, daß Jehova uns durch seinen Geist beisteht, damit wir mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt werden. Nur mit Hilfe des Geistes Jehovas sowie durch Studium und Nachsinnen kann man genaue Erkenntnis und ein volles Verständnis erlangen. Niemals dürfen wir die so wichtige Tatsache vergessen, daß es ohne die Hilfe des Geistes Gottes unmöglich ist, mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt zu werden. Gottes Wort selbst erklärt: „Denn wer von den Menschen kennt die Dinge eines Menschen, ausgenommen der Geist des Menschen, der in ihm ist? Ebenso hat niemand die Dinge Gottes erkannt, ausgenommen der Geist Gottes. Nun empfingen wir nicht den Geist der Welt, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge erkennen mögen, die Gott uns huldvoll gegeben hat. Diese Dinge reden wir auch, nicht mit Worten, die menschliche Weisheit lehrte, sondern mit Worten, die der Geist lehrte, da wir geistliche Dinge mit geistlichen Worten verbinden.“ Wenn du also studierst, ja bei jeder Gelegenheit, da du persönlich zu Hause studierst, bitte Jehova um seinen Geist, der dir bei deinem Studium eine Hilfe ist, indem er dir den Sinn des Gelesenen erfassen hilft, so daß du an geistigem Unterscheidungsvermögen zunimmst. — 1. Kor. 2:11-13, NW.
8. Worauf sollten wir beim Studium abzielen, und wovor sollten wir uns bestimmt hüten?
8 In Verbindung mit solchen Gebeten um den Geist muß man beim persönlichen Studium die notwendigen Anstrengungen machen, immer mit dem Ziel vor Augen, an Verständnis und an Wertschätzung für Gottes Wort zuzunehmen, damit man an geistigem Unterscheidungsvermögen wachse. Ein solches Studium kann eine wahre Freude sein und ist es auch. Ein nur gelegentliches Studium als Vorbereitung für die Zusammenkünfte der Versammlung, zum Beispiel für das Wachtturm-Studium, führt nicht zu geistigem Unterscheidungsvermögen. Einige mögen die Gewohnheit haben, ihre Vorbereitung für das Studium auf die letzte Minute aufzusparen, vielleicht auf eine oder zwei Stunden vor dem festgelegten Versammlungsstudium. Vielleicht haben sie gerade noch Zeit, einige der leichteren Fragen nachzusehen und die Antworten in den Abschnitten zu suchen, damit sie beim Wachtturm-Studium im Königreichssaal wenigstens einen Kommentar geben können. Das ist aber kein Studium, nicht wahr? Was man auf diese Weise lernen mag, ist schnell wieder vergessen, und wahrscheinlich wird man sich schon nach ein bis zwei Tagen nach der Betrachtung des betreffenden Stoffes nicht mehr daran erinnern.
9, 10. (a) Von welchem Nutzen ist eine Wiederholung bei unserem persönlichen Studium? (b) Warum besteht die Notwendigkeit, sich an einen regelrechten Privatstudienplan zu halten?
9 Wenn ihr für das persönliche Studium und die Vorbereitung auf das Wachtturm-Studium und andere Zusammenkünfte bestimmte Stunden festlegt, solltet ihr genügend Zeit einräumen, damit ihr auch über den Stoff nachdenken und die Darlegungen „durchkauen“ könnt, um sie dem Sinn fest einzuprägen. Um festzustellen, ob dies der Fall ist, tut man gut, nach jedem persönlichen Studium den Stoff zu wiederholen. Dann ist die aufgenommene Belehrung noch frisch im Gedächtnis, und es ist die beste Zeit, sich zu vergewissern, ob das Studierte einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Wenn wir bemüht sind, uns die erhaltenen Belehrungen, gleich nachdem wir sie studiert haben, in das Bewußtsein zurückzurufen, so schulen wir das Gedächtnis sowie die Fähigkeit, uns an etwas zu erinnern, und das wird viel dazu beitragen, bestimmte Gedanken dem Sinn fest einzuprägen. Die letzte Wiederholung könnte anhand der geschlossenen Zeitschriften oder des geschlossenen Buches erfolgen. Der Titel des Artikels ist uns bekannt, wieviel aber wissen wir noch von den Hauptgedanken und den Hauptbeweisen? Erinnern wir uns an einige der verwendeten Beweistexte? Sind wir imstande, die Hauptpunkte miteinander zu verbinden, so daß wir eine kurze Zusammenfassung des Artikels wiedergeben können? Wenn nicht, so müssen wir den Artikel nochmals durchgehen und bewußt nach den Hauptgedanken, nach den Hauptbeweisen, ausblicken.
10 Jemand mag hier einwenden: „Aber all dies braucht Zeit!“ Allerdings, doch ist dies gut verwendete Zeit, Zeit, die man so verwenden muß, wenn man dem Sinn eine genaue Erkenntnis des göttlichen Willens fest einprägen will und wenn die richtige Grundlage geschaffen werden soll, auf der man mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt werden kann. Man kann hierbei keiner Abkürzung folgen. Studium, regelmäßiges Studium, ist für jeden unerläßlich, der mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt sein möchte. So schrieb Paulus an Timotheus: „Denke beständig an das, was ich sage: der Herr wird dir in allen Dingen Unterscheidungsvermögen verleihen.“ — 2. Tim. 2:7, NW.
11. Was ist die Folge, wenn wir an Verständnis und Wertschätzung der Wahrheit zunehmen?
11 Wenn du diesen weisen Weg einschlägst, wirst du die Freude haben, an Verständnis und Wertschätzung für die Wahrheit zuzunehmen. Diese werden deinen Sinn und dein Herz tief durchdringen und dir zu eigen werden. Dann wirst du in der Tat „allezeit bereit [sein] zu einer Verteidigung vor jedermann, der von euch einen Grund für die Hoffnung verlangt, die in euch ist“. Du wirst stark, reif und gesund an Herz und Sinn sein. Du wirst den Weg, den du gehen sollst, klar erkennen. Du wirst nicht vom schmalen Pfad der Wahrheit und der gesunden Lehre abfallen und im Morast der falschen Lehren und sektiererischen Gedanken versinken. Du wirst extreme Ansichten vermeiden und wirst davor bewahrt werden, in die leichtumstrickende Schlinge einer Geisteshaltung zu geraten, die sich auf den eigenen Verstand stützt. Wenn dein Sinn mit genauer Erkenntnis erfüllt ist und du dich in deinem Denken von Jehovas Geist leiten läßt, wirst du den rechten Weg erkennen, den Weg, der klar beleuchtet ist, und wirst vom schlechten Weg errettet werden, der in die Finsternis führt. „Wenn Weisheit in dein Herz kommt und Erkenntnis deiner Seele lieblich wird, wird Denkvermögen über dich Wache halten, Unterscheidungsvermögen wird dich behüten, um dich zu erretten von dem schlechten Wege, von dem Manne, der verkehrte Dinge redet, von denen, die die Pfade der Geradheit verlassen, um auf den Wegen der Finsternis zu wandeln.“ — 1. Pet. 3:15; Spr. 2:10-13, NW.
12. Was muß der Christ tun, wenn entscheidende Fragen an ihn herantreten, und muß er erkennen, wenn er Entscheidungen zu treffen hat?
12 Der Christ muß auf dem Wege, den er geht, sein geistiges Unterscheidungsvermögen betätigen, ‚damit er Jehovas würdig wandle, um ihm völlig zu gefallen‘. Wenn eine entscheidende Frage auftaucht, die einen persönlich angeht, ist das unvollkommene Fleisch schnell zum Handeln bereit, und wenn man nicht achtsam ist, kann man zu einer falschen Handlungsweise verleitet werden. Man muß die fleischlichen Triebe und Leidenschaften zügeln und sich von dem geistigen Unterscheidungsvermögen leiten lassen. Wenn also ein Problem entsteht, ist es notwendig, innezuhalten und zu überlegen: Was sagt die Heilige Schrift diesbezüglich? Wie würden Jehova und Christus Jesus die Sache ansehen? Oft ist eine Anzahl Faktoren im Spiel, die man nicht einkalkuliert, wenn man vorschnell handelt. Es sind dies Dinge, die verschiedene Interessengebiete berühren — die Interessen der Mitzeugen und der Christenversammlung, die Interessen Gottes und möglicherweise auch Interessen, die das eigene Leben betreffen. Man beachte den folgenden inspirierten Rat: „... daß eure Liebe noch mehr und mehr überfließe, begleitet von genauer Erkenntnis und vollem Unterscheidungsvermögen, damit ihr euch der wichtigeren Dinge vergewissert, um makellos dazustehen und nicht andere zu Fall zu bringen bis zum Tage Christi, und damit ihr erfüllt sein mögt mit der gerechten Frucht, die durch Jesus Christus gewirkt wird, zur Verherrlichung und zum Preise Gottes.“ — Phil. 1:9-11, NW.
13, 14. (a) Wie wird jemand, der geistiges Unterscheidungsvermögen besitzt, angesichts einer Schwierigkeit handeln, die in der Versammlung auftauchen mag? (b) Was wird ihm eine Hilfe sein, den rechten Gesichtspunkt einzunehmen?
13 Es mag vorkommen, daß in einer Versammlung etwas nicht ganz richtig gehandhabt wird, wenigstens mag man so empfinden. Selbst wenn etwas nicht gerade so geregelt wird, wie es sein sollte, wäre das noch kein Grund, sich so aufzuregen, daß man seinem Temperament freien Lauf läßt. Wer das geschehen läßt, verliert bestimmt seinen Sinn für Gleichgewicht. Er handelt unter diesen Umständen vom Standpunkte des Fleisches aus, also nicht mit reifem, geistigem Unterscheidungsvermögen. Selbst wenn jemand am Anfang in einer bestimmten Sache recht hat, wird es ihm nichts nützen, vorschnell zu handeln; er mag finden, daß er sich auf einen falschen Weg begibt, und dadurch wird nichts in Ordnung gebracht. Wir müssen jederzeit wachsam sein, um Jehova und seiner Organisation nicht vorauszulaufen, indem wir ungeduldig werden und die Dinge selbst in die Hände nehmen. Es mag vorkommen, daß jemand einen falschen Weg geht, und weil er in der Versammlung ein Amt bekleiden mag, gestaltet sich die Lage eine Weile etwas schwierig; doch das sind gerade Zeiten, in denen wir christliche Geduld an den Tag legen können; und wenn wir nichts tun können, um die Sache theokratisch zu regeln, dann müssen wir eben warten, bis Jehova es tut. Wer mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt ist, wird so handeln.
14 Es gilt hier, die Lage in der richtigen Perspektive zu sehen, das heißt, die Dinge in ihrem richtigen Verhältnis zueinander zu betrachten. Von Zeit zu Zeit mag es wegen der menschlichen Unvollkommenheiten örtliche Schwierigkeiten oder Probleme geben, und sie mögen uns Unannehmlichkeiten bereiten und unsere Geduld auf die Probe stellen, ja selbst eine Belastungsprobe für unsere Zuneigung zu anderen sein. Halten wir aber inne und sinnen ein wenig nach, so werden solche Probleme im Vergleich zu anderen, wichtigeren Dingen bald klein erscheinen.
15, 16. (a) Führe einige der wichtigeren Dinge an, auf die wir unser Augenmerk richten sollten. (b) Wie spornt uns Paulus in seinem Briefe an die Philipper zu dieser Geisteseinstellung an?
15 Laßt uns einen Augenblick diese wichtigeren Dinge betrachten. Wir leben in den letzten Tagen dieses Systems der Dinge; Harmagedon, die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, in der er seine universelle Souveränität rechtfertigen und verherrlichen wird, ist nahe herbeigekommen; Christus Jesus herrscht jetzt in Königreichsmacht und leitet das große Werk der Verkündigung, durch das „diese gute Botschaft vom Königreiche“ auf der ganzen Erde gepredigt wird. Zufolge dieses Verkündigungswerkes werden Menschen guten Willens aus allen Ländern, Sprachen, Rassen und Völkern zu einer geeinten, harmonischen Neuen-Welt-Gesellschaft versammelt. Wenn wir diese Dinge ins Auge fassen und dazu das wunderbare Vorrecht und die unverdiente Güte, die uns zuteil geworden ist, nämlich diese Dinge kennen und daran teilhaben zu dürfen, fließt unser Herz über vor Dankbarkeit gegen Jehova. Wie gering und kleinlich erscheinen dann unsere Probleme im Vergleich zu diesen so viel wichtigeren Dingen! Wenn also kleinere oder, vom lokalen Standpunkt aus gesehen, auch größere Probleme auftauchen, wird jemand, der geistiges Unterscheidungsvermögen besitzt, nicht zulassen, daß sie in seinem Sinn so groß werden, daß er die Dinge entstellt sieht. Er wird das Gleichgewicht bewahren und sie stets in ihrem Verhältnis zu den wichtigeren Dingen betrachten.
16 Glücklicherweise gibt es in der Neuen-Welt-Gesellschaft nicht allezeit Probleme und Schwierigkeiten, ja es gibt solche eigentlich selten, und es sind ihrer nicht viele im Vergleich zu den vielen Freuden, die wir stets erleben, den Erfahrungen im Felde, dem Finden und Weiden der Schafe, der fröhlichen Gemeinschaft mit den Brüdern im Königreichssaal. An diese Dinge sollten wir denken. „Was irgend gerecht, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt: diese Dinge betrachtet weiterhin.“ Erfüllt euren Sinn mit solchen Dingen; dann werdet ihr die Dinge stets im richtigen Verhältnis zueinander sehen. Ihr werdet sie in geistiger Hinsicht voneinander unterscheiden können. — Phil. 4:8, NW.
17. Auf welche Weise sind einige wegen kleiner Dinge gestrauchelt, so daß sie heute nicht mehr in der Wahrheit sind?
17 Wer allzu kritisch ist und andere stets vom Standpunkte der Unvollkommenheiten des Fleisches aus ansieht, verliert die wichtigeren Dinge aus den Augen. Ein solcher wird wahrscheinlich ein unglücklicher Nörgler werden. Einige haben sich tatsächlich durch belanglose Dinge zu Fall bringen lassen, so daß sie die Wahrheit verloren. Auf welche Weise denn? Indem sie es geschehen ließen, daß eine kleine Sache in ihrem Leben zu einer großen Sache wurde, ja so groß wurde, daß sie alles andere verdrängte. Solche Personen haben ihr geistiges Unterscheidungsvermögen verloren. Statt innezuhalten und die Dinge vom Standpunkte des Wortes Gottes aus zu betrachten, haben sie sich durch die Leidenschaften des Fleisches, durch Stolz, Furcht oder Eifersucht, treiben lassen. Indem sie sich auf den eigenen Verstand verließen, wurden sie zu einer Handlungsweise verleitet, die in geistiger Hinsicht katastrophal endet.
18. Wie können wir uns vor einer solchen Handlungsweise, einem solchen Straucheln, bewahren?
18 Wir alle wünschen uns sicherlich vor einem solchen Laufe zu hüten, nicht wahr? Das tun wir, wenn wir die genaue Erkenntnis dessen, was Gottes Wille für uns ist, vermehrt haben und weiterhin mehren, ferner, wenn wir in Herz und Sinn die wichtigeren Dinge erwägen und uns dort, wo entscheidende Fragen auftauchen, davon unterrichten, wie Jehova die Dinge ansieht (was wir aus seinem Worte erfahren), und wenn wir nicht weise werden in den eigenen Augen. Beachte in dieser Verbindung den zeitgemäßen Rat, den uns Jehova in Sprüche 3:1-7 (NW) gibt: „Mein Sohn, vergiß nicht mein Gesetz, und dein Herz beobachte meine Gebote, denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden dir hinzugefügt werden. Mögen liebende Güte und Wahrhaftigkeit dich nicht verlassen. Binde sie um deinen Hals. Schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Gunst finden und gute Einsicht in den Augen Gottes und der Erdenmenschen. Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand (dein Verständnis). Beachte ihn auf allen deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerade machen. Werde nicht weise in deinen Augen. Fürchte Jehova und wende dich vom Bösen ab.“
19. Wie zeigen wir, daß wir von ganzem Herzen auf Jehova vertrauen?
19 Selbst wenn man denkt, man sei in einer Sache im Recht, muß man sich davor hüten, sich in den eigenen Augen allzu gerecht und weise vorzukommen, weil man durch Selbstgerechtigkeit auf Abwege geraten kann. Der Christ muß sein Gleichgewicht bewahren; er muß seinen Geist beherrschen und darf Satan keine Gelegenheit geben, ihn zu überwältigen und ihn auf einen schlechten Weg zu führen. Er muß sich Zeit nehmen, eine Sache zu erwägen, wobei er geistiges Unterscheidungsvermögen gebraucht und sich zu diesem Zweck Gottes Wort zuwendet, um in bezug auf bestimmte Dinge Gottes Gedanken zu erfahren. Es gibt kaum ein Problem im Leben eines Christen, für das das Wort Jehovas nicht weise Ratschläge und Anleitung geben würde. Von ganzem Herzen auf Jehova zu vertrauen zeigt sich darin, daß jemand Jehovas Ratschläge zu ergründen sucht und sie jederzeit befolgt, wobei er durch seine Übereinstimmung mit der genauen Erkenntnis des göttliche Willens die Kraft erhält, ‚die den Sinn antreibt‘, und so ‚die neue Persönlichkeit anzieht, die gemäß Gottes Willen in wahrhafter Gerechtigkeit und liebender Güte geschaffen wurde‘. — Eph. 4:23, 24, NW.
20. (a) Wie schützt uns ein geistiges Unterscheidungsvermögen vor Zorn oder Erregung? (b) Zu welcher richtigen Handlungsweise im Umgang mit einer Person, die einen beleidigt hat, hat Jesus geraten?
20 Das geistige Unterscheidungsvermögen bringt uns in das richtige Verhältnis zu den Brüdern und Schwestern in der Neuen-Welt-Gesellschaft. Wenn zum Beispiel ein Bruder das Empfinden hat, es sei ihm Unrecht geschehen, wird er nicht hastig, also im Zorn handeln, in der Aufregung über das, was sein Bruder, ihn betreffend, getan oder gesagt haben mag. Was veranlaßt denn jemanden, unter solchen Umständen erregt und ärgerlich zu werden? Ist es nicht, weil er denkt, er handle gerecht, und weil er beunruhigt ist, weil vielleicht sein guter Ruf verunglimpft worden ist? Steht aber nicht etwas noch Wichtigeres auf dem Spiele? Wenn ein Versammlungsglied falsch gehandelt hat, so wird der Christ, der geistiges Unterscheidungsvermögen besitzt, in der verkehrten Handlungsweise seines Bruders das Anzeichen einer geistigen Schwäche dieses Bruders erblicken und erkennen, daß dessen geistiges Leben in Gefahr ist, und das ist bestimmt etwas, was ihm mehr Sorgen machen sollte als ein wirkliches oder eingebildetes Unrecht, das der Bruder ihm angetan haben mag. Statt ‚Schädigungen nachzutragen‘, fühlt sich der reife Christ gedrängt, zu seinem irrenden Bruder hinzugehen, nicht im Zorn, nicht um persönliche Genugtuung zu erlangen für das Unrecht, das er getan haben mag, sondern aus Liebe zu ihm, um ihm, wenn möglich, zu helfen, von seinem Sturz wieder aufzustehen, ehe es zu spät ist. Hat nicht Jesus gerade diesen Rat gegeben: „Wenn ferner dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin und decke seinen Fehler offen auf zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen“? — 1. Kor. 13:4, 5; Matth. 18:15, NW.
21. Wie betrachtet der reife Diener Jehovas sich selbst?
21 Weil Gottes treue Diener geistiges Unterscheidungsvermögen besitzen, erkennen sie, was sie selbst sind: nur irdene Gefäße, die an sich wenig Wert haben, die aber durch Jehovas unverdiente Güte wertvolle Schätze der Erkenntnis enthalten, welche in seinem Dienste gebraucht werden sollen. Diese Erkenntnis erhält sie demütig, indem sie stets erkennen, daß sie das, was sie an wertvollem Gut besitzen, von Jehova empfangen haben und daß somit kein Anlaß vorhanden ist, sich zu rühmen. In 1. Korinther 4:6, 7 (NW) schrieb der Apostel: „Lernt die Regel: ‚Geht nicht über das hinaus, was geschrieben ist, damit ihr nicht als Einzelpersonen aufgeblasen werdet zugunsten des einen und gegen den anderen. Denn wer unterscheidet dich von einem anderen? In der Tat, was hast du, das du nicht empfingst? Wenn du es nun wirklich empfingst, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ Wer diesen schriftgemäßen Standpunkt einnimmt, wird sich davor hüten, stolz und egozentrisch oder leicht empfindlich und nachträgerisch zu werden, wodurch es schwerfällt, mit ihm auszukommen. Er wird mit Wertschätzung für Jehovas Güte und für das Vorrecht erfüllt sein, Ihn und seinen Sohn, Christus Jesus, zu erkennen, und er wird sich selbst vergessen und nur daran interessiert sein, wie er die guten Dinge, die er besitzt, mit anderen teilen könnte.
22. Welches Extrem müssen wir, wenn wir demütig bleiben, vermeiden? Auf welche Weise?
22 Wenn wir nun demütig bleiben, ist es aber notwendig, uns vor dem anderen Extrem zu hüten, nämlich vor einem Minderwertigkeitskomplex, der uns veranlassen könnte, eine entschuldigende Haltung einzunehmen und uns über uns selbst bis zu dem Punkte der Entmutigung unzufrieden zu fühlen. Die Macht des Geistes Jehovas erkennend, weiß jemand, der einen gesunden Sinn hat, daß er mit der Hilfe Jehovas das tun kann, was Gottes Wille ihm gebietet, und so macht er sich im Glauben an irgendeinen Dienst, der ihm zugeteilt wird, heran. Darüber lesen wir in Römer 12:3 (NW): „Denn durch die unverdiente Güte, die mir gewährt wird, sage ich einem jeden, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, wie es einem gesunden Sinn entspricht, wie Gott einem jeden ein Maß des Glaubens zugeteilt hat.“
23. Wie trägt geistiges Unterscheidungsvermögen zur Eintracht unter Brüdern bei?
23 Sich selbst in Demut von diesem realistischen Standpunkt aus zu betrachten hilft einem Christen, eine ehrliche, offene und realistische Haltung gegenüber seinen Brüdern einzunehmen, und dadurch entsteht eine erquickende Gemeinschaft und eine gottgefällige Harmonie. Geistiges Unterscheidungsvermögen setzt uns instand, in Eintracht zusammenzuarbeiten und die Bedürfnisse eines jeden zu erkennen, was uns befähigt, die Eigenschaft der Liebe auf praktische Weise zum Ausdruck zu bringen. So mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt, trefft richtige Entscheidungen, „damit ihr Jehovas würdig wandelt, um ihm völlig zu gefallen, während ihr fortfahrt, in jedem guten Werke Frucht zu tragen, und damit ihr zunehmt an der genauen Erkenntnis Gottes“.
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Geistiges Unterscheidungsvermögen — ein Zeichen christlicher ReifeDer Wachtturm 1959 | 1. Oktober
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Geistiges Unterscheidungsvermögen — ein Zeichen christlicher Reife
1, 2. (a) Was braucht ein Kind wenn es vor einer neuen Sachlage steht, worauf aber wirken weise Eltern hin? (b) Welche Art von Reife ist die wichtigste?
EIN kleines Kind braucht Hilfe und muß geführt werden. Die Eltern, denen das Wohl ihres Kindes am Herzen liegt, sind jederzeit bereit, ihm die nötige Hilfe und Ratschläge zu geben, wenn das wachsende Kind sich vor neuen Situationen sieht. Zuerst müssen die Eltern die Entscheidungen für das Kind treffen. Sie sagen ihm, was gut oder schlecht, was es essen oder nicht essen darf, wann es schlafen oder spielen kann, wo es ohne Gefahr hingehen und welche gefährlichen Orte es meiden muß. Die Eltern müssen auch entscheiden, welche Schriften seinem Gesichtskreis angepaßt und für seine Erziehung nützlich sind, welche dagegen seinen Sinn verwirren könnten oder sein geistiges und moralisches Wachstum gefährden würden. Während das Kind aber an Jahren zunimmt, schulen weise Eltern es, selbst zu denken und zwischen gut und böse, weise und töricht unterscheiden zu lernen. Wenn es dann, was die Jahre betrifft, erwachsen ist, hat es auch geistige Reife erreicht.
2 Es ist wichtig, daß Eltern die Notwendigkeit erkennen, daß ihre Kinder in geistiger, ganz besonders aber in geistlicher Hinsicht, wachsen. Der Ausdruck „Reife“ kann auf viele Arten des Wachstums angewandt werden, auf das Wachstum in körperlicher, seelischer und geistiger Beziehung, doch ist die geistige Reife die wichtigste, obwohl sie in dieser Welt am meisten vernachlässigt wird.
3. (a) Wie sollte ein kluger Unterweiser jene schulen, mit denen er ein Studium betreibt? (b) Worin zeigt sich christliche Reife?
3 Das Bild von einem Kind paßt gut auf das Wachstum der christlichen Reife einer Person, die eben zur Erkenntnis der Wahrheit gekommen ist. Zuerst braucht sie Hilfe beim Studium des Wortes Gottes, dann auch persönliche Hilfe und Anleitung von einem reifen Christen. Sie muß genährt werden. Der kluge Unterweiser wird seinen Schüler dazu erziehen, selbst zu denken und zu argumentieren, so daß er sich schon bald selbst zu ernähren beginnt und an Unterscheidungsvermögen zunimmt. Ebenso wie es sich im Verständnis und in der Wertschätzung jemandes zeigt, ob er erwachsen ist, offenbart sich die Reife eines Christen durch sein geistiges Unterscheidungsvermögen, durch die Fähigkeit, zu richtigen Entscheidungen zu kommen und auf Grund biblischer Grundsätze Recht von Unrecht deutlich voneinander zu unterscheiden. Paulus drückte sich darüber treffend aus: „Denn jeder, der Milch genießt, ist unbewandert im Worte der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind. Die feste Speise aber ist für Gereifte, für jene, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Darum wollen wir nun, da wir die Grundlehre über den Christus beiseite gelassen haben, zur Reife vorandrängen.“ — Heb. 5:13 bis 6:1, NW.
4. (a) Was ist zur Ermutigung jener zu sagen, die erst vor kurzem mit der Wahrheit bekannt geworden sind? (b) Was ist hauptsächlich erforderlich, damit jemand zur Reife voranschreiten kann?
4 Einige Leser dieser Zeitschrift mögen erst in den letzten Wochen oder Monaten ein Studium der Bibel anhand der Wachtturm-Studienhilfsmittel begonnen haben. Solche mögen ‚im Worte unbewandert‘ sein, da sie vom geistigen Standpunkt aus gesehen, sozusagen K l e i n k i n d e r sind. Zu solchen möchten wir sagen: Setzt euer fleißiges Studium des Wortes Gottes fort, in der Zuversicht, daß ihr durch Jehovas unverdiente Güte zu christlicher Reife heranwachsen könnt. Dies erfordert nicht unbedingt viele Jahre wie für ein Kind, bis es in körperlicher Hinsicht zur Reife gelangt. Es hängt nämlich nicht allein von der mit Studium verbrachten Zeit ab, sondern hauptsächlich von der Tiefe der Herzenshingabe an Jehova sowie von der Wertschätzung für sein „Wort der Gerechtigkeit“. Fortschritte kann man nur machen, wenn man sanftmütig und lernbereit und solche Fortschritte zu machen bestrebt ist. Nachdem sich jemand die Grundlehren zu eigen gemacht hat, muß er im Verständnis der „festen Speise“ der Wahrheit weitere Fortschritte machen und damit zeigen, daß er zur Reife vorandrängt.
5. An wen sind die Worte in Hebräer 5:13 bis 6:1 in Wirklichkeit gerichtet und weshalb?
5 Als der Apostel die obenerwähnten Worte an die Hebräer schrieb, schrieb er jedoch nicht an Personen, die sich als Neuinteressierte mit der Christenversammlung verbanden. Er schrieb in Wirklichkeit an Personen, die schon einige Zeit „in der Wahrheit“ waren, aber nicht zur Reife vorangeschritten, sondern in bezug auf geistiges Unterscheidungsvermögen immer noch Kleinkinder waren. Sie legten nicht die Eigenschaften von „vollerwachsenen Männern“ an den Tag, die sie unbedingt brauchten, um das Werk des Lehrens durchführen zu können. Daher schrieb er ihnen, daß sie ‚in Anbetracht der Zeit Lehrer sein sollten‘. Sie sollten ‚Fleiß beweisen, um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende zu haben, damit sie nicht träge werden, sondern Nachahmer derer seien, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben‘. — Heb. 6:11, 12, NW.
6. Warum müssen wir fortfahren, ‚zur Reife voranzudrängen‘?
6 Hat man Reife einmal erreicht, so kann man sie doch nicht behalten, wenn man diesbezüglich nicht weitere Anstrengungen macht. Die christliche Organisation rückt beständig voran. Das Licht der Wahrheit beleuchtet sie, so daß sie in immer hellerem Lichte voranschreitet. Das trifft besonders heute, an diesem Tage, zu, da Jehova zu seinem Tempel gekommen ist, denn: „Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises.“ Nicht nur in Erkenntnis und Verständnis sind Fortschritte zu verzeichnen, sondern weil dies die Tage sind, in denen „diese gute Botschaft vom Königreich“ gepredigt werden soll, schult Jehova seine Zeugen wie nie zuvor, damit sie dieses Werk auf möglichst wirksame Weise durchführen können. Durch seine theokratische Organisation sorgt er beständig für neue Methoden wie auch für die Ausrüstung, die für dieses Werk nötig ist. Damit wir mit der fortschreitenden Reife der Organisation, was geistiges Verständnis und Fähigkeit zum Predigtdienste betrifft, Schritt halten, müssen wir beständig ‚zur Reife vorandrängen‘. — Mal., Kap. 3; Jes. 26:9; Matth. 24:14.
7. Was sollten wir in Verbindung mit dem Predigtdienst erkennen? Wie nur können wir weiterhin Fortschritte machen?
7 Jeder Zeuge Jehovas muß erkennen, wo er selbst bezüglich der von der Organisation gemachten Fortschritte steht. Vielleicht ist jemand schon lange mit der Wahrheit verbunden, vielleicht schon viele Jahre im Predigtdienste tätig gewesen. Eine solche Beständigkeit ist Jehova wohlgefällig. Nun besteht aber außerdem die Notwendigkeit, unterscheiden zu können, ob er mit der Neuen-Welt-Gesellschaft Schritt hält. Wenn du in der glücklichen Lage bist, schon viele Jahre im Dienste Jehovas gestanden zu haben, wird dir daran gelegen sein, zu wissen, ob du im Dienste auch tüchtig warst. Zeitigt dieser Dienst Früchte? Wird dadurch Neuen geholfen, werden sie belehrt und zu Jüngern gemacht? Wie vorhin erwähnt, ist eine der grundlegenden Voraussetzungen der Reife und des geistigen Unterscheidungsvermögens die Demut. Um genau unterscheiden zu können, welche Fortschritte wir machen, müssen wir in Demut und Ehrlichkeit einen Blick auf uns selbst werfen. Wenn wir nicht den gewünschten Fortschritt machen, sollten wir nicht zu stolz sein, Hilfe zu suchen, oder sie gar ablehnen, wenn einer der Aufseher kommt und sie uns anbietet. Wir müssen uns unserer Bedürfnisse bewußt werden, wenn wir weiterhin Fortschritte machen wollen. — Phil. 3:16.
8. (a) Wo beginnt das geistige Unterscheidungsvermögen? (b) Welches Verhältnis oder welche Gemeinschaft ist für den Christen am wichtigsten?
8 Der Beweis dieses Wachstums an christlicher Reife liegt in dem Unterscheidungsvermögen, das jemand jeden Schritt, den er tut, bei jeder Entscheidung, die er trifft, an den Tag legt. Es beginnt sogleich mit der Hingabe an Gott. Wer diesen Schritt ins Auge faßt, muß vor allem verstehen, daß er sich nicht einem Menschen hingibt, noch diesen Schritt tut, um einem Menschen zu gefallen, sei es dem Ehemann oder der Ehefrau, der Mutter oder dem Vater. Dieser Schritt ist nicht die Hingabe an eine Organisation, nicht einmal an die Neue-Welt-Gesellschaft. Er bedeutet die Hingabe an die höchste Person im Universum, an Jehova Gott, verbunden mit der Entschlossenheit, seinen Willen zu tun und ihm zu gefallen, so wie Jesus es ausgedrückt hat: „Ich bin gekommen … um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ Wer sich also Gott hingibt, erkennt, daß er damit in die köstlichste Gemeinschaft, nämlich in Beziehungen zu Jehova selbst, tritt. Das ist ein heiliges, kostbares und „trautes“ Verhältnis, in das Jehova seine Geschöpfe aus unverdienter Güte durch Jesus Christus aufnimmt, ein Verhältnis, das nicht leichthin verletzt werden darf. — Heb. 10:7; Ps. 25:14, NW.
9. Warum ist es ein Fehler, zu denken, man gebe sich beim Schritt der Hingabe einem Werke hin, und wozu kann jemanden eine unausgeglichene Ansicht über den Predigtdienst führen?
9 Wer sich Gott einfach hingibt, um ein bestimmtes Werk zu tun, nämlich um zu predigen, der begeht einen Fehler. Wenn die Fahrt stürmisch wird, wird er leicht entmutigt. Wenn er nur auf die physische Gemeinschaft mit der Organisation und ihren Gliedern blickt und diese als das zum Hüten Wichtigste betrachtet, ermangelt er des geistigen Unterscheidungsvermögens. Tätigkeit im Werke der Verkündigung der guten Botschaft und die physische Gemeinschaft mit der Neuen-Welt-Gesellschaft an sich genügen noch nicht und bieten keine Gewähr für Rettung. Werke allein bilden nicht die Grundlage zur Rettung. Die Dinge so zu betrachten würde jemanden in dieselbe Gefahr bringen, in der jene standen, die unter dem mosaischen Gesetz „ihre eigene [Gerechtigkeit] aufzurichten suchten“. Es kann dazu führen, daß wir ‚ichsüchtig werden, indem wir uns gegenseitig zu Wettbewerbsleistungen antreiben und einander beneiden‘, wenn jemand zum Beispiel gute Berichte über seinen Predigtdienst vorweisen kann. — Röm. 10:1-3; Gal. 5:26, NW.
10. Was hilft einem, die richtige Auffassung vom Königreichsdienst zu bewahren?
10 Sollte das bedeuten, daß das Werk Gottes unwichtig wäre? Keinesfalls! Im Gegenteil, der reife Christ besitzt geistiges Unterscheidungsvermögen, wodurch er erkennt, daß sein Schritt der Hingabe an Jehova von ihm verlangt, Jehova von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Sinn und aus allen Kräften zu lieben. Er erinnert sich der Worte des Jakobus, daß „der Glaube, wenn er nicht Werke hat, an sich tot“ ist. Indem er sich stets bewußt bleibt, daß er durch seinen Schritt der Hingabe an Jehova in einem besonderen Verhältnis zu ihm steht, ist er in der Lage, seine Tätigkeit vom rechten Gesichtspunkt aus zu sehen und mit dem rechten Beweggrund daran teilzunehmen, nämlich aus Liebe zu seinem himmlischen Vater und mit dem Wunsche, seinen Namen zu erhöhen, ferner aus Liebe zu seinem Nächsten, mit dem er die gleichen Vorrechte und Segnungen teilen möchte. Ein reifes Verständnis des ersten Schrittes der Hingabe an Gott bereitet den Weg zu einer reifen Anbetung „mit Geist und Wahrheit“. — Mark. 12:30; Jak. 2:17; Joh. 4:23, NW.
11. Auf welche Weise könnte ein Ehemann Mangel an geistigem Unterscheidungsvermögen bekunden?
11 Geistiges Unterscheidungsvermögen führt auch zu einer reifen Ansicht über den Predigtdienst, wobei die anderen Pflichten in Betracht gezogen werden, die jemand als ein Jehova hingegebener Diener haben mag. Ein verheirateter Mann, der Kinder hat, hat viele gesegnete Vorrechte und Pflichten. Er würde einen Mangel an geistigem Unterscheidungsvermögen offenbaren, wenn er seine Familienpflichten vernachlässigte, nur um einen bemerkenswerten Felddienstbericht aufweisen zu können. Ein Christ muß nicht nur für die Lebensnotwendigkeiten der Seinen aufkommen, sondern er wird sich auch in geistlicher Hinsicht sehr bemühen, ‚für die Seinen zu sorgen‘, indem er mit ihnen studiert und ihnen behilflich ist, in Gottes Dienst reif zu werden. Zu versäumen, „seinen Hausgenossen“ die richtige Aufmerksamkeit zu schenken, ist dasselbe, wie wenn er ‚den Glauben verleugnete‘. — 1. Tim. 5:8, NW.
12. Was wird der reife Christ in bezug auf seinen Predigtdienst erkennen und was in bezug auf irgendwelche notwendige weltliche Arbeit?
12 Ein Bericht über Dienst im Werke der Verkündigung der guten Botschaft an sich ist noch kein Beweis von Reife. Was würde ein solcher Dienst nützen, wenn der Verkündiger dabei verfehlte, in Übereinstimmung mit den biblischen Grundsätzen der Sittlichkeit zu wandeln, oder wenn er sonst etwas pflegen würde, was der Versammlung schadet? Dadurch würde er nicht Jehovas würdig wandeln, ihm also nicht völlig gefallen. Wenn der Christ im Dienste Gottes fleißig wirkt, indem er anderen die gute Botschaft erzählt, erkennt er auch die Notwendigkeit, in jedem Teile seines Lebens in Lauterkeit zu wandeln, damit sein Dienst zur Rechtfertigung des Namens Jehovas gereiche. Der reife Christ erinnert sich stets daran, daß er sich Gott hingegeben hat, um dessen Willen zu tun, und er wird jederzeit den Wunsch hegen, Jehova zu gefallen, dessen Diener er ist. Er wird nicht etwas in der Absicht tun, nur Menschen zu gefallen, ob er nun an der Tätigkeit der Versammlung teilnehme oder weltliche Arbeit leiste, sondern er wird alles ehrlich tun, „mit aufrichtigem Herzen“, indem er ‚mit ganzer Seele daran arbeitet, als gelte es Jehova und nicht Menschen‘. — Kol. 3:22-24, NW.
13. (a) Wie leistet der reife Verkündiger einen ausgeglichenen Dienst? (b) Worin liegt das Geheimnis des wahren Glücks im Predigtdienste?
13 Im Predigtdienste selbst bewahrt der Verkündiger der guten Botschaft, der ein gutes Unterscheidungsvermögen hat, das richtige Gleichgewicht, indem er stets die wichtigeren Dinge des Predigtdienstes im Sinn behält. Er gibt sich nicht damit zufrieden, nur von Haus zu Haus zu wirken und Schriften zu verbreiten. Er erkennt, daß es nicht genügt, nur predigen zu können, sondern daß die Zeit jetzt da ist, da er ein Lehrer sein sollte, der die Schafe weiden und ihnen behilflich sein kann, den Weg zu ewigem Leben zu finden. Somit macht er fleißig Notizen in bezug auf irgendwelche Interessierte, die er gefunden hat, um sie wieder besuchen zu können. Wenn er dann Rückbesuche bei ihnen macht, geht er vorbereitet hin, um sie anhand interessanter biblischer Predigten zu machen, und hält Ausschau, um mit Menschen guten Willens ein Heimbibelstudium einzurichten. Erfüllt, wie er ist, mit genauer Erkenntnis des Wortes Gottes, mit Liebe zu Jehova, dem Großen Hirten, und zu dem guten Unterhirten Christus Jesus und mit Liebe zu den anderen Schafen, zieht der christliche Prediger mit dem brennenden Wunsch in den Dienst, die Schafe zu finden und zu weiden, alles aus Liebe und nicht bloß aus Pflichtgefühl. Darin liegt das Geheimnis dessen, der im Predigtdienste echte Freude findet. — Heb. 5:12; Joh. 21:15-17.
14, 15. (a) Welche Segnungen sind eine Folge der christlichen Reife? (b) Wovor müssen wir uns hüten? Auf welche Weise?
14 Geistige Reife bringt unbeschreibliche Freuden und Segnungen mit sich. Da der Christ mit genauer Erkenntnis und geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllt ist, ist er stark und daher fähig, die Angriffe des Feindes, Satans, abzuwehren, seine feinen Schlingen, den Materialismus und die Menschenfurcht, zu erkennen und ihnen zu widerstehen. Er erlebt nicht die Enttäuschungen, Sorgen und Schmerzen, die jemand sich selbst zuzieht, der in unkluger Weise sinnlosen und schädlichen Begierden frönt, und bewahrt sich vor törichten Handlungen, die zu Selbstvorwürfen und schweren Gewissensbissen führen. — 1. Tim. 6:9, 10.
15 Wenn wir uns der Segnungen erfreuen, die diese Reife mit sich bringt, müssen wir uns vor Selbstvertrauen hüten und stets daran denken, daß wir die christliche Reife und das geistige Unterscheidungsvermögen nicht nur den eigenen Anstrengungen verdanken, sondern daß diese eine Folge der Wirksamkeit des Geistes Jehovas sind, die seine liebende Güte uns gegenüber zum Ausdruck bringt. So werden wir denn fortfahren, im Gebet zu Jehova aufzublicken, damit er uns weiterhin beistehe, ihm „reifen“ Dienst darzubringen, und daß er uns von vermessenen Taten zurückhalte, damit ‚die Reden unseres Mundes und das Sinnen unseres Herzens vor Jehova allezeit wohlgefällig seien‘. — Ps. 19:13, 14, NW.
16, 17. Wie kann ein jeder an dem frohen, optimistischen Geiste der Neuen-Welt-Gesellschaft teilhaben?
16 Der treue Diener Jehovas geht unter der Leitung des herrschenden Königs, Christi Jesu, und der sichtbaren theokratischen Organisation, die Gott auf Erden gegründet hat, vertrauensvoll, froh und zufrieden vorwärts. Seine christliche Reife befähigt ihn, seine Brüder und Menschen guten Willens zu stärken und aufzuerbauen, damit auch sie zum vollen christlichen Manneswuchse gelangen und derselben Freude und derselben Segnungen teilhaftig werden.
17 Die Tatsache, daß die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas so fröhlich und vertrauensvoll in die Zukunft blickt, ist ein Zeichen ihrer Reife. Jeder kann an diesem frohen, optimistischen Geiste teilhaben, wenn er auf die christliche Reife hinwirkt und sich mit geistigem Unterscheidungsvermögen erfüllen läßt. Wenn wir das tun, werden unzählige Freuden und Vorrechte heute schon und auch in der vor uns liegenden neuen Welt unser Teil sein, „vorausgesetzt natürlich, daß ihr im Glauben, festgegründet und standhaft, verharrt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung der guten Botschaft, die ihr hörtet und die der ganzen Schöpfung unter dem Himmel gepredigt wurde“. — Kol. 1:23, NW.
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