Wir beobachten die Welt
Kriminalität in der Schweiz
◆ Jörg Rehberg, Professor für Strafrecht an der Universität Zürich, wies auf einer Informationstagung anläßlich der Fachmesse „Sicherheit 78“ darauf hin, daß die Diebstähle in der Schweiz von 1972 bis 1977 um etwa ein Drittel zugenommen haben. Besonders stark angestiegen ist die Zahl der Raubüberfälle. Die Zahl der Einbruchdiebstähle ist in diesen fünf Jahren um 50 % gestiegen. Die Ursachen für diese Zunahme sieht man unter anderem in der Rezession. Ferner spiele wahrscheinlich auch die Drogenabhängigkeit eine beachtliche Rolle. Außerdem beobachtet die Polizei eine zunehmende Tendenz zu bewaffneten Einbrüchen und Diebstählen.
„Fortschritt“?
◆ Das „Worldwatch Institute“ in Washington (D. C.), das sich mit dem Umweltschutz beschäftigt, berichtet, daß das Zigarettenrauchen besonders in den armen Ländern der Welt überhandnehme, obschon allgemein bekannt sei, daß das Rauchen tödliche Krankheiten hervorrufe. Warum wird in den ärmeren Ländern mehr geraucht? Wie das Institut erklärt, ist die Werbung der Tabakfirmen, die das Rauchen als ein Sinnbild des „Fortschritts“ darstellen, die Ursache dafür. In diesen Ländern betrachten viele Angehörige der Oberschichten das Rauchen als modern und als ein Standessymbol. Das Institut erklärt: „Die gebildete und wohlhabende Elite der ärmeren Länder geht im Rauchen mit schlechtem Beispiel voran.“
Drogen und geistige Behinderung
◆ Nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es in der ganzen Welt gegenwärtig über 40 Millionen Geisteskranke. Mehr als 80 Millionen gelten wegen ihres Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholmißbrauchs als „geistig schwer gestört“. Darüber hinaus gibt es etwa 200 Millionen Personen mit weniger schwerwiegenden geistigen Schädigungen, die das Leben dieser Personen jedoch beeinträchtigen. Wie die WHO anläßlich ihrer Generalversammlung in Genf mitteilte, muß für die Zukunft mit einem weiteren Anstieg der Zahl geistig Behinderter gerechnet werden.
Weltraum-Arzneimittelfabriken
◆ Wie die Schweizer Zeitung Der Bund meldet, erwarten Wissenschaftler von den künftigen Weltraumfabriken bessere und billigere Arzneien, da die Isolierung biologischer Stoffe (lebende Zellen, Seren, Vakzine) unter kosmischen Bedingungen viel leichter geschehen kann. Verschiedene Mittel können heute noch wegen ihrer hohen Herstellungskosten nur in der experimentellen Medizin verwendet werden. Durch die besonderen Bedingungen des Weltraums wie Gewichtslosigkeit, Hochvakuum, Sonnenenergie und äußerste Reinheit können verschiedene Substanzen beispielsweise ohne Gefäße getrennt werden, wodurch die Gefahr einer Verunreinigung ausgeschlossen wird. Als eines der ersten möglichen Bioprodukte aus dem Weltraum wird das Enzym Urokinase genannt, das allein in den USA jährlich etwa 50 000 Menschen vor dem Tod durch Blutgerinnsel retten könnte. Seine Produktion aus extrem reinen Zellkulturen im Weltraum würde die bisher sehr hohen Kosten von 1 500 Dollar je Dosis enorm senken.
Schutz vor Hautkrebs
◆ Nach Angaben des nationalen Krebsinstitutes gibt es in den Vereinigten Staaten von Amerika jedes Jahr 300 000 Fälle von Hautkrebs. Über 6 500 der Erkrankten sterben daran. Medizinische Kreise machen übermäßiges Sonnenbaden dafür verantwortlich. Warum? Weil „zuviel Sonnenlicht Zellen der oberen Hautschicht zerstört und so die Haut für Krebs anfällig macht“, berichtet die Zeitschrift U.S. News & World Report. Wird Hautkrebs früh genug diagnostiziert, so kann er meist geheilt werden, doch wie die Zeitschrift schreibt, ist „der beste Schutz, das Sonnenbaden nicht zu übertreiben“. Wer gern Sonnenbäder nimmt, sollte sich den Rat zu Herzen nehmen.
Neue Erkenntnisse über die Milchstraße
◆ Wie die Lübecker Nachrichten melden, haben Wissenschaftler mit Hilfe des 1975 gestarteten europäischen Forschungssatelliten Cos-B in der Milchstraße noch rätselhafte „Gammasterne“ entdeckt. Die bisher festgestellten 15 punktförmigen Quellen, von denen die extrem kurzwellige Gammastrahlung ausgeht, sind nur zum geringeren Teil sogenannte Pulsare. „Die Natur der anderen Quellen ist noch völlig ungeklärt“, betont Dr. Hans Mayer-Hasselwander vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München. Die Physiker haben eine Himmelskarte erarbeitet, die die Milchstraße „im Licht“ der energiereichen Gammastrahlen zeigt. Von der weiteren Beobachtung der Strahlung erhoffen sich die Experten einen „völlig neuen Einblick in die hochenergetischen Prozesse, die gegenwärtig in unserer Milchstraße stattfinden“, meint Prof. Klaus Pinkau, Direktor am Garchinger Institut.
Die Stierkämpfer sterben aus
◆ In Spanien soll es nur noch drei erfahrene Stierkämpfer geben. Wie die Zeitschrift Parade schreibt, „sagen Stierkampffans, die zwischen einer hervorragenden Arbeit mit dem Tuch (Capa) und einer bombastischen Schau unterscheiden können, daß der Stierkampf zu einer Touristenattraktion entartet ist“. Es wird berichtet, daß sich die spanische Jugend mehr für Fußball als für Stierkämpfe interessiert.
Immunabwehr beeinträchtigt
◆ Eine Untersuchung, über deren Ergebnisse vor kurzem berichtet wurde, zeigt, daß das Zigarettenrauchen selbst bei jungen Personen, die erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit rauchen, die körpereigene Immunabwehr beeinträchtigt. Ronald P. Daniele, Forscher an der Universität von Pennsylvanien, hat festgestellt, daß durch das Rauchen die Widerstandskraft der Lunge gegen Viren und Bakterien geschwächt wird. Während man in der Zeitschrift Science Digest lesen konnte, daß „weit mehr Raucher an einer Infektion der Atmungsorgane erkranken als Nichtraucher“, haben nun Doktor Danieles Untersuchungen ergeben, daß sich, schon kurze Zeit nachdem jemand zu rauchen begonnen hat, eine Schwächung der Immunabwehr zeigt.
Apfelbau und Düngung
◆ In der japanischen Präfektur Aomori, einem bedeutenden Apfelanbaugebiet, hat man die Erfahrung gemacht, daß Apfelbäume innerhalb einer Zeit von nicht einmal zwei Jahrzehnten absterben — normalerweise werden sie 70 bis 100 Jahre alt —, wenn man chemischen Dünger verwendet. Das Apfellaboratorium der Präfektur Aomori züchtet seit 1941 Apfelbäume unter verschiedenen Bedingungen. Mit den Apfelbäumen, die auf Wiesen angepflanzt wurden, erzielte man keine guten Ergebnisse, weil der Boden sauer wurde. Wie die Tokioer Zeitung Daily Yomiuri schrieb, „waren bis 1958 alle Bäume, denen chemischer Dünger zugeführt worden war, abgestorben“. Am besten gediehen die Bäume, die mit Kompost gedüngt wurden.
Edelstein „Premier Rose“
◆ Vor einigen Wochen fand man in der südafrikanischen Diamantengrube Cullinan, östlich von Pretoria, einen ungewöhnlichen Diamanten mit einem Gewicht von 353,9 Karat oder über 70 Gramm. Nach dem einstimmigen Urteil der Fachwelt soll dieser „Premier Rose“ genannte Edelstein, der in einer Diamantenschleiferei in Johannesburg bearbeitet wurde, durch seine außergewöhnliche Reinheit bestechen.
Die Themse sauberer
◆ Nach mehrjährigen intensiven Bemühungen ist es nun gelungen, aus der stark verschmutzten Themse wieder einen recht sauberen Fluß zu machen. Nach einer Meldung der Agentur Reuter aus London „ist die Themse jetzt wieder so sauber, daß es darin von Fischen wimmelt“. Eine Untersuchung, die vor kurzem durchgeführt wurde, ergab, daß man in einem Jahr in der Themse 200 Fische gefangen hat, darunter Barsche, Dorsche, Flundern und Weißfische.
Hepatitis im Blut
◆ Es ist jetzt allgemein bekannt, daß bei Bluttransfusionen Hepatitiserreger übertragen werden können, was unter Umständen sogar zum Tod führen kann. Nach langen Forschungen gelang es Wissenschaftlern, als Ursache der Transfusionshepatitis ein Virus zu identifizieren, das als „Hepatitisvirus B“ bekannt ist. (Das Hepatitisvirus A wird gewöhnlich nicht durch Bluttransfusionen übertragen.) In den letzten Jahren sind jedoch Tausende von Patienten, die weder das Hepatitisvirus A noch das Hepatitisvirus B hatten, an einer Transfusionshepatitis erkrankt. Aus Umstandsbeweisen schließt man nun, daß diese neuen Hepatitisfälle wahrscheinlich durch ein oder mehrere noch unentdeckte Viren im Spenderblut hervorgerufen werden.
Akademische Bildung in der „dritten Welt“
◆ In den Entwicklungsländern werden mehr Ärzte als Rechtsanwälte benötigt. Im allgemeinen studieren aber, wie die englische Zeitschrift New Scientist meldet, mehr junge Leute Jura als Medizin. In einem afrikanischen Land gibt es auf drei Jurastudenten nur einen Medizinstudenten. Im Gegensatz dazu kommt in Kanada auf drei Medizinstudenten nur ein Jurastudent. Warum studieren in den Entwicklungsländern so viele Jura? „In der dritten Welt wird das Jurastudium bevorzugt“, schreibt der New Scientist, „weil es angesehener ist und weil es die Voraussetzung dafür bildet, in der Politik Karriere zu machen.“
Nahrungsmittelrechnung für einen Zoo
◆ Im Zoologischen Garten in Washington, der Hauptstadt der USA, müssen mindestens 2 600 Tiere gefüttert werden. Im vergangenen Jahr bezahlte der Zoo für das Futter insgesamt 250 000 Dollar. In einem Jahr wurden unter anderem rund 23 000 Kilogramm Fleisch, 1 415 Kilogramm Kartoffeln, 200 Tonnen Heu, 300 Tonnen Getreide und 18 Kubikmeter Möhren verbraucht. Zu den besonderen Leckerbissen zählten 96 000 Ratten und Mäuse, 114 400 Grillen und 180 000 Maden.
Die Jugend und die Kirchen
◆ Eine vor kurzem vom Gallup-Institut durchgeführte statistische Erhebung ergab, daß in Amerika sich immer mehr Jugendliche von den Kirchen der Christenheit abwenden. Nur 25 Prozent der befragten Jugendlichen erklärten, noch Vertrauen zu den Kirchen zu haben. Viele übten Kritik, indem sie beispielsweise sagten: „Bingo, Bazare und uninteressante Predigten — mehr hat die Kirche nicht zu bieten“ oder: „Die Leute, die in die Kirche gehen, glauben selbst nicht richtig an Gott.“ Viele brachten vor, daß die Pfarrer und die Kirchengänger heuchelten und daß man in der Kirche nichts über Gott oder die Bibel lerne. Die Mehrzahl der Jugendlichen — 95 Prozent — erklärte jedoch, an Gott zu glauben.
Sparneigungen
◆ Nach neuesten Berichten verbrauchen die amerikanischen Bürger mehr von ihrem Einkommen und sparen weniger als die Bevölkerung anderer Industrieländer. Die Sparrate in den Vereinigten Staaten ist von 7,5 Prozent (1967) auf 5,1 Prozent (1977) gesunken. In Kanada ist die Sparrate im Laufe von elf Jahren von 6,2 auf 9,8 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg soll auf die Bemühungen der Regierung zurückzuführen sein, den Sparsinn unter der Bevölkerung zu fördern. Weitere Sparraten sind: England 13,9 Prozent, Bundesrepublik Deutschland 14 Prozent, Frankreich 16,1 Prozent und Japan 21,5 Prozent. „Es läßt sich nicht ermitteln, ob die Sparneigung in den Vereinigten Staaten noch weiter abnimmt oder ob die Sparneigung im Ausland weiter zunimmt“, schrieb das Wall Street Journal. „Sehr viel wird davon abhängen, ob der Staat das Sparen fördert oder nicht.“
Priesteramt nicht mehr geachtet
◆ Die französische Zeitung Le Monde veröffentlichte einen Aufsatz, in dem Henri Fesquet, der als scharfsinnigster und geachtetster kirchlicher Kommentator Frankreichs angesehen wird, das Priesteramt in diesem Land einer Analyse unterzog. „Zu keiner Zeit ist die Aufgabe des Priesters so geringgeachtet worden wie heute“, schreibt dieser Kommentator. „Einst wurde dieses Amt hochgeachtet und war mit vielen Vorrechten verbunden, jetzt dagegen verweist man es sozusagen auf ein ,Abstellgleis‘, nicht unbedingt aus Abscheu, sondern eher aus Gleichgültigkeit.“ Er fügte hinzu: „Man hat das Gefühl, das Priesteramt sei wertlos und überlebt. Heute gehen nur noch wenige Franzosen zur Kirche, es sei denn zu einer Taufe, einer Hochzeit oder einer Beerdigung.“