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Kann man wirklich von einem Anstieg der Kriminalität sprechen?Erwachet! 1973 | 8. Oktober
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Einbrechern und Sittlichkeitsverbrechern zu schützen. Die Autos sind mit Lenkradschlössern versehen, um Autodiebstähle zu verringern. Lassen diese Vorsichtsmaßnahmen, wenn man von der Statistik ganz absieht, nicht erkennen, daß die Kriminalität wächst?
Verbesserte Polizeimethoden
Die Polizei wendet moderne technische Hilfsmittel und moderne Methoden an, um das Verbrechen zu bekämpfen. Dabei spielen elektronische Datenverarbeitungsanlagen eine wichtige Rolle. Es sind viele neue Waffen für die Krawallbekämpfung entwickelt worden. Mit Hilfe von empfindlichen chemischen Nachweismethoden ist es möglich, LSD festzustellen, selbst wenn in 500 Millionen Liter Wasser nur ein Teelöffel davon aufgelöst worden wäre. In den USA ist jetzt auch in beschränktem Maße das Abhören von Telefongesprächen erlaubt. In Großstädten werden Hubschrauber für die Verbrechensbekämpfung eingesetzt.
Bestimmt hat der Leser selbst beobachtet, daß die Polizei heute andere Methoden anwendet, um der Aufgabe, das Verbrechen zu bekämpfen, gewachsen zu sein. Aber TROTZ der besser trainierten und stärker bewaffneten Polizei sowie der besonderen Schutzmaßnahmen der Geschäftsleute und Bürger ist ein WEITERER ANSTIEG DER KRIMINALITÄT zu beobachten.
In einem Leitartikel der Zeitschrift The Wall Street Journal wird zusammenfassend erklärt:
„Jetzt — so weit wir zurückdenken können, ist es wahrscheinlich das erstemal — behauptet sozusagen niemand mehr, der eine verantwortliche Stellung bekleidet, die ansteigende Verbrechenskurve sei eine statistische Täuschung ... Und der allererste Schritt zur Lösung eines tiefwurzelnden sozialen Problems ist die Einsicht, daß ein Problem wirklich besteht.“
Um das Kriminalitätsproblem zu lösen, muß man aber auch wissen, warum es besteht. Warum dieser sprunghafte Anstieg der Kriminalität?
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Warum hat die Kriminalität das Ausmaß einer Krise angenommen?Erwachet! 1973 | 8. Oktober
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Warum hat die Kriminalität das Ausmaß einer Krise angenommen?
IM ALLGEMEINEN wird angenommen, Straftaten würden nur von gewalttätigen „Verbrechern“ verübt. Gewohnheitsverbrecher tragen wohl ihren Teil zum Anstieg der Kriminalität bei, aber das Kriminalitätsproblem schließt weit mehr ein.
P. V. Murphy, Polizeikommissar von New York, sagte: „Die Kriminalität ist ein Bestandteil unserer Gesellschaft.“ Und der frühere amerikanische Justizminister R. Clark erklärte: „Die Kriminalitätsstatistik spiegelt nicht nur den Charakter der wenigen wider, die ein Verbrechen begehen, sondern sie spiegelt den Charakter der ganzen Gesellschaft wider.“
Wie andere, so sagen auch diese Männer, daß das ganze System durch und durch kriminell ist. Aber wieso kann man sagen, das Verbrechen sei ein Bestandteil der Gesellschaft? Wir wollen sehen.
Slums und Drogen
Als eine der wichtigsten Ursachen dieser Kriminalität hat man die Elendsviertel der Innenstädte bezeichnet. In den Großstädten sind Millionen Arme in von Ratten verseuchte „Ghettos“ gedrängt worden. In diesen Elendsvierteln fehlt es oft an dem Notwendigsten wie Wasser und Heizung. Hier hat es auch stets an Schulen gefehlt, ferner haben Krankheit und Kriminalität immer in diesen Vierteln grassiert.
Aber durch das Fernsehen sind die Bewohner der Ghettos in den vergangenen Jahrzehnten auf den Wohlstand der „Außenwelt“ aufmerksam geworden. Die arme Bevölkerung, die größtenteils aus ungelernten Arbeitern besteht, merkt nichts von diesem Wohlstand. Verzweiflung und Verrohung unter diesen Armen führen dann zu einem Anwachsen der Kriminalität. Auch nehmen sie Zuflucht zu Rauschmitteln. Daher steigt die Rauschgiftdelinquenz, denn der Rauschgiftabhängige benötigt vielleicht 50 Dollar täglich, um sich die Droge zu kaufen, nach der er ein unstillbares Verlangen hat. Das Geld beschafft er sich durch Raubüberfälle oder durch Diebstahl und den Verkauf des Diebesgutes zu Schleuderpreisen. Um diesem Kriminalitätsproblem zu entfliehen, sind viele reichere Stadtbewohner in die Vororte gezogen. Doch die Drogenabhängigen gehen dahin, wo sie Aussicht haben, zu Geld zu kommen; daher breiten sich nun die Kriminalität und die Drogensucht auch in den Suburbs aus.
Doch Armut und Drogensucht sind nicht die einzigen Ursachen der Kriminalität.
Ungerechtigkeit und Heuchelei
Junge Menschen aus gutsituierten, ja reichen Familien sehen, daß einzelne Bevölkerungsgruppen diskriminiert werden. Sie haben Unruhen heraufbeschworen und haben demonstriert, in dem Bestreben, gleiche Rechte für alle zu erkämpfen. E. Smith weist in einem Artikel des New York Times Magazine darauf hin, wie diese Bewegung die Kriminalität beeinflußt hat:
„Vor zehn Jahren erhoben sich warnende Stimmen: Wenn wir jetzt das kriminelle Verhalten der Bürgerrechtskämpfer übersehen — die Sache, die sie vertreten, mag noch so edel und die Gesetze mögen noch so ungerecht sein —, schaffen wir die Voraussetzungen dafür, daß andere sagen können: ,Sie gehen straflos aus, warum können wir nicht ebenso handeln?‘“
Der Verfasser dieses Artikels schrieb, diese Art von Gesetzlosigkeit habe dazu beigetragen, daß die Kriminalität ein Bestandteil der Gesellschaft geworden sei. Aber viele Menschen sind aus anderen Gründen von der heutigen Gesellschaft enttäuscht. Diese Enttäuschungen führen zu kriminellem Verhalten.
In unserem Jahrhundert haben viele Länder Kriege geführt und dabei durch den wahllosen Abwurf von Bomben Tausende von unschuldigen Menschen getötet oder verletzt. Die Geistlichkeit hat die kriegführenden Armeen und ihre Waffen gesegnet. Manche Menschen — insbesondere junge — können sich mit diesen von heuchlerischen Politikern und religiösen Führern begangenen „Verbrechen“ nicht abfinden. Die vom Staat erlassenen Gesetze werden daher geringgeachtet. Der Sittenmaßstab der Bibel, von der Geistlichkeit falsch dargestellt, wird mit Füßen getreten.
Oft hört man auch von „Wirtschaftskriminalität“. Organisationen, die zum Schutz des Konsumenten geschaffen worden sind, berichten immer wieder darüber, daß verfälschte Lebensmittel verkauft werden und große Betriebe sich weigern, Unfallschutzvorrichtungen anzubringen. Ein Fachmann auf dem Gebiet des Konsumentenschutzes schreibt in dem Buch America, Inc.: „Das Gesetz ist so abgefaßt, daß es viel leichter ist, jemand, der Münzautomaten in Fernsprechkabinen geknackt hat, zu fünf Jahren Zuchthaus zu verurteilen, als einen Direktor zu sechs Wochen Gefängnis, der sich der unerlaubten Preisabsprache schuldig gemacht hat, bei der es um eine Milliarde Dollar ging.“
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