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Rechte oder Pflichten?Der Wachtturm 1973 | 1. Juni
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Rechte oder Pflichten?
„Mein Sohn, mein Gesetz vergiß nicht, und meine Gebote möge, dein Herz beobachten, denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden dir hinzugefügt werden.“ — Spr. 3:1, 2.
1—3. (a) Welche Einstellung haben die Menschen der Welt heute, was Rechte betrifft? (b) Auf wen bezieht sich der Apostel Paulus in 2. Timotheus 3:1-5, und was wird allen widerfahren, die den Geist haben, von dem in Epheser 2:2 die Rede ist?
FÜR die Menschen der Welt ist es heute von großer Bedeutung, ihre Rechte durchzusetzen. Viele glauben, sie hätten das Recht, zu tun, was ihnen gefalle, ohne Rücksicht auf andere. Demzufolge ist die Welt, besonders die sogenannt „christliche“ Welt, in die Lage geraten, die in der Bibel vorhergesagt worden ist, nämlich daß die Menschen ‘anmaßend, hochmütig, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, unbesonnen’ sein würden. — 2. Tim. 3:1-4.
2 Dies ist der Geist der Welt. Es ist der „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“. (Eph. 2:2) Wir wissen, daß er uns überall umgibt und auf jedermann Druck ausübt. Wir sollten nicht meinen, der Apostel Paulus habe sich bei der Beschreibung der obenerwähnten schlechten Zustände auf die Welt derer bezogen, die nicht an Gott glauben. Nein, er erklärte, diese ungehorsamen Menschen würden „eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen“. (2. Tim. 3:5) Gemäß der Bibel würden diese Zustände in der Christenheit eintreten, und so ist es auch. Alle, die diesen schlechten Geist haben, werden schließlich sterben. — Offb. 21:8.
3 Wenn daher irgend jemand diesem schlechten Vorbild folgt, so befindet er sich in der Ungunst Gottes, ob er einer Kirche angehört oder nicht und selbst wenn er sich von den Religionssystemen der Christenheit getrennt hat und ein Zeuge Jehovas geworden ist. Alle, die den Geist der Unabhängigkeit haben und anmaßend und eigensinnig sind oder die von diesem Geist auch nur in geringem Maße angesteckt worden sind, befinden sich in großer Gefahr.
4, 5. Wozu hat dieser Geist sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen geführt?
4 Dieser Geist spiegelt sich in den Nachrichten wider, die wir lesen, besonders in bezug auf die heutige Jugend. Die Tumulte an Schulen und höheren Lehranstalten sind ein Beispiel dafür. Schüler und Studenten haben sogar Gewehre und andere todbringende Waffen bei sich. Sie zerstören das Eigentum der Schule, die sie besuchen, um dort eine Ausbildung zu erhalten. Wir lesen, daß Jugendliche ohne jeglichen Grund Tumulte anzetteln. Sie kommen in eine Stadt, demolieren die Läden und stürzen Wagen unschuldiger Fahrer um — alles ohne Ursache.
5 Diese Zerstörungsaktionen sind die Folge einer Einstellung der Selbstbestimmung, der Unabhängigkeit von allen Gesetzen und Richtlinien. Um ihre Handlungen zu rechtfertigen, behaupten die Betreffenden, sie übten ihre „Rechte“ aus. Sie möchten zeigen, daß sie sich vor niemandem zu verantworten brauchen. Selbst unter reifen Erwachsenen hat der Geist rebellischer Unabhängigkeit Einfluß gewonnen. Tausende beanspruchen das Recht auf ein garantiertes Einkommen, aber sie wollen nicht arbeiten. Sie möchten das Erfreuliche im Leben genießen, aber sie wollen nichts tun. Ursprünglich erhielten Personen im Dienstleistungsgewerbe „Trinkgelder“ für Dienste, die über das hinausgingen, was verlangt wurde. Jetzt aber werden Trinkgelder verlangt, ungeachtet der Güte des geleisteten Dienstes.
6—8. Beschreibe den Unterschied im Familienleben und auf anderen Gebieten, der bewirkt würde, wenn Pflichten statt Rechten Aufmerksamkeit geschenkt würde.
6 In der Versessenheit auf Rechte werden Pflichten somit nicht berücksichtigt. Doch denke man nur einmal daran, wieviel anders alles wäre, wenn jeder über Pflichten ebenso dächte wie über Rechte. Die heutige Situation wäre völlig anders. Dann brauchte sich jemand um seine Rechte überhaupt keine Sorgen zu machen; denn er und andere kämen ja ihren Pflichten nach.
7 Ja, um Rechte zu kämpfen führt tatsächlich zu Spaltungen. Pflichten Aufmerksamkeit zu schenken bewirkt Glück und Frieden. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie vereint eine Familie wäre, wenn jeder an seine Pflichten dächte — die Kinder gegenüber den Eltern, die Eltern gegenüber den Kindern. Es würden Vertrauen und Rücksichtnahme herrschen statt Argwohn und Streit.
8 Wenn im Berufsleben Arbeiter erkennen würden, daß ihr Arbeitgeber das Recht hat, von ihnen eine volle Arbeitsleistung zu erwarten, und wenn der Arbeitgeber auf das Wohl der Arbeiter Rücksicht nehmen und erkennen würde, daß er die Pflicht hat, einen angemessenen Lohn zu zahlen, so wären beide Teile besser daran. Auch die Kunden wären glücklich, denn sie würden gut bedient werden. Der Geschäftsablauf wäre besser, und die Arbeitsplätze wären sicherer. Aber die Welt erkennt dies nicht, da sie selbstsüchtig ist und da jeder Wert auf das legt, was er bekommen kann, ohne an andere zu denken. Diese Selbstsucht ist so verbreitet und so tief eingewurzelt, daß die Welt nicht zu bessern ist.
DIE ANSICHT DES CHRISTEN
9. Wie sind Christen zu dem Kampf um Rechte eingestellt?
9 Aber wie sind Christen gegenüber Rechten und Pflichten eingestellt? Sie haben das ihnen von Gott eingeräumte Recht sowie die Pflicht, Gott anzubeten und seinen Geboten nachzukommen, indem sie die Grundsätze der Bibel in ihrem Leben anwenden. (Matth. 4:10) Sie sollten standhaft für dieses Recht eintreten. (Matth. 22:21) Es ist kein persönliches oder von Menschen geschaffenes Recht, sondern ein Recht von Gott, daß sie vor ihm eine Pflicht zu erfüllen haben. (Matth. 28:18, 19) Wenn sie darauf bestehen, dieses Recht auszuüben, werden sie von Gott unterstützt. Aber die Bibel legt keinen Nachdruck auf persönliche Rechte. Wohl sagt sie viel über Pflichten. — Pred. 12:13; Luk. 17:10.
10—12. (a) Welchen Standpunkt nimmt der Christ in bezug auf Rechte und Pflichten vor Gott ein? (b) Wie sollte der Christ zur Ausübung gewisser „moderner“ Gewohnheiten eingestellt sein?
10 Welchen Standpunkt nehmen wahre Christen ein, die vom Wege dieser Welt umgekehrt sind und Glauben an das Loskaufsopfer Christi ausüben? In der Bibel wird zu ihnen gesagt: „Auch gehört ihr nicht euch selbst, denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Auf jeden Fall verherrlicht Gott in dem aus euch bestehenden Leibe.“ (1. Kor. 6:19, 20) Es besteht somit sehr wenig Grund, daß diese Menschen gegenüber Gott von Rechten sprechen würden, denn aufgrund des Blutes seines Sohnes gehören sie ihm. Sie haben eine Pflicht, nämlich: „Auf jeden Fall verherrlicht Gott.“ Wir können Gott verherrlichen, indem wir friedfertig sind, indem wir zufrieden sind und indem wir geduldig sind, selbst wenn unsere Rechte von jemand anders verletzt werden. Wir verherrlichen Gott, wenn wir unseren Pflichten nachkommen, indem wir nicht etwas verlangen, was wir für unsere persönlichen Rechte halten, und indem wir anderen keinen Kummer oder Ärger bereiten, weil wir auf solchen „Rechten“ bestehen würden. — Spr. 11:2.
11 Christen sollten daher nicht denken, sie könnten, nur weil eine gewisse Gewohnheit in der Welt üblich sei, darauf als auf ihrem Recht bestehen, ohne auf die Christenversammlung und auf deren reifes Denken Rücksicht zu nehmen. Warum sollte ein Christ versuchen, den Geist der Welt oder das, was diesem Geist entspricht — zum Beispiel extreme Kleidermoden, extreme Musik und sogenannte moderne Gewohnheiten —, in sein Leben hineinzubringen, wenn er doch ein Teil der Versammlung ist? Ja, warum sollte er versuchen, so etwas in die Versammlung Gottes hineinzubringen?
12 Jemand könnte sagen: „Das ist eben modern. Wir möchten das tun, was modern ist, und mit der Welt Schritt halten.“ Aber überlege einmal — der Geist dieser Welt wird zusehends schlechter und geht zugrunde; und wir können erwarten, daß es im Laufe der Zeit noch schlimmer wird. Jede Generation in der Vergangenheit hat gemeint, sie sei „modern“ und den übrigen voraus, aber was ist mit diesen Generationen und ihren Bräuchen geschehen? Die Bibel sagt: „Da ist eine Generation, die rein ist in ihren eigenen Augen, die aber nicht von ihrem eigenen Kot rein gewaschen ist.“ — Spr. 30:12.
13. Was sollten wir jetzt tun, statt unabhängig eingestellt zu sein, und warum?
13 Sollten wir in der Versammlung Aufsehen erregen oder unabhängig eingestellt sein und auch nur ein wenig darin nachlassen, jetzt völlig mit der Versammlung zusammenzuarbeiten? Wir sehen, daß die Sturmwolken der „großen Drangsal“ immer dunkler werden und daß das „Klima“ dieser Welt immer frostiger wird, und deshalb sollten wir uns vielmehr enger an die christliche Organisation halten und in inniger Liebe immer fester zueinanderhalten. (Spr. 18:1) Wir sollten besonders sorgfältig auf unsere Einstellung und auf unser Ansehen bei Gott achtgeben. Der Apostel Petrus bringt diese Notwendigkeit sehr deutlich zum Ausdruck: „Wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, wo wird sich der Gottlose und der Sünder zeigen?“ 1. Petr. 4:18.
14. Warum ist es sinnlos, sich wegen einer Mode oder eines Vorbildes, dem diese Welt folgt, zu ereifern?
14 Überdies mag das, was wir gerade jetzt für so wichtig halten mögen, in Gottes neuer Ordnung überhaupt nichts bedeuten. Ja, schon in einem Jahr mag das, wofür wir kämpfen mögen, weil wir es für ein Recht halten (irgendeine Mode, eine Gewohnheit, eine bestimmte Musik), völlig veraltet sein. Dann möchten wir es selbst nicht mehr. Warum sollten wir es daher jetzt in die Versammlung hineinbringen wollen? Moden und Vorbilder der Welt vergehen schnell und werden vergessen. Aber Gottes Versammlung bleibt immerdar bestehen. In der Bibel heißt es: „Die Szene dieser Welt wechselt.“ (1. Kor. 7:31) Sie wechselt jetzt vom Schlechten zum Schlimmeren, aber sie wird vollständig ersetzt werden. (1. Joh. 2:17) Sie wird völlig aus der Mode kommen. Wo werden dann die jetzigen Modeerscheinungen geblieben sein — das struppige Haar, die unordentliche Kleidung? Wo wird all das sein, worauf wir jetzt bestehen mögen, weil wir es für unser Recht halten?
UNSERE BEWEGGRÜNDE UNTERSUCHEN
15. Warum ist es vorteilhaft, wenn wir dem Rat Aufmerksamkeit schenken, den verantwortliche Männer in der Versammlung erteilen mögen?
15 Jehova liebt alle, die sich im Glauben an ihn wenden. Er wünscht Dienst und Gehorsam, die von Herzen kommen. (Röm. 6:17) Dementsprechend ist es das Ziel der Christenversammlung, klarzumachen, was Jehovas Wille ist, und allen Gliedern der Versammlung den Grund dafür verstehen zu helfen — allen behilflich zu sein, Jehova genauer kennenzulernen. Daher ist es sehr vorteilhaft, wenn wir auf den Rat achten, den verantwortliche Personen in der Versammlung zu aufkommenden Problemen geben. (Vergleiche 2. Mose 18:15, 16.)
16—18. Wie kann jemand seine eigene Einstellung und seine Beweggründe untersuchen, wenn es darum geht, etwas zu tun, was vielleicht richtig zu sein scheint?
16 Wenn du dir wegen einer Frage, die deine Rechte betrifft, Gedanken machst, so ist es gut, zu untersuchen, welches eigentlich deine Überlegungen und Beweggründe sind und wie sie der Denkweise Gottes entsprechen. Um dies durch ein Beispiel zu veranschaulichen, wollen wir einen Mann oder einen Jungen betrachten, der langes, wenig gepflegtes Haar hat. Vielleicht gefällt dir diese Haartracht, und du trägst das Haar so, und vielleicht hat einer der Brüder dir den Hinweis gegeben, daß es angebracht wäre, dir das Haar schneiden zu lassen und es ordentlicher zu tragen.
17 Du könntest dich fragen: „Trage ich das Haar so, weil ich meine, daß ich dadurch besser aussehe, oder trage ich es so wegen der Personen, mit denen ich Umgang habe? Sind diese Personen mit der Versammlung verbunden, oder sind es Außenstehende, Menschen aus der Welt? Wer in der Versammlung hat gegebenenfalls diese Haartracht — die Reifen, die Ältesten oder die Dienstamtgehilfen, diejenigen, die im Dienst eifrig sind?“ Wenn du hierüber nachdenkst, so vergiß nicht die Ermahnung des Apostels: „Gedenket derer, die unter euch die Führung übernehmen, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und während ihr den Ausgang ihres Wandels genau betrachtet, ahmt ihren Glauben nach.“ — Hebr. 13:7.
18 Frage dich dann: „Mit wem werde ich durch meine Haartracht in den Augen der Allgemeinheit in e i n e Gruppe eingestuft? Würde mich jemand, bei dem ich vorspreche, als einen Prediger der Zeugen Jehovas betrachten?“ Warum würdest du dir unter außenstehenden Freunden merkwürdig vorkommen, wenn du kein langes Haar trügest? Fürchtest du dich vor dem, was sie sagen könnten? Meinst du, daß sie von dir als einem Zeugen Jehovas erwarten, daß du dich so kleidest wie sie? Oder denkst du, sie würden dich mehr achten, wenn du dich als Prediger so wie sie kleidest?
19, 20. Welchem Beispiel zu folgen ist vernünftig, wenn uns Brüder in der Versammlung empfehlen, hinsichtlich einer Mode oder Gewohnheit eine Änderung vorzunehmen?
19 Wärest du bereit, eine Änderung vorzunehmen, wenn dir die verantwortlichen Brüder in der Versammlung empfehlen, deine Kleidung oder Haartracht zu ändern, oder wenn andere meinen, sie gezieme sich nicht für einen Prediger? Du könntest vielleicht denken, sie befänden sich im Irrtum oder seien vielleicht unmodern und es bestehe keine Notwendigkeit, eine Änderung vorzunehmen, nur weil andere in der Versammlung sich an etwas stören. Würdest du aber dem Beispiel folgen, das Christus selbst gab?
20 Über Jesus erklärte der Apostel Paulus: „Denn auch Christus hat sich nicht selbst gefallen, sondern so, wie geschrieben steht: ,Die Schmähungen derer, die dich schmähten, sind auf mich gefallen.‘“ (Röm. 15:3) Christus forderte nicht seine Rechte. Es wäre viel bequemer für ihn gewesen, sich anders zu verhalten. Aber welche Hilfe hätte er uns dann leisten können? — Matth. 26:53, 54; 2. Kor. 5:14, 15.
21. Wie zeigt der Apostel Paulus, daß es unchristlich ist, wenn ein Glied der Versammlung auf irgendeiner Gewohnheit besteht, durch die andere zum Straucheln gebracht werden?
21 Angenommen, jemand würde dich auffordern, kein Fleisch mehr zu essen, weil dadurch jemand in der Versammlung zum Straucheln gebracht würde. Was? Ein so grundlegendes Recht aufgeben? Doch der Apostel Paulus folgte dem Beispiel Christi, als er schrieb: „So laßt uns denn den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen, und den Dingen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen. Hört auf, das Werk Gottes bloß der Speise wegen niederzureißen. ... Es ist gut, nicht Fleisch zu essen noch Wein zu trinken, noch irgend sonst etwas zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt.“ Dann sagt Paulus zu jemandem, dessen Gewissen durch den Genuß von Fleisch nicht beunruhigt wird, der sich aber im Interesse des Wohls der Versammlung davon enthält: „Habe den Glauben, den du entsprechend dir selbst hast, vor Gottes Augen.“ — Röm. 14:19-22 (vergleiche 1. Korinther 8:12, 13).
22. Nenne weitere Gründe, weshalb wir eine Änderung vornehmen sollten, wenn unsere Brüder glauben, durch eine gewisse Gewohnheit oder Mode werde ein verkehrtes Licht auf die gute Botschaft vom Königreich geworfen.
22 Es ist also besser, wenn du nachgibst und die Befriedigung der inneren Gewißheit hast, daß du Gott wohlgefällst, wenngleich du nicht völlig mit der Ansicht anderer übereinstimmst und wenngleich du meinst, daß das, was du jetzt tust, in Ordnung sei. Wer sieht die Kleidung oder Haartracht, die dir gefällt, letzten Endes am meisten? Wer weiß, wie sie dir wirklich steht, und wer kann dein Aussehen mit dem Aussehen anderer vergleichen? Du siehst dich doch nicht selbst. Andere sind es, die dich von allen Seiten sehen. Wenn deine Brüder meinen, dein Aussehen erwecke bei anderen einen verkehrten Eindruck oder lasse die Botschaft, die du überbringst, in einem falschen oder in einem schlechten Licht erscheinen, warum solltest du dann keine Änderung vornehmen und glücklich sein?
ES GEHT NICHT UM DIE MODE, SONDERN DARUM, WELTLICHE GEWOHNHEITEN NICHT MITZUMACHEN
23. In welcher Situation befand sich in Israel ein Mann, der sich lieber glatt rasiert hätte, statt sich einen Bart wachsen zu lassen?
23 Wir können die Frage der Haartracht oder der Kleidung auch von einem anderen Standpunkt aus betrachten. Nimm, wenn du ein Mann bist, einmal an, du würdest in der Zeit der Israeliten unter dem Gesetz leben und würdest keinen Bart mögen. Vielleicht würde dir das Aussehen der Ägypter gefallen, die sich glatt rasierten. Was würdest du tun? Würdest du dein persönliches Recht geltend machen, dich zu rasieren? Nein, denn du hättest kein solches Recht. Du müßtest einen Bart tragen, denn das Gesetz gebot allen Männlichen: „Ihr sollt euer Haar an den Kopfseiten nicht rundum stutzen, und du sollst deine Bartenden nicht zerstören.“ — 3. Mose 19:27; 21:5.
24. Aus welchem Grunde wurde das Gesetz erlassen, das von den Israeliten verlangte, einen Bart zu tragen?
24 Wurde dieses Gesetz aus Modegründen erlassen? Nein. Es sollte die Israeliten davor bewahren, die Handlungsweise einiger der sie umgebenden heidnischen Nationen nachzuahmen. Die Israeliten sollten jedoch dafür sorgen, daß ihre Bärte gestutzt, ordentlich und gut gepflegt waren. Wenn jemand einen ungepflegten Bart trug oder den Bart abrasiert hatte, so war das ein Zeichen von Kummer und Trauer über ein Unglück. (2. Sam. 19:24-28; Jes. 7:20) Auch das Haar wurde von Zeit zu Zeit geschnitten, es sei denn, jemand hätte unter dem Gelübde eines Nasiräers gestanden. In Hesekiels Prophezeiung wird den Priestern geboten, ihr Haar zu stutzen und es nicht lose zu tragen. — Hes. 44:15, 20.
25, 26. Wie zeigt uns Gottes Wort, welche Ansicht Gott hinsichtlich, der Schicklichkeit der Kleidung hat?
25 Ferner berücksichtigte Gott, daß jemand durch die Art seiner Kleidung falsch eingestuft werden kann, denn er gebot: „Kein Kleidungsstück eines körperlich tauglichen Mannes sollte einer Frau angelegt werden, noch sollte ein körperlich tauglicher Mann den Überwurf einer Frau tragen; denn irgend jemand, der diese Dinge tut, ist für Jehova, deinen Gott, etwas Verabscheuungswürdiges.“ (5. Mose 22:5) Warum? Weil dadurch Anlaß zur Unsittlichkeit gegeben würde.
26 Zwar sind einige Arten von Kleidungsstücken einander ähnlich, zum Beispiel Damenhosen und Männerhosen, doch besteht gewöhnlich ein eindeutiger Unterschied in der Machart oder im Stoff. Aber wenn jemand Kleidung trägt, durch die er vom anderen Geschlecht fast nicht zu unterscheiden ist, so ist dies in Jehovas Augen schlecht. Dasselbe gilt in bezug auf Kleidung, die so eng oder knapp ist, daß sie zur Unsittlichkeit beiträgt und der Betreffende dadurch mit Personen in dieselbe Gruppe eingestuft wird, die für abscheuliche Gewohnheiten bekannt sind. Wenn du daher gern auf einer bestimmten Haartracht oder Kleidung oder auf irgendeiner Gewohnheit bestehen möchtest, so frage dich: „Möchte ich dadurch Weltmenschen nachahmen?“
„DIE NATUR SELBST“ LEHRT UNS
27, 28. (a) Wie gibt uns der Apostel Paulus einen guten Anhaltspunkt hinsichtlich dessen, was für einen Christen in bezug auf die Mode richtig ist? (b) Wie äußern sich gewisse Bibelgelehrte über das Wort „Natur“?
27 In der Bibel werden keine ausdrücklichen Regeln darüber aufgestellt, wie lang zum Beispiel jemandes Haar oder wie lang ein Rock sein sollte. Aber der inspirierte Apostel gibt dennoch gute Anhaltspunkte, die es dem aufrichtigen, Gott hingegebenen Christen und der Versammlung ermöglichen, zu wissen, ob eine Modeerscheinung oder ein Brauch passend oder richtig ist. Er erklärt: „Lehrt euch nicht die Natur selbst, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es ihm zur Unehre gereicht, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es ihr zur Herrlichkeit gereicht? Denn ihr Haar ist ihr statt einer Kopfbedeckung gegeben.“ — 1. Kor. 11:14, 15.
28 Zu diesen Worten des Apostels äußert sich der Bibelgelehrte Albert Barnes wie folgt:
„Das Wort Natur ... bezeichnet offensichtlich den Sinn für das Schickliche, den alle Menschen haben und der in irgendeinem vorherrschenden oder allgemeinen Brauch zum Ausdruck kommt. ... Dies ist so, wie es der natürliche Sinn der Menschen für das, was angebracht ist, verlangt. ... Mit dem Wort ist daher an dieser Stelle nicht die Beschaffenheit der Geschlechter gemeint, ... auch nicht lediglich die Sitten und Gebräuche, ... sondern es bezieht sich auf ein tiefes inneres Gefühl für das, was recht und richtig ist.“
Und der Gräzist Dr. A. T. Robertson erklärt:
„Hier ist damit der ursprüngliche Sinn für das Schickliche gemeint (vgl. Röm. 2:14), nicht nur das Brauchtum, aber dieser beruht auf dem objektiven Unterschied in der Beschaffenheit der Dinge.“
29. (a) Weshalb benötigt ein Christ keine Regeln über das, was er tun und was er lassen sollte? (b) Was sollte jemand tun, wenn er einmal nicht Bescheid weiß?
29 Es handelt sich daher nicht darum, daß einem genau gesagt werden muß, was man tun und was man lassen sollte, wie dies durch Regeln geschehen würde. Wenn wir Christen sind und unser Herz liebt, was recht ist, wissen wir von Natur aus, besonders aufgrund unseres geschulten Gewissens, ob etwas die Herrlichkeit der guten Botschaft, die wir predigen, erhöht oder beeinträchtigt. Wir wissen, ob wir den Ruf oder das Ansehen der Versammlung in den Augen anderer fördern oder schädigen. Wenn jemand dies aber nicht weiß, dann sollte er sich von dem guten Gewissen der Christenversammlung leiten lassen. Er sollte den guten Rat der verantwortlichen Brüder annehmen und sich auf ihr gutes Urteilsvermögen verlassen. — Spr. 12:15.
30. (a) Welche Verpflichtung ruht auf allen, die in der Versammlung eine verantwortungsvolle Stellung bekleiden? (b) Wie lautet ein maßgebender Grundsatz, der uns Sicherheit bietet? (c) Warum sollten wir mehr an Pflichten als an Rechten interessiert sein?
30 Wahre Christen lieben einander, und diejenigen, die verantwortungsvolle Stellungen bekleiden, sind verpflichtet, nur das zu tun, was für ihre Brüder am besten ist, sei es durch das Beispiel, das sie geben, oder durch den Rat, den sie erteilen. Auch sollten sich die Handlungen eines jeden von uns stets nach dem Grundsatz richten: ‘Schmücke ich die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen?’ Wenn wir unseren Pflichten nachkommen und mit ganzer Seele arbeiten, als wäre es für Jehova und nicht für Menschen, so wird uns Jehova mit Segnungen belohnen, die weit größer als irgendwelche „Rechte“ sind, die wir uns verschaffen mögen, ferner mit Jahren des Lebens und mit Frieden. — Tit. 2:10; Kol. 3:23, 24; Spr. 3:1, 2.
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Ein freies, aber gehorsames VolkDer Wachtturm 1973 | 1. Juni
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Ein freies, aber gehorsames Volk
„Seid gleich freien Menschen, und behaltet doch eure Freiheit nicht als einen Deckmantel für Schlechtigkeit, sondern als Sklaven Gottes. Ehret Menschen von allen Arten, habt Liebe zur ganzen Bruderschaft, habt Gottesfurcht.“ — 1. Petr. 2:16, 17.
1. Welche Freiheit hatten Paulus und seine Mitjünger, wie der Apostel es zeigte?
„CHRISTUS [hat] uns frei gemacht. Darum steht fest, und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Sklaverei spannen.“ Diese Worte schrieb der Apostel Paulus, nachdem er die Freiheit der Söhne Gottes beschrieben hatte, die auch Söhne der freien himmlischen Organisation Gottes, des „Jerusalem droben“, ihrer „Mutter“, waren. Diese „Mutter“ oder Organisation erfreute sich zwar der Freiheit eines vollkommenen Verhältnisses zu Gott, doch wurde sie als das ‘Weib’ Jehovas Gottes dargestellt. In dieser Eigenschaft hatte sie eine relative Freiheit. Sie war ihrem großen himmlischen Ehemann, ihrem Haupt, untertan. Und als Söhne hatten auch Paulus und diejenigen, die mit ihm Christus nachfolgten, eine relative Freiheit, denn sie waren ebenfalls ihrem himmlischen „Vater“ und ihrer himmlischen „Mutter“ untertan. Als Kinder mußten sie ‘der Zucht ihres Vaters und dem Gesetz ihrer Mutter’ gehorchen. — Gal. 5:1; 4:26; Spr. 1:8.
2. Wieso ist Gottes Volk frei, doch weshalb hat es keine absolute Freiheit?
2 Gottes Volk ist heute frei, weil es ‘die Wahrheit kennt, und die Wahrheit hat es frei gemacht’. (Joh. 8:32) Die Freiheit, die es hat, dient ihm jedoch zum Guten, nicht zum Schlechten. Gottes Volk kann in vollem Maße die Früchte des Geistes hervorbringen, denn „gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz“. (Gal. 5:23) Diese Früchte sind alles, was für ein vollständiges Glück nötig ist; Schlechtes zu tun führt nur dazu, daß man wieder der Sünde und dem Tode versklavt wird. Um weiterhin das zu tun, was gut und nützlich ist, muß Gottes Volk dem, der es frei gemacht hat, Jesus Christus, gehorsam sein.
EINE UNTERWERFUNG, DIE GUTES BEWIRKT
3. Welcher Unterwerfung, die Gehorsam verlangt, hat Gott in der Christenversammlung Geltung verschafft?
3 Auch hat Gott auf Erden für eine Einrichtung gesorgt, der er sein Volk unterworfen hat. Dies ist die Versammlungsorganisation. Darin hat er gewisse Personen eingesetzt, die seine „Herde“, die Versammlung, hüten und leiten sollen. Bestimmte Männer sind in Stellungen eingesetzt worden, um der Versammlung zu helfen, das ihr aufgetragene Werk durchzuführen, nämlich die gute Botschaft vom Königreich zu predigen. Diese Männer achten auch auf das Wohl der einzelnen Glieder der Versammlung, indem sie ihnen helfen, die Grundsätze der Bibel in ihrem Leben anzuwenden. Diesen Männern soll der Christ ebenfalls gehorchen, denn der Apostel gebietet: „Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen, und seid unterwürfig, denn sie wachen beständig über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen werden, damit sie dies mit Freude und nicht mit Seufzen tun mögen, denn das wäre euch zum Schaden.“ — Hebr. 13:17.
4. Unter welche weiteren Gesetze des Gehorsams hat Gott den Christen gestellt, und sind sie für den christlichen Dienst ein Hindernis?
4 Des weiteren wird Christen geboten, „den obrigkeitlichen Gewalten untertan“ zu sein, das heißt Herrschern der Regierungen in dieser Welt. Sie sollen die Gesetze befolgen, die nicht mit Gottes Gesetzen in Widerspruch stehen. (Röm. 13:1; vergleiche Apostelgeschichte 4:19; 5:29.) Christliche Sklaven sollen ihren Herren untertan sein, und dieser Grundsatz gilt heute für Arbeitnehmer, die „volle, gute Treue an den Tag legen“ sollten. (Tit. 2:9, 10) Kinder sollen ihren Eltern gehorchen. (Eph. 6:1-3) All diese Gebote hindern Christen nicht daran, Gutes zu tun und ihren christlichen Dienst durchzuführen, sondern dadurch, daß sie diese Gesetze befolgen, verherrlichen sie vielmehr Gott und fördern die Königreichsinteressen.
5. In welcher Hinsicht sind Christen all ihren Brüdern untertan?
5 Der Christ muß also diesen verschiedenen Gewalten untertan sein, und diese Unterwerfung wirkt sich für ihn zum Guten aus und bewirkt größere Freiheit und größeres Glück, doch geht der Apostel noch weiter, indem er ermahnt: „In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor.“ (Röm. 12:10) In gewisser Hinsicht sind daher alle Christen all ihren Brüdern untertan, denn sie müssen den Interessen ihrer Brüder vor ihren eigenen Interessen dienen. — Mark. 10:44; 1. Petr. 5:5.
GEHORSAM ALS MERKMAL
6. Was kennzeichnet den Unterschied zwischen dem wahren Christen und dem Weltmenschen heute auf besondere Weise?
6 In welche Lage kommt hierdurch der Christ im Vergleich zu denen, die die Einstellung der Welt im allgemeinen haben? Er verhält sich gehorsam, während sie sich ungehorsam verhalten. Dies ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal. Wie ernst sollten wir daher die Angelegenheit des Gehorsams nehmen!
7. Auf welche Weise könnten wir versucht sein, für irgendeine weltliche „Sache“ einzutreten, doch woran sollten wir denken?
7 Wir mögen jedoch manchmal versucht sein, anders zu handeln. Überall um uns her sehen wir Ungehorsam gegenüber jeglicher Autorität. Überall hören wir die Menschen so sprechen. Wir sehen Ungerechtigkeiten, und wir mögen das Gefühl bekommen, diese ungehorsamen Menschen hätten recht. Wir mögen beginnen, für ihre „Sache“ einzutreten, und sogar anfangen, Gründe dafür zu sehen, in der Christenversammlung den Kampf aufzunehmen. Es mag sein, daß Jugendliche und andere in der Welt glauben, sie hätten Gründe, gegen die Verhältnisse in der Welt zu rebellieren. Gewiß, es gibt Ungerechtigkeiten. Mögen Weltmenschen tun, was sie möchten. Aber weder die Jugendlichen unter uns noch sonst irgend jemand, der zu Gottes Volk gehört, sollte sich an den Kämpfen der Welt beteiligen. Und bestimmt hat niemand Grund, gegen Gottes Einrichtung zu rebellieren oder ihr gegenüber auch nur im Geringsten ungehorsam zu sein.
8. Was würdest du angesichts der Szene am Berg Sinai über Ungehorsam gegenüber den Worten des Moses sagen?
8 Betrachte die jetzige Lage des Volkes Gottes, wie sie in der Heiligen Schrift beschrieben wird. Paulus vergleicht die Situation Israels unter Moses mit derjenigen der Christenversammlung wie folgt: „Denn ihr habt euch nicht dem genaht, was betastet werden kann und was durch Feuer entzündet worden ist, und einer dunklen Wolke und dichter Finsternis und einem Sturm und dem Schmettern einer Trompete und der Stimme der Worte; beim Hören welcher Stimme das Volk flehte, daß kein Wort für sie hinzugefügt werde. Denn der Befehl war für sie unerträglich: ,Und wenn ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden.‘ Auch war die Schaustellung derart furchterregend, daß Moses sagte: ,Ich bin voll Furcht und Zittern.‘“ (Hebr. 12:18-21) Und dennoch dachten einige, sie seien berechtigt, Moses ungehorsam zu sein. Hättest du dich solchen Männern und Frauen angeschlossen, wenn du bei jener furchteinflößenden Schaustellung am Berg Sinai zugegen gewesen wärest?
9, 10. Weshalb ist es für den Christen viel schwerwiegender, ungehorsam zu sein?
9 Paulus beschreibt des weiteren eine noch scheueinflößendere Szene: „Ihr habt euch einem Berge, Zion, genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und Myriaden von Engeln, in der allgemeinen Versammlung, und der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln eingetragen worden sind, und Gott, dem Richter aller, und dem geistigen Leben von vollkommen gemachten Gerechten und Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes, und dem Blut der Besprengung, das auf bessere Weise redet als Abels Blut.“ — Hebr. 12:22-24.
10 Dann ermahnt Paulus: „Seht zu, daß ihr den nicht abweist, der redet. Denn wenn die nicht entronnen sind, die den abwiesen, der eine göttliche Warnung auf Erden ergehen ließ, werden wir noch viel weniger entrinnen, wenn wir uns von dem abwenden, der von den Himmeln her redet.“ „Mögen wir fernerhin unverdiente Güte haben, durch die wir Gott auf annehmbare Weise mit Gottesfurcht und Scheu heiligen Dienst darbringen können.“ — Hebr. 12:25, 28.
WIE NIMMST DU RAT AN?
11, 12. Auf welcherlei Weise könnten wir Rat, den uns ein verantwortlicher Bruder erteilt, nicht beachten oder sogar mißachten, aber wieso würden wir dadurch gegen unsere Interessen handeln?
11 Glauben wir, daß dies tatsächlich wahr ist, nämlich daß sich Christen in einer solch furchteinflößenden Lage befinden? Mit welcher Einstellung sollten wir dann auf die geistige Ermahnung hören, die wir ständig empfangen? Und wie sollten wir reagieren, wenn eine Situation entstehen sollte, in der jemand, der Autorität hat, ein Bruder, Rat erteilt? Sollten wir darin eine Beleidigung oder eine Beschimpfung sehen und denken: „Was für ein Recht hat er, so mit mir zu reden?“ oder: „Ich habe ein Recht, das zu tun (oder nicht zu tun); er hat keine Befugnis, mich zu zwingen.“?
12 Warum wäre eine solche Einstellung verkehrt? Und warum wäre es ebenso verkehrt, den Anschein zu erwecken, als höre man zu, nur weil man weiß, daß man den, der mit einem spricht, respektieren sollte, und als stimme man ihm sogar zu, aber den Rat tatsächlich „zu dem einen Ohr hinein- und zum anderen wieder hinausgehen“ zu lassen? Weil es einiges gibt, was die Versammlung zwar nicht gebieten kann, was aber zum Wohl der ganzen Versammlung dient, auch zu deinem Wohl, denn dein Wohl ist mit der Versammlung verknüpft, wenn du möchtest, daß dir Jahre des Lebens und Frieden hinzugefügt werden.
13. Was sagt jemand gewissermaßen, wenn er Rat, der ihm erteilt wird, außer acht läßt, und welche Anweisung der Bibel sollte er ernsthaft betrachten?
13 Was würde jemand tatsächlich tun, wenn er die zuvor beschriebene Einstellung bekundete? Er würde gewissermaßen sagen, daß Gott seine Versammlung nicht leite, daß Gott uns durch seine Organisation nicht den richtigen Weg lehre. Dadurch wird ein Mangel an Glauben bekundet. Möchte irgend jemand von uns dies wirklich sagen? Er sollte ernsthaft die Worte des Apostels aus Hebräer 3:16-19, 4:11-13 und 12:1 betrachten.
NICHT ALLE FREIHEITEN SIND RECHTE
14. (a) Welcher Grundsatz ermöglicht es uns, zu wissen, was zu tun wir körperlich die Freiheit haben mögen, wozu wir aber nicht das Recht haben? (b) Womit geraten wir in Konflikt, wenn wir uns über den Rat hinwegsetzen, den wir in der Versammlung über unseren Umgang erhalten?
14 Wir wollen einmal eine Situation betrachten, in der uns die Versammlung nicht gebieten kann, etwas zu tun oder zu unterlassen. Es gibt Dinge, die zu tun wir die Freiheit haben, und zwar insofern, als uns wahrscheinlich niemand daran hindern wird. Wir haben zum Beispiel körperlich die Freiheit, Umgang zu haben, mit wem wir wollen, aber wir haben als Christen kein Recht, Umgang mit der Welt zu pflegen. Schlechte Gesellschaft ist weder für uns selbst noch für unsere Brüder in der Versammlung von Vorteil, und sie dient auch nicht zur Erbauung. Natürlich kann die Versammlung gegenüber einer Person nicht die Folgen der Verletzung des Grundsatzes wirksam werden lassen, gemäß dem ‘schlechte Gesellschaft nützliche Gewohnheiten verdirbt’, aber der Betreffende wird dennoch die schädlichen Folgen zu spüren bekommen, denn Gott kann und wird all seinen Gesetzen Geltung verschaffen. „Gott läßt sich nicht verspotten.“ — 1. Kor. 15:33; Gal. 6:7.
15. Mit wem haben wir Umgang, wenn wir „ausgefallene“ Modeerscheinungen mitmachen?
15 Wenn wir die Modetorheiten der Welt, die recht „ausgefallen“ sind, und die Handlungsweise der Welt mitmachen oder nachahmen möchten, so können wir das tun, aber wer wird dadurch erbaut? Mit wem haben wir dann Umgang? Hauptsächlich mit den Unterhaltungskünstlern. Es mag für uns den Anschein haben, daß sie in der Mehrheit sind und daß ihre Stimme die Mehrheit darstellt, da wir sie im Fernsehen und in Filmen sehen. Aber wer geht führend darin voran, die Verderbtheit auszubreiten? Ebenfalls die Welt der Unterhaltungskünstler. Auf der Bühne und auf der Leinwand werden Nacktheit, Geschlechtsverkehr und Perversion gezeigt, und es wird versucht, Filme immer anstößiger, schauerlicher und widerlicher werden zu lassen. In der Werbung für einen Film hieß es, jeder Kinobesucher werde eine „Tüte“ erhalten für den Fall, daß er sich während des Films übergeben müsse.
16. Welche Frage könnte man über jemand stellen, der beginnt, Weltmenschen nachzuahmen?
16 Wie weit will nun jemand gehen, wenn er beginnt, die Unterhaltungskünstler oder diejenigen nachzuahmen, die das lieben, was diese Künstler darstellen? Wird er sich ausziehen, wenn sie es tun? Wird er das tun, wozu Theaterbesucher in New York aufgefordert wurden, nämlich auf die Bühne zu kommen und mitzumachen? Nur wenige werden das tun wollen. Aber wann wird jemand, der dem Beispiel, das diese Leute geben, halbwegs folgt, nicht mehr mitmachen? Außerdem verunreinigt ein Christ sein Leben, wenn er die geringste Spur ihrer Einstellung in sein Leben hineinbringt. Daher hat er kein Recht, solche Dinge in die Versammlung hineinzubringen, sondern er hat vielmehr die PFLICHT, sie davon fernzuhalten.
17. Wie kann man wissen, ob eine gewisse Gewohnheit gut ist oder nicht?
17 Der Apostel sagt uns, was dafür entscheidend ist, ob wir eine gewisse Gewohnheit mitmachen sollten oder nicht. Er erklärt: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Ein jeder kann seine Handlungsweise untersuchen. Wenn diese anderen in geistiger Hinsicht wirklich hilft, so tut er das Rechte. — 1. Kor. 10:24.
DER VERSAMMLUNG IN IHREM KAMPF BEISTEHEN
18. Welches ist in unserer Zeit eine sehr ernste Frage, und wie sind wir in diese Frage verwickelt?
18 In unserer Zeit, in der jeder Bestandteil und jede Einrichtung des Systems dieser Welt verunreinigt ist, verderbt ist und zugrunde geht, lautet die Frage: Wird die Versammlung Gottes ebenfalls durchsetzt und verderbt werden? Wird sie als die einzige Organisation der Welt, die Gottes Namen und seine gerechten Grundsätze verherrlicht, rein bleiben? Dies ist eine sehr ernste Frage. Sie hängt unmittelbar mit der großen Streitfrage der Souveränität Gottes zusammen. Denke keinen Augenblick, der Teufel führe nicht den erbittertsten Krieg gegen die Versammlung. Und denke nicht, du stehest nicht in dem Kampf, denn er kämpft, um DICH als einzelnen Christen zu verunreinigen — Offb. 12:17.
19. Für welches Mittel hat Jehova gesorgt, um die Versammlung rein zu erhalten, und was erfordert dies unsererseits?
19 Gottes Versammlung wird bestehenbleiben, wie es in der Bibel vorhergesagt worden ist. (2. Tim. 2:19) Gott hat Männer in verantwortungsvolle Stellungen eingesetzt, um dafür zu sorgen, daß sie rein erhalten bleibt und daß die einzelnen Glieder der Versammlung durch die Hilfe dieser geistiggesinnten Männer geschützt werden. Wenn diese Männer daher Rat erteilen, etwas unternehmen, um ein Glied, das gesündigt hat, zurechtzuweisen, oder eine rebellische Person sogar aus der Versammlung ausschließen, so sollten wir alle mit ihnen zusammenarbeiten. Wir sollten uns darüber freuen, daß Gott solch eine schützende Einrichtung geschaffen hat.
20. Wie kann uns der Rat aus Kolosser 3:2 helfen, völlig mit der Versammlung zusammenzuarbeiten?
20 Wir können mit der Versammlung zusammenarbeiten, indem wir ‘unseren Sinn auf die Dinge droben gerichtet halten, nicht auf die Dinge auf der Erde’. „Die Dinge auf der Erde“ sind Dinge, die uns oft zusagen. Es mag uns zuerst schwerfallen, den Unterschied zu sehen, der zwischen der uns eingeräumten Freiheit, diese Dinge zu tun, und dem Recht, sie zu tun, besteht. Aber wenn wir studieren, nachsinnen und uns auf „die Dinge droben“, die Dinge Gottes, konzentrieren, so können wir deutlich sehen, welches unsere Einstellung sein sollte. — Kol. 3:2.
21. Wie können wir gegenüber der Versammlung Loyalität bekunden, wenn ein Bruder von denen, die verantwortungsvolle Stellungen bekleiden, zurechtgewiesen oder getadelt wird?
21 Wir können auch dadurch Loyalität gegenüber der Versammlung Gottes zeigen, daß wir ihren Kampf unterstützen, sich rein zu bewahren und den Irrenden durch Rat oder Zucht zu helfen. Statt in einem Bruder das Gefühl zu wecken, die ihm erteilte Zurechtweisung sei verkehrt gewesen, können wir freundlich mit ihm sprechen, ihm zeigen, inwiefern er unweise gehandelt hat, ihn tadeln und ihm erkennen helfen, wie er seinen Pfad gerademachen und viel glücklicher sein kann. Wir können die Ältesten in der Versammlung in ihrem Bemühen, ihn „wieder zurechtzubringen“, unterstützen. (Gal. 6:1) Wir werden es vermeiden, in dem Betreffenden das Gefühl zu wecken, er hätte recht. Wenn wir uns gegen die Maßnahme der Zurechtweisung äußern, so handeln wir gegen seine Interessen. Wie es in der Heiligen Schrift heißt, ‘hassen wir dann unseren Bruder in unserem Herzen’. — 3. Mose 19:17.
GEFAHR, UNTER EINE VERKEHRTE GEWALT GEBRACHT ZU WERDEN
22, 23. Erkläre die Worte des Apostels aus 1. Korinther 6:12, 13.
22 Es gibt noch eine weitere Betrachtungsweise der Frage, wie weit die Freiheit reicht, die wir als Christen haben, und wann sie durch den Gehorsam gegenüber Gott eingeschränkt wird. Betrachte die Worte des Apostels: „Alle Dinge sind mir erlaubt; aber nicht alle Dinge sind von Vorteil. Alle Dinge sind mir erlaubt; aber ich will mich nicht in die Gewalt von irgend etwas bringen lassen.“ Der Apostel erwähnt als Beispiel den Genuß von Speisen. Für nichts anderes könnte es ein begründeteres Recht geben. Aber Paulus weist darauf hin, daß der Christ bereit sein sollte nachzugeben, wenn der Genuß gewisser Speisen für andere in der Versammlung zu einer Streitfrage wird. Angesichts der Königreichsinteressen und im Vergleich zu den Interessen seiner Brüder bedeutet dies soviel wie nichts. Paulus erklärt: „Die Speisen für den Bauch und der Bauch für die Speisen; Gott wird aber sowohl ihn als auch sie zunichte machen.“ — 1. Kor. 6:12, 13; 10:23.
23 Speise ist etwas, was beim Essen vernichtet wird. Sie bleibt nicht erhalten. Auch derjenige, der sich lediglich der Befriedigung seiner fleischlichen Gelüste oder Begierden hingibt, wird zur bestimmten Zeit von Gott vernichtet werden. Was tut also in Wirklichkeit der Christ, der trotz der Gefühle der Versammlung oder entgegen dem Rat der Bibel auf einer gewissen Handlungsweise besteht? Durch seine Einstellung, durch seine Entschlossenheit oder sein Beharren darin, das zu tun, was er selbstsüchtigerweise tun möchte, wird er einer verkehrten Gewalt unterworfen. Er handelt gegenüber Gott ungehorsam. Wem erweist er daher Gehorsam und leistet er Dienst? Dem Widersacher Gottes. Er ist tatsächlich einer Handlungsweise versklavt, die nicht gut ist, und seine Einstellung wird ihn, wenn er seine Handlungsweise fortsetzt, in seinem Leben wirklich in Schwierigkeiten bringen.
24. Auf wen treffen die Worte des Paulus über die kritischen Zeiten in den „letzten Tagen“ zu, und wieso sollte dies von ernstem Interesse für uns sein?
24 Deshalb schrieb Paulus an Timotheus, einen Aufseher in Ephesus, indem er warnend erklärte, „in den letzten Tagen“ würden die Menschen „unbesonnen“, „eigenliebig“ und „anmaßend“ werden und „für keine Übereinkunft zugänglich“ sein. So etwas würde gemäß der Warnung des Paulus in einem großen Ausmaß unter angeblichen Christen der Christenheit zu sehen sein. Aber es sollte nicht zugelassen werden, daß sich diese Verhältnisse in die wahre Christenversammlung einschleichen würden. Wenn daher jemand in der Versammlung unbesonnen ist, so befindet er sich in einer schlimmeren Lage als die Unbesonnenen der Welt, denn der Apostel Petrus erklärt, daß „das Gericht beim Hause Gottes anfange“. Ein solcher Mensch hat sich vor Gott noch mehr zu verantworten als derjenige, der nicht zur Versammlung gehört. Er befindet sich in einer sehr gefährlichen Lage. — 2. Tim. 3:1-5; 1. Petr. 4:17.
HÜTE DICH DAVOR, FÜR EINE „VERÄNDERUNG“ ZU SEIN
25. Warum sollten sich Christen nicht denen anschließen, die versuchen, die Welt zu bessern?
25 Es besteht eine Gefahr für alle, besonders für Jüngere, denn überall gärt es; es wird eine „Veränderung“ verlangt. Viele, die Veränderungen wünschen, sind zweifellos ehrliche Menschen, die Verderbtheit und Ungerechtigkeit sehen und etwas Besseres wünschen, aber nicht wissen, worin es bestehen sollte. Aber diejenigen, die über Gottes Königreich unterrichtet sind und die sich der Versammlung Gottes angeschlossen haben, kennen deren theokratischen Aufbau; sie wissen, daß sie mit den Grundsätzen des Wortes Gottes übereinstimmt. Diese Personen sollten erkennen, daß die Welt völlig von Selbstsucht, die gerechten Grundsätzen ganz und gar widerspricht, durchdrungen ist und daß man sie nicht bessern kann. Es besteht kein Grund, es zu versuchen. Auch sollten sie wissen, daß sie nicht versuchen sollten, Gottes Versammlung gemäß ihren eigenen, persönlichen Vorstellungen oder gemäß den Vorstellungen derer zu ändern, die unbedingt Veränderungen in der Welt herbeiführen wollen. Wenn dies getan würde, so würde der Geist der Welt in die Versammlung hineingebracht werden, die kein Teil dieser Welt werden darf.
26. Wie wird in der Heiligen Schrift vor der Gefahr gewarnt, die für diejenigen besteht, die gemäß ihren eigenen Vorstellungen oder gemäß den Vorstellungen der Welt Veränderungen in der Versammlung herbeiführen möchten?
26 Zu welchem Ergebnis führt der gefährliche Weg, eine Veränderung zu verlangen, indem man denken würde, Gottes Versammlung sei „veraltet“ oder zumindest passe sie sich nicht genug der modernen Denkweise und modernen Vorstellungen an? Vielleicht äußert sich diese Einstellung in einem Versuch, gewisse persönliche „Rechte“ in der Versammlung durchzusetzen. Beachte, was der weise Sprücheschreiber zu seinem Sohn sagte: „Mein Sohn, fürchte Jehova und den König. Mit denen, die für eine Veränderung sind, laß dich nicht ein. Denn ihr Unheil wird sich so plötzlich erheben, daß — wer weiß vom Untergang derer, die für eine Veränderung sind?“ — Spr. 24:21, 22.
27. Was wird das Ergebnis für diejenigen sein, die von der Freiheit, die Gott ihnen gibt, Gebrauch machen, indem sie gleichzeitig die Bedingung völligen Gehorsams anerkennen?
27 Jehova liebt diejenigen, die ihm gehorchen. Er liebt den, der sein Wort liest, darüber nachsinnt und den guten Rat dieses Wortes auf sich selbst anwendet, ungeachtet, wie direkt ihn der Rat treffen mag. Welch eine Freiheit gewährt Jehova doch denen, die ihm
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