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  • Möchtest du lernen, klar zu denken?
    Erwachet! 1973 | 8. April
    • Möchtest du lernen, klar zu denken?

      KLARES Denken ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Es ist im täglichen Leben und wenn es gilt, Entschlüsse zu fassen, von großem Wert, spart es einem doch viel Zeit und Geld.

      Noch wichtiger aber ist, daß klares Denken vor Täuschungen und Gefahren bewahren kann, die einem Unbedachten zum Verhängnis werden können. Klares Denken hilft einem, mit schwierigen Problemen und Situationen im Leben fertig zu werden.

      Warum die meisten Menschen nicht klar denken

      Viele Leute leben passiv dahin und lassen andere für sich denken. Bei den meisten wird die Art des Denkens größtenteils von der Gemeinschaft und der Welt, in der sie leben, bestimmt. Sie denken und handeln ähnlich wie ihre Umgebung. Das kann man sogar an verhältnismäßig geringfügigen Dingen des Lebens erkennen, denn die meisten Menschen bilden sich ihre Meinung unter dem Einfluß der Werbung und der Massenmedien. Ein Beispiel dafür, wie sie auf wichtigeren Gebieten des Lebens vielfach andere für sich denken lassen, sind die Vorgänge in Kriegszeiten.

      Wenn in einem Land Kriegspropaganda getrieben wird, überlegt sich dann die Mehrheit der Bevölkerung sorgfältig, um welche Fragen es sich bei dem Konflikt handelt? Oder denkt sie so, wie man es von ihr erwartet? In seinem Werk über den Ersten Weltkrieg schrieb der verstorbene Winston Churchill: „Auf ein Zeichen hin werden aus den Scharen friedfertiger Bauern und Arbeiter gewaltige Heere, die sich gegenseitig abschlachten.“ Er erwähnte auch, daß die meisten Menschen jeden Befehl, ohne darüber nachzudenken, ausführten (The World Crisis, Band VI, Seite 93). Fünfundzwanzig Jahre danach ließ sich eine andere Generation von der gleichen Denkweise in einen noch größeren Krieg verwickeln — in den Zweiten Weltkrieg.

      Was ist vielen Menschen widerfahren, weil sie andere für sich denken ließen? Millionen sind umgekommen oder zu Krüppeln geworden, viele haben auf fremdem Boden einen Krieg ausgefochten, ohne zu verstehen, warum sie eigentlich kämpften. Und jetzt sehen wir, daß die Art, wie die Welt denkt, und die Bemühungen, zu denen dieses Denken geführt hat, der Welt zu keinem dauerhaften Frieden verholfen haben. Im Gegenteil, die Welt verfügt jetzt über ein größeres Arsenal von Vernichtungswaffen denn je.

      Lehnt heute aber nicht ein Teil der Bevölkerung solche Kriege ab? Ja, viele der jüngeren Generation lehnen sich gegen das „Denken“ der älteren Generation auf. Haben diese jungen Rebellen jedoch klarere oder zufriedenstellendere Vorstellungen als die Generation, deren Vorstellungen sie ablehnen? Hat ihre Rebellion wirklich zu etwas Besserem geführt?

      Das „Denken“ der Weltführer einerseits und das der jugendlichen Rebellen andererseits zeigt, daß die Denkweise des Menschen nicht zu Ergebnissen führt, die von bleibendem Wert sind. Vielleicht drängt sich dir jetzt die Frage auf: „Wenn sich das so verhält, ist es dann dem Menschen überhaupt möglich, klar zu denken?“

      Klares Denken erfordert ein bestimmtes Ziel

      Wenn man lernen möchte, klar zu denken, muß man vor allem seinem Leben einen Sinn geben oder sich ein Ziel setzen. Warum ist das so?

      Nun, das Leben gleicht einer Reise; je genauer wir unser Ziel kennen, desto besser können wir die Strecke dorthin planen. Angenommen, du wohntest in Berlin und du würdest sagen, du hättest die Absicht, nach Spanien zu fahren. Das ist eine recht ungenaue Angabe, und es gäbe verschiedene Möglichkeiten, ans Ziel zu gelangen. Sagtest du indessen, du wolltest von Berlin nach Madrid reisen, so schrumpfte die Zahl der verschiedenen Strecken, die du benutzen könntest, beträchtlich zusammen; das ist so, weil du das Ziel genauer angegeben hast. Ähnlich ist es mit dem Ziel im Leben; je klarer wir unser Ziel im Auge haben, desto sicherer wird wahrscheinlich unser Denken sein.

      Hast du jedoch gewußt, daß nur ganz wenig Menschen schlicht und klar sagen können, was sie in ihrem Leben anstreben? Folgende Äußerung Aaron Levensteins, eines Professors am City College in New York, zeigt, wie ziellos die meisten Menschen leben:

      „Die Menschen mögen ihre gegenwärtige Lage einigermaßen verstehen, aber sie können sich nicht für ein bestimmtes Ziel entscheiden. Sie leben ohne eine Weltanschauung dahin. Sie erreichen kein Ziel, weil sie sich keins gestellt haben.“

      Professor Levenstein hat recht, wenn er sagt, daß die meisten Leute ohne Ziel dahinlebten. Doch ist das nicht einigermaßen verständlich? Bietet denn ein einziges Element der heutigen Ordnung die Möglichkeit, etwas anzustreben, was von Bestand wäre, was befriedigte und worauf man sein Denken richten könnte?

      Ein echter Christ dagegen besitzt die Voraussetzungen für solch klares Denken. Warum? Weil er ein festes Ziel vor Augen hat: Er ist vor allem bemüht, Gott wohlgefällig zu sein. Um aber die Vorteile klaren Denkens zu haben, muß er sich anstrengen. Er muß die Bibel erforschen. So erfährt er, daß ihm als Belohnung ewiges Leben in Gottes gerechter neuer Ordnung in Aussicht steht. Seine Liebe zu Gott und sein Wunsch, die von Gott in Aussicht gestellte Belohnung zu empfangen, veranlassen ihn dann, Gottes sittliche Forderungen zu erfüllen und sich nicht mehr „nach diesem System der Dinge“ zu formen. Er ändert seinen Lebenswandel, und das trägt oft viel dazu bei, daß er nun besser denken kann, weil Gewissen und Geist von den unnötigen Belastungen, die ein sittenloser Lebenswandel mit sich bringt, befreit sind. — Röm. 12:2.

      Doch nun mag jemand einwenden: Wird man nicht engstirnig, wenn man nur e i n Ziel im Leben hat, während man doch „aufgeschlossen“ sein sollte? Wir wollen sehen.

      Gewöhnlich verstehen die Menschen unter Aufgeschlossenheit lediglich Duldsamkeit gegenüber den Anschauungen anderer. Aber erfordert eine solche Duldsamkeit denn wirklich, daß man denkt? Wenn jemand für alles aufgeschlossen wäre, könnte man seinen Geist mit einem Rohr vergleichen, durch das alles fließt, auch Abwässer. Niemand, der Selbstachtung besitzt, möchte aber seinen Geist mit Müll belasten. Man muß daher das, was man seinem Geist zuführt, kritisch auswählen. Kurz gesagt, man muß denken. Man darf aber auch nicht so engstirnig oder voreingenommen sein, daß man es ablehnen würde, Tatsachen zu prüfen, die das Denken fördern könnten.

      Es gilt daher, in Verbindung mit dem Denken ausgeglichen zu sein. Professor Levenstein formulierte das wie folgt: „Man muß im Denken sowohl kleinlich als auch großzügig sein.“ Wie ist uns das möglich?

      Der Nutzen guter Normen

      Man kann lernen, im Denken ausgeglichen zu sein, wenn man eine Norm zur Beurteilung neuer Kenntnisse besitzt, die einem unterbreitet werden. Mit Hilfe dieser Norm beurteilt man das, was für den Geist bestimmt ist, bewertend und wird nicht vom Anstreben seines Zieles abgelenkt, gleichzeitig verschließt man sich keinen wertvollen neuen Kenntnissen.

      Auch darin ist der Christ im Vorteil, denn er hat eine solche Norm. Er besitzt die Bibel als zuverlässige Richtschnur für sein Denken. Einerseits ist er „aufgeschlossen“, das heißt empfänglich für alles Neue auf sozusagen jedem Gebiet menschlicher Leistung, einschließlich der Kunst und der Wissenschaft. Er benutzt seine biblische Norm, um das Neue bewertend zu beurteilen, und mag es in seinen geistigen Besitz aufnehmen. Andererseits ist er gegenüber Wissen, das völlig im Widerspruch zu dem Ziel steht, das er sich aufgrund der Bibel gesteckt hat, „verschlossen“, es kann abgelehnt werden, weil es sich nicht lohnt, sich weiter damit zu befassen.

      Tagtäglich muß der klardenkende Mensch das, was ihm zum Schaden sein könnte und wogegen er sich mit Recht verschließen möchte, aussondern. Da der Mensch ständig der Propaganda der Massenmedien — Presse, Fernsehen und Rundfunk — ausgesetzt ist, ist das heute wichtiger denn je.

      Natürlich sieht man bei vielem, was heute angeboten wird, auf den ersten Blick, daß es sich nicht lohnt, sich damit zu befassen. Dazu gehören Romane, Bühnen- oder Fernsehstücke, in denen geschlechtliche Perversion, Sittenlosigkeit oder Gewalttat verherrlicht wird. Sie appellieren an die fleischlichen Begierden und verfolgen gewöhnlich den Zweck, den Verstand zugunsten der Leidenschaft auszuschalten.

      Aber selbst wenn man Bücher liest oder Sendungen hört oder sich ansieht, aus denen man noch einiges lernen könnte, muß man vorsichtig sein. Oft kommt darin auf eine ganz feine Art falsches Denken zum Ausdruck, vielleicht beeinflußt durch unbewiesene Theorien wie die Evolutionstheorie. So wird in manchen Büchern über Kinderpflege, Geschichte, Naturwissenschaft, Archäologie, Medizin, Psychologie und in Schulbüchern, ja sogar in einigen biblischen Nachschlagewerken in Verbindung mit den verschiedenen Themen, die sie behandeln, auf die Evolution als „Tatsache“ hingewiesen, oder sie wird als das vorausgesetzt. Beim Lesen solchen Stoffes muß der aufgeschlossene Mensch besonders vorsichtig sein, möchte er sich vor einem schädlichen Einfluß bewahren oder davor, „geistig krank“ zu werden — ein Ausdruck, der im ersten Jahrhundert auf einige Verfechter einer falschen Lehre angewandt wurde. — 1. Tim. 6:3-11.

      Lernst du, klar zu denken? Du hast einen guten Anfang gemacht, wenn du ein bestimmtes Ziel in deinem Leben anstrebst und wenn du eine Norm hast für die Beurteilung neuer Kenntnisse, auf die du aufmerksam gemacht wirst. Doch du magst sagen: „Ich habe ein Ziel im Leben und auch eine Norm. Doch nicht diese großen Dinge bringen mein Denken durcheinander, sondern die vielen Entscheidungen in kleinen Dingen, die man täglich treffen muß, verwirren mich. Wie kann ich so denken lernen, daß es mir gelingt, auf zweckmäßigste Art die kleineren Dinge des Alltags zu meistern?“

  • Denkhilfen für einen widerstrebenden Geist
    Erwachet! 1973 | 8. April
    • Denkhilfen für einen widerstrebenden Geist

      HAST du Mühe, in alltäglichen Dingen und bei Entscheidungen im täglichen Leben klar zu denken? Vielleicht glaubst du, nur Gelehrte und Genies seien „Denker“. Doch dem ist nicht so. Die meisten echten Denker sind gewöhnliche Menschen, die die zahllosen Aufgaben, die täglich auf sie einstürmen, vorzüglich bewältigen. Was kann dir helfen, diese Fähigkeit ebenfalls zu entwickeln?

      Hältst du dir alle deine Ziele klar vor Augen?

      Wie bereits im vorhergehenden Artikel erklärt wurde, besteht eine wichtige Voraussetzung für klares Denken darin, daß man das höchste Ziel, das man sich im Leben gesetzt hat, stets im Auge behält. Verliert man dieses Ziel aus den Augen, wird das Denken unsicher.

      Wichtig bei der Erziehung zu klarem Denken sind aber auch sogenannte untergeordnete Ziele. Manche Menschen konzentrieren sich so auf die Haupt- oder Fernziele, daß sie untergeordnete, aber ebenfalls wichtige Ziele übersehen und Probleme des Alltags ungelöst bleiben.

      Wie solche untergeordneten Ziele das richtige Denken fördern, kann wiederum anhand einer Reise veranschaulicht werden. Die Person, die von Berlin nach Madrid reist, kennt ihr Endziel. Doch mag sie die Reise in Etappen unterteilen wollen; vielleicht möchte sie in Frankfurt und Paris haltmachen. Dadurch erscheint die Reise kürzer, und die Person hat ein Nahziel, auf das sie ihre Gedanken richten kann.

      Ähnlich ist es mit unserem Leben. Ein Mensch mag das Hauptziel, das er sich im Leben gesetzt hat, kennen. Er hält es sich klar vor Augen, doch sollte er sich, nachdem er seine Verhältnisse sorgfältig geprüft hat, auch gewisse untergeordnete Ziele stecken. Wenn man auf diese hinarbeitet, scheint das Hauptziel leichter und schneller erreichbar zu sein.

      Während ein Christ sich also zum Hauptziel gesetzt hat, Gottes Gutheißung und ewiges Leben zu erlangen, setzt er sich auch untergeordnete Ziele im Leben. Ein Missionar richtet sein Denken auf das Ziel, an dem Vorrecht, Menschen in einem fremden Land zu belehren, festzuhalten. Er mag sich aber auch zum Ziel setzen, die Sprache dieses Landes zu erlernen und sich mit den Sitten der Bevölkerung vertraut zu machen. Ein Christ, der Kinder hat, mag das gleiche Fernziel verfolgen wie der Missionar, aber als Nahziel mag er anstreben, seine Frau und seine Kinder durch ein regelmäßiges Bibelstudium im Glauben stark zu machen. Ein weiteres Ziel mag darin bestehen, durch Unterhaltung und Entspannung einen Ausgleich zum Studium zu schaffen.

      Wenn einer der beiden Männer dann eine Entscheidung fällen muß, darf er nicht nur denken: „Wie wird sich das auf mein Hauptziel im Leben auswirken?“, sondern er muß sich auch fragen: „Wie wird sich das auf eines der untergeordneten Ziele, die ich mir gesetzt habe, auswirken?“ Das hilft ihm, in alltäglichen Dingen klar und richtig zu denken.

      Man kann es sich erleichtern, klar denken zu lernen, wenn man sich für jeden Tag ein Ziel setzt. Der Wunsch, täglich gewisse Aufgaben zu bewältigen, zwingt einen oft, sich zu überlegen, wie man alles am rationellsten tun könnte. Das bedeutet natürlich, daß man die Tätigkeit für jeden Tag planen muß.

      Manch einer erübrigt dafür Zeit, indem er morgens etwas früher aufsteht oder abends etwas länger aufbleibt. Andere sitzen etwas weniger lang vor dem Bildschirm und verwenden die so gewonnene Zeit zu diesem Zweck. Wieder andere nehmen sich ein paar Minuten Zeit, ehe sie Feierabend machen, um die Arbeit für den nächsten Tag zu planen.

      Ein Mann in leitender Stellung, der stark beschäftigt ist und außerdem noch Vater von neun Kindern ist, benutzt die Zeit, die er in dem Zug, mit dem er zur Arbeit fährt, verbringt, um seine Tätigkeit zu planen. Er sagt: „Hätte ich nicht täglich im Zug Gelegenheit, mit meinen Gedanken allein zu sein, käme ich nie dazu, Wichtiges zu durchdenken und meine tägliche Arbeit zu planen.“

      Denkst du systematisch?

      Eine weitere Hilfe für einen widerstrebenden Geist besteht darin, systematisch denken zu lernen. Um so denken zu können, muß man sich bemühen, die verschiedenen Seiten einer Sache zu sehen. Das kann man besser lernen, wenn man, wie einige angeregt haben, die Lösung eines Problems in der Weise in Angriff nimmt, wie man bei dem Fragespiel „Twenty Questions“ (Zwanzig Fragen) vorgeht. Bei diesem Spiel ist der gedachte Gegenstand mit zwanzig Fragen zu ermitteln. Durch jede Frage sollen so viele Wahrscheinlichkeiten wie möglich ausgeschieden werden, so daß der Bereich der Möglichkeiten für die richtige Antwort immer mehr eingeschränkt wird.

      Dem Spiel liegt ein Modell für produktives Denken zugrunde, es sind eigentlich die Grundsätze wissenschaftlicher Forschung: Man geht eine Liste mit Fragen durch, um Möglichkeiten auszuscheiden, bis nur noch eine Antwort übrigbleibt. Ein Ingenieur überlegt sich, ob ein bestimmtes Problem auf elektrischem, hydraulischem, chemischem, mechanischem oder auf einem anderen Wege gelöst werden kann. Wenn ein Arzt eine Diagnose stellen muß, geht er im Geiste eine Liste von Krankheiten, die ähnliche Symptome haben, durch und versucht, durch das Ausscheidungsverfahren zum richtigen Schluß zu kommen.

      Als Beispiel für einen solch geordneten Denkprozeß diene folgendes: Eine Familie, die beschlossen hat umzuziehen, stellt eine Liste mit den Bedingungen auf, die das neue Heim erfüllen soll: 1. Soll es ein Haus oder nur eine Wohnung sein? 2. Ein altes oder ein neues Haus? 3. Ein einstöckiges oder ein zweistöckiges? 4. Wieviel könnte höchstens dafür bezahlt werden? 5. In der Stadt oder auf dem Lande? 6. Maximale Entfernung vom Arbeitsplatz? 7. Von der Schule? 8. Von den Geschäften, Versorgungsdiensten usw.?

      Schrecke nicht davor zurück, eine solche Liste anzufertigen, solange es dir noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, die Lösung aller Probleme auf solch systematische Weise in Angriff zu nehmen. Natürlich lernt man, systematisch zu denken, indem man diese Methode in Verbindung mit allen täglichen Aufgaben, nicht nur mit den wichtigsten Unternehmen im Leben anwendet.

      Bist du eine Hausfrau, die denkt? Anstatt im geheimen die „talentierten“ Frauen zu beneiden, warum sich die Grundsätze klaren Denkens, das sie anwenden müssen, um ihre Arbeit zu bewältigen, nicht zunutze machen? Samm S. Baker zeigt in seinem Buch Your Key to Creative Thinking (Dein Schlüssel zu schöpferischem Denken, 1962), wie man das tun kann:

      „Ein führender Professor der Psychologie erklärte: ,Nicht nur hochbegabte Personen besitzen ... die Fähigkeit, schöpferisch tätig zu sein, sondern das ist das Geburtsrecht jedes durchschnittlich begabten Menschen.‘ ... Für eine Hausfrau gibt es viele Möglichkeiten, schöpferisch tätig zu sein, wodurch sie das Wohlbefinden und die Freude ihrer Familie steigern kann. Man denke nur an so etwas Einfaches wie den Kleiderschrank. In vielen Familien herrscht darin ständig Unordnung. Diesen Zustand kann die Hausfrau bestehen lassen ... Sie kann aber auch darüber nachdenken, wie sie alles fein säuberlich darin verstauen könnte, so daß jedes Ding seinen Platz hätte, was für alle Familienglieder zeitsparend und nervenschonend wäre, außerdem würde die Hausfrau noch dafür gelobt“ (S. 1, 17).

      Dasselbe gilt vom Kochen. Ein bekannter Psychologe sagte: „Das Rezept für eine erstklassige Suppe auszudenken erfordert größere schöpferische Fähigkeiten, als ein zweitklassiges Bild zu malen.“

      Oder angenommen, du hättest vor, mit deiner Familie in Urlaub zu fahren. Würdest du dann die ganze Reise sorgfältig durchdenken? Würdest du an all die verschiedenen kleineren Schäden denken, die am Auto auftreten könnten? Dächtest du daran, daß ihr Kleidung für ein anderes Klima mitnehmen müßtet? Dächtest du dir aus, wie du die Kinder auf der Fahrt beschäftigen könntest usw.?

      Oder angenommen, du hättest Mühe, mit bestimmten Menschen auszukommen. Wie gingest du dann vor? Überlegtest du dir genau, welche Schritte zu unternehmen wären, um dem Übelstand abhelfen zu können?

      Für einen trägen Geist ist es von unermeßlichem Wert, wenn man in allen Bereichen des Lebens die Lösung eines Problems systematisch und in Übereinstimmung mit den Zielen, die man sich im Leben gesetzt hat, in Angriff nimmt.

      Widerstrebt es dir, etwas zu entscheiden?

      Wer lernen möchte, klar zu denken, darf auch nicht vergessen, daß sich Probleme nicht „von selbst lösen“, indem man ihre Lösung aufschiebt oder es ablehnt, eine Entscheidung zu treffen. Wer nicht entscheidet, hat auch entschieden. Viele Personen, die sich sträuben, etwas zu entscheiden, machen die Erfahrung, daß ihnen die Entscheidung, wenn sie sie später dann doch treffen müssen, noch schwerer fällt. Warum haben viele Menschen diese Neigung?

      Einige denken an die Folgen, die ihre Entscheidung haben könnte, und fürchten sich davor. Andere denken an frühere Entscheidungen, und da sie sie bereuen, zögern sie jetzt, wieder eine Entscheidung zu treffen. Aber angenommen, sie hätten damals anders entschieden — wer weiß denn wirklich, ob die Sache dann besser ausgegangen wäre?

      Natürlich kann es sein, daß du in der Vergangenheit Fehlentscheidungen getroffen hast. Sollte dich dann Stolz daran hindern, erneut Entscheidungen zu treffen? Kein geringerer Denker als Albert Einstein sagte über die Ergebnisse seines Nachdenkens: „Ich denke und denke, ich denke monate-, jahrelang; neunundneunzigmal ist das Ergebnis falsch. Das hundertstemal ist es richtig.“ Glücklicherweise ist der Durchschnitt bei persönlichen Entscheidungen oft viel höher.

      Es wird dir jedoch leichter fallen, richtig und schnell zu entscheiden, wenn du dich fragst: „Bin ich bereit, die Meinung anderer in Erwägung zu ziehen, besonders wenn sie von der Entscheidung irgendwie betroffen werden?“ Ein verständiger Aufseher oder ein kluger Vater weiß, daß er nicht der einzige ist, der denken kann. In einer Familie mag jedes Familienglied sein Teil beisteuern. Rudolph Flesch schreibt:

      „Wenn du möglichst schnell die Ansicht Verschiedenaltriger und Angehöriger beider Geschlechter kennenlernen möchtest, dann halte eine Umfrage in deiner eigenen Familie. Die Grundlage klaren Denkens ... ist die Erkenntnis, daß wir unsere Erfahrung mit einbeziehen. Zu Hause, im Kreise der Familie, ... ist der Ort, an dem man das ein für allemal lernen kann. ... Wenn es um große Fragen geht, wie um den Kauf eines neuen Hauses, ist es allgemein üblich, daß die ganze Familie Rat hält. Mann, Frau und die älteren Kinder besprechen gemeinsam das Problem, wägen das Für und Wider der möglichen Lösungen gegeneinander ab, planen mit Hilfe von Papier und Bleistift und verschaffen sich einen Überblick über die zur Verfügung stehenden faktischen Informationen“ (The Art of Clear Thinking, 1951, S. 160, 163)

      Es ist natürlich nützlich, nicht nur bei großen Projekten andere Leute zu konsultieren, sondern auch, wenn es um kleinere Dinge geht. In dem biblischen Grundsatz „Bei der Menge der Ratgeber kommt etwas zustande“ liegt eine tiefe Wahrheit. (Spr. 15:22) Wer andere um Rat fragt, bewahrt sich auch vor voreiligen oder „Kurzschluß“entscheidungen. Es ist so, wie wir in einem anderen Text der Sprüche lesen: „Jeder Hastige geht sicherlich dem Mangel entgegen.“ — Spr. 21:5.

      Weiterer Aufschluß, der auf Erfahrung beruht, ist durch Lesen erhältlich. Wenn man ein Buch oder einen Artikel liest, kann man aus der Erfahrung des Verfassers Nutzen ziehen. Er hat auf dem Gebiet, über das er geschrieben hat, jahrelange Erfahrung. Doch solltest du wählerisch sein, wenn du etwas liest, um dich zu informieren, bevor du entscheidest. Oft ist nur ein kleiner Teil von dem, was über ein bestimmtes Thema veröffentlicht wird, für dich wertvoll. Behalte klar im Sinn, worüber du dich unterrichten möchtest. Halte dich nicht mit Stoff auf, der nichts mit deinem Thema zu tun hat. Mit anderen Worten, es ist besser, anstatt schnell lesen schnell denken zu lernen, indem man den Zweck, warum man liest, im Auge behält.

      Triff deine Entscheidung, nachdem du durch Lesen und Gespräche eine vernünftige Menge Fakten gesammelt und dir Zeit genommen hast, darüber nachzudenken. Bleibe dann bei dem, was du entschieden hast, es sei denn, daß später Faktoren auftreten, die dich zwingen, davon abzugehen. — Jak. 1:5-8.

      Zusammenfassend kann gesagt werden: Wenn man lernen möchte, klar zu denken, muß man sein Denken auf das wichtigste Ziel im Leben richten, gleichzeitig aber sollte man sich im Leben auch andere, untergeordnete Ziele setzen. Unsere täglichen Probleme sollten wir bewältigen, indem wir unsere Arbeit planen, systematisch denken und in Übereinstimmung mit unseren Zielen entscheiden.

  • Mein Leben als Zigeuner
    Erwachet! 1973 | 8. April
    • Mein Leben als Zigeuner

      Ein Bericht, wie er dem „Awake!“-Korrespondenten in Kanada erzählt wurde

      „WENN Gott seine Bilder malt, solltest du schweigen. Schau hin mit den Augen, aber deine törichte Zunge solltest du stillhalten!“ Mit solchen Worten wies mich Tante Leila zurecht, als ich noch ein kleiner Knabe war, während wir der Sonne zuschauten, wenn sie in einem besonders schönen Farbenspiel aufging. Das war charakteristisch dafür, wie die Zigeuner über Gott und seine erhabene Schöpfung denken.

      Wir glaubten an einen Schöpfer und hatten Ehrfurcht vor ihm, wenn auch in einfacher, kindlicher Weise. Wir glaubten, daß ein Schöpfer, Gott, unsere täglichen Bedürfnisse stillte. Es wäre uns daher nie in den Sinn gekommen, die prächtigen Geschöpfe, die sich in den Wäldern, Flüssen, Seen und im Meer tummeln, zu mißhandeln. Es waren seine Geschöpfe, und wir anerkannten diese Tatsache gerne.

      Einen anderen Aspekt unserer Lebensanschauung und Lebensform könnte man mit dem Sprichwort zusammenfassen: „Der morgige Tag sorgt für sich selbst.“ Wir lebten daher sorglos und im allgemeinen friedlich. Wir planten nicht über den Tag hinaus. Wenn unsere Bedürfnisse befriedigt waren, machten wir es uns bequem und vergnügten uns im Kreise unserer Familie und unserer Sippe, die zusammen mit dem Stamm die Ordnung unseres Lebens bildeten. Unsere Berührung mit der Welt beschränkte sich auf den Broterwerb, aber sonst hatten wir nichts damit zu tun. Ihre politischen Streitigkeiten waren uns völlig gleichgültig.

      Meine Kindheit

      Von Ostengland aus, wo ich geboren wurde, reiste ich mit meiner Tante in Gesellschaft einer Zigeunersippe durch ganz England. Ich wurde gelehrt, ältere Menschen zu respektieren, z. B. ältere Männer immer mit „Onkel“ und ältere Frauen immer mit „Tante“ anzureden. Ich durfte sie nie beim Vornamen nennen. Später war ich dankbar dafür, daß mich meine Tante jedesmal zurechtgewiesen hatte, wenn ich ihre Autorität nicht respektiert hatte.

      Zigeunerkindern wird nie erlaubt herumzulungern. Das durfte somit auch ich nicht.

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