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Mein Lebensziel verfolgendDer Wachtturm 1957 | 1. November
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Mein Lebensziel verfolgend
Von Panayotis C. Spiropoulos erzählt
IM JAHRE 1929 studierte ich in Athen, Griechenland, aber ich wollte in die Vereinigten Staaten gehen, um dort meine Studien fortzusetzen und um finanzielle Hilfe zu erlangen. Da die Einreisegesetze dies jedoch verhinderten, entschloß ich mich schließlich im Jahre 1931 nach Ägypten zu gehen. Hier in Kairo traf ich in einem Restaurant einen Mann, der mir etwas über die Bibel und das Ende der Welt erzählte. Ich bat ihn, mich über die Erfüllung der verschiedenen biblischen Prophezeiungen zu unterrichten. Damals begann ich die Bibel zu studieren und viele ihrer Lehren mit dem Bruder zu besprechen. Mir wurde der Unterschied zwischen der Bibel und den Lehren der griechisch-orthodoxen Religion klar. Mein Unterweiser gab mir das Buch Dein Königreich komme (Band 3 der Schriftstudien, einer Serie von sechs Bänden, von Pastor Russell) zu lesen. Dieses Buch in griechischer Sprache war das erste, das ich von den Büchern las, die von der Gesellschaft veröffentlicht waren. Der Bruder hatte nur dieses eine Buch in Griechisch; er hatte es von Griechenland mit nach Ägypten gebracht. Später schrieb er an die Gesellschaft in Brooklyn und erhielt von dort Bücher in verschiedenen Sprachen. Von da an begann ich, die Veröffentlichungen der Gesellschaft zu lesen und sie auch zu verbreiten. So fing ich an, mein Lebensziel zu verfolgen.
Im Jahre 1933 kam ein Pionierbruder aus den Vereinigten Staaten, um hier mit uns zu arbeiten und uns zu helfen, Bibelstudien einzurichten und die biblischen Wahrheiten zu verbreiten. Ein Jahr später kam ein weiterer Pionierbruder aus den Vereinigten Staaten, und ich schloß mich ihm als Pionier im Vollzeitdienst an. Wir arbeiteten zusammen in Kairo und boten Menschen guten Willens durch Bibelstudien Hilfe. Zuerst besuchte ich nur griechisch sprechende Menschen, von denen es in Ägypten viele gibt. Bald lernte ich die arabische Sprache, und jetzt verbreiten wir die Botschaft in Griechisch, Englisch, Französisch und Arabisch.
Wir zwei mieteten eine kleine Wohnung, statteten sie mit einigen Stühlen aus und luden die Menschen guten Willens dorthin zu unseren Zusammenkünften ein.
Einmal sprach ich an einem Montag in einem griechischen Lebensmittelgeschäft vor und begann, dem Ladeninhaber Zeugnis zu geben. Er wollte weder zuhören noch über Religion sprechen, da er sehr abergläubisch war. Er sagte, es sei Montagmorgen und der erste Tag der Woche. „Gut, wenn Sie nicht über religiöse Dinge sprechen möchten, dann sagen Sie mir, wie Ihr Geschäft in diesen Tagen geht?“ Er erwiderte, das Geschäft gehe nicht sehr gut, er habe Schwierigkeiten, seine Ausgaben zu decken. Dann erklärte ich ihm, daß die schlechten Zustände nicht nur in Ägypten herrschten, sondern in allen Teilen der Welt. Und nachdem ich die unruhige politische Lage berührt hatte, zeigte ich ihm, daß alle diese Dinge in der Bibel, dem Worte Gottes, vorhergesagt worden sind und sich jetzt in Erfüllung der biblischen Prophezeiungen über das Ende der Welt ereignen. Schließlich lud ich ihn ein, einige Schriften entgegenzunehmen, wenn er dafür Interesse habe, und sie zu Hause in seiner freien Zeit zu lesen. Ich zeigte ihm zwei Bücher in Griechisch. Er fragte, ob dies die einzigen Bücher seien, die ich hätte. „Nein, ich habe auch einige Broschüren.“ Er fragte dann, ob dies die einzigen Bücher seien, die von der Gesellschaft in Griechisch veröffentlicht worden wären, worauf ich erklärte, daß die Gesellschaft etwa zehn gebundene Bücher und mehr als zwanzig Broschüren veröffentlicht habe. Er bat mich, ihm am nächsten Tag alle Bücher und Broschüren mitzubringen, und fügte dann hinzu, er hätte zuerst geglaubt, ich sei ein Protestant oder ein Evangelist, aber nachdem er gehört habe, was ich über die Bibel sagte, habe er erkannt, daß meine Worte Wahrheit seien. Am nächsten Tag brachte ich ihm alle griechischen Veröffentlichungen, die er bestellt hatte, und auch einige Bücher in Französisch.
Nach einiger Zeit wurde es sehr schwierig, bei den Menschen in Kairo Literatur abzugeben. So ging ich in eine Hafenstadt und erlangte von der Regierung eine Sondergenehmigung, an Bord der Handelsschiffe zu gehen und den Seeleuten die Königreichsbotschaft zu überbringen. Auch sie nahmen viele Bücher und Broschüren entgegen. Einmal blieb ich etwa drei Tage an Bord eines Schiffes und führte mit den Seeleuten Bibelstudien durch (Ich aß und schlief auch auf jenem Schiff.). Später arbeitete ich in Port Said, das beständig von Handelsschiffen angelaufen wird. Dann begaben sich zwei andere Pionierbrüder und ich nach Oberägypten, um dort eine Aktion durchzuführen, und während wir alle Dörfer und Städte besuchten, verbreiteten wir viele Bücher. Hier war es schwierig, die Menschen in ihren Wohnungen zu treffen. So sprachen wir bei ihnen an ihren Arbeitsplätzen vor. Richter und Regierungsbeamte besuchten wir in ihren Büros, auch Geistliche und andere mehr. Die Geistlichen waren nicht erfreut, nachdem sie unsere Literatur gelesen hatten. Sie sahen, wie die Macht der Wahrheit ihren Frieden stören könnte; daher druckten und verbreiteten sie Traktate, in denen die Menschen angewiesen wurden, unsere Botschaft nicht anzunehmen oder unsere Literatur nicht zu kaufen. Die Priester sandten diese Traktate in alle Städte Oberägyptens, wo Schuljungen sie auf ihrem Weg zur Schule verbreiten mußten. Wenn wir dann in eine neue Stadt kamen, stellten wir fest, daß uns die Menschen schon erwarteten und gespannt waren, die Botschaft zu hören und zu sehen, was unsere Bücher enthielten.
Während des zweiten Weltkrieges schlossen die ägyptischen Behörden unseren Königreichssaal und beschlagnahmten unsere Literatur. So mußten wir die Tätigkeit unterirdisch fortsetzen, und zwar buchstäblich in einer verborgenen Kellerwohnung. Jehova versorgte uns auf seine Weise fortwährend mit geistiger Nahrung und gab uns Gelegenheiten, sie auszuteilen. Während dieser schwierigen Zeit fuhren wir frohgemut fort, in der Furcht vor Jehova seine Gebote zu halten. Er beschützte unser Werk und schenkte ihm Gedeihen.
Nach dem Kriege besuchten uns im Jahre 1947 die Brüder Knorr und Henschel. Dann traf die Gesellschaft Vorkehrungen für eine bessere Stätte, wo wir Versammlungen abhalten, die Büroarbeit tun und auch schlafen konnten. Daher benutzten wir nun nicht mehr die Kellerwohnung. Es wurde eine Zweigstelle der Gesellschaft in Kairo gegründet, und wir wurden genau darüber unterrichtet, wie wir das gute Werk fortsetzen sollten.
Jetzt haben wir einen Königreichssaal mit drei einzelnen Räumen, wo wir unsere Zusammenkünfte in drei verschiedenen Sprachen abhalten.
Zusammen mit den Tausenden anderer glücklicher Menschen teilte ich im Jahre 1953 die Segnungen und Freuden des Weltkongresses im Yankee-Stadion und erhielt zudem das Vorrecht, ein Glied der 22. Gileadklasse zu werden, die am 7. Februar 1954 graduiert wurde. Darauf durfte ich nach Ägypten zurückkehren, nicht um ‚bei Ägypten Hilfe zu suchen‘, sondern um als Missionar mein Lebensziel hier im Niltal zu verfolgen.
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Sechs Jahre umsonst gewartetDer Wachtturm 1957 | 1. November
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Sechs Jahre umsonst gewartet
● In Boston, Massachusetts, legte eine Witwe von dreiundachtzig Jahren, die gelähmt und bettlägerig war, jede Woche zehn Cent ihrer Alterspension beiseite, um das Geld ihrem Pfarrer zu geben, wenn er sie besuchen würde. Nachdem sie sechs Jahre gewartet hatte, sprach ein Zeuge Jehovas bei ihr vor und begann, die Bibel mit ihr zu studieren. Etwa acht Monate später bestand diese Witwe darauf, daß der Zeuge das ‚Scherflein der Witwe‘ annehme, das sie während dieser ganzen Zeit aufgespart hatte. Der Zeuge sandte es jedoch der Watch Tower Society als Beisteuer, um Missionare in fremde Länder zu senden.
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