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Sich um die „Herde Gottes“ kümmernDer Wachtturm 1980 | 1. Dezember
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Sich um die „Herde Gottes“ kümmern
„Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat“ (Apg. 20:28).
1. Wie zeigte Jesus Christus sein großes Interesse an denen, die er mit Schafen verglich?
NIEMAND auf der Erde hat größeres Interesse an Gliedern der Menschheitsfamilie gezeigt als Jesus Christus, unser großes Vorbild. Er bezeichnete Personen, die auf seine Stimme hörten, als seine „Schafe“. Zu ihren Gunsten gab er als der vortreffliche Hirte seine Seele dahin, das heißt, er legte sein Leben für sie nieder (Joh. 10:11, 27). Nach seiner Auferstehung prägte er dem Apostel Simon Petrus die Notwendigkeit ein, diesen „Schafen“ besondere Beachtung zu schenken. Wie ging Jesus dabei vor? Auf eine Weise, die bei Petrus bis zum Ende seines irdischen Lebens einen tiefen Eindruck hinterließ.
2. (a) Wie reagierte Petrus gemäß Johannes 21:15-17 auf die Fragen seines Herrn? (b) Was betonte Jesus in diesem Fall, und auf welche Weise?
2 Jesus stellte Petrus drei ähnlich lautende Fragen. Zweimal fragte er: ‘Simon, liebst du mich?’ Seine letzte Frage lautete: „Simon, Sohn des Johannes, hast du Zuneigung zu mir?“ Nachdem Petrus praktisch dreimal dieselbe Frage gestellt bekommen hatte, war er betrübt und versicherte seinem Herrn nachdrücklich: „Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich Zuneigung zu dir habe.“ Ja, Jesus war sich der Liebe und Zuneigung des Petrus voll bewußt. Doch der Gedanke war, daß Petrus diese Liebe und Zuneigung während einer langen Zeit zu beweisen haben würde. Auf welche Weise? Indem er sich um die „Schafe“ zu kümmern hätte. Nach jeder bejahenden Antwort des Petrus verlieh Jesus seinen Worten Nachdruck; er sagte: 1. „Weide meine Lämmer“; 2. „Hüte meine Schäflein“; 3. „Weide meine Schäflein“ (Joh. 21:15-17). Jesus betonte auf diese sehr wirksame Weise nicht nur sein Interesse an den „Schafen“, sondern auch die schwere Verantwortung, die Petrus für sie künftig tragen sollte, besonders da sein Herr so eindringlich darauf hingewiesen hatte.
3. (a) Wie bewies Petrus seine Liebe zu dem „vortrefflichen Hirten“? (b) Was zeigt, daß sich nicht nur Petrus um „die Herde“ kümmerte?
3 Das war für Petrus ein unvergeßliches Erlebnis. Jesus hatte den Apostel zweifellos tief in seinem Herzen bewegt. Um seine Liebe zu Jesus Christus, dem vortrefflichen Hirten, zu beweisen, würde Petrus nie versäumen, die „Schafe“ zu weiden. Er würde sich liebevoll und gewissenhaft bemühen, „die Herde“ zu hüten. Etwa dreißig Jahre später schrieb Petrus „an die zeitweilig Ansässigen, die zerstreut“ waren, d. h. an diejenigen, die Jünger Jesu Christi geworden waren. Er erinnerte sie als Glieder der „Herde Gottes“ daran, daß sie von ihrer früheren fruchtlosen Art des Wandels befreit worden waren. Wie war das geschehen? Nicht mit einem Loskauf durch etwas Gewöhnliches wie Silber oder Gold, sondern „mit kostbarem Blut gleich dem eines makellosen und fleckenlosen Lammes, nämlich Christi“ (1. Petr. 1:1, 18, 19). Petrus wußte, daß dafür ein hoher Preis zu bezahlen war. Jehova Gott hatte es die Opferung seines einziggezeugten Sohnes gekostet, den er auf die Erde gesandt hatte, damit er ein Loskaufsopfer für viele erbrachte (Matth. 20:28; Joh. 3:16). Bis zu der Zeit, als Petrus seinen ersten Brief schrieb, war die Zahl der erkauften Glieder der „Herde“ auf Tausende angewachsen. Es gab also so viele „Schafe“, daß sich Petrus nicht selbst um sie alle kümmern konnte. Außer Petrus waren aber noch andere befähigte Männer erweckt worden, die sich um „die Herde“ kümmerten, indem sie sie weideten, leiteten und schützten. Auch sie wußten, daß „die Herde“ Jehova gehörte. Dieser Tatsache sind sich auch heute Zehntausende geistiger Unterhirten völlig bewußt, denen die Verantwortung übertragen wurde, die ihrer Obhut anvertraute „Herde Gottes“ zu hüten.
4. Welchen passenden Rat hinsichtlich der Hirtentätigkeit gab Petrus, als er an ältere Männer der Christenversammlung schrieb?
4 Als Petrus seinen ersten Brief schrieb, konnte er sich zweifellos an das erinnern, was Jesus ihm hinsichtlich des Hütens der „Schafe“ in Sinn und Herz eingeprägt hatte. Das beweisen die ermahnenden Worte, die nicht nur jenen Unterhirten im ersten Jahrhundert galten, sondern auch den in geistiger Hinsicht älteren Männern unter dem Volke Gottes heute. Petrus schrieb: „Daher gebe ich den älteren Männern unter euch diese Ermahnung, denn auch ich bin ein älterer Mann wie sie und ein Zeuge der Leiden des Christus, ja ein Teilhaber an der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes, die in eurer Obhut ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig; auch nicht aus Liebe zu unehrlichem Gewinn, sondern voll Eifer; auch nicht als solche, die über die herrschen, die Gottes Erbe sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet. Und wenn der Oberhirte offenbar gemacht worden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen“ (1. Petr. 5:1-4).
Sich liebevoll um die „Herde Gottes“ kümmern
5. (a) Wie sollte ein christlicher Aufseher eingestellt sein, damit er seiner Verantwortung gegenüber der „Herde“ wirkungsvoll nachkommen kann? (b) Warum kann ein Aufseher heute den gleichen Standpunkt einnehmen wie Petrus?
5 Als Augenzeuge der Leiden des Christus fühlte sich Petrus gedrängt, zu betonen, wie wichtig es ist, sich um die „Herde Gottes“ zu kümmern. Alle, die „die Herde“ hüten, sollten dasselbe Interesse beweisen wie der Oberhirte, Jesus Christus. Ein christlicher Aufseher wäre aber nicht dazu in der Lage, wenn er das Gefühl hätte, aus Zwang zu dienen. Kein Ältester sollte heute denken, er müsse dienen, weil er unter Druck gesetzt würde. Dieses verantwortungsvolle Vorrecht zu übernehmen bedeutet zwar viel Arbeit, doch ein liebevoller Hirte wird den Wunsch haben, zu helfen und zu dienen. Diese Haltung wird er indes nur dann zeigen, wenn er dieselbe geistige Einstellung wie Christus Jesus hat, der Demut offenbarte sowie die Bereitwilligkeit, Leiden auf sich zu nehmen (Phil. 2:5-8; 1. Petr. 4:1). Ein Ältester, der erkennt, daß er selbst zu der „Herde“ unter der Obhut Jehovas, des großen Hirten, gehört und daß er ihm und Jesus Christus, dem vortrefflichen Hirten, Rechenschaft schuldet — nicht irgendeinem Menschen —, wird eifrig und ohne Murren dienen (1. Petr. 2:25). Wenngleich die heutigen Aufseher im Gegensatz zu Petrus keine Augenzeugen der Leiden Jesu waren, steht ihnen doch der ausführliche biblische Bericht über das Leben und den Dienst Christi zur Verfügung. Sie können daher den gleichen Standpunkt wie Petrus einnehmen und, was das Hüten der „Herde“ betrifft, den gleichen Geist wie Jesu Apostel bekunden.
6. Woran sollten Aufseher denken, wenn sie der „Herde“ dienen?
6 Damit ein christlicher Unterhirte ein rechtes Beispiel sein kann, darf er nicht an unehrlichem oder eigennützigem Gewinn interessiert sein oder ungebührliches Ansehen erlangen wollen. Seine „Größe“ besteht darin, daß er für seine Brüder da ist, daß er zugänglich ist und im Interesse ihrer geistigen Gesundheit dient. Vorbildliche ältere Männer, die wissen, daß „die Herde“ Jehova gehört, der sie mit dem Blut seines Sohnes erkauft hat, ‘herrschen nicht über die, die Gottes Erbe sind’. Diese Unterhirten behandeln „die Herde“ mitfühlend und schützen sie und halten sich so an den Rat und das Beispiel des vortrefflichen Hirten (Matth. 20:25-27; Tit. 1:7; vergleiche Hesekiel 34:2-4; Judas 16).
7. Wie zeigen viele Aufseher, daß sie sich der „Herde“ richtig annehmen?
7 Es ist eine Tatsache, daß sich die meisten christlichen Aufseher heute der „Herde“ richtig annehmen, und zwar in verschiedener Hinsicht. Dadurch, daß sie Zeit und Mühe darauf verwenden, die „Schafe“ zu weiden, indem sie dem einzelnen ihre Aufmerksamkeit schenken und den Zusammenkünften der Versammlung vorstehen, geben sie ihren Glaubensbrüdern ein gutes Beispiel (1. Tim. 5:17). Denken wir auch daran, daß gewissenhafte Unterhirten im Predigtdienst führend vorangehen, indem sie nach weiteren schafähnlichen Personen suchen und sie zu Jüngern machen (Matth. 28:19, 20; 2. Tim. 4:5). Sie zeigen aber auch ihr Interesse an der „Herde“, indem sie sie vor weltlich gesinnten Personen und solchen, die der „Herde“ schaden könnten, schützen (Eph. 4:11-14; Kol. 2:8; Jud. 22, 23). Auf diese und manch andere Weise zieht die „Herde Gottes“ Nutzen daraus, daß sich Hirten liebevoll um ihr geistiges Wohl kümmern.
Wertvolle Lehren für uns heute
8. Was tat der Apostel Paulus, um die älteren Männer aus Ephesus im Glauben zu ermuntern?
8 Wenn wir die biblischen Berichte darüber lesen, was Aufseher im ersten Jahrhundert im Interesse der „Herde“ leisteten, beeindruckt uns das vorzügliche Beispiel des Apostels Paulus. Wie Petrus ermunterte auch er ältere Männer. Auf seiner Reise nach Jerusalem rief Paulus die älteren Männer aus Ephesus zusammen. Sie waren zweifellos sehr dankbar für die Gelegenheit, einige Zeit mit Paulus zusammenzusein. Auch heute kommen Aufseher von Zeit zu Zeit zusammen, um hilfreiche Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig im Glauben zu erbauen und schriftgemäßen Rat zu empfangen.
9. Wie geht aus dem Bericht in Apostelgeschichte 20:18-21 hervor, daß Paulus ein opferbereiter Mann Gottes war?
9 Aus dem, was Paulus mit jenen Aufsehern aus Ephesus besprach, können wir einige wertvolle Lehren ziehen. Der Bericht aus Apostelgeschichte 20:17-38 hilft uns, besser zu verstehen, welch ein Beispiel der Apostel seinen Brüdern gab, auch jenen älteren Männern aus Ephesus. War Paulus ein Prediger, der sich selbst schonte und lediglich Freude daran fand, in den verschiedenen Teilen des Bezirks Asien herumzureisen? Keineswegs. Er war ein opferbereiter Mann Gottes und diente, solange er sich dort aufhielt, „als ein Sklave für den Herrn mit der größten Demut und unter Tränen und Prüfungen“ (Apg. 20:18, 19). Er hielt sich nicht zurück, „öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren“, und das trotz gewisser Gefahren. Er machte sich nichts aus dem, was einige dort Ansässige von ihm hielten, noch fürchtete er die Drohungen irgendwelcher Gegner. Paulus legte in seinem Gebiet gründlich Zeugnis ab (Apg. 20:20, 21; vergleiche Apostelgeschichte 19:1 bis 20:1; 2. Korinther 1:8-11).
Hirtentätigkeit in Zeiten der Verfolgung
10. Wie ahmen viele Aufseher der heutigen Zeit in ihrem Bemühen, trotz persönlicher Leiden der „Herde“ beizustehen, Paulus nach?
10 Nun reiste der Apostel unerschrocken nach Jerusalem trotz der Aussicht, daß dort „Fesseln und Drangsale“ auf ihn warteten. Er war bereit, wenn nötig, sein Leben niederzulegen, um seinen Lauf in Treue zu vollenden und den Dienst, den er vom Herrn Jesus empfangen hatte, zu erfüllen (Apg. 20:22-24). Paulus war ein vorzügliches Beispiel für jene Aufseher aus Ephesus. Er war nicht nur an denen interessiert, die die „gute Botschaft“ hören mußten, sondern auch an denen, die die Verantwortung dafür trugen, daß die Botschaft anderen gepredigt wurde. Sollten nicht alle christlichen Ältesten heute dasselbe Interesse haben? Wir sind glücklich, daß wir Männer haben, die Paulus nachahmen und bereit sind, um der „guten Botschaft“ willen ihr Leben aufs Spiel zu setzen und ihre Brüder zu beschützen. In Ländern, in denen Christen heftig verfolgt werden, bleiben viele treue Unterhirten bei der „Herde“, obgleich diese verantwortlichen Männer mitunter die Möglichkeit hätten, in Länder zu gehen, wo ihnen gewisse Leiden offensichtlich erspart bleiben würden. Vor einiger Zeit weilte zum Beispiel ein Ältester, der bereits viele Jahre im Gefängnis gewesen und grausam geschlagen worden war, zu Besuch in den Vereinigten Staaten, um an einer Schulung für gewisse Mitarbeiter aus den Zweigbüros der Watch Tower Society teilzunehmen. Er hätte die Möglichkeit gehabt, in ein Land zu gehen, wo gegenwärtig keine Verfolgung herrscht, doch er entschied sich, in das Land, in dem er gedient hatte, zurückzukehren, obwohl er damit rechnen mußte, vielleicht eingesperrt und grausam verfolgt zu werden. Wie viele andere christliche Unterhirten erachtete er das Vorrecht, sich um „die Herde“ zu kümmern, als kostbarer als seine persönliche Freiheit. Solche Aufseher sind wirklich zu loben. Wie gut ist es doch, daß sie sich ständig der Schafe, die in Not sind, annehmen! (Vergleiche Jesaja 32:1, 2.)
11. (a) Was kann hinsichtlich Blutschuld gemäß Apostelgeschichte 20:25-27 über Paulus gesagt werden, und was können Aufseher in der heutigen Zeit tun, damit auf sie dasselbe zutrifft? (b) Wie sind Aufseher verständlicherweise Personen gegenüber eingestellt, denen sie geholfen haben, Jünger zu werden?
11 Paulus hatte denen, die damals Aufseher in Ephesus waren, zuvor ‘das Königreich gepredigt’. Aus seinem Munde hatten sie die Botschaft vernommen. Er hatte aus dem Herzen geredet, als er ihnen nicht seine eigenen Gedanken, sondern „den ganzen Rat Gottes“ mitteilte. Daher hatte er ein reines Gewissen. Man konnte ihm nicht zur Last legen, Blutschuld auf sich geladen zu haben, weil er es versäumt hätte, Zeugnis abzulegen (Apg. 20:25-27). Das sollte auch auf Aufseher in unserer Zeit zutreffen, in der es in Verbindung mit der Schlußphase der weltweiten Verkündigung des Königreiches zu Prüfungen, Schwierigkeiten und Mühsalen kommt. Heutige Aufseher wissen, wieviel von ihrem beispielhaften Eifer, mit dem sie die Führung in dem Werk übernehmen, abhängt. Sie sind deshalb bestrebt, einen möglichst großen Anteil an der Verkündigung der „guten Botschaft“ zu haben. Auf diese Weise halten sie sich ebenfalls frei von Blutschuld. Andere Glieder der Versammlung beobachten, daß die Ältesten führend dabei vorangehen, die Bösen zu warnen und nach aufrichtigen Personen zu suchen. Sie werden dadurch ermuntert, solch gute Beispiele nachzuahmen. Viele, die heute Glieder der „Herde“ sind, wurden — wie jene Personen, denen Paulus geholfen hatte — zum erstenmal von Aufsehern angetroffen, die in ihrem Gebiet Zeugnis gaben. Da diese Personen nun zur Versammlung gehören, kümmern sich die Aufseher noch mehr um sie (1. Thess. 1:5, 6; 2:7, 8).
12. Wie sind die Worte des Paulus aus Apostelgeschichte 20:28 zu verstehen?
12 Das große Interesse, das Paulus sowohl für jene älteren Männer aus Ephesus als auch für „die Herde“, die in ihrer Obhut war, bekundete, sprach aus seinen Worten: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist zu Aufsehern ernannt hat, um die Versammlung Gottes zu hüten, die er mit dem Blute seines eigenen Sohnes erkauft hat“ (Apg. 20:28). Jeder dieser Männer erkannte sicherlich die Notwendigkeit, sich angesichts der mit dem Hüten der „Herde“ verbundenen schweren Verantwortung selbst zu überprüfen. Diese Aufseher mußten den Rat des Paulus auch auf sich als Gruppe älterer Männer anwenden. Sie mußten zusammenarbeiten, während sie sich um „die Herde“ kümmerten. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, mußten sie im Denken und Handeln einig sein. Allein schon dadurch bewiesen sie, daß ihnen „die Herde“ am Herzen lag.
13. Was ist über die heutige Anwendung der Worte aus Apostelgeschichte 20:28 zu sagen?
13 Es ist bestimmt angebracht, die Ermahnung, die Paulus zum Nutzen christlicher Ältester gab, auch heute anzuwenden. Oft dienen diese in Apostelgeschichte 20:28 aufgezeichneten Worte als Grundlage für vernünftigen Rat, zum Beispiel, wenn reisende Aufseher mit Versammlungsältesten zusammenkommen. Beachten wir, daß es in diesem Text nicht heißt, man solle nur auf sich selbst achten. Die gesamte Ältestenschaft einer Versammlung hat vielmehr die Verantwortung, sich der besonderen Bedürfnisse der „Herde“ anzunehmen, wenn auch jeder Älteste eine bestimmte Aufgabe haben mag, durch die er zum Erreichen dieses Gesamtziels etwas beiträgt. Aufseher sollten ihre Hirtenpflichten gewissenhaft und aus liebevollem Interesse erfüllen, wobei sie im Sinn behalten, daß „die Herde“ für Jehova angesichts des dafür bezahlten Kaufpreises etwas Kostbares ist (Eph. 1:7).
Vor Abtrünnigen, „Wölfen“, schützen
14. (a) Welche Warnung finden wir in Apostelgeschichte 20:29, 30? (b) Wieso war es zeitgemäß, daß Paulus die Aufseher aus Ephesus warnte?
14 Da Paulus wußte, was nach seinem Tod und dem der anderen Apostel geschehen würde, sprach er die Warnung aus: „Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apg. 20:29, 30). Später warnte der Apostel Petrus davor, daß es Opportunisten geben würde und Personen, die Sekten fördern und es auf die Unvorsichtigen, Ungelehrten und Unbefestigten abgesehen hätten (2. Petr. 2:1-3; 3:15, 16). Solange die Apostel lebten, waren sie für derartige Tendenzen ein Hemmnis. Aber in den Schriften war deutlich ein großer Abfall vorhergesagt worden, der auch tatsächlich eintrat. Er findet bis heute noch seinen Ausdruck in der Christenheit (2. Thess. 2:6-10).
15. (a) Warum sollten die heutigen Hirten der „Herde“ wachsam sein? (b) Warum ist es mitunter erforderlich, daß Älteste die Anweisung aus Römer 16:17-19 anwenden?
15 Die christlichen Zeugen Jehovas, die heute, in der „Zeit des Endes“, leben, werden ausdrücklich vor der Gefahr abzufallen gewarnt (Dan. 12:4; Matth. 24:9-13). Treue christliche Unterhirten sollten somit ihr Interesse an der „Herde“ dadurch zeigen, daß sie wachsam sind. Sie sollten aufmerksam sein und die Glieder der „Herde“ davor schützen, in schlechte Gesellschaft zu geraten (1. Kor. 15:33). Eine gesunde geistige Einstellung zu bewahren ist angesichts des ständigen Drucks von seiten der unreinen Welt nicht einfach. Deshalb sollte jedes Glied der Versammlung die Ermahnung befolgen: „Gedenket derer, die unter euch die Führung übernehmen, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und während ihr den Ausgang ihres Wandels genau betrachtet, ahmt ihren Glauben nach“ (Hebr. 13:7). Mitunter mögen es Älteste als notwendig erachten, Glaubensbrüdern biblischen Rat zu erteilen und sie zu ermahnen, sich nicht von Personen beeinflussen zu lassen, die nicht dem geistigen Wohl der ganzen „Herde“ dienen, sondern auf ihre eigenen Interessen und auf ihr Vergnügen bedacht sind. Auf solche Fälle ist die Anweisung des Paulus aus Römer 16:17 bis 19 anzuwenden: „Nun ermahne ich euch, Brüder, die im Auge zu behalten, die Spaltungen hervorrufen und Ursachen zum Straucheln geben entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie. Denn Menschen von dieser Art sind Sklaven, nicht unseres Herrn Christus, sondern ihres eigenen Bauches; und durch glatte Worte und schmeichelhafte Reden verführen sie das Herz der Arglosen. Denn euer Gehorsam ist allen bekanntgeworden. Ich freue mich daher über euch. Doch will ich, daß ihr weise seid in bezug auf das, was gut ist, aber unschuldig in bezug auf das, was übel ist.“
Im Interesse der „Herde“ angestrengt arbeiten
16. (a) Was ist daraus zu erkennen, daß Paulus manchmal unter Tränen ermahnte? (b) Worum bemühen sich Älteste heute eifrig im Interesse der „Herde“?
16 Da Paulus viel reiste, wußte er gut darüber Bescheid, was damals in den Versammlungen geschah. Er kannte die verschiedenen Probleme und Gefahren. So ist es verständlich, daß er die älteren Männer aus Ephesus aufforderte, geistig wach zu bleiben. Drei Jahre lang hatte Paulus seine Liebe und sein Interesse bewiesen, indem er sie ständig, sogar unter Tränen, ermahnte (Apg. 20:31). Offensichtlich war mit dieser Hirtentätigkeit auch eine starke seelische Belastung verbunden. Diese Wachsamkeit und liebevolle Aufmerksamkeit kostete Paulus etwas. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Aufseher heute mitunter eine ähnliche Erfahrung machen, besonders dann, wenn sie schwierige Probleme zu behandeln haben. (Vergleiche 2. Korinther 2:4.) In solchen Situationen gilt ihr Interesse vor allem der „Herde“. Sie bemühen sich eifrig, sie in geistiger Hinsicht rein und gesund zu erhalten und sie vor „Sauerteig“ zu bewahren (1. Kor. 5:6; Gal. 5:7-10; Tit. 2:1).
17. (a) Welche wichtige Lehre können wir aus den Worten des Paulus aus Apostelgeschichte 20:32 ziehen? (b) Was wird dadurch erreicht, daß man seine Glaubensbrüder und deren Probleme Jehova anvertraut?
17 Als Paulus die Aufseher aus Ephesus „Gott und dem Wort seiner unverdienten Güte“ anvertraute, konnte er davon überzeugt sein, daß sie in den besten Händen waren (Apg. 20:32). Ebenso können Aufseher in der heutigen Zeit eine Angelegenheit in Gottes Hände legen, nachdem sie alles ihnen Mögliche getan haben: Rat erteilt, Hilfe geleistet oder irgendeine Zuchtmaßnahme angewandt haben, die biblisch angebracht erschien. Wenn unsere Glaubensbrüder vor schwierigen Problemen stehen, ist es für die Aufseher tröstlich zu wissen, daß sie ihre Brüder und deren Probleme im Gebet Jehova anvertrauen können und daß sich diese Probleme mit der Hilfe des Wortes, des Geistes und der Organisation Gottes dem Willen Gottes entsprechend lösen lassen. Alles, was dann geschehen mag, geschieht mit Gottes Zulassung. (Vergleiche 1. Petrus 2:23.) Dadurch, daß die Aufseher die Sache dem überlassen, der jede Situation zum Besten wenden kann, beweisen sie, daß sie sich um die „Herde“ kümmern.
18. (a) Wie war Paulus zur Beschaffung seiner materiellen Bedürfnisse eingestellt? (b) Inwiefern zeigen Aufseher, die in dieser Hinsicht das Beispiel des Paulus nachahmen, Interesse für „die Herde“?
18 Paulus konnte mit einem reinen Gewissen darauf hinweisen, daß er nicht versucht hatte, sich auf Kosten seiner Brüder zu bereichern. Er hatte mit seinen eigenen Händen gearbeitet und hatte so die Genugtuung, selbst für seine Bedürfnisse zu sorgen (Apg. 20:33, 34). Als er in Not war, nahm er zwar von den Christen aus Philippi etwas an, doch war er nicht auf solche Gaben aus. Er suchte vielmehr die Frucht, die mit einem solchen Geben verbunden ist (Phil. 4:14-17). Paulus war fleißig und diente nicht für unehrlichen Gewinn. Desgleichen können Aufseher in der heutigen Zeit dadurch ein gutes Beispiel geben, daß sie nicht träge sind und harter Arbeit nicht aus dem Wege gehen. Ihr Interesse an der „Herde“ hält sie davon zurück, eine Bürde für die Versammlung zu werden (2. Thess. 3:6-10).
19. Wie wirkt es sich auf die Aufseher und auf die ganze Versammlung aus, wenn der Grundsatz aus Apostelgeschichte 20:35 angewandt wird?
19 Jene Aufseher aus Ephesus hatten beobachtet, was ihnen Paulus durch seinen Wandel und seinen Dienst vorgelebt hatte. Sie hatten somit bei ihrem Bemühen, den Schwachen beizustehen und die Versammlung zu erbauen, eine Orientierungshilfe. Christliche Aufseher, die sich heute an den Grundsatz „Beglückender ist Geben als Empfangen“ halten, sind für andere ein vorzügliches Beispiel (Apg. 20:35). Ja, sie geben nicht nur viel, sondern auch freudig. Dadurch tragen sie zur Freude aller Glieder der Versammlung bei.
„Die Sorge um alle Versammlungen“
20. In welchem Maße zeigten Petrus und Paulus Interesse an der „Herde“?
20 Treue Apostel wie Petrus und Paulus waren offensichtlich herausragende Vorbilder. Sie verausgabten sich zugunsten ihrer Mitchristen und zeigten nicht nur an einer einzigen Versammlung, sondern an ihrer ganzen Bruderschaft großes Interesse (1. Petr. 2:17). Trotz vieler Unbequemlichkeiten, Probleme und Prüfungen lag den Aposteln zuallererst das geistige Wohl der „Herde“ am Herzen.
21. (a) Nenne einige der ‘Dinge von äußerlicher Art’, die Paulus gemäß 2. Korinther 11:23-28 erlebte. (b) Auf welche Weise zeigte Paulus sein großes Interesse an anderen?
21 In einem Brief an Glaubensbrüder in Korinth sprach Paulus von Schlägen, Verhaftungen, prüfungsreichen Erfahrungen und verschiedenen Gefahren, die er in seinem Dienst durchgemacht hatte, und sagte dann: „Zu diesen Dingen von äußerlicher Art kommt das hinzu, was Tag für Tag auf mich einstürmt, die Sorge um die Versammlungen“ (2. Kor. 11:23-28). Wir können uns nur zu gut vorstellen, was Paulus bedrückte und wie sehr er sich um „alle Versammlungen“ sorgte; denn er stand mit mehreren christlichen Gefährten in Verbindung (2. Tim. 4:9-13). Er kam auf seinen Missionsreisen weit herum und besuchte mehrere Versammlungen mehrmals (Apg. 15:36). Das, was er im Interesse anderer tat, nahm ihn völlig in Anspruch. Er hielt lange Vorträge und gab regelmäßig Zeugnis in Synagogen, auf öffentlichen Plätzen und von Haus zu Haus (Apg. 17:2; 19:9, 10; 20:20). Um für seine materiellen Bedürfnisse sorgen zu können und keine Bürde für die Versammlung zu sein, mußte Paulus einer weltlichen Tätigkeit nachgehen (Apg. 18:1-3; 2. Thess. 3:8, 9). Offensichtlich verbrachte er beträchtliche Zeit mit dem Studium des Wortes Gottes. Die so erworbene Erkenntnis kam ihm zweifellos zugute, als er unter göttlicher Inspiration 14 der 27 Bücher der Christlichen Griechischen Schriften schrieb. Paulus war wirklich ein sehr beschäftigter Mann, der unermüdlich tätig war und stets großes Interesse an der „Herde“ bekundete.
22, 23. (a) Nenne einige Vorkehrungen, die in unserer Zeit zum Nutzen der „Herde Gottes“ getroffen worden sind. (b) Was beweisen all diese Vorkehrungen, und wie sollte uns das berühren?
22 Auch heute gibt es in Verbindung mit der „Herde Gottes“ viel zu tun, wenn man bedenkt, daß über 42 000 Versammlungen des Volkes Jehovas mit dem Nötigen versorgt werden müssen. Der „treue und verständige Sklave“ sorgt ständig für geistige Speise (Matth. 24:45-47). Es werden regelmäßig Programme für Versammlungszusammenkünfte sowie für Kreis und Bezirkskongresse aufgestellt, wodurch Christen die Gelegenheit erhalten, zum Bibelstudium, zur Anbetung und zu erbauender Gemeinschaft zusammenzukommen (Hebr. 10:23-25). Reisende Aufseher werden ausgesandt, um die Versammlungen zu besuchen und sich ihrer besonderen Bedürfnisse anzunehmen. (Vergleiche Apostelgeschichte 16:4, 5.) Briefe, die Rat und Ermunterung enthalten, werden an Versammlungen und Ältestenschaften gesandt. (Vergleiche Philipper 1:1; 1. Petrus 5:12; Judas 3.) Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Vorkehrungen, durch die der „Herde Gottes“ geistige und sonstige Hilfe geleistet wird, die aber im einzelnen nicht alle erwähnt werden können.
23 Diese Arbeit erfordert sehr viel Zeit, Mühe und finanzielle Mittel. Wofür ist sie aber ein Beweis? Sie zeigt, daß sich Jehova um sein Volk kümmert. Durch seinen Sohn, den vortrefflichen Hirten, bekundet Gott vorzügliche Hirteneigenschaften (Jes. 40:10, 11). Zehntausende von Unterhirten sind durch den heiligen Geist ernannt worden und beteiligen sich am Hüten der „Herde Gottes“. All das zeigt liebevolles Interesse an der ganzen „Herde“ und ihren einzelnen Gliedern. Mögen wir eine von Herzen kommende Dankbarkeit für die Liebe bekunden, die uns von Jehova Gott, dem großen Hirten, und seinem Sohn Jesus Christus durch ihre liebevolle Fürsorge zuteil wird.
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Aufseher, seid Vorbilder für „die Herde“Der Wachtturm 1980 | 1. Dezember
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Aufseher, seid Vorbilder für „die Herde“
„Werde ein Vorbild für die Treuen im Reden, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Keuschheit“ (1. Tim. 4:12).
1. Warum sollten wir von christlichen Aufsehern erwarten, daß sie ein Vorbild sind?
ES GEHÖRT viel dazu, als ein Aufseher in der Christenversammlung zu dienen. Dessen sind sich Tausende von ergebenen, geistiggesinnten Männern bewußt, die heute mit diesem Vorrecht betraut sind. Alle Glieder einer Versammlung sind christliche Brüder und Schwestern. Die ernannten Ältesten wissen daher, daß sie aufgrund der ihnen übertragenen Verantwortung nicht etwa besser sind als andere Anbeter Jehovas (Matth. 23:8-12). Doch angesichts ihrer Aufgabe und der biblischen Anforderungen, die sie zu erfüllen haben, wird von ihnen mehr erwartet als von anderen. Es verhält sich so, wie Jesus sagte: „In der Tat, von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden; und wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche verlangen“ (Luk. 12:48). Diese Unterhirten üben durch das, was sie sagen und tun, einen großen Einfluß auf „die Herde“ aus. Es wird daher erwartet, daß sie Vorbilder für andere sind.
2. Auf welche besondere Weise ermunterte Paulus den Aufseher Timotheus, ein Vorbild zu werden?
2 Die Notwendigkeit, ein Vorbild zu sein, kann nicht genug betont werden. Paulus weist in seinem ersten Brief an den Aufseher Timotheus unter anderem darauf hin. Daß jemand ein solches Vorbild ist, war für Paulus nichts Selbstverständliches, und er wünschte, daß sich auch Timotheus dessen bewußt war. Da Timotheus noch ein junger Mann war, mochten einige auf ihn herabgeblickt haben. Daran dachte Paulus zweifellos, als er schrieb: „Niemand blicke je auf deine Jugend herab. Im Gegenteil, werde ein Vorbild für die Treuen im Reden, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Keuschheit. Bis ich komme, widme dich weiterhin dem Vorlesen, dem Ermahnen, dem Lehren. Vernachlässige die Gabe in dir nicht, die dir durch eine Voraussage verliehen wurde und dadurch, daß dir die Körperschaft der älteren Männer die Hände auflegte“ (1. Tim. 4:12 bis 14). Wenn Timotheus weiterhin ein vorbildliches christliches Leben führen würde, hätten andere keinen rechtmäßigen Grund, auf ihn herabzublicken.
3. Was sollten Aufseher überprüfen, und warum?
3 Aufseher des Volkes Jehovas in der heutigen Zeit sollten wie Timotheus ihre Lebensweise überprüfen. Wenn sich auch unsere Betrachtung besonders mit Aufsehern, Dienstamtgehilfen und Männern befaßt, die nach größerer Verantwortung in der Versammlung streben, so sollten doch alle Christen gewissenhaft beachten, was es bedeutet, als ein Vorbild für „die Herde“ zu dienen (2. Kor. 13:5). Aber nun fragen wir euch Älteste: Seid ihr wirklich ein Vorbild? Eure Glaubensbrüder blicken zu euch auf und haben dabei die Worte aus Hebräer 13:7 im Sinn: „Gedenket derer, die unter euch die Führung übernehmen, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und während ihr den Ausgang ihres Wandels genau betrachtet, ahmt ihren Glauben nach.“ Ja, ihr Ältesten, eure Mitchristen möchten Jehova die Treue bewahren. Sie benötigen dazu nicht nur schriftgemäßen Rat und Worte des Trostes, sondern auch Ermunterung durch euer Beispiel. Sie werden euren Glauben nachahmen, wenn sie euren rechtschaffenen Wandel und dessen Ergebnisse beobachten.
4. (a) Was ist gemäß 1. Timotheus 3:1 und Matthäus 20:26, 27 mit dem Dienst als christlicher Aufseher verbunden? (b) Was ist für einen Aufseher erforderlich, der seinen Verpflichtungen nachkommen möchte? (c) Wen sollten die Brüder gemäß 1. Thessalonicher 5:12, 13 respektieren, und wie sollten sie das zeigen?
4 Das heißt keineswegs, daß ihr Ältesten unentbehrlich seid. Doch ihr verrichtet eine „vortreffliche Arbeit“, indem ihr euren geistigen Brüdern und Schwestern dient (1. Tim. 3:1). Eure Stellung beruht nicht auf einer vermeintlichen ‘Größe’, die auf eure Anstrengungen zurückzuführen ist (Matth. 20:26, 27). Natürlich habt ihr zusätzliche Vorrechte und Verpflichtungen, doch diesen in der rechten Weise nachzukommen erfordert, daß ihr demütig als Sklaven für Jehova, für Jesus Christus und für eure Glaubensbrüder dient (Röm. 12:11; Gal. 5:13; Kol. 3:23, 24). Ja, ihr habt harte Arbeit zu verrichten, zum Beispiel euren Brüdern und Schwestern vorzustehen und sie zu ermahnen. Sie wissen zwar, daß ihr dazu ernannt worden seid, doch aufgrund eurer harten Arbeit und eures Beispiels fühlen sie sich gedrängt, auf eure Bemühungen einzugehen und sie zu unterstützen. Diese Achtung ist angebracht und im Einklang mit den Worten des Apostels Paulus: „Wir bitten euch nun, Brüder, die zu respektieren, die unter euch hart arbeiten und die euch vorstehen im Herrn und euch ernstlich ermahnen, und ihnen um ihres Werkes willen über die Maßen Achtung zu zollen in Liebe“ (1. Thess. 5:12, 13).
Ein Vorbild „im Reden“
5. Unter welchen verschiedenen Umständen sollten Aufseher ein Vorbild „im Reden“ sein, und warum?
5 Es besteht kein Zweifel darüber, daß Aufseher ein Vorbild „im Reden“ sein sollten. Das sollte bestimmt in ihrer eigenen Familie der Fall sein. Es sollte aber auch in Gesprächen mit Gliedern der Versammlung oder bei einer öffentlichen Ansprache sowie beim Zeugnisgeben von Haus zu Haus zu erkennen sein. Was ein Aufseher sagt, mag auf andere einen größeren Einfluß ausüben, als er sich bewußt ist. Seine Äußerungen sollten sich daher stets auf Grundsätze des Wortes Gottes stützen oder davon geprägt sein.
6. Warum müssen sich Älteste vor falschen Gedanken hüten und warum sollten sie „Gutes reden“?
6 Sollen Äußerungen erbauend sein, so muß das Herz von den guten Dingen des Wortes Gottes erfüllt sein. Dann wird der Mund „Gutes reden“, das heißt Worte äußern, die, vom geistigen Standpunkt aus betrachtet, schicklich und erbauend sind (Matth. 12:34). Ein Aufseher muß sich davor hüten, falsche Ansichten oder Gedanken in seinem Sinn oder seinem Herzen Wurzel fassen zu lassen, denn das würde sich früher oder später in seinen Worten bemerkbar machen und sich nachteilig auf andere auswirken. Die Bibel zeigt, welche Äußerungen vermieden werden sollten, indem sie den Rat gibt: „Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt“ (Eph. 4:29, Einheitsübersetzung).
7. Warum sollten christliche Aufseher davon absehen, rein private Meinungen oder Ansichten zu verbreiten?
7 Um ein Vorbild im Reden zu sein, dürfen christliche Unterhirten ‘nicht über das hinausgehen, was geschrieben steht’ (1. Kor. 4:6). Ein Aufseher sollte in bezug auf die Lehre, den Sittenmaßstab oder die christliche Organisation ‘das Wort predigen’ (2. Tim. 4:2). Wenn er rein private Meinungen vertreten oder Ansichten verbreiten würde, die der durch den „treuen und verständigen Sklaven“ empfangenen Lehre widersprächen, so würde er Verwirrung stiften. Statt mit Vermessenheit in einem Lauf zu verharren, der zur Unehre führt, sollte man lieber auf Jehova und seine Organisation warten (Spr. 11:2). Vielleicht wird die betreffende Sache später genauer erklärt oder klargestellt. Oder vielleicht findet der Älteste durch Gebet und eifriges Studium des Wortes Gottes anhand der Wachtturm-Publikationen heraus, daß er unrecht hatte, und ist froh, daß er keine falschen Ansichten verbreitet hat.
8. (a) Warum sollte man nicht um Worte streiten und sich nicht auf Debatten einlassen? (2. Tim. 2:14-19). (b) Wie sollte einer Person geholfen werden, die eine Frage stellt und geistige Hilfe benötigt?
8 Paulus wies Timotheus an, anderen zu gebieten, „nicht um Worte zu streiten, was gar nichts nützt, denn es führt zum Sturz derer, die zuhören“. Dann sprach der Apostel davon, wie gefährlich sich Äußerungen von Männern auswirken, die von der Wahrheit abgewichen sind. Wenn man mit Personen, die die gesunde Lehre verwerfen, um Worte streitet oder sich mit ihnen auf Debatten einläßt, wird nichts gewonnen, sondern in geistiger Hinsicht eher viel verloren (2. Tim. 2:14-19; Tit. 1:7-9). Das bedeutet nicht, daß man zu einem Gedanken, den man nicht versteht, keine aufrichtige Frage stellen dürfte. Doch auf einer bestimmten Ansicht zu beharren mag unnötige Unruhe verursachen. Personen, die geistige Hilfe benötigen, sollten selbstverständlich in der rechten Weise belehrt werden, das heißt „mit Milde“ (2. Tim. 2:23-26).
9. Was ist die Voraussetzung, damit Aufseher wirkungsvoll lehren können?
9 Aufseher sollten „hart arbeiten in Wort und Lehre“, indem sie nicht nur mit Außenstehenden über die Wahrheit sprechen, sondern auch die Versammlung im Glauben erbauen (1. Tim. 5:17). Biblische Ansprachen und Programmpunkte vorzubereiten, die geistig erfrischend, lehrreich und praktisch sind, erfordert Zeit. Redner und Lehrer, die regelmäßig die Bibel studieren sowie die Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft, die Dispositionen und anderen Stoff, den der „treue und verständige Sklave“ zur Verfügung stellt, können viele gute Gedanken eingehend behandeln und dadurch eine gesunde Lehre vermitteln. Aufseher, die ein Vorbild im Reden sind, lassen erkennen, daß sie sich in der rechten Weise bemühen.
Stets einen „vortrefflichen Wandel“ führen
10, 11. (a) Welcher Zusammenhang besteht zwischen einem vortrefflichen Wandel und der himmlischen Weisheit? (b) Was geschieht, wenn man sich von der Weisheit von oben leiten läßt, im Gegensatz zu Situationen, in denen sich gottlose Wesenszüge zeigen?
10 Die Aufseher in den Versammlungen müssen auch ein Vorbild „im Wandel“ sein. Um einen vortrefflichen Wandel führen zu können, benötigen sie himmlische Weisheit und Verständnis. Diesen Gedanken hebt der Jünger Jakobus mit den Worten hervor: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus seinem vortrefflichen Wandel seine Werke mit einer Sanftmut, die zur Weisheit gehört. Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in eurem Herzen habt, so prahlt nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern ist die irdische, animalische, dämonische. Denn wo es Eifersucht und Streitsucht gibt, da gibt es Unordnung und alles Schlechte“ (Jak. 3:13-16; 1. Petr. 2:12).
11 Das Verhältnis zu Mitältesten und anderen Gliedern der Versammlung wird durch einen vortrefflichen Wandel, der himmlische Weisheit verrät, gestärkt (Jak. 3:17, 18). Streitsucht, Eifersucht, Prahlen und andere weltliche, animalische und dämonische Züge und Handlungen zerstören hingegen dieses Verhältnis. Solche schlechten Wesenszüge haben unter Gottes Volk keinen Platz. Eine egoistische Handlungsweise widerspricht der christlichen Liebe. Einen vortrefflichen Wandel zu führen erfordert somit, daß man „nichts aus Streitsucht oder aus Ichsucht tut, sondern in Demut die anderen höher achtet als ... [sich] selbst“ (Phil. 2:3). Ein solches Verhalten ist wirklich vorbildlich, da es eine geistige Einstellung erkennen läßt, wie sie Christus Jesus offenbarte (Phil. 2:5-8).
12. (a) Wie sollte man Schwestern der Versammlung ansehen und sich ihnen gegenüber verhalten? (b) Was müssen Aufseher tun, wenn Gottes Sittenmaßstäbe verletzt werden? (c) Was dürfen Älteste mit Rechtsangelegenheiten, die vertraulich zu behandeln sind, nicht tun?
12 Aufseher und andere verantwortliche Brüder, die ein Vorbild sind, müssen sich stets umsichtig gegenüber dem anderen Geschlecht verhalten. Sie sollten ‘ältere Frauen wie Mütter und jüngere Frauen wie Schwestern mit aller Keuschheit’ behandeln (1. Tim. 5:1, 2). Aufseher müssen ständig wachsam sein, um nicht von dem hohen göttlichen Sittenmaßstab abzuweichen. Wenn es eindeutige Beweise dafür gibt, daß jemand versucht, andere in sittlicher Hinsicht zu verderben, müssen sie unverzüglich handeln, um die Organisation rein zu erhalten; denn sie wissen, daß Jehova „für ... diese Dinge die Strafe vollzieht“ (1. Thess. 4:3-8). Gleichzeitig dürfen Unterhirten nicht mit anderen über Angelegenheiten sprechen, die von einem Rechtskomitee behandelt wurden und Personen betreffen, die Gottes gerechte Grundsätze übertreten haben. Sie müssen solche Dinge vertraulich behandeln. Von der Versammlung kann nur dann erwartet werden, daß sie den Ältesten volles Vertrauen schenken, wenn diese ihre Aufsicht in der rechten Weise ausüben und stets einen tadellosen Wandel führen.
Ein Vorbild „in der Liebe“
13. Was für einen Geist müssen Aufseher offenbaren, wenn sie ein Vorbild sein wollen, und wieso?
13 Aufseher können nur dann „ein Vorbild für die Treuen“ sein, wenn sie den Geist der Liebe offenbaren. Nachdem Paulus den Aufseher Timotheus ermuntert hatte, ‘die Gabe Gottes, die in ihm war, anzufachen’, sagte er: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Feigheit gegeben, sondern den der Kraft und der Liebe und des gesunden Sinnes“ (2. Tim. 1:6, 7). Wir wissen, wie heilsam es sich auf unser Leben ausgewirkt hat, daß Gott uns gegenüber diese Eigenschaft, Liebe, bekundet hat. Wenn Aufseher Vorbilder im Hervorbringen dieser Frucht des Geistes sind, verrät dies mehr als alles andere, was sie für ihre Mitanbeter Jehovas empfinden. Liebe wirkt anziehend und veranlaßt uns, den Rat und die Hilfe liebevoller Unterhirten zu suchen. Wir schätzen ihr von Herzen kommendes Interesse und ihren aufrichtigen Wunsch, uns zu helfen, in geistiger Hinsicht Fortschritte zu machen.
14. Wie können verheiratete Aufseher zeigen, daß sie ‘ihre Frau wie ihren eigenen Leib lieben’, und was kann ihre Frau dann tun?
14 Um sich wie Geistesmenschen zu benehmen, bemühen sich Aufseher, ‘alle ihre Angelegenheiten mit Liebe geschehen zu lassen’ (1. Kor. 16:13, 14). Diejenigen, die verheiratet sind, ‘lieben ihre Frau wie ihren eigenen Leib’, den sie ‘nähren und hegen und pflegen’ (Eph. 5:28, 29). Aufseher wissen, wieviel Aufmerksamkeit ihr Körper täglich erfordert. Genauso müssen sie ständig in körperlicher und geistiger Hinsicht für ihre Frau sorgen, damit sie ihre Rolle als Frau und Gehilfin so erfüllen kann, „wie es sich schickt im Herrn“ (Kol. 3:18, 19). Diese Liebe kommt unter anderem dadurch zum Ausdruck, daß sie gemeinsam den Tagestext aus dem Jahrbuch der Zeugen Jehovas betrachten, Gedanken aus den Veröffentlichungen der Gesellschaft besprechen, sich auf die christlichen Zusammenkünfte vorbereiten und Gelegenheiten für das gemeinsame Gebet wahrnehmen. Älteste sollten ihrer Frau je nach Möglichkeit auch sonst behilflich sein. Durch die richtige Erziehung der Kinder beweisen sie ebenfalls, daß sie ihrem eigenen Haushalt richtig vorstehen und dieses schriftgemäße Erfordernis für Aufseher erfüllen (1. Tim. 3:4, 5; 5:8).
15. Wie kann ein Aufseher zeigen, daß er „für die Versammlung Gottes Sorge tragen“ kann und daß er Liebe hat?
15 Ein Aufseher, der in vortrefflicher Weise auf seine Familie achtet, kann auch „für die Versammlung Gottes Sorge tragen“ (1. Tim. 3:5). Dadurch, daß sich ein Ältester der Aufgaben in der Versammlung annimmt, zeigt er ein aufrichtiges, persönliches Interesse an denen, die ihm im Glauben verwandt sind (Gal. 6:9, 10). Aufseher bereiten sich auf die Versammlungszusammenkünfte vor und leiten sie, sie besuchen Kranke und andere, die Hilfe benötigen, und beteiligen sich regelmäßig an der öffentlichen Verkündigung der „guten Botschaft“. Durch all das sind sie ein Vorbild „in der Liebe“ — in der Liebe zu Gott, zu den ihrer Obhut anvertrauten „Schafen“ und zu denen, denen sie die Königreichsbotschaft verkündigen.
16. Wovon ließ sich Paulus bei dem, was er im Interesse der Korinther Versammlung unternahm, leiten, und findet man heute unter christlichen Aufsehern dieselbe Einstellung?
16 Manchmal sehen sich Aufseher zu einem freimütigen Rat oder zu einer disziplinarischen Maßnahme gezwungen. Es ist ihr Wunsch, der betreffenden Person zu helfen und die Versammlung zu schützen. Älteste ahmen darin den Apostel Paulus nach, der sich bei all dem, was er im Interesse der Korinther Versammlung unternahm, von Liebe leiten ließ, obwohl es für ihn oft sehr beschwerlich war. Er schrieb: „Aus viel Drangsal und Herzensangst schrieb ich euch unter vielen Tränen, nicht um euch traurig zu machen, sondern damit ihr die Liebe erkennet, die ich ganz besonders zu euch hege“ (2. Kor. 2:4). Wenngleich einige Glieder dieser Versammlung seine unermüdlichen und selbstlosen Bemühungen nicht schätzten, war Paulus doch bereit, sich für sie noch weiter zu verausgaben; denn er sagte: „Ich für meinen Teil will mich sehr gern verbrauchen und völlig verbraucht werden für eure Seelen. Wenn ich euch in um so überströmenderem Maße liebe, soll ich da weniger geliebt werden?“ (2. Kor. 12:15). Viele Aufseher setzten sich wie Paulus aus Liebe zu ihren Brüdern ganzherzig ein und sind so ein lobenswertes Vorbild.
17. Wie hat sich das gute Beispiel der Aufseher auf die Organisation des Volkes Gottes ausgewirkt, und was können treue Unterhirten daher sagen?
17 Es ist von vielen Aufsehern bekannt, daß sie sich jahrelang buchstäblich verausgabt haben, während sie Jehova dienten und für die Bedürfnisse ihrer Glaubensbrüder sorgten. Durch das Beispiel, das diese Männer gaben, ist in der ganzen Organisation des Volkes Gottes der Geist der Liebe gefördert worden. In der heutigen prüfungsreichen Zeit wird unser Vertrauen durch solche Vorbilder im Hüten der „Herde“ gestärkt. Da diese Unterhirten wahre Liebe zur „Herde“ haben und an ihr interessiert sind, können sie wie Paulus sagen: „Möge der Herr euch außerdem zunehmen lassen, ja euch überströmend machen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie wir auch euch gegenüber sind, damit er eure Herzen befestige, untadelig in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Gegenwart unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ (1. Thess. 3:12, 13).
Glauben zu beweisen stärkt Mitchristen
18. Auf welche Werke sollten Aufseher hinweisen können als Beweis dafür, daß sie echten Glauben haben?
18 Wenngleich heute viele lautstark behaupten, religiös zu sein, ist „der Glaube ... nicht ein Besitz aller Menschen“ (2. Thess. 3:2). Um Gott wohlzugefallen, müssen wir aber Glauben besitzen (Hebr. 11:6). Auch in dieser Hinsicht müssen christliche Aufseher für alle ein Vorbild sein — ein Vorbild „im Glauben“. Darüber hinaus sollten sie Taten oder Werke haben, die beweisen, daß ihr Glaube echt ist (Jak. 2:14-26). Zu diesen Werken gehört unter anderem, kranke Glaubensbrüder zu trösten, bedürftige Mitchristen zu unterstützen und sich regelmäßig am Verkündigen der „guten Botschaft vom Königreich“ zu beteiligen (Matth. 24:14; vergleiche Matthäus 25:34-40).
19. Warum ist Glaube erforderlich, und was zu tun, befähigt er viele?
19 Paulus hob bemerkenswerterweise wiederholt den Gedanken hervor, daß ‘der Gerechte zufolge des Glaubens leben wird’ (Röm. 1:17; Gal. 3:11; Hebr. 10:38). Der Glaube vermittelt uns nicht nur eine Vision von dem, was vor uns liegt, sondern spornt uns auch zum Handeln an. Sich zum Beispiel um den Hilfspionierdienst oder den allgemeinen Pionierdienst zu bewerben und dann als Vollzeitprediger der „guten Botschaft“ zu dienen, setzt Glauben voraus (Mark. 13:10). Viele Aufseher und Dienstamtgehilfen richten es so ein, daß sie sich trotz familiärer Verpflichtungen und anderer Aufgaben an dieser Tätigkeit beteiligen können. Manche nehmen in ihrer beruflichen Tätigkeit oder in anderer Hinsicht Änderungen vor, damit sie ihren Verpflichtungen der Versammlung gegenüber besser nachkommen können. Die „gute Botschaft“ zu predigen, Aufgaben bei christlichen Kongressen zu erfüllen, Königreichssäle zu errichten oder sich sonstwie an alltäglichen theokratischen Aktivitäten zu beteiligen erfordert ebenfalls echten Glauben. Aufseher und alle anderen Glieder des Volkes Jehovas müssen tatsächlich Glauben haben, um im Einklang mit Gottes Wort zu leben, zu arbeiten und Gott zu dienen.
20. (a) Von welcher Bedeutung ist der Glaube, wenn es darum geht, dem Teufel zu widerstehen? (b) Welche besondere Hilfe können Aufseher ihren Mitchristen bieten, um in Glaubensprüfungen standzuhalten?
20 Glauben benötigt man auch, um Schwierigkeiten zu ertragen und in Prüfungen standzuhalten. Nachdem Petrus die älteren Männer ermahnt hatte, Vorbilder für „die Herde“ zu werden, sagte er warnend: „Bleibt besonnen, seid wachsam. Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht jemand zu verschlingen. Doch widersteht ihm, fest im Glauben, wissend, daß die gleichen Dinge in bezug auf Leiden sich an eurer ganzen Bruderschaft in der Welt vollziehen“ (1. Petr. 5:8, 9). Aufseher müssen vor der Taktik und den Machenschaften des Teufels auf der Hut sein, durch die er Diener Gottes ablenkt, umgarnt oder verschlingt. Christen sollten nie zulassen, gegenüber der Situation, in der sie sich befinden, gleichgültig zu werden, und ernannte Unterhirten der „Herde“ sollten besonders wachsam sein. Die Erfahrung hat in vielen Ländern gezeigt, daß Aufseher, sobald Schwierigkeiten und Prüfungen über Jehovas Zeugen kommen, an vorderster Front stehen. Im Vertrauen auf Gott lassen diese Ältesten nicht nach, ihren Glaubensbrüdern in verschiedener Hinsicht beizustehen. Sie helfen ihnen, dem Widersacher zu trotzen, inbrünstig zu beten und den großen Schild des Glaubens sowie andere geistige Waffen zu gebrauchen (Eph. 6:10-18).
21. Welche Hilfe bieten Aufseher, die selbst ein Vorbild im Glauben sind, der „Herde“ im Hinblick auf Glauben und Hoffnung?
21 Aufseher sollten der „Herde“ helfen, durch Glauben zu wandeln und sich in der Hoffnung zu freuen. Da Jehova Gott und sein Sohn im Himmel sind, können wir sie nicht sehen. Dennoch ist es eine Tatsache, daß sie mit uns handeln (Hebr. 11:27). Durch das, was unter ihrer Leitung geschieht, erfüllen sich biblische Prophezeiungen. Aufseher sollten darauf bedacht sein, ihren Glaubensbrüdern zu helfen, dies zu verstehen und zu erkennen, daß noch viele Glieder der „großen Volksmenge“ eingesammelt werden. Das Werk wird von Jehova gesegnet (Jes. 60:22; Offb. 7:9). Wir verspüren die geistige Sicherheit, die er verheißen hat (Ps. 91:1, 2). Unter Gottes Volk sind heute die Früchte des heiligen Geistes Jehovas, wie zum Beispiel Glauben, in reichlichem Maße zu finden (Gal. 5:22, 23; vergleiche Römer 1:8). Mit dem Glaubensauge sehen wir die bevorstehende Vollstreckung der Urteile Jehovas (Offb. 11:16-18; 16:14, 16). Nach der „großen Drangsal“ wird eine neue Ordnung beginnen, und die Erde wird in einen paradiesischen Zustand verwandelt werden (Matth. 24:21; Luk. 23:43; 2. Petr. 3:11-13). Es wird eine Auferstehung geben (Joh. 5:28, 29; Apg. 24:15). Die Menschheit wird wieder in ein friedliches Verhältnis zu Gott kommen, und alle, die in der Schlußprüfung Gehorsam beweisen, werden ewiges Leben erlangen (Offb. 20:7-10). Während wir in die Zukunft blicken, schätzen wir die Zehntausende von Aufsehern, die heute Vorbilder im Glauben sind und als treue Unterhirten viel leisten, um der „Herde“ zu helfen, sich in der Hoffnung zu freuen (Röm. 12:12).
„In der Keuschheit“ — würdige Vorbilder
22. (a) Inwiefern können die Worte in Philipper 4:8 und Jakobus 3:17 Aufsehern helfen, ein Vorbild in der Keuschheit zu sein? (b) Was bedeutet es für Aufseher, keusch zu bleiben, wenn sie Brüder für eine verantwortliche Stellung in der Versammlung empfehlen?
22 Schließlich werden Aufseher ermahnt, „ein Vorbild für die Treuen ... in der Keuschheit“ zu sein. Das bedeutet mehr als Reinheit im Denken und im Lebenswandel. Sie müssen offensichtlich darauf achten, daß das, was sie denken, keusch ist (Phil. 4:8; Jak. 3:17). Aber um keusch zu bleiben, müssen Aufseher auch ein gutes Urteilsvermögen walten lassen, wenn sie Brüder für eine verantwortliche Stellung in der Versammlung in Betracht ziehen. Sie müssen deren Eigenschaften sorgfältig im Lichte der biblischen Anforderungen abwägen. Persönliche Freunde oder Verwandte sollten nicht begünstigt werden. Wenn irgendein Zweifel am sittlichen Verhalten eines Bruders besteht, sollte man mit der Empfehlung so lange warten, bis sich die Zweifel als unberechtigt erwiesen haben. Das wäre im Einklang mit dem Rat aus 1. Timotheus 5:22: „Lege niemals deine Hände jemandem voreilig auf; auch habe nicht teil an den Sünden anderer; bewahre dich selbst keusch.“
23. Wodurch werden sich Aufseher bei der Behandlung von Rechtsangelegenheiten ‘keusch bewahren’?
23 An den Sünden anderer teilzuhaben, vermeiden Aufseher auch dadurch, daß sie Rechtsangelegenheiten richtig behandeln. Älteste, die sich mit Übertretungen zu befassen haben, sollten barmherzig sein, wenn die Umstände Barmherzigkeit verlangen, doch dürfen sie Sünde nicht entschuldigen oder gleichgültig dazu eingestellt sein (Spr. 28:13; Jak. 2:13; vergleiche Judas 3-15, 22, 23). Älteste müssen sich davor hüten, parteiisch zu sein oder sich von Gefühlen leiten zu lassen, wenn sie einen Missetäter oder das Zeugnis anderer anhören. Treue Unterhirten, die sich in solchen Fällen bei ihren Entscheidungen von biblischen Grundsätzen leiten lassen, werden ‘sich keusch bewahren’.
24. Wann werden Aufseher das sagen können, was Paulus in 1. Korinther 11:1 sagte?
24 Alle treuen christlichen Aufseher, die in der erwähnten Weise Vorbilder sind, können wie Paulus mit gutem Gewissen sagen: „Werdet meine Nachahmer, so, wie ich Christi Nachahmer bin“ (1. Kor. 11:1). Obwohl sich der Apostel seiner Schwächen bewußt war, konnte er mit Überzeugung sagen, daß er Christus nachfolgte. Das trifft auch auf Aufseher in der heutigen Zeit zu, die sich bemühen, Gottes Anforderungen zu erfüllen.
Die Versammlung ermuntern, das Wort mit Freimut zu reden
25. Welche guten Ergebnisse werden sich infolge des Segens Gottes in der Versammlung einstellen, wenn das gute Beispiel der christlichen Aufseher nachgeahmt wird?
25 Welche Ergebnisse können erwartet werden, wenn das Beispiel treuer Unterhirten der „Herde Gottes“ nachgeahmt wird? Alle Glieder der Versammlung werden ermuntert werden, Gottes Wort ständig mit Freimut zu reden und einen vortrefflichen Wandel zu führen (Apg. 4:29-31; 1. Petr. 2:12). An der Liebe wird zu erkennen sein, daß die Versammlung aus wahren Jüngern Jesu Christi besteht, und dieser Umstand wird andere veranlassen, Gemeinschaft mit Gottes Volk zu suchen (Sach. 8:23; Joh. 13:34, 35). Aktiver Glaube wird sich in vortrefflichen Werken zeigen wie der Verkündigung der „guten Botschaft“, dem Jüngermachen und in einem Gott wohlgefälligen Lebenswandel (Matth. 24:14; 28:19, 20). Wenn alle Gottes Wohlgefallen suchen und Keuschheit ihr Leben bestimmt, wird die ganze Versammlung rein erhalten werden. Mögen wir deshalb gemeinsam in Treue Jehova dienen und für die Segnungen dankbar sein, die wir als Gottes Volk genießen. Möge unser liebevoller himmlischer Vater unsere vereinten Anstrengungen weiterhin segnen, während wir mit christlichen Aufsehern zusammenarbeiten, die Vorbilder für „die Herde“ sind.
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