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Fragen von LesernDer Wachtturm 1978 | 15. Mai
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natürlich jemand entschließt, einen Ältesten um Rat zu bitten, kann er das tun, und der Älteste kann biblische Grundsätze mit ihm besprechen, indem er als Hirte vorgeht, aber nicht versucht, das Eheleben des Betreffenden zu reglementieren.
Damit soll nicht gesagt werden, daß die verschiedenen heute gepflegten sexuellen Handlungen gutgeheißen würden, denn so sind diese Ausführungen keineswegs gedacht. Durch sie kommt lediglich das Bewußtsein für die Verpflichtung zum Ausdruck, die Bibel entscheiden zu lassen und keinen dogmatischen Standpunkt in Fällen einzunehmen, in denen es mangels biblischer Beweise keine ausreichende Grundlage dafür gibt. Sie sind gleichzeitig ein Ausdruck der Überzeugung, daß Jehovas Volk als Ganzes den Wunsch hat, alles so zu tun, als sei es für ihn, und in allen Belangen seine vorzüglichen Eigenschaften widerzuspiegeln. Sie sind ein Ausdruck der Bereitschaft, das Urteil über solche intimen Angelegenheiten in der Ehe Jehova Gott und seinem Sohn zu überlassen, die über die notwendige Weisheit und erforderliche Kenntnis aller Umstände verfügen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Behalten wir im Sinn: „Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen“, und „jeder von uns [wird] für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen“ (Röm. 14:7-10, 12). „Wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das ihm Zuerkannte für die Dinge empfange, die er durch den Leib getan hat, gemäß dem, was er zu tun pflegte, ob Gutes oder Böses“ (2. Kor. 5:10).
Wir sollten uns auch dessen bewußt sein, daß der Apostel Paulus seine Worte aus Kolosser 3:5, 6 nicht nur an Ledige, sondern auch an Verheiratete richtete. Er schrieb: „Ertötet daher die Glieder eures Leibes, die auf der Erde sind, in bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist.“ In 1. Thessalonicher 4:3-7 gab Paulus den Rat: „Jeder von euch wisse, wie er von seinem eigenen Gefäß in Heiligung und Ehre Besitz ergreife, nicht in gierigen sexuellen Gelüsten, wie sie auch die Nationen haben, die Gott nicht kennen ... Denn Gott hat uns nicht mit der Erlaubnis zur Unreinheit berufen, sondern in Verbindung mit der Heiligung.“
Wenn der Apostel von „sexuellen Gelüsten“ spricht, so verurteilte er damit sicherlich nicht das normale sexuelle Verlangen, das in der Ehe seinen rechtmäßigen Platz hat und dort Erfüllung findet. Auch das Verlangen zu essen und zu trinken ist etwas Normales, und wir können dieses Verlangen in angemessener Weise befriedigen. Doch man kann zum Schlemmer oder Trunkenbold werden, indem man übermäßig und hemmungslos ißt und trinkt. Desgleichen könnte man sich auch so sehr mit dem Sex beschäftigen, daß die Befriedigung des sexuellen Verlangens vorrangig und zum Selbstzweck wird, statt es eine Beigabe oder eine untergeordnete Ergänzung sein zu lassen, durch die sich die von der Bibel geforderte Liebe äußert. Denn dann kann es soweit kommen, daß jemand Habsucht offenbart, „die Götzendienst ist“, indem er das sexuelle Verlangen wie einen Götzen verehrt (Eph. 5:3, 5; Phil. 3:19; Kol. 3:5).
Was aber, wenn eine verheiratete Person, beispielsweise eine Frau, an einen Ältesten in der Versammlung mit der Klage herantritt, ihr Mann mißbrauche sie, indem er sie zu sexuellen Handlungen zwinge, die sie als widerlich und pervers verwerfe? Falls der Ehepartner bereit ist, darüber zu sprechen, kann der Älteste möglicherweise gemeinsam mit einem weiteren Ältesten dem Ehepaar anbieten, seine Probleme durch biblischen Rat lösen zu helfen.
Wie verhält es sich, wenn ein Verheirateter behauptet, gewisse sexuelle Handlungen des Ehepartners seien so schwerwiegend, daß sie unter den in Matthäus 19:9 gebrauchten griechischen Begriff pornéia („Hurerei“, Neue-Welt-Übersetzung) fallen? Wie bereits erwähnt, enthält die Bibel keine besonderen Angaben, anhand deren eindeutig festzulegen wäre, welche sexuellen Handlungen in der Ehe pornéia sind und welche nicht. Beachten wir, daß der griechische Ausdruck von einem Wort abgeleitet wird, dessen Grundbedeutung „verkaufen“ oder „sich ergeben oder hingeben“ ist, und pornéia somit „sich der Wollust oder Unzucht verkaufen oder hingeben“ bedeutet. Die Verbform (pornéuo) bedeutet unter anderem „sich der Unzucht preisgeben“ (Greek-English Lexicon von Liddell und Scott). Wenn eine verheiratete Person die geschlechtlichen Handlungen ihres Ehepartners — obgleich sie nicht mit einer Person außerhalb der Ehe gepflegt werden — für so schwerwiegend hält, daß sie der Unzucht gleichkommen, so ist das ihr eigenes Urteil, und sie muß auch die Verantwortung dafür übernehmen.
Sie mag der Auffassung sein, daß die Umstände sie zu einer schriftgemäßen Ehescheidung berechtigen. In einem solchen Fall muß die betreffende Person die volle Verantwortung vor Gott übernehmen, wenn sie eine Scheidung anstrebt. Von Ältesten kann nicht erwartet werden, die Scheidung (vom biblischen Standpunkt aus) gutzuheißen, wenn sie sich über die Gründe nicht im klaren sind. Gleichzeitig sind Älteste nicht befugt, einem anderen in einem zweifelhaften Fall ihr Gewissen aufzuzwingen (Jak. 4:11, 12). Nachdem sie den in ihren Augen zutreffenden biblischen Rat erteilt haben, können sie dem Betreffenden den Ernst der Sache deutlich vor Augen führen und ihm zeigen, daß er die volle Verantwortung übernehmen muß, wenn er eine Scheidung anstrebt. Wer lediglich einen Vorwand sucht, um seine Ehe auflösen zu können, muß mit Gottes Mißfallen rechnen, denn wie Gott über eine solch treulose Handlungsweise gegenüber dem Ehepartner denkt, geht aus seinen Worten hervor: „Er hat Ehescheidung gehaßt“ (Mal. 2:16). „Gott wird Hurer und Ehebrecher richten“, und wer sich nur aufgrund eines Vorwandes scheiden läßt und dann wieder heiratet wird diesem Gericht nicht entgehen (Hebr. 13:4). Die Ältesten können davon überzeugt sein, daß der Herr zu seiner Zeit „sowohl die verborgenen Dinge der Finsternis ans Licht bringen als auch die Ratschläge der Herzen kundmachen wird“ (1. Kor. 4:4, 5). Niemand, der Täuschung und Treulosigkeit sozusagen „sät“, wird verhindern können, Leiden zu „ernten“, denn „Gott läßt sich nicht verspotten“ (Gal. 6:7, 8).
Wie Versammlungsälteste ihren Brüdern und Schwestern das Recht zugestehen, in Fragen, die in der Bibel nicht eindeutig geklärt werden, nach ihrem persönlichen Gewissen zu handeln, so haben auch die Ältesten ein Recht, Personen, die fragwürdig handeln, gemäß ihrem eigenen Gewissen zu beurteilen. Wenn sie ehrlich davon überzeugt sind, daß ein Glied der Versammlung in diesen Fragen so gehandelt hat, daß sie es gewissensmäßig nicht für einen Dienst empfehlen können, in dem es in der Versammlung ein Vorbild sein sollte, so ist das ihre Sache (1. Tim. 1:19; 3:2-12; 5:22).
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Hält Gott den einzelnen von uns für wichtig?Der Wachtturm 1978 | 15. Mai
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Hält Gott den einzelnen von uns für wichtig?
Sieht Gott die Menschen lediglich als eine große Masse? Oder ist er an uns als einzelnen interessiert?
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