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Widerstehe dem „Hang zum Neid“Der Wachtturm 1973 | 15. November
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sie darin noch zu überflügeln. Das wird durch die folgenden Worte des verständigen Schreibers des Buches Prediger bestätigt: „Ich habe selbst all die harte Arbeit und all die Tüchtigkeit in der Arbeit gesehen, daß es Wetteifer des einen gegenüber dem anderen bedeutet; auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind.“ — Pred. 4:4.
Wenn jemand durch seine Arbeit glänzen möchte, mag bei ihm dadurch jedes Interesse und jedes Mitgefühl für andere verdrängt werden. Er nimmt keine Rücksicht auf ihre körperlichen und geistigen Unzulänglichkeiten. Konkurrenzsucht und Wetteifer treten an die Stelle einer freundschaftlichen Zusammenarbeit. Ein unfairer Maßstab wird angelegt, so daß bei einem Vergleich nur nach der Quantität geurteilt wird, während die Qualität oder die aufrichtigen, selbstlosen Bemühungen der anderen völlig außer acht gelassen werden. Der Wert eines Menschen wird hauptsächlich nur noch nach seinen Leistungen, nicht nach dem, was er selbst ist, beurteilt.
Andere in den Schatten stellen zu wollen ist ein schlechter Zug, und Personen, die darauf aus sind, dies zu tun, ‘haschen nach Wind’, nach Nichtigkeit. Wer überall von seinen Leistungen spricht und sich mit anderen vergleicht, neigt dazu, mit anderen zu wetteifern und sie zu beneiden. Er versucht, sie durch seine Überlegenheit zu beeindrucken, und erkennt die guten Eigenschaften, die sie haben, nicht an. Er wacht eifersüchtig über seine Stellung, weil er befürchtet, andere könnten ebenso leistungsfähig werden wie er oder ihn sogar überflügeln. Eine solche Handlungsweise steht im Gegensatz zu dem, was die Bibel Christen gebietet: „Laßt uns nicht ichsüchtig werden, indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden.“ — Gal. 5:26.
In den Versammlungen des Volkes Gottes müssen heute besonders die Ältesten darauf achten, daß sie nicht beginnen, von sich und von ihren Leistungen zu hoch zu denken. Das könnte dazu führen, daß sie andere daran hindern, gewisse Vorrechte wahrzunehmen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie selbst im Vordergrund bleiben möchten. Sie sollten stets daran denken, daß Jehova Gott das Wachstum gibt. Die Versammlung gehört nicht einem Menschen, sondern Gott. — Apg. 20:28; 1. Kor. 3:7.
Wer (ein einzelner oder eine Gruppe) nicht bereit wäre, andere am Tragen von Verantwortung teilhaben zu lassen, würde der Führung des Geistes Gottes entgegenwirken. Der Apostel Paulus wies den Aufseher Timotheus an, das, was er gelernt hatte, ‘treuen Menschen anzuvertrauen, die ihrerseits hinreichend befähigt sein würden, andere zu lehren’. (2. Tim. 2:2) Älteste, die den rechten Geist haben, helfen daher anderen Männern in der Versammlung, die Eigenschaften zu entwickeln, die erforderlich sind, um eine verantwortliche Stellung in der Versammlung auszufüllen. Würden sie dies nicht tun, weil sie bewußt oder unbewußt befürchteten, daß ihr Einfluß dadurch geschmälert würde, so würden sie nicht nur ihren eigenen Interessen, sondern auch den Interessen der ganzen Versammlung entgegenwirken. Viele befähigte Männer können weit mehr leisten als nur ein einzelner oder einige wenige. Und je mehr befähigte Älteste eine Versammlung hat, desto mehr vortreffliche Eigenschaften vereinigen sich zur Förderung ihrer geistigen Interessen.
Wie man dazu eingestellt sein sollte, andere an Vorrechten teilhaben zu lassen, kommt in folgenden Worten zum Ausdruck, die Moses an Josua richtete: „Eiferst du für mich? Nein, ich wünschte, daß alle von Jehovas Volk Propheten wären, denn Jehova würde seinen Geist auf sie legen!“ — 4. Mose 11:29.
Eine entgegengesetzte Einstellung kann ernste Folgen haben. Das führte Jesus Christus seinen Aposteln während seines irdischen Dienstes deutlich vor Augen. Als ein Mann — offenbar unter dem Einfluß des Geistes Gottes — aufgrund des Namens Jesu Dämonen austrieb, versuchten der Apostel Johannes und andere, ihn daran zu hindern, weil er sie nicht begleitete. Wahrscheinlich dachten sie, er gehöre nicht zu ihrer besonderen Gruppe und würde daher durch seine Machttaten ihre Tätigkeit beeinträchtigen. Als Jesus dies hörte, wies er sie zurecht und sagte dann warnend: „Wer irgend aber einen von diesen Kleinen, die glauben, straucheln macht, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein, wie er von einem Esel gedreht wird, um den Hals gelegt und er tatsächlich ins Meer geworfen würde.“ (Mark. 9:38-42) Ja, die Apostel hätten durch ihre egozentrische Einstellung Neulinge und demütige Menschen zum Straucheln veranlassen können. Gott betrachtete diese Einstellung nicht als harmlos.
Wenn wir daher Jehova Gott wohlgefällig sein möchten, sollten wir Neid als das erkennen, was er ist: als eine Sünde gegen Gott und unsere Mitmenschen, ja als einen Ausdruck der Lieblosigkeit. Wegen der schlechten Früchte, die der Neid hervorbringt, haben wir guten Grund, ihn zu hassen. Dieser Haß schützt uns nicht nur davor, selbst neidisch zu werden, sondern auch davor, bei anderen Neid oder einen Geist des Wetteiferns zu erwecken.
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Trotz Hindernissen Jehova erfolgreich dienenDer Wachtturm 1973 | 15. November
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Trotz Hindernissen Jehova erfolgreich dienen
Von Florentino Banda erzählt
ALS ich noch ein junger Mann war, störten mich an der Religion zwei Dinge. Ich konnte die Lehre, daß der Mensch eine unsterbliche Seele habe, nicht akzeptieren, und es stieß mich ab, daß die Kirche so viel mit Geld zu tun hatte; es schien, als ob stets Geld gesammelt wurde. Deshalb beschloß ich, mich mehr oder weniger von der Religion zu distanzieren.
Im Jahre 1923 verließ ich Mexiko und wanderte nach den Vereinigten Staaten aus, wo es eine große Anzahl Sekten gibt. Wenn ich gelegentlich an Kirchen vorbeikam, ging ich hinein, um festzustellen, was dort vor sich ging. Tatsächlich, dann und wann reichte man den Kollektenteller herum! Ich sagte mir gewöhnlich: „Ausbeuter!“
EINE RELIGION FINDEN, DIE DIE MENSCHEN NICHT AUSBEUTET
Im Jahre 1928 wohnte ich in Houston (Texas), und als ich einmal am Haus von Bekannten vorbeikam, gingen diese gerade weg. „Wohin geht ihr?“ fragte ich. Ihre Antwort war: „Wir besuchen eine Zusammenkunft. Möchtest du nicht mitkommen?“ Ich fragte: „Worum geht es dabei? Denn wenn es etwas mit Politik und Religion zu tun hat, bin ich nicht daran interessiert.“ Sie gaben zur Antwort: „Es handelt sich um eine Bibelbetrachtung.“
„Oh“, sagte ich, „Religion! Vielleicht ein andermal!“ und ging weiter.
Es vergingen einige Tage, und ich traf diese Bekannten erneut; sie wiederholten ihre Einladung zum Besuch der Zusammenkunft. Diesmal nahm ich sie höflichkeitshalber an.
Die Bibelforscher — unter diesem Namen waren Jehovas Zeugen damals bekannt — hießen uns freundlich willkommen. Aber ich hatte Mühe, die biblischen Ansprachen zu verstehen. Das war wirklich ein Hindernis für mich. Außerdem stellte ich etwas Ungewöhnliches fest. Worum handelte es sich? Bei dieser Zusammenkunft wurde keine Kollekte eingesammelt!
Als wir gingen, fragte mich jemand: „Was halten Sie davon?“ Da ich so wenig verstanden hatte, antwortete ich: „Oh, Sie sind sehr nett.“ Das nächste Mal brauchte man mich
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