Durch gegenseitige Ermunterung Kraft erlangen
NACH einer langen und gefahrvollen Reise mit vielen Verzögerungen kam der Apostel Paulus schließlich als Gefangener in Rom an. Bevor er jedoch dorthin gelangte, kamen ihm die Brüder von Rom aus entgegen, und zwar bis zu dem Marktplatz von Appius und den Drei Schenken. „Und als Paulus sie erblickte, dankte er Gott und faßte Mut.“ — Apg. 28:11-15.
Ja, auch Paulus hatte Wertschätzung für Ermunterungen von seinen Brüdern, wie er ihnen auch einige Jahre vorher geschrieben hatte: „Denn ich sehne mich danach, euch zu sehen, um euch irgendeine geistige Gabe mitzuteilen, damit ihr befestigt werdet, oder vielmehr zum Austausch von Ermunterung in eurer Mitte, indem jeder durch den Glauben des anderen, sowohl des euren wie des meinen ermuntert werde.“ — Röm. 1:11, 12.a
Ein Wort der Ermunterung bewirkt Erfrischung, flößt Vertrauen ein und verleiht Stärke — Eigenschaften, die wir alle so sehr benötigen. Inwendig sind wir alle mit Schwächen behaftet, die uns zum Straucheln veranlassen, und außen sind wir von einer feindlichen Welt umgeben, die mit allerlei Ungerechtigkeiten erfüllt ist und einen beständigen Druck auf uns ausübt.
Die Menschen in dieser Welt reißen einander nieder und können ihren Nächsten ohne Gewissensbisse Kummer bereiten. Sie mögen zwar aus verschiedenen Gründen schmeicheln, doch Schmeichelei ist keine Ermunterung. Schmeichelei ist falsch, unehrlich oder gibt übertriebenes Lob, um an jemandes Stolz zu appellieren. Wie könnte das eine wirkliche Ermunterung sein? — Spr. 28:23.
Jehova Gott ist der erste, wenn es darum geht, Ermunterung zu geben. Durch seine zuverlässigen Verheißungen und seine barmherzige Handlungsweise verleiht er seinen Geschöpfen Stärke. — Hebr. 6:17-19; Ps. 103:13, 14.
Als zweiter nach Jehova Gott war und ist Jesus Christus derjenige, der Ermunterung austeilt. Er ermunterte durch seine Worte, seine eifrige Tätigkeit und das Beispiel seiner Selbstlosigkeit. (Matth. 11:28-30) Seine Apostel ermunterten ebenfalls. Wie ermunterte doch der Apostel Paulus durch seine vielen Briefe und seine persönlichen Besuche! Und dann war es auch Petrus, der seinen ersten Brief schrieb, um „Ermunterung“ zu geben. Das tat er unter anderem, indem er seine Brüder auf ihre Hoffnung hinwies, die ihnen eine solche Kraft verlieh, daß sie selbst unter Drangsal frohlockten. — 1. Petr. 5:12.
Manchmal denken wir, wir benötigten Ermunterung, und sind enttäuscht, wenn wir sie nicht erhalten. Anstatt jedoch darauf zu warten, Ermunterung zu erhalten, sollten wir lieber nach Gelegenheiten Ausschau halten, andere zu ermuntern. Liegt nicht mehr Glück im Geben als im Empfangen? Und wie viele Möglichkeiten haben wir doch, das zu tun! Aufrichtige Worte des Lobes können viel bedeuten, wie auch dankbare Wertschätzung für erwiesene Freundlichkeit. Ein freundliches Lächeln ist ein Akt der Freundlichkeit, auch ab und zu mit einem anderen beisammen zu sein wirkt ermunternd. Zur Ermunterung dient auch beispielhafter Eifer, einander einige kostbare Wahrheiten mitzuteilen, das Erzählen einer Erfahrung, deren man sich im christlichen Dienste erfreute, und Mitgefühl denen zu erweisen, die krank sein mögen, entweder indem man sie durch eine Karte oder durch einen persönlichen Besuch ermuntert. — Apg. 20:35.
Und was haben wir doch für Möglichkeiten, einander im Familienkreis zu ermuntern! Ehemänner können ihre Frauen sehr ermuntern, wenn sie ihre Wertschätzung für deren Bemühungen im Haushalt und als gute Köchinnen äußern oder für ihre Beteiligung im christlichen Predigtdienst. Frauen können auf ihre Männer sehr ermunternd wirken, indem sie die geistigen Dinge an die erste Stelle setzen und indem sie treu sind und sich ihnen unterstellen. Auch dürfen wir nicht die Verpflichtung der Eltern übersehen, ihre Kinder zu ermuntern, so daß diese nicht niedergeschlagen sind. — Spr. 31:28; Kol. 3:21.
Selbst Kinder können ihre Eltern ermuntern? Wie denn? Indem sie ihre Wertschätzung für die Dinge, die ihre Eltern für sie tun, zum Ausdruck bringen, auf das hören, was ihnen gesagt wird, und gehorsam sind, indem sie willig arbeiten und die Initiative ergreifen, wenn sie Dinge sehen, die getan werden müssen. — Eph. 6:1-3.
Doch hat besonders ein Aufseher in jeder Versammlung viele Gelegenheiten, andere durch Ermunterung zu stärken, weil er wegen seiner Stellung einen viel größeren Einfluß hat. Er muß daher sehr sorgsam darauf achten, daß er die Brüder nicht über ihre Möglichkeiten hinaus treibt, nicht zu viel von ihnen verlangt, sondern Verständnis für ihre geistigen und körperlichen Schwächen und Grenzen hat. Er wird sich nicht als über ihnen stehend betrachten, sondern es ihnen leichtmachen, zu ihm zu kommen. Er kann auch dadurch ermuntern, daß er seinen Brüdern zeigt, wie etwas getan wird, indem er selbst ein gutes Beispiel des Eifers im Dienst gibt und mit Irrenden barmherzig verfährt, wobei er sie mit Milde wieder zurechtbringt. — Gal. 6:1; 1. Petr. 5:1-3.
Heute hat Jehovas Volk ein großes Werk zu tun, und um es treu auszuführen, benötigt es Kraft. Viel der notwendigen Kraft kann dadurch erlangt werden, daß wir Jehova Gott, Jesus Christus und die Apostel nachahmen, indem wir einander ermuntern.
[Fußnote]
a Einzelheiten siehe Der Wachtturm vom 15. September 1963.