Bist du ein Christ, der andere ermuntert?
DIE Freude, anderen irgendwie behilflich sein zu können, ruft jene echte innere Befriedigung hervor, die uns nur durch wenige Freuden vermittelt wird. Du magst nicht so viele irdische Güter besitzen, daß du die Not anderer lindern könntest. Auch deine Zeit und Kraft mögen ziemlich begrenzt sein. Etwas kannst du aber dennoch tun, um zu beweisen, daß du Menschen, die ebenfalls Gott dienen, liebst. Du kannst sie ermuntern.
Andere zu ermuntern bedeutet, durch Worte oder Taten ihre Zuversicht und ihre Hoffnung zu stärken, sie zu ermutigen oder ihnen Mut zu machen.
Durch eine Ermunterung kann man anderen helfen auszuharren, standhaft zu bleiben und nicht aufzuhören, Gott zu dienen. Man hilft ihnen dadurch, bessere Christen zu sein. Jemand sagte einmal treffend: „Eine Zurechtweisung bewirkt viel; eine Ermunterung aber bewirkt mehr. Eine Ermunterung nach einem Tadel wirkt wie die Sonne nach einem Regenguß.“
Die Bibel enthält viele Beispiele, die zeigen, wie jemand andere ermuntert hat. Als der Apostel Paulus einmal von römischen Soldaten davor bewahrt worden war, von streitenden Pharisäern und Sadduzäern in Stücke gerissen zu werden, erschien ihm in der folgenden Nacht der Herr Jesus und sagte zu ihm: „Sei guten Mutes! Denn so wie du über die Dinge mich betreffend in Jerusalem ein gründliches Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis ablegen.“ (Apg. 23:11) Das hat Paulus in jener prüfungsreichen Zeit bestimmt sehr gestärkt.
Paulus selbst ermunterte die Christen in Mazedonien „mit manchem Wort“. Ganze Bibelbücher, zum Beispiel der Hebräerbrief und der erste Brief des Apostels Petrus, wurden hauptsächlich zur „Ermunterung“ anderer Christen geschrieben. — Apg. 20:2; Hebr. 13:22; 1. Petr. 5:12.
Dienern Gottes wird wiederholt der Rat gegeben, andere zu ermuntern. „Stärket die schlaffen Hände und befestiget die wankenden Kniee! Saget zu denen, welche zaghaften Herzens sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! siehe, euer Gott kommt ... und wird euch retten.“ (Jes. 35:3, 4) Ein wichtiger Grund, warum Christen ermahnt werden zusammenzukommen, liegt darin, daß sie ‘einander ermuntern sollten, und das um so mehr, als sie den Tag herannahen sehen’. — Hebr. 10:25.
ERMUNTERUNG — EIN DRINGENDES BEDÜRFNIS
Ja, es gibt kaum etwas, was Diener Gottes so dringend benötigen — und auch begrüßen — wie eine Ermunterung. Da sie kein Teil der Welt sind, stoßen sie auf Widerstand und werden manchmal sogar heftig verfolgt. (Joh 15:18-21) Das kann mitunter zu Entmutigung führen, wie das beim Propheten Jeremia der Fall war. (Jer. 20:9) Eine Ermunterung mag ihnen die Kraft geben, die sie benötigen, um trotz dieses Widerstandes auszuharren. Aus diesem Grunde ermunterten Paulus und Barnabas ihre christlichen Brüder in Lystra, Ikonium und Antiochien (Pisidien) „im Glauben zu bleiben, und sagten: ,Wir müssen durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen.‘“ — Apg. 14:22.
Einige mögen von ihren Problemen fast erdrückt werden, von Problemen, hervorgerufen durch finanzielle Schwierigkeiten, durch Mißverständnisse oder durch Unstimmigkeiten, die zufolge gegensätzlicher Charaktere entstehen. Auch Krankheit oder sogar lediglich eine gewisse körperliche Schwäche mag der Grund sein, weshalb ein Christ einer Ermunterung bedarf. Dem Apostel Paulus wurde ein lästiger „Dorn ins Fleisch gegeben“, aber die Ermunterung des Herrn bewirkte daß Paulus sich trotz seiner Schwachheit stark fühlte. — 2. Kor. 12:7-10.
Wieder andere mögen einer Ermunterung bedürfen, weil sie sich wegen unabänderlicher Verhältnisse nur in beschränktem Maße als Christen betätigen können, was zum Beispiel die öffentliche Verkündigung der Königreichsbotschaft betrifft. Verdienen sie nicht ein ermunterndes Wort, wenn sie ihr möglichstes tun? Lobte Jesus nicht die Witwe, die nur zwei kleine Münzen von ganz geringem Wert geben konnte? — Luk. 21:1-4.
WIE DU ANDERE ERMUNTERN KANNST
Wie kannst du andere ermuntern? Vor allem durch ein gutes Beispiel. Taten sprechen viel lauter als Worte. Wenn du die Früchte des Geistes, zum Beispiel Liebe, Freude und Frieden, hervorbringst, kannst du andere sehr ermuntern. Und wie wäre es, wenn du einen kranken Mitchristen besuchtest, um ihn zu ermuntern? Taten dies nicht auch die „Schafe“, die Jesus in seinem Gleichnis erwähnte? — Matth. 25:35-40.
Auch dein christlicher Eifer kann andere ermuntern. Wenn du dich zum Beispiel durch nichts, auch nicht durch schlechtes Wetter, davon abhalten läßt, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen, magst du andere zur Nachahmung deines guten Beispiels anspornen.
Ferner kannst du andere durch deine Anwesenheit bei den Zusammenkünften des Volkes Gottes ermuntern. Als der Apostel Paulus die Brüder erblickte, die ihm von Rom entgegengekommen waren, „dankte er Gott und faßte Mut“. (Apg. 28:15) Schon ein freundliches Lächeln oder Zunicken kann für einen niedergeschlagenen Menschen mehr bedeuten, als man sich vorstellen mag. Noch wirksamer sind auferbauende Worte, denen der Glaube an Gottes Wort zugrunde liegt. Paulus schrieb an seine Brüder in Rom: „Ich sehne mich danach, euch zu sehen, ... zum Austausch von Ermunterung in eurer Mitte, indem jeder durch den Glauben des anderen sowohl des euren wie des meinen ermuntert werde.“ — Röm. 1:11, 12.
Daran sollten Christen auch denken, wenn sie gesellig zusammenkommen. Bei einer solchen Gelegenheit mögen die Beteiligten schon allein dadurch ermuntert werden, daß sie sehen, daß die Gespräche sich größtenteils um auferbauende Gedanken aus dem Worte Gottes drehen. Man könnte zum Beispiel über interessante Erlebnisse im Predigtdienst berichten, man könnte erzählen, wie man ein Zeuge Jehovas geworden ist, oder über einige neue Lehrpunkte sprechen. Wenn du dich selbst an der Unterhaltung beteiligst, kannst du dazu beitragen, daß durch diesen Abend alle bereichert werden.
Eine weitere Möglichkeit, andere zu ermuntern, besteht darin, daß man ein aufmerksamer Zuhörer ist. Manchmal hat jemand das Bedürfnis, einem anderen sein Herz auszuschütten, und er fühlt sich erleichtert, wenn er dies tun konnte. Einen Redner, der einen öffentlichen biblischen Vortrag hält, kann man ebenfalls ermuntern, wenn man ihm aufmerksam zuhört; je weniger begabt er ist, desto mehr wird er durch die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer ermuntert.
Besonders aber Personen in übergeordneten Stellungen können diejenigen, die ihnen unterstellt sind, ermuntern. Es ist nicht immer leicht, sich unterzuordnen; es kann manchmal eine ziemliche seelische Belastung sein. Deshalb mögen Arbeiter, Frauen und Kinder manchmal von einem Gefühl der Niedergeschlagenheit befallen werden. Hier gilt es, wachsam zu sein und solchen Gefühlen entgegenzuwirken, indem man die Betreffenden nicht nur aufrichtig lobt für das, was sie können, sondern indem man ihnen auch zeigt daß man sie als Mensch wirklich schätzt.
WAS DIR HILFT, ANDERE ZU ERMUNTERN
Echte Ermunterung ist eine Sache des Sinnes und des Herzens. Um zu verstehen, wie andere denken und empfinden, und um zu wissen, wie man sie ermuntern kann, ist Einfühlungsvermögen notwendig. Man muß sich in ihre Lage versetzen können.
Selbstlose Liebe ist die Triebkraft des Einfühlungsvermögens. Sie bewirkt, daß du Gelegenheiten, zu helfen und ein ermunterndes Wort zu sagen, erkennst. Die christliche Liebe veranlaßt dich, der Aufforderung zu folgen: „Fahrt daher fort, einander zu trösten und einander aufzuerbauen.“ — 1. Thess. 5:11.
Und womit wirst du belohnt, wenn du andere ermunterst? Du wirst selbst ermuntert, denn es ist so, wie es in den Sprüchen heißt: „Wer andere reichlich tränkt [indem er sie ermuntert], wird [dadurch] auch selbst reichlich getränkt werden.“ — Spr. 11:25, NW.