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  • Was geht auf dem Unterhaltungssektor vor sich?
    Der Wachtturm 1979 | 15. September
    • Was geht auf dem Unterhaltungssektor vor sich?

      Warum ist der heutige Trend beunruhigend? Wie wirkt er sich auf dich aus?

      „Der Mensch war sich stets der Bedeutung der Unterhaltung und ihres Nutzens für Körper und Seele bewußt. Er war sich aber auch stets bewußt, daß sich die Unterhaltung auf den Menschen entweder FÖRDERLICH oder SCHÄDLICH auswirken kann“ („Code of Production“ [Produktionskodex], herausgegeben von der amerikanischen Filmindustrie).

      WER hat wohl nicht schon durch eine erbauende Form der Unterhaltung Entspannung gefunden? Sind wir aber nicht auch schon hin und wieder von gewissen Darbietungen etwas enttäuscht gewesen? Selbst im Produktionskodex der amerikanischen Filmindustrie wird vor „schädlichen“ Formen der Unterhaltung gewarnt, die die „Menschen immer mehr entwürdigen und ihr sittliches Niveau immer mehr senken“.

      Viele beklagen den „entwürdigenden“ Einfluß einiger moderner Filme, Fernsehspiele und gesellschaftlicher Veranstaltungen. Hast du auf der Suche nach Zerstreuung nicht auch schon bemerkt, daß deine Sittenmaßstäbe durch eine derartige Unterhaltung angefochten wurden?

      Typisch hierfür ist folgendes Beispiel: Ein Filmtheater, das bis auf den letzten Platz mit durchschnittlichen Kinogängern besetzt war, bebte vor schallendem Gelächter und schließlich vor kräftigen Beifallsrufen des Publikums. Was war auf der Leinwand zu sehen? Eine erschütternde Szene, in der zwei Männer eine hilflose Frau überfielen und sie in Gegenwart ihres wehrlosen Mannes vergewaltigten. Wie tragisch! Den meisten schaudert es bei dem Gedanken an eine solche Tat. Doch jene Leute betrachteten es offensichtlich als ein Vergnügen, sich so etwas anzusehen, was zeigt, wie weit die Entartung ihres sittlichen Empfindens fortgeschritten war.

      Die Lage ist heute so kritisch geworden, daß sich viele fragen: „Was geht auf dem Unterhaltungssektor vor sich?“ Filme, in denen erschreckende Gewalttaten und Sexszenen gezeigt werden, sind Kassenerfolge. Sie machen die Mehrzahl der heutigen Filme aus. Allein in den Vereinigten Staaten wurden innerhalb eines Jahres über eine Milliarde Kinokarten verkauft.

      GEWALTTÄTIGKEIT UND SEX

      In den letzten Jahren hat die Gewalttätigkeit in Filmen drastisch zugenommen. Ein Zeitungsjournalist schrieb:

      „Ein Mord, für den es eine Rechtfertigung gibt, ist für den Film ein sehr starkes Lockmittel und eine der einfachsten Möglichkeiten das Publikum zu manipulieren. Diese Manipulation ist die simpelste.

      Die Leute fallen nicht nur darauf herein, sondern gehen auch begeistert mit und warten sogar darauf. Seit Jahren wissen wir, schon lange bevor wir das Kino betreten, daß wir nach jemandes Blut schreien werden. Wir wissen weder genau, wessen Blut, noch wissen wir, warum.

      Was sagt all das über Kinogänger aus? Sind sie blutdürstige Nachkommen der alten Römer, die nicht nur nach Brot, sondern auch nach dem Zirkus hungerten?

      Während eines zweistündigen Kinobesuchs werden wir jedesmal aufs neue zu treuen und mitunter begeisterten Komplizen.“

      Die Auswirkungen einiger dieser schockierenden Filme sprechen für sich. Solche Filme dienen nicht der Entspannung. Viele Zuschauer sind im Kino schon ohnmächtig geworden oder haben sich übergeben. Mindestens in einem Fall starb während einer Mordszene ein Zuschauer an einem Herzanfall. Einige Kinder, die hysterisch schrien, mußten aus dem Kino getragen werden.

      Hältst du das für normal? Sollten Christen die Leiden und die brutale Behandlung anderer als Unterhaltung betrachten? Sollten sie an so etwas Vergnügen finden, wenn sie doch in der Bibel aufgefordert werden: „Kleidet euch somit als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, mit der innigen Zuneigung des Erbarmens.“ (Kol. 3:12)? (Siehe auch Sprüche 17:5.)

      Außer der Gewalttätigkeit stellt man auf der Leinwand unverhohlen den Geschlechtsakt zur Schau. In immer mehr Ländern ist die Beliebtheit erotischer Filme festzustellen. Viele Personen hat allerdings das, was heute auf der Leinwand gezeigt wird, so ernüchtert, daß sie „die Filmleinwand von ihrer Liste der Möglichkeiten für Freizeitgestaltung gestrichen haben“.

      Manche Fernsehstücke stehen nur wenig hinter den von Sex und Blutvergießen strotzenden Kinofilmen zurück. In neueren Produktionen werden Themen wie Homosexualität, Prostitution von Männern und Frauen, Inzest und Vergewaltigung sowie vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr herausgestellt. Wie oft hast du schon deinen Fernseher aufs Geratewohl eingeschaltet und wurdest unvermittelt Zeuge einer Sexszene oder einer Gewalttat?

      DIENEN GESELLIGE ANLÄSSE DER UNTERHALTUNG?

      Jeder bevorzugt eine andere Art der Unterhaltung. Eine Umfrage ergab, daß in Amerika die Teilnahme an „gesellschaftlichen Aktivitäten — wie das Tanzen und die Veranstaltung oder der Besuch von Parties“ — die gebräuchlichste Art der Unterhaltung ist.

      Doch das, was bei solchen Anlässen häufig geschieht, hat manche wiederum zu der Frage veranlaßt: „Was geht auf dem Unterhaltungssektor vor sich?“ Viele, die sich in Gesellschaft etwas entspannen möchten, geraten in Situationen, in denen die Versuchung an sie herantritt, Kompromisse zu machen oder ihre Maßstäbe für Sitte und Moral zu lockern.

      Wie aus Südafrika gemeldet wird, soll wachsendes Interesse an Parties bestehen, auf denen „Sexspiele“ stattfinden. Die Anwesenden begehen im Rahmen eines organisierten „Spiels“ zwanglos unsittliche Handlungen. Ein einheimischer Psychiater bestätigte diese Darstellung mit den Worten: „Ich behandle mehrere Frauen, die mit sich selbst nicht fertig werden, nachdem sie auf Parties an gemeinschaftlichen Sexspielen teilgenommen haben.“ Einige, die sich auf den Parties widerwillig auf unsittliche Handlungen eingelassen hatten, gestanden später, daß sie „ihre eigenen Maßstäbe preisgegeben“ hatten.

      Gesellige Anlässe stehen heute zunehmend im Zeichen eines zu hohen Alkoholkonsums, das heißt, daß sich die Anwesenden, wie die Bibel sagt, ‘übermäßigem Weingenuß, Schwelgereien und Trinkgelagen’ hingeben (1. Petr. 4:3). Diese Form der Unterhaltung hat dazu beigetragen, daß sich der Alkoholismus epidemisch ausbreitet. Besonders Jugendliche sind davon betroffen. In einer Studie hieß es:

      „Jugendliche Trinker ... sind gesellig und auf die Gruppe orientiert, sie sind nicht gern allein und folgen bei ihren geselligen Anlässen meist dem Wunsch, mit Freunden zusammen zu sein für sie ist Trinken weitgehend eine Sache der Geselligkeit.“

      Bist du besorgt über das, was bei geselligen Anlässen, die der Entspannung dienen sollen, vor sich geht? Hast du gar den heimlichen Drang verspürt, deine „Maßstäbe preiszugeben“?

      Bestimmt gehören nicht alle Filme, Fernsehstücke und geselligen Anlässe zur erwähnten Kategorie. Doch auf viele trifft das Gesagte zu. Wie kannst du persönlich eine Unterminierung der sittlichen Grundsätze, an denen du festhalten möchtest, verhindern? Wie sollte ein Christ zu einer moralisch entwürdigenden Unterhaltung eingestellt sein? Welche anderen Möglichkeiten stehen einem Christen offen, der Gott gefallen möchte? Wir hoffen, daß du die folgenden Artikel mit Interesse lesen wirst.

  • Echte Entspannung
    Der Wachtturm 1979 | 15. September
    • Echte Entspannung

      „WIR ... verehren die Götter mit Frohsinn, mit Gastmählern, Gesängen und Spielen, ihr [Christen] aber verehrt einen gekreuzigten Menschen, welchem, die dieses alles genießen, nicht gefallen können, der die Freude verschmäht und die Vergnügungen verdammt.“ Diese Worte sprach ein Feind des Christentums im 2. Jahrhunderta. Doch welch eine Verkennung der Tatsachen! In Wirklichkeit fanden die ersten Christen wahre Freude am Leben.

      Von ihrem Führer, Jesus Christus, dem Sohn des „glücklichen Gottes“, heißt es, daß er „frohlockte“; auch wird er als „der glückliche ... Machthaber“ bezeichnet, der auf Erden darum betete, daß seine Nachfolger seine „Freude in vollem Maße in sich“ hätten (1. Tim. 1:11; 6:15; Luk. 10:21; Joh. 17:13).

      Ihre Freude gründete sich nicht auf die vorübergehende Fröhlichkeit, die während eines Gastmahls oder eines Spiels herrscht. Sie kannten den alten Spruch gut: „Auch beim Lachen kann das Herz Schmerz empfinden; und Kummer ist das, worin Freude endet“ (Spr. 14:13). Ihre größte Freude war es, nach den Grundsätzen des Christentums zu leben. Diese Freude erreichte ihr Herz. Sie standen in einem kostbaren Verhältnis zu Gott, dem Allmächtigen, und bildeten untereinander eine enge Gemeinschaft. Auch bedeutete es für sie eine tiefe Befriedigung, anderen zu helfen, die Wahrheit kennenzulernen, und Kinder erziehen zu können, die ihnen eine Quelle der Freude sein würden.

      GELEGENHEITEN ZUR ENTSPANNUNG

      Obwohl es von größter Wichtigkeit war, daß sie ihren biblischen Verpflichtungen nachkamen und die christliche Botschaft verkündigten, sollten sie jedoch nicht die ganze Zeit, die ihnen tagsüber zur Verfügung stand, damit verbringen. Ihr Herr zeigte durch sein eigenes Beispiel, wie angebracht es war, sich einige Zeit auszuruhen und sich zu erquicken. Nachdem sie einen ganzen Tag lang gepredigt hatten, sagte Jesus zu seinen Jüngern: „‚Kommt für euch allein an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.‘ Denn viele kamen und gingen, und sie hatten nicht einmal Muße, ein Mahl einzunehmen“ (Mark. 6:31).

      Das gleiche griechische Verb, das hier mit „ausruhen“ (im Griechischen Medium) übersetzt worden ist, wird in Philemon 20 mit „erquicken“ (im Griechischen Aktiv) wiedergegeben. Die Freizeit kann man also dazu verwenden, sich von den Anstrengungen des Tages auszuruhen und sich zu erquicken oder sich zu erholen, damit man seiner gewohnten Arbeit weiterhin nachgehen kann. Wenn die Urchristen auch in erster Linie eifrig die Königreichsbotschaft verkündigten, nahmen sie sich dennoch gelegentlich die Zeit für eine Abwechslung, die sie wirklich erquickte.

      Ohne Zweifel besuchten sie sich gegenseitig und nahmen gemeinsam Mahlzeiten ein. Ferner hatten die ersten Jünger und ihre Kinder verschiedene Möglichkeiten, sich sinnvoll zu entspannen. Von gewissen jungen Männern und anderen, die in vorchristlicher Zeit lebten, wird gesagt, daß sie Musikinstrumente spielten (1. Sam. 16:18; 1. Kö. 1:40; Klag. 5:14; vergleiche Lukas 15:25). Von Kindern heißt es, daß sie Spiele machten und tanzten (Matth. 11:16, 17). Im Gegensatz zur „Leibesübung“, die — worin immer sie bestand — „zu wenigem nützlich“ war, war Gottergebenheit, die in Taten zum Ausdruck kam, „für alle Dinge nützlich, da sie eine Verheißung auf gegenwärtiges und künftiges Leben hat“. In allem, was sie taten, zeigten die Christen Ausgeglichenheit und ließen sich nicht von der wilden Zügellosigkeit der Nichtchristen beeinflussen. Ihre „Gottergebenheit“, der wahre Quell ihrer Freude, wurde dadurch nie beeinträchtigt (1. Tim. 4:8).

      WAS HEUTE EINIGE FAMILIEN TUN

      Auch heute verbringen christliche Familien miteinander erquickende Stunden. Wahre Freude und Freundschaft erleben sie, wenn sie etwas gemeinsam tun — in erster Linie, wenn sie Gottes Königreich bekanntmachen. Und doch gibt es auch etwas anderes, was sie zusammen unternehmen. Zum Beispiel entspannen sie sich auf verschiedene Weise. Welche Möglichkeiten gibt es in dieser Hinsicht? Nun, ein Vater, der mit Erfolg viele Kinder großzog, sprach von einer Vielzahl erbauender Tätigkeiten und fügte dann hinzu: „Die erfolgreichsten Arten der Entspannung scheinen die zu sein, bei denen die Energie des Kindes verbraucht wird und Anforderungen gestellt werden.“

      Ein Vater von vier Kindern, Jugendlichen, wohnte in einem Gebiet, das anscheinend sehr wenig Möglichkeiten der Entspannung bot. Man fragte ihn, ob es für ihn ein Problem war, sinnvolle Entspannung für seine Familie zu finden. Seine Antwort: „Für Entspannung zu sorgen ist nie schwer gewesen. Die einzige Schwierigkeit, die überwunden werden muß, ist, die Möglichkeiten zu erkennen und mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Etwas Einfaches zu tun, wie zu schwimmen, zu wandern oder Gäste zu haben, scheint die größte Befriedigung zu bringen. Wir haben gelernt, daß wir zu unserer Erholung nicht teure Freizeiteinrichtungen besuchen oder uns eine kostspielige Ausrüstung anschaffen müssen; vielmehr genügt es, das zu nutzen, was allen offensteht.“

      Viele haben die Erfahrung gemacht, daß sich Möglichkeiten der Entspannung ergeben, wenn man sich daran beteiligt, anderen eine Erkenntnis der Bibel zu vermitteln. Der erwähnte Vater von vier Kindern schrieb:

      „Viele unserer Freizeitaktivitäten stehen mit unserer theokratischen Tätigkeit in Verbindung, und solange wir uns an dieser Tätigkeit beteiligen, haben wir nebenher auch viel Entspannung. Wenn wir in unserem Landgebiet predigen, ergibt sich oft die Möglichkeit zu einem Picknick. Nicht selten haben wir einen Tag im Predigtdienst mit einem gemütlichen Beisammensein irgendwo im Wald oder auf einem Grillplatz abgeschlossen.“

      Es ist nur natürlich, daß die Verhältnisse jeder Familie unterschiedlich sind. Ohne Zweifel gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten, wie man sich als Familie entspannen kann. Ein anderer Vater von vier Kindern sagte: „Es ist nicht die Art der Entspannung, die Jugendliche zufrieden und glücklich sein läßt, es ist die damit verbundene Atmosphäre und Gemeinschaft. Die Verbundenheit mit der Familie macht das Beisammensein zu einer schönen Zeit.“ Ein anderer Christ fügte hinzu: „Was sie [die Entspannung] zu etwas ganz Besonderem werden ließ, war, daß wir es als Familie taten.“

      DER WERT ELTERLICHEN INTERESSES

      Eltern sollten sich also dessen bewußt sein, daß ihre Kinder in ihrer Freizeit auch eine sinnvolle Beschäftigung brauchen. Eine Mutter, deren Mann kein Glaubensbruder war, sagte: „Man muß zu Hause eine solche Atmosphäre schaffen, daß die Kinder nicht fortwollen und daß sie, wenn sie für eine Weile weg sind, wieder nach Hause wollen.“ Ein Ehepaar, das seine Kinder mit Erfolg erzogen hatte, wurde nach seinem „Geheimrezept“ gefragt. Die beiden erwiderten: „Wir versuchten immer, den Kindern das Leben bei uns zu Hause interessanter zu machen als bei ihren Altersgenossen.“

      Wenn für ein Kind das Leben zu Hause „interessanter“ sein soll, ist das aufrichtige Interesse der Eltern erforderlich. Eine Mutter sagte treffend: „Kleinen Kindern nachzurennen stellt Anforderungen an deinen Körper, aber Jugendliche stellen Anforderungen an deinen Geist.“ Ja, Eltern müssen Interesse zeigen und sich geistig anstrengen.

      Das ist aber leichter gesagt als getan. „Als Eltern von sieben Kindern kostete es uns viel Mühe und Zeit, sie mit Nahrung, Kleidung und Obdach zu versorgen“, schrieb ein Vater und fügte hinzu: „Deshalb hatten wir nur wenig Zeit für Entspannung; doch ab und zu konnten wir es einrichten, uns zu entspannen.“ Oftmals muß ein Elternteil die ganze Verantwortung allein tragen.

      Verständlicherweise ist es schwer, wenn man nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommt und dann noch anfangen muß, sich über die Entspannung der Familie Gedanken zu machen. Die Eltern, die es fertigbringen, all ihren biblischen Verpflichtungen nachzukommen, und außerdem dafür sorgen, daß sich die Familie auf sinnvolle Weise entspannen kann, sind wirklich zu loben. Wenn es auch schwer ist, beides gleichzeitig zu tun, sagte doch eine Mutter, deren sieben Kinder alle Gott hingegebene Christen wurden: „Die Freude, die man hat, überwiegt all die Opfer und die harte Arbeit.“

      Wie reagieren die Kinder? Ein Vater sah sich vor die schwierige Aufgabe gestellt, ohne die Hilfe einer Frau drei Töchter im Teenageralter zu erziehen. Alle drei Mädchen wurden eifrige Christen. Später sagte eine seiner Töchter:

      „Wir taten alles gemeinsam. Manchmal, wenn wir uns keinerlei Vergnügen erlauben konnten, gingen wir einfach spazieren, zum Beispiel durch die Straßen der Stadt, an den Häuserblocks vorbei. Papa machte es nichts aus, uns wissen zu lassen, daß er Mensch war. Wenn es regnete und wir nichts Bestimmtes vorhatten, sagte er: ,Laßt uns im Regen spazierengehen!‘ Und wir gingen einfach im Regen spazieren, wir hatten kein bestimmtes Ziel, aber es war so schön, nur mit ihm zusammen zu sein. Er nahm sich die Zeit, mit uns zusammen zu sein.“

      Bestimmt betrachtet nicht jeder einen Spaziergang im Regen als Entspannung; aber es kommt weniger darauf an, was getan wird, als vielmehr darauf, daß etwas als Familie getan wird, um für eine Abwechslung zu sorgen, bei der man sich wirklich erholen kann.

      EINE GEISTIGE „FAMILIE“

      Wer ein Christ geworden ist, wird in die kostbare Gemeinschaft einer anderen Familie aufgenommen, nämlich in die Versammlung, die man gut mit einer Familie vergleichen kann, der ‘Brüder, Schwestern, Mütter, Väter und Kinder’ angehören (Mark. 10:28-30). Aus diesem Grund scheint es nur natürlich, wenn Glieder der Versammlung sowohl gruppenweise in den Predigtdienst gehen als auch zusätzliche Zeit in erbauender Gemeinschaft miteinander verbringen.

      Ein solches geselliges Beisammensein kann erquickend sein und auch die Herzlichkeit innerhalb der Versammlung fördern. Eine junge Christin wurde gefragt, welches Beisammensein ihr am meisten Spaß gemacht habe. Ohne zu zögern, antwortete sie:

      „Das war, als einige Familien aus der Versammlung — Eltern wie Kinder — zusammenkamen. Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen hatten — es gab nichts Aufwendiges —, saßen wir alle im Kreis und unterhielten uns. Ein Bruder begann einige von uns zu fragen, wie sie Zeugen Jehovas wurden, oder er forderte uns auf, eine Erfahrung zu berichten, die wir bei unserer Lehrtätigkeit gemacht hatten. Bald erzählten verschiedene Brüder, wie sie Christen wurden und welche Probleme sie überwinden mußten. Niemand beherrschte die Unterhaltung, sondern viele trugen dazu bei. Wir wurden alle durch die Erfahrungen ermuntert. Es war ein unvergeßliches Erlebnis.“

      Wenn biblische Grundsätze angewandt werden und wenn Älteste, Dienstamtgehilfen oder andere reife Brüder, die zugegen sind, einen guten Einfluß ausüben, wird ein solcher Anlaß eine Quelle echter Erquickung sein; dadurch wird vermieden, daß er bei vielen wegen eines entarteten Benehmens einen unangenehmen Nachgeschmack hinterläßt. Unser Hauptauftrag ist, Zeugen für den Namen und das Königreich Jehovas zu sein. Das sollte man nie vergessen. Selbst in der entspannten Atmosphäre eines geselligen Beisammenseins von Christen sollte unser Benehmen unseren heiligen Vater ehren. Ein christlicher Schreiber des 2. Jahrhunderts sagte einmal treffend: „Nirgendwo ist der Christ etwas anderes als ein Christ.“ (Vergleiche Jesaja 5:12; 43:10-12; 1. Korinther 10:31.)

      DER RELATIVE WERT DER ENTSPANNUNG

      Eine gesunde Entspannung kann eine angenehme Abwechslung sein. Sie kann uns erquicken, so daß wir mit neuen Kräften an die gewohnte Arbeit gehen können. Doch Entspannung ist nicht das Wichtigste im Leben. Eine ausgeglichene junge Schwester, die als Vollzeitverkündigerin der „guten Botschaft“ dient, sagte:

      „Auf Vergnügen wurde bei uns zu Hause weniger Wert gelegt. Ehrlich gesagt, der Predigtdienst war bei uns das wichtigste. Nahrung, Kleidung, Obdach, geistige Dinge und die Zusammenkünfte waren von Bedeutung. Doch wenn wir Zeit hatten, sorgten wir für Abwechslung, indem wir vielleicht andere Familien der Versammlung besuchten.

      Ich habe oft Jugendliche irgendwohin gehen sehen, um sich dort zu vergnügen. Ich dachte dann: ,Wie gern würde ich das auch tun.‘ In Wirklichkeit hat es aber mir nie geschadet, daß ich nicht ständig Vergnügungen nachgejagt bin. Es ist mir niemals zum Nachteil gewesen. Ich bin nicht schlechter dran als die anderen jungen Leute in meinem Alter.“

      Wenn wir zuließen, daß die Entspannung ein bedeutender Bestandteil unseres Lebens würde, wäre uns das in geistiger und vielleicht sogar in physischer Hinsicht zum Schaden. Man beachte die deutliche Warnung, die in Sprüche 21:17 ergeht: „Wer Lustbarkeit liebt, wird jemand sein, der Mangel leidet, wer Wein und Öl liebt, wird keinen Reichtum gewinnen.“

      In biblischen Zeiten war es bei geselligen Anlässen oder Festen üblich, Wein zu trinken und Öl sowie andere kostbare Flüssigkeiten über Kopf und Kleider auszugießen (Spr. 27:9; Amos 6:6). Wer derartige Feste liebt, wird bald feststellen, daß andere Tätigkeiten in seinem Leben darunter leiden und es ihm schadet. Eine Unmenge trauriger Erfahrungen hat gezeigt: Wenn Geselligkeiten, die nur dem Vergnügen dienen, regelmäßig stattfinden, nehmen sie im allgemeinen bald weltlichen Charakter an. Deshalb ist wirklich Vorsicht geboten.

      Man sollte nie vergessen, daß nicht wenigen Christen in verschiedenen Ländern der Erde vieles von dem, was man in den Industriestaaten „Unterhaltung“ nennt, nicht zur Verfügung steht. Doch es macht diesen Christen nichts aus, und in mancher Hinsicht scheinen sie tatsächlich glücklicher und zufriedener zu sein als diejenigen, denen auf dem Gebiet der Entspannung so viel geboten wird. Ein Ältester, der die internationale Lage genau beobachtet hatte, schrieb: „Viele Leute glauben, daß der Nachdruck, der auf Unterhaltung gelegt wird, und der Sittenverfall Hand in Hand gegangen sind.“ Jeder Christ muß sich daher vor dieser Gefahr hüten und den „Nachdruck“ auf die Anbetung unseres himmlischen Vaters legen.

      Wir müssen uns auch der Tatsache bewußt sein, daß wir den dringenden Auftrag haben, Gottes Königreich in diesen „letzten Tagen“ zu verkündigen, und daß daher weder wir noch unsere Kinder nie mehr als ein Mindestmaß an Zeit für Entspannung einsetzen können. Es ist auch offensichtlich, daß Christen niemals alles das tun können, was die Welt „Unterhaltung“ nennt. Deshalb muß man der Entspannung den richtigen Platz einräumen. Dies erfordert, daß wir immer alles geistig, nicht fleischlich betrachten und daß wir daran arbeiten, unseren Kindern zu einer solchen Einstellung zu verhelfen.

      Jeder Christ möge daher eine ausgeglichene Ansicht über Entspannung haben. Stellen wir das in den Mittelpunkt unseres Lebens, was uns wirkliche Freude bringt und unser Herz befriedigt, während wir uns bei Gelegenheit auf erbauende Weise entspannen! Vor allem laßt uns das größte Glück darin sehen, als Christen einen reinen Lebenswandel zu führen und mit Eifer anderen von der großartigen Hoffnung zu erzählen, daß das Königreich bald der ganzen Menschheit helfen wird, ein ausgeglichenes, lohnendes Leben zu führen, das zum ewigen Lobpreis unseres Gottes, Jehova, gereicht.

      [Fußnote]

      a (Zitiert nach: Gerhard Uhlhorn, Der Kampf des Christentums mit dem Heidentum, Stuttgart 1886, S. 210.) Es handelte sich dabei um einen Richter, der zu Epipodius sprach, einem Mann, der sich zum Christentum bekannte. Der Richter verhörte ihn und versuchte, ihn zu einem Kompromiß zu bewegen. Die Begebenheit soll sich im 17. Jahr des römischen Kaisers Mark Aurel (177 u. Z.) in Frankreich zugetragen haben.

  • ‘Wandelt nicht weiter so wie die Nationen’
    Der Wachtturm 1979 | 15. September
    • ‘Wandelt nicht weiter so wie die Nationen’

      „[Wandelt] nicht mehr so ... [weiter], wie auch die Nationen wandeln ..., während sie ... in geistiger Finsternis ... sind“ (Eph. 4:17, 18).

      1. Warum ist der folgende Aufschluß so wichtig?

      Die Welt verkommt sittlich immer mehr. Formen der Unterhaltung, die man vor wenigen Jahren noch anstößig gefunden hätte, werden von der breiten Masse des Volkes ohne weiteres akzeptiert. Dieser Einfluß bedroht sogar die Christenversammlung. Wie kann man sich diesem Trend entgegenstellen? Die folgenden Artikel enthalten einige bedeutsame Antworten.

      2, 3. (a) Womit verglichen Jesus und Paulus Christen aufgrund ihres Lebenswandels? (b) In welchem Ruf stehen Jehovas Zeugen im allgemeinen, doch was ist mit einigen von ihnen geschehen?

      2 „Ihr seid das Licht der Welt“, sagte Jesus Christus. Ein Christ sollte durch seinen Lebenswandel in einer sittlich finsteren Welt hell leuchten. Paulus ermahnte alle Jünger, in ihrer Umgebung, unter „verdrehten und entarteten Menschen“, weiterhin „wie Sterne am Himmel“ zu leuchten. Jene frühen Jünger waren zwar mit Jesus und den Aposteln verbunden, doch waren sie immer noch unvollkommene Menschen. Wenn sie nicht achtgaben, konnten sie durch das sittliche Niveau der „verdrehten und entarteten Menschen“ beeinflußt werden und in einem Augenblick der Versuchung ihre christliche Tugendhaftigkeit verlieren. Tatsächlich kehrten einige wieder endgültig zu den Werken der Finsternis zurück (Matth. 5:14; Phil. 2:15, Bruns; Phil. 3:18, 19).

      3 Auch heute wird auf uns ein Einfluß ausgeübt, durch den wir in die Finsternis dieser Welt zurückgeführt werden sollen. Einige Christen haben bedauerlicherweise diesem Einfluß nachgegeben. Als Gesamtheit sind Jehovas Zeugen weltweit als ehrliche Menschen bekannt, die ein sittlich einwandfreies Leben führen, doch einzelne haben aufgehört, als „Kinder des Lichts“ zu wandeln, und mußten aus der Versammlung ausgeschlossen werden. Ihr Lebenswandel ist nicht mehr beispielhaft. Was mag zu diesen unerfreulichen Vorkommnissen beigetragen haben? (1. Kor. 5:13; Eph. 5:8).

      DER EINFLUSS DER WELT

      4. Was ist mit dem sittlichen Zustand der Welt geschehen, und inwiefern wird dies durch heute populäre Formen der Unterhaltung bestätigt?

      4 Der sittliche Zustand der ganzen Welt hat sich offenkundig verschlechtert. Viele Menschen haben „jedes sittliche Gefühl verloren“ (Eph. 4:19). Das zeigt sich in den heute bevorzugten Formen der Unterhaltung. Warum gerade in der Unterhaltung? Weil das, was jemand nach seiner regulären Arbeitszeit tut, also dann, wenn ihm nicht vorgeschrieben wird, was er zu tun hat, viel Aufschluß über seine Neigungen gibt. Was jemand mit seiner Freizeit anfängt, der Zeit, in der er sozusagen sein eigener Herr ist, sagt viel darüber aus, was für ein Mensch er wirklich ist. Nach den offenkundig schlechten Formen der Unterhaltung zu urteilen, die heute populär sind, hat die Welt ein sehr niedriges sittliches Niveau erreicht. Wirkt sich dieser Tiefstand auch auf dich aus?

      5. Weshalb ist es angebracht, daß wir uns mit dem im Epheserbrief erteilten Rat befassen?

      5 Bedenken wir, daß wir nicht die ersten Christen sind, die in einer Zeit des moralischen Tiefstandes leben. Schon in den frühen Tagen des Christentums konnte von manchen Einwohnern des alten Ephesus, einer Stadt im Nahen Osten, gesagt werden, daß sie „jedes sittliche Gefühl verloren“ hatten. Was der Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Ephesus schrieb, sollte daher für uns von besonderer Bedeutung sein, da er eingehend erläuterte, was es bedeutet, als „Kinder des Lichts“ zu wandeln. Sein Rat trifft wirklich auf die kritischen „letzten Tage“ zu, in denen wir leben und in denen viele, die sich zum Christentum bekennen, „Vergnügungen lieben“ (2. Tim. 3:1-7, 13).

      WIE DIE NATIONEN WANDELN

      6, 7. (a) Was sollten Christen gemäß Epheser 4:17 nicht mehr tun? (b) Wie „wandelten“ Menschen der Nationen im ersten Jahrhundert?

      6 In Epheser 4:17 forderte Paulus seine Mitchristen auf, ‘nicht mehr so weiterzuwandeln, wie die Nationen wandeln in der Nutzlosigkeit ihres Sinnes’. Wie „wandelten“ denn Menschen der Nationen? Ein Augenzeuge aus dem ersten Jahrhundert mußte zugeben:

      „Man sucht sich mit allerlei zu vergnügen. Kein Laster bleibt davon ausgenommen ... Der Anstand gerät bei uns völlig in Vergessenheit. Der Mensch ... wird nun zum Spiel und Spaß hingeschlachtet. ... Es ist ein Befriedigung verleihendes Schauspiel, zu sehen, wie ein Mensch zu Tode gebracht wird.“a

      Viele hatten kein wirkliches Ziel im Leben, so daß sie das Vergnügen überbetonten, indem sie sich mit allem möglichen zu amüsieren suchten.

      7 Das alte Ephesus hatte einiges zu bieten, um die Wünsche nach Entspannung zu befriedigen. Da gab es ein riesiges Amphitheater mit 25 000 Sitzplätzen und eine Rennbahn oder ein Stadion, in dem Schauspiele für jeden Geschmack dargeboten werden konnten. Diese Bauten waren von der damals bestehenden Weltmacht Rom errichtet worden, über die ein Historiker sagte: „Der sittliche Zustand des Kaiserreiches zählt tatsächlich in mancher Hinsicht zu den erschreckendsten Bildern der Geschichte.“

      GEFÜHLLOSE HERZEN

      8. (a) Menschen mit was für einem Herzen werden in Epheser 4:18 erwähnt, und was ist die Bedeutung des ursprünglichen griechischen Wortes? (b) Entsteht ein solcher Zustand plötzlich?

      8 Paulus sagte von den Menschen, daß sie „wegen der Gefühllosigkeit ihres Herzens in geistiger Finsternis“ waren (Eph. 4:18). Ihr Herz war unempfindlich. Das griechische Wort für „Gefühllosigkeit“ geht auf die Bezeichnung eines Steines zurück, der härter als Marmor war. In der Medizin bezeichnete man mit diesem Wort den Kalkstein, der sich in einigen Körpergelenken allmählich bilden kann, bis völlige Bewegungsunfähigkeit eintritt. Das Herz solcher Personen war langsam abgestumpft und dann gefühllos geworden, so hart wie Stein. Das war nicht über Nacht geschehen, sondern allmählich. Die Unterhaltung, die diese Menschen wählten, trug unmittelbar dazu bei. Inwiefern?

      9, 10. Welche Form der Unterhaltung war im ersten Jahrhundert am beliebtesten, und wie wirkte sie sich auf die Zuschauer aus?

      9 Ist dir bekannt, welche Form der Unterhaltung damals die beliebteste war? Es waren die Gladiatorenkämpfe, bei denen sich meist Mann und Mann oder Mann und Tier in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüberstanden. Stellen wir uns die Szene vor: Das Stadion ist mit Tausenden von Zuschauern gefüllt; einige von ihnen sitzen im Schatten unter einem prächtigen seidenen Baldachin. Leise Musik und der Duft parfümierten Wassers, das durch die Gänge fließt, bilden einen angenehmen Rahmen, der die Todesschreie und den Geruch des Todes umgibt. Plötzlich bricht die Menge in ein wildes Geschrei aus: „Töte ihn! Schlage ihn! Versenge ihn! Warum begegnet er dem Schwert so feige? Warum sind seine Schläge so schwächlich?“ Dieses organisierte Hinschlachten sollte, wie ein Besucher der Kämpfe schrieb, „eine leichte Zerstreuung“ bieten.

      10 Jemand, der solchen Kämpfen beiwohnen konnte und dessen Augen sich an einem derartigen Blutbad weiden konnten, fand andere Formen der Unterhaltung fade und langweilig. Wie ein Historiker sagte, sei dadurch der letzte Funke von Mitleid ausgelöscht worden, durch das sich der Mensch vom vernunftlosen Tier unterscheide.

      11. Da keine Gladiatorenkämpfe mehr stattfinden, kann die heutige Unterhaltung nicht dazu beitragen, daß Menschen ‘gefühllose Herzen’ bekommen. Ist das falsch oder richtig? Warum antwortest du so?

      11 Man mag solche Verhältnisse für schier unglaublich halten. Aber besteht heute nicht eine vergleichbare Situation? Die Gladiatorenkämpfe gehören zwar längst der Vergangenheit an, doch beachten wir, was ein Reporter erlebte:

      „‚Töte sie! Gib ihr’s noch einmal!‘ Der Killer gab ihr’s wie auf ein Stichwort. Er durchlöcherte sie. ... Diejenigen, die die Hinrichtung forderten — drei Personen, die im Kino hinter mir saßen —, waren sonst in jeder Hinsicht durchschnittliche Kinogänger.“

      Ein Einzelfall? Kaum. Tatsache ist, daß in vielen Ländern meist diejenigen Filme und Fernsehstücke am beliebtesten sind, in denen Gewalttätigkeit herausgestellt wird. Diese Art der Unterhaltung hat dazu beigetragen, daß es herzlose Menschen gibt, die „jedes sittliche Gefühl verloren [„keinen Schmerz mehr empfunden“, Kingdom Interlinear Translation] haben“ oder sich keine Gewissensbisse mehr machen (Eph. 4:19).

      EINEM ZÜGELLOSEN WANDEL HINGEGEBEN

      12. (a) Was wird in Epheser 4:19 noch über den Lebenswandel der Menschen der Nationen gesagt? (b) Was bedeutet ein „zügelloser Wandel“, und trifft diese Bezeichnung auf die damals übliche Unterhaltung zu?

      12 Der Apostel Paulus sprach nicht nur davon, daß die Menschen der Nationen ein abgestumpftes Herz hatten, sondern fügte auch noch hinzu: „Sie [haben] sich einem zügellosen Wandel hingegeben, um mit Gier jede Art Unreinheit zu verüben“ (Eph. 4:19). Er sprach von „Hurerei“ und anderen Handlungen, die „schändlich [sind] auch nur zu sagen“ (Eph. 5:3, 12). Wiederum war es die Unterhaltung, diesmal die Bühne oder das Theater, die diese Handlungen weitgehend förderte. Was wurde damals geboten?

      „Die Abenteuer betrogener Ehemänner, Ehebrüche und Liebesintriguen bildeten den Stoff. Man moquirte sich über die Tugend ...; alles Heilige und Ehrwürdige wurde in den Kot gezogen. An Obscönität, ... an unkeuschen Reden und die Scham verletzenden Schaustellungen überboten diese Schaustellungen alles. Ballettänzerinnen warfen ihre Kleider ab und tanzten halb nackt, ja völlig nackt auf der Bühne. Von Kunst war keine Rede mehr, alles war lediglich auf Sinnenkitzel berechnet“ (Der Kampf des Christentums mit dem Heidentum von Gerhard Uhlhorn, 1886, S. 110).

      Wie schockierend! Diese Schilderung ist eine kurzgefaßte Darstellung von „zügellosem Wandel“, denn die Bedeutung des griechischen Wortes schließt die Bereitschaft zu jeder Art Vergnügen ein. Der Begriff bezeichnet eine schamlose Mißachtung des Anstands, wobei man sich nicht mehr darum kümmert, was andere sagen oder denken.

      13. Ließe sich die Bezeichnung „zügelloser Wandel“ auch auf einige der heutigen Unterhaltungsformen anwenden?

      13 Ist es heute anders? Das Unterhaltungsangebot der Medien ist von Unsittlichkeit durchsetzt. In einigen Ländern werden sogar im Fernsehen pornographische Filme gezeigt, wodurch die Unsittlichkeit frei Haus geliefert wird. Finden solche Sendungen Anklang? Als in Italien ein Pornofilm auf dem Bildschirm zu sehen war, „waren während der Sendung fast alle Straßen menschenleer“.

      14, 15. (a) Was ist unter der in Epheser 4:19 erwähnten „Gier“ zu verstehen, und wird sie durch die heutigen Formen der Unterhaltung gefördert? (b) Können Gott hingegebene Christen beeinflußt werden, wenn sie sich Unterhaltung wählen, in der Unsittlichkeit herausgestellt wird?

      14 Ein Schriftsteller sagte über das Milieu vieler Filme und die Einstellung der Leute:

      „Sexszenen — die Darstellung heterosexueller, blutschänderischer oder homosexueller Beziehungen — sind grundlegende Elemente der meisten neuen Filme.“ Seine Schlußfolgerung lautete: „Unsere Gesellschaft ist heute, kurz gesagt, so weit, daß alles durchgeht, alles erlaubt ist und den Gelüsten des einzelnen sowie der Erfüllung seiner Wünsche und Phantasien keine Grenzen gesetzt sind.“

      15 Solche Personen sind, wie der Apostel Paulus sagt, Menschen, die „mit Gier jede Art Unreinheit ... verüben“, ja „mit Gier“, mit einem gierigen Verlangen, ihre Gelüste nach dem Schamlosen zu stillen und ihre Leidenschaften zu befriedigen, ungeachtet, wie sehr die Moral darunter leidet (Eph. 4:19). Könnten sich solche Filme nicht auf das Denken eines Christen auswirken? Jemand, der mehrere Filme dieser Art gesehen hatte, gab zu:

      „Man vergißt diese Szenen [in denen unmoralische Handlungen dargestellt werden] nicht; je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr verspürt man bei sich den Wunsch, das zu tun, was man gesehen hat ... Der Film verleiht einem das Gefühl, man versäume tatsächlich etwas.“ Jemand anders sagte: „Man fängt an, sich zu fragen, wie so etwas wohl wäre.“

      Es mag nicht jedem so ergehen, aber diese Gefahr besteht. Unser Sinn kann auf heimtückische Weise beeinflußt werden.

      EIN MORALISCHES WUNDER

      16. Welch große Segnungen hatten Christen gemäß Epheser 1:6-8 empfangen, und welchen Einfluß übte das auf sie aus?

      16 Im ersten Jahrhundert stachen echte Nachfolger Christi von der Allgemeinheit ab. Einst hatten sie sich unter dem Einfluß des Systems der Dinge und seines „Herrschers“, Satans, bewegt, und ihre ganze Wesensart bestand darin, ‘die Dinge zu tun, die das Fleisch wollte’. Aber sie änderten sich. Die erhabenen Wahrheiten des Christentums vermittelten ihnen eine völlig neue Einstellung zum Leben. Man stelle sich vor: Gott war bereit gewesen, seinen eigenen Sohn, seinen „Geliebten“, zu opfern, so daß ihre große Sündenschuld vergeben werden konnte! Welch ein hoher Preis! Welch große Barmherzigkeit und unverdiente Güte! „Diese [unverdiente Güte] hat er [Gott] auf uns überströmen lassen in aller Weisheit und Vernünftigkeit“, sagte der Apostel Paulus. Diese Christen hatten als nicht nur eine Erkenntnis der Wahrheit erlangt, sondern Gott hatte ihnen auch „Vernünftigkeit“ verliehen, damit sie mit den täglichen Problemen des Lebens fertig werden konnten (Eph. 1:6-8; 2:1-5).

      17. (a) Was bewies, daß das Christentum ein machtvoller Glaube war? (b) Wie zeigte sich seine moralische Kraft?

      17 Ihr Glaube war machtvoll. Gottes Geist hatte Jesus von den Toten auferweckt und ihn in eine Stellung weit über jede weltliche Gewalt erhoben. Nun wirkte dieselbe ‘Macht gegenüber jenen Gläubigen’ (Eph. 1:19-21). Zu welchen Ergebnissen führte dies in ihrem Leben? Wenn wir ihr sittliches Verhalten betrachten, können wir die Macht des Christentums im ersten Jahrhundert erkennen. In der Welt des Altertums galt geschlechtliche Unmoral als die Regel. Cicero, ein römischer Schriftsteller, vertrat in einer Verteidigungsrede sogar die Ansicht:

      „Wenn es aber jemanden gibt, der da glaubt, es seien der Jugend auch Liebeleien mit feilen Dirnen [Prostituierten] verboten, so hat ein solcher sehr strenge Ansichten ... Denn wann ist solches nicht geschehen? Wann ist es getadelt worden?“

      Doch die „Kinder des Lichts“ machten sich frei und blieben von derartigen Praktiken unbeeinflußt. Nichts in der Geschichte kann mit dem moralischen Wunder verglichen werden, das durch das Christentum bewirkt wurde.

      KINDER DES LICHTS BENEHMEN SICH ANDERS

      18. Durch welches Verhalten sollten die frühen Jünger ihre Dankbarkeit dafür zeigen, daß sie nun „Heilige“ waren?

      18 Jünger Christi mußten hohen Anforderungen entsprechen. Paulus schrieb daher: „Hurerei und jede Art Unreinheit ... sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so, wie es sich für Heilige geziemt“ (Eph. 5:3). Sie sollten sich nicht nur solcher Dinge enthalten, sondern auch nicht um des sinnlichen Vergnügens willen darüber sprechen. Wie sehr unterscheidet sich doch die Denkweise des Paulus von der Ansicht derer, die heute der Meinung sind, es sei nicht verkehrt, sich zum Vergnügen unsittliche Handlungen anzusehen und sich darüber zu unterhalten, solange man diese Handlungen nicht selbst begehe!

      19. Wie dachten christliche Schriftsteller aus dem zweiten und dritten Jahrhundert über (a) die Schamlosigkeit des Theaters und die Grausamkeit der Arena, (b) den Anblick eines Ermordeten und (c) das, was die Leidenschaft entzünden kann? (d) Wie kann man beeinflußt werden, verkehrt zu handeln?

      19 Wie dachten die ersten Christen über die Gladiatorenkämpfe und das Theater, Unterhaltungsformen, die sich damals allgemeiner Beliebtheit erfreuten? Beachten wir folgende Worte, die von einigen Schriftstellern aus dem zweiten und dritten Jahrhundert stammen, die sich zum Christentum bekannten:

      „Nichts [haben wir Christen] zu schaffen mit der Tollheit des Zirkus, mit der Schamlosigkeit des Theaters, mit der Grausamkeit der Arena, ... inwiefern beleidigen wir euch dann, wenn wir uns eigene Vorstellungen von der Lust machen?“ (Tertullian).

      „Wir leben der Überzeugung, schon der Blick auf einen Ermordeten streife an Mord selbst, weßhalb wir solcher Augenweide gerne entsagt haben“ (Athenagoras).

      „Der verderbliche Einfluß des Schauspiels ist noch bedrohlicher. Denn der Gegenstand der Lustspiele ist die Entehrung von Jungfrauen oder die Liebschaften von Dirnen ... Was bleibt jungen Männern oder Jungfrauen zu tun, wenn sie sehen daß diese Dinge schamlos gepflegt und von allen gern betrachtet werden? Deutlich wird ihnen geraten, was sie tun können, und es entzündet sich in ihnen die Leidenschaft, die besonders durch das Schauen angeregt wird“ (Lactantius) (Kursivschrift von uns).

      „Wie verhält sich ein treuer Christ unter diesen Umständen, wenn er doch nicht einmal an Böses denkt? Weshalb findet er Gefallen an der Darstellung sinnlicher Begierden ...? Er erlernt sie, während er sich immer mehr an ihren Anblick gewöhnt. ... Wir gewöhnen uns schnell an etwas, was wir hören und was wir sehen“ (Cyprian).

      20. (a) Weshalb mieden die ersten Christen entwürdigende Unterhaltung? (b) Warum stachen sie durch ihren Lebenswandel von anderen ab?

      20 Diese Männer waren zwar keine Zeitgenossen der Christen des ersten Jahrhunderts, doch können wir sehen, wie sich ein Christ nach ihrem Verständnis in diesen Angelegenheiten zu verhalten hatte. Sie mieden solch schändliche Vergnügungen. Sie konnten erkennen, daß es inkonsequent gewesen wäre, wenn jemand, der aus der Finsternis emporgehoben worden war und unzüchtige Reden, Gewalttätigkeit und Unsittlichkeit aus seinem Leben verbannt hatte, sich dann ganz bewußt hingesetzt und derartige Dinge zur Unterhaltung betrachtet hätte. Die meisten der damaligen Christen kamen der Aufforderung des Paulus nach: „Habt nicht mehr mit ihnen teil an den unfruchtbaren Werken, die zur Finsternis gehören, sondern rügt sie vielmehr.“ Der reine Lebenswandel, den sie in einer entarteten Welt täglich führten, war für die Menschen der Nationen eine ständige ‘Rüge’. Kein Wunder, daß sie von der gottlosen Welt als „Menschenfeinde“ bezeichnet wurden! Jene Jünger ließen mit Freuden erkennen, daß sie unter einem besseren Einfluß standen als ihre fleischlichgesinnten Zeitgenossen. Sie bewiesen, daß sie ‘in der Kraft, die ihren Sinn antrieb, erneuert worden waren’. Es war eine ganz andere „Kraft“. Das blieb Außenstehenden nicht verborgen. Wollen wir nicht zur selben Kategorie von Menschen gehören? Ungeachtet, was wir zu sein vorgeben, wir bringen entweder die „Frucht des Lichts“ hervor oder ‘wandeln wie die Nationen’ (Eph. 4:23; 5:9, 11).

      21. Weshalb sollten wir uns heute ganz objektiv fragen, welche Unterhaltung wir uns wählen?

      21 Welche Unterhaltung wählen wir uns? Was sehen unsere Kinder oder wir uns an, wenn wir den Fernseher einschalten oder ins Kino gehen? Besteht wirklich ein Unterschied zwischen dem, was wir uns ansehen, und der Schamlosigkeit des römischen Theaters und der Grausamkeit der Arena? Die Tatsachen zeigen, daß einige Christen durch das, was sie sich anzusehen pflegten, unachtsam geworden sind und sich deswegen in unsittliche Handlungen verstrickten.

      22. (a) War es für die Christen im ersten Jahrhundert leicht, als Kinder des Lichts zu wandeln? Was gelang ihnen dennoch? (b) Welche weiteren Fragen bedürfen einer Antwort?

      22 Welch außergewöhnliche moralische Kraft dagegen doch die ersten Christen aufwiesen! Sie lebten unter Menschen, deren Herz so versteinert war, daß sie nicht einmal mehr merkten, wenn sie sündigten, Menschen, die jedes Schamgefühl und jeglichen Anstand verloren hatten. Dennoch gelang es ihnen, ihren Sinn auf Dinge gerichtet zu halten, ‘die wahr, von ernsthaftem Interesse, gerecht, keusch, liebenswert waren, über die man wohlredete, die tugendhaft und lobenswert waren’ (Phil. 4:8). Wie bewahrten sie eine solche Kraft inmitten einer unsittlichen Welt? Behalten wir im Sinn, daß sie wie wir Menschen aus Fleisch und Blut waren. Auch sie verspürten das Bedürfnis, sich zu entspannen. Doch worin bestand ihre Unterhaltung? Wie können wir diese „Kinder des Lichts“ als bewährte Vorbilder noch genauer nachahmen? Das sind wichtige Fragen, die im folgenden Artikel behandelt werden.

      [Fußnote]

      a Lucius Seneca (4 v. u. Z.? bis 65 u. Z.), Epistulae Morales, Ep. 95, Abs. 33.

  • „Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln“
    Der Wachtturm 1979 | 15. September
    • „Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln“

      „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in Verbindung mit dem Herrn. Fahrt fort, als Kinder des Lichts zu wandeln“ (Eph. 5:8).

      1, 2. (a) Warum mußte der in der Veranschaulichung erwähnte Mann weiter gegen den Sturm ankämpfen und vorwärts gehen? (b) Weshalb muß ein Christ kämpfen, um nicht wie die Nationen zu wandeln?

      DER Mann kämpfte gegen den Sturm. Jeder Schritt war für ihn eine ungeheure Anstrengung, doch er ging unentwegt vorwärts. Warum strengte er sich so sehr an? Warum kehrte er nicht einfach um, so daß er den Wind im Rücken gehabt hätte? Weil nicht weit hinter ihm ein tiefer, finsterer Abgrund gähnte. Er hatte also keine andere Wahl, wenn er am Leben bleiben wollte. Kein Wunder, daß er gegen den Sturm ankämpfte und vorwärts ging!

      2 Heute droht der „Geist der Welt“ unter dem Einfluß Satans wie ein Sturm die ganze Menschheit auf einen Weg abzudrängen, der unausweichlich in einen „Abgrund“ führt, nämlich in die Vernichtung, die durch die Äußerung des Zornes Gottes verursacht wird (1. Kor. 2:12; Eph. 5:6). Um diesem Zorn zu entgehen, muß ein Christ sozusagen „gegen den Sturm“ ankämpfen und vorwärts gehen. Er muß kämpfen, wenn er wie ein ‘Kind des Lichts’ wandeln möchte und nicht so wie die Nationen (Eph. 4:17; 5:8).

      INNERE KRAFT ERFORDERLICH

      3. (a) Worauf müssen wir gemäß Epheser 3:16 unsere Anstrengungen konzentrieren, damit es uns gelingt, nicht so zu wandeln wie die Nationen? (b) Wie stärken wir den ‘inneren Menschen’?

      3 Worauf müssen wir unsere Anstrengungen konzentrieren, um in diesem Kampf siegreich sein zu können? Paulus ermahnt uns, „mit Kraft durch seinen [Gottes] Geist gestärkt zu werden an dem Menschen, der ... [wir] innerlich“ sind. Daran müssen wir also arbeiten, an dem ‘inneren Menschen’, an der „verborgenen Person des Herzens“. Diese muß gestärkt werden. Wie? Indem wir ‘den Christus durch unseren Glauben mit Liebe in unserem Herzen wohnen’ lassen (Eph. 3:16, 17; 1. Petr. 3:4).

      4. (a) Was ist erforderlich, damit ‘Christus in unserem Herzen wohnen’ kann? (b) Welche aufschlußreichen Fragen sollte sich jeder von uns stellen?

      4 Um ‘Christus in unserem Herzen wohnen, zu lassen, müssen wir zuerst den Geist der Welt vertreiben. Wie könnte der Geist Christi den ‘Menschen, der wir innerlich sind’, erfüllen, wenn Satan, der „Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist“, immer noch in uns wirken würde oder anfangen würde, sich bei uns wieder einzuschleichen? (Eph. 2:2). Frage dich daher: „Finde ich in meinem Herzen immer noch Gefallen an dem satanischen Geist des gegenwärtigen Systems? Lasse ich mich von Personen unterhalten, die zeigen, daß sie jedes sittliche Gefühl verloren haben?“ Wir können anderen leicht etwas vormachen, während wir innerlich in Wirklichkeit eine ganz andere Person sind. Christus wohnt in unserem Herzen, wenn sich sein Beispiel und seine Lehren auf unsere Empfindungen und auf unser Handeln auswirken. Jesus sagte zum Beispiel, daß seine Nachfolger eine Person vom anderen Geschlecht nicht mit begehrlichen Augen ansehen sollten. Gehorchen wir in unseren Gedanken diesen Worten? Vermeiden wir gewissenhaft alles, was bei uns solche Empfindungen wachrufen könnte? Überlegen wir einmal: Würde Jesus an der Art der Unterhaltung, die wir suchen, Gefallen finden? Sind wir so eingestellt wie er, indem wir nicht nur ‘Gerechtigkeit lieben, sondern auch Gesetzlosigkeit hassen’? Wenn ja, dann lassen wir uns von dem Geist Christi erfüllen und haben die „gleiche Gesinnung“ wie der Christus (Matth. 5:27, 28; Hebr. 1:9; 1. Petr. 4:1).

      5, 6. (a) Warum sind persönliches Studium und Nachsinnen zur Stärkung des ‘inneren Menschen’ wichtig? (b) Genügt verstandesmäßige Erkenntnis? Wenn nicht, was ist noch erforderlich?

      5 „[Um] verwurzelt und fest gegründet [und] ... völlig imstande zu sein, mit allen Heiligen zu begreifen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe“ der Wahrheit des Wortes Gottes ist und in welchem Zusammenhang sie besonders mit dem Beispiel der Liebe steht, das Jesus Christus durch sein Leben und seine Lehren gegeben hat, ist es wichtig, in der Bibel zu lesen und darüber nachzusinnen. Was tief verwurzelt ist, kann man nicht leicht herausreißen; was auf einer festen Grundlage verankert ist, läßt sich nicht ohne weiteres beseitigen. Deshalb müssen wir unsere geistige ‘Wurzel und Grundlage’ stark erhalten, indem wir die Erkenntnis Christi tief in den ‘Menschen, der wir innerlich sind’, eindringen lassen (Eph. 3:17, 18).

      6 Wir sollten indes nicht denken, Christus in unserem Herzen wohnen zu lassen bedeute lediglich, sich lernbegierig ein umfangreiches Bibelwissen anzueignen. Der Apostel Paulus wußte, wie gefährlich es war, seinen Glauben lediglich auf verstandesmäßige Erkenntnis zu gründen. Deshalb sagte er weiter: „... und die Liebe zu Christus zu erkennen, die die Erkenntnis übersteigt, damit ihr in allem mit all der Fülle, die Gott gibt, erfüllt sein mögt.“ Man benötigt mehr als Kopfwissen. Es stimmt zwar, daß man jemandes Denkweise um so besser versteht, je mehr man mit dem Betreffenden Gemeinschaft hat, doch seine Empfindungen kann man erst dann richtig verstehen, wenn man beginnt, sein Verhalten gegenüber anderen oder seine Lebensweise nachzuahmen. So verhält es sich auch mit der Liebe Christi. Lediglich durch das Lesen von Büchern kann man sie nicht begreifen, sondern man muß wie Christus werden. Dann kann man durch Erfahrung mitfühlen und das verstehen, was „die Erkenntnis übersteigt“ (Eph. 3:19).

      7. Ist es richtig oder falsch, zu sagen, man erwarte zuviel, wenn man von uns verlange, wie Christus zu sein, da er ja vollkommen gewesen sei? Begründe deine Antwort mit der Bibel.

      7 Dieses leuchtende Vorbild nachzuahmen ist wirklich ein erhabenes Ziel. Ja, es scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein, doch mit Gottes Hilfe können wir es trotz unserer unvollkommenen Fähigkeiten schaffen, denn Paulus sagt, daß Gott „über alles hinaus mehr tun kann, als was wir erbitten oder erdenken“. Es fragt sich nur, ob wir unseren Teil tun (Eph. 3:20; siehe auch 1. Petrus 2:21 und 1. Korinther 11:1).

      ‘STREIFT DIE ALTE PERSÖNLICHKEIT MIT IHREN TRÜGERISCHEN BEGIERDEN AB’

      8. (a) Was für Begierden können gemäß den Worten des Paulus in der „alten Persönlichkeit“ aufkommen? (b) Wie versuchen sich einige, die entwürdigende Formen der Unterhaltung wählen, zu rechtfertigen? Ist eine solche Argumentation biblisch zu begründen?

      8 Dazu fordert uns der Apostel Paulus in Epheser 4:22 auf. Nein, wir sollten die alte Persönlichkeit nicht mit einem Schönheitspflästerchen versehen, sondern ‘sie abstreifen’, uns ihrer entledigen (Kol. 3:9). Warum? Weil sie durch ihre „trügerischen Begierden“, die in unserem „verräterischen“ Herzen aufkommen, „verdorben“ oder immer mehr zum Schlechten beeinflußt werden kann (Jer. 17:9). Einige Christen, die sich mit offensichtlich entwürdigenden Formen der Unterhaltung befassen, suchen sich dadurch zu rechtfertigen, daß sie sagen: „Mein Gewissen ist nicht beunruhigt. Was ist also daran falsch?“ Könnte es sein, daß ihr Gewissen nicht in Ordnung ist und sie von den Begierden ihres Herzens betrogen werden? Wenn uns unser Gewissen nicht beunruhigt, ist das an sich keine Garantie dafür, daß wir richtig handeln. Selbst der Apostel Paulus sagte: „Denn mir ist nichts bewußt, was gegen mich spräche. Doch dadurch werde ich nicht als gerecht erfunden, der mich aber beurteilt, ist Jehova“ (1. Kor. 4:4). Das Gewissen vieler, die zur frühchristlichen Versammlung gehörten, war so gefühllos geworden, daß sie Unsittlichkeit in ihrer Mitte duldeten und sich sogar dessen rühmten. Ihr Gewissen war irregeleitet (1. Kor. 5:1, 2, 6; Tit. 1:15; 1. Tim. 4:2).

      9. Welcher besorgniserregende Bericht zeigt, daß sich das Gewissen allmählich wandeln kann?

      9 Es ist leicht möglich, daß wir unser Gewissen durch „trügerische Begierden“ allmählich beflecken lassen. Aus dem Zweigbüro der Zeugen Jehovas in einem europäischen Land stammt folgender besorgniserregende Bericht:

      „Vor ungefähr 10 Jahren hätten sich unsere Brüder die meisten Filme, die heute gespielt werden, ganz sicher nicht angesehen. Doch ihr Anstandsgefühl hat sich gewandelt. Es besteht kein Zweifel, daß einige unserer Brüder durch den Trend der Welt in gewissem Maße beeinflußt worden sind.“

      10. (a) Wie ging man im ersten Jahrhundert vor, damit die Gladiatorenkämpfe akzeptiert wurden? (b) Was können wir daraus lernen?

      10 Satan ist bemüht, uns zu veranlassen, seine verderbten Maßstäbe nach und nach anzunehmen. Als die Gladiatorenkämpfe in Palästina eingeführt wurden, nahmen Personen, die „derartige Anblicke nicht gewohnt waren“, sie mit „Schrecken“ auf, wie Livius schreibt. Dieser Historiker aus dem ersten Jahrhundert sagt weiter:

      „Durch häufige Wiederholungen und dadurch, daß die Kämpfer mitunter nicht weiter gehen durften, als sich gegenseitig zu verwunden, ... wurde der Anblick zu etwas Gewohntem und sogar Gefälligem, und bei vielen der jungen Männer wurde die Freude an Waffen geweckt.“

      Schritt für Schritt wurde den Leuten der Schrecken genommen. Schließlich wirkten die Kämpfe nicht mehr schockierend, und man war dabei. Satan ändert seine Methoden selten. Sei daher auf der Hut, daß sich dein christliches „Anstandsgefühl“ nicht allmählich wandelt. Überlege einmal: Wie weit zu gehen, gestattet dir dein Gewissen? Läßt es dich zu weit gehen? Unterscheidest du dich auf dem Gebiet der Unterhaltung nur geringfügig von Personen, die „jedes sittliche Gefühl verloren haben“?

      VERGEWISSERT EUCH, WAS BEIM HERRN ANNEHMBAR IST

      11, 12. (a) Warum ist der Rat aus Epheser 5:10, 17 heute so wichtig, und wie kann man ihn anwenden? (b) Wird eine schlechte Form der Unterhaltung, die einige gute Aspekte aufweist, dadurch für einen Christen akzeptabel?

      11 Vieles, was moralisch verderbt ist, wird so hingestellt, als sei es völlig in Ordnung. Aus diesem Grund müssen wir uns ‘fortwährend dessen vergewissern, was beim Herrn annehmbar ist’. „Deshalb [weil die Tage böse sind] hört auf, unvernünftig zu werden, sondern nehmt weiterhin wahr, was der Wille Jehovas ist“ (Eph. 5:10, 17).

      12 Bei der Unterhaltung, die die Welt bietet, muß man also unbedingt wählerisch sein. Jemand sagte zum Beispiel: „Der größte Teil des Films ist ziemlich gut, aber in vielen Filmen kommen immer wieder Sexszenen vor. Wenn man daher das übrige des Films sehen will, muß man sich den Sex anschauen.“ Ist es aber das übrige eines „ziemlich guten“ Films wert, daß man durch die „Sexszenen“ des Films möglicherweise moralisch verdorben wird? Solche Szenen, in denen dargestellt wird, was im verborgenen geschieht, werden heute dem Publikum präsentiert. Paulus sagte: „Was von ihnen [den Nationen] im verborgenen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen“ (Eph. 5:12). Sollten wir uns also davon überhaupt etwas zur Unterhaltung ansehen? Als Christen brauchen wir keinen Talmud, sondern sollten unser „Wahrnehmungsvermögen“ gebrauchen und aufhören, „unvernünftig zu werden [griechisch: „wahnsinnig, moralisch unvernünftig“]“ (Hebr. 5:14). Das kann bedeuten, daß wir uns bestimmte Filme oder Fernsehsendungen, die sonst sehr unterhaltsam sein mögen, überhaupt nicht ansehen. Ein Schriftsteller aus dem zweiten Jahrhundert, der sich zum Christentum bekannte, stellte in seiner Schrift „über die Schauspiele“ treffend fest:

      „Mag einiges davon [von den Schauspielen] auch lieblich, manches wohl auch gefällig und rein, ja sogar ehrbar sein! Niemand mischt ein Gift zwischen Galle [eine bittere Flüssigkeit] ..., sondern in ein gewürztes und schmackhaftes und meistens in ein süßes Gericht thut er die schädliche Substanz“ (Tertullian).

      13. Wie kann man einer Person helfen, die den Rat der Bibel mit „leeren Worten“ bagatellisiert?

      13 Wie gut ist es, wenn wir uns als einzelne gegenseitig ermuntern können, einen Weg zu gehen, der „beim Herrn annehmbar“ ist! Ein Jugendlicher sagte: „Viele geistig reife Jugendliche strengen sich gewaltig an, von unmoralischen Filmen fernzubleiben, und ermuntern auch andere dazu.“ Das ist bestimmt lobenswert. Paulus wies indes die Versammlung warnend darauf hin, daß bestimmte Personen den deutlichen Rat der Bibel bagatellisieren würden, indem er sagte: „Laßt euch von niemandem mit leeren Worten betrügen, denn wegen der vorhin erwähnten Dinge [Hurerei, Unreinheit, unzüchtiges Reden usw.] kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams“ (Eph. 5:6). Personen, die ‘leere Reden’ führen, könnten für andere ein schlechter Einfluß sein. Hinsichtlich solcher, die nicht aufhören, unordentlich zu wandeln, empfiehlt der Apostel Paulus:

      „Wenn aber jemand unserem ... Wort nicht gehorcht, so haltet diesen bezeichnet und hört auf, Umgang mit ihm zu haben, damit er beschämt werde. Und doch betrachtet ihn nicht als einen Feind, sondern ermahnt ihn weiterhin ernstlich als einen Bruder“ (2. Thess. 3:14, 15).

      Ja, behandle ihn nicht als einen „Feind“, sondern höre auf, mit ihm gesellig zusammen zu sein. Vielleicht begreift er, daß er sein Denken ändern muß.

      WAS KINDER DES LICHTS TUN KÖNNEN

      14, 15. (a) Wodurch suchten sich viele Menschen der Nationen im ersten Jahrhundert anzuregen? (b) Welche Möglichkeiten standen Christen gemäß Epheser 5:18, 19 offen, und wie betrachteten Menschen der Nationen so etwas?

      14 Jeder, ob jung oder alt, hat ein Verlangen nach etwas Zerstreuung, nach etwas Entspannung oder Abwechslung, um seine Gedanken von dem täglichen Einerlei loszulösen. Im ersten Jahrhundert suchten Weltmenschen gewöhnlich Anregung oder „Entspannung“ im Alkohol. Ihre geselligen Anlässe arteten meist in „Trinkgelage“ aus. Christen verhielten sich ganz anders. Sie wußten sich vortrefflich zu entspannen. Wodurch? Der Apostel Paulus sagt uns: „Auch berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet fortwährend mit Geist erfüllt.“ Der Einfluß des Geistes Gottes bewirkte bei Christen die größte Freude. Ihre geselligen Anlässe zeichneten sich somit nicht durch die „Ausschweifung“ der Ungläubigen aus. Da ihr Herz mit Gottes heiligem Geist erfüllt war, unterschied sich das, was aus ihrem Mund hervorkam, sehr von den Äußerungen der Personen, die mit „Wein“ erfüllt waren. Christen sangen keine obszönen Lieder, zu denen man häufig unzüchtige Tänze aufführte, für die die Nationen bekannt waren, sondern sie beachteten den heilsamen Rat des Paulus: „Redet zueinander mit Psalmen und Lobpreisungen Gottes und geisterfüllten Liedern, und singt und spielt dabei Jehova in eurem Herzen.“ Dadurch wurden sie innerlich erfrischt (Eph. 5:18, 19; 1. Petr. 4:3).

      15 Den Menschen der Nationen kam das alles langweilig vor. Doch jene „Kinder des Lichts“ freuten sich, weil sie wirklich eine andere Gesinnung hatten. Sie verhielten sich als Versammlung, als „Hausgenossen Gottes“, wie eine liebevolle Familie, in der jeder seine „Gabe“ zur Erbauung des anderen gebrauchte (Eph. 2:19; 4:7).

      16. (a) Wie wirkt sich ein liebevoller „Familiengeist“ auf eine Versammlung aus, und warum sollte man an den Rat aus Jakobus 1:27 denken? (b) Welche mögliche Gefahr sollte man bei bestimmten geselligen Anlässen ausschalten? (c) Wodurch sollte sich eine entspannende Unterhaltung bei einem geselligen Beisammensein von Christen auszeichnen?

      16 Wenn daher heute in einer Versammlung ein solch liebevoller „Familiengeist“ herrscht, ist der natürliche Wunsch vorhanden, zur gegenseitigen Erbauung sowohl in den Zusammenkünften als auch gesellig beisammen zu sein. Echte Liebe wird dazu anregen, daß man sich von Herzen für alle interessiert, für Junge und Alte, besonders aber für die „Waisen und Witwen“ (Jak. 1:27). Gesellige Anlässe sollten jedoch nicht entgleisen, wie es in folgendem Fall geschah:

      „Die Trauung und die Hochzeitsansprache, in der vortrefflicher biblischer Rat gegeben wurde, waren sehr schön. Dann begab sich das Paar mit einigen hundert Gästen zu einer Feier in einen nahe gelegenen Saal. Dort herrschte aber eine ganz andere Atmosphäre. Eine Kapelle von Berufsmusikern fesselte die Anwesenden, indem sie wilde, sinnliche Musik so laut spielte, daß sich mehrere Gäste verabschieden mußten. Berauschende Getränke flossen zu reichlich. Man tanzte wild und ausgelassen. Viele Gäste fragten sich: Wie kann man nur eine so schöne theokratische Hochzeit dadurch verderben, daß man am Ende dem Geist der Welt Tür und Tor öffnet?“

      Auf welche Weise können sich Christen denn zerstreuen oder entspannen? Sie können sich mit vielen erbaulichen Dingen befassen. Einiges von dem, was andere als Unterhaltung wirklich entspannend fanden, wird in dem nachfolgenden Artikel erwähnt. Wichtig ist, daß wir durch das, was wir tun, erkennen lassen, daß wir „Kinder des Lichts“ sind und nicht vom „Geist der Welt“, sondern vom Geist Gottes beeinflußt werden (1. Kor. 2:12).

      ALLE SOLLTEN IHREN EINFLUSS ZUM GUTEN GELTEND MACHEN

      17. Wie können Älteste und andere „geistig Befähigte“ Personen helfen, die im Begriff sind, auf dem Gebiet der Unterhaltung einen „Fehltritt“ zu tun?

      17 Da der Einfluß der Welt ständig zunimmt, ist Wachsamkeit geboten, damit sich in der Versammlung kein weltlicher Geist breitmacht. Der Einfluß der Ältesten sollte die Wirksamkeit des Geistes Gottes fördern. Das mag bisweilen erfordern, daß sie einige, die unausgeglichen geworden sind, in ihrem Denken „zurechtzubringen“ suchen. Ein Ältester, der über das Eindringen einer weltlichen Gesinnung in die Versammlung beunruhigt war, schrieb: „Als Älteste sind wir daran mitschuldig, weil sich einige von uns als schwach erweisen, wenn es darum geht, Rat zu erteilen, und weil sie nicht für das eintreten, was recht ist.“ Aber nicht nur die Ältesten, sondern alle „geistig Befähigten [„Geistigen“, Kingdom Interlinear Translation]“ sollten bereit sein, „einen solchen Menschen [einen, der einen „Fehltritt“ tut] im Geiste der Milde wieder zurechtzubringen“. Durch einen solch ‘milden’ Rat könnte vielleicht verhindert werden, daß aus einem „Fehltritt“ eine widerspenstige Handlungsweise wird, die ins Verderben führt (Eph. 4:11 bis 14; Gal. 6:1).

      18. Warum sollte man bezüglich der Unterhaltung ausgeglichen sein?

      18 Wir sollten uns dessen bewußt sein, daß jeder eine andere Art der Unterhaltung bevorzugt. Statt extrem kritisch oder gar „allzu gerecht“ zu sein, sollten wir das befürworten, was lobenswert ist, und uns an die biblischen Maßstäbe halten. Gottes Wort sollte die Kraft sein, die das Herz derer berührt, die einen „Fehltritt“ begehen (Pred. 7:16).

      19. Wie können Eltern ihre Kinder zum Guten beeinflussen?

      19 Eltern sind besonders gut in der Lage, ihren Kindern zu helfen. Der Apostel Paulus gebietet Vätern: „Reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas.“ Das griechische Wort, das hier mit „aufziehen“ wiedergegeben wird, vermittelt den Gedanken der herzlichen Zuneigung zum Kind, denn das Wurzelwort kann auf eine ‘nährende Mutter, die ihre Kinder hegt und pflegt’, angewandt werden (Eph. 6:4; 1. Thess. 2:7).

      20. (a) Warum ist Zucht erforderlich? (b) Wie sollten Eltern gemäß den Worten einer jungen Christin handeln, und wird dies später von ihren Kindern geschätzt werden?

      20 Eltern, die an ihrem Kind interessiert sind, ist es nicht gleichgültig, welche Unterhaltung ihr Kind wählt. Eine tiefe Liebe zum Kind wird Eltern veranlassen, mitunter streng zu sein und das Kind in Zucht zu nehmen. Zufolge des Einflusses Gleichaltriger mag sich ein Kind gegen einige Einschränkungen, die ihm in bezug auf Unterhaltung von den Eltern auferlegt werden, auflehnen. Eine 21jährige Vollzeitpredigerin, die von gottesfürchtigen Eltern aufgezogen wurde, erinnert sich an ihre Kindheit und bemerkt:

      „Erst in späteren Jahren erkannte ich, daß die Erziehung, die ich genossen hatte, für mich von großem Nutzen war, wenngleich ich zur damaligen Zeit der Meinung war, es würde mir etwas entgehen. Eltern mögen denken, sie würden ihr Kind verlieren, wenn sie zu streng wären. Sie verlieren es aber nicht. Sie sollten die Sache auf lange Sicht betrachten. Es muß Eltern sehr beunruhigen, wenn ihr Kind sagt: ,O Mutti, Susanne darf das, und sie ist immer noch in der Wahrheit. Warum meinst du also, ich würde die Wahrheit verlassen?‘ Bestimmt fällt es Eltern sehr schwer, nein zu sagen. Erst Jahre später, wenn man älter ist und zurückblickt, kann man sagen: ,Ich danke dir, Jehova, daß meine Eltern ein Machtwort sprachen.‘“

      21. Welches kostbare Verhältnis zu entwickeln, sollten Eltern dem Kind helfen? Warum?

      21 Doch Zwang oder Züchtigung reicht nicht aus. Der Apostel Paulus sprach von der „ernsten Ermahnung Jehovas“. Die entsprechenden griechischen Wörter bedeuten buchstäblich, die Gedanken Jehovas als beherrschende oder lenkende Kraft einzuflößen. Ihr Eltern, helft eurem Kind, ein Verhältnis zu Gott zu entwickeln, damit es sowohl alle entwürdigenden Formen der Unterhaltung als auch jede unrechte Handlung ablehnt. Ein Jugendlicher, der ein solches Verhältnis entwickelt hat, sagte: „Es geht mir weniger um das Verhältnis zu meinen Eltern als um das Verhältnis zu Jehova.“

      22. An welcher Hoffnung können wir festhalten, wenn wir weiterhin als Kinder des Lichts wandeln?

      22 So verhält es sich mit uns allen: Es geht uns um unser Verhältnis zu Jehova. Vergessen wir also als Diener Jehovas nie, wer wir sind: Kinder des Lichts. Wandeln wir weiterhin als Lichtspender, die ein glückliches und befriedigendes Leben führen, und halten wir an der Hoffnung fest, in einem nahe bevorstehenden neuen System von höchster moralischer Reinheit ewig glücklich zu sein.

      [Bild auf Seite 11]

      Damit ‘Christus in unserem Herzen wohnen’ kann, müssen wir zuerst den Geist der Welt vertreiben.

  • Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung
    Der Wachtturm 1979 | 15. September
    • Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung

      Nach „Holocaust“: Fragen

      ● Als Millionen Deutsche vor einiger Zeit „Holocaust“ — eine TV-Serie über Hitlers Judenvernichtung mit erfundener Spielhandlung — sahen, waren viele entsetzt. „Junge Leute waren entrüstet, als sie daran erinnert wurden, daß viele der Älteren nicht gegen das Gemetzel protestiert hatten“, berichtete die US-Zeitschrift „Newsweek“. „‚Wie und weshalb konnte so etwas nur geschehen?‘ fragte ein entsetzter junger Fernsehzuschauer. ,Wo waren die Kirchen?‘“

      Die gleiche Frage stellte der kanadische Historiker J. S. Conway in seinem Buch „The Nazi Persecution of the Churches 1933-1945“: „Wie haben nur so viele angesehene und verantwortungsbewußte Männer der Kirche einem solchen Verbrechen wie Völkermord — und sei es auch nur durch bloßes Zulassen — Vorschub leisten können? Welches Fieber hatte so viele Millionen deutscher Christen — evangelische wie katholische — in den wenigen kurzen Jahren der Nazityrannei erfaßt?“ Conways Schlußfolgerung: „Die Kirche war unvorbereitet und total ungeeignet, um mit der Situation fertig zu werden.“

      Andererseits berichtete er: „Im Gegensatz zur Folgsamkeit der größeren Kirchen hielten die Zeugen Jehovas dogmatisch bis zum Fanatismus an ihrem Widerstand fest. ... Der Widerstand der Zeugen richtete sich hauptsächlich gegen jede Form der Zusammenarbeit mit den Nazis.“ Was gab ihnen angesichts des Verwaltungsapparates Hitlers eine solche Stärke? Die Antwort des Historikers Conway lautet: „Sie beriefen sich auf biblische Gebote und weigerten sich deshalb, eine Waffe in die Hand zu nehmen, ... praktisch waren sie damit alle zum Tode verurteilt. Viele wurden auch tatsächlich mit dem Tode bestraft; ... ein Großteil wurde nach Dachau [ins KZ] transportiert.“ Auf diese Weise wurden sie Opfer des „Holocaust“, da sie nicht an diesem Massenmord Hitlers mitschuldig sein wollten.

      Intolerante Orthodoxe Kirche

      ● Nach einem Bericht der griechischen Zeitung „Athens News“ haben vor einiger Zeit zwei Zeugen Jehovas Gefängnisstrafen von 10 und 18 Jahren angetreten, weil sie „sich weigerten, Militärdienst zu leisten“. Die Zeitung bezeichnete das letztere Strafmaß als „die härteste Strafe, die in der neueren Geschichte der verfolgten christlichen Sekte“ in Griechenland verhängt worden sei, und bemerkte, daß die erwähnten Strafen ausgesprochen worden seien, „obwohl die griechische Regierung vor kurzem eine Höchststrafe von 4 Jahren für das Vergehen festgelegt hatte, um nicht mehr länger den heftigen Protesten von seiten des Europarats, der verschiedenen europäischen Parlamente und von Amnesty International ausgesetzt zu sein“.

      Wie kann es angesichts der internationalen Forderungen nach menschlicher Behandlung der aus Gewissensgründen Inhaftierten noch eine solche Intoleranz geben? Die Antwort geht aus der griechisch-orthodoxen Zeitschrift „The Word“ hervor, die in den USA herausgegeben wird und vor einiger Zeit berichtete: „ATHEN. Die Hierarchie der Orthodoxen Kirche Griechenlands hat ein Dekret erlassen, in dem die Sekte der Zeugen Jehovas als ,antireligiös, antinational und subversiv‘ bezeichnet wird. Auch hat die Hierarchie Verteidigungsminister Evangelos Averof gebeten, das Gesetz zeitweilig außer Kraft zu setzen, das Jehovas Zeugen das Recht einräumt, als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen vom Militärdienst befreit zu werden.“ In Anbetracht dieser Entwicklungen fragt man sich, ob Griechenland als einer der freieren Staaten Europas auf dem Wege zu religiöser Toleranz weiterhin gute Fortschritte machen wird oder ob es dem Drängen religiöser Fanatiker nachgeben wird. Die Zukunft wird es zeigen.

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