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Was sagen die Leute über das Fernsehen?Erwachet! 1978 | 22. Juli
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Was sagen die Leute über das Fernsehen?
IST das Fernsehen eine der nützlichsten Erfindungen oder eine der größten Geißeln, die die Menschheit aufgebracht hat?
Ganz gleich, wie du darüber denkst, eines ist sicher: Das Fernsehen wird sich behaupten, jedenfalls in dieser Weltordnung. Seit es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde, hat es sich in einem astronomischen Ausmaß verbreitet. Gegenwärtig gibt es auf der Erde mehr Fernsehgeräte als Telefone — fast 400 Millionen.
In den Industrieländern hat fast jeder Haushalt ein Fernsehgerät, mancher zwei oder drei. Das Fernsehen ist auch in ärmeren Ländern verbreitet. In solchen Ländern steht in vielen Wohnungen, die nicht einmal fließendes Wasser haben, ein Fernsehgerät. Sogar in den Vereinigten Staaten haben mehr Haushalte ein Fernsehgerät als fließendes Wasser.
Wieviel Zeit verbringen die Leute mit dem Fernsehen? In vielen Ländern kommt bei den Erwachsenen an Zeitaufwand das Fernsehen gleich nach dem Schlaf und der Arbeit. Zum Beispiel verbringt die japanische Hausfrau nach statistischen Angaben im Durchschnitt mehr als fünf Stunden pro Tag vor dem Fernsehgerät. Im amerikanischen Haushalt wird im Durchschnitt pro Tag mehr als sechs Stunden ferngesehen. Fast überall verbringen die Kinder mehr Zeit mit Fernsehen als die Erwachsenen.
Starker Einfluß
Diese Fernsehgewohnheiten müssen eine Auswirkung haben. Man kann wirklich mit Sicherheit sagen, daß keine andere Einrichtung innerhalb so kurzer Zeit auf so viele Personen einen derart starken Einfluß ausgeübt hat. Allein in den letzten drei Jahrzehnten zeigten sich enorme Auswirkungen auf Familienverhältnisse, Unterhaltung, Bildung, Politik, Werbung, Nachrichten, Sport und andere Bereiche.
Die Anziehungskraft des Fernsehens ist so stark, daß eine Frau, als ihr Gerät versagte, sich so äußerte: „Es ist, als ob gerade jemand von der Familie gestorben sei.“ Einige geben zu, daß sie im „Fernsehrausch“ sind und jeden Tag ihre „Spritze“ brauchen, wie ein Drogenabhängiger seine Drogen braucht. Einer sagte: „So, wie ein Alkoholiker ständig zur Schnapsflasche greift, mußte ich immer vor das Fernsehgerät; ich war süchtig.“ Er sah tagelang fast ununterbrochen fern, einmal vier Tage und Nächte lang mit nur kurzen Schlafperioden.
Bei einigen Leuten ist also die Karikatur, die in einer argentinischen Veröffentlichung erschien, nicht weit von der Wirklichkeit entfernt. Die Karikatur zeigt, wie Vater, Mutter und Kind mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen und in anbetungsvoller Haltung die Arme zum Fernsehgerät hin ausstrecken.
Was für ein Einfluß?
Wegen des Einflusses, den das Fernsehen hat, sagen einige Leute, daß ihm viele Mißstände dieser Welt zuzuschreiben sind. In einem Leitartikel von William Shannon in der Seattle Post-Intelligencer hieß es: „Wenn unser Volk nicht mehr so glücklich, so zuversichtlich und intelligent ist wie vor dreißig Jahren, dann trägt zum großen Teil eine Generation von Fernsehzuschauern die Verantwortung dafür.“
In dem Buch The Plug-in Drug behauptet die Autorin Marie Winn, daß das Fernsehen größtenteils verantwortlich ist für den bedenklichen Rückgang der Lese- und Schreibgewandtheit, für die Familienzerrüttung, die Zunahme der Drogenabhängigkeit, das Entstehen eines neuen Schlages von gemeinen jugendlichen Kriminellen, für eine Generation von Kindern, die immerhin unter einem gestörten geistigen Gleichgewicht zu leiden haben.
Ein Familienvater in den Vereinigten Staaten sagte: „Ich bin alt genug, um mich an die Zeit erinnern zu können, als Familien oder Kinder noch kein Fernsehen hatten. Ich glaube, das Fernsehen übt auf die heutige Familie einen der schädlichsten Einflüsse aus. Das Ausmaß des Schadens wird jetzt immer offenkundiger.“
In Japan sagte Herr Kimiko Takisawa, ein Leiter der Society for Responsible Television, daß das Fernsehen „unsere kulturelle Zerstörung mit sich gebracht hat“. In der in Melbourne (Australien) erscheinenden Zeitschrift Sun konnte man lesen: „Das Fernsehen kann die gleiche Wirkung haben wie eine schwere Schädigung des Gehirns.“
Wieviel Wahrheitsgehalt haben diese Äußerungen? Ist das Fernsehen für so viele gegenwärtige Mißstände der Menschheit verantwortlich? Kann es, wenn es den richtigen Platz einnimmt, zum Nutzen der Menschheit eingesetzt werden?
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Kann uns das Fernsehen von Nutzen sein?Erwachet! 1978 | 22. Juli
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Kann uns das Fernsehen von Nutzen sein?
ZWEIFELLOS ist das Fernsehen eine der erstaunlichsten Erfindungen des Menschen. Es ist heute das Nonplusultra der Einwegkommunikation über große Entfernungen. Und wenn man es richtig einsetzt, kann es in mancher Beziehung von Nutzen sein.
Zum einen vermittelt es Informationen über aktuelle Ereignisse schneller als Zeitschriften oder Zeitungen. Zum anderen überträgt es sie in einer Form, die für das Auge sehr ansprechend ist: der Film. Man hat den Eindruck, man sei persönlich anwesend und sei Zeuge von Ereignissen, die sich in einer Entfernung von mehreren tausend Kilometern abspielen.
Hast du beispielsweise an jenem denkwürdigen Tag im Juli 1969 ferngesehen? Hunderte von Millionen Menschen auf der ganzen Erde taten das. Einige sagen, daß 500 Millionen Menschen dieselbe Sendung verfolgten, nämlich, als die ersten Astronauten auf dem Mond landeten. Das war ein hochinteressanter und geschichtlich bedeutsamer Triumph der Nachrichtentechnik.
Dank der Nachrichtensatelliten, die die Erde umkreisen, kann man heute nahezu routinemäßig Ereignisse, die sich in einem Teil der Welt abspielen, in einem anderen Teil der Welt augenblicklich verfolgen. Das war noch nie zuvor möglich. Die Leute sind also heutzutage besser über Weltereignisse informiert als irgendeine andere Generation der Menschheitsgeschichte. Natürlich können Fernsehnachrichten und -informationen durch selbstsüchtige Interessen, wie zum Beispiel nationalistische Propaganda, verzerrt werden. Das gleiche trifft aber auch auf Radio, Zeitschriften, Zeitungen und Bücher zu.
Das Fernsehen hat sich als nützlich erwiesen, weil es über eine Vielfalt von Wissensgebieten Informationen liefert. Der Durchschnittsbürger hätte im Laufe seines Lebens nur zu einem geringen Teil dieser Informationen Zugang. In vielen wertvollen Sendungen werden geschichtliche Ereignisse, wissenschaftliche Studien sowie soziale, wirtschaftliche, religiöse und andere Probleme diskutiert. Solche Programme können unsere Allgemeinbildung erweitern und uns einen besseren Einblick in die Geschehnisse unserer Umwelt vermitteln.
Das Fernsehen ist für viele arme Leute nützlich, die sich keine andere Möglichkeit der Information und Unterhaltung leisten könnten. Alleinstehende ältere Personen, kranke und körperlich Behinderte haben ebenfalls das Fernsehen als nützlich empfunden, da es ihnen hilft, die Einsamkeit zu überwinden.
Ein Lehrmittel
Das Fernsehen ist auch lehrreich. Kinder (und Erwachsene) können durch gute Fernsehfilme bestimmt so manches lernen.
In den Vereinigten Staaten lernte ungefähr jeder dritte Schüler der Grund- und Aufbauschule zusätzlich etwas durch regelmäßige Fernsehsendungen während der Unterrichtsstunden. Beteiligt waren daran rund 15 000 000 Schüler und 727 000 Lehrer. Die Lehrer hatten den Eindruck, daß der Einsatz eines auf den Unterricht abgestimmten Fernsehprogramms positive Ergebnisse brachte. Die meisten sagten tatsächlich, man hätte von diesem Lehrmittel mehr Gebrauch machen sollen.
Man hat das Fernsehen auch schon für Experimente verwendet, um anderen zu helfen, bestimmte Ängste zu überwinden. In einem Fall zeigte man Kindern, die eine krankhafte Angst vor Hunden hatten, Fernsehfilme, in denen Kinder vergnügt mit Hunden spielten. Danach war eine größere Anzahl der Kinder bereit, das gleiche zu tun, bei entsprechender Anleitung natürlich.
Ebenso zeigte man Kindern, die sich sehr vor dem Zahnarzt fürchteten, einen Fernsehfilm, in dem ein Junge furchtlos auf den Stuhl kletterte, sich die Zähne untersuchen und reinigen ließ. In dem Film konnte man auch beobachten, wie seine Schwester besorgt zuschaute, sich aber dann ebenfalls auf den Stuhl setzte, da ihre Furcht abflaute. Der Fernsehfilm trug viel dazu bei, daß die Kinder, die ihn sahen, die Angst vor dem Zahnarzt abbauten. Bei richtiger Verwendung kann das Fernsehen auch zum Lesen anregen. Es kann Ideen vermitteln, die in den kleinen Zuschauern den Wunsch nach mehr Information wecken; anschließend gibt man ihnen Lesestoff, der ihr Wissen über das betreffende Gebiet erweitert. Vor allem Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder dazu zu ermuntern.
Der häufigste Verwendungszweck
Gegenwärtig wird das Fernsehen in allen Ländern hauptsächlich für Unterhaltungszwecke verwendet. In der Sowjetunion beispielsweise werden gemäß Angaben nur 8 Prozent der Sendezeit für soziale und politische Informationen, ungefähr 17 Prozent für Nachrichten und die verbleibenden 75 Prozent für Unterhaltung und Sportsendungen verwendet.
Einige haben vielleicht etwas dagegen, sich vom Fernsehen unterhalten zu lassen. Wenn man aber mit gesundem Menschenverstand davon Gebrauch macht, unterscheidet es sich nicht wesentlich vom zwei- oder dreistündigen Besuch einer Theatervorstellung, eines Konzerts oder eines Fußballspiels. Manch einer bevorzugt es, gemütlich in der Wohnung zu sitzen und die gleiche Art der Unterhaltung im Fernsehen zu verfolgen. Außerdem kann er, wenn ihm die Sendung nicht gefällt, auf ein anderes Programm umschalten. Es ist eine Tatsache, daß das Fernsehen für die meisten Leute, die ein Gerät besitzen, zur wichtigsten Unterhaltungsquelle geworden ist.
Wieso wird dann das Fernsehen so stark kritisiert? Die Probleme haben mit dem Programminhalt zu tun und auch mit den Fernsehgewohnheiten der Leute, vor allem der Kinder.
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
Das Fernsehen hat sich in vieler Hinsicht als nützlich erwiesen, zum Beispiel zur Ergänzung des Schulunterrichts und zur Verdrängung der Einsamkeit älterer Leute.
[Bild auf Seite 5]
Das Fernsehen kann Informationen schneller als die Zeitung und in einer interessanteren Form vermitteln. Dank der Nachrichtensatelliten, die die Erde umkreisen, kann man Ereignisse, die sich irgendwo in der Welt abspielen, augenblicklich verfolgen.
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Wann das Fernsehen schaden kannErwachet! 1978 | 22. Juli
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Wann das Fernsehen schaden kann
EINIGE Forscher dachten einmal, Fernsehfilme hätten keinen bleibenden negativen Einfluß. Manche behaupteten sogar, daß Filme, die Gewalttaten beinhalten, von Nutzen sind, weil sie als „Sicherheitsventile“ dienen und dazu beitragen, im Menschen solche Neigungen zu zügeln.
Allerdings wurde dieser Standpunkt zu einer Zeit vertreten, als es noch zu früh war, um die Langzeitwirkungen des Fernsehens untersuchen zu können. Jetzt ist aber durch ausgedehnte Studien fast einstimmig erwiesen, daß das Fernsehen bei falschem Gebrauch schaden, und zwar erheblich schaden kann.
Es hat einen Einfluß
Die Behauptung, daß man kaum oder gar nicht beeinflußt wird, wenn man sich ständig Fernsehfilme ansieht, die Gewalttätigkeit, Entartung und Unmoral darstellen, hält einer genauen Untersuchung nicht stand. Wenn dem nämlich so wäre, warum geben dann Firmen Millionenbeträge dafür aus, um im Fernsehen für ihre Produkte und Dienstleistungen zu werben?
Die Werbefachleute wissen, daß das Fernsehen als Kommunikationsmittel eine tiefgreifende Wirkung hat. Ihre Werbung übt auf die Zuschauer einen derartigen Einfluß aus, daß sie ihre Produkte kaufen werden. Die führenden Geschäftsleute der Welt sind sicher nicht so einfältig, daß sie all das Geld ausgeben würden, wenn die Fernsehwerbung eine geringe oder keine Wirkung hätte.
Das gleiche trifft auf den Inhalt der Fernsehprogramme zu. Die Leute, die viel Zeit mit dem Zuschauen verbringen, werden unweigerlich in der einen oder anderen Weise beeinflußt.
Die Behauptung, man könne sich ständig schlechte Fernsehprogramme ansehen, ohne daß der Geist nennenswerten Schaden nehme, ist gleichbedeutend mit der Behauptung, daß das ständige Einnehmen schlechter Nahrung eine geringe Wirkung auf die Gesundheit hat. Deine Gesundheit hängt in großem Maße von guter Nahrung ab. Nimm genügend lange schlechte Nahrung zu dir, und deine Gesundheit wird Schaden erleiden. Ebenso hängt deine geistige Gesundheit zum großen Teil von der Nahrung ab, die du deinem Geist zuführst. Zuviel schlechte geistige Nahrung kann sich über lange Zeit hinweg auf deinen Geist nachteilig auswirken.
Die Tatsachen zeigen, daß man durch das, was man im Fernsehen sieht, beeinflußt wird. Die amerikanische Fernsehzeitschrift TV Guide gab zu: „Obwohl einige der ersten wissenschaftlichen Studien verlauten ließen, daß Gewalttaten im Fernsehen in Wirklichkeit die Aggressivität der Zuschauer abbauen können, weil sie die Möglichkeit haben, ihre angestaute Feindseligkeit loszuwerden oder abzureagieren, stehen spätere Forschungsergebnisse im Widerspruch zu dieser Theorie.“
Folglich gibt es gute Gründe, warum am Fernsehen viel Kritik geübt wird. Man macht sich ernstlich Sorgen über die Verschmutzung des Geistes, ebenso wie man sich echte Sorgen macht über die buchstäbliche Verschmutzung der Luft, des Wassers und der Nahrung.
Doch trotz dieser Besorgnis sehen sich die Leute weiterhin schlechte Fernsehfilme an. Jüngere Zuschauer sind vielleicht nicht in der Lage, die Verschlechterung zu verfolgen, die die Programmgestaltung erfahren hat, doch ältere Zuschauer können einen Vergleich ziehen. Ein Beispiel dafür ist der Schriftsteller Michael Dean, der nach langer Abwesenheit nach Australien zurückkehrte. Er schrieb in der in Sydney erscheinenden Wochenzeitschrift The Australian: „Nach dreizehn Jahren wieder einmal australische Fernsehsendungen zu sehen ist ein harter Schlag gegen den angeborenen Optimismus. Es ist so, als ob Hans Andersen zum Teich seiner Kindheit zurückgekehrt sei und festgestellt habe, daß aus dem häßlichen Entchen ein noch häßlicherer Schwan geworden ist.“
Sicher, Gewalttätigkeit, Kriminalität, Unmoral und Entartung hat nicht das Fernsehen erfunden. Aber die Beweise zeigen, daß all das durch das Fernsehen verschlimmert wurde. Das trifft besonders auf Länder zu, in denen gewerbliche Fernsehanstalten praktisch freie Hand haben oder die Zensuren sehr liberal sind und Sendungen genehmigen, die man vor Jahrzehnten nicht zu sehen bekommen hätte.
Eine Art der Schädigung
Schlechte Fernsehprogramme können auf vielen Gebieten Schaden anrichten. Dazu gehört die buchstäbliche Gesundheit der Bevölkerung.
Die American Medical Association erklärt, daß die im Fernsehen gezeigte Entartung und Gewalttätigkeit die Leute körperlich krank machen kann. Viele der befragten Ärzte sagten, daß sich die Auswirkungen solcher Fernsehfilme in ihrer Praxis und in den Krankenhäusern zeigen. Ebenso haben mehr als 22 000 Ärzte Kaliforniens — die überwiegende Mehrheit in diesem Bundesstaat — einstimmig vor Gericht ausgesagt und die Diagnose unterstützt, daß die Gewalttätigkeit und Entartung im Fernsehen „gesundheitsschädlich“ ist. Beides kann die Gefühle nachteilig beeinflussen und zu buchstäblichen körperlichen Problemen führen.
Ein anderer Schaden, der sich auf die Gesundheit auswirkt, besteht darin, daß das Fernsehen keine körperliche Bewegung erfordert. Längere Zeitperioden der Untätigkeit sind der körperlichen Gesundheit abträglich. Bewegungsmangel ist ein Feind des Menschen. Zudem essen viele Leute noch außerhalb der regulären Mahlzeiten während der Fernsehsendungen und fördern so ihr Übergewicht.
Ärzte haben festgestellt, daß eine große Zahl von Patienten, die Blutgerinnsel haben, jahrelang zuviel ferngesehen haben. Wegen dieses anhaltenden Bewegungsmangels ziehen sich die Muskeln der unteren Gliedmaßen nicht oft genug zusammen. Wenn die tief in den Beinen und Füßen liegenden Venen nicht durch Muskelkontraktionen, wie zum Beispiel beim Laufen und bei körperlicher Bewegung, aktiviert werden, können sich Blutgerinnsel bilden, die zum Tode führen können.
Schlafmangel ist eine andere schädliche Auswirkung unmäßiger Fernsehgewohnheiten. Das Fernsehen übt eine Art Hypnose aus, denn ein Film folgt auf den anderen. Folglich bleiben viele Leute bis spät in die Nacht, wenn sie schlafen sollten, vor dem Fernsehgerät sitzen. Da sie am nächsten Morgen trotzdem zur üblichen Zeit aufstehen müssen, bedeutet das Schlafmangel. Ungenügender Schlaf ist eine ernste Bedrohung der Gesundheit.
Außerdem regen einige Filme das Gehirn so stark an, daß man hinterher im Bett liegt und längere Zeit nicht einschlafen kann. Eine Gruppe von Arbeitern aus der Sowjetunion, wo das Fernsehen vom Staat überwacht wird, sagte, als sie zu einer Reise in die Vereinigten Staaten eingeladen war: „Eine weitere Enttäuschung war das Fernsehen. Am Abend unserer Ankunft sahen wir fern und konnten danach kaum einschlafen — so viele Tote hatten wir gesehen.“
Ermuntert das Fernsehen zur Gewalttätigkeit?
Eine ernst zu nehmende Auswirkung schlechter Fernsehfilme hat mit der Gewalttätigkeit zu tun. In der Zeitschrift TV Guide wird gesagt: „Ein Psychologieprofessor faßte vor kurzem die Beweise zusammen, indem er sagte: ,Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Medien durch die verschiedenen Formen der Aggression, des kriminellen und gewalttätigen Verhaltens zum „Lehrer“ und die Leute zu „Lernenden“ werden.‘“
Bei einem typischen Experiment mit einer Gruppe von Erwachsenen wurden Fernsehfilme gezeigt, die darauf abzielten, gute zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern. Einer anderen Gruppe zeigte man Filme mit den üblichen Gewalttaten und der üblichen Entartung. Am Ende der Testzeit bezeichneten die Forscher die Ergebnisse als „verblüffend“. Die Testpersonen, die sich ständig die schlechten Sendungen angesehen hatten, wurden zunehmend feindseliger und aggressiver. Sie waren ihren Familienangehörigen gegenüber schlechter gelaunt, weniger geduldig mit ihren Kindern und hatten im allgemeinen ein verletzenderes Benehmen.
Eine Regierungsstudie in Kanada erklärte, daß mindestens 20 Prozent der Aggression und Gewalttätigkeit in der kanadischen Gesellschaft der unmittelbaren Wirkung solcher Fernsehsendungen zuzuschreiben sind. Weitere 10 Prozent schrieb man der Langzeitwirkung zu. In dem Bericht hieß es: „Das Beobachten von Gewalttaten steigert die Aggression und kann gewalttätige Angriffe auslösen.“ Man ließ die Warnung verlauten: „Auch wenn die aggressiven Angriffe nur bei einem geringen Teil der Zuschauer ausgelöst werden, bedeutet das, daß eine brutale Filmszene, die von 40 Millionen Leuten gesehen wird, Körperverletzungen zur Folge hat.“
Diese Studie wies auch die Vorstellung zurück, daß jemand „Dampf ablassen“ kann, wenn er sich solche Filme mit Gewalttaten ansieht. Statt dessen hieß es darin, daß das „Beobachten von Gewalttaten zur Förderung nachfolgender Aggressivität führt“.
Zusätzlich wird bei manchen Personen ein geistiger Zustand hervorgerufen, der es ihnen erschwert, die Phantasie von der Wirklichkeit zu trennen. Als beispielsweise ein Patient in einer psychiatrischen Klinik einem Angestellten mit einem Stock auf den Kopf schlug, war er verblüfft, weil der Angestellte nicht fähig war aufzustehen. Der Patient konnte nicht verstehen, wieso der Angestellte bewußtlos wurde, weil in Fernsehfilmen die Leute oft gleich wieder aufstehen, nachdem sie auf den Kopf geschlagen worden sind.
Verbrecher haben zugegeben, daß sie im Gefängnis durch das Fernsehen Anregungen für Verbrechen bekommen haben. Überraschenderweise sagten bei einer Umfrage 90 Prozent, sie hätten in Wirklichkeit Methoden gelernt, durch die sie ihre kriminelle Technik verbessern konnten. Von zehn Befragten sagten vier, daß sie bereits versucht hätten, bestimmte Verbrechen zu begehen, die sie zuerst im Fernsehen gesehen hatten. Einer erklärte: „Durch das Fernsehen lernte ich, wie man Autos stiehlt, wie man in Wohnungen einbricht, wie man Personen beraubt und auch wie man einen Betrunkenen ausnimmt. ... Jeder schnappt etwas auf, wenn er fernsieht.“
Duldung von Gewalttätigkeit
Verhaltensforscher entdeckten noch einen anderen bedenklichen Gesichtspunkt der Gewalttaten im Fernsehen. Sie glauben jetzt, daß die Leute nicht nur aggressiver werden, wenn sie ständig im Fernsehen Gewalttaten verfolgen, sondern daß sie auch empfindungsloser gegenüber Gewaltakten werden, denen andere zum Opfer fallen.
Die Journalistin Harriet Van Horne schrieb in der New York Post: „Etwas Schreckliches ist mit den anständigen, gewöhnlichen Bürgern geschehen. Etwas Beschämendes, Alarmierendes.“ Sie wies darauf hin, daß viele Leute — wenn sie sehen, wie jemand Gewalt angetan wird — „einfach zuschauen und absolut gar nichts unternehmen“, so als sähen sie einen Fernsehfilm. Sie rühren keinen Finger und rufen nicht einmal die Polizei an.
Sicher, es hat schon immer Personen gegeben, die sich nicht in eine solche Sache hineinziehen lassen wollten. Ist dieses Problem aber durch das Fernsehen verschlimmert worden? Die Journalistin Van Horne schlußfolgert: „Gewalttaten, Schmerz und Tod schockieren uns nicht mehr so wie früher. ... Haben 20 Jahre ,Fernsehgemetzel‘ den guten Samariter in uns verkümmern lassen? Widerstrebend müssen wir ja sagen.“
Schädigung der familiären Bindungen
Sieht man sich zu oft schlechte Fernsehfilme an, können auch die Familienbande Schaden nehmen. Die Familie kann gemeinsam fernsehen, doch wird sie dadurch seelisch und geistig nicht fester gefügt. Viele Familienangehörige geben zu, daß sie das Gefühl haben, einander nicht mehr so nahezustehen, wenn sie zuviel Zeit vor dem Fernsehgerät verbringen. In vielen Familien besteht bereits eine Kommunikationskluft, und das Fernsehen kann sie noch vertiefen.
Das Fernsehen raubt nicht nur die Zeit, in der die Familie den normalen Gedankenaustausch pflegen könnte, sondern es erschwert manchen Leuten auch den Umgang mit anderen. In dem Buch The Plug-in Drug wird eine Frau erwähnt, die sagte: „Wenn ich einige Stunden ferngesehen habe, fällt es mir schwer, mich selbst in Bewegung zu setzen und mit wirklichen Leuten umzugehen. Es ist einfach schwierig, diesen Übergang vom Fernsehen zu einer wirklichen Beziehung zu schaffen. Ich nehme an, daß dem so ist, weil ich beim Fernsehen keine Anstrengungen unternehmen muß, während der Umgang mit wirklichen Personen immer etwas Mühe kostet. Man kann sich dann ausmalen, wieviel schwieriger das für kleine Kinder ist, vor allem wenn sie jeden Tag viel fernsehen.“
Sehr viele Fernsehfilme sind dem Familienleben abträglich. In der Tageszeitung El Nacional von Caracas (Venezuela) berichtet José Ricardo Eliashev von zwei privaten Fernsehanstalten, in deren Programmen es von „[unehelichen] Kindern, unbekannten Vätern und Brüdern“ wimmelt. Er macht die Beobachtung, daß in diesen Programmen „Kinder nicht als Geschöpfe dargestellt werden, die Liebe und uneingeschränkte Zärtlichkeit brauchen. Statt dessen machen Erwachsene von ihnen Gebrauch und manipulieren sie — kidnappen sie, verstoßen sie oder prellen sie auf andere Weise.“ Er schlußfolgert: „Die Familienstruktur — zumindest nach christlichen Begriffen — ist zerstört.“
Und das ist eine Gefahr, die vor allem gottesfürchtige Personen beunruhigt. Sie sind auch deshalb beunruhigt, weil viele Fernsehsendungen hohe moralische Maßstäbe untergraben. In diesen Filmen werden Unzucht, Ehebruch und Homosexualität gutgeheißen. Und häufig werden auch atheistische Auffassungen unterstützt.
Im Leitartikel einer vor kurzem erschienenen Ausgabe der Zeitschrift U.S. News & World Report hieß es in einem Kommentar darüber:
„Die Verantwortlichen des Fernsehens können sogar ihre banalsten Programme entschuldigen, indem sie sagen, daß sie sich aufhängen ließen, wenn das, was sie dem Publikum geben, nicht das ist, was das Publikum anscheinend haben möchte. Doch sie verdienen eine Rüge. Wenn sie erwägen, was dem Publikum gezeigt werden sollte, könnten sie zumindest Mut und Einfühlungsvermögen zeigen, statt zu versuchen, sich in Unsinn und schlechtem Geschmack gegenseitig zu übertreffen. ...
Der Kongreß würde nicht eine Minute lang stillstehen, wenn eine führende Industrie steuerfreie Gewinne von einer Milliarde Dollar einstecken — wie die Fernsehwerbung im letzten Jahr — und gleichzeitig in unsere Flüsse und Seen Abwässer leiten würde. Doch weder der Kongreß noch die Federal Communications Commission zuckt mit der Wimper, wenn gewerbliche Fernsehanstalten ihren primitiven ,Unterhaltungsmüll‘ in die amerikanischen Haushalte leiten und unseren Geist verschmutzen.“
Doch die geistige Verschmutzung hält an. Und nirgendwo sind die Ergebnisse so verhängnisvoll, ja vernichtend, wie bei denen, die am wenigsten damit fertig werden können, nämlich bei unseren Kindern.
[Herausgestellter Text auf Seite 10]
In vielen Familien besteht bereits eine Kommunikationskluft, und das Fernsehen kann sie noch vertiefen.
[Herausgestellter Text auf Seite 11]
In vielen Fernsehsendungen werden Unzucht, Ehebruch und Homosexualität gutgeheißen.
[Bild auf Seite 9]
Durch übermäßiges Fernsehen wird man der Bewegung beraubt, die zur Gesunderhaltung erforderlich ist — das schadet in geistiger und körperlicher Hinsicht.
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Wie wirkt sich das Fernsehen auf Kinder aus?Erwachet! 1978 | 22. Juli
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Wie wirkt sich das Fernsehen auf Kinder aus?
DIE Wirkung des Fernsehens auf Erwachsene kann erheblich sein. Doch bei Kindern geht sie wesentlich tiefer.
Keine andere technische Entwicklung in der Geschichte hat diesen verwundbarsten Teil der Bevölkerung so direkt getroffen wie das Fernsehen. Bei einer Umfrage unter Schulkindern in Sydney (Australien) kam tatsächlich zutage, daß das Fernsehen anscheinend schon die Schule, die Religion und die Familie als Haupteinfluß auf die Wertvorstellungen vieler Kinder verdrängt hat.
Bei weitem zuviel
In Ländern, wo das Fernsehen weit verbreitet ist, nimmt es mehr Tagesstunden des Kindes in Anspruch als irgendein anderer Zeitvertreib.
Ein sechzehnjähriger amerikanischer Jugendlicher beispielsweise hat im Durchschnitt bereits 15 000 bis 20 000 Stunden vor dem Fernsehgerät verbracht. Das übertrifft die Summe von 11 000 Stunden Schulunterricht. Viele Kinder sehen jetzt schon fünf, sechs, sieben oder mehr Stunden pro Tag fern, vor allem an schulfreien Tagen.
Würden Eltern ihren Kindern normalerweise erlauben, jeden Tag zwei- oder dreimal ins Kino zu gehen, um sich Filme anzusehen? Darüber besteht wahrscheinlich keine Diskussion, abgesehen von der Kostenfrage. Doch das unkontrollierte Fernsehen in der Wohnung erreicht praktisch das gleiche Ausmaß.
Es besteht kein Zweifel darüber, daß viele Kinder bei weitem zuviel fernsehen. Warum lassen aber die Eltern das zu? Für viele ist das Fernsehgerät ein Babysitter. Es ist so, als ob sie zu ihrem Kind sagten: „Hier, setz dich vor den Fernseher, und laß mich in Ruhe!“ Eine Mutter von drei Kindern gab zu: „Es wäre mir peinlich, wenn ich einmal keinen Fernsehapparat mehr hätte, obwohl ich weiß, daß es den Kindern dann wahrscheinlich wesentlich bessergehen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, es ohne ihn zu schaffen. Ich bin davon abhängig.“ Allerdings haben es Eltern jahrtausendelang ohne Fernseher geschafft.
„Fast hypnotisiert“
Viele Eltern sagen, daß ihre Kinder durch das Fernsehen „fast hypnotisiert“ sind. Eine Mutter sagte über ihren jungen Sohn: „Wenn er fernsieht, lebt er wirklich in einem Trancezustand. Es ist fast unmöglich, seine Aufmerksamkeit zu erregen. In diesem Zustand verharrt er stundenlang, wenn ich nichts dagegen unternehme. Es scheint auf ihn geradezu eine magnetische Anziehungskraft auszuüben.“
Das Buch The Plug-in Drug sagt: „Immer wieder beschreiben Eltern, oft mit beträchtlicher Besorgnis, die tranceähnlichen Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder. Der Gesichtsausdruck des Kindes ist verändert. Die Kinnbacken sind entspannt und hängen leicht herab ... Die Augen haben einen glasigen, leeren Ausdruck. ... Bestimmt ist es kaum anzunehmen, daß das Kind geistig aktiv und wach ist.“ Deshalb brachte die in Toronto erscheinende Zeitschrift Star mit gutem Grund die Schlagzeile: „KINDER ALS SKLAVEN DES FERNSEHENS“.
Der gesunde Menschenverstand sagt uns, daß ein Kind, das Tag für Tag stundenlang in einer solch geistigen Verfassung ohne Kontakt mit anderen Menschen vor dem Fernsehgerät sitzt, sich damit nichts Gutes tut. Der junge Geist kann nicht stundenlang Fernsehfilme in sich aufnehmen, die häufig Gewalttätigkeit, Entartung und Unmoral beinhalten, und gleichzeitig vor Schaden sicher sein.
Gesundheitsprobleme
Eine Auswirkung des übermäßigen, vor allem nächtlichen Fernsehens beobachtet man im Schulunterricht. Universitätsprofessor Heinz-Rolf Leuckert (München) sagte: „Erschöpfte Gesichter, Augenringe und lustloser Gesichtsausdruck sind zu Beginn des Unterrichts an der Tagesordnung. Nicht nur, daß die körperliche Gesundheit beeinträchtigt wird, sondern der Schlafmangel ist auch daran schuld, daß sie im Unterricht nicht besonders glänzen — und sie nehmen nicht so leicht auf wie ihre Klassenkameraden, die eine gute Nachtruhe hatten.“
In den meisten Fällen, wo man das Fernsehen drastisch eingeschränkt oder überhaupt abgeschafft hat, verschwand nach einigen Wochen die chronische Müdigkeit. Natürlich ist übermäßiges Fernsehen nicht der einzige Grund für Müdigkeit, doch hat es sicher das Problem verschlimmert. Übrigens, die Kinder, die wieder dazu übergingen, zuviel fernzusehen, stellten fest, daß ihre Müdigkeitserscheinungen wiederkehrten.
Andere Symptome unkontrollierten Fernsehens, die sich bei einigen Kindern mehrten, waren Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Brechreiz und Reizbarkeit. Ebenfalls daran beteiligt war der Bewegungsmangel, der zur Degenerierung der normalen Körperfunktionen führen kann.
Die Fernsehwerbung kann auf andere Weise zur schlechten Gesundheit der Kinder beitragen. Sie werden ständig mit Werbesendungen bombardiert, die nutzlose Nahrungsmittel mit geringem Nährwert anpreisen. Viele stark gesüßte Nahrungsmittel sehen attraktiv aus, sind jedoch der Gesundheit abträglich. Ein Beobachter sagte, daß das Kind „zu dem Glauben verleitet wird, es müsse die Nahrungsmittel haben, die ihm am meisten schaden würden“.
Augenspezialisten sagen, daß zuviel Fernsehen den Augen schaden kann, da sie nicht die richtigen Bewegungen machen, die sie brauchen. Statt daß die Augen gut koordinieren, indem sie ein dreidimensionales Bild aufnehmen, sehen die Kinder zu lange das zweidimensionale Fernsehbild. Man schätzt, daß in den Vereinigten Staaten bis zu 30 Prozent der Kinder, die fernsehen, irgendeinen Augenfehler haben. Manche Ärzte sprechen von „schwerfälligen Augen“, die einer gedruckten Zeile nicht richtig folgen können, sondern stolpern, Wörter und Wendungen auslassen.
Seelische Probleme
Zuviel Fernsehen raubt Zeit, die die Kinder besser verbringen könnten, wenn sie lesen, basteln, sich mit anderen unterhalten oder spielen würden. Ein Schulbibliothekar sagte über fernsehsüchtige Kinder: „Sie ergreifen nicht die Initiative, ganz gleich, ob es um Ideen oder Unternehmungen geht. Sie können nichts vollständig durchdenken. Sie möchten, daß man ihnen alles ausführlich vor Augen führt, damit sie nur zusehen oder das tun müssen, was man ihnen sagt.“
Ein Lehrer in einer New Yorker Grundschule machte die Beobachtung: „Die Kinder spielen nicht so wie früher. ... Sie scheinen nicht mehr diesen Phantasiereichtum zu haben, weder in ihrer Ausdrucksweise noch in ihrer Spielweise und auch dann nicht, wenn sie irgend etwas unternehmen.“ Ein anderer Lehrer (35 Jahre Berufserfahrung) fügte hinzu: „Sie sind beim Spielen passiver. Sie interessieren sich für etwas, doch wenn die Sache es erfordert, daß sie selbst etwas tun, verlieren sie das Interesse.“ Diese Lehrer sagen, daß größtenteils das übermäßige Fernsehen daran schuld ist.
Erzieher stellen fest, daß sich die Lesefähigkeit im Laufe der letzten Jahre verschlechtert hat. Aber es kann kaum anders sein, da den Kindern gestattet wird, das Lesen durch so viele Fernsehprogramme zu ersetzen, die nicht zur Bildung beitragen. Und da das Lesen Mühe erfordert und das Fernsehen nicht, ist es offensichtlich, wofür sich das Kind entscheiden wird, wenn man ihm die Wahl überläßt.
Nicht nur die Lesefähigkeit wird beeinträchtigt, sondern fernsehsüchtige Kinder haben oft mehr Schwierigkeiten, auf wirkliche Personen einzugehen. Wieso? Weil wirkliche Personen nicht das gleiche Interesse erwecken wie ein Filmschauspieler. Und häufig hat das, was ein Kind durch das Fernsehen über zwischenmenschliche Beziehungen gelernt hat, wenig Einfluß auf das wirkliche Leben.
Das ist auch im Familienkreis der Fall. Mit anderen Familienangehörigen auszukommen muß erlernt werden, muß erfahren werden, indem man wirklich etwas tut, sich unterhält und miteinander beschäftigt. Das Kind hat ein großes Bedürfnis, solche Fähigkeiten zu entwickeln, damit es selbst einmal ein guter Vater oder eine gute Mutter werden kann. Nichts kann das Einfühlungsvermögen einer Mutter, eines Vaters oder der Geschwister ersetzen.
Das Kind hat das Bedürfnis, sich ständig innerhalb der Familie zu verständigen, so daß seine Fragen beantwortet, seine falschen Ansichten korrigiert und richtige Ansichten gefördert werden. Doch all das deutet darauf hin, daß sich übermäßiges Fernsehen auf die Lebensanschauung zerstörerisch auswirkt. Später, wenn die heutigen Fernsehkinder selbst Kinder haben werden, wird ein noch größerer Tribut gezahlt werden müssen.
Was die Gewalttätigkeit anrichten kann
Eine der erschreckendsten Auswirkungen, die das Fernsehen auf Kinder haben kann, hat mit Gewalttätigkeit zu tun. In einem Land nach dem anderen häufen sich die Beweise, daß viele Kinder, die zu viele Gewalttaten im Fernsehen verfolgen, im Alltag eher zu einem gewalttätigen Verhalten neigen. Sie sind auch unempfindlicher, wenn anderen Gewalt angetan wird.
In einem Artikel in der Zeitschrift The Journal of the American Medical Association wird gezeigt, daß der amerikanische Schüler bis zu seinem High-School-Abschluß durchschnittlich „rund 18 000 Morde gesehen hat und zahllose stark detaillierte Raubüberfälle, Brandstiftungen, Bombenlegungen, Fälschungen, Schmuggelaktionen, Schlägereien und Folterungen“. Es wurde die Feststellung gemacht, daß in den täglichen Zeichentrick-Fernsehfilmen für Kinder unter 10 Jahren ungefähr jede Minute ein Gewaltakt verübt wird.
Manche Eltern bemerken eine sofortige Wirkung, wenn ihre Kinder zu viele Gewalttaten im Fernsehen beobachten. Eine Mutter sagte: „Ihre Unfähigkeit, sich zu beherrschen, nimmt rapide zu. Sie quengeln, sie regen sich auf, sie machen auf jeden Fall Rückschritte. ... sie brauchen eine Weile, bis sie wieder normal werden.“
Allerdings können die Auswirkungen weit mehr einschließen als nur eine vorübergehende Reizbarkeit. Man sollte zum Beispiel in Betracht ziehen, daß 146 wissenschaftliche Forschungsdokumente, denen Studien über 10 000 Kinder zugrunde liegen, eine ähnliche Schlußfolgerung enthalten. Sie zeigen, daß Gewalttätigkeit im Fernsehen bei den Kindern eine Zunahme aggressiven Verhaltens hervorrufen kann, das eventuell längere Zeit anhält.
Auch ist es keine rein amerikanische Erscheinung. Eine Überschrift in der South China Morning Post von Hongkong lautete: „EXPERTEN: GEWALTTÄTIGKEIT IM FERNSEHEN SCHADET KINDERN!“ Die Zeitung berichtete: „Kinder in Hongkong stehen in einer besonderen Gefahr, von Fernsehfilmen mit Gewalttaten beeinflußt zu werden, sagten Erzieher, Sozialarbeiter, Psychiater und Psychologen.“ Ein Bericht aus Japan, der in der Zeitschrift Atlas erschien, zeigt, daß Kinder im Fernsehen ein „fast unbegrenztes Angebot an Blutvergießen und Gewalttätigkeit haben“.
Der „Board of Education“ von Hamilton (Ontario, Kanada) reichte einen 91seitigen Bericht bei der „Royal Commission on Media Violence“ ein, in dem es hieß: „Gewalttätigkeit im Fernsehen kann ein antisoziales Verhalten und unrealistische Ängste hervorrufen und kann bewirken, daß Kinder gegenüber den Empfindungen ihrer Umwelt abstumpfen.“
Der Kommission wurde auch berichtet, daß die Auswirkungen der Gewalttätigkeit im Fernsehen auf Kinder mit einer Bombenlegung verglichen werden könnten, die nach 10 oder 20 Jahren eine Explosion zur Folge haben kann. In dem Bericht wurde ausgeführt: „Jeder Mord oder jeder Gewaltakt, den das Kind im Fernsehen verfolgt, ist wie ein kleines, ja winziges Gewicht auf der Waagschale. ... kein Psychologe könnte dafür garantieren, daß die Waage nicht aus dem Gleichgewicht kommt und bei Leuten, die vorher normal erschienen, keine Gewaltakte auslöst.“
In England schloß eine zweijährige Studie mit der Feststellung, daß schlechte Fernsehprogramme bei jungen Menschen tatsächlich eine Zunahme an Kriminalität bewirken. In einer anderen über eine Zeitspanne von 6 Jahren durchgeführten Studie, bei der 1 565 Jungen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren beobachtet wurden, wurde festgestellt, daß die Beteiligten, die oft die Brutalität im Fernsehen verfolgt hatten, mit einer 50 Prozent größeren Wahrscheinlichkeit zu Gewalttaten neigten als die Jungen, die sich nicht regelmäßig solche Filme angesehen hatten.
Nahezu die gleichen Schlußfolgerungen ergaben sich aus Forschungsstudien, die der United States Surgeon General in Auftrag gegeben hatte. Kinder sind durch die Gewalttätigkeit im Fernsehen veranlaßt worden, gewalttätiger zu handeln. Das war nicht von den wirtschaftlichen, familiären oder nachbarlichen Verhältnissen des Kindes abhängig.
Über ein 10jähriges Experiment schrieb die Zeitschrift Science Digest folgendes: „Die Aggressivität eines Jungen im Alter von 19 Jahren stand in einer direkten und merklichen Beziehung zu seinem ,Konsum‘ an Gewalttätigkeit, die er im Alter von 8 Jahren im Fernsehen verfolgt hatte, ungeachtet seines anfänglichen Grades an Aggressivität, seines sozialen Standes, seiner intellektuellen Fähigkeit und des Verhaltens der Eltern.“ In dieser Veröffentlichung verlautete die Warnung: „Wissenschaftler entdecken, daß bestimmte Wirkungen, insbesondere zunehmende Aggression, ein ganzes Leben lang andauern können.“
Viele Eltern haben ähnliche Erfahrungen gemacht wie der Vater, der an die Washington Post schrieb:
„Ich habe die Wirkung des Fernsehens auf mein eigenes Kind beobachtet, und so manches, was ich sehe, mißfällt mir. Sein Wortschatz zum Beispiel ist zunehmend brutaler geworden.
Ständig ,bringt er mich um‘ oder ,bringt sich um‘ oder erschießt etwas oder jemand mit irgendeinem Haushaltsgegenstand, der auch nur annähernd einem Gewehr ähnelt.
Manchmal ist er ein Monster oder ein Pirat oder einfach ein gemeiner Kerl. Er spricht vom Gefängnis, und nachts, wenn das Licht ausgeschaltet ist, kommen fremdartige Wesen zu Besuch.“
Richter sehen jetzt die Spuren der Abgestumpftheit gegenüber der Gewalttätigkeit. Der Richter Patrick Tamillia vom Jugendgericht von Pennsylvanien (USA) sagt, daß junge Straftäter in zunehmendem Maße durch Fernsehkriminalität abstumpfen. Er führt aus: „Die Kinder weinen nicht mehr viel, wenn sie vor Gericht stehen; die Herzenshärte ist nahezu unglaublich. Sie sehen die Gewalttätigkeit im Fernsehen, mit der eigentlich gar keine Gewissensbisse verbunden sind. Wenn sie also jemand verletzen, haben sie nicht das Gefühl, dies einem menschlichen Wesen angetan zu haben.“
Polizeiberichte zeigen, daß junge Leute, die Fernsehverbrechen nachahmen, weit zahlreicher sind, als die meisten Leute annehmen. Zum Beispiel gab ein 17jähriger Junge zu, in geplanter Nachahmung einer Fernsehsendung, die er gesehen hatte, eine junge Frau ermordet zu haben. Ein 7jähriger Junge, den man Glassplitter in das Mittagessen der Familie werfen sah, sagte, er habe diese Idee aus einem Fernsehfilm. Zwei Jungen, die versuchten, durch eine Bombendrohung von einer Firma 500 Dollar zu erpressen, hatten ihren Einfall durchs Fernsehen. Ein 9jähriger Junge, der seinem Lehrer zu Weihnachten eine Schachtel mit vergifteten Süßigkeiten gab, sagte, er habe das in einem Fernsehfilm gesehen, in dem ein Mann seine Frau auf diese Weise getötet habe, ohne daß man ihn erwischt habe. Der 6jährige Sohn eines Polizisten bat seinen Vater um echte Munition, damit er seine kleine Schwester „ganz echt umbringen“ könnte, so wie das seiner Meinung nach die Leute im Fernsehen tun.
Eine Anzahl sexueller Vergehen, die von Teenagern verübt wurden, sind fast identisch mit Verbrechen, die im Fernsehen gezeigt wurden, so daß ein Vater eine Fernsehanstalt verklagte. Und eine Mutter, die zuerst über die Gewalttätigkeit im Fernsehen unbesorgt gewesen war, änderte ihre Meinung, als ihr vierjähriger Sohn versuchte, den Haushund mit einem Kissen zu ersticken, gleich nachdem er im Fernsehen gesehen hatte, wie das ein Mann mit einer anderen Person getan hatte.
Kinder setzen als direkte Folge von Fernsehfilmen ihr eigenes Leben aufs Spiel. In Perth (Australien) versuchte ein vierjähriges Mädchen, sich zu erhängen, um eine Situation in einem Zeichentrickfilm nachzuahmen. Die Kinder brechen sich Knochen oder verletzen sich anderweitig, weil sie von hochgelegenen Stellen herunterspringen, um Fernsehgrößen wie „Superman“ oder „Batman“ nachzuahmen. Jugendliche haben sich beim Fahrradfahren zahllose Verletzungen zugezogen, weil sie es Motorrad-Höllenfahrern gleichmachen wollten, die sie im Fernsehen gesehen hatten.
Daher unterstützen immer mehr Studien über die Kurzzeit- und Langzeitwirkungen die Schlußfolgerung, die man in der Zeitschrift Parade lesen konnte: „Gewalttätigkeit im Fernsehen ... ist für Kinder in dreifacher Hinsicht schädlich: Aggressives Verhalten lernen und behalten sie — viele ahmen es nach; es fällt ihnen leichter, gewalttätig zu sein, und sie haben weniger Bedenken dabei; ihre Aggressivität steigert sich, statt daß sie sie ,abbauen‘.“
Freilich, es stimmt, daß es unter jungen Leuten schon seit Jahrhunderten Aggression und Gewalttätigkeit gibt. Aber es ist eine Tatsache, daß, ganz gleich, wie schlimm die Situation vorher war, das ständige Aufnehmen schlechter Fernsehsendungen die Situation verschlimmert.
Was können die Eltern denn tun, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken? Was sollten Erwachsene für sich selbst tun, um die schlechten Auswirkungen minderwertiger Fernsehfilme zu vermeiden?
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Wieviel Gewalttat hat dein Kind während all der Jahre im Fernsehen gesehen?
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Sei wählerisch!Erwachet! 1978 | 22. Juli
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Sei wählerisch!
WENN man wählerisch ist, ist das Fernsehen gut für Information, Bildung und Unterhaltung. Es kann das Leben bereichern. Ist man nicht wählerisch, kann es zerstörend wirken. Du mußt also lernen, Herr deiner Fernsehgewohnheiten zu werden, bevor das Fernsehen Herr deiner Familie wird.
Dr. Saul Kapel schrieb in der New York Daily News: „Die Zeit, wo man Forschungsergebnisse anzweifelte, ist längst vorbei. Jetzt ist es an der Zeit, daß die Eltern entsprechend handeln ... und mehr darauf achten, wieviel die Kinder fernsehen und welche Sendungen sie sich ansehen.“ Das gleiche kann man über die Fernsehgewohnheiten der Erwachsenen sagen.
Bist du vom Fernsehen abhängig?
Es wäre gut, einmal ehrlich zu überlegen, wieviel Zeit ihr, du und deine Familie, dem Fernsehen widmet. Vielleicht möchtest du sogar neben dein Fernsehgerät ein Blatt Papier und einen Bleistift legen und während einer normalen Woche jeden Tag notieren, wie viele Stunden jeder fernsieht. Errechne dann die Summe. Das Ergebnis schockiert dich vielleicht.
Um leichter feststellen zu können, ob du fernsehabhängig wirst, kannst du dir auch folgende Fragen stellen:
1. Sehne ich mich schon nach dem Abend, damit ich meine Lieblingsfernsehfilme sehen kann?
2. Lasse ich das Fernsehen eingeschaltet, wenn meine Lieblingssendungen vorbei sind, und sehe ich mir noch andere Filme an?
3. Ist das unter 1. und 2. Erwähnte meine tägliche Gewohnheit?
4. Möchte ich lieber fernsehen, als mit Freunden zusammen zu sein oder mit der Familie gemeinsam etwas zu unternehmen?
5. Schalte ich das Fernsehgerät, wenn ich Gelegenheit dazu habe, auch morgens ein?
6. Lasse ich das Gerät selbst dann eingeschaltet, wenn ich gar nicht zur Mattscheibe schaue?
7. Bin ich abends gereizt, wenn ich nicht fernsehen kann?
8. Rechtfertige ich mich, wenn der Vorwurf gemacht wird, ich würde zuviel fernsehen?
9. Habe ich Ausreden dafür, warum ich soviel fernsehe?
10. Verbringe ich vor dem Fernsehgerät mehr Zeit als bei allen anderen Freizeitbetätigungen zusammengenommen?
Wenn du eine Reihe dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, dann ist das ein Zeichen dafür, daß sich bei dir bereits eine gewisse Fernsehabhängigkeit eingestellt hat.
Unter Kontrolle bringen
Wie kann man übermäßiges Fernsehen unter Kontrolle bringen? Erstens ist es notwendig zu erkennen, daß fast alles, was im Übermaß betrieben wird, dem Menschen schaden kann.
Gute Nahrung zu sich zu nehmen ist von Nutzen, aber doch nicht Schlemmerei, oder? Der Genuß alkoholischer Getränke kann Freude bereiten, doch trifft das auch auf Alkoholismus zu? Schlaf ist unerläßlich, um gesund bleiben zu können, aber ein Übermaß kann dem Körper und dem Geist abträglich sein.
Freilich, etwas als möglicherweise schädlich zu erkennen kann leichter sein, als etwas zu unternehmen, um es unter Kontrolle zu bringen. Und das trifft bestimmt auf einen Großteil des Fernsehpublikums zu.
Eine gute Kontrolle erfordert Selbstdisziplin. Und diese wiederum verlangt den richtigen Beweggrund.
Es kann von Nutzen sein, das Problem mit der Einstellung anzupacken, die du hättest, wenn dein Arzt dir sagen würde, daß du eine Gewohnheit meiden solltest, die deiner Gesundheit schadet. Zuviel fernzusehen ist eine Gewohnheit, die der geistigen und körperlichen Gesundheit schaden kann. Diese Erkenntnis kann einige dazu bewegen, die für die Mäßigkeit nötige Selbstdisziplin zu entwickeln.
Manche haben, um die Fernsehgewohnheiten unter Kontrolle zu bringen, das Gerät an einen Platz gestellt, der es nicht zuläßt, stundenlang in gemütlicher Haltung fernzusehen. Das könnte ein Zimmer sein, in dem sich häufig alle Familienglieder aufhalten. Einige stellen das Gerät in einen Schrank, so daß sie Anstrengungen unternehmen müssen, bevor sie es einschalten können. Und da es zu verführerisch ist, im Schlafzimmer stundenlang in liegender Haltung fernzusehen, stellt man das Gerät am besten in ein anderes Zimmer.
Manche Familien haben einen Plan, sehen sich nur bestimmte Programme an und lassen das Gerät sonst ausgeschaltet. Eine Hilfe ist es auch, wenn man die Zeit für etwas anderes vorsieht, indem man also bestimmte Abende für Gespräche in der Familie, zum Lesen oder für andere Arten der Erholung reserviert, die die ganze Familie einbeziehen.
Natürlich bringt Mäßigkeit nicht den vollen Nutzen, wenn in den Filmen, die man sich ansieht, schlechtes Gedankengut zum Tragen kommt. Man muß daher auch darauf achten, welchen Inhalt die Sendung hat.
Fernsehgewohnheit der Kinder überwachen
Eltern haben die schwere Verantwortung, die Fernsehgewohnheit ihrer Kleinen zu lenken. Einige Eltern würden ihren Kindern ganz entschieden den Wunsch abschlagen, mitten auf einer belebten Straße zu spielen, da Gefahr damit verbunden wäre. Doch dieselben Eltern gewähren vielleicht ihren Kindern uneingeschränkten Zugang zum Fernsehgerät. Die Eltern müssen daher lernen, ein entschiedenes Nein auszusprechen. Die meisten Kinder werden aufhören, wegen des Fernsehens zu betteln, sobald sie merken, daß ihre Eltern nicht nachgeben werden.
Man kann natürlich keine Regeln darüber aufstellen, was die Eltern in dieser Sache tun sollten, aber es ist interessant festzustellen, womit andere Erfolg hatten. Einige erlaubten zum Beispiel ihren Kindern an Schultagen nur eine oder eine halbe Fernsehstunde und am Wochenende eine oder zwei Stunden. Andere Eltern untersagen ihren Kindern das Fernsehen an Schultagen und erlauben ihnen eine begrenzte Fernsehzeit an Wochenenden und während der Ferien.
Viele Eltern gestatten nicht, daß irgend jemand während der Mahlzeiten fernsieht oder wenn es Zeit zum Studieren, zum Schlafen oder für Arbeiten im Haus ist. Sie erlauben ihren Kindern nicht, im eigenen Zimmer ein Fernsehgerät zu haben.
Es ist allerdings schon beobachtet worden, daß das Überwachen der Fernsehgewohnheiten der Kinder nicht immer so gut klappt. Eine Mutter sagte, daß nach einer gewissen Zeit ihre Überwachung „einfach immer schwächer wird und die Kinder ziemlich bald wieder die ganze Zeit fernsehen“. Da es ihr nicht gelang, die tägliche Fernsehdauer über längere Zeit hinweg entschieden zu begrenzen, stellte sie fest, daß die einzige Lösung darin bestand, den Kindern das Fernsehen an Schultagen völlig zu untersagen.
Die Eltern müssen auch für ihre Kinder das Programm sorgfältig auswählen. Man kann sich in Verbindung damit einige Fragen stellen:
1. Trägt die Sendung dem Alter des Kindes Rechnung?
2. Zeigt die Sendung Probleme und Konflikte, die ein Kind verstehen kann, und auch positive Lösungen?
3. Werden in der Sendung Moral, Familienleben, Ehe und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern in einer erbaulichen und positiven Weise dargestellt?
4. Was wird das Kind wahrscheinlich lernen, wenn es sich einen bestimmten Zeichentrickfilm ansehen darf?
5. Ermuntert der Film zu konstruktiven Betätigungen, oder bereichert er zumindest das Spiel des Kindes?
Nutzen
Eine amerikanische Mutter, die fast den ganzen Tag über ihr Fernsehgerät „nur als Kulisse“ eingeschaltet ließ, bemerkte, daß ihr eineinhalbjähriger Sohn einen unruhigeren Schlaf hatte, reizbarer und nervöser war also sonst. Sie schaltete also das Fernsehgerät ab, und das Verhalten ihres Kindes besserte sich beträchtlich. Es schlief besser, war weniger gereizt, und es fiel ihm leichter, sich beim Spielen zu konzentrieren.
Als das Fernsehgerät einer japanischen Familie defekt war, schrieb die Mutter an eine Zeitung: „Die Lebensweise meiner zwei Kinder, Jungen im Alter von 7 und 5 Jahren, hat sich seither bemerkenswert verändert. Bevor das Fernsehgerät versagte, sahen sie nach dem Abendessen immer fern. Sie hörten nie auf meinen Vorschlag, Bücher zu lesen. Doch seit das Fernsehgerät defekt ist, lesen sie sehr gerne Bücher.“ Viele andere japanische Eltern schrieben über ähnliche Verbesserungen im Verhalten und bei der Schularbeit, seitdem sie die Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder überwachen.
In den Vereinigten Staaten machten Eltern ähnliche Erfahrungen, als das Fernsehgerät versagte und nicht sofort ersetzt wurde. Ein Vater sagte: „Zuerst waren meine Kinder ratlos. Was sollten sie mit der Zeit anfangen? Aber allmählich fand sich anderer Zeitvertreib. Wir gingen dazu über, als Familie Spiele zu machen und auch zu lesen. Unterhaltungen im Familienkreis wurden häufiger und länger, wobei man die Meinungen und Empfindungen des anderen kennenlernte, und wir verbrachten mehr Zeit im Freien.“ Diese Familie bekam wieder ein Fernsehgerät, doch bis dahin hatte sie gelernt, wählerisch zu sein.
Ein anderer Vater, der gelernt hatte, das Fernsehen unter Kontrolle zu bringen, sagte: „Ich bin überrascht, über wie vieles wir jetzt miteinander sprechen. Das Fernsehen verdrängt nicht mehr das, was die Kinder gerne meiden — Arbeiten im Haus, Hausaufgaben, Baden und Schlafen.“
Gewissenhafte Eltern sind vor allem darum besorgt, daß nichts die Bildung ihrer Kinder behindert. Intelligenz und andere Fähigkeiten der Kinder werden beträchtlich gefördert, wenn die Eltern ihnen beim Lesenlernen helfen und ihnen schon Bildungsmöglichkeiten eröffnen, bevor sie ins schulpflichtige Alter kommen. Man hat festgestellt, daß zu Hause selbst ein kurzes Lernprogramm schon Fortschritte bringt. Ja, je mehr der junge Geist geübt wird, um so besser wird er später zu Diensten sein.
Aus diesem Grunde werden Eltern, die Zeugen Jehovas sind, ermuntert, alle ihre Kinder — ganz gleich, wie alt sie sind — in ihr biblisches Bildungsprogramm einzubeziehen. Daher entwickeln sich viele ihrer Kinder zu fähigen Lesern, was ihnen in der Schule und auch später im Leben sehr zustatten kommt. Dieses elterliche Bildungsprogramm kann zusammen mit Kinderliteratur, in der die hohen moralischen Grundsätze der Bibel erläutert werden, eine Grundlage von großem Wert schaffen. Es trägt dazu bei, den schlechten Einflüssen, die in dieser Welt so zahlreich sind, zu begegnen.
Da Jehovas Zeugen die Bibel als Gottes Wort akzeptieren, akzeptieren sie ebenso die Tatsache, daß Selbstbeherrschung erforderlich ist, was auch einschließt, daß man das Fernsehen unter Kontrolle bringt. Eine solche Selbstbeherrschung ist wirklich ein Zeichen dafür, daß sie Gottes wirksame Kraft, seinen heiligen Geist, auf ihre Lebensführung einwirken lassen, da die Selbstbeherrschung eine „Frucht“ oder ein Produkt dieses Geistes ist (Gal. 5:22, 23).
Somit tun Eltern gut daran, nicht nur die Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder zu überwachen, sondern jede Anstrengung zu unternehmen, um durch erbauende Betätigungen Ersatz zu schaffen. Sicher trifft der gleiche Grundsatz auch auf die Erwachsenen selbst zu, so daß sie ihren Kindern ein gutes Beispiel geben.
Ja, das Fernsehen kann von Nutzen sein. Es kann unterhalten, informieren und lehrreich sein. Aber es kann auch einen zerstörerischen und verderblichen Anstoß zu unmoralischem Verhalten, Feindseligkeit, Gewalttätigkeit und sogar Atheismus geben. Weise Personen arbeiten daher daran, Herr ihrer Fernsehgewohnheiten zu sein, damit sie nicht vom Fernsehen beherrscht werden.
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