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Bei gesellschaftlichen Anlässen in christlichem Sinne mäßig seinDer Wachtturm 1969 | 1. August
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Bei gesellschaftlichen Anlässen in christlichem Sinne mäßig sein
HOCHZEITSFESTE bei den Juden in alter Zeit waren freudige Anlässe, bei denen musiziert, getanzt, gegessen und getrunken wurde. Aus dem zweiten Kapitel des Johannesevangeliums erfahren wir, daß Jesus Christus und seine Jünger einem solchen Fest in Kana in Galiläa beiwohnten. Wir lesen zwar nichts davon in der Bibel, daß Jesus sich an all den obenerwähnten Lustbarkeiten beteiligte, aber er trug zu dem Fest bei, indem er durch ein Wunder Wasser in Wein — ein Getränk, das den Menschen erfreut — verwandelte. — Ps. 104:15; Joh. 2:1-11.
Heißt das, daß Jesus dachte, bei gesellschaftlichen Anlässen sei alles erlaubt? Nein. In 1. Timotheus 3:2 wird gesagt, daß die christlichen Aufseher, die der Versammlung ein gutes Beispiel geben sollten, „mäßig in den Gewohnheiten“ sein müßten, und Jesus verurteilte die Pharisäer wegen ihrer „Unmäßigkeit“. — Matth. 23:25.
Christen sind glückliche Menschen, die dem „glücklichen Gott“ dienen. (1. Tim. 1:11) Sie lieben die auferbauende Gemeinschaft ihrer Brüder. Obwohl sie sehr beschäftigt sind, freuen sie sich, hin und wieder mit ihnen gesellig beisammen zu sein. Natürlich wissen sie, daß ein solches Beisammensein wegen der menschlichen Unvollkommenheit ausarten könnte. Sie bemühen sich deshalb, dieser Tendenz durch Mäßigkeit entgegenzuwirken.
In welchen Beziehungen sollten Christen bei gesellschaftlichen Anlässen mäßig sein? Das läßt sich am besten durch eine Betrachtung der gesellschaftlichen Anlässe, die mit einer Eheschließung verbunden sind, veranschaulichen.
HOCHZEITSFESTE
Wenn Jesus einem Hochzeitsfest beiwohnte, dann ist es bestimmt nicht unangebracht, wenn ein christliches Brautpaar seine besten Freunde und seine Verwandten zu seiner Hochzeit einlädt, damit sie an dem freudigen Anlaß teilhaben können. Christus gebrauchte bei drei Gleichnissen als Rahmen ein Hochzeitsfest. — Matth. 22:1-13; 25:1-13; Luk. 14:7-11.
Wir sollten aber nicht denken, eine Hochzeit ohne Fest sei keine Hochzeit. Wenn ein Hochzeitspaar ein Fest veranstalten möchte und die Umstände es gestatten, dann kann es dies tun. Viele Christen sind jedoch glücklich verheiratet, ohne daß sie nach der Trauung ein Fest hatten. Beabsichtigt ein Brautpaar ein Fest zu veranstalten, dann müßte es die Sache gut durchdenken, damit in allem, was getan wird, christliche Mäßigkeit zum Ausdruck kommt.
Ein besonderes Merkmal vieler weltlicher Hochzeitsfeste ist Verschwendung. Man stürzt sich in übertrieben hohe Kosten. Eine New Yorker Zeitung berichtete vor einiger Zeit: „Vom Juni 1968 bis zum Juni 1969 werden [in Amerika] ungefähr 1 800 000 Hochzeiten stattfinden, für die etwa 7,2 Milliarden Dollar ausgegeben werden, und zwar meist von Leuten, die es sich kaum leisten können. ... Am kostspieligsten sind die Festessen.“ Gewöhnlich herrscht bei solchen Anlässen eine ausgelassene Stimmung, und es wird übermäßig viel gegessen und getrunken. Christen müssen Unmäßigkeit meiden.
In welchem Rahmen sollte ein Hochzeitsfest gefeiert werden? Das zu bestimmen ist Sache des Brautpaars. In Nordamerika gaben in einem Fall die Eltern für die Hochzeit ihrer Tochter so viel aus, daß sie woanders hinziehen und sich eine zusätzliche Arbeit suchen mußten, um das erforderliche Geld aufzubringen. Hat das etwas mit christlicher Mäßigkeit zu tun, oder kann es nicht eher als die „auffällige Schaustellung der Mittel, die jemand zum Leben hat“, bezeichnet werden, die „nicht vom Vater, sondern ... von der Welt [stammt]“? — 1. Joh. 2:16.
Ein Aufseher in Westafrika erwähnte einen Faktor, der dieses Problem noch schwieriger macht: „Wenn bekannt wird, daß die Hochzeit stattfindet, denken alle in der Versammlung und oft auch einige aus den Nachbarversammlungen, sie müßten beim Hochzeitsfest dabeisein, ob sie nun eingeladen sind oder nicht. Einige sind der Meinung, das Brautpaar sei verpflichtet, ein Fest zu veranstalten und alle Anwesenden reichlich zu bewirten.“ Diese Ansicht stimmt jedoch nicht mit dem überein, was Jesus lehrte. In zweien seiner Gleichnisse, in denen er von einem Hochzeitsfest sprach, erwähnte er „geladene“ Gäste. (Matth. 22:3; Luk. 14:8) Er sprach sogar von Personen, die abgewiesen wurden, weil für sie keine Vorkehrungen zur Teilnahme am Fest getroffen worden waren. — Matth. 25:11, 12.
Bei einer Hochzeit in Toronto (Kanada) kam das Brautpaar nach der Trauung mit einigen Freunden und Verwandten zum Essen zusammen. Danach stand das Haus der ganzen Versammlung offen, und es gab ein kaltes Büfett. Bei einer Hochzeit in Düsseldorf (Deutschland) waren nur sechzehn Personen bei dem Essen, das nach der Trauung in einem Restaurant gegeben wurde. Danach folgte eine zwanglose Unterhaltung. Das Geld, das dadurch eingespart wurde, daß die Hochzeit im kleinen Kreis gefeiert wurde, konnten die Neuvermählten in ihrem künftigen Gebiet als Sonderpionierprediger gut gebrauchen. Bestimmt wären noch andere gern dabeigewesen, aber sie konnten verstehen, daß das Brautpaar „nicht alle einladen“ konnte, wie der Bräutigam sich ausdrückte. Sie freuten sich indes, bei der Hochzeitsansprache im Königreichssaal zugegen zu sein und am Glück des Brautpaars teilzuhaben.
Ob also ein Hochzeitsfest in großem oder kleinem Rahmen durchgeführt wird, ob nur bestimmte Gäste eingeladen werden oder ob kommen kann, wer will, oder ob überhaupt kein Fest veranstaltet werden soll, kann das Brautpaar bestimmen. Alle, die gelernt haben, in christlichem Sinne mäßig zu sein, leben „inmitten dieses gegenwärtigen Systems der Dinge mit gesundem Sinn und Gerechtigkeit und Gottergebenheit“. — Tit. 2:12.
BEI DEN VORBEREITUNGEN AUF MÄSSIGKEIT BEDACHT SEIN
Sollten für den Ablauf des Festes besondere Vorbereitungen getroffen werden? Jawohl. Bei der Hochzeit in Kana war ein „Festleiter“ zugegen. (Joh. 2:8) Natürlich ist schließlich der Bräutigam für das Fest verantwortlich, ganz gleich, wer bezahlt. Er kann aber jemand heranziehen, der ihm hilft, dafür zu sorgen, daß „alle Dinge anständig und nach Anordnung geschehen“. (1. Kor. 14:40) Ein geistig reifer Christ in Rhodesien sagte: „Je mehr Leute beisammen sind, desto besser muß alles organisiert sein, damit das Fest reibungslos verläuft. Ein festgelegtes Programm ist eine große Hilfe.“
Zwei Christen, die in Elsinore (Dänemark) heirateten, hatten Verwandte, die nicht die wahre Anbetung ausübten. Sie dachten, wenn diese weltlichgesinnten Verwandten eingeladen würden, wäre es schwierig, das Fest im Rahmen der Mäßigkeit zu halten. Man richtete sich daher nach dem Wunsch des Bräutigams, der sagte: „Wir möchten bei diesem Anlaß mit unseren Glaubensbrüdern zusammen sein.“ Während des Essens bat sein Vater, ein Zeuge Jehovas, verschiedene der Anwesenden, die sich vorbereitet hatten, kurz etwas zu sagen. Ihre Worte, die zum Teil heiter und zum Teil ernst waren, wurden von allen in der kleinen Gesellschaft mit Freuden aufgenommen. Später sagte der Ehemann freudig: „Wenn ich es nochmals tun müßte, würde ich es wieder genauso tun.“
„In Chile wäre ein Hochzeitsfest ohne Tanz keine fiesta“, sagte ein Christ in Südamerika. Wäre es verkehrt, bei einem christlichen Hochzeitsfest zu tanzen? Nun, gegen das Tanzen ist nichts einzuwenden. Man sollte sich jedoch der Gefahren bewußt sein, die damit verbunden sind. Ein Aufseher in Nigeria sagte, daß Anstand und Schicklichkeit „verdrängt werden können durch die Musik, die in der Welt beliebt ist und die gewöhnlich der sinnlichen Erregung dient und ein Verlangen nach sinnlichem Tanzen weckt. Das würde sich auf die Anwesenden nachteilig auswirken.“a
Ein Diener Gottes in Neuschottland, der erkannt hatte, daß diese Gefahr besonders besteht, wenn eine weltliche Musikkapelle engagiert wird, machte eine Bandaufnahme von der Musik, die bei seiner Hochzeit gespielt werden sollte, und so hielten sich die Tanzenden an die Grundsätze der christlichen Moral und Mäßigkeit. Viele, die bei dieser Hochzeit zugegen waren, beteiligten sich mit Freuden an den Volkstänzen.
Bemerkenswert bei diesem Hochzeitsfest war ferner, daß keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt wurden. Das heißt nicht, daß Christen keinen Alkohol trinken dürften, denn Jesus sorgte in Kana sogar für Wein. In dem erwähnten Fall hatte der Bräutigam jedoch das Gefühl, einige könnten Anstoß nehmen, wenn alkoholische Getränke ausgeschenkt würden. Er dachte an die Worte: „Es ist gut, nicht Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch irgend sonst etwas zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt.“ (Röm. 14:21) Wenn bei einem Hochzeitsfest solche Getränke ausgeschenkt werden, sollten auch genügend alkoholfreie Getränke vorhanden sein für die, die diese vorziehen. In den Tagen Jesu kam es wahrscheinlich nicht selten vor, daß Leute sich bei Hochzeitsfesten betranken. (Joh. 2:10) Christen sollten heutzutage daher sehr vorsichtig sein, damit die Freude bei solchen Anlässen nicht durch übermäßiges Trinken getrübt wird. — Spr. 23:20, 21.
Muß ein solches Fest bis spät in die Nacht hinein dauern, um alle zu erfreuen? Nein. Ein Aufseher in einem lateinamerikanischen Land sagte: „Gelegentlich wird bis zum frühen Morgen gefeiert. Um 23.30 Uhr wird ein richtiges Essen aufgetragen. Bekanntlich ist die Beteiligung am Predigtdienst am darauffolgenden Morgen meist sehr gering.“ Sollten Christen, selbst wenn es in ihrem Land üblich ist, solche Feiern so lange ausdehnen, daß sie am nächsten Tag zu müde sind, um ihrem Schöpfer richtig dienen zu können? Würden sie dadurch Mäßigkeit bekunden? Im Gegenteil, reife Christen sorgen dafür, daß dem Rat entsprochen wird: „Ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ — 1. Kor. 10:31.
Wenn Christen also einen gesellschaftlichen Anlaß, zum Beispiel ein Hochzeitsfest, veranstalten möchten, sollten sie sich nicht die Feste von Weltmenschen zum Vorbild nehmen, bei denen viel Lärm gemacht und unmäßig gegessen und getrunken wird. Sie sollten vielmehr dafür sorgen, daß ein solches Fest zu einem fröhlichen Beisammensein wird, das ordentlich verläuft und bei dem in christlichem Sinne Maß gehalten wird. Der obenerwähnte Christ aus Neuschottland sagte: „Als wir nach drei Jahren die Versammlung einmal besuchten, erinnerten sich alle noch an die Hochzeit als ein gutes Beispiel.“ Eine solche angenehme Wirkung hat christliche Mäßigkeit!
HOCHZEITSGESCHENKE
In manchen Ländern ist es üblich, daß Freunde und Verwandte des Brautpaars vor der Hochzeit zusammenkommen, um dem Brautpaar die Geschenke zu überreichen.
Auch das ist keineswegs notwendig, und Personen, die in Ländern wohnen, wo dies nicht Sitte ist, sollten nicht denken, sie müßten diese Sitte einführen. Möchte man aber die Überreichung der Geschenke mit einem gesellschaftlichen Anlaß verbinden, dann sollte man sich dabei ebenfalls an christliche Grundsätze, auch an den Grundsatz der Mäßigkeit, halten. Was im vorangehenden über das Essen und Trinken sowie über die Unterhaltungb gesagt wurde, trifft auch auf die Geschenke zu.
Über die Geschenke könnte indes folgendes gesagt werden: Wie bedauerlich wäre es doch, wenn ein Christ, der zu einem solchen Anlaß eingeladen würde, dächte, er könne die Einladung nicht annehmen, weil er kein teures Geschenk oder überhaupt kein Geschenk mitbringen könne. Möchten wahre Christen jemand in eine solche Lage bringen? Ein Geschenk sollte eine spontane Äußerung der Liebe sein, die sich in verschiedenen Formen äußern kann. Ein Geschenk, das bei einem besonderen Anlaß gemacht wird, sollte keine Verpflichtung sein.
An manchen Orten werden bei solchen Anlässen die Geschenke alle gemeinsam überreicht, ohne daß die Namen der Spender erwähnt werden. Warum? Weil diese Christen den Rat Jesu befolgen, daß Geschenke nicht gemacht werden sollten, um den Spender zu ehren. (Matth. 6:1-4) Sie sind der Meinung, daß es zu lieblosen Vergleichen führen könnte, wenn jemand ohne Geschenk käme, jemand anders nur einen kleinen Beweis seiner Liebe mitbrächte und ein dritter vielleicht ein teures Geschenk machen würde. — Matth. 7:12.
Heißt das, daß es verkehrt wäre, sich als Spender eines Geschenks zu erkennen zu geben? Nein, keineswegs. In anderen Ländern überreichen Christen die Geschenke persönlich oder fügen eine Karte bei, die sie unterschrieben haben. Wenn die Geschenke jedoch vor anderen geöffnet und ihnen gezeigt werden, sollten die Namen der Spender nicht erwähnt werden. Dadurch vermeidet man, daß jemand in Verlegenheit gebracht wird.
Personen, die Jehova nicht anbeten, veranstalten heutzutage oft gesellschaftliche Anlässe, bei denen Unmäßigkeit vorherrscht und die erkennen lassen, daß sie zu denen gehören, die „mehr die Vergnügungen lieben als Gott“. (2. Tim. 3:4) Diener Jehovas dagegen lassen sich von Gottes inspiriertem Wort leiten und beweisen, daß sie die bereits erwähnten Worte richtig verstanden haben: „Ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ (1. Kor. 10:31) Sie gehen darum von gesellschaftlichen Anlässen nicht mit einem schlechten Gewissen, sondern mit dem befriedigenden Gefühl nach Hause, sich entspannt zu haben und gleichzeitig geistig auferbaut worden zu sein.
[Fußnoten]
a Siehe Der Wachtturm, 1. August 1965, S. 479, 480.
b Weitere Anregungen darüber, wie man die Unterhaltung gestalten könnte, sind in der Erwachet!-Ausgabe vom 8. Mai 1966, S. 20—23 erschienen.
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Kannst du dich noch erinnern?Der Wachtturm 1969 | 1. August
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Kannst du dich noch erinnern?
Hast du die letzten Wachtturm-Ausgaben sorgfältig gelesen? Wenn ja, dann solltest du die folgenden wichtigen Gedanken wiedererkennen.
● Wie sind die Worte in 1. Timotheus 2:15 zu verstehen, daß Frauen „durch Kindergebären in Sicherheit bleiben“ würden?
Sie würden dadurch insofern in Sicherheit bleiben, als sie mit nützlichen Dingen im Haushalt beschäftigt wären. Die Erfüllung der damit verbundenen Aufgaben und ihre gottesdienstliche Tätigkeit würden sie vor den Gefahren bewahren, in die nichttheokratische Frauen geraten mochten. — S. 255, 256.a
● Wie können Christen vermeiden, anderen durch ihre Kleidung Anlaß zum Straucheln zu geben?
Indem sie sich nicht nach der neuesten Mode, sondern so kleiden, wie es sich für einen Diener Gottes geziemt. — S. 307, 308.
● Wie kann man Erwachsenen, die die Bibel studieren, die sie beschäftigenden Fragen aber nicht ohne weiteres stellen, helfen, den Stoff, über den sie belehrt werden, zu verstehen?
Man sollte sie veranlassen, sich zu äußern, indem man ihnen außer den im Lehrbuch enthaltenen Fragen noch andere Fragen stellt. — S. 340, 341.
● Warum sollte man sich bei Entscheidungen an den in der Bibel niedergelegten christlichen Maßstab halten?
Weil man sich sonst von seinen Neigungen — von Selbstsucht, Furcht, Stolz und Eifersucht — leiten lassen würde. — S. 360.
● Was ist heute das in Jesaja 30:21 erwähnte Wort, das wir hinter uns hören?
Es ist das, was uns Jehova Gott durch sein geschriebenes Wort und durch seine Organisation sagt. — S. 393, 394.
● Welche zwei Arten von Früchten sollte ein getaufter Christ hervorbringen?
Die in Galater 5:22, 23 erwähnten Früchte des Geistes Gottes und die Früchte der Königreichspredigttätigkeit, durch die neue Jünger hervorgebracht werden. — S. 435.
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