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Echte EntspannungDer Wachtturm 1979 | 15. September
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wurden, oder er forderte uns auf, eine Erfahrung zu berichten, die wir bei unserer Lehrtätigkeit gemacht hatten. Bald erzählten verschiedene Brüder, wie sie Christen wurden und welche Probleme sie überwinden mußten. Niemand beherrschte die Unterhaltung, sondern viele trugen dazu bei. Wir wurden alle durch die Erfahrungen ermuntert. Es war ein unvergeßliches Erlebnis.“
Wenn biblische Grundsätze angewandt werden und wenn Älteste, Dienstamtgehilfen oder andere reife Brüder, die zugegen sind, einen guten Einfluß ausüben, wird ein solcher Anlaß eine Quelle echter Erquickung sein; dadurch wird vermieden, daß er bei vielen wegen eines entarteten Benehmens einen unangenehmen Nachgeschmack hinterläßt. Unser Hauptauftrag ist, Zeugen für den Namen und das Königreich Jehovas zu sein. Das sollte man nie vergessen. Selbst in der entspannten Atmosphäre eines geselligen Beisammenseins von Christen sollte unser Benehmen unseren heiligen Vater ehren. Ein christlicher Schreiber des 2. Jahrhunderts sagte einmal treffend: „Nirgendwo ist der Christ etwas anderes als ein Christ.“ (Vergleiche Jesaja 5:12; 43:10-12; 1. Korinther 10:31.)
DER RELATIVE WERT DER ENTSPANNUNG
Eine gesunde Entspannung kann eine angenehme Abwechslung sein. Sie kann uns erquicken, so daß wir mit neuen Kräften an die gewohnte Arbeit gehen können. Doch Entspannung ist nicht das Wichtigste im Leben. Eine ausgeglichene junge Schwester, die als Vollzeitverkündigerin der „guten Botschaft“ dient, sagte:
„Auf Vergnügen wurde bei uns zu Hause weniger Wert gelegt. Ehrlich gesagt, der Predigtdienst war bei uns das wichtigste. Nahrung, Kleidung, Obdach, geistige Dinge und die Zusammenkünfte waren von Bedeutung. Doch wenn wir Zeit hatten, sorgten wir für Abwechslung, indem wir vielleicht andere Familien der Versammlung besuchten.
Ich habe oft Jugendliche irgendwohin gehen sehen, um sich dort zu vergnügen. Ich dachte dann: ,Wie gern würde ich das auch tun.‘ In Wirklichkeit hat es aber mir nie geschadet, daß ich nicht ständig Vergnügungen nachgejagt bin. Es ist mir niemals zum Nachteil gewesen. Ich bin nicht schlechter dran als die anderen jungen Leute in meinem Alter.“
Wenn wir zuließen, daß die Entspannung ein bedeutender Bestandteil unseres Lebens würde, wäre uns das in geistiger und vielleicht sogar in physischer Hinsicht zum Schaden. Man beachte die deutliche Warnung, die in Sprüche 21:17 ergeht: „Wer Lustbarkeit liebt, wird jemand sein, der Mangel leidet, wer Wein und Öl liebt, wird keinen Reichtum gewinnen.“
In biblischen Zeiten war es bei geselligen Anlässen oder Festen üblich, Wein zu trinken und Öl sowie andere kostbare Flüssigkeiten über Kopf und Kleider auszugießen (Spr. 27:9; Amos 6:6). Wer derartige Feste liebt, wird bald feststellen, daß andere Tätigkeiten in seinem Leben darunter leiden und es ihm schadet. Eine Unmenge trauriger Erfahrungen hat gezeigt: Wenn Geselligkeiten, die nur dem Vergnügen dienen, regelmäßig stattfinden, nehmen sie im allgemeinen bald weltlichen Charakter an. Deshalb ist wirklich Vorsicht geboten.
Man sollte nie vergessen, daß nicht wenigen Christen in verschiedenen Ländern der Erde vieles von dem, was man in den Industriestaaten „Unterhaltung“ nennt, nicht zur Verfügung steht. Doch es macht diesen Christen nichts aus, und in mancher Hinsicht scheinen sie tatsächlich glücklicher und zufriedener zu sein als diejenigen, denen auf dem Gebiet der Entspannung so viel geboten wird. Ein Ältester, der die internationale Lage genau beobachtet hatte, schrieb: „Viele Leute glauben, daß der Nachdruck, der auf Unterhaltung gelegt wird, und der Sittenverfall Hand in Hand gegangen sind.“ Jeder Christ muß sich daher vor dieser Gefahr hüten und den „Nachdruck“ auf die Anbetung unseres himmlischen Vaters legen.
Wir müssen uns auch der Tatsache bewußt sein, daß wir den dringenden Auftrag haben, Gottes Königreich in diesen „letzten Tagen“ zu verkündigen, und daß daher weder wir noch unsere Kinder nie mehr als ein Mindestmaß an Zeit für Entspannung einsetzen können. Es ist auch offensichtlich, daß Christen niemals alles das tun können, was die Welt „Unterhaltung“ nennt. Deshalb muß man der Entspannung den richtigen Platz einräumen. Dies erfordert, daß wir immer alles geistig, nicht fleischlich betrachten und daß wir daran arbeiten, unseren Kindern zu einer solchen Einstellung zu verhelfen.
Jeder Christ möge daher eine ausgeglichene Ansicht über Entspannung haben. Stellen wir das in den Mittelpunkt unseres Lebens, was uns wirkliche Freude bringt und unser Herz befriedigt, während wir uns bei Gelegenheit auf erbauende Weise entspannen! Vor allem laßt uns das größte Glück darin sehen, als Christen einen reinen Lebenswandel zu führen und mit Eifer anderen von der großartigen Hoffnung zu erzählen, daß das Königreich bald der ganzen Menschheit helfen wird, ein ausgeglichenes, lohnendes Leben zu führen, das zum ewigen Lobpreis unseres Gottes, Jehova, gereicht.
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Nachrichten und ihre tiefere BedeutungDer Wachtturm 1979 | 15. September
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Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung
Nach „Holocaust“: Fragen
● Als Millionen Deutsche vor einiger Zeit „Holocaust“ — eine TV-Serie über Hitlers Judenvernichtung mit erfundener Spielhandlung — sahen, waren viele entsetzt. „Junge Leute waren entrüstet, als sie daran erinnert wurden, daß viele der Älteren nicht gegen das Gemetzel protestiert hatten“, berichtete die US-Zeitschrift „Newsweek“. „‚Wie und weshalb konnte so etwas nur geschehen?‘ fragte ein entsetzter junger Fernsehzuschauer. ,Wo waren die Kirchen?‘“
Die gleiche Frage stellte der kanadische Historiker J. S. Conway in seinem Buch „The Nazi Persecution of the Churches 1933-1945“: „Wie haben nur so viele angesehene und verantwortungsbewußte Männer der Kirche einem solchen Verbrechen wie Völkermord — und sei es auch nur durch bloßes Zulassen — Vorschub leisten können? Welches Fieber hatte so viele Millionen deutscher Christen — evangelische wie katholische — in den wenigen kurzen Jahren der Nazityrannei erfaßt?“ Conways Schlußfolgerung: „Die Kirche war unvorbereitet und total ungeeignet, um mit der Situation fertig zu werden.“
Andererseits berichtete er: „Im Gegensatz zur Folgsamkeit der größeren Kirchen hielten die Zeugen Jehovas dogmatisch bis zum Fanatismus an ihrem Widerstand fest. ... Der Widerstand der Zeugen richtete sich hauptsächlich gegen jede Form der Zusammenarbeit mit den Nazis.“ Was gab ihnen angesichts des Verwaltungsapparates Hitlers eine solche Stärke? Die Antwort des Historikers Conway lautet: „Sie beriefen sich auf biblische Gebote und weigerten sich deshalb, eine Waffe in die Hand zu nehmen, ... praktisch waren sie damit alle zum Tode verurteilt. Viele wurden auch tatsächlich mit dem Tode bestraft; ... ein Großteil wurde nach Dachau [ins KZ] transportiert.“ Auf diese Weise wurden sie Opfer des „Holocaust“, da sie nicht an diesem Massenmord Hitlers mitschuldig sein wollten.
Intolerante Orthodoxe Kirche
● Nach einem Bericht der griechischen Zeitung „Athens News“ haben vor einiger Zeit zwei Zeugen Jehovas Gefängnisstrafen von 10 und 18 Jahren angetreten, weil sie „sich weigerten, Militärdienst zu leisten“. Die Zeitung bezeichnete das letztere Strafmaß als „die härteste Strafe, die in der neueren Geschichte der verfolgten christlichen Sekte“ in Griechenland verhängt worden sei, und bemerkte, daß die erwähnten Strafen ausgesprochen worden seien, „obwohl die griechische Regierung vor kurzem eine Höchststrafe von 4 Jahren für das Vergehen festgelegt hatte, um nicht mehr länger den heftigen Protesten von seiten des Europarats, der verschiedenen europäischen Parlamente und von Amnesty International ausgesetzt zu sein“.
Wie kann es angesichts der internationalen Forderungen nach menschlicher Behandlung der aus Gewissensgründen Inhaftierten noch eine solche Intoleranz geben? Die Antwort geht aus der griechisch-orthodoxen Zeitschrift „The Word“ hervor, die in den USA herausgegeben wird und vor einiger Zeit berichtete: „ATHEN. Die Hierarchie der Orthodoxen Kirche Griechenlands hat ein Dekret erlassen, in dem die Sekte der Zeugen Jehovas als ,antireligiös, antinational und subversiv‘ bezeichnet wird. Auch hat die Hierarchie Verteidigungsminister Evangelos Averof gebeten, das Gesetz zeitweilig außer Kraft zu setzen, das Jehovas Zeugen das Recht einräumt, als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen vom Militärdienst befreit zu werden.“ In Anbetracht dieser Entwicklungen fragt man sich, ob Griechenland als einer der freieren Staaten Europas auf dem Wege zu religiöser Toleranz weiterhin gute Fortschritte machen wird oder ob es dem Drängen religiöser Fanatiker nachgeben wird. Die Zukunft wird es zeigen.
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