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Rockstar zu sein war nicht genugErwachet! 1985 | 22. September
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Rockstar zu sein war nicht genug
VOR achtzehn Jahren war ich ein Rockstar, und meine Popularität stieg. „Hast du ein Glück, Bruce!“ sagten meine Freunde oft und betrachteten neidisch die Dinge, die ich hatte und von denen sie nur träumen konnten. „Ich wäre liebend gern an deiner Stelle. Du siehst gut aus; du hast Erfolg bei den Frauen; du hast Geld; du bist ledig und frei! Fast überall, wohin du gehst, kennt man dich. Weißt du überhaupt, was für ein Glückspilz du bist?“
Wenn all das, was ich habe, der Maßstab für Glück ist — fragte ich mich —, warum habe ich dann keinen inneren Frieden und bin nicht zufrieden? Doch wer durch ein Leben, wie ich es führte, nach wahrem Glück sucht, ist, wie ich später erkannte, auf der falschen Fährte.
Ich möchte erzählen, was geschah.
Meine Karriere als Sänger begann in den 60er Jahren. Ich besuchte die Schule in der frankokanadischen Provinz Quebec. Als ich bei Schulkonzerten vorsang, lernte ich einen Schüler kennen, der Gitarre spielte. Wir gründeten eine kleine Musikgruppe, die nicht nur in unserer Gegend populär wurde, sondern bald auch im weiteren Umkreis bekannt war.
Ein Organisator für Tanzveranstaltungen an der Schule erfuhr von meinem Talent und bot mir fünf Dollar pro Lied an, wenn ich bei einer seiner Tanzveranstaltungen für eine Popgruppe singen würde. Ich war einverstanden. Als ich im Tanzsaal ankam, war das Haus zum Bersten voll mit leidenschaftlichen Tänzern. Doch als die Band spielte und ich anfing zu singen, vergaßen die Jugendlichen das Tanzen und drängten sich vor die Bühne. Aus der Tanzveranstaltung wurde eine Show.
Die Musiker baten mich, daß ich mich ihrer Gruppe als Sänger anschloß. Ich sagte zu, und wir wurden als „Die Sultane“ bekannt. Im Jahre 1965 sorgte unser Manager dafür, daß wir an einem weithin angekündigten Rockwettbewerb teilnahmen. Der erste Preis war eine Show in einem der größten Fernsehprogramme Quebecs, die wöchentlich ausgestrahlt wurde. Von den 28 Gruppen aus der ganzen Provinz gewannen wir den ersten Preis. Damit begannen unsere Auftritte im Fernsehen.
Unsere Singles erreichten die Spitze der Hitlisten, und unsere Sendung wurde auch von anderen Fernsehanstalten ausgestrahlt. In kurzer Zeit waren wir die bekannteste Gruppe in Quebec, und unsere Platten hatten Rekordverkaufszahlen von über einer halben Million. Schließlich trennte ich mich von der Gruppe und trat allein auf. Bevor wir aber auseinandergingen, machten wir eine Abschiedstournee. In Montreal fand 1968 unser letztes Konzert statt. Ungefähr 8 000 Menschen kamen, um uns adieu zu sagen. Wir waren beeindruckt. Die Menge war größer als das Publikum, das die Rolling Stones, Johnny Hallyday und Adamo damals aufzuweisen hatten.
Als Solist hatte ich größere Freiheit und bekam selbstverständlich viel mehr Geld. Die neugewonnene Freiheit gestattete mir einen zehnwöchigen Urlaub in Europa. In dieser Zeit war es mir möglich, mein Leben als Rockstar etwas realistischer zu analysieren. Was ich beobachtete, beunruhigte mich. Ich war nun 21 Jahre alt und wurde mit jedem Tag ehrgeiziger. Konkurrenzkampf war der übliche Weg voranzukommen.
Zurück in Quebec, nahm ich bald zwei Schallplatten auf, die Spitzenreiter der Hitparade wurden. Dann wurde ich auf der Gala des Artistes (1969) zum Künstler des Jahres erklärt. Trotz der Scheinwerfer und des Glanzes an jenem Abend war ich innerlich noch nicht zufrieden. Ich fühlte mich von der Korruption in dieser Branche und der Art und Weise, wie junge Leute im Showgeschäft behandelt werden, abgestoßen. Dennoch war ich selbst in die Falle geraten. Einige Fragen kamen mir immer wieder in den Sinn, zum Beispiel: Was habe ich vom Leben zu erwarten? Warum gehe ich überhaupt diesem Beruf nach?
Rockidol Brian Jones von den Rolling Stones wurde 1969 im Alter von 26 Jahren tot in seinem Swimmingpool aufgefunden. Gegen Ende 1970 starben der berühmte Blues- und Rocksänger Jimi Hendrix und Amerikas führende Rocksängerin Janis Joplin zufolge von Drogenmißbrauch, beide 27 Jahre alt. Zehn Monate später starb ein weiterer großer Rockstar, Jim Morrison, der Sänger der Doors, mit 27 Jahren. Alle wurden, auf dem Gipfel ihrer Karriere angelangt, aus dem Leben gerissen. Mir wurde bewußt, daß auch ich ein unsittliches Leben führte und Drogen nahm. Ich kam zu der Überzeugung, daß ich mich nicht in den ausgefahrenen Gleisen dieser Rocksuperstars bewegen wollte.
Doch für mich blieb die Frage offen: Was ist wirklich der Sinn des Lebens?
Ich sah meine Mutter älter werden — eine Frau, die ihre Probleme damit gehabt hatte, zwei Jungen ohne Mann aufzuziehen. Sie war ihren Pflichten tapfer nachgekommen, aber wozu? Um allmählich älter und schwächer zu werden, um krank zu werden und zu sterben? War das der Sinn des Lebens? Diese unbeantworteten Fragen brachten mich zur Verzweiflung.
In all den Jahren hatte ich die Achtung vor meiner Kirche und den Glauben an ihre Lehren verloren. Auch zweifelte ich stark an der Existenz Gottes. Ich hatte verschiedene, auch neue Drogen probiert, doch davon bekam ich Depressionen und manchmal sogar Wahnvorstellungen.
Eine einschneidende Änderung in meinem Leben würde mir guttun, dachte ich und suchte mir daher Arbeit außerhalb des Showgeschäfts. Eine Stahlbaugesellschaft schloß 1975 mit mir einen Vertrag auf sieben Monate ab. Während dieser Monate im Stahlbau hatte ich ein gutes Verhältnis zu einem älteren Arbeiter, der im Gegensatz zu den anderen außerordentlich ruhig und friedfertig zu sein schien. Er sagte mir, er lese die Bibel, und so beschloß ich, mir auch eine zu kaufen, um zu sehen, ob sie mir helfen würde, inneren Frieden zu finden.
Als der Vertrag abgelaufen war und ich entlassen wurde, kam ich zu dem Schluß, ich könne mir meinen Lebensunterhalt redlich als Texter und Komponist verdienen. So kam ich vom Rampenlicht weg und konnte dennoch für die Musik arbeiten, denn meine Liebe zur Musik war ja immer noch sehr stark. Nun las ich übrigens jeden Morgen ein Kapitel aus der Bibel.
Da ich tagsüber oft in meiner Wohnung war, wurde ich gelegentlich von den Mormonen, dem Gemeindepriester und von Jehovas Zeugen besucht. Ich ließ mich leicht von ihnen in ein Gespräch über den Sinn des Lebens hineinziehen. Ziemlich schnell erkannte ich, daß Jehovas Zeugen anders waren. Sie waren demütig, bekundeten echtes Interesse an mir und stützten ihre Antworten vor allem konsequent auf die Bibel, was die anderen Prediger nicht taten.
Trotz meiner Skepsis willigte ich in ein Bibelstudium mit Roger ein, einem Zeugen Jehovas in meinem Alter. Oft versuchte ich, mich vor der allwöchentlichen Bibelstunde zu drücken, aber Roger war beharrlich — wofür ich ihm heute von Herzen dankbar bin. Er half mir, Antworten auf die Fragen zu finden, die mich schon seit langem quälten.
Die erste Zusammenkunft, die ich im Königreichssaal besuchte, berührte wirklich mein Herz. Auch dort lernte ich demütige Menschen kennen, die echtes Interesse an ihren Mitmenschen bekundeten. Man sprach eine offene Sprache, und die Darlegungen stützten sich auf die Bibel. Zum erstenmal verstand ich Gottes Vorsatz in Verbindung mit dem Menschen. Die Ungerechtigkeit im heutigen alten System berührte mich nun nicht mehr so sehr, da ich wußte, daß Gott bald eingreifen und auf der Erde durch Christi Königreichsherrschaft friedliche, paradiesische Zustände herbeiführen wird, wie in Psalm 37:29 und Daniel 2:44 vorhergesagt.
Von dieser Zeit an half mir der praktische Rat aus der Bibel, in meinem Leben ‘die Dinge richtigzustellen’ (2. Timotheus 3:16, 17). Ich heiratete Danièle, das Mädchen, das ich liebte und mit dem ich zusammengelebt hatte. Bald danach gab ich mich Jehova hin, um ihm zu dienen. Meine Frau willigte in ein Bibelstudium ein und gab sich ebenfalls Jehova hin.
„Es fiel mir nicht leicht, mich zu ändern“, gibt Danièle zu. „Aber mit Jehovas Hilfe und der Unterstützung und dem Beispiel von Bruce war ich in der Lage, durch die Anwendung der gerechten Grundsätze der Bibel wahres Glück zu finden.“ Wir ließen uns beide 1978 taufen.
Obwohl ich meine Arbeit für einen Zollmakler am Flughafen in Montreal schätze, gehört mein Herz meiner Haupttätigkeit als Prediger. Ja, es bereitet mir große Freude, anderen durch ein Studium der Bibel zu helfen, so wie ja auch mir geholfen wurde. Diese Art des Gebens ist mit Sicherheit ‘beglückender als Empfangen’ (Apostelgeschichte 20:35).
Auch erfüllt es mich mit großer Freude und Zufriedenheit, anderen als Dienstamtgehilfe in der Ortsversammlung beizustehen. Mein Leben ist sehr ausgefüllt, aber ich kann mit Überzeugung sagen, daß ich nun den inneren Frieden besitze, den ich immer gesucht habe, und wirklich Freude am Leben habe. Zwar ist es mit meiner Karriere im Showgeschäft vorbei, doch ich bin Jehova Gott überaus dankbar dafür, daß er mir die Aussicht auf das „wirkliche Leben“ geschenkt hat (1. Timotheus 6:19).
Ich liebe die Musik immer noch. Besonders gefällt mir klassische Musik, Folk-Rock und manchmal auch Jazz, doch ich bin nun sehr wählerisch, was die Art Musik betrifft, die ich mir anhöre. Einige moderne Songs enthalten unsittliche, unter Drogeneinfluß geäußerte Botschaften. Diese Art Musik hilft mir nicht, mein Denken und Handeln mit Gottes Willen in Einklang zu bringen. Nun singe ich, weil es mir einfach Freude macht. Es bereitet mir großes Vergnügen, mit meiner Frau und einigen Freunden zusammenzusein und gemeinsam zu singen.
Wenn ich jetzt auf meine Karriere als Sänger zurückblicke, erkenne ich, daß mein Glück mit meiner zunehmenden Popularität schwand. Heute, wo ich mich vom Showgeschäft abgekehrt habe und ein Zeuge Jehovas bin, hat meine Popularität abgenommen, aber mein Glück wird immer größer.
Leute, die die internationale Organisation der Zeugen Jehovas nicht kennen, denken, ich sei in Mutlosigkeit versunken oder ich klammerte mich an die Bibel als eine Krücke. Als einmal eine Platte von mir gespielt worden war, sagte ein Radiosprecher über mich: „Leider ist es mit Bruce nicht gut ausgegangen. Er ist Zeuge Jehovas geworden.“ Alles, was ich darauf erwidern kann, ist: „Sehen Sie selbst, was die Bibel für Sie tun kann. Ich kann mir keinen besseren Lebensweg denken.“
„Ja durch eine Erkenntnis der biblischen Wahrheit“, sagt Danièle, „hat unser Leben einen echten Sinn bekommen.“ (Von Bruce Huard erzählt.)
[Herausgestellter Text auf Seite 19]
Ich nahm bald zwei Schallplatten auf, die Spitzenreiter der Hitparade wurden
[Herausgestellter Text auf Seite 20]
Ich fühlte mich von der Korruption im Showgeschäft abgestoßen
[Herausgestellter Text auf Seite 21]
Der praktische Rat aus der Bibel half mir, in meinem Leben ‘die Dinge richtigzustellen’
[Herausgestellter Text auf Seite 21]
Geben ist mit Sicherheit ‘beglückender als Empfangen’
[Bild auf Seite 20]
Predigen und Studieren füllt nun unser Leben aus und macht uns glücklich
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Was ist neu an der Gewalt im Unterhaltungsangebot?Erwachet! 1985 | 22. September
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Was ist neu an der Gewalt im Unterhaltungsangebot?
Geben Sex und Gewalt, die in Kinofilmen und Fernsehsendungen anschaulich dargestellt werden, den Zuschauern Anregungen, und wird dadurch bewirkt, daß sie im wirklichen Leben ähnlich handeln? Dieses leidenschaftlich diskutierte Thema hat kürzlich einen weiteren Aspekt erhalten.
„Gewöhnlich sorgen unsere Hemmungen dafür, daß wir diese Anregungen nicht in die Tat umsetzen“, erklärte Dr. Leonard Berkowitz, Professor für Psychologie an der Universität von Wisconsin. Wenn aber solche Filme wegen ihrer künstlerischen Ausdruckskraft gefördert werden und vielleicht von einigen Kritikern eine gute Beurteilung erhalten, so trägt dies, wie Dr. Berkowitz sagte, dazu bei, daß „nicht nur die Filme, sondern auch die Handlung gerechtfertigt wird, was dazu führt, daß sich der Zuschauer nicht so sehr der Gefahren bewußt ist und seine Hemmungen weniger groß sind“. Wenn das sexuelle Element hinzukommt, wie es oft der Fall ist, „wird größere Erregung bewirkt, und der Zuschauer setzt die erhaltenen Anregungen eher in die Tat um“.
Dr. Berkowitz’ Schlußfolgerung, die das Ergebnis über 20jähriger Forschungen ist, wurde von der New York Times in einem Artikel über mehrere Filme dieser Art zitiert. Viele Leute, so hieß es in dem Artikel, empfinden diese Sendungen als „besonders anstößig, gerade weil der Schilderung der entsetzlichsten und gewalttätigsten Handlungen ein Anschein von Ehrbarkeit verliehen wird“.
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