Wir beobachten die Welt
„Umweltkrise steht vor der Tür“
◆ „Vielleicht muß erst einmal eine Katastrophe eintreten, etwa daß das Wasser im Rhein ,umkippt‘ und Großstädte wie Köln und Duisburg evakuiert werden müssen.“ Diese warnenden Worte äußerte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in der Evangelischen Akademie Arnoldshain. Daß eine Umweltkrise schon in kürzester Frist eintreten kann, davon war der Leiter der Heidelberger Forschungsstätte Prof. Dr. Georg Picht, überzeugt. Nach seiner Meinung sind die Öffentlichkeit und auch die Kirche auf diese Krise kaum vorbereitet. Wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse seien bisher im akademischen Bereich oder in Schubladen kirchlicher Bürokratie versandet.
Nahrungsreserven fast aufgebraucht
◆ Ernährungsexperten der Vereinten Nationen haben vor einer bedrohlichen Lebensmittelknappheit in der ganzen Welt gewarnt. So bemerkte der Generaldirektor der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), der Holländer Addeke H. Boerma, daß die Weizenreserven in den Exportländern ihren niedrigsten Stand seit 20 Jahren erreicht hätten. In demselben Zeitraum hätte die Weltbevölkerung um 50 Prozent zugenommen. Weiter schilderte er die augenblickliche Situation: „Falls die Erntelage in Nordamerika und im Fernen Osten sich weiterhin verschlechtern sollte, dann könnte es sehr leicht zu einer weltweiten Lebensmittelknappheit kommen.“ In den USA, in der Sowjetunion, in China, Indien und auf den Philippinen werden schlechte Ernten beklagt. Thailand, eines der Hauptexportländer, sah sich dieses Jahr gezwungen, wegen des schlechten Ernteergebnisses die Ausfuhr von Reis einzustellen. Innerhalb Ostasiens fehlen dieses Jahr zwei Millionen Tonnen Reis. Die Weltreisernte ist 1972 um 13 Millionen Tonnen zurückgegangen, die Erzeugerpreise stiegen um das Doppelte und die Verbraucherpreise um das Dreifache.
Selbst in europäischen Ländern können Ernährungsprobleme nicht ausreichend gelöst werden. Italien klagt über einen Mangel an Fleischwaren, und die Fleischimporteure greifen auf Bayern, Frankreich, Dänemark, die kommunistischen Balkanländer und Südamerika zurück. Es wurde versäumt, den eigenen Viehbestand zu vermehren. Jedoch wird die Nachfrage nach Fleisch nicht ständig durch Einkauf im Ausland befriedigt werden können. Professor Aldo Mariani vom römischen Ernährungsinstitut kommentierte die Situation wie folgt: „Die Raubzüge der reichen Länder, die Viehherden der armen Länder plündern, dürften bald auf entrüstete Widerstände stoßen. Da die Landwirtschaft ein Motor ist, der zu langsam arbeitet, um den Bedarf der Menschheit zu decken, bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen daß die Chemie neue Eiweißquellen erschließt, oder wir müssen rasch wieder Vegetarier werden ...“ Was aber essen, wenn auch diese Ernährungsquellen zur Neige gehen? In Verbindung mit dem Abschluß des Systems erwähnte Jesus auch Lebensmittelknappheit, und wir können heute die Erfüllung seiner Worte erdenweit beobachten. — Matth. 24:7; Luk. 21:11.
Weltweite Tendenz zum Sozialismus
◆ Eine vatikanische Delegation, die kürzlich Moskau besuchte, und ihre russisch-orthodoxen Gastgeber waren sich einig in der Feststellung, daß es „in vielen Teilen der Welt eine starke Tendenz zu verschiedenen Formen von Sozialismus“ gibt. An der theologischen Diskussion, mit der frühere Begegnungen fortgesetzt wurden und die dem Thema der Kirche in einer sich wandelnden Welt galt, nahm in der letzten Phase der Präsident des vatikanischen Sekretariats für die Einheit der Christen der holländische Kurienkardinal Jan Willebrands, teil. Mehrfach beteiligte sich auch der für die ökumenischen Beziehungen zuständige Oberhirte der russischen Orthodoxie, Metropolit Nikodim, an den Beratungen.
Der Papst — das Haupthindernis für die Einheit
◆ Papst Paul VI. würde auf den Vatikanischen Palast und den Petersdom verzichten, wenn ein solcher Schritt zur Einheit der Kirchen führen würde. Wie dem römischen Salesianer-Bulletin zu entnehmen ist, hat der Papst gegenüber dem Rektor der Salesianer-Universität, dem Spanier Antonio Maria Javierre, der im März die Exerzitien im Vatikan leitete, wörtlich erklärt: „Ich würde nicht zögern, diesen Palast abzuschaffen, wenn er das wirkliche Hindernis ist, ohne den Petersdom auszukommen, wenn er der Preis ist, der für die Einheit zu zahlen ist.“ Gemäß dem Bulletin hat der Papst dem spanischen Geistlichen ferner gesagt: „Ich bin das Haupthindernis. Nicht als Person, das ist klar, aber als Papst, ich weiß. Und ich wäre sehr froh, wenn ich jedes Hindernis beseitigen könnte. Es fehlt unter euch nicht an solchen, die mir einen Rücktritt nahegelegt haben. Aber erscheint Ihnen das als die richtige Lösung?“ Er bat um Empfehlungen, wie er seinen Dienst „verbessern“ könne.