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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1959
w59 15. 6. S. 377-382

Der Ursprung des Christentums und die Schriftrollen vom Toten Meer

IM FRÜHJAHR 1947 gingen drei Beduinen in der Stadt Bethlehem umher und suchten, sieben alte Handschriften zu verkaufen. Es waren Lederrollen, von denen die einen biblische Texte und die anderen Aufzeichnungen einer Sekte enthielten, die die Beduinen in Steinkrügen fanden, die sie in einer Höhle entdeckt hatten. Da die Höhle in der Wüste Juda, nicht weit vom Toten Meer entfernt, liegt, wurden die Rollen unter dem Namen „Schriftrollen vom Toten Meer“ bekannt. Erst nach monatelangen Bemühungen gelang es den Beduinen, ihre Schriftrollen loszuwerden; vier davon nahm das Sankt-Markus-Kloster und drei die Hebräische Universität in Jerusalem. Sieben Jahre später kaufte die Universität auch die anderen vier Rollen, die inzwischen in den Vereinigten Staaten vergeblich für 250 000 Dollar zum Kaufe angeboten worden waren. Zu diesen vier Rollen gehörte die kostbarste, eine in althebräischer Sprache geschriebene Schriftrolle, die das vollständige Buch Jesaja mit allen sechsundsechzig Kapiteln enthielt.

Diese Schriftrollen sind nicht ohne guten Grund als der „größte Handschriftenfund der Neuzeit“ bezeichnet worden. Durch sachverständige Archäologen und Paläographen (Gelehrte, die sich mit der Entzifferung alter Schriften befassen) und auch durch das Kohlenstoff-14-Verfahren wurde ihre Entstehung in das zweite Jahrhundert vor Christus datiert. Der älteste bis dahin bekannte hebräische Zeuge für Gottes Wort war der Nash-Papyrustext, der aber nicht ganz so alt und nur eine kleine, aus vier Bruchstücken bestehende Seite ist, die nie zu einer Rolle gehörte. Zufälligerweise enthält er die Zehn Gebote und das Sch‘ma oder das jüdische Glaubensbekenntnis, wie es in 5. Mose 6:5, 6 zu finden ist.

Seit dem Jahre 1951 sind viele weitere ähnliche Entdeckungen gemacht worden, wobei Zehntausende von Bruchstücken alter Bibelmanuskripte zum Vorschein kamen. Da diese alle in der gleichen Gegend gefunden wurden, werden auch sie als Schriftrollen vom Toten Meer bezeichnet.

Abgeschlossen wurde die Geschichte von den Schriftrollen vom Toten Meer durch die Entdeckung der Siedlung Khirbet („Ruinen“) Qumran, die nur ungefähr eineinhalb Kilometer von der Höhle entfernt liegt, in der die ersten Rollen gefunden wurden. Wie es sich herausstellte, handelte es sich bei diesen Ruinen um die Überreste eines Klosters, in dem die Schriftrollen vom Toten Meer — zumindest die zuerst gefundenen — hergestellt wurden. Über die Sekte, die dieses Kloster bewohnte, sagt uns die „hervorragendste heutige Autorität auf dem Gebiet der Schriftrollen vom Toten Meer“, daß wir „heute genügend Beweise haben, um mit Sicherheit“, das heißt endgültig und unumstößlich, „sagen zu können, daß die Schriftrollen von den Essenern“ stammen, einer jüdischen Klostersekte, die ungefähr vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung Jerusalems, im Jahre 70 n. Chr., bestand.

In der ganzen Welt bekundete man großes Interesse an den Schriftrollen vom Toten Meer. Warum? Ganz besonders deshalb, weil von gewissen Seiten behauptet wurde, daß diese Rollen den menschlichen Ursprung des Christentums nachweisen würden.

Was zeigen indes die Tatsachen? Sind „die in den Evangelien und den Apostelbriefen erwähnten Riten und Vorschriften tatsächlich fast auf jeder Seite der Schriften der Sekte“ zu finden, von der die Schriftrollen vom Toten Meer stammen? Ist das Kloster von Qumran „möglicherweise eher die Geburtsstätte des Christentums als Bethlehem oder Nazareth“? Mußten wir warten, bis diese Schriftrollen entdeckt wurden, um schließlich „eine Erklärung für das Drama zu finden, das seinen Höhepunkt im Christentum erreichte“?

SCHEINBARE PARALLELEN

Es gilt vor allem zu beachten, daß Gelehrte, die keinen Unterschied machen zwischen dem heutigen sogenannten Christentum und dem biblischen Christentum, das in den Tagen Jesu gelehrt und ausgeübt wurde, fehlgehen müssen. In zweiter Linie zeigen sich zwischen dem, was die Bibel über das Christentum sagt, und dem, was Josephus, Plinius, Philo und die Schreiber der Schriftrollen vom Toten Meer über die Essener-Sekte sagen, nur oberflächliche Ähnlichkeiten. Im Grunde genommen ist der Unterschied zwischen den beiden so groß wie der Unterschied zwischen Tag und Nacht.

Als eine der angeblichen Ähnlichkeiten wird die Gütergemeinschaft erwähnt. Wenn jemand der Sekte vom Toten Meer beitrat, mußte er all sein Hab und Gut bis auf den letzten Heller dem Orden übergeben. Das ist mit dem verglichen worden, was in der frühchristlichen Gemeinde unmittelbar nach Pfingsten geschah, wobei besonders auf das Vorgehen gegen Ananias und Sapphira hingewiesen wird, die einen Teil ihres Erlöses zurückbehielten. Wie verhält es sich damit? — Apg. 4:32 bis 5:11.

Wir haben es hier nur mit einer oberflächlichen Ähnlichkeit zu tun. Wenn man in Betracht zieht, daß sonst nirgends in der Apostelgeschichte und auch in keinem anderen Buch der Christlichen Griechischen Schriften etwas davon gesagt wird, daß Christen ‚alles gemein hatten‘, erkennt man deutlich, daß man nur vorübergehend so handelte, und zwar bedingt durch die ungewöhnlichen Verhältnisse. Außerdem wurde von den Christen nicht verlangt, daß sie ihren ganzen Besitz ablieferten, und niemand wurde bestraft, wenn er das nicht tat, wie dies bei den Essenern der Fall war. Ananias und seine Frau wurden nicht bestraft, weil sie etwas zurückbehalten hatten, sondern weil sie sich als Heuchler entpuppten, denn sie gaben vor, den ganzen Erlös aus dem Verkauf ihres Besitzes abgeliefert zu haben, während sie in Wirklichkeit einen Teil zurückbehalten hatten. Sie dachten, sie könnten den Wortführer Gottes belügen und ungestraft davonkommen. Darin bestand ihre Sünde. Daß man in der frühchristlichen Gemeinde „alles gemein hatte“, war nur eine vorübergehende Einrichtung und beruhte auf Freiwilligkeit; bei der Sekte vom Toten Meer bestand sie jedoch immer und war obligatorisch, und wer sich in dieser Hinsicht etwas zuschulden kommen ließ, wurde streng bestraft. Welch ein himmelweiter Unterschied!

Eine weitere Ähnlichkeit behauptet man darin zu sehen, daß beide Gruppen, die Christen und die Essener, symbolische Waschungen oder Taufen vornahmen. Doch auch hier besteht nur eine oberflächliche Ähnlichkeit. Die Taufe, die Christus für sich und seine Nachfolger einführte, ist weder ein Symbol der Sündenvergebung noch ein Mittel, das diese bewirkt, denn Christus hatte keine Sünden. Sie ist ein Symbol des Schrittes der Hingabe an Gott, den ein Geschöpf unternommen hat, um Gottes Willen zu tun, und wird im Leben eines Christen nur einmal, und zwar durch einen anderen Christen, vollzogen. Bei den Essenern war die Taufe jedoch eine tägliche Zeremonie; sie wurde von den einzelnen selbst durchgeführt und diente einer rituellen Reinigung. Könnte es noch einen größeren Unterschied geben? — Matth. 3:13-15.

Ähnliche Argumente könnten gegen die Behauptung ins Feld geführt werden, daß das Abendmahl des Herrn nach dem Muster des Gemeinschaftsmahles der Essener durchgeführt werde. Das Abendmahl des Herrn wird zur Erinnerung an den Tod Christi richtigerweise nur einmal im Jahr, nämlich am 14. Nisan, gefeiert und hat rein symbolischen Charakter; der Apostel Paulus tadelte seinerzeit gewisse Personen, die das Abendmahl des Herrn als eine Gelegenheit betrachteten, ihren Hunger zu stillen. Das Gemeinschaftsmahl der Essener dagegen war eine tägliche Angelegenheit und diente dem Zweck, den Hunger zu stillen. — 1. Kor. 11:20-22.

Eine weitere Ähnlichkeit zwischen dem Christentum und der Sekte vom Toten Meer will man in bezug auf die eschatologischen Lehren, das heißt die Lehren über das Ende eines Systems der Dinge und den Tag des Gerichts, feststellen. Die Essener erwarteten ohne Zweifel den Gerichtstag und das Ende der Welt in ihren Tagen; aus diesem Grund sonderten sie sich ja von den übrigen Menschen ab, in dem Gedanken, sie seien so eher in der Lage, sich zu vervollkommnen, ähnlich wie es gewisse Sekten in den Vereinigten Staaten getan haben, die sich in bestimmte Gebirgsgegenden zurückzogen, um das Ende der Welt abzuwarten. Was indes die ersten Christen betrifft, ist klar, daß wenn auch einige von ihnen ‚den Tag Jehovas ungebührend zu beschleunigen‘ suchten, Jesus und besonders Paulus ihnen zu verstehen gaben, daß das Ende dieses Systems der Dinge noch in ferner Zukunft lag. Sagte Jesus nicht, daß zuerst die gute Botschaft vom Königreich in der ganzen Welt verkündigt werden müsse, bevor das Ende komme? Und schrieb der Apostel Paulus den Thessalonichern in seinem zweiten Briefe nicht, sie sollten nicht denken, der Tag Jehovas sei nahe gekommen, denn zuerst müsse noch der Abfall kommen und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, offenbar werden? Doch. — Matth. 24:14; 2. Thess. 2:1-12.

Ferner haben gewisse Gelehrte fünfhundert angebliche Parallelen zwischen den Christlichen Griechischen Schriften (dem Neuen Testament) und den ersten Schriftrollen vom Toten Meer, die von den Essenern berichten, zusammengestellt. Man könnte jedoch mit Recht fragen: Wie viele würden wohl noch übrigbleiben, wenn man alle Stellen, die auch in den Hebräischen Schriften zu finden sind, ausscheiden würde? Da das Christentum im alten Gesetzesbund vorgeschattet wurde und die Essener vorgaben, sich an die Vorschriften des Gesetzes zu halten, folgt, daß bei beiden viele gleichlautenden Äußerungen zu finden wären. Deshalb sagte ein Experte der Schriftrollen vom Toten Meer treffend: „Es ist in der Tat fraglich, ob die Lehren Jesu und die Glaubensansichten der Qumram-Gemeinschaft irgend etwas gemein haben, das nicht auch in anderen jüdischen Quellen gefunden werden könnte.“

AUFFALLENDE GEGENSÄTZE IN DEN LEHREN

Etwas, das in den Hebräischen Schriften mehr als irgend etwas anderes hervorgehoben wird, ist die Wichtigkeit des Namens Jehova. Pharao, Goliath, Sanherib und andere stolze Männer mußten erfahren, daß Jehova der allein wahre Gott ist. Und Jehova befreite sein Volk wiederholt aus diesem Grunde. (2. Sam. 7:23; Jes. 43:10-12; Hes. 36:21-23) Die Wichtigkeit des Namens Jehovas wird auch in den Christlichen Griechischen Schriften betont. (Matth. 6:9; Joh. 12:28; 17:6; Apg. 15:14) In den Glaubenslehren der Qumran-Gemeinschaft finden wir jedoch nichts dergleichen. Für sie war das Wichtigste nicht der Name Gottes, sondern ihre eigene Errettung.

Daß ein sündensühnendes Opfer nötig war, wird in der ganzen Bibel, vom ersten Buche Mose bis zur Offenbarung, hervorgehoben, und Jesus Christus wird als derjenige gekennzeichnet, der dieses Opfer darbrachte. (Joh. 1:29; Matth. 20:28; 1. Tim. 2:5, 6) In den Schriften der Qumram-Gemeinschaft suchen wir jedoch vergeblich nach einem Hinweis auf eine Erlösung durch ein solches Opfer, das von Jesus oder von sonst jemandem dargebracht worden wäre. Die Glieder dieser Gemeinde bemühten sich durch rituelle Reinigungszeremonien und einen strengen sittlichen Lebenswandel, das Heil zu erlangen.

Die Schreiber der Schriftrollen vom Toten Meer, die die Ansichten der Essener darlegten, zeigen auch, daß sie an die Unsterblichkeit der Menschenseele und an die ewige Qual als die Strafe für die Bösen glaubten. Diese beiden Lehren stehen in krassem Widerspruch zu den unmißverständlichen Lehren der Bibel, wonach die Menschenseele sterblich und das Ausgelöschtwerden oder der Tod die Strafe für Sünde ist. (Hes. 18:4; Röm. 6:23) Diese Sekte glaubte ferner an die Prädestination (Vorherbestimmung) einzelner Menschen; die Bibel berichtet uns jedoch nur von gewissen Erfordernissen und von ganzen Klassen von Menschen, die Gott zuvorbestimmte. Wenn das Geschick der einzelnen zuvorbestimmt wäre, dann hätte es keinen Zweck, ihnen zu predigen oder sie zum Ausharren zu ermuntern! — Kol. 1:23; Matth. 24:13.

Auch ist die Tatsache nicht zu übersehen, daß die Sekte, von der die Schriftrollen vom Toten Meer stammen, manches von der persischen Zarathustralehre übernommen hat. Ein Beweis dafür ist ihre Verehrung der Engel und der Sonne sowie der Nachdruck, den sie auf Mysterien legte. Das wahre Christentum hat mit irgendeiner heidnischen Religion absolut nichts gemein. — 2. Kor. 6:15-17.

AUFFALLENDE GEGENSÄTZE IN DEN BRÄUCHEN

Ein weiterer Beweis für die Unhaltbarkeit der Theorie, daß die Sekte vom Toten Meer das Christentum ins Leben gerufen habe, ist der auffallende Gegensatz, der zwischen den Bräuchen der beiden Gruppen besteht. Die Essener sonderten sich stolz von ihren jüdischen Zeitgenossen ab. Von ihrem Standpunkt aus ging die ganze übrige Welt zum Teufel. Alles, was sie interessierte, war ihr eigenes Seelenheil.

Wie anders ist doch das Christentum der Bibel! Statt sich abzusondern, ging Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und predigte die gute Botschaft von Gottes Königreich. Nicht nur das, er sandte auch zwölf und später sogar siebzig seiner Jünger aus, um dasselbe zu tun. Und kurz vor seinem Weggang gebot er ihnen, daß sie Menschen aus allen Nationen zu Jüngern machen und Zeugen sein sollten bis in die entferntesten Teile der Erde. — Luk. 8:1; Matth. 28:19; Apg. 1:8.

In auffallendem Gegensatz zum biblischen Christentum war auch die asketische Lebensweise der Sekte. Der Apostel Paulus verurteilte die Askese als etwas, das ‚zwar einen Schein von Weisheit besitzt, infolge einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Schein-Demut, einer strengen Behandlung des Leibes, aber ohne Wert ist im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches‘. Jesus warf man von religiöser Seite aus vor, seine Jünger fasteten nicht, und er sei ‚ein Fresser und einer, der dem Weintrinken ergeben sei, ein Freund von Steuereinnehmern und Sündern‘. Jesus war bestimmt weit davon entfernt, ein Asket zu sein! — Kol. 2:23; Matth. 11:19; 9:14, NW.

Beachtenswert ist ferner der unchristliche Anspruch auf Exklusivität, den diese Klostersekte erhob. Ihre Mitglieder durften keine Speisen zu sich nehmen, die von Nichtmitgliedern zubereitet worden waren, und jemand, der irgendwie körperlich behindert war, wurde nicht aufgenommen. Schließlich bestanden unter ihnen Klassenunterschiede, die immer wieder hervorgehoben und streng beachtet wurden; man ging sogar so weit, daß ein Angehöriger eines höheren Ranges, das heißt ein Senior, der von einem Jüngeren berührt wurde, sich baden mußte, um wieder rein zu sein. Auch hüllten sie ihre Lehren in ein großes Geheimnis.

In auffallendem Gegensatz hierzu stellen wir fest, daß Jesus mit den verachteten Sündern und Steuereinnehmern aß und trank. Er diente fortwährend den körperlich Behinderten. Er lehrte seine Nachfolger, daß sie nur e i n e n Meister hätten, selbst aber alle Brüder seien. Und statt aus seinen Lehren ein Geheimnis zu machen, verkündete er sie weit und breit und gebot seinen Nachfolgern, sie von den Hausdächern auszurufen. — Matth. 10:27; 15:31; 23:8.

Außerdem atmen die Sektenrollen vom Toten Meer den bitteren Haß, den diese Sekte gegen alle, die nicht zu ihr gehörten, hegte. Welch ein Gegensatz zu dem, was Jesus seinen Jüngern zu tun gebot, als er sagte: „Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und er läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte.“ — Matth. 5:44, 45, NW.

NEUEN WEIN IN NEUE SCHLÄUCHE

Skeptiker, wie Unitarier und Agnostiker, werfen den Christen vor, sie betrachteten die Beweise aus den Schriftrollen vom Toten Meer nicht objektiv, ja sie fürchteten sich vor diesen Beweisen. Die vorangegangenen Darlegungen weisen diesen Vorwurf zurück. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Jene, die aus den Schriftrollen vom Toten Meer den menschlichen Ursprung des Christentums nachweisen wollen, nehmen zu sensationellen Erklärungen und dogmatischen Behauptungen Zuflucht und sind deshalb zu Recht beschuldigt worden, „aus obskuren Texten zweifelhafte Schlußfolgerungen“ gezogen zu haben. Nicht nur das, sie haben sich in ihren Aussagen auch wiederholt widersprochen, und all das verrät, daß es eher ihnen an Objektivität mangelt und daß sie sich eher von Gefühlen leiten lassen, um zu beweisen, daß die Bibel im Irrtum ist, als die Befürworter der Bibel es tun, um zu beweisen, daß die Bibel recht hat. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang die treffende Erklärung eines jüdischen Gelehrten: „Ich weise die Behauptung, daß die Schriftrollen vom Toten Meer und das Christentum in einer besonderen Beziehung zueinander ständen, nicht deshalb zurück, weil dadurch irgendwelche theologischen Ansichten verletzt würden, sondern weil diese Behauptung eine Beleidigung der nüchternen, unvoreingenommenen Forschung darstellt.“

Obwohl die meisten ernsthaften Forscher den extremen Standpunkt ablehnen, daß die Gemeinschaft, die die Schriftrollen vom Toten Meer herstellten, die Geburtsstätte des Christentums sei, fühlen sie sich doch verpflichtet, in der Predigttätigkeit und den Lehren Johannes’ des Täufers und Jesu Christi nach allen möglichen Spuren des Essenertums zu suchen. Wenn aber solche vorhanden wären, wie könnten wir uns dann erklären, daß sich die Heilige Schrift über diese Sekte völlig ausschweigt? Die Pharisäer, Sadduzäer, Herodianer und Zeloten werden erwähnt, nicht aber die Essener und ihr Kloster von Qumran. Warum nicht?

Wenn Jesus mit ihnen in Berührung gekommen wäre, hätte er sie bestimmt mit noch schärferen Worten zurechtgewiesen, als er dies den Pharisäern gegenüber tat, denn sie übertrafen die Pharisäer noch im Mückenseihen und Kamelverschlucken. Wenn ein Tier am Sabbat in eine Grube fiel, durfte ein Pharisäer es herausholen, ein Essener jedoch nicht. Eine essenische Amme durfte am Sabbat nicht einmal ein Kind tragen. Und ein Essener durfte nur solche Fische essen, die lebend aufgeschlitzt worden waren, um das Blut auslaufen zu lassen. — Matth. 23:23, 24; Luk. 14:3-6.

Johannes der Täufer taufte nicht nach dem Muster der Essener. Er sagt uns selbst, daß Gott ihn zum Taufen ermächtigt habe. (Joh. 1:33) Jesus brachte eine neue Botschaft, die in der Bibel mit neuem Wein verglichen wird, der ganz anders war als der „alte Wein“ der jüdischen Sekten, seien es Essener oder Pharisäer. Und er wußte wohl, daß es nicht gut gewesen wäre, wenn dieser „neuer Wein“ in die vertrockneten, alten Weinschläuche sektiererischer Organisationen und Methoden gefüllt worden wäre. Er erhielt diesen „Wein“ von seinem Vater, wie er es selbst bekannte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann aus eigener Initiative gar nichts tun, sondern nur das, was er seinen Vater tun sieht.“ Wir anerkennen sein Zeugnis als wahr. Und so können wir, ungeachtet all der Theorien, die Menschen vorbringen, versichert sein, daß das Christentum von Gott stammt und seinen Ursprung nicht im geringsten den Schriftrollen vom Toten Meer und deren Sekte verdankt. — Luk. 5:37-39; Joh. 5:19, NW.

Ganz im Gegensatz zu den Schriftrollen, die die Philosophien der Essener enthalten, enthalten die Bibelmanuskripte, die in der Nähe des Toten Meeres so zahlreich gefunden wurden, Gottes Wort und bilden eine erstaunliche Bestätigung für die Tatsache, daß es sich nicht verändert hat, denn „das von Jehova gesprochene Wort bleibt für immer“. — 1. Pet. 1:25, NW.

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