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Erwachet! 1974
g74 22. 6. S. 5-8

Hungersnot in Afrika

HUNGERSNOT — jene gefürchtete Plage — verwüstet zur Zeit weite Teile des afrikanischen Kontinents. Für Nichtafrikaner ist es sehr schwierig, sich vorzustellen, in welchem Ausmaß dieser Erdteil betroffen wird.

Nimm eine Karte von Afrika zur Hand, und lege den Finger auf den westlichsten Zipfel, wo die Länder Senegal und Mauretanien liegen; führe ihn dann unterhalb der Sahara in Richtung Osten, über Mali, Obervolta, Niger und Tschad. Du hast jetzt ein Gebiet von mehr als 3 500 Kilometern überquert: die Sahel-Zone, die die Heimat für mehr als 25 Millionen Menschen ist. Seit fünf Jahren leidet ein großer Teil dieses Gebietes unter einer der schlimmsten Hungersnöte seit Menschengedenken.

Überspringe jetzt den Sudan und gehe nach Äthiopien. Auch dort herrscht in zwei dichtbesiedelten Provinzen gerade eine schwere Dürre, und die Menschen leiden an Unterernährung. So wird Nordafrika vom Westen bis zum Osten vom Hunger heimgesucht. Wenn auch anscheinend in manchen Berichten aus Afrika übertrieben wurde, bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die Lage ernst ist.

Verhältnisse in der Sahel-Zone

In der Sahel-Zone liegen die Tagestemperaturen normalerweise bei 46 °C im Schatten. Diese Gluthitze ohne den ausgleichenden Regen zur rechten Zeit hat das früher noch einigermaßen fruchtbare Land unfruchtbar gemacht. Die wenigen Feldfrüchte, die der drückenden Hitze standhalten, sind verkümmert, nur halb ausgewachsen und verdorrt. Bäume stehen da wie starre, brüchige Skelette. Wo früher Weideland war, ist jetzt Wüste.

Flüsse sind zu Sand geworden. Bäche sind nur noch verseuchte Schlammlöcher. Bis zu 80 Prozent der Herden — Tausende von Rindern, Ziegen, Schafen und Kamelen — konnten vor Schwäche nicht mehr weiter und haben sich zum Sterben auf den verdörrten, mit Rissen durchzogenen Boden fallen lassen.

Der verheerendste Schaden wurde jedoch unter den Menschen angerichtet. Im letzten Sommer schätzten Regierungsvertreter, daß etwa sechs Millionen Menschen sterben würden, wenn kein Regen käme oder wenn nicht weiterhin große Mengen Nahrungsmittel von anderen Nationen gespendet würden. Eine Katastrophe dieses Ausmaßes scheint, wenigstens zu diesem Zeitpunkt, abgewendet zu sein. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen tatsächlich gestorben sind, obwohl nach den meisten Schätzungen „zahllose Tausende“ zugrunde gegangen sind.

Die Vielzahl der Faktoren macht es schwer, die genaue Zahl der Todesfälle zu ermitteln. Viele der Opfer sind Nomaden, die in der Wüste leben und sterben, weit entfernt von den Zentren der Bevölkerung. Darüber hinaus werden die Todesfälle oft Krankheiten zugeschrieben, die erst durch den Hunger tödlich werden, und nicht dem Hunger selbst.

Die Lebensbedingungen in der Wüste sind so hart geworden, daß einige Stämme in Tschad darum gebeten haben, von der Schutzimpfung gegen Diphtherie ausgenommen zu werden. Warum? Die Stammesangehörigen sagten, es sterbe sich schneller an der Krankheit als am Hunger. Die Härte der Lebensbedingungen zeigt sich auch dadurch, daß von Viehhirten berichtet wird, die selbst auf Wasser und Milch verzichteten, damit die Kälber am Leben bleiben könnten. Gemäß Berichten wurden sogar einmal wertvolle Kamele angestochen, um an ihren Wasservorrat heranzukommen. Von anderen Nomaden wird gesagt, sie hätten Mist ausgepreßt, um Flüssigkeit zu erhalten.

Die schwerwiegenden Auswirkungen des Hungers zeigen sich vor allem bei Kindern und alten Menschen. Die Rettungsmannschaften erzählen von Kindern, die durch den Hunger entstellt und oft zu entkräftet seien, um nach ihrer Essenration anzustehen.

Hungersnot in Äthiopien

Es hat etwas länger gedauert, bis aus Äthiopien Berichte über Nahrungsmittelknappheit kamen, jedoch ist das Bild dort nicht weniger grausig als in den westlichen Gebieten Afrikas. In einem UNO-Bericht wird behauptet, daß zwischen April und August 1972 etwa 100 000 Menschen in Äthiopien gestorben seien. Einige Beamte behaupten, die Zahl sei in Wirklichkeit viel höher gewesen.

Wie dem auch sei, seitdem sind zahllose weitere Menschen gestorben. In nur dreizehn Auffanglagern in einer der Provinzen sind laut Berichten jede Woche zwischen 700 und 1 000 Personen gestorben. Einer der Helfer in einem Lager sagte: „Wenn die Menschen hier in so kurzer Zeit sterben, dann können wir absolut sicher sein, daß sie auf dem Land zu Hunderten, wenn nicht Tausenden, sterben.“

Ein Augenzeugenbericht von Jonathan Dimbleby, der in der britischen Zeitung The Guardian erschien, beschreibt das „trostlose Bild“, das sich einem in den Auffanglagern bietet:

„Ein Kind, das verzweifelt an der ausgetrockneten Brust seiner verhungernden Mutter saugt; eine Frau, die an Ruhr erkrankt ist und versucht aus ihrer Behausung herauszuwanken, aber es nicht bis zur Latrine schafft; ein Junge von vielleicht 12 Jahren, Arme und Beine Streichhölzern gleich, der sich abmüht, einen Krug Wasser zu schleppen, der nicht schwerer ist als ein Liter Milch; ein anderer, der den Kopf seines sterbenden Vaters im Arm hält — wohin wir auch sahen, die gleichen verzweifelten Augen.“

Die Lage ist so schlimm geworden, daß ein Arzthelfer im Lager Kembolishia behauptete: „Wenn es noch mal eine Mißernte gibt, haben wir meiner Meinung nach eine Massenkatastrophe vor uns.“

Welche Ursache hat die Hungersnot?

Wie ist es aber zu dieser Situation in Westafrika und Äthiopien gekommen? Eine unmittelbare Ursache ist natürlich, daß es nicht genug geregnet hat.

Es ist jetzt das sechste Jahr, in dem die Sahel-Zone ohne nennenswerte Niederschläge ist. Die Trockenheit hat sich selbst am Leben erhalten, indem sie einen scheinbar endlosen Kreislauf in Gang gesetzt hat. Während der Boden heißer wird, trocknet er aus. Die relative Luftfeuchtigkeit sinkt, und dies wiederum erschwert die Bildung von Regenwolken. Das Resultat ist größere Hitze; so geht der Kreislauf weiter. Die großen Flüsse, die sonst natürliche Hindernisse für die vorrückende Wüste bilden, werden zu Rinnsalen. Als Ergebnis dehnt sich die Sahara anscheinend mit jedem Jahr weiter nach Süden aus.

Es gab einige kleine Unterbrechungen im Dürrekreislauf, doch haben diese nicht ausgereicht, um von wirklichem Nutzen zu sein. Wenn die Bauern nach einem kurzen Regenguß Hirse, Durra oder Erdnüsse pflanzen, läßt die Sonne sie verwelken. Im letzten Jahr säten einige Bauern drei- und viermal nach einem plötzlichen Regenfall aus. Und doch reiften wenige dieser Pflanzen bis zur Ernte heran, da die beständige Feuchte fehlte.

Der Dürrekreislauf wurde auch noch auf andere Weise in Gang gehalten — vom Menschen. Während der Trockenheit aßen einige Bauern aus Hunger und Verzweiflung ihr Saatkorn, das sie für das nächste Jahr beiseite gelegt hatten. Ein Diplomat aus dieser Gegend sagte zu dem ungewöhnlichen Charakter dieser Tat: „In meinem Land ist das Aufbewahren der Saat eine heilige Pflicht. Jahr für Jahr sucht sich der Bauer die allerbesten Körner seiner Ernte aus und hebt sie als Saatgut auf. Dieses Jahr jedoch haben sie die Saat aufgegessen. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.“ Wenn das Saatgut aufgegessen ist, bleibt für das nächste Jahr nichts zum Anpflanzen, selbst wenn die Wachstumsbedingungen ausgezeichnet wären.

Der Mensch hat die Trockenheit in der Sahel-Zone auch noch auf andere Weise verschlimmert — durch eine Überbeanspruchung der Weidegebiete. Anfang der 1960er Jahre, als es reichlich Nahrung für die Haustiere zu geben schien, ermunterte man die Herdenbesitzer, viel mehr Tiere zu züchten, als die Weidegründe überhaupt ernähren konnten. Dies waren oft noch sehr widerstandsfähige Tiere, die besonders gegen Krankheiten geimpft wurden. Als dann einige Jahre lang kein Regen kam, zog man mit diesen großen Herden weiter nach Süden, wo es noch Wasser und Weidegebiete gab. Riesige Gebiete, die sonst noch einigermaßen fruchtbar waren, wurden auf diese Weise langsam, aber gründlich jeglicher Vegetation beraubt.

Schwierigkeiten mit den Hilfsmaßnahmen

Die Art und Weise, wie sich diese Hungersnot entwickelt hat, trug auch zu ihrer Schwere bei. Die extremen Ausmaße der Hungersnot entwickelten sich nur sehr langsam. Im Gegensatz zu einigen anderen Nahrungsmittelknappheiten der Neuzeit fehlte bei dieser der gewisse „sensationelle“ Aspekt. Deshalb wußte die übrige Welt nichts von den Vorgängen in den heimgesuchten Gebieten. So setzte auch die Hilfe langsam ein.

Anscheinend erkannten die Regierungsstellen in den betroffenen Ländern das Ausmaß der Hungersnot erst dann richtig, als die Nomaden begannen, die Wüste zu verlassen und zur Nahrungssuche in die Städte zu kommen. So wuchs die Hauptstadt eines der westafrikanischen Länder innerhalb weniger Monate von 40 000 auf 120 000 Einwohner an.

Andererseits sieht es auch so aus, als sei die volle Tragweite der Hungersnot von einigen Behörden dieser Länder absichtlich vertuscht worden. Auf diese Weise wollte man das „Image“ als Entwicklungsland vor den Ländern in der Welt ohne Makel lassen. Die Nomaden aus den Wüsten waren in den großen Städten nicht immer willkommen. Es wird von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtlingen und der ansässigen Bevölkerung berichtet, die die Nomaden als „Schmarotzer“ betrachtete.

Afrikaner beschuldigten andere afrikanische Nationen der Gleichgültigkeit und warfen ihnen vor, sie hätten auf die Hilferufe zu langsam reagiert. So schrieb die regierungseigene Zeitung Tanzanian Daily News: „Was ist los mit dem Geist der Brüderlichkeit in Afrika? ... Wir reden so viel über afrikanische Einheit und Solidarität, aber wenn es auf Taten ankommt, lassen wir die Hände in der Tasche stecken.“

Darüber hinaus wurden anscheinend in manchen Fällen die nichtafrikanischen Hilfsorganisationen sehr behindert, als sie versuchten, den gefährdeten Gebieten schnell Hilfe zukommen zu lassen. Die Langsamkeit und die Fehler der Bürokratie ihrer eigenen und der fremden Länder bewirkten, daß die Nahrungsverteilung lange aufgehalten wurde. Trotz allem war es nach einiger Zeit soweit, daß eine Anzahl Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen lebenswichtige Versorgungsgüter beschaffen, verschicken und dann per Eisenbahn, Lastwagen und selbst Kamel verteilen konnten. Flugzeuge warfen in den Wüstengebieten mit dem Fallschirm Nahrungsmittel ab, die für die Nomaden bestimmt waren.

Wie sieht aber die Zukunft aus?

Kann derartigen Hungersnöten ein Ende bereitet werden?

Für die nächste Zeit sind weitere Lieferungen von Hilfsgütern geplant worden. Schätzungen sprechen davon, daß in diesem Jahr 600 000 Tonnen Nahrungsmittel für die Sahel-Zone bereitgestellt werden müssen. Doch selbst wenn der Regen in wenigen Monaten wieder einsetzt, wird es noch viele Jahre dauern, bis der Schaden wiedergutgemacht ist. Kühe, die durch den Hunger ausgemergelt sind, können keine Kälber mehr tragen. Menschen sind von ihrem Grund und Boden vertrieben worden und sehen sich jetzt einer völlig neuen Lebensweise in den Städten gegenüber.

Wie steht es mit den langfristigen Plänen? Kann man den Hunger aus Afrika für immer verbannen? Die meisten Regierungsbeamten werden zugeben, wenn sie wirklich ehrlich sind, daß die Aussichten dafür gering sind.

Es stimmt, daß manche davon reden, die Flüsse zu stauen, die dann in Jahren der Trockenheit das Land mit Wasser versorgen. Aber genau dadurch werden neue Brutstätten für Mücken geschaffen, die in dieser Gegend die gefürchtete „Flußblindheit“ hervorrufen. Tausende, die davon jetzt schon befallen sind, können keine Landarbeit mehr verrichten; dadurch gibt es nur noch mehr wirtschaftliche Probleme.

Andere Experten sprechen davon, daß „Bildung“ die Nahrungsprobleme Afrikas lösen könne. Für viele Afrikaner jedoch ist „Bildung“ nichts anderes als ein Versuch, ihnen die westliche Lebensart aufzuzwingen. Joseph Ki-Zerbo aus Obervolta argumentiert, daß die Afrikaner dadurch in Wirklichkeit von anderen abhängig gemacht werden. Er schreibt in Ceres, einer Veröffentlichung der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft:

„In Afrika, wo riesige Landgebiete Jahr für Jahr brachliegen, weil es an Maschinen und an der nötigen Ausbildung fehlt, und darauf warten, zu wertvollem Ackerland gemacht zu werden, war die Bevölkerung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Lage, sich selbst zu ernähren, wenn auch nur mittelmäßig. Doch jetzt wird sie immer abhängiger von amerikanischer Hirse, sowjetischem Reis und europäischem Mehl und Grieß, um am Leben zu bleiben. Die unterentwickelten Länder kriechen immer weiter unter den gedeckten Tisch der reichen Völker.“

Nein, die Menschen dieser Welt haben keine wirkliche Lösung für die Hungersnot in Afrika. Doch Gott, der die Erde erschaffen und sie mit der Fähigkeit versehen hat, Nahrung zu produzieren, hat die Lösung. Die Nahrungsprobleme der leidenden Bevölkerung Afrikas und die der Menschen in den anderen Teilen der Welt werden nur durch das Königreich Gottes dauerhaft gelöst werden.

Jesus Christus sagte voraus, daß es während „des Abschlusses des Systems der Dinge“ neben anderen schwerwiegenden Problemen auch Nahrungsmittelknappheit geben werde (Matth. 24:3, 7, 8). Die Tatsache, daß trotz weltweiter Ernährungsorganisationen, guter Absichten der Menschen und neuester Technologie derartige Zustände weiterhin vorherrschen, zeigt deutlich, daß wir heute die Erfüllung dieser Prophezeiung erleben.

Die Bibel sagt ebenfalls voraus, daß Gottes Königreich der selbstsüchtigen Vorherrschaft des Menschen auf der Erde ein Ende bereiten und dafür sorgen werde, daß die Erde zu einem Paradies gemacht werde, wo es für alle Bewohner reichlich zu essen gebe. Auch dies wird sich bald erfüllen (Matth. 6:9, 10; Ps. 67:6, 7; 72:16).

[Karte auf Seite 5]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

MAURETANIEN

SENEGAL

MALI

OBERVOLTA

NIGER

TSCHAD

ÄTHIOPIEN

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