Exodus — Als Jehova Gott sich kundtat
EXODUS oder das zweite Buch Mose liefert uns reichhaltigen Aufschluß. Es berichtet über die Entstehung eines der ältesten Völker der Erde und davon, wie Israel erwählt, aus ägyptischer Knechtschaft befreit und in ein Bundesverhältnis mit Jehova Gott gebracht wurde. Dieses Buch enthält die beste Gesetzessammlung, die je einem Volk gegeben wurde, und schildert eine Reihe erstaunliche Wunder. In dem bedeutendsten aller Berichte wird gezeigt, daß sich der wahre Gott, Jehova, der Schöpfer, auf eine Weise kundtat wie nie zuvor. Außerdem enthält es viele prophetische Vor- oder Schattenbilder kommender besserer Dinge.
„Das ist alles gut und schön“, sagen sich vielleicht einige unserer Leser, „doch wieso können wir sicher sein, daß das Buch Exodus geschichtlich genau ist und daß es von Moses geschrieben wurde?“ Einmal ist dazu zu sagen, daß es im übrigen Teil der Bibel sehr viele Hinweise gibt, die die im Buch Exodus geschilderten Ereignisse als historisch darstellen und den Bericht darüber Moses zuschreibena. Des weiteren wird die Authentizität des Buches Exodus durch seine Offenheit bezeugt, denn Moses verschont weder sich noch sein Volk. Und auch nach dem Zeugnis der jüdischen Überlieferung ist der Pentateuch, zu dem das Buch Exodus gehört, authentisch und war Moses sein Schreiber.
Chronologisch kann das zweite Buch Mose, das ungefähr 145 Jahre der Geschichte Israels behandelt, in drei Teile gegliedert werden: der Aufenthalt der Israeliten in Ägypten (1:1 bis 12:36), ihr Marsch von Ramses in Ägypten zum Berg Sinai in Arabien (12:37 bis 18:27) und ihr Aufenthalt in der Wildnis am Berg Sinai (19:1 bis 40:38). Während jeder dieser drei Zeitspannen tut sich Jehova wirklich kund — seinen Namen, seine Vorsätze, seine Eigenschaften —, und zwar in Worten und durch Taten. Alles scheint Moses bis zum Jahre 1512 v. u. Z. schriftlich niedergelegt zu haben.
DIE ISRAELITEN IN ÄGYPTEN
Die ersten beiden Kapitel berichten, welche Erfahrungen Jakobs Nachkommen in Ägypten machen. Sie vermehren sich dort so schnell, daß sie von den Pharaonen zu Sklaven gemacht werden, doch ihre Zahl nimmt weiter zu. So erklärt der Pharao, daß alle männlichen Neugeborenen getötet werden sollten. Ein Kleinkind, dessen Mutter es in einem Kasten im Nil aussetzt, entgeht diesem Geschick. Die ägyptische Prinzessin entdeckt den Jungen, nimmt ihn als Sohn an und gibt ihm den Namen Moses, was „aus dem Wasser gerettet“ bedeutet. Moses wird im Haus des Pharaos erzogen. Mit vierzig Jahren nimmt er auf der Seite seines unterdrückten Volkes Stellung, indem er einen Ägypter tötet, wonach er gezwungen ist, nach Midian zu fliehen. Dort heiratet er und lebt noch vierzig Jahre als Hirte.
Dann bemerkt er eines Tages einen brennenden Busch, der aber vom Feuer nicht verzehrt wird, und er hört, daß Jehovas Engel ihn aus dem Busch ruft. Es wird ihm gesagt, daß der Boden, auf dem er steht, heilig ist, und er erfährt von seinem Auftrag, nach Ägypten zurückzukehren und sein Volk aus der Unterdrückung zu befreien. Auf seine Frage, was er antworten solle, wenn er gefragt werde, wer ihn gesandt habe, erklärt Gott durch seinen Engel: „Dieses sollst du zu den Söhnen Israels sagen: ,ICH WERDE MICH ALS SEIEND ERWEISEN hat mich zu euch gesandt‘ “ (2. Mose 3:14).
Moses bittet um Beweise, mit denen er zeigen könnte, daß Jehova ihm tatsächlich erschienen ist. Deshalb rüstet ihn Jehova an Ort und Stelle mit der Fähigkeit aus, drei Wunder zu wirken. Als erstes läßt er aus seinem Stab eine Schlange werden und daraus wieder einen Stab, und als nächstes läßt er seine Hand aussätzig werden und heilt sie dann. Jehova gebietet Moses, diese beiden Wunder und die Verwandlung von Wasser in Blut vor den Ältesten seines Volkes zu wirken. Doch Moses mangelt es sehr an Selbstvertrauen, und deshalb beauftragt Jehova Aaron, seinen Bruder, als sein Sprecher zu dienen.
In Kapitel 5 und 6 wird berichtet, wie Moses und Aaron vor Pharao erscheinen und ihn bitten, daß die Israeliten in der Wildnis Jehova Opfer darbringen dürfen. Doch Pharao antwortet geringschätzig und herausfordernd: „Wer ist Jehova, daß ich seiner Stimme gehorchen und Israel wegsenden sollte?“ Pharao beleidigt seine israelitischen Sklaven nicht nur, sondern fügt ihnen auch Leid zu, indem er ihre Lasten vermehrt. Deshalb versichert Jehova dem Moses, Pharao durch seine Macht so weit zu bringen, daß er die Israeliten ziehen läßt, und fügt hinzu: „Ich pflegte Abraham, Isaak und Jakob als Gott, der Allmächtige, zu erscheinen, aber hinsichtlich meines Namens Jehova habe ich mich ihnen nicht kundgetan.“ Wohl hatten sie den Namen Jehova vernommen, doch nun wollte Jehova sich einen Namen machen, und zwar so, wie er es noch nie getan hatte: „Ihr werdet bestimmt erkennen, daß ich Jehova, euer Gott, bin“b (2. Mose 5:2; 6:3, 7).
In dem Bericht wird weiter gezeigt, wie Moses vor Pharao verschiedene Wunder wirkt, von denen Pharaos Magier einige augenscheinlich nachahmen. Um dem Pharao Jehova kundzutun, wird Moses befähigt, weitere Wunder zu wirken, die als Plagen über Ägypten kommen: die Verwandlung des Wassers in Blut, die Frösche, die Stechmücken, die Hundsfliegen, die Pest über den Viehbestand sowie die Beulen an Mensch und Tier. Nach der sechsten Plage wird dem Pharao erklärt: „Deswegen habe ich [Jehova] dich bestehen lassen, um dir meine Macht zu zeigen und damit man meinen Namen verkünde auf der ganzen Erde“ (2. Mose 9:16). In Übereinstimmung mit dieser Erklärung tut sich Jehova weiter kund, indem er Hagel und Feuer sendet, durch eine verheerende Heuschreckenplage und eine dreitägige Finsternis, die so dicht ist, daß man sie „betasten kann“. Um zu unterstreichen, daß Jehova diese Plagen sandte, bleiben die Israeliten von der vierten Plage an verschont. Das ist nur ein Teil des Inhalts von Kapitel 7 bis 10.
Vor der zehnten Plage gebietet Jehova schließlich den Israeliten, ein „Passah“ zu feiern. Sie sollen am 10. Nisan für jede Hausgemeinschaft ein Lamm oder Jungtier nehmen, es am 14. Nisan schlachten, sein Blut an die Pfosten und an die Oberschwelle der Tür ihres Hauses sprengen, das Tier braten und es nach Sonnenuntergang mit bitteren Kräutern und ungesäuertem Brot essen, während sich die ganze Familie im Hause aufhält. Gegen Mitternacht geht Jehovas Engel durch das Land und schlägt jeden Erstgeborenen in Ägypten, vom Erstgeborenen Pharaos bis zu dem des niedrigsten Lasttieres (2. Mose 11:1 bis 12:36).
VON RAMSES ZUM BERG SINAI
Dadurch, daß sich Jehova auf diese Weise kundtut, wird Pharao veranlaßt, die Israeliten ziehen zu lassen. Zuerst treffen sie sich in Ramses. Doch Pharao bedauert bald seinen Entschluß und jagt mit seiner Militärmacht den Israeliten nach, um sie zurückzuholen. Um den Israeliten, die in der Falle zu sein scheinen, entrinnen zu helfen, tut sich Jehova dadurch kund, daß er ihnen im Roten Meer einen breiten Korridor öffnet. Pharao und seine Armee verfolgen die Israeliten auf dem geöffneten Korridor. Doch sobald die Israeliten sicher auf die andere Seite gelangt sind, läßt Jehova das Meer auf Pharao und seine Armee zurückkehren, so daß sie alle ertrinken. Die Israeliten brechen in Jubel aus. Doch wie furchtbar für die Ägypter, Jehova auf diese Weise kennenlernen zu müssen! (2. Mose 12:37 bis 15:21).
Von da bis zum Berg Sinai in Arabien lernen die Israeliten Jehova noch besser kennen. Er verwandelt bitteres Wasser in süßes, sorgt für Fleisch in Form einer Schar Wachteln und sendet vom Himmel eine schmackhafte zerealienartige Substanz, die sie „Manna“ nennen (2. Mose 15:22 bis 18:27).
AM FUSSE DES BERGES SINAI
Im dritten Monat nach dem Auszug aus Ägypten lagern die Israeliten am Fuße des Berges Sinai. Die restlichen Kapitel des Buches Exodus handeln von den Ereignissen, die sich während der folgenden neun Monate abspielen. Dort lernen sie durch Aussprüche und übernatürliche Erscheinungen noch mehr über ihren Gott, Jehova, kennen, besonders über seine ehrfurchteinflößende Erhabenheit, seine Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht.
Dort schließt Jehova mit ihnen einen Bund und gibt ihnen seine Gesetze, deren wichtigste die „Zehn Worte“, auch Dekalog genannt, sind. Diese haben vielen Kulturvölkern der Neuzeit als Grundlage für ihre Gesetze gedient. Die Israeliten sollten keine anderen Götter neben Jehova haben; sie sollten keine Statue und kein Bild anbeten; sie sollten den Namen Jehovas nicht unnütz gebrauchen; sie sollten den siebenten Tag der Woche, den Sabbat, heilighalten; sie sollten ihre Eltern ehren, und es wurde ihnen geboten, nicht zu morden, nicht Ehebruch zu begehen, nicht zu stehlen, kein falsches Zeugnis abzulegen und nichts zu begehren, was ihrem Nächsten gehörte (2. Mose 19:1 bis 24:18).
Vierzig Tage lang ist Moses auf dem Berg, er erhält Anweisungen, wie Jehova anzubeten ist, und Anweisungen über den Bau eines tragbaren Tempels oder einer Stiftshütte (2. Mose 25:1 bis 31:18). Die Israeliten werden es leid, daß er nicht zurückkehrt; sie machen ein goldenes Kalb und beten es an. Als Moses vom Berg herabkommt und dies sieht, wird er so zornig, daß er die beiden Tafeln, die die „Zehn Worte“ enthalten, zerschmettert. Nachdem die Götzendiener entsprechend bestraft worden sind, steigt Moses wieder auf den Berg und empfängt zwei neue Tafeln.
Diesmal sieht Moses Gottes Herrlichkeit, und er hört eine Stimme sagen: „Jehova, Jehova, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit, . . . der Vergehung und Übertretung und Sünde verzeiht, doch keinesfalls wird er Straffreiheit gewähren.“ Durch diesen Ausspruch hilft Jehova Moses und seinem Volk erneut, ihren Gott besser kennenzulernen (2. Mose 34:6, 7).
Moses kehrt zu den Israeliten zurück, und die Arbeit am Bau der Stiftshütte oder des Zeltes der Anbetung beginnt. Gegen Ende des ersten Jahres nach ihrem Exodus oder Auszug aus Ägypten haben die Israeliten dieses Zelt und alle dafür vorgeschriebenen Einrichtungsgegenstände fertiggestellt. Nachdem es aufgestellt und vollständig ausgestattet ist, verherrlicht Jehova Gott wiederum seinen Namen, indem er die Stiftshütte mit seiner Herrlichkeit erfüllt und bedeckt.
Ja, das Buch Exodus berichtet tatsächlich über eine Zeit, in der sowohl die Israeliten als auch ihre Feinde Jehova gemäß seiner Verheißung besser kennenlernten, als sie ihn je zuvor gekannt hatten. Wenn wir uns mit diesem Bericht befassen, ihn zu Herzen nehmen und entsprechend handeln, können auch wir Jehova, den wahren Gott, besser kennenlernen, und das wird sich zu unserem ewigen Nutzen auswirken.
[Fußnoten]
a Hinsichtlich Einzelheiten siehe die Bücher „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich“, Seite 18, 22 und 23 und Aid to Bible Understanding, Seite 547 und 548.
b Diese Wendung erscheint allein im zweiten Buch Mose neunmal.