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Die sogenannten Anachronismen der BibelDer Wachtturm 1960 | 15. September
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Da heute von den Christlichen Griechischen Schriften sehr alte Handschriften vorhanden sind, hat man die Abschreibfehler, die sich im Laufe der Jahrhunderte eingeschlichen haben, ermittelt und weiß auch, wann sie sich eingeschlichen haben. Vielleicht kann dies eines Tages auch von den Hebräischen Schriften eher gesagt werden, als es gegenwärtig der Fall ist. Gemessen an der Jesaja-Schriftrolle vom Toten Meer ist es jedenfalls klar, daß Gottes heiliger Geist dafür gesorgt hat, daß tatsächlich wenig solche Fehler, und meist unwesentliche, vorkamen. Wenn wir bereit sind, die betreffenden Schrifttexte einer näheren Prüfung zu unterziehen und etwas darüber nachzudenken, so werden wir immer wieder feststellen müssen, daß das, was als Anachronismus erscheinen mag, schließlich gar keiner ist.
Einer der ersten scheinbaren Anachronismen, die in den Hebräischen Schriften zu finden sind, ist der Hinweis auf die Stadt Dan in 1. Mose 14:14, wo wir lesen, daß Abram gewissen Königen nachjagte „bis Dan“. In Richter 18:29 lesen wir aber, daß die Daniter nach dem Einzug in das Land Kanaan der Stadt Lais den Namen Dan gaben. Da Mose starb, ehe der Name abgeändert wurde, behauptet man, er könne das erste Buch Mose nicht geschrieben haben.
Gewisse Bibelgelehrte bestehen jedoch darauf, daß es mehrere Städte mit dem Namen Dan gegeben habe. Sie weisen auf die Stadt Dan hin, die in 5. Mose 34:1 erwähnt wird, und auf Dan-Jaan, einen Ort, der in 2. Samuel 24:6 erwähnt wird. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß der Hinweis auf Dan in 1. Mose 14:14 auf einen Abschreibfehler zurückzuführen ist oder daß er von dem Abschreiber absichtlich gemacht wurde, um einem Mißverständnis vorzubeugen. Wie dem auch sei, so haben wir es hier jedenfalls nicht mit einem Beweis zu tun, der zeigen würde, daß Mose nicht der Schreiber des ersten Buches Mose war.
Das Siegeslied Moses, das in 2. Mose, Kapitel 15, aufgezeichnet ist und das von dem Sieg über die Heere Pharaos berichtet, die im Roten Meer umkamen, gilt ebenfalls als Anachronismus. Gemäß der modernistischen Interpreter’s Bible konnte Mose unmöglich der Verfasser dieses Liedes gewesen sein, weil darin gesagt wird, welchen Eindruck die wunderbare Befreiung der Israeliten und der Untergang der Heere Pharaos im Roten Meer auf die Bewohner Philistäas, die Stammfürsten Edoms und die Gewaltherrscher Moabs machten, und weil auch von Jehovas Heiligtum die Rede ist. Es handle sich hierbei um Anachronismen, die beweisen würden, daß dieses Lied nicht nur erst nach der Wüstenwanderung der Israeliten, sondern sogar erst nach dem Bau des Tempels Salomos und dessen Heiligtum verfaßt worden sei, und zwar von jemand, der sich im Geiste in die Lage Moses versetzt und diese Worte dann ihm zugeschrieben habe.
Das braucht jedoch nicht notwendigerweise gefolgert zu werden. Während seines vierzigjährigen Aufenthaltes im Lande Midian hat Mose zweifellos vieles über die umliegenden Länder und Völker erfahren, sofern er es nicht schon zufolge seiner Ausbildung am Hofe Pharaos gewußt hatte. Zudem erscheinen die betreffenden Stellen des Liedes alle in der Zukunftsform [siehe NW und SB] und sind in Wirklichkeit eine Prophezeiung. Es heißt von jenen Heiden, daß sie es hören sollen oder werden, daß sie darob erschrecken sollen oder werden und daß Jehova sein Volk in sein Heiligtum bringen wird. Alle, die zugeben, daß Jehova Gott in der Vergangenheit seine Diener gebrauchte, um sie inspirierte Prophezeiungen äußern zu lassen, werden keine Schwierigkeiten haben, die Tatsache anzuerkennen, daß Mose wirklich der Verfasser dieses Liedes war.
1. Mose 36:31 wird von Bibelkritikern als ein weiteres Beispiel eines offensichtlichen Anachronismus angeführt. Dieser Vers wurde vierhundert Jahre vor der Zeit geschrieben, da es in Israel Könige gab; er lautet: „Und dies sind die Könige, die im Lande Edom regiert haben, ehe ein König über die Kinder Israel regierte.“ Wenn wir jedoch etwas überlegen, so werden wir erkennen, daß Mose diese Äußerung gut machen konnte, auch wenn es damals in Israel noch keine Könige gab. Wieso denn? Weil Mose doch die Verheißung kannte, die Jehova dem Abraham gegeben hatte, als er zu ihm sagte: „Könige werden aus dir hervorgehen.“ Außerdem sagte Mose selbst voraus, daß sein Volk nach dem Einzug in das Land Kanaan einen König begehren werde. Er gab sogar Richtlinien darüber, wer zum König gewählt werden dürfte und wer nicht und was dieser König tun müßte. (1. Mose 17:6; 5. Mose 17:14-20, NW) Und wiederum wird den Kritikern der Bibel der Mund gestopft, da es sich auch in diesem Fall möglicherweise um eine Einschiebung handelt, denn in 1. Chronika 1:43, wo das gleiche Geschlechtsregister angeführt wird, erscheinen beinahe dieselben Worte.
Einen weiteren sogenannten Anachronismus finden wir in 2. Mose 16:35, wo wir folgendes lesen: „Und die Söhne Israel aßen das Manna vierzig Jahre lang, bis sie in ein bewohntes Land kamen. Sie aßen das Manna, bis sie an die Grenzen des Landes Kanaan kamen.“ (NW) Es ist allerdings kaum anzunehmen, daß Mose diese Worte damals niederschrieb, als er den Bericht verfaßte, in dem er beschrieb, wie die Israeliten das Manna erhielten, doch wer könnte bestreiten, daß er sie am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung noch hinzufügte, als er an der Grenze des Landes Kanaan stand und wußte, daß das Volk danach kein Manna mehr essen würde? Ob diese Worte nun von ihm oder von jemand anders hinzugefügt wurden, so können sie jedenfalls nicht als Beweis dafür angeführt werden, daß das ganze zweite Buch Mose nicht von Mose geschrieben worden sei.
Die Schlußworte der Bücher 5. Mose und Josua sind als Anachronismen bezeichnet worden, weil sie vom Tod der betreffenden Schreiber berichten. Es ist jedoch viel vernünftiger, anzunehmen, daß es sich dabei um Nachschriften handelt, die unter göttlicher Vorsehung hinzugefügt wurden, um den Bericht der betreffenden Schreiber zu vervollständigen, daß sie aber keineswegs beweisen, daß die Bücher nicht von Mose und Josua geschrieben wurden. Diese schwachen Argumente zeigen lediglich, daß die Bibelkritiker nicht objektiv sind.
Wenn wir die Bibel lesen, um darin Fehler zu finden und um eine Entschuldigung dafür zu haben, daß wir sie nicht als Gottes Wort und als unsere Richtschnur annehmen, dann werden wir das, was wir suchen, scheinbar finden. Wenn wir aber aufgeschlossenen Sinnes darin die Wahrheit suchen, dann werden wir sie finden und werden uns nicht an den sogenannten Anachronismen stoßen. Wir dürfen die Fülle von Beweisen, die wir für die Zuverlässigkeit der Bibel haben, wegen solch schwach begründeter Argumente, wie die sogenannten Anachronismen es sind, nicht einfach außer acht lassen.
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Der biblische Bericht über die Schöpfung bestätigtDer Wachtturm 1960 | 15. September
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Der biblische Bericht über die Schöpfung bestätigt
In der Zeitschrift Förkunnaren, was der Verkündiger bedeutet, nämlich des Wortes Gottes, schrieb der Astronom Arvid Ljunghall, Doktor der Philosophie, einen offenen Artikel über Naturwissenschaft und den Bibelbericht der Schöpfung. Er beschließt ihn mit den Worten: „Es kann also gesagt werden, daß die epochemachende Neuheit, die sich, vom christlichen Standpunkt aus gesehen, gezeigt hat, darin besteht, daß sozusagen unwiderlegbare Beweise gefunden worden sind, wonach unsere Welt ein begrenztes Alter hat und es eine Zeit gab, da das Universum und die Materie nicht existierten, und daß es deshalb einer Erschaffung bedurfte. Wir stehen somit vor der bemerkenswerten Tatsache, daß der Bibelbericht über die Schöpfung, der zu Anfang unseres Jahrhunderts so unwissenschaftlich, dem wissenschaftlichen Denken so ganz fremd zu sein schien, nun mit der neuzeitlichen Auffassung vom Universum gänzlich in Übereinstimmung ist.“ „Wer ernstlich an das Christentum glauben will und von der Überzeugung ausgeht, daß es einen Gott gibt, welcher alles erschaffen hat, der braucht nicht ohne Sinn und Verstand und aller wissenschaftlichen Forschung zum Trotz zu glauben. Sein Glaube ist völlig übereinstimmend mit den Gedanken über das Universum, die die Wissenschaft heute hat.“ — Svenska Dagbladet, 16. Dezember 1958.
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