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  • Millionen fragen: „Was sollen wir essen?“
    Erwachet! 1973 | 22. September
    • gewesen. Birma (manchmal als „Reisschüssel Südostasiens“ bezeichnet) verfügt nur noch über ganz geringe Überschüsse.

      Es ist verständlich, daß immer mehr Experten zu dem Schluß kommen, daß die wenigen Länder mit hoher landwirtschaftlicher Produktivität den übrigen Ländern der Welt nicht für immer mit Nahrungsmittellieferungen aushelfen können. Im Jahre 1969 sagte R. O. Greep von der Harvarduniversität:

      „Für die Weltlage ist von entscheidender Bedeutung, daß die Lebensmittelreserven in den Ländern mit hoher landwirtschaftlicher Produktivität wie in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Australien und Argentinien rapide zusammenschmelzen ... Alle, die sich ein Bild davon machen können, wie sich die Lage künftig entwickeln wird, hegen große Befürchtungen. ... Insbesondere für die Vereinigten Staaten wird das Problem akut sein, da wir als Hauptgetreidelieferant gelten. ... Wenn es eine Hungersnot gibt und die Nahrungsvorräte nicht ausreichen, werden wir vor der gräßlichen Frage stehen: Wer soll am Leben bleiben?“

      Als im Jahre 1973 ein Vertreter des kanadischen Weizenamtes gefragt wurde, ob Kanada die Welt weiterhin beliefern könne, entgegnete er: „Wenn man selbst nichts hat, kann man nichts verkaufen und nichts abgeben.“

      Es ist eine Realität, daß sich die ganze Menschheit einer Ernährungskrise gegenübersieht. Wird sie überwunden werden können? Diese Frage kann erst beantwortet werden, wenn wir wissen, warum der Menschheit jetzt eine Hungersnot droht.

  • Warum so viele hungern
    Erwachet! 1973 | 22. September
    • Warum so viele hungern

      „TAGTÄGLICH wachen fast zwei Milliarden Menschen in einer Umgebung auf, in der ihr Leben nur von einem einzigen Verlangen beherrscht wird, ... dem Verlangen nach Nahrung“, erklärte L. R. Brown vom „Overseas Development Council“. Millionen Menschen benötigen mehr oder qualitativ bessere Nahrung. Ist die Erde schuld daran, daß viele Menschen hungern müssen?

      Nein, die Erde kann außer ihren jetzigen 3,7 Milliarden Bewohnern noch viele weitere Milliarden Menschen ernähren. Fachleute sagen, dem Menschen stünde doppelt soviel kulturfähiges Land zur Verfügung, wie er in den vergangenen Jahrzehnten bebaut habe.

      Launenhaftes Wetter verschlimmert die Nahrungsmittelknappheit

      Ein wichtiger Faktor, der in Gebieten, in denen fruchtbarer Boden zur Verfügung steht, die Ernteerträge zu beeinträchtigen vermag, ist das Wetter. Die Zeitschrift Newsweek schrieb in einem Artikel: „Bisher kennt man noch kein Mittel gegen die Launen des Wetters.“

      Für die Hungersnot in Asien und Afrika sind zu einem großen Teil Dürren verantwortlich. In Indien waren im Jahre 1972 die Niederschläge des Sommermonsuns zu gering oder kamen zu spät, um für das Sommergetreide von Nutzen zu sein. In Bangladesh betrug die Menge der Niederschläge während der Vegetationszeit nur 60 Prozent der normalen Menge. Die Launenhaftigkeit des Wetters beeinträchtigte auch die Getreideerzeugung auf den Philippinen in gefährlichem Maße. Im Norden wurde die Reisernte durch die schlimmste Hochwasserkatastrophe der vergangenen hundert Jahre zerstört, während im Süden zufolge der Dürre nur geringe Ernteerträge erzielt wurden.

      In Rußland gab es in den vergangenen beiden Jahren Mißernten wegen des harten, fast schneelosen Winters; das Getreide wurde zum Teil durch Frost zerstört. Hsin Hua, die offizielle Agentur der chinesischen Volksrepublik, meldete, daß Chinas Ernte zum großen Teil nicht nur durch Dürre, Überschwemmungen und Frost zerstört wurde, sondern auch durch Stürme, Hagel und Schädlinge. Angesichts der gegenwärtigen Welternährungskrise sollte der Mensch erkennen, welch ein Schwächling er gegenüber den Naturgewalten ist.

      Durch die Unzuverlässigkeit des Wetters sind die Ergebnisse der „Grünen Revolution“ größtenteils zunichte gemacht worden. Es wird indessen befürchtet, daß der begrenzte Erfolg der „Grünen Revolution“ noch stärker beeinträchtigt werden könnte. Wodurch?

      Wenn große Flächen mit der gleichen Getreidesorte bebaut werden, besteht die Gefahr, daß die ganze Ernte einer Pflanzenkrankheit zum Opfer fällt. Auch Schädlinge, die eine bestimmte Getreidesorte befallen, können so eine ganze Ernte zerstören. In Pakistan kursiert der Witz: „Durch den neuen Wunderweizen ist auch eine neue Wunderheuschrecke entstanden!“

      Die Technologie löst das Problem des Nahrungsmangels nicht

      Der Mensch hat keine Macht über das Wetter. Doch wie steht es mit der Technologie? Wohl sind Methoden und Geräte entwickelt worden, die wertvoll sind; aber die Technologie hat auch viel zum gegenwärtigen Nahrungsmangel beigetragen. Die wachsenden Städte verschlingen immer mehr gutes Ackerland. Die Umweltverschmutzung durch die Industrie und die falsche Anwendung von Kunstdünger haben die Fruchtbarkeit zahlloser Morgen Land stark beeinträchtigt.

      Außerdem konzentriert sich die landwirtschaftliche Forschung größtenteils auf Feldfrüchte, die Geld einbringen, kümmert sich aber um Feldfrüchte, die in wärmeren Ländern ein Grundnahrungsmittel sind, sozusagen nicht. Aus einem Artikel in der Zeitschrift BioScience geht hervor, daß das weltweite Ernährungsproblem in den Tropen am akutesten ist. Dennoch wird der größte Teil der wissenschaftlichen Studien an Feldfrüchten betrieben, die nicht in den Tropen, sondern in Gebieten mit gemäßigtem Klima gedeihen.

      Die moderne Technologie hat somit im großen und ganzen das Problem des Nahrungsmangels nicht gelöst. In mancher Hinsicht hat sie sogar zur gegenwärtigen Ernährungskrise beigetragen. Auch andere Faktoren, für die ebenfalls der Mensch verantwortlich ist, haben dieses Problem verschlimmert.

      Politik und Hunger

      Für die Hungersnot, die jetzt in Ländern wie Kambodscha und Bangladesh herrscht, sind keine „Naturgewalten“ verantwortlich, sondern Kriege, die die Menschen aus politischen Gründen geführt haben. Viele der angelegten Felder, das Getreide und die Bewässerungsanlagen sowie zahllose Zugtiere sind dem Krieg zum Opfer gefallen.

      In Pnompenh, der Hauptstadt Kambodschas, ist es unter der hungernden Bevölkerung zu Unruhen und Plünderungen gekommen. Soldaten, die die Brücken bewachten, erhoben von den Lastwagenfahrern, die Lebensmittel in die Stadt beförderten, „schwarze Steuern“, so daß die Lebensmittel dann das Doppelte kosteten; in anderen Orten Kambodschas haben sich die Preise verdreifacht.

      In Bangladesh können die Schiffe die Häfen nicht anlaufen, weil sie vermint sind oder gesunkene Schiffe die Einfahrt versperren; auch können in jenem Land immer noch viele Brücken nicht benutzt werden. Von der Milliarde Dollar, die im vergangenen Oktober nach Bangladesh gesandt wurde, um die Not zu lindern, wurde nur ein Drittel zur Ernährung der Bevölkerung verwendet. Das übrige Geld wurde benutzt, um das Verkehrs- und Nachrichtenwesen wieder in Ordnung zu bringen.

      Häufig verhindert auch die Bürokratie, daß der Hunger erfolgreich bekämpft werden kann. So schrieb die Zeitschrift Newsweek:

      „In Indonesien scheitert alles an der Bürokratie. Das charakteristische System, das in diesem Land besteht, wird abs asal asal bapak senang (solange der Vater glücklich ist) genannt; unter diesem System haben die für landwirtschaftliche Fragen zuständigen Beamten nicht nur versäumt, Präsident Suharto über die Mißernte zu informieren, sondern sie haben es auch versäumt, Reisvorräte anzulegen.“

      Etwas Ähnliches konnte man in dem in Bombay (Indien) erscheinenden Wochenblatt Economic and Political Weekly lesen:

      „Den charakteristischen Vorgang kennen wir jetzt zur Genüge: Die gefälligen Beamten sagen den Unterstaatssekretären, was sie hören möchten, die Unterstaatssekretäre sagen den Staatssekretären, was sie hören möchten, und so geht es weiter bis zum Ministerpräsidenten.“

      Religion und Hunger

      Sogar die Religion kann zum Hungerproblem beitragen. Man beachte folgendes Beispiel:

      Das indische Dorf Nazrichawk im Staate Bihar hat 73 Einwohner. Das Ackerland, das zu diesem Dorf gehört, wird als „gut“ bezeichnet. Nach der letzten Dürreperiode im Jahre 1967 wurde außerdem eine leistungsfähige Bewässerungsanlage gebaut. Heute ist die Dieseltiefpumpe des Bewässerungssystems allerdings verrostet, und die Menschen hungern! Sie könnten jedoch die Pumpe reparieren lassen. Warum tun sie es nicht? Ein Artikel in der Zeitschrift Natural History gibt die Antwort. Es heißt darin auszugsweise:

      „Das Problem besteht darin, daß die notwendigen Arbeiten nur mit vereinten Kräften bewältigt werden könnten: Ein Projekt zu verwirklichen, das komplizierter ist als ein von einem Ochsen gezogenes Schöpfrad, erfordert die Zustimmung aller zu Fragen wie der Verteilung des Wassers, der Finanzierung und der Arbeitsteilung. Solch gemeinsame Projekte, die erforderlich wären, vermögen jedoch selten eine Gemeinde zu einigen, deren Bevölkerung gespalten ist zufolge ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Religionen, Kasten und politischen Parteien. ... Im ganzen Staat sind viele kleine, kastenbezogene politische Parteien tätig, und dadurch wird die Bevölkerung der Dörfer noch mehr zersplittert. Anstatt ein Gemeinwesen zu sein, zerfällt die Bevölkerung eines Dorfes oft in einzelne Gruppen, die wegen der Zugehörigkeit ihrer Glieder zu einer bestimmten Religion, politischen Partei oder Kaste einander feindlich gesinnt sind“ (Januar 1973, S. 34, 35).

      Ja, die Menschen hungern, weil sie zufolge religiöser Anschauungen und sozialer Bindungen uneins sind. Aber einige Religionen verschlimmern das Ernährungsproblem noch auf andere Weise.

      Gewisse Religionen sind gegen die Kleinfamilie; werden jedoch mehr Kinder geboren, so bedeutet das, daß die Zahl der Esser wächst. Schon jetzt hat allein Indien 550 Millionen Einwohner. Die indische Bevölkerung nimmt jedes Jahr um weitere 12 bis 13 Millionen zu. Diese Zahl entspricht der Zahl der gesamten Bevölkerung des australischen Kontinents! Wohl hat die indische Regierung sich offenbar ernsthaft bemüht, die Bevölkerung zu überzeugen, daß es besser wäre, die Kinderzahl einzuschränken, doch die Religion hat verhindert, daß diese Bemühungen von dem erhofften Erfolg gekrönt worden sind.

      Folgendes diene als Beispiel: Neue statistische Angaben zeigen, daß die Hindus im vergangenen Jahrzehnt nur um 24 Prozent zugenommen haben, die Moslems dagegen um 31 Prozent. Was unternahmen Führer des Hinduismus, als sie das erfuhren? Der in Bombay ansässige Journalist A. S. Abraham schrieb: „Sogleich benutzten sie diese statistischen Angaben, um zu beweisen, wie recht sie mit ihren wiederholten Aufrufen an die Hindubevölkerung hatten, keine Familienplanung zu praktizieren, damit sie nicht in die Gefahr käme, in ihrem eigenen Land eine Minderheit zu werden. Sie ignorierten einfach die Tatsache, daß 82 Prozent der Bevölkerung Hindus und nur etwa 12 Prozent Moslems sind.“ Solche religiösen Führer tragen viel dazu bei, daß die Bemühungen der Regierung, die Bevölkerung für die Familienplanung zu gewinnen, im Sand verlaufen.

      Die meisten Inder sind außerdem ohne weiteres bereit, die Wünsche ihrer religiösen Führer zu erfüllen. Warum? Weil die Kinder für sie einen gewissen Reichtum darstellen. Die Landbevölkerung setzt ihre Kinder zum Beispiel zum Hüten der Ziegen ein. Ferner möchten die Eltern, daß die Kinder für sie sorgen, wenn sie alt geworden sind. In Asien sterben viele Kinder im zarten Alter; die Eltern sagen sich, je mehr Kinder sie hätten, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, daß einige von ihnen aufwachsen würden und noch lebten, wenn sie, die Eltern, alt geworden seien.

      Aber nicht nur die „östlichen Religionen“ leisten den Regierungsprogrammen für die Familienplanung Widerstand. Auch im Lager der Christenheit wird hartnäckig dagegen gekämpft.

      Im Jahre 1930 faßte Papst Pius XI. in dem Rundschreiben über die christliche Ehe (Casti connubii) die offizielle katholische Lehre über die Geburtenregelung zusammen. Von den meisten Methoden der Geburtenkontrolle schrieb er, sie würden „gegen das Gesetz Gottes und der Natur“ verstoßen. „Die solches tun, beflecken ihr Gewissen mit schwerer Schuld.“ Seither ist dieser Standpunkt von seinen Nachfolgern bestätigt worden.

      Der jetzige Papst, Paul VI., erklärte in seiner Rede, die er im Oktober 1965 vor den Vereinten Nationen hielt, daß eine „künstliche Kontrolle der Geburten“ „unvernünftig“ wäre. Im Juli 1968 veröffentlichte er dann selbst ein Rundschreiben über dieses Thema, die Enzyklika Humanae Vitae. Bis zur Mitte des Jahres 1970 — nur zwei Jahre nach der Veröffentlichung dieses Rundschreibens — hatte die Bevölkerung Südamerikas, die überwiegend katholisch ist, um zehn Millionen zugenommen oder um ungefähr das Doppelte der Bevölkerung Boliviens! Dabei ist die Nahrungsmittelerzeugung pro Kopf in Lateinamerika seit dem Jahre 1944 stärker zurückgegangen als in irgendeinem anderen Land der Welt.

      Den religiösen Führern der Christenheit sollte die Wahrheit bekannt sein, die der christliche Apostel Paulus niederschrieb: „Wenn aber jemand für die Seinigen, besonders für seine Hausgenossen, nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ (1. Tim. 5:8, Das Neue Testament, übersetzt von Jakob Schäfer, Imprimatur 1957) Die Kinderzahl ist natürlich die persönliche Angelegenheit eines Ehepaares. Sollten indessen Ehepaare ermuntert werden, viele Kinder zu haben, obwohl sie nicht für sie „sorgen“ können, so daß die Kinder hungern müssen? Natürlich nicht.

      Somit sind einige der größten Religionen der Welt für die Bevölkerungsexplosion und die Welternährungskrise mitverantwortlich.

      Allerdings tragen noch weitere Faktoren zu der Ernährungskrise bei, Faktoren, die Angehörige der „reichen Völker“, die gut genährt sind, nur schwer voll und ganz begreifen können.

      Folgen der Unterernährung

      Einer dieser Faktoren ist die nachteilige Wirkung der Unterernährung auf die körperliche Gesundheit. Viele der hungernden Menschen können sich nicht selbst ernähren. Sie sind anfällig für Krankheiten, denn wenn der Mensch nicht richtig ernährt ist, verliert er die natürliche Immunität. In vielen Ländern sieht man Personen, die zufolge einer Fehlernährung ganz dünne Beine haben und nicht gehen können. Wie sollten solche Menschen die schwere Arbeit tun, die die Landwirtschaft mit sich bringt?

      Die Unterernährung wirkt sich aber auch in geistiger Hinsicht nachteilig aus. In manchen Ländern glaubt der Besucher, die Bevölkerung sei von Natur aus „gelassen“; in Wirklichkeit handelt es sich bei dieser „Gelassenheit“ um eine Müdigkeit, eine Apathie und eine Leidenschaftslosigkeit, die eine Folge der Unterernährung sind. Arthur Hopcraft schreibt in seinem Buch Born to Hunger (Zum Hungern geboren) über ein Land: „Ich habe fast keine ausgelassenen und nur ganz selten spielende Kinder gesehen. Etwas vom Ergreifendsten, was man im täglichen Leben beobachtet, sind die schwächlichen und apathischen Kinder.“ Kann man von mutlosen, geschwächten Menschen erwarten, daß sie energisch das Problem, ihre Familie zu ernähren, anpacken? Ihre Leistungsfähigkeit ist offensichtlich beschränkt.

      Außerdem denken Angehörige reicherer Nationen leider selten daran, daß Personen, die in einer ganz anderen Kultur aufgewachsen sind, im allgemeinen anders denken als sie selbst, doch das bedeutet nicht unbedingt, daß diese Personen deswegen rückständig oder minderwertig wären. Personen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, einen Beitrag zur Lösung des Welternährungsproblems zu leisten, mögen das Gefühl haben, der einheimischen Bevölkerung eines fremden Landes überlegen zu sein, doch eine solche Denkweise beeinträchtigt den Erfolg ihrer Arbeit. Das ist ein weiterer Grund, warum die Welternährungskrise immer noch nicht überwunden ist. H. D. Thurston von der Cornell-Universität schrieb:

      „Die Bereitschaft, die Bevölkerung des Gastlandes als gleichwertig und als Mitarbeiter zu behandeln, ist oft weit wichtiger, als es die wissenschaftlichen Kenntnisse, über die man verfügt, sein mögen. ... Auch der ärmste Bauer oder Arbeiter hat seinen Stolz und möchte seine menschliche Würde gewahrt sehen. Die geringste Anspielung auf Minderwertigkeit wird mit Groll quittiert und mag die ganze Arbeit des Spezialisten in Frage stellen.“

      Die Demut, die erforderlich ist, um das Ernährungsproblem der Welt zu lösen, ist jedoch selten zu finden.

      Die Ursachen des Nahrungsmangels sind somit nicht nur die Anbaumethoden und die Wetterverhältnisse, sondern sie liegen viel tiefer. Durch die Politik, die Technik, die Religion, die sozialen Bindungen und den Mangel an Respekt gegenüber der einheimischen Bevölkerung der Hungerländer ist das Problem so schwierig geworden, daß der unvollkommene Mensch es nicht zu lösen vermag.

      Die Folge davon ist, daß wir uns heute einer widersprüchlichen Situation gegenübersehen: Der Mensch verfügt über die technischen Kenntnisse, die es ihm ermöglichen, mit Hilfe von großen Bewässerungsanlagen und Speichersystemen große Ernteerträge zu erzielen. Er hat Schulen errichtet, auf denen eine ausgeklügelte Agrartechnik gelehrt wird. Es gibt ausgezeichnete Landmaschinen, mit denen riesige Gebiete bearbeitet werden können. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht laufend Berichte über die Ernährungslage in der Welt, und mit Hilfe der modernen Nachrichtenübermittlung erfährt sie, wo Mangel herrscht. Schnelle Verkehrsmittel können Nahrungsmittel in die Länder befördern, in denen Mangel herrscht, und dennoch verhungern TÄGLICH Tausende.

      Warum besteht ausgerechnet heute eine solch paradoxe Situation? Dafür muß es einen Grund geben. Ebenso wichtig ist die Frage: Besteht eine begründete Aussicht, daß die Welternährungskrise überwunden werden kann?

      [Bild auf Seite 7]

      Anomale Wetterverhältnisse und andere Probleme haben den Erfolg der „Grünen Revolution“ stark beeinträchtigt.

      [Bild auf Seite 9]

      FÜHRER GROSSER RELIGIONEN ERMUNTERN ZUM KINDERREICHTUM — SOGAR IN ARMEN LÄNDERN!

      Hindus sollten verhindern, „eine Minderheit zu werden“ (Führer des Hinduismus in Indien)

      „Künstliche Geburtenkontrolle“ ist „unvernünftig“ (Papst Paul VI.)

      „Was sollen wir essen?“

  • Das heutige Hungerproblem — seine eigentliche Ursache und endgültige Lösung
    Erwachet! 1973 | 22. September
    • Das heutige Hungerproblem — seine eigentliche Ursache und endgültige Lösung

      ERSCHEINT es nicht unglaublich, daß der Mensch trotz seiner scheinbar glänzenden Fortschritte das Problem, die Weltbevölkerung zu ernähren, nicht annähernd bewältigt? Wie wir gesehen haben, tragen viele Faktoren dazu bei. Aber warum geschieht das heute? Um eine Antwort darauf zu finden, müssen wir bis auf das Jahr 1914 zurückgehen, das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach. Warum fast sechzig Jahre zurückgehen?

      Weil in jenem Jahr, wie eine amerikanische Zeitung schrieb, „die meisten unserer gegenwärtigen internationalen Schwierigkeiten ihren Anfang nahmen“. Wieso? Weil von da an der Nationalismus mit seinem entzweienden Einfluß in einem beispiellosen Maße unter den Menschen zu wuchern begann. Das führte zu weiterem Elend. Die Historiker schreiben — und viele weitere Personen, die heute noch leben, können es bestätigen —, daß dem Ersten Weltkrieg eine der furchtbarsten Hungersnöte der Geschichte auf dem Fuß folgte, von der viele Länder Europas, insbesondere Rußland, heimgesucht wurden. Im Krieg wurden zahllose Felder zerstört. Das öffentliche Verkehrswesen funktionierte nicht mehr. Die entsetzlichen Folgen dieser Hungersnot begünstigten eine weitere Massenvernichtung — den Zweiten Weltkrieg.

      Wir lesen in dem Buch 1918 (engl.): „Wir müssen bedenken, daß das, was die Bevölkerung dieser Länder in dem furchtbaren Winter nach dem Ersten Weltkrieg durchmachte, diesen [europäischen] Diktatoren [des Zweiten Weltkrieges] den Weg bereitete.“

      Der Zweite Weltkrieg war eine Wiederholung des Ersten — nur in einem größeren Ausmaß. Der frühere höchste beamtete Arzt im Gesundheitswesen der USA berichtet: „Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu der größten Welthungersnot der Geschichte.“ Und seither hat es, ausgelöst durch den Nationalismus, viele kleinere Kriege sowie Revolutionen gegeben, die Hungersnöte zur Folge gehabt haben. Aber die Kriege, die es seit 1914 gegeben hat, haben nicht nur zu Hungersnöten geführt, weil sie der Landwirtschaft große Schäden zugefügt und die Verkehrsverbindungen zerstört haben.

      Durch diese Kriege ist der Geist des Nationalismus gefördert worden. Zwischen manche Völker ist ein Keil getrieben worden, so daß sie sich nicht mehr einig sind, sondern einander feindlich gegenüberstehen. Gibt ein Volk, das viel erntet, ohne weiteres etwas an die ärmeren Völker ab? Wenn es in politischer Hinsicht vorteilhaft erscheint, ja. Aber es kommt auch vor, daß ein reicheres Land seine Farmer dafür bezahlt, daß sie nicht alle ihre Felder bestellen, obwohl in anderen Ländern Tausende Mangel leiden.

      Aus diesen Gründen — alles Früchte des Nationalismus — vermag der Mensch trotz seiner modernen Agrartechnik das Welternährungsproblem nicht zu lösen.

      Wie in der Bibel der heutige Hunger vorhergesagt wurde

      Es ist bedeutsam, daß die Ernährungskrise, die wir heute erleben, in der Bibel für die Zeit nach 1914 vorausgesagt wurde. In Offenbarung 6:4-8 wird die prophetische Vision davon wie folgt beschrieben:

      „Und ein anderes, ein feuerfarbenes Pferd kam hervor und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben. ...

      Und ich sah, und siehe! ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme, ... [die] sagte: ,Ein Liter Weizen für einen Denar [Tagelohn, „New World Translation“, 1950] und drei Liter Gerste für einen Denar [Tagelohn, „NW“, 1950], und das Olivenöl und den Wein beschädigt nicht.‘ ...

      Und ich sah, und siehe! ein fahles Pferd; und der darauf saß, hatte den Namen Tod. Und der Hades [das Grab] folgte dicht hinter ihm. Und es wurde ihnen Gewalt über den vierten Teil der Erde gegeben, um mit einem langen Schwert und mit Lebensmittelknappheit und mit tödlichen Plagen und durch die wilden Tiere der Erde zu töten.“

      Ist das nicht eine treffende Schilderung davon, wie seit 1914 Kriege, gefolgt von Hungersnöten und Seuchen, über die Erde hinweggezogen sind? Man könnte indessen fragen: „Hat es nicht schon immer Kriege gegeben, gefolgt von Seuchen und Hungersnöten?“ An und für sich ist das nichts Neues. Außergewöhnlich jedoch ist das Ausmaß dieser hier beschriebenen Geschehnisse. Der sinnbildliche Ausdruck „der vierte Teil der Erde“ bedeutet, daß gemäß der Bibel ein großer Teil der Erde davon betroffen werden sollte. Das alles hat sich vom Jahre 1914 an erfüllt wie zu keiner anderen Zeit. Ist es jedoch ganz sicher, daß sich diese Worte in der Offenbarung auf diese Zeit beziehen?

      Wir können das deutlich erkennen, wenn wir verstehen, um wen es sich bei dem ersten Reiter handelt, über den wir in der Offenbarung lesen:

      „Und ich, sah, und siehe! ein weißes Pferd; und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus, siegend und um seinen Sieg zu vollenden.“ — Offb. 6:2.

      Aus anderen Texten, zum Beispiel aus Offenbarung 19:11-13, geht hervor, daß es sich bei dem Reiter auf dem „weißen Pferd“ um Jesus Christus handelt. Da von ihm gesagt wird: „Es wurde ihm eine Krone gegeben“, muß sich das auf die Zeit beziehen, in der Jesus beginnen würde, als König über die Erde zu regieren. Von da an würde er beginnen, seine Feinde ‘zu besiegen’. Wem würde er seine Aufmerksamkeit zuerst zuwenden?

      Seinen nächsten Feinden, dem unsichtbaren Satan und dessen unsichtbaren Dämonenengeln. Sie wurden aus dem Himmel hinausgeworfen und zur Erde hinabgeschleudert. Über die Folgen davon lesen wir: „Welche schrecklichen Aussichten für das Land und das Meer, seit der Teufel sich dort bei euch aufhält! Er ist wütend, denn er weiß, daß ihm nur wenig Zeit bleibt.“ (Offb. 12:12, Neues Testament 1968) Was ist mit dem Ausdruck „schreckliche Aussichten“ gemeint?

      Wir erfahren es aus den Antworten, die Jesus seinen Jüngern gab. Da sie an seiner künftigen Herrschaft interessiert waren, stellten sie ihm die Frage: „Was wird das Zeichen deiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ Darauf sagte Jesus Dinge voraus, die sich auf der Erde ereignen und die anzeigen würden, daß er „gegenwärtig“ sei, daß er vom Himmel her regiere. Er sagte voraus, daß sich im Laufe einer „Generation“ vieles ereignen würde, ehe er das gegenwärtige System der Dinge vollständig vernichten werde. Man beachte, was gemäß den Worten Jesu unter anderem zu diesem Zeichen gehört:

      „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich, und es wird Lebensmittelknappheit und Erdbeben an einem Ort nach dem anderen geben. Alle diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“ — Matth. 24:3, 7, 8, 34.

      Jesus sagte, wenn er zu regieren beginne, würde Krieg sein. Aus der Offenbarung geht hervor, daß es ein Weltkrieg sein würde, denn wir lesen darin, daß dem zweiten Reiter mit dem „großen Schwert“ gewährt wurde, „den Frieden von der Erde [nicht nur von ein paar Nationen] wegzunehmen“. Der erste dieser Weltkriege begann 1914. Ihm sollte eine weltweite Lebensmittelknappheit und eine schwere Teuerung folgen. Aus der Offenbarung geht auch hervor, daß nicht nur die Armen, sondern auch die Begüterten von diesem Nahrungsmangel betroffen würden. In der Prophezeiung werden sie davor gewarnt, zu sehr auf ihre Vorräte an ‘Olivenöl und Wein’ zurückzugreifen. (Offb. 6:5, 6) Alles das gehört zu den „schrecklichen Aussichten“, die wir für die Zeit von 1914 an zu erwarten hatten, Dinge, die deutlich erkennen lassen, daß wir in der „Zeit des Endes“ des gegenwärtigen verderbten Systems der Dinge leben. — Offb. 12:12.

      Richtige Einstellung, wenn man Hunger leidet

      Personen, die in Ländern leben, in denen es heute wenig zu essen gibt, können besonders deutlich sehen, daß sich die Worte Jesu bewahrheiten. Doch haben diese Verhältnisse leider viele Menschen verbittert, und nun wenden sie sich von Gott ab. Viel einsichtiger jedoch ist der Mensch, der in diesen Geschehnissen eine Erfüllung des Wortes Gottes sieht!

      Gottes wahre Diener wissen aus Erfahrung, daß Gott für alle, die aufrichtig „zuerst das Königreich und Seine Gerechtigkeit“ suchen, sorgt. (Matth. 6:33) Doch das heißt nicht, daß Gott niemals zuläßt, daß sein Volk eine Zeitlang leidet, ja daß es hungern muß. Sogar Paulus, ein treuer Apostel Christi, schrieb, daß er, während er im christlichen Predigtdienst emsig tätig war, „Hunger und Durst“ litt. Dennoch war er zuversichtlich, daß ihn nichts, auch nicht Hunger, von der Liebe Gottes trennen könnte, die in Christus ist. (2. Kor. 11:27; Röm. 8:35-39; Phil. 4:11-13) Auch war der Apostel sicher, daß er sich, falls Gott es zulassen würde, daß er stürbe, auf die Verheißung, daß die Toten auferweckt werden, verlassen konnte. — Apg. 24:15.

      Anstatt also im Glauben wankend zu werden, wenn man heute hungern muß, sollte man den Rat Jesu befolgen, der lautet: „Richtet euch auf.“ Warum? Weil „eure Befreiung naht“. (Luk. 21:28) Heute sehen wir, daß das, was Gottes Wort über die Lebensmittelknappheit in unserer Zeit vorausgesagt hat, eingetroffen ist; deshalb können wir sicher sein, daß sich auch die übrigen Verheißungen Gottes erfüllen werden.

      Das bedeutet, daß Gottes neue Ordnung nahe herbeigekommen ist. Wenn der König Jesus Christus seinen „Sieg“ über das gegenwärtige böse System der Dinge vollendet haben wird, wird überall Gerechtigkeit herrschen. Dann wird es keinen entzweienden Nationalismus und keine korrupte Politik mehr geben, auch werden die Menschen nicht mehr unter einer selbstsüchtigen Geschäftswelt zu leiden haben. Unter dem Königreich Gottes wird die Erde ein Ort werden, auf dem das Leben eine Wonne sein wird. Eine der göttlichen Verheißungen lautet: „Er [Gott] wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein.“ Mangel- und Fehlernährung werden Dinge sein, die für immer der Vergangenheit angehören werden. Der Mensch vermag keine

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