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Erwachet! 1975
g75 8. 11. S. 10-11

Warum die Tajín-Flieger „fliegen“

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Mexiko

AUF der New Yorker Weltausstellung von 1964/65 haben Tausende die Vorführungen der Tajín-Flieger bewundert. Auch Touristen, die Mexiko besuchen, sei es das berühmte Seebad Acapulco oder eine andere Stadt dieses Landes, erhalten diese Gelegenheit. Manch einer hat dieses waghalsige, atemberaubende Kunststück, das von Nachkommen des altmexikanischen Indianervolkes der Totonaken vorgeführt wird, in der Umgebung von Papantla, wo es seinen Ursprung hat, gesehen. Diese Stadt liegt im Staat Veracruz, etwa 300 Kilometer nordöstlich von Mexico City.

Wer dieses merkwürdige Schauspiel, das sogenannte „Fliegerspiel“, schon einmal gesehen hat, mag sich fragen, was sein Ursprung ist und warum es heute noch vorgeführt wird. Nun, es ist zum Teil Akrobatik und zum Teil religiöses Ritual.

Lange ehe die Spanier Mexiko eroberten und ihre Religion sowie die europäische Kultur einführten, blühte in diesem Land die totonakische Kultur. Das war um das 8. Jahrhundert u. Z. Und wie viele andere alte Völker, so feierten auch die Totonaken die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche (21. März) mit einem Fest. Zu den alljährlichen Frühlingsfeiern gehörte auch das Fest der Tajín-Flieger (Tajín hieß die Tempelstadt der Totonaken). Das Fest wurde veranstaltet, wenn die Sonne der Erde am nächsten war, denn man glaubte, das sei der Grund, warum Menschen, Tiere und Pflanzen zu neuer Kraft erweckt würden. Zu dieser Jahreszeit wurden bei den Totonaken mehr Ehen geschlossen als zu irgendeiner anderen Zeit. Die Feier der Tajín-Flieger bildete den Hauptbestandteil der Vegetationsriten.

Überrest des alten Sonnen- und Geschlechtskultes

Die Zeremonie begann, wenn die Totonaken sich nach einem Baum mit einem etwa 35 Meter hohen kräftigen Stamm umsahen. Hatten sie einen passenden Baum gefunden, umtanzten sie ihn, während der Häuptling den „Berggott“ Oluhuicalo um Vergebung bat, weil sie beabsichtigten, den Baum zu fällen. Gebete und Tanz wurden mit Flöte und Trommel begleitet.

Vier Tage danach fällten und entästeten sie den Baum und schleppten dann den Stamm auf den Festplatz, wo sie ihn in ein zwei Meter tiefes Loch stellten. Aber bevor sie ihn aufrichteten, legten sie ein Truthuhn (später nahm man zu diesem Zweck eine schwarze Henne), vier Eier, alkoholische Getränke, Blumen und Weihrauch in das Loch.

Während die Totonaken um den aufgerichteten Mastbaum tanzten, erflehten sie die Gunst Cahuimins, des „Windgottes“. Dann erkletterten die fünf Männer, die für die Vorführung ausgewählt worden waren, den Mast. Vorher hatten sie sich besonderen Reinigungsriten unterzogen. (Heute gehört zu ihrer Vorbereitung ein Gang in die katholische Kirche, wo sie kommunizieren müssen.) Um die Mittagszeit erkletterten sie den Baum. Zuerst stiegen die vier Flieger hoch, dann der Häuptling, der als Priester amtierte.

Das Seil wurde früher aus Faserstoffen der Rotangpalme verfertigt, aber jetzt wird ein Seil aus Manilahanf genommen. Das Seil wird um den Stamm gewickelt, um als Leiter zu dienen. Die Gelehrten sagen, das habe eine ähnliche Bedeutung wie bei den Hindus: Das um den Stamm gewundene Seil stelle die fortlaufenden Wirbel der Wirbelsäule dar, durch die die Zeugungskraft zum Schädel aufsteige — in diesem Fall zur Spitze des Baumes, auf der ein Aufsatz angebracht ist. Dieser Aufsatz, manzana genannt, was „Apfel“ bedeutet, ist drehbar. An den vier Ecken dieses Aufsatzes ist je ein Seil befestigt, an das jeweils einer der vier Flieger festgebunden ist, die sich dann im richtigen Augenblick an dem Seil hinablassen.

In vorspanischer Zeit waren die Flieger als Vögel verkleidet. Heute ist ihr Kostüm etwas anders. Es ist bestickt und mit Flitter und Glasperlen besetzt. Ihre Kopfbedeckung hat die Form und Farbe der Sonne.

Es sind vier Flieger, weil sie die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente — Erde, Wasser, Luft und Feuer — darstellen sollen, die bei den Totonaken als die vier Grundbestandteile von allem angesehen wurden.

Der als Priester amtierende Häuptling steht mitten auf der Plattform. Er beschwört mit Flötenspiel und Tanzen fünfzehn Minuten lang die Sonne. Der Priester scheint die Gefahr gar nicht zu bemerken, in die er gerät, wenn die Flieger sich am Seil hinablassen, sondern singt und tanzt auf der Spitze des Mastes, mehr als 30 Meter über dem Erdboden, unbekümmert weiter. Er verneigt sich nach allen vier Himmelsrichtungen, beginnend mit dem Osten, wo die Sonne „geboren“ wird. Die Sonne begrüßt er mit erhobenem Antlitz, da sie in diesem Augenblick im Zenit steht. So fühlt er sich der höheren Macht, die er göttlich verehrt, näher. Währenddessen spielt er auf der Flöte und rührt die kleine Trommel aus Hirschleder.

Während sich der Aufsatz dreht, lassen sich die vier Flieger mit dem Kopf voran an dem Seil hinunter. Aber das tun sie erst, nachdem sie das Ende des langen Seils an den Knöcheln festgebunden haben. Während sie sich herablassen, umrunden sie den Baum dreizehnmal. Dreizehn mal vier ergibt zweiundfünfzig. So lang aber ist einer ihrer traditionellen Jahreszyklen, und nach Ablauf dieses Zeitraums fängt eine „neue Sonne“ an und wird das heilige Feuer in ihren Tempeln neu entzündet. Alle zweiundfünfzig Jahre sollen Bohrkäfer bewirken, daß männliche und weibliche Bäume „Geschlechtsverkehr“ haben, woraus die Geburt eines neuen Feuers resultiere. Das ist ein Bestandteil ihres Geschlechtskultes. Alle diese Traditionen gehen auf die Sitten zurück, die in Babylon, einer Stadt am Ufer des Euphrat, gepflegt wurden. Diese Stadt war die Wiege vieler religiöser Lehren, die heute in den verschiedensten Formen der falschen Religion zu finden sind.

Änderungen, um sich der Zeit anzupassen

Es gibt heute nicht mehr viele reinblütige Totonaken. Die meisten haben sich mit anderen Stämmen vermischt, und die neue Generation hat viele der alten Traditionen vergessen und neue übernommen oder alte und neue miteinander vermischt.

So werden heute für das Fliegerspiel nicht mehr ausschließlich rund 30 Meter hohe Bäume verwendet, sondern oft auch etwas weniger hohe Stahlstangen. Auch werden Stange und Flieger verschiedenfarbig angestrahlt, um das Ganze zu einer effektvollen Attraktion zu machen. Außerdem wird das Fliegerspiel nicht mehr wie früher nur einmal im Jahr veranstaltet, sondern so oft, wie es gewünscht wird. Es wird in Verbindung mit anderen religiösen Tänzen bei einem „Sonnenritual“ aufgeführt oder um andere heidnische Feste, zum Beispiel das katholische Fronleichnamsfest, das im Mai gefeiert wird, zu beleben. Manchmal wird es auch einfach zur Unterhaltung veranstaltet oder zum Gelderwerb.

Kurz gesagt, die Tajín-Flieger fliegen heute nicht mehr nur während der Fruchtbarkeitsriten in Verbindung mit dem Sonnenkult, sondern das Fliegerspiel wird jetzt auch veranstaltet, um andere heidnische Feste zu bereichern und um Geld zu verdienen.

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