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  • Ein kleiner Mann wird „voll erwachsen“
    Erwachet! 1977 | 8. März
    • Ein kleiner Mann wird „voll erwachsen“

      ICH kann mich noch gut daran erinnern, wie Andrew mich faszinierte, als ich ihm das erstemal gegenüberstand. Ich hatte eine profilierte Persönlichkeit vor mir, einen weitgereisten und gebildeten Mann, der über große Lebenserfahrung verfügte, viele Sprachen beherrschte und außerdem ein talentierter Maler und Bildhauer war. Auch hatte er sich als Unterhaltungskünstler und Schauspieler einen Namen gemacht. Das Bemerkenswerte war jedoch, daß er mit seinen 109 Zentimetern Körpergröße zu den kleinsten Menschen der Welt zählte.

      Er wurde 1903 in Port Arthur (Mandschurei) geboren. Als er sechs Jahre alt war, wuchs er nicht mehr, war aber überdurchschnittlich intelligent. Seine Eltern waren arme Bauern, die den größten Teil ihrer Zeit auf dem Feld arbeiteten. Schließlich zeigte es sich, daß Andrew sich körperlich nicht normal entwickeln würde.

      Als Andrew noch ein kleines Kind war, zogen seine Eltern nach Sibirien, wo ihn die melancholische Schönheit der Taiga, dieser ungeheuren Waldwildnis, über die oft eisige Winde und Schneestürme fegten, tief beeindruckte.

      Seine Eltern standen vor einer schwierigen Entscheidung: Was sollten sie mit ihm anfangen? Er berichtet: „Meine Mutter sagte, daß sie und mein Vater weder die Zeit noch die Mittel hätten, richtig für mich zu sorgen und mich zu betreuen. Ich sei zu klein.“

      Daher beschlossen sie, Andrew wegzugeben. Sie wußten, daß sie es sich nicht leisten konnten, ihn zu behalten. Er brauchte zuviel Pflege, und die Zeiten waren hart. Im Jahre 1915, als er zwölf Jahre alt war, wurde er von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert.

      „Meine Stiefmutter hatte sich schon immer ein Kind gewünscht, das klein bleiben würde.“ Lächelnd sagte er: „Ihr Wunsch ging in Erfüllung.“

      Beginn einer Karriere

      Andrews neue Eltern waren russische Schauspieler, die sich auf Shakespeare-Aufführungen spezialisiert hatten. Doch sein Stiefvater wurde krank und konnte nicht mehr auftreten. Nun wandte er sich seinem Sohn zu und begann, andere kleinwüchsige Leute zu suchen, mit denen er zusammen mit seinem Sohn eine Schauspielertruppe bilden konnte. Diese kleinen Leute stammten aus vielen verschiedenen Gebieten der Welt und wurden Nicholas Ratoucheffs „Famous Little Midgets“ genannt (Die berühmten kleinen Zwerge des Nicholas Ratoucheff). Alle waren außerordentlich klein.

      In seiner Freizeit malte der junge Mann viel, und seine russischen Landschaften, Dörfer und Wälder wiesen eine zarte Schönheit auf. Für seine ersten Werke schöpfte er aus seinen Kindheitserinnerungen an die unabsehbaren, einsamen Wälder Sibiriens. Seine Porträts und Stilleben verrieten jedoch ein sonniges Wesen und tiefgründiges Denken.

      Ein neues Leben in einem fremden Land

      Als 1917 die Revolution ausbrach, mußte die Familie Rußland verlassen. Sie zog nach Paris und unternahm mit der Zwergentruppe von dort aus Tournees bis nach Asien. Im Jahre 1922 kaufte Andrews Stiefvater in Paris für seine Zwerge ein Haus. Kurz danach übersiedelte die Truppe in die Vereinigten Staaten und begann in New York in Varietés aufzutreten.

      Vor vollen Häusern traten die Zwerge in verschiedenen Shows als Sänger, Tänzer und Komödianten auf. 1924 spielten sie bei der großen Tanzrevue, „Ziegfeld Follies“ genannt, mit. Andrew machte dieses Leben Spaß, weil er mit seinesgleichen zusammen war.

      Nachdem er jahrelang am Broadway aufgetreten war, mußte er eine wichtige Entscheidung treffen. Seine Eltern waren gestorben, und die anderen Mitglieder der Truppe kehrten nach Europa zurück. Das war im Jahre 1939. Doch er entschloß sich, in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Er wurde amerikanischer Bürger und ließ sich auf Long Island (New York) nieder.

      Nun begann er, allein aufzutreten. Er wurde recht vielseitig. So trat er mit Talullah Bankhead in „Skin of Our Teeth“ auf und sechs Jahre lang in „Hellzapoppin“ von Olsen und Johnson. Er wurde immer populärer.

      Auch wurden Andrews Bilder in amerikanischen und ausländischen Galerien ausgestellt, und er studierte in Europa und Amerika Kunst. In Paris studierte er am Institut de France zusammen mit Bonet und Kolesnikoff und in New York mit Vastchiloff. Seine Bilder wurden in der Galerie Nationale und in dem Institut d’Esthetique Contemporaine in Paris sowie in vielen Galerien der Stadt New York ausgestellt und als „allgemein anziehend und erstaunlich“ beurteilt.

      Er betätigte sich als Schauspieler, trat in Filmen, im Fernsehen, in Werbesendungen, auf Jahrmärkten und in Zirkussen auf. Seine Spezialität waren Kinderprogramme. Auf dem Bildschirm in Millionen Wohnungen war sein Zwergengesicht und seine Zwergengestalt zu sehen.

      „Ich hatte den Höhepunkt in meiner Laufbahn als Künstler erreicht“, sagte er.

      Ein Leben ohne Sinn und Zweck

      Trotz seines Ruhmes und Erfolges empfand er eine innere Leere. „Wenn die Vorstellungen vorüber waren und die Zuschauermenge sich zerstreut hatte, fühlte ich mich einsam“, fügte Andrew hinzu. „Meine Tätigkeit hatte keinen bleibenden Wert, sie war nicht sinnvoll.“

      Es gab vieles in seinem Leben, was entmutigend und unnatürlich war. Alles war für Menschen von normaler Größe gebaut, die kleinen Leute wurden offenbar einfach nicht einkalkuliert. Das Leben Kleinwüchsiger ist ganz verschieden von dem eines normalen Menschen. In Andrews Wohnung ist alles auf seine Größe abgestimmt. So befindet sich das Telefon nur 90 cm über dem Fußboden. Das meiste kann er ohne Fußbank nicht erreichen, und um an die Bücher im Bücherschrank oder an die Sachen auf höheren Regalen heranzukommen, braucht er sogar stets eine Leiter.

      Kinder bilden für ihn eine ständige Gefahr. Sie ahnen nicht, wie alt er ist (jetzt 73), sondern glauben manchmal, er sei ein kleines Kind. Für ihn kann es aber gefährlich sein, wenn er gestoßen wird. Klingelt er an einer Wohnungstür, so sehen ihn die Leute oft nicht, wenn sie die Tür öffnen. Dann sagt er: „Ich bin hier unten!“, worauf sie überrascht auf ihn hinabschauen.

      Was ihn aber noch mehr entmutigte, war die Tatsache, daß man ihn, wenn es um Themen von Belang und Wichtigkeit ging, nie ernst nahm, obschon er als „klug, scharfsinnig und unterhaltsam“ galt.

      Wendepunkt in seinem Leben

      Durch eine Begegnung im Jahre 1957 in einem Einkaufszentrum in Elmhurst (New York) trat im Leben Andrews eine Wende ein.

      Er berichtet: „Eine Frau sah, daß ich mich mit einer großen Einkaufstüte abmühte, und bot mir an, mir zu helfen. Ich bemerkte, ich hätte für eine so kleine Person, wie ich es sei, ziemlich viel eingekauft. Darauf antwortete sie: ,Allerdings. Sind Sie denn auch so gut mit geistiger Nahrung eingedeckt?‘

      Ich hatte damals keine bestimmte religiöse Überzeugung, daher mußte ich etwas nachdenken, bevor ich antworten konnte. ,Was meinen Sie mit dem Ausdruck „geistige Nahrung“?‘ fragte ich sie. Darauf entspann sich ein Gespräch, das mir den Weg zu einer ganz neuen Lebensform eröffnete.“

      Sie machte ihn mit der Bibel bekannt. Nach einem eingehenden Studium beschloß er, seine Zeit und Kraft darauf zu verwenden, anderen zu helfen. Er begann, sich eifrig als Christ zu betätigen. Am 1. Januar 1958 ließ er sich als ein Zeuge Jehovas taufen.

      Ein Leben im christlichen Dienst

      „Jetzt war das Leben für mich sinnvoll“, sagte er, „und die größte Freude bereitete es mir, wenn ich sah, daß die Leute empfänglich waren und anfingen, auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Heute bleibt den Menschen keine andere Hoffnung als die, welche die Bibel uns bietet.“

      Er schätzt besonders die Worte des Apostels Paulus: „Daher habe ich Gefallen an Schwachheiten, an Beleidigungen, an Nöten, an Verfolgungen und Schwierigkeiten für Christus. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich machtvoll“ (2. Kor. 12:10).

      Andrew spricht oft mit anderen Menschen über die wunderbaren Verhältnisse, die unter Gottes Königreich herrschen werden: daß es jede Ursache für Leiden und jede Unvollkommenheit beseitigen und auf der Erde wahren Frieden wiederherstellen wird. „Ein kleinwüchsiger Mensch zu sein bedeutet, unvollkommen zu sein“, sagt er, „es ist ein unnatürliches Leben, ganz anders als das Leben eines Menschen, der sich normal entwickelt hat. Das ist nur eine der vielen Unvollkommenheiten und Nöte, die Gottes Königreich bald beseitigen wird.“

      Am tiefsten bewegt ihn der Text aus Offenbarung 21:1-4. Dort schildert der Apostel Johannes folgende Vision, die er von Gott erhielt: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. ... Dann hörte ich eine laute Stimme vom Throne her sagen: ,Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen.‘“

      Die Zeiten, in denen Andrew auf der Bühne und im Fernsehen auftrat, sind vorbei, aber seine Talente liegen deshalb nicht brach. Er gebraucht sie täglich, um seinen Schöpfer, Jehova Gott, zu verherrlichen, indem er mit seinen Mitmenschen über Gottes Vorsätze mit der Erde spricht. Er ist bereit, jedem von den großartigen Segnungen zu erzählen, die Gott für alle, die ihm dienen möchten, in Bereitschaft hält (1. Joh. 2:17; Ps. 145:16).

      „Ich bin ein ganz kleiner Mann“, sagte er und verzog dabei das Gesicht. „Aber Gott schaut nicht auf das Äußere, er schaut nicht darauf, wie groß oder wie klein jemand ist. Ein Mensch ist nicht klein, weil er klein von Gestalt ist“, erklärte er, „sondern der Mensch ist klein, der geistige Dinge nicht wertschätzt, der kein Geistesmensch ist. Man ist erst erwachsen, wenn man auch in dieser Hinsicht reif geworden ist.“

      Andrew lebt in Florida im Ruhestand. Dort sieht man diesen fleißigen kleinen Mann mit seinem Miniaturdreirad umherfahren, während er seine Mitmenschen besucht, um ihnen Gelegenheit zu geben, die Verheißungen der Bibel kennenzulernen. Andrew ist klein von Gestalt. Aber in jeder anderen Beziehung ist er voll erwachsen.

  • Beeindruckt von den staatsbürgerlichen Tugenden
    Erwachet! 1977 | 8. März
    • Beeindruckt von den staatsbürgerlichen Tugenden

      JAHRELANG vermochte die katholische Kirche in Spanien die Regierung so zu beeinflussen, daß diese es Jehovas Zeugen nicht gestattete, ihren Glauben zu betätigen. Aber aufgrund eines neuen Gesetzes über Religionsfreiheit hat die spanische Regierung Jehovas Zeugen im Juli 1970 als gesetzliche Organisation anerkannt. Jetzt bilden sie die zweitgrößte Religionsgruppe im Land; über 30 000 Personen beteiligen sich jeden Monat an der öffentlichen Zeugnistätigkeit.

      Im vergangenen August veranstalteten Jehovas Zeugen in Spanien insgesamt neun Bezirkskongresse „Heiliger Dienst“. Die Gesamtbesucherzahl betrug 51 420, und 1 733 Personen symbolisierten ihre Hingabe an Gott und ihre Bereitschaft, ihm zu dienen, indem sie sich taufen ließen. Pablo Morán berichtete in der Zeitung Hoja del Lunes de Gijón (Ausgabe vom 9. August 1976) über den Kongreß in Gijón (Oviedo), der von über 10 000 Zeugen besucht wurde:

      „Jehovas Zeugen haben mich durch ihre staatsbürgerlichen Tugenden beeindruckt, die bei diesem Anlaß vor allem durch Sauberkeit und Hygiene zum Ausdruck kamen. ...

      Sauber zu sein bedeutet nicht nur, täglich zu duschen und die Unterwäsche zu wechseln. Nein, sauber zu sein bedeutet, die Umgebung, in der man lebt, sauberzuhalten, sei es der Strand, seien es die Wiesen oder die Straßen. ... Mit anderen Worten: In El Molinón haben Jehovas Zeugen bewiesen, daß sie sauber sind, denn obschon viele Tausende anwesend waren, sah man keinen Zigarettenstummel, keinen Fetzen Papier und keine Essensreste herumliegen.

      Es ist anzunehmen, daß Gijón zu den saubersten und gepflegtesten Städten der Welt gehörte, wenn die Mehrzahl der Bürger den Glauben der Zeugen Jehovas annehmen würde.“

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