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  • Wir wollen unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen
    Erwachet! 1978 | 22. Januar
    • Wir wollen unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen

      „KENNEN Sie Ihre Nachbarn?“ „Natürlich. Nebenan wohnen Herr und Frau Schmidt. Sie haben ein entzückendes Töchterchen, Gabi, und der kleine Dackel heißt Susi. Und da drüben wohnt die Familie — nun, wie heißt sie doch? Der Name ist nicht deutsch, wissen Sie. Anscheinend sehr nette Leute, aber sie sprechen kaum deutsch. Wir können uns so schlecht verständigen. Es ist eigentlich schade.“

      Heutzutage kann dies öfter vorkommen, denn unter uns wohnen viele Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Und wenn man mit jemandem nicht richtig sprechen kann, ist es natürlich auch schwierig, ihn kennenzulernen. Eine Fremdsprache zu erlernen ist aber nicht einfach, obwohl es sich oft lohnt. Hören wir, wie es dabei einem jungen Mann in Deutschland erging, der zusammen mit seiner Frau in den letzten Jahren nicht nur eine, sondern sogar zwei Fremdsprachen gelernt hat. Er wollte seine fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen. Er schreibt:

      „Damals, im Jahre 1967, beherrschte ich nur die deutsche Sprache, die ich mit mittelfränkischem Dialekt sprach. Ich hatte mich nie mit anderen Sprachen befaßt, und in der Schule empfand ich den Unterricht in Grammatik als eines der langweiligsten Fächer. Nach Schulabschluß galt mein Interesse meinem Beruf als Bankkaufmann; nebenbei spielte ich in einer Musikband die Sologitarre und erwarb den Segelflugschein. Die Fliegerei und die Musik fesselten mich fast vollständig.

      Als meine Verlobte und ich 1966 die Bibel zu studieren begannen, bemerkten wir sehr bald, daß eine biblische Erkenntnis erst einmal eine Änderung des Wortschatzes herbeiführt, da in der Bibel gewisse Ausdrücke verwandt werden, die im allgemeinen nicht gebräuchlich sind. Sie waren aber nicht schwierig zu lernen, weil es deutsche Ausdrücke waren. Da meine Zeit nun mit wichtigeren Dingen ausgefüllt wurde, gab ich das Spielen in der Musikkapelle auf und widmete mich dem eifrigen Studium der Bibel. 1968 nahm ich mit meiner Frau den Vollzeitpredigtdienst auf.

      Im Frühjahr 1972 wurden wir in einem Brief von der Wachtturm-Gesellschaft gefragt, ob wir bereit seien, nach Spanien zu ziehen, um dort die gute Botschaft vom Königreich Gottes zu predigen. ,Ich, Spanisch lernen?‘ dachte ich. ,Das schaffe ich nie. Bei meinen schlechten Grammatikkenntnissen und meiner Abneigung gegen Fremdsprachen, niemals!‘ Trotz meiner Befürchtungen entschlossen wir uns zuzusagen.

      Im September 1972 erhielten wir die Einladung, uns zunächst mit der spanischen Versammlung der Zeugen Jehovas in Köln zu verbinden, um dort einige Grundbegriffe zu erlernen. Als wir im Dezember dort ankamen, konnte ich nur ,Gracias‘ (Danke) und ,Buenos días‘ (Guten Tag) sagen. Wie würde es nun weitergehen?

      Ausdauer und Selbstdisziplin notwendig

      Wenn man beim Erlernen einer Sprache Erfolg haben möchte, muß man beharrlich sein. Manchmal war ich entmutigt und dachte, daß ich mein Ziel nie erreichen würde, aber an anderen Tagen ging es wieder viel leichter vorwärts. Es hat sich als gut erwiesen, um das Gelernte nicht wieder zu vergessen, neue Wörter oder Ausdrücke sofort anzuwenden, auch auf die Gefahr hin, sie falsch auszusprechen.

      Welch ein Schreck durchfuhr mich, als ich nach einigen Wochen aufgerufen wurde, vor der Versammlung ein Gebet zu sprechen! Noch nie in meinem Leben habe ich ein so kurzes und für die Anwesenden sicherlich unverständliches Gebet gesprochen. Ich stammelte wenige Worte wie: ,Jehova Gott‘, ,Hilfe nötig‘ und ,durch Jesus‘. Da ich weiß, daß Gott Gedanken lesen kann, habe ich wenigstens den Trost, daß Er mich verstanden hat.

      Was kann doch alles passieren, wenn man eine Sprache noch nicht richtig beherrscht. Einmal tauchte im kleineren Kreis eine biblische Frage auf, und man dachte, daß ich in der Lage sei, sie zu beantworten. Aber wie? Erst wurde die Frage gestellt. Ein Spanier, der etwas Englisch konnte, übersetzte sie ins Englische für meine Frau, die mir die Frage ins Deutsche übersetzte. Dann gab ich die Antwort meiner Frau, die sie ins Englische übersetzte, worauf der Spanier die Antwort ins Spanische übersetzte. An dem Gesichtsausdruck der Anwesenden konnte ich bemerken, daß die übersetzte Antwort sehr weit von dem entfernt war, was ich wirklich zum Ausdruck bringen wollte. Möglicherweise haben die Anwesenden meine Bibelkenntnis ernsthaft in Zweifel gezogen.

      Meine Frau machte aufgrund ihrer Englisch- und Französischkenntnisse sehr schnell Fortschritte, und das ohne jemals ein Lehrbuch in die Hand genommen zu haben! Bei mir war es anders. Ich kaufte einige Lehrbücher und las sie immer wieder; ganz gleich, wo ich mich befand, ob im Auto, im Bett oder auf der Toilette. Fast immer hatte ich irgendein Lehrbuch mit und vertiefte mich in die Erklärungen. Neugelerntes wurde sogleich praktiziert, was oft schallendes Gelächter bewirkte. Ich habe aber gelernt, daß es sehr wichtig ist, über sich selbst lachen zu können und nicht verärgert zu reagieren. Sonst wird man aus Angst, sich zu blamieren, das Gelernte nur zögernd anwenden. Auf keinen Fall wollte ich aufgeben, denn Ausdauer und Selbstdisziplin werden in der Bibel lobend erwähnt.

      Erfahrungen, die anspornen weiterzulernen

      Nach etwa zwei bis drei Monaten war ich allein im Predigtdienst tätig und besuchte einen Spanier, der kurz vorher eine Fernsehsendung über Betrüger gesehen hatte. Deshalb war er sehr mißtrauisch, als ich ihm mit den wenigen Wörtern, die ich kannte, einiges erzählte. Beim nächsten Besuch nahm ich einen spanischen Glaubensbruder mit. Der Mann wurde noch mißtrauischer, da er den Zweck meines ersten Besuches gar nicht richtig erfaßt hatte und dachte, die Bibel sei nur ein Vorwand, um ihn zu betrügen oder an seine Frau heranzukommen. Um uns zu prüfen, machte er plötzlich den Vorschlag, den spanischen Glaubensbruder in dessen Wohnung zu besuchen. Mein Begleiter war einverstanden. Tatsächlich erschien der Mann zum vereinbarten Zeitpunkt. Er bemerkte bald, daß wir keine Betrüger sind, und begann mit uns die Bibel zu studieren. Heute sind er und seine Frau Zeugen Jehovas.

      Nach drei Monaten hielt ich meine erste Ansprache in der Versammlung. Für sechs Minuten Vortragsstoff benötigte ich etwa fünf Stunden Vorbereitungszeit. Dennoch mußte bei der Korrektur, die ein Spanier vornahm, noch die Hälfte geändert werden. Später — es floß aber viel Schweiß, bis es soweit war — durfte ich sogar meinen ersten Stundenvortrag halten. Liebevoll halfen mir meine fremdsprachigen Freunde, indem sie Aufgesetztes korrigierten oder mich beim Sprechen auf Fehler aufmerksam machten.

      Ich merkte sehr bald, daß es vorteilhafter ist, Vorträge oder Briefe sofort in Spanisch zu verfassen und danach zu korrigieren, anstatt sie erst in der Muttersprache aufzusetzen und sie dann zu übersetzen. So lernt man am besten. Man muß lernen, in der Fremdsprache zu denken. Auf keinen Fall sollte man alles in der eigenen Sprache anfertigen und es dann andere Personen übersetzen lassen. Es ist gut, wenn man sich mit der Aussprache und der Rechtschreibung der Fremdsprache beschäftigt, indem man sich selbst bemüht, die entsprechenden Wörter in einem guten Wörterbuch nachzuschlagen.

      Manchmal kann eine Verwechslung von Artikeln oder Wörtern, die ähnlich sind, einen völlig anderen Sinn ergeben. ,Caballo‘ (Pferd) und ,caballero‘ (Herr) kann man leicht verwechseln. Das könnte aber peinlich werden, nicht wahr? Einmal wollte ich sagen, daß wir mit den geistigen Leviten (los levitas) gut zusammenarbeiten sollten, statt dessen sagte ich, wir sollten mit den Ausgehfräcken (las levitas) gut zusammenarbeiten. Oder statt zu sagen: ‚Herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft‘ (hospitalidad), konnte man sich bei seinem Gastgeber für dessen ,Feindschaft‘ (hostilidad) bedanken! An den Gesichtern merkt man meistens, daß etwas nicht ganz stimmt.

      Eine zweite Fremdsprache

      Im Frühjahr 1974, statt nach Spanien zu gehen, wurden wir eingesetzt, um eine Anzahl spanischer Versammlungen in Deutschland regelmäßig zu besuchen. In dieser reisenden Tätigkeit wurde uns bald klar, daß es günstig wäre, eine weitere Fremdsprache zu lernen, und zwar Portugiesisch. Im Frühjahr 1975 hielt ich meine erste portugiesische Ansprache. Was ich sagte, klang wohl noch mehr spanisch als portugiesisch, aber mit der Zeit ging es immer besser. Heute können wir sowohl Spaniern als auch Portugiesen in ihrer eigenen Sprache die Botschaft der Bibel überbringen.

      Selbstverständlich sind wir nicht die einzigen, die sich in Deutschland mit Spanisch und Portugiesisch befaßt haben. Inzwischen gibt es eine stattliche Anzahl von deutsch sprechenden Zeugen Jehovas, die die spanische, portugiesische, kroatische, türkische, italienische, griechische oder englische Sprache erlernt haben. Allen hat es große Freude bereitet, besonders deswegen, weil sie die Sprachen erlernt haben, um zum geistigen Wohl ihrer fremdsprachigen Nachbarn besser beitragen zu können. Die damit verbundenen Anstrengungen empfinden sie als klein im Vergleich zu den Freuden und Segnungen, die sie dabei hatten. Das Erlernen einer Fremdsprache öffnet einem die Tür zu vielen neuen Freundschaften.“

      Artikelserie in „Erwachet!“ als Ansporn

      Wer hätte jetzt Lust, eine Fremdsprache zu lernen? Sofern wir dafür genügend Zeit und Ausdauer haben und dabei wichtigere Dinge nicht vernachlässigen, mag dies ein erfreuliches und lohnendes Hobby sein, das uns gleichzeitig helfen kann, unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenzulernen.

      Um unseren Lesern zu helfen — ob sie eine neue Sprache erlernen möchten oder auch nicht —, wird die Zeitschrift Erwachet! eine Artikelserie bringen, betitelt: „Wir wollen unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen“. Von Zeit zu Zeit werden wir uns mit einer bestimmten Sprachgruppe beschäftigen. Das Heimatland der Menschen, die die bestimmte Sprache sprechen, wird beschrieben, und Fragen, die auftauchen mögen, werden beantwortet. Wofür ist ihr Land bekannt? Sind die Verhältnisse dort anders als in Deutschland? In welcher Hinsicht? Was haben diese Personen für Probleme, wenn sie im Ausland leben? Einzelheiten über ihre Religion, ihre Sprache, ihr Familienleben und ihre Küche mögen auch zur Sprache kommen. Interessante Erfahrungen, die sie in einem ihnen fremden Land gemacht haben, mögen uns helfen, mehr Verständnis für sie zu haben.

      Wir hoffen, daß diese Artikelserie unseren Lesern helfen wird, ihre fremdsprachigen Nachbarn besser zu verstehen und sie zu schätzen. Und wer weiß, vielleicht wird der eine oder der andere sogar dadurch angespornt, sich mit einer Fremdsprache zu beschäftigen!

  • Ist es von Belang, wie man sich kleidet?
    Erwachet! 1978 | 22. Januar
    • Was sagt die Bibel?

      Ist es von Belang, wie man sich kleidet?

      IN DER Heiligen Schrift ist Kleidung ein Symbol dafür, welches Ansehen eine Person bei Jehova Gott hat. Die Überlebenden der großen Drangsal, die die „große Volksmenge“ bilden, sind in „weiße lange Gewänder“ gehüllt, wodurch angedeutet wird, daß der Höchste sie aufgrund ihres Glaubens an das vergossene Blut Jesu Christi als würdig und rein betrachtet (Offb. 7:9, 13, 14). In Verbindung mit dem „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, liest man die ermunternden Worte: „Glücklich ist, wer wach bleibt und seine äußeren Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe“ (Offb. 16:14, 15).

      Daher ist geistige Wachsamkeit erforderlich, wenn wir möchten, daß wir mit einer echten christlichen Persönlichkeit bekleidet sind, unbefleckt von der Handlungsweise, der Einstellung und dem Lauf der Welt. Diese Art Kleidung des Christen schließt auch ein, daß er im Dienst für Jehova Gott und den Herrn Jesus Christus aktiv ist (Luk. 12:35-40; 21:36; 2. Petr. 3:14). Wie traurig wäre es, wenn man Christen so vorfinden würde wie die levitischen Tempelwächter, die bei der Wache einschliefen! Gemäß der jüdischen Tradition wurden sie der Schande ausgesetzt, indem man sie schlug und ihre Kleidung verbrannte.

      In der Bibel veranschaulicht die Kleidung, wie wichtig es ist, von Jehova Gott anerkannt zu werden. Folgt daraus nicht logischerweise, daß seine Diener auch darauf achten sollten, welche buchstäbliche Kleidung sie tragen? Vergessen wir nicht, daß Jehova Gott Adam und Eva mit Kleidern aus Tierfellen ausstattete, nachdem sie gesündigt hatten. Das hebräische Wort, das verwendet wird, um diese Kleidung zu beschreiben, bedeutet, wie man annimmt, „lange Gewänder“. Folglich boten diese Gewänder eine ausreichende Bedeckung für die ersten beiden Menschen, die ja vorher nackt waren (1. Mose 3:21).

      Jahrhunderte später bekundete Gott besonderes Interesse an der Kleidung seiner Diener. Gemäß den Bestimmungen, die die Israeliten erhielten, mußten sie sich „mit Fransen besetzte Ränder an die Säume ihrer Kleider machen“ und „oberhalb der mit Fransen besetzten Ränder des Saums ... eine blaue Schnur anbringen“ (4. Mose 15:38). „Kein Kleidungsstück eines körperlich tauglichen Mannes sollte einer Frau angelegt werden, noch sollte ein körperlich tauglicher Mann den Überwurf einer Frau tragen; denn irgend jemand, der diese Dinge tut, ist für

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