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Wie weit würdest du gehen, um dein Gesicht zu wahren?Der Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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ihm wird auf diese Weise geholfen. Aber derjenige, gegen den gesündigt worden war, kann die Sache nicht vergessen. Er meint, daß die Ältesten zu nachsichtig gewesen sind und daß die Sünde gegen ihn nicht ernst genug genommen worden ist. Warum kommt er zu dieser Schlußfolgerung? Kann es sein, daß ihm sein Ehrgefühl wichtiger ist als die geistige Wiederherstellung eines Bruders, der gesündigt hatte? Mit anderen Worten: Besteht er um seines Ansehens oder um seiner Ehre willen darauf, daß der Sünder bestraft wird?
Man könnte noch viele weitere Beispiele anführen. Kennst du jemand, der nie zugibt, im Unrecht zu sein, selbst dann nicht, wenn er ganz offensichtlich im Unrecht ist? Oder bist du schon jemand begegnet, der nicht gern Vorschläge von anderen annimmt, oder jemand, der sich gekränkt fühlt, wenn seine Vorschläge nicht angenommen werden, oder jemand, der stur auf seinem Standpunkt beharrt? Kennst du jemand, der auf seine angesehene Stellung und auf seine höhere Schulbildung stolz ist, oder im Gegensatz dazu jemand, der sich schämt, weil er nicht diese Bildung genossen hat? Alle diese Charakterzüge können verraten, daß man sein Gesicht zu wahren versucht oder bemüht ist, seine Ehre zu retten.
Deshalb sollte sich ein Christ fragen: „Wie weit würde ich gehen, um mein Gesicht zu wahren? Ja, wie sollte ich überhaupt darüber denken?“
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Sollte man sein Gesicht zu wahren suchen?Der Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Sollte man sein Gesicht zu wahren suchen?
DIE Bibel zeigt, daß der Wunsch, das Gesicht zu wahren, fast so alt ist wie der Mensch selbst. Ja, der Mensch versuchte schon nach seiner ersten Sünde, das Gesicht zu wahren.
Es ist allgemein bekannt, daß Adam und Eva, unsere Ureltern, gegen Gott sündigten, indem sie von der verbotenen Frucht aßen. Sie wurden für ihre Übeltat auch zur Verantwortung gezogen. Es ist interessant, wie sie darauf reagierten. Als Adam sich genötigt sah, seine Sünde zu bekennen, versuchte er die Schuld auf Eva und sogar auf Jehova Gott zu schieben. Er sagte: „Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir Frucht von dem Baum, und da aß ich.“ Auch Eva versuchte die Schuld von sich abzuwälzen. Sie sagte: „Die Schlange — sie betrog mich, und so aß ich“ (1. Mose 3:8-13).
Hast du auch schon einmal ähnlich reagiert, als du eines Fehlers bezichtigt wurdest? Hast du dann versucht, die Schuld auf andere zu schieben? Einige würden lieber alles andere tun, als ehrlich zu sagen: „Es tut mir leid. Ich habe etwas falsch gemacht.“ Auch wenn man versucht, das Gesicht zu wahren, so ändert dies doch nichts an den Tatsachen. Adam und Eva wurden trotz ihrer Entschuldigungen für ihre Sünden bestraft (1. Mose 3:16-19).
Auch Ananias und Sapphira — ein anderes Ehepaar — waren sehr auf ihre Ehre bedacht. Sie versuchten, die Versammlung der ersten Christen durch eine freche Lüge zu täuschen, wahrscheinlich, um sich bei ihren Glaubensbrüdern einen guten Namen zu machen. Gott zeigte sein Mißfallen darüber, indem er sie tötete (Apg. 5:1-11). Würde es Jehova heute nicht genauso ansehen, wenn zum Beispiel ein Christ fälschlicherweise behaupten würde, mehr im Dienste Jehovas getan zu haben, als es in Wirklichkeit der Fall gewesen ist? Oder würde es Jehova nicht mißfallen, wenn wir in irgendeiner Hinsicht den Anschein erwecken wollten, etwas zu sein, was wir in Wirklichkeit gar nicht sind? (Jak. 3:17).
HAT EIN CHRIST ES NÖTIG, SEIN GESICHT ZU WAHREN?
Es wirkt sich meistens negativ aus, wenn man zu sehr auf seine Ehre bedacht ist. Man geht dabei von einer falschen Voraussetzung aus, nämlich daß der Ruf einer Person das wichtigste ist. Das stimmt aber nicht. Andere Beweggründe, warum man sein Gesicht wahren will, mögen Stolz oder eine zu hohe Meinung von sich selbst sein. So etwas ist Jehova nicht wohlgefällig (Spr. 16:18).
Es stimmt, daß die Bibel sagt: „Ein Name ist besser als gutes Öl“ (Pred. 7:1). Das bezieht sich aber auf den guten Ruf, den sich eine Person durch ein mit guten Werken ausgefülltes Leben erwirbt, und zwar besonders in Jehovas Augen. Dieser Text hat nichts mit dem Respekt zu tun, den eine Person anderen verdienterweise oder unverdienterweise abverlangt.
Es stimmt auch, daß ein Bruder, der ein christlicher Ältester sein möchte, „ein vortreffliches Zeugnis von Außenstehenden haben“ muß (1. Tim. 3:7). Dieses „vortreffliche Zeugnis“ bekommt er jedoch nur aufgrund seines christlichen Wandels und seiner wohlgeordneten Familienverhältnisse und nicht, weil er einen akademischen Grad oder eine angesehene Stellung hat oder weil er für seine Freunde viel Geld ausgibt.
Offensichtlich legte Jesus Christus nicht allzu großen Wert darauf, in welchem Ansehen er bei anderen stand. Er war bestimmt sehr in der Achtung der religiösen Führer gesunken, als er, statt mit ihnen zu verkehren, Armen, Steuereinnehmern und Sündern predigte (Joh. 7:45-48). Jesus ließ sich aber nicht davon abhalten, den Willen seines himmlischen Vaters zu tun, denn er versuchte nicht, zu Ehren zu gelangen. Er sagte bei einer Gelegenheit sogar: „Wenn ich mich selbst verherrliche, ist meine Herrlichkeit nichts“ (Joh. 8:49-54). Er wartete darauf, daß sein Vater ihn verherrlichen würde. Jesus erwarb sich jedoch durch seine Handlungsweise bei Gott und bei den Menschen, die die richtige Einstellung hatten, einen guten Ruf.
Dasselbe trifft auf uns zu. Zweifellos ist es verkehrt und auch auf die Dauer zwecklos, wenn wir versuchen, uns ins rechte Licht zu rücken, besonders dadurch, daß wir etwas verheimlichen oder falsche Tatsachen vortäuschen. Es ist viel besser, uns darüber Gedanken zu machen, wie Gott uns sieht. Jesus sagte deshalb: „Glücklich seid ihr, wenn man euch schmäht und euch verfolgt und lügnerisch allerlei Böses wider euch redet um meinetwillen. Freut euch und springt vor Freude, da euer Lohn groß ist in den Himmeln“ (Matth. 5:11, 12).
Jesus machte diese Erfahrung, besonders nachdem er verhaftet worden war. Die religiösen Führer brachten ihn vor Gericht und versuchten, seinen Ruf durch falsche Zeugenaussagen zu besudeln. Danach verlachte und verspottete man ihn. Man drückte ihm eine Dornenkrone auf, legte ihm ein purpurnes Gewand um und machte sich darüber lustig, daß er ein König sei (Mark. 14:55-65; 15:17-20). Dann, als Jesus mit dem Tode rang, standen die schadenfrohen Vorsteher um den Marterpfahl herum und verspotteten ihn. Sogar die Art, wie er starb, wurde von den Juden als Schande angesehen (Luk. 23:32-38; Gal. 3:13). Versuchte Jesus aber bei all dem, was er erlebte, seine Ehre zu verteidigen? Nein. Die Bibel sagt vielmehr, daß er ‘die Schande nicht achtete’ (Hebr. 12:2). Für ihn war die Verherrlichung des Namens seines Vaters viel wichtiger (Joh. 17:4, 11). Deshalb wurde Christus im Himmel auch reich belohnt. Was für ein hervorragendes Beispiel für uns heute! (1. Petr. 2:21, 22).
WIE SOLLTE MAN SICH VERHALTEN?
Was wird also von einem Christen erwartet? Es gibt zwei Gesichtspunkte zu berücksichtigen: Andere wollen uns gegenüber das Gesicht wahren und wir anderen gegenüber.
Ein Christ sollte sich anderen gegenüber nicht
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