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Ich war ein AtheistErwachet! 1971 | 22. Juli
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Ich war ein Atheist
EIN Tag Anfang der 1940er Jahre ist mir noch gut im Gedächtnis. Ich war damals fünf Jahre alt. Alle Kinder meines Heimatortes in Mittelschweden und deren Eltern waren zu einem Sonntagsschulfest eingeladen. Die Kinder sollten das Programm zum Teil selbst bestreiten, indem sie religiöse Unterhaltung boten. Da ich Handharmonika spielen konnte, gab ich, als ich an die Reihe kam, einen volkstümlichen Walzer zum besten. Meine Zuhörer waren nicht sonderlich begeistert. Nachher erklärte man mir, solche Stücke zu spielen sei eine Sünde und ich sollte mich schämen.
Als ich noch ein Kind war, wurde mir häufig gesagt, dieses oder jenes zu tun sei eine Sünde, aber niemand machte mir klar, warum es eine Sünde sei. Daher begann ich mich vor Gott zu fürchten, anstatt ihn zu lieben. Diese Furcht bewirkte bei mir eine gewisse Abneigung gegen die Religion, wiewohl der Religionsunterricht in der Schule ein wichtiges Fach war. Was wir im biblischen Geschichtsunterricht in den ersten Schuljahren lernten, erschien mir märchenhaft. Die Erzählungen über die Wunder Jesu und seiner Jünger waren zwar interessant, aber ich glaubte nicht, daß sie auch wirklich geschehen waren.
Mit vierzehn Jahren wurde ich konfirmiert. Bei dieser Gelegenheit kam ich zum erstenmal mit einem Geistlichen der Staatskirche in nähere Berührung. Soweit ich zurückdenken kann, war er stets gereizt und nervös und rauchte eine Zigarette nach der andern. Ich ging in den Konfirmandenunterricht, weil das bei uns üblich war, aber er diente nicht dazu, meinen Glauben an Gott und an die Bibel zu stärken. Am Tage meiner Konfirmation bedeutete mir die neue Kamera und der neue Anzug mehr, als zum erstenmal zum Abendmahl zugelassen zu werden.
Der Glaube an Gott vollständig zerstört
In den Jahren, in denen ich dann das Gymnasium besuchte, wurde mein Glaube an Gott auch nicht stärker. Den Religionsunterricht erteilte ein Pfarrer, der keinen Hehl daraus machte, daß er manches nicht glaubte, was in der Bibel steht, unter anderem lehnte er auch den Schöpfungsbericht ab. Er sagte, die Bibel sei von Menschen geschrieben, daher sollte man sie ebenso kritisch lesen wie irgendein anderes Buch. Mir erschien die Evolutionstheorie, die im Biologieunterricht gelehrt wurde, als eine vernünftige Erklärung für die Entstehung des Lebens anstelle des biblischen Schöpfungsberichts. Im Geschichtsunterricht erfuhr ich, daß die angeblich christlichen Völker sich in Kriegen nahezu zerfleischt hatten. Das alles trug dazu bei, daß ich begann, mich immer mehr dem Atheismus zuzuneigen.
Doch ich erlebte noch mehr, was meinen Glauben vollends zerstörte. Nach dem Abitur wurde ich zum Militärdienst einberufen. Der Feldgeistliche erklärte, der Krieg sei ein notwendiges Übel. Er sagte, der Soldat sei ein Diener Gottes, denn Jesus habe gesagt, jeder, der das Schwert ergreife, werde durch das Schwert umkommen, somit müsse einer dasein, der das andere Schwert schwinge. Er betonte auch, daß der Krieg das Mittel sei, durch das Gott dem wahren Glauben zum Sieg verhelfe. Ich dachte: „Wenn das christlicher Glaube sein soll, dann kann ich auch ohne ihn leben!“
So wuchs der Junge, der schon in der Sonntagsschule eine Enttäuschung erlebt hatte, zu einem jungen Mann heran, der überzeugt war, daß die Religion ein Schwindel sei und daß der wissenschaftlich gebildete Mensch keinen Gott benötige. Ich habe erlebt, was viele andere auch erlebt haben, und habe ähnlich reagiert wie sie. Ich habe vorwurfsvoll gefragt: „Hätten wir auf der Erde eine solche Korruption und soviel Bosheit, wenn es einen allmächtigen, allgütigen Gott im Himmel gäbe?“ Für mich konnte es nur eine Antwort auf diese Frage geben: Es gibt keinen Gott!
Heirat und Lebensauffassung
Diese atheistische Lebensauffassung prägte natürlich auch meine Lebensweise. Ich heiratete ein Mädchen, das so eingestellt war wie ich. Da das Leben von der Wiege bis zur Bahre so kurz ist, sagten wir uns: „Warum das Leben nicht genießen, solange wir noch jung und gesund sind!“
Wir betrachteten die Ehe nicht als eine sehr ernst zu nehmende Einrichtung. Wir waren der Meinung, wie man lebe, sei Sache jedes einzelnen; wir zwei könnten uns gemeinsam vergnügen, aber wenn wir wollten, könnte jeder von uns das auch ohne seinen Ehegefährten tun. Wir glaubten, wirklich frei zu sein. Wir huldigten einer rein materialistischen Lebensauffassung, die auch bei der Wahl meines Berufes ausschlaggebend war. Ich betätigte mich als Ingenieur für Systemplanung in einem Institut für elektronische Datenverarbeitung in Stockholm. Wir erledigten die Finanzplanung großer Konzerne.
Ein unerwarteter Besuch
Eines Tages im Frühjahr des Jahres 1963 klingelte jemand an unserer Tür. Ich öffnete. Ein sauber gekleideter junger Mann stellte sich bescheiden als Prediger vor, als ein Zeuge Jehovas, der die Leute besuche, um ihren Glauben an Gott zu festigen. Mein erster Gedanke war: „Dieser junge Fanatiker ist bei mir an der falschen Adresse.“ Aber irgend etwas an seinem Wesen bewirkte, daß ich ihn nicht gleich wieder fortschickte. Er sah gar nicht wie ein Fanatiker aus. Er machte einen ganz normalen Eindruck, er wirkte natürlich und entspannt. „Gut“, dachte ich, „dann will ich diesem armen Kerl wenigstens zeigen, daß er auf dem Holzweg ist.“
Daher bat ich ihn hereinzukommen. Ich machte meiner Empörung über Gott und die Religion Luft — meine Frau hatte sich ins Schlafzimmer zurückgezogen und hörte unserem Gespräch von dort zu. „Wie kann denn jemand im Ernst an Gott glauben, dessen Dasein weder durch wissenschaftliche Forschungen noch durch vernünftige Überlegungen bewiesen werden kann?“ fragte ich. Ich sagte ihm, der Glaube, den ich kennengelernt hätte, sei ein Glaube ohne Hoffnung, ein heuchlerischer Glaube, ein Glaube, der gegen die Vernunft verstoße. Ich wies darauf hin, daß das Christentum versagt haben müsse, denn es sei sowenig wie das Heidentum imstande gewesen, der Korruption, den Kriegen und der Gewalttat Einhalt zu gebieten.
In diesem Ton redete ich eine ganze Weile, und als ich dachte, er habe nun genug, er betrachte mich als einen „hoffnungslosen Fall“ und ziehe es vor, sich zu verabschieden, nickte er nur ruhig. Er sagte, er könne meine Meinung gut verstehen und heute würden viele Leute so denken. Dadurch entschärfte er mein Argument, und ich erkannte, daß ich nicht der erste war, der solche Einwände brachte. Daher begann ich ihm neugierig, aber auch etwas skeptisch zuzuhören.
Christenheit und Christentum nicht ein und dasselbe
Er sagte, um die Sache beurteilen zu können, müsse man vor allem zwischen wahrer und falscher Religion unterscheiden. Selbst wenn sich das sogenannte Christentum als trügerisch und unglaubwürdig erweise, bedeute das noch lange nicht, daß es ein echtes und glaubwürdiges Christentum nicht gebe. „Zwischen Christenheit und Christentum besteht ein großer Unterschied“, erklärte er. „Das Christentum darf nicht aufgrund dessen, was die Christenheit sagt oder tut, beurteilt werden.“
Dann wies er auf den Unterschied zwischen der Christenheit und dem wahren Christentum hin, indem er sagte: „Es stimmt, daß die Christenheit die Menschen unterdrückt hat, doch das Christentum tut das nicht; daß die Christenheit Kriege geführt hat, doch das Christentum hat das niemals getan; daß die Christenheit nicht vermocht hat, den Sittenverfall aufzuhalten, dem Christentum dagegen gelingt das. Die Christenheit findet in der Bibel keine Stütze. Im Gegenteil, die Bibel enthält Prophezeiungen, in denen die Christenheit verurteilt wird.
Überlegen Sie nur einmal, wie unglaubwürdig die Christenheit in bezug auf das Vaterunser ist“, fuhr er fort. „Sie betet: ,Unser Vater in dem Himmel‘, aber sie betrachtet die Angehörigen der verschiedenen Rassen nicht als Brüder. Sie betet, der Name Gottes möge geheiligt werden, aber sie anerkennt nicht einmal, daß Gott einen Namen hat. Sie betet, daß Gottes Reich kommen möge, doch sie zeigt sich patriotisch und stützt ihre eigenen Reiche. Sie betet, daß der Wille Gottes auf Erden geschehe wie im Himmel, aber sie treibt ihre eigene weltliche Politik. Sie betet, Gott möge ihr das tägliche Brot geben, aber ist sie denn bereit, von ihrem Überfluß an ,Brot‘ den hungernden Völkern etwas abzugeben? Sie bittet Gott, ihr die Schulden und Sünden zu vergeben, aber ist sie denn bereit, anderen, mit denen sie sich auseinandersetzt, zu vergeben und das, was zu Streit Anlaß gibt, zu vergessen?“
Ich bemerkte, daß dieser junge Mann nichts beschönigte, daß er die Augen vor den Tatsachen nicht verschloß und die Tatsachen nicht verdrehte, wie das die meisten religiösen Personen vor ihm getan hatten, mit denen ich solche Fragen diskutiert hatte. Ehrlich gesagt, ich mußte ihm in allem recht geben, denn es deckte sich mit dem, was ich erlebt hatte. Aber ich war nicht bereit, mich so schnell überzeugen zu lassen. Das Versagen der Christenheit allein bewies noch lange nicht, daß es einen Gott gibt. Daher stellte ich die Frage: „Wie kann der moderne Mensch an Gott glauben, dessen Dasein weder durch wissenschaftliche Forschungen noch durch vernünftige Überlegungen bewiesen werden kann?“
„Diese Frage würde ich gerne mit Ihnen in der kommenden Woche behandeln“, entgegnete er.
Sein zweiter Besuch
Ich hatte die ganze Sache beinahe vergessen, als der Zeuge erneut vorsprach. Meine Frau hatte sich wieder in das Schlafzimmer zurückgezogen und hörte unserem Gespräch von dort zu. Gleich zu Beginn erklärte ich, daß ich an die Evolution glaube, und ich war überzeugt, die ganze wissenschaftliche Welt im Rücken zu haben. Er hatte sich mit dieser Sache offenbar gründlich auseinandergesetzt, denn er sagte, es sei wichtig, in bezug auf die Wissenschaft gewisse Unterschiede zu machen.
„Einerseits“, sagte er, „gibt es die Wissenschaft, die Tatsachen in Verbindung mit der Natur erforscht, beobachtet und beschreibt. Diese Wissenschaft steht in keiner Weise im Widerspruch zu dem Glauben, daß Gott alles geschaffen hat. Andererseits haben wir die sogenannte Wissenschaft, die interpretiert und die die Entstehung des Lebens durch Hypothesen und Theorien zu erklären versucht. Diese Wissenschaft leugnet vielfach einen göttlichen Urheber. Ein wahrer Christ glaubt der exakten Wissenschaft, die Tatsachen erforscht, beobachtet und beschreibt, aber eine Hypothese oder eine Theorie kann er nicht ohne weiteres für selbstverständlich hinnehmen, geschweige seine Lebensanschauung darauf aufbauen.“
Ich war allerdings bisher nicht der Meinung gewesen, daß die Entwicklungslehre nur eine Theorie sei, mußte aber zugeben, daß sie das natürlich war. Doch nach meiner Meinung war sie eine Theorie, die viel für sich hatte, und diese Auffassung äußerte ich auch.
Zufall oder Schöpfung
Ich mußte dem Zeugen recht geben, als er erklärte, wenn nicht ein intelligenter Urheber hinter der Schöpfung stehe, dann müßten wir die Entstehung des Weltalls und des Lebens dem Zufall zuschreiben. „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Leben durch Zufall entstanden ist?“ fragte er.
„Nun, das kann man mit Hilfe der sogenannten Wahrscheinlichkeitsrechnung errechnen“, entgegnete ich, wobei ich mich wieder mehr in meinem Element fühlte.
Er erwiderte: „Ja, eine solche Rechnung wollen wir einmal anstellen.“ Er holte aus seiner Aktentasche eine Zeitschrift heraus und las daraus vor: „Ein anderer Wissenschaftler berechnete die Wahrscheinlichkeit, mit der ein einziges Eiweißmolekül (eines der für das Leben unerläßlichen Moleküle) durch Zufall entstehen könnte. Er schreibt in seinem Buch Die Bestimmung des Menschen, daß es 10243 [1 mit 243 Nullen] Milliarden Jahre erforderte, bis das geschehen würde! Da die Wissenschaftler das Alter der Erde auf wenige Milliarden Jahre schätzen, wäre nicht genügend Zeit gewesen, damit das hätte geschehen können!“
Er machte eine Pause, damit dieser Gedanke tief eindringen konnte, dann las er weiter: „Der gleiche Wissenschaftler sagt: ,Nun ist aber ein einzelnes Molekül wertlos; denn es sind Hunderte von Millionen identische nötig ... Ließe sich die Wahrscheinlichkeit des Erscheinens einer lebendigen Zelle mathematisch ausdrücken, so würden die obigen Zahlen winzig erscheinen.‘“
„Wenn dem so ist“, entgegnete ich, „wie erklären Sie es sich dann, daß so viele Wissenschaftler an die Abstammungslehre glauben?“
„Sie haben sehr richtig gesagt, daß sie daran glauben, denn die Wissenschaftler können sie nicht beweisen“, antwortete er.
„Aber ihr Glaube muß eine bessere Grundlage haben als Ihr Glaube an Gott“, protestierte ich.
„Angenommen“, begann er wieder, „der tüchtigste Wissenschaftler der Welt könnte mit Molekülen umgehen wie ein Maurer mit Mauersteinen und es stünden ihm nur Proteinmoleküle zur Verfügung. Glauben Sie, er könnte eine Zelle, bestehend aus Hunderten von Millionen solcher Moleküle, bauen? Könnte er bewirken, daß diese Zelle leben, daß sie wachsen und sich teilen würde, wobei ihre Merkmale, und zwar nur ihre, auf die Tochterzellen übertragen würden? Sie wissen, daß er keine solche Zelle zustande brächte. Nach Auffassung der Atheisten geschieht das, was dem tüchtigsten Kopf nicht gelingt, durch bloßen Zufall. Kann man demnach sagen, diese Auffassung sei gut begründet? Man kann nur schlußfolgern, daß Personen, die daran glauben, einfach alles glauben wollen, was von der einen Seite vorgetragen wird, und einfach alles ablehnen, was von der anderen Seite vorgebracht wird.“
Als der junge Zeuge Jehovas sich an jenem Abend von mir verabschiedete, wußte ich nicht, welchen Standpunkt ich in der nächsten Diskussion einnehmen würde. Er ließ mir ein Exemplar der Zeitschrift Erwachet! über das Thema „Die Bibel triumphiert im Zeitalter der Wissenschaft“ (deutsch 8. 10. 1963) zurück, aus der er zitiert hatte, und ich nahm mir vor, es zu lesen, um darin etwaige Fehler zu finden. Während des Lesens stellte ich aber dann mit wachsendem Staunen fest, welch vernünftige Argumente vorgebracht wurden, und das veranlaßte mich, die ganze Sache nochmals gründlich zu durchdenken.
Der Mensch — wunderbar geschaffen
Woche um Woche kamen wir zu einem solchen Gespräch zusammen. Ich kann mich noch gut an das Gespräch erinnern, in dem behandelt wurde, wie wunderbar der Mensch erschaffen ist. Es wirkte ernüchternd, darüber nachzudenken, daß der menschliche Körper, der aus Milliarden lebender Zellen besteht, so wunderbar gebaut ist, daß alle seine Teile harmonisch zusammenarbeiten, und auch darüber, daß der Mensch die Fähigkeit hat, zu lieben, sich zu freuen, zu denken, zu forschen, sich zu erinnern, sich fortzupflanzen und seine innersten Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen, und zwar sowohl durch das gesprochene als auch durch das geschriebene Wort, durch Lachen und Weinen, Singen und Musizieren und spontane oder sorgfältig geplante Handlungen.
Durch dieses Gespräch wurde es mir klar, welch tiefe Kluft das unbewußte Leben von dem bewußten Leben trennt, von der Kluft zwischen einem Eiweißmolekül und dem Menschen ganz zu schweigen. Schließlich wurde in mir der Wunsch wach, ein höheres Wesen anzubeten und ihm für alles zu danken.
Ein verändertes Leben
Nach einiger Zeit war ich einverstanden, daß der Zeuge mit mir die Bibel studierte. Dabei lernte ich neue Beweise für das Dasein Gottes kennen. Die historische Zuverlässigkeit der Bibel, ihre innere Übereinstimmung, ihre erhabene Sprache, die Erfüllung ihrer Prophezeiungen und Gottes Vorhaben mit den Menschen und der Erde — alles das machte im Laufe der Zeit einen tiefen Eindruck auf mich.
Meine Frau, die so oft vom Schlafzimmer aus unserem Gespräch zugehört hatte, begann bald auch, sich am Studium zu beteiligen. Nach wenigen Monaten fingen wir an, die Zusammenkünfte im Königreichssaal der Zeugen Jehovas zu besuchen. Dann kam auch die Zeit, da wir mit ihnen zu einem ihrer Kongresse fuhren. Dort lernten wir eine Gruppe Christen kennen, die sich aus Gliedern der verschiedenen Nationen, aus Personen jeden Alters und jeder Berufsgruppe oder Volksschicht zusammensetzte, jedoch eine große Familie bildete, in der Zwietracht und Feindseligkeit unbekannt waren. Der gemeinsame Glaube und die gemeinsame Tätigkeit vereint diese Christen zu einer Gemeinschaft, von der wir uns nicht einmal hätten träumen lassen.
Das Leben erhielt für uns einen neuen Sinn und damit auch einen erhöhten Wert. Es eröffnete sich uns eine großartige Zukunft. Durch unseren neuen Glauben fühlten wir uns nicht mehr auf uns gestellt, sondern wir bauten nun auf Gott. Dieses Gottvertrauen bewirkte, daß wir in unserem Leben gewisse Änderungen vornahmen, was uns zum Segen geworden ist. Es hat zu sauberem Denken und als Folge davon zu körperlicher Sauberkeit geführt. Unsere Ehe ist gefestigt worden, und sie bedeutet uns jetzt mehr. Nun vertrauen wir einander völlig und fühlen uns auch besser ausgerüstet, unseren kleinen Sohn zu erziehen. Wir haben unsere Denkweise geändert und haben uns Jehova Gott hingegeben; seither stehen wir in einem vertrauten Verhältnis zu Gott, wie man es nur zu einer wirklichen Person haben kann.
Das ist keine sentimentale Idealisierung, gestützt auf einen Glauben ohne Hoffnung oder auf einen heuchlerischen Glauben oder auf einen Glauben, der gegen die Vernunft verstößt. Es ist eine Realität, gestützt auf einen vernünftigen, echten und gutbegründeten Glauben an Gott. Deshalb kann ich jetzt sagen: Ich war ein Atheist, aber ich werde niemals wieder einer sein. — Eingesandt.
[Kasten auf Seite 5]
DIE CHRISTENHEIT HAT
□ die Menschen unterdrückt und Kriege geführt,
□ nicht vermocht, den Sittenverfall aufzuhalten,
□ nicht nach dem Grundsatz gehandelt, daß alle Menschen Brüder sind,
□ um das Kommen des Reiches Gottes gebetet und darum, daß Gottes Wille geschehen möge, hat aber ihre eigene weltliche Politik getrieben.
☞ Beweist das, daß das Christentum versagt hat? Nein! Christenheit und Christentum sind nicht ein und dasselbe.
[Bild auf Seite 6]
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Eiweißmolekül durch Zufall entstehen könnte? Ein Wissenschaftler schätzte, daß es 10243 (1 mit 243 Nullen) Milliarden Jahre erforderte, bis das geschehen würde. Die Erde ist aber noch nicht so alt.
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Die moderne Theologie und dein GlaubeErwachet! 1971 | 22. Juli
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Die moderne Theologie und dein Glaube
GEDANKEN ZUR FERNSEHSENDUNG „FRAGEN NACH GOTT“
„DER mündiger gewordene Mensch fragt weiter, vielleicht sogar intensiver als in früheren Zeiten, nach Gott. Er erhält jedoch von den Kanzeln häufig nur unbefriedigende Antworten“ (Friedrich W. Räuker, Leiter der Hauptabteilung Wissenschaft und Erziehung des WDR/Westdeutsches Fernsehen in Fragen nach Gott von Rüdiger Lorenz). Das mag wohl ein Grund sein, warum das Westdeutsche Fernsehen vom 3. Februar bis 28. April 1971 eine 13teilige Sendereihe mit dem Thema „Fragen nach Gott“ ausstrahlte.
Vielleicht sprach dir das soeben erwähnte Zitat von Friedrich W. Räuker aus dem Herzen, da du zu den Personen gehörst, die das, was in der Kirche gepredigt wird, nicht mehr befriedigt, oder zu denen, die der Kirche zwar noch angehören, aber keine feste Bindung mehr dazu haben, oder zu denen, die vor kurzem aus der Kirche ausgetreten sind. Wenn du zu der dritten Gruppe gehörst, zählst du zu den vielen, die das in letzter Zeit getan haben, denn aus der Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland geht hervor, daß im Jahre 1969 über 100 000 Bundesbürger aus der Kirche ausgetreten sind. Im Jahre 1970 soll diese Zahl noch weit höher gewesen sein, und die leeren Kirchen beweisen, daß viele Deutsche nur noch eine schwache Bindung zur Kirche haben. In Bremen besuchen zum Beispiel nur zwei Prozent der Bevölkerung die Gottesdienste.
Ganz gleich, zu welcher Gruppe du gehören magst, so hast du dich im Innern bestimmt auch schon mit den „Fragen nach Gott“ beschäftigt: Wer ist Gott? Was muß man tun, um Gott kennenzulernen? In welchem Verhältnis muß man zu Gott stehen? Was hat Gott für die Menschheit getan? Warum läßt er die heutigen Weltverhältnisse zu? Diese
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