Wir beobachten die Welt
Nicht mehr lustig
● „Jahrelang haben sich Cartoonisten und Satiriker über diejenigen lustig gemacht, die unentwegt vor dem Ende der Welt warnen“, schreibt Haynes Johnson in der Washington Post. Er erwähnt einige, die die Warnung erschallen lassen: „GEBT ACHT! DAS ENDE DER WELT IST NAHE!“, und fährt dann fort: „Gestern lag eine weitere vertraute Botschaft in Form eines religiösen Faltblattes unter meiner Haustür. ‚Nähern wir uns Harmagedon?‘ heißt es auf der Titelseite, auf der ein dunkler Wolkenhimmel abgebildet ist, aus dem ein zuckender Blitz herabfährt.“ Dann stellt er fest: „Es gab eine Zeit, als diese Art Botschaft ein mitleidiges Lächeln verursachte. Plötzlich scheint es nicht mehr lustig zu sein.“
Die Forschung geht weiter
● Die Möglichkeiten auf dem Gebiet der sauerstofftransportierenden Blutersatzstoffe werden offenbar längst nicht als erschöpft betrachtet. Dem Praxis-Kurier (1/84, S. 34) ist zu entnehmen, daß der deutsche Bundesminister für Forschung und Technologie aufgrund einer Ausschreibung vom 30. Juni 1983 beabsichtigt, „Forschungsarbeiten im Bereich der Entwicklung sowie Erprobung neuer und verbesserter Blutersatzmittel mit sauerstoffübertragender Funktion“ zu fördern. (Die Ausschreibung zu diesem Projekt sowie Erläuterungen zur Antragstellung können allein von der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung, Bereich Projektträgerschaften, in München bezogen werden.)
Respekt vor der Presse schrumpft
● Das Mißtrauen des amerikanischen Bürgers gegenüber der Presse wächst. „Jährliche Befragungen des Volkes nach den Institutionen, in die es ‚großes Vertrauen‘ setzt, zeigen für die Presse eine ständig fallende Kurve an“, heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „1976 erschien noch fast dreißig Prozent der Befragten die Presse als besonders vertrauenswürdig; bei der letzten Umfrage im vergangenen Jahr war der Prozentsatz auf 13,7 gesunken, und das Fernsehen rangierte sogar an vorletzter Stelle, bei 12,7 Prozent.“ Den Journalisten, vor allem den Fernsehreportern, wird vorgeworfen, „selbstherrlich, brutal und arrogant“ zu sein. Außerdem verbreitet sich Unmut über den Negativismus der Redaktionen. Die Vorwürfe des Publikums erreichten einen Höhepunkt, als in zahlreichen Leserbriefen der Ausschluß der Presse bei der Landung der amerikanischen Truppen auf Grenada eindeutig gutgeheißen wurde. „Ja, ich bin rüde, anklägerisch und zynisch“, schrieb ein Fernsehreporter aus New York an die Redaktion der Zeitschrift Time, die dem Angriff auf die Presse eine Titelgeschichte eingeräumt hatte. „Manche Leute sagen, ich sei arrogant und selbstgerecht. Darüber bin ich froh. Das ist es, was den guten Reporter macht.“
Unter der Macht der Dämonen
● „Die karibische Negerrepublik [Haiti] mag ein katholisches Land sein, seit 1860 existiert ein Konkordat mit dem Vatikan“, berichtet Die Welt, „aber Voodoo ließ sich nie verdrängen.“ Neben den 600 katholischen Geistlichen gibt es 60 000 Voodoo-Priester, obgleich der „Kult der 402 Geister“ im haitianischen Strafgesetzbuch als Aberglaube gilt und Kultanhänger vor Gericht gestellt werden können. Voodoo ist ein aus Westafrika stammender mit katholischen Elementen durchsetzter magisch-religiöser Geheimkult, in dem dämonische Wesen verehrt werden. Der dämonische Einfluß wird in den orgiastischen Riten deutlich, denn in der Zeitung heißt es: „... ekstatische Tänze. Eine der weißbekleideten Frauen tötet ein Huhn mit einem blutigen Halsbiß. Andere zerkauen die Glut einer glimmenden Holzkeule und treten, barfüßig, die Flammen aus.“
Ist Erdöl doch unerschöpflich?
● Immer wieder werden die gängigen Theorien über die Entstehung der Erdgas- und Erdöllager angezweifelt (vgl. Erwachet! vom 22. Juli 1981, S. 30). Diesmal macht Thomas Gold, der an der Cornell-Universität (USA) lehrt, von sich reden. Er ist zwar Astronom, doch werden seine geologischen Kenntnisse fast überall respektiert, da sich einige seiner Theorien bereits als richtig erwiesen haben. „Seine neueste Theorie besagt“, schreibt die Stuttgarter Zeitung, „daß ein erheblicher Teil der Erdgas- und Erdölvorkommen einen abiogenen Ursprung hat, das heißt, daß diese Kohlenwasserstoffe nicht, wie gemeinhin angenommen wird, auf die Zersetzung tierischer und pflanzlicher Überreste zurückgehen.“ Zum Beispiel soll das Material, aus dem die Planeten gebildet wurden, unvorstellbar große Mengen von Kohlenstoff enthalten haben, der in einer Verbindung mit Wasserstoff zu Methan wurde.
T. Gold nimmt nun an, daß „außerordentlich viel von diesem abiologischen Ur-Methan noch in der Erde steckt, und zwar vor allem in Tiefen, die man bisher noch nicht erreicht hat. Aus Methan aber entsteht unter Beimischung anderer Kohlenwasserstoffe Erdgas und auch Mineralöl.“ Als Beweis führt er u. a. Bohrungen am Siljansee in Schweden an. Dort kann es nach Ansicht führender Petrologen kein Mineralöl geben; in diesem Gebiet kommen nur außerordentlich geringe Mengen biologischer Ablagerungen vor. Doch auf Golds Schreibtisch steht eine Flasche voll Mineralöl, das durch Gestein am Siljansee gesickert ist. „Es dürfte abiogenischen Ursprungs sein“, meint der Astronom.
China: Probleme mit Namen
● Li ist ein üblicher Zuname in der 644 Kilometer nordöstlich von Peking gelegenen chinesischen Stadt Schenjang. „Shuzhen“ (lieblich und edel) ist dort ein beliebter weiblicher Vorname. Die Folge ist, daß über 4 800 Frauen Li Shuzhen heißen. Dieses und ähnliche Probleme mit gleichen Namen haben bei den Behörden für Verwirrung gesorgt, so daß man jetzt Richtlinien für die Namengebung von Kindern herausgebracht hat. Wie die Zeitung Guangming Daily berichtete, heißen allein in einem Arbeitsteam zehn Männer Li Wei, weil der Name „Wei“, der „vorzüglich“ bedeutet, so beliebt ist. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden sie als „Li Wei Nr. 2“, „Li Wei mit den langen Haaren“, „Li Wei mit den großen Augen“ und so weiter bezeichnet.
Gesundheitsrisiko?
● Biologische Waschmittel sind groß im Kommen. Das Wäschewaschen mit enzymhaltigem Pulver sei schön, praktisch und energiesparend; unbedenklich sei es jedenfalls nicht, meint die Münchener Medizinische Wochenschrift. Das Arztmagazin stützt sich dabei auf eine Veröffentlichung in der Zeitschrift New Scientist (19. Jan. 1984). Zwar würden die Enzyme auch in lauwarmem Wasser Schmutzflecken spielend auflösen, doch riefen sie bei vielen Menschen allergische Reaktionen hervor. Diese müßten sich nicht sofort zeigen, sondern könnten auch erst nach Jahren auftreten. Die Betroffenen sollen über eine ganze Reihe heuschnupfenähnlicher Symptome wie Hautrötungen, Ekzeme, geschwollene Nasen- und Rachenschleimhäute, Erbrechen oder Bronchospasmen (Krämpfe der Bronchialmuskeln) klagen. Richtig ernst würde es, wenn der Patient an Asthma leide. Bei Beschäftigten von Waschmittelfirmen soll diese Krankheit häufig beobachtet worden sein. Die Zeitschrift äußert Bedenken, da schon geringe Mengen der Enzyme, wie sie etwa als Rückstände in frischer Wäsche enthalten sind, auf die Dauer schädlich sein können.
Sie fürchten die Entzugserscheinungen
● Im Jahre 1974 legte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) acht abhängigmachende Substanzen fest. „Das Nikotin befindet sich nicht darunter“, schreibt das Wissenschaftsmagazin Die Umschau (22/83), „obwohl heute nicht mehr bezweifelt werden kann, daß Zigarettenrauchen abhängig macht.“ Die Zeitschrift faßt die Ergebnisse jüngster Untersuchungen zusammen, die deutlich zeigen, daß Nikotin psychisch abhängig machen kann. Will ein Raucher die Wirkung des Nikotins erleben, muß er den Zigarettenrauch inhalieren. Nach jedem Zug gelangt „ein Quantum Blut mit hohem Nikotingehalt zum Gehirn“. Die Zeit, in der das aufgenommene Nikotin von der Lunge zu den Hirnzellen transportiert wird, beträgt nur 7,5 Sekunden. Viele Raucher behaupten, sie würden des Vergnügens wegen rauchen und weil Rauchen beruhige. „In Wirklichkeit rauchen Gewohnheitsraucher aber“, stellt das Magazin fest, „weil sie abhängig sind. Sie versuchen, die in Streßsituationen besonders unangenehmen Entzugserscheinungen zu vermeiden, und werden sehr ängstlich, wenn sie unter solchen Bedingungen nicht genug Nikotin bekommen.“
Die wenigsten wollen wirklich sterben
● Einem Bericht der Ärztezeitschrift Selecta (40/83) ist zu entnehmen, daß sich die Rate der vollendeten Selbstmorde in der Bundesrepublik Deutschland seit mehreren Jahren konstant bei 20 bis 22 pro 100 000 Einwohner hält. Allerdings hat sich die Zahl der Selbstmordversuche seit 1966 mehr als verdoppelt. Die wenigsten wollen wirklich sterben. Der Selbstmordversuch ist meist ein Hilfeschrei. Selbstmordgefährdet scheinen Menschen zu sein, die wenig vital sind, deren Leben ohne viel Abwechslung verläuft, die mehr als neun Stunden Schlaf brauchen und die psychisch kranke Angehörige haben. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, anzunehmen, daß Menschen, die vom Selbstmord reden, ihn selten ausführen. Wer vom Selbstmord redet, begeht ihn auch. Tatsächlich kündigten 80 Prozent ihr Vorhaben an. Mehr als die Hälfte der Selbstmordkandidaten suchten in der Woche vor der Tat ärztliche Hilfe.
Sahara wird „angezapft“
● Libyen plant, die gewaltigen Süßwassermassen, die mit Hilfe von Satelliten unter der Sahara entdeckt wurden, zu nutzen. Wie aus einem Bericht der in der DDR erscheinenden Berliner Zeitung hervorgeht, sollen auf rund 4 000 Kilometer Länge Betonrohre mit einem Durchmesser von 4 Metern und einem Gewicht von je 76 Tonnen unter die Erde gebracht werden, um das kostbare Wasser in den Norden des Landes zu bringen. Es wird mit einer Bauzeit von zehn Jahren und einem Kostenaufwand von fünf Milliarden Dollar gerechnet. Nach der Fertigstellung des Projekts werden über das weitverzweigte Rohrnetz täglich fünf Millionen Kubikmeter Wasser auf 185 000 Quadratkilometer Nutzfläche geleitet. Da Libyens Territorium zu über 50 Prozent aus Wüste besteht und nur geringe Niederschläge kennt, wird dem Projekt für den Ackerbau und die Viehzucht des Landes große Bedeutung beigemessen.
Tribut der Umweltverschmutzung
● Die geschädigte Waldfläche in Baden-Württemberg hat sich vergrößert, und zwar von 10 Prozent im Februar 1982 auf 49 Prozent im Oktober 1983. Auf dieses „bedrohliche Ansteigen“ machte gemäß der Stuttgarter Zeitung der Präsident der Forstdirektion Karlsruhe, F. Kälble, aufmerksam. Den dadurch entstandenen materiellen Schaden bezifferte er auf etwa eine Milliarde Mark. Waldbauliche Fehler werden als mitwirkende Ursache am Waldsterben ebenso ausgeschlossen wie Pilzerkrankungen oder Insektenbefall. „Keinen Zweifel gebe es indessen an der schädlichen Wirkung von Schwefeldioxyd, Stickoxyden und Fotooxydantien“, heißt es. „An einer raschen und nachhaltigen Reduzierung dieser Schadstoffe dürfe es deshalb keine Abstriche geben.“
● Aus einer Meldung der Schwäbischen Zeitung geht hervor, daß der saure Regen, der von den meisten Wissenschaftlern als Ursache des Waldsterbens und der Übersäuerung vieler Seen betrachtet wird, in zunehmendem Maße auch die Natur auf der südlichen Halbkugel bedroht. Wie eine in Genf veröffentlichte Untersuchung der Internationalen Vereinigung zur Erhaltung der Natur und der natürlichen Ressourcen (IUCN) ergab, sind bestimmte Gebiete Brasiliens und Südafrikas, aber auch Teile Australiens, besonders stark gefährdet.
Das Kind als Opfer
● Kinder — die schwächsten Glieder der Familie — haben es „häufig auszubaden, wenn die Eltern sich nicht vertragen oder in Schwierigkeiten geraten“, heißt es im Kölner Stadt-Anzeiger. Gewalt in der Familie ist kein Sonderfall, sondern kommt auch in der „normalen“ Familie häufiger vor als angenommen. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie, die im Auftrag des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums erstellt wurde. In der Bundesrepublik werden jährlich etwa 30 000 Fälle schwerer Kindesmißhandlung registriert. (Gemäß Schätzungen sollen in Wirklichkeit sogar bis zu 400 000 Kinder jedes Jahr körperlich mißhandelt werden.) Außerdem werden in der Bundesrepublik jährlich mehrere hundert Kinder zu Tode geprügelt. Bei über 80 Prozent aller aufgeklärten Gewaltdelikte, die Kinder betrafen, war der Täter mit dem Opfer verwandt oder stammte aus dem Bekanntenkreis. Der Düsseldorfer Sozialminister Professor Farthmann beklagte, daß elterliche Gewalt gegen Kinder nur selten von Außenstehenden aufgedeckt wird. Vorgetäuscht werden häufig „Sturz von der Treppe oder vom Stuhl“, „Blutungsneigungen“ oder der bedauerliche Zufall, daß das Kind ein Tischtuch mit der Teekanne heruntergerissen oder sich an der Ofenkante oder an der Badewanne gestoßen habe.