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Furchtlose Zeugen erringen einen SiegDer Wachtturm 1957 | 15. Dezember
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Furchtlose Zeugen erringen einen Sieg
IM APRIL 1957 wurde in Kolumbien im Kampf gegen Jehovas Zeugen etwas Neues angewandt, nämlich Pöbelaktionen. Neu war aber auch die Unterstützung, die die Zeugen von den Behörden erhielten.
Den Ort der Handlung bildete eine Gemeinde von etwa 6000 Einwohnern in den Hügeln des Staates Bolivar, etwa 50 Kilometer von der Stadt Cartagena entfernt. Den ganzen Tag hatten die zwei Sondervertreter der Watch Tower Society, denen dieses Städtchen zugeteilt war, heftige Drohungen gehört, als sie von Haus zu Haus predigten. Unerschrocken setzten sie ihre Predigttätigkeit fort, bis der Tag zur Neige ging. Dann kehrten sie nach Hause zurück, wo sie ihre Türen verriegelten, und nach dem Abendessen fuhren sie fort, persönlich die Bibel zu studieren.
Als es dunkel geworden war, erschien der Pöbel, der gedroht hatte, „die Protestanten heute abend zu besuchen“. Es waren Hunderte von Menschen: untersetzte Männer und Verfechterinnen der Kirche, ferner Lehrer und Schüler. Erregt schrien sie: „Wir wollen die Protestanten nicht!“ „Hinaus mit den Protestanten!“ „Wir sind katholisch!“ Sie begannen das Haus mit Steinen zu bewerfen. Nachbarn fragten den Pöbel nach dem Grund für dieses gewalttätige Vorgehen und überredeten die Menge schließlich, wegzugehen. Der Pöbel schwor jedoch, am nächsten Abend wiederzukommen.
Am nächsten Morgen riefen die Zeugen das Büro der Watch Tower Society an und setzten die Brüder von der Sachlage in Kenntnis. Diese trafen sofort Vorkehrungen, die Angelegenheit zu untersuchen. Man sprach beim Bürgermeister des Ortes vor. Er war überrascht, sie zu sehen, wollte ihnen aber keinen Schutz zusichern. Daher suchte man die Staatsbeamten in Cartagena auf. Der Gouverneur war nicht zu Hause, wohl aber sein Stellvertreter. Dieser befahl sogleich, daß ein Streifenwagen der Polizei und fünf bewaffnete Polizisten die Zeugen zurück nach dem Orte begleiteten, wo die Pöbelaktion stattgefunden hatte.
Die Ankunft der bewaffneten Staatspolizei war etwas Neues und erregte in der Umgebung der Wohnung der Zeugen Aufsehen. Der Pöbel war anscheinend ebenfalls genügend beeindruckt, denn die Rotte kam am Abend nicht wieder, wie sie es angedroht hatte. Die Polizei untersuchte die Angelegenheit und stellte fest, daß nach Angaben der Nachbarn eine Lehrerin, ein katholischer Priester und sogar der Bürgermeister selbst in die Pöbelaktion verwickelt waren. Die Staatspolizei ermahnte den Bürgermeister, so etwas nicht mehr geschehen zu lassen, und fuhr dann ab.
Als die Zeugen wieder mit dem Bürgermeister sprachen, stellten sie fest, daß er ein ganz anderer Mann geworden war. Er war nun bereit, zuzuhören und mitzuarbeiten. Auch die Leiterin der Schule wurde besucht, und die Angelegenheit wurde ihr klar und deutlich vor Augen geführt. Sie respektierte nun ebenfalls die Rechte der Zeugen Jehovas und versprach, den anderen Lehrern und den Schülern noch an demselben Nachmittag einen Vortrag über richtiges Benehmen und Respekt vor anderen zu halten.
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Der Kompromiß der ChristenheitDer Wachtturm 1957 | 15. Dezember
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Der Kompromiß der Christenheit
● Im Kommentar zur Bibel The Interpreter’s Bible, Band V, Seite 364, wird über die Neigung der ehemaligen Nation Israel gesprochen, sich um Hilfe an Ägypten, statt an Gott zu wenden. Das Buch zieht dann folgende aufschlußreiche Parallele zur heutigen Christenheit: „Als Hebräer waren sie bekannt als Anbeter Jahwes — das war ihre Religion. Aber in einer Krise wandten sie sich nicht an ihren Gott, sondern an die Kavallerie Ägyptens. Befinden wir uns in der heutigen Welt in einer anderen Notlage als jene in die Flucht geschlagenen Juden? Wir haben beansprucht, Christen zu sein, und gesagt, unsere Zivilisation sei christlich. Tragen unsere Vorschläge zur Lösung internationaler Streitfragen irgendein Merkmal des christlichen Glaubens?
● Rechtfertigt die neuzeitliche Geschichte, daß wir unser Glaubensmotto In Domino confido wiederholen? Wurde nicht von ärgerlichen Menschen immer wieder die bittere Anklage gegen uns erhoben: ‚Ihr seid nur dem Namen nach Christen, seid nur dann in der Handlungsweise Christen, wenn es euch paßt, und die übrige Zeit stoßt ihr mit der Welt ins gleiche Horn‘? Der Apologet kann dieser Herausforderung nicht aus dem Wege gehen. Er kann über den guten Einfluß, den die Kirche ausübt, sprechen, wie er will, kann so viele Siege des christlichen Glaubens aufführen, als er kennt, doch er kann nicht abstreiten, daß wir nach zweitausend Jahren Christenheit keine wirtschaftliche oder soziale Ordnung geschaffen haben, die einen christlichen Geist offenbart oder auf diesen Nachdruck legt. Wir sind nicht im entferntesten zur Welteinheit gelangt, und wir haben zu Übereinkünften, Praktiken und Bestrebungen unsere Zustimmung gegeben, die von den Idealen und dem Geist der Religion, zu der wir uns bekennen, vollständig abweichen.“
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