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Ich war BürgermeisterErwachet! 1976 | 8. März
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Ich war Bürgermeister
ICH hatte das Glück, in einer Familie groß zu werden, die gute sittliche Grundsätze vertrat. Man lehrte mich daher, ehrlich, aufrichtig und wahrheitsliebend zu sein — Eigenschaften, die wichtige Entscheidungen, die ich später im Leben traf, beeinflußten.
Von der Katholischen Aktion wechselte ich zur Politik über, da ich der Ansicht war, man müsse einen aktiven Beitrag zur politischen und sozialen Entwicklung der Gesellschaft leisten. Mit anderen Worten, man müsse in dem historischen Moment, in dem man lebe, eine wesentliche Rolle spielen.
Und so kam es, daß ich bei den Gemeindewahlen des Jahres 1970 in den Stadtrat gewählt wurde, und der Stadtrat wiederum wählte mich in das Amt des Bürgermeisters. Das war in Campagna Montferrato (Alessandria, Italien). In meiner neuen Stellung befand ich mich nun mitten in der politischen Arena mit ihrer Bürokratie, der die Bürger, besonders in ihrer Rolle als Steuerzahler, feindlich gegenüberstehen.
Bald erkannte ich, daß die Korruption alle Schichten der Gesellschaft erreicht hat. Die Politiker handelten in ihrem persönlichen Interesse, um an der Macht zu bleiben. Entscheidungen, die gefällt wurden, kamen daher nur durch Parteiwirtschaft zustande. Sobald etwas Konstruktives vorgeschlagen wurde, wurde es durch die Bürokratie blockiert. Daher war es nie möglich, eine Sache vor Ablauf von sechs oder sieben Monaten abzuschließen.
Unter diesen Verhältnissen kämpfte ich darum, daß Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit die Oberhand behielten, und bemühte mich, die Interessen der ganzen Gemeinde nie aus dem Auge zu verlieren. Es war mir möglich, einiges zu ändern, aber ich habe mir dadurch viele Feinde gemacht.
Ich beobachtete, daß die Mehrheit gerechtes Handeln wünschte, aber nur von anderen. Wenn es um die eigenen Interessen ging, bemühten sich die meisten um die Gunst eines Freundes, suchten nach einem Kompromiß oder einem Schlupfloch, versuchten, den Verwaltungsbeamten einzuschüchtern, oder nahmen zu gewalttätigen Methoden Zuflucht, um persönliche Privilegien zu erhalten.
Ein Besuch mit weitreichenden Folgen
Während ich mich durch diese Schwierigkeiten kämpfte, sprachen eines Tages — am Weihnachtstag des Jahres 1972 — ein Mann und eine Frau an meiner Tür vor, und sie begannen mit mir über Gott und die Bibel zu sprechen. Sie sagten, daß auf der Erde ein Wechsel unmittelbar bevorstehe. Das überraschte mich, und ich war bereit, mich mit ihnen kurz zu unterhalten. Sie ließen mir das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt und einige Zeitschriften zurück und versprachen, mich wieder zu besuchen, um sich zu erkundigen, wie ich über diese Schriften dächte.
Nachdem ich ein paar Seiten im Wahrheits-Buch gelesen hatte, hörte ich auf, denn alles schien mir lächerlich zu sein. Aber ich sprach mit meiner Frau darüber. Wir fragten uns: „Wenn diese Leute an die Türen gehen und so etwas sagen, müssen sie doch einen Grund dafür haben, irgendeine Grundlage. Und wenn das, was sie sagen, aus der Heiligen Schrift stammt, wie kommt es dann, daß sie es verstanden haben, während unsere katholische Kirche mit ihrer fast zweitausendjährigen Geschichte es nicht verstanden hat?“
Gemäß unserer Gewohnheit gingen wir am darauffolgenden Sonntag zur Messe, da wir aufrichtige, praktizierende Katholiken waren. Nachdem der Gemeindepriester das Evangelium erklärt hatte, gab er seinen Zuhörern den Rat, nicht auf die Leute zu hören, die sich als „Christen“ oder als „Jehovas Zeugen“ bezeichnen.
Nachdem der Priester erfahren hatte, daß Jehovas Zeugen wieder die Familien des Ortes besucht hatten, äußerte er sich am nächsten Sonntag sehr ärgerlich und sagte ganz kategorisch, man solle ihnen nicht zuhören, da sie Protestanten seien und nicht an Christus glaubten, und außerdem würden sie aggressive Methoden anwenden, um die Menschen dazu zu bringen, ihre Ideen anzunehmen. In den folgenden Wochen hetzte der Priester häufig gegen Jehovas Zeugen und nannte sie „gierige Wölfe“.
Aus Neugier — vielleicht aber auch als Reaktion auf unsere Umgebung — baten meine Frau und ich diese Christen, die als Jehovas Zeugen bekannt sind, in unsere Wohnung herein, trotz des Rates, den unser Gemeindepriester gegeben hatte. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, daß sie friedliche Absichten und eine bescheidene Art hatten.
Als Katholiken glaubten wir, wir hätten die wahre Religion, und daher verfolgten wir mit unseren Diskussionen die Absicht, Jehovas Zeugen verstehen zu helfen, daß sie im Irrtum seien. Doch je mehr wir studierten, desto besser verstanden wir, daß wir im Irrtum waren. Mehr als einmal wandten wir uns an unseren Gemeindepriester, der uns jedoch nicht die nötigen Erklärungen geben konnte.
Von unserem Wahrheitshunger angetrieben, diskutierten wir nun mit Personen, von denen wir glaubten, sie seien in bezug auf die Bibel gut informiert, sowohl mit Katholiken als auch mit Protestanten. Wir sprachen über viele wichtige Punkte. Doch weder der katholische Theologe noch der protestantische Pastor konnte seine Theorien biblisch begründen. Daher kamen wir zu dem Schluß, daß die Wahrheit in der Heiligen Schrift zu finden sei und daß sie nur von denen gepredigt werde, die Jesu Gebot hielten, einander zu lieben, und sich damit als seine wahren Jünger auswiesen.
Der Durchschnittskatholik erhält in seiner Jugend eine religiöse Schulung, die sich auf auswendig gelernte Riten und Gebete stützt. Später sollen seine geistigen Bedürfnisse durch die Sonntagsmesse befriedigt werden. Man gibt ihm zu verstehen, daß sein Heil in den Händen des Priesters liege, der die verschiedenen Sakramente verwalte. Dadurch kann sein Gewissen abgestumpft und verhärtet werden, und oft wird eine solche Person schließlich gefühllos und korrupt.
Allmählich erkannte ich die Irrtümer der katholischen Kirche, was ihre Lehren betrifft. Ich möchte kurz anführen, was mich besonders beeindruckt hat. Zum Beispiel: Wie kann man die Dreieinigkeitslehre rechtfertigen, wenn man Johannes 14:28 liest? Oder: Wie kann man die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele aufrechterhalten, wenn man 1. Mose 2:7, Prediger 9:5, Hiob 14:13 und 34:14, 15 in Betracht zieht? Und wenn man das Verhalten der Kirchen der Christenheit, die Gewalttaten, die sie im Laufe der Geschichte und besonders in den Weltkriegen der Neuzeit begangen haben, untersucht und dies mit Johannes 13:34 vergleicht, dann wird es ganz offensichtlich, daß ein solches Verhalten mit dem wahren Christentum unvereinbar ist.
Aufgrund dieser Tatsachen kam ich leicht zu dem Schluß, daß die Lehren der katholischen Kirche falsch seien, und so trennte ich mich nach und nach von ihr. Gemeinsam mit meiner Frau begann ich nun, die Zusammenkünfte im Königreichssaal der Zeugen Jehovas zu besuchen. Je mehr wir lernten, desto mehr erkannten wir, daß Jehovas Zeugen wirklich Gottes Volk sind.
Die heutige Ansicht eines Bürgermeisters über Politik
Die Welt der Politik begann mich mehr denn je zu beunruhigen, da ich nun erkannte, daß die Ursache für die Unehrlichkeit und die Selbstsucht unter den Politikern darin bestand, daß sie kein geistiges Unterscheidungsvermögen und keine Erkenntnis des Wortes Gottes, der Bibel, besaßen.
Es wurde mir klar, daß ich durch ein Verbleiben in der Politik nichts dazu beitragen könnte, die gesellschaftlichen Kämpfe beizulegen, die täglich um mich herum vor sich gingen, denn meine Bemühungen hätten es verlangt, Kompromisse zu schließen und mich der Korruption zu fügen. Sonst wäre ich zermalmt und beiseite geschoben worden. Meiner Ansicht nach könnte die Gesellschaft nur geändert werden, wenn die Menschen ihr Herz ändern würden, nicht aber durch die Bemühungen einiger ehrlicher Personen auf sozialem Gebiet.
Diese Ansicht wird durch die Tatsache gestützt, daß es in der Welt nicht deswegen so schlecht aussieht, weil anständige und aufrichtige Personen nicht versucht hätten, die sozialen Zustände zu verbessern, sondern weil die aufrichtigen Bemühungen weniger durch die Schlechtigkeit der vielen zunichte gemacht worden sind.
Jetzt konnte ich erkennen, warum die Politiker und Regierungen nicht in der Lage sind und auch nie in der Lage sein werden, die sozialen Probleme zu lösen, mit denen sie täglich konfrontiert werden, und warum es in großen Gebieten im Süden unseres Landes kein Trinkwasser und keine Elektrizität gibt, warum die nationalen Versicherungen erschreckende Defizite haben, warum es zuwenig Bildungsstätten gibt und was die Ursache für die ungehemmte Umweltverschmutzung, die galoppierende Inflation und die zunehmende Kriminalität und Gewalttat ist.
Dennoch hatte ich als Bürgermeister (diese Stellung hatte ich als Katholik angenommen) eine Verantwortung gegenüber meinen Mitbürgern, und diese Verantwortung blieb bestehen. Gleichzeitig wurde mir aufgrund meiner Erkenntnis der Wahrheit klar, daß meine Stellung Jehova nicht annehmbar war. Ich mußte in dieser Hinsicht handeln, ohne Kompromisse zu schließen, und mich dabei an christliche Grundsätze halten. Nachdem ich die Angelegenheit durchdacht hatte, beschloß ich, zum Präfekten zu gehen und ihm meine Absicht, vom Amt des Bürgermeisters zurückzutreten, zu erklären. Er war sehr verständnisvoll und sicherte mir zu, daß er alles so einrichten würde, daß die übrigen Mitglieder des Stadtrats ihr Mandat bis zum Ende ihrer Amtszeit innehaben könnten, ohne daß neue Wahlen ausgeschrieben werden müßten. Genau das war mein Wunsch. Ich wollte der Gemeinde die teure Bürde, die Neuwahlen mit sich bringen, ersparen.
So war es mir möglich zurückzutreten. Nun waren meine Frau und ich beruhigt, und wir freuten uns über die Entscheidung, die wir getroffen hatten. Es war unser Wunsch, uns Jehova hinzugeben und dies öffentlich durch die Wassertaufe zu symbolisieren. Das taten wir dann auch.
Meine Frau und ich sind nun glücklich, zu Jehovas Volk zu zählen und uns für den Dienst des wahren Gottes zur Verfügung zu stellen. Wir tun dies aus tiefer Liebe und Wertschätzung und mit dem aufrichtigen Wunsch, anderen zu helfen, ebenfalls dieses große Herzensglück zu finden. (Eingesandt.)
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Kräfte aus dem ErdinnernErwachet! 1976 | 8. März
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Kräfte aus dem Erdinnern
● Parallel zur Pazifikküste Südamerikas verläuft in acht Kilometer Tiefe ein Bruch in der Erdoberfläche. Entlang dieser Verwerfungslinie entsteht ein ungeheurer Druck (über 800 Kilogramm pro Quadratzentimeter), so daß sich der Meeresboden des Pazifiks gegen die Landmasse Südamerikas schiebt. Dadurch hat unter anderem Peru im Durchschnitt alle zwölf Jahre ein größeres Erdbeben. Außerdem werden die Berge der Andenkette dadurch jedes Jahr ein wenig höher.
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